Tierkommunikation mit Gänsehaut - Amelia Kinkade - E-Book

Tierkommunikation mit Gänsehaut E-Book

Amelia Kinkade

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Beschreibung

Wenn Amelia Kinkade mit wilden, in Freiheit lebenden Tieren Kontakt aufnimmt, bekommt man Gänsehaut. Da bittet sie telepathisch eine Horde von Elefanten, die eigentlich die Nähe von Menschen scheut, darum, zum Eingang eines Naturparks zu kommen. Die wilden Typen lassen nicht lange auf sich warten, einige betreten sogar das Gebäude der Parkverwaltung, um Kinkade zu begrüßen – während der Parkbesitzer vor Angst erstarrt... Die Begegnungen von Amelia Kinkade mit Tieren grenzen mitunter – sogar für Experten – an ein Wunder, die New York Times zählt Kinkade zur besten Tierkommunikatorin der Welt. Doch das Anliegen der Tierschützerin, die von den Cherokee-Indianern abstammt, ist es nicht, mit ihren außergewöhnlichen Fähigkeiten zu glänzen. Kinkades Herzensanliegen ist es, uns zu zeigen, wie intelligent und weise Tiere tatsächlich sind – und uns zu ermutigen, dafür einzustehen, dass das Leiden, das Menschen Tieren zufügen, endlich ein Ende hat.

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Das Buch

Wenn Amelia Kinkade mit wilden, in Freiheit lebenden Tieren Kontakt aufnimmt, bekommt man Gänsehaut. Da bittet sie telepathisch eine Horde von Elefanten, die eigentlich die Nähe von Menschen scheut, darum, zum Eingang eines Naturparks zu kommen. Die wilden Typen lassen nicht lange auf sich warten, einige betreten sogar das Gebäude der Parkverwaltung, um Kinkade zu begrüßen - während der Parkbesitzer vor Angst erstarrt... Die Begegnungen von Amelia Kinkade mit Tieren grenzen mitunter - sogar für Experten - an ein Wunder, die New York Times zählt Kinkade zur besten Tierkommunikatorin der Welt. Doch das Anliegen der Tierschützerin, die von den Cherokee-Indianern abstammt, ist es nicht, mit ihren außergewöhnlichen Fähigkeiten zu glänzen. Kinkades Herzensanliegen ist es, uns zu zeigen, wie intelligent und weise Tiere tatsächlich sind - und uns zu ermutigen, dafür einzustehen, dass das Leiden, das Menschen Tieren zufügen, endlich ein Ende hat.

Die Autorin

Amelia Kinkade, geb. 1963, zählt weltweit zu den ganz großen Tierkommunikatorinnen. Sie arbeitete mit den Pferden von Queen Elizabeth und von Prinz Charles, sie betreute die Pferde von Springreitern, die mit ihren Tieren bei olympischen und internationalen Wettkämpfen „Gold“ und „Silber“ errangen. Sie gibt Seminare in Europa, Afrika, Nord- und Südamerika und schult Tierfreunde, Pfleger, Sportler, Ärzte - und Kinder. Amelia Kinkade publizierte zahlreiche Bücher, die in viele Sprachen übersetzt wurden. Im Reichel Verlag sind von ihr erschienen: Tierisch gute Gespräche und Tierisch einfach - Wie Sie Tiere verstehen und mit ihnen sprechen können.

Amelia Kinkade

Tierkommunikation mit Gänsehaut

Amelia Kindkade kommuniziert mit Wildtieren

Übersetzt von Johanna Ellsworth

Inhaltsverzeichnis
Umschlag
Das Buch / Die Autorin
Titel
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
1. Tiger: Meister des Sternentors
2. Elefanten: Gute Schwingungen
3. Löwen: Könige und Königinnen
4. Herrliche weiße Haie: Spaß mit messerscharfen Zähnen
5. Die schwarze Mamba: Der Tanz mit dem Tod
6. Bienen: Kinder der Sonne
7. Wale: Der Beirat der Weisen
Danksagungen
Ressourcen
Literaturverzeichnis
Über die Autorin
Impressum

Für Beatrice Lydecker, die mich gelehrt hat, dass der Ruf der Wildnis als Flüstern zu hören ist

Im Namen des Sonnenaufgangs und der Augenlider des Morgens und des Wandermonds und der Nacht, in der er wohnt, schwöre ich, dass ich meine Seele nicht durch Hass entehren werde, sondern mich demütig als Wächterin der Natur, als Heilerin des Leids, als Botschafterin der Wunder, als Architektin des Friedens anbieten werde. Im Namen der Sonne und ihrer Spiegel und des Tages, der sie umarmt, und des Wolkenschleiers, der sich über sie legt, und der tiefsten Nacht und des Männlichen sowie des Weiblichen und des Planeten, der so reich an Saatkörnern ist, und der krönenden Jahreszeiten des Glühwürmchens und des Apfels Werde ich alles Leben ehren - wo immer und in welcher Form auch immer es zu Hause ist - in meiner Heimat, auf Erden, und in den Häusern der Sterne.

- Diane Ackerman, School Prayer aus I Praise My Destroyer

Vorwort

Im Jahr 2001 wurde aus einem von vielen Tränen fleckigen, zerfledderten Tagebuch ein Buch, das auf der ganzen Welt veröffentlicht wurde und den Namen meiner Katze zu einem Synonym für eine Liebe machte, die „niemand außer mir verstand“. Ich nannte meinen Hauskater Mr. Jones „den Sonnenschein in meinem Universum“ und beschrieb unsere Beziehung als „eine Liebe, die Zeit und Raum überwindet“. Seit der Veröffentlichung von Tierisch gute Gespräche habe ich Tausende von E-Mails aus aller Welt von Lesern erhalten, die mir Fotos ihres eigenen Mr. Jones schickten. Als ich die Bilddateien öffnete, stellte ich zu meiner Überraschung fest, dass auf den Bildern nicht nur Hauskatzen, sondern auch Pferde, Hunde und manchmal sogar Kaninchen oder Vögel abgebildet sind. Doch wenn ich die E-Mails lese, in denen steht: „Das hier ist mein Mr. Jones“ oder leider auch „Ich habe gerade meinen Mr. Jones verloren“, dann kommen mir jedes Mal die Tränen. Sie alle vertrauen darauf, dass ich weiß, was Sie damit meinen. Dieses neue Buch ist zwar ein Abstecher in die Wildnis, aber ich vertraue darauf, dass Sie immer noch wissen, was ich meine.

Tierkommunikation mit Gänsehaut soll Sie aus Ihrer Komfortzone herauslocken. Denn falls diese Zone den Schmerz darüber, dass Sie Tieren nicht helfen können - da wir darauf konditioniert sind, uns machtlos zu fühlen, weil wir ihnen nicht helfen können -, mit einschließt, werden Sie sich über mein gewagtes Eingreifen sicher freuen. Dieses Buch wurde geschrieben, um das sinkende Gefühl der Hilflosigkeit zu hinterfragen und Ihre Fähigkeiten zu fördern, sich aktiv für Veränderungen im Sinne der Erde und ihrer Tiere einzusetzen. Stellen Sie sich jedoch auf einen wilden Ritt ein.

Auf diesen Seiten werden Sie meine privaten Gespräche mit wilden Tigern, Löwen, Elefanten, Walen und Bienen belauschen und - wenn Sie den Mut dazu aufbringen - mich auf einer Achterbahnfahrt mit weißen Haien und einer schwarzen Mamba begleiten. In mir steckt eben eine Rebellin, die ich nicht ignorieren kann. Daher höre ich dankbar auf ihre Weisheit und lasse mich von ihr dirigieren. Ich lasse ihr immer das letzte Wort. In diesem Buch lässt auch New World Library ihr das letzte Wort und hat eine neue Savanne geschaffen, in der mein ungezähmter Geist frei laufen kann.

Ich bin weder Wissenschaftlerin noch Zoologin oder Tierärztin, doch die Leiter von Naturschutzparks führen mich zu ihren verstörten oder kranken Tigern, Löwen und Geparden und lassen mich sogar mit ihren Kobras schmusen. Wildelefanten kommen in den Safariparks auf mich zu, um mir das Gesicht zu küssen. Technisch gesehen bin ich weder eine Expertin für Tiger noch für Elefanten und gebe zu, dass ich vor den Recherchen für dieses Buch nicht allzu viele wissenschaftliche Fakten über Haie, Wale oder Bienen kannte. Wie Albert Einstein sagte, ist die mysteriöse Erfahrung die schönste, die wir machen können. Sie ist das fundamentale Gefühl, das an der Wiege wahrer Kunst und echter Wissenschaft steht. Wer sie nicht kennt und sich nicht mehr wundern kann, sich nicht mehr begeistern kann, ist so gut wie tot, und sein Augenlicht ist getrübt. Ich hoffe, dass Tierkommunikation mit Gänsehaut Ihnen die Augen öffnet, ganz egal, wie getrübt sie von Entmutigung und Tränen geworden sind.

Das einzige Gebiet, auf dem ich eine echte Expertin bin, ist das Reich des Mysteriums. Ich bin ganz einfach eine neugierige Schülerin der Mysterien der Natur und eine Zeugin von Gottes täglichen Wundern in meinem Leben. Jedes Tier ist ein Wunder. Und es ist schon ein Wunder, dass ich die Tiere hören kann, wenn sie mir „zuflüstern“. Ich habe dieses Buch geschrieben, um einige der Techniken, die Magie möglich machen, mit Ihnen zu teilen, damit auch Sie ein paar der „Flüstertöne“ hören können. Auch habe ich die Fakten und Zahlen zu meinen unglaublichen Geschichten gesammelt, doch die können Sie überall selbst finden. Was Sie nirgendwo sonst finden werden, ist der Zugang zu meiner Seele. Treten Sie auf eigene Gefahr ein. Da drin herrscht ein Dschungel. Die schönsten Nischen meiner Seele werden von wilden Tieren bevölkert. Ich weiß, dass es vielen von Ihnen genauso geht. Meine größte Hoffnung ist daher, dass ich Ihrer wildesten Liebe einen sicheren Ort zum Leben bieten kann.

Vielleicht ist es einfach das Erbe meiner Vorfahren, der Cherokee-Indianer, den Tieren Liebeslieder zu singen. Als ich auf meiner letzten Safari den Löwen vorsang, während mir die Tränen über die Wangen strömten, fragte mich eine meiner Schülerinnen nach dem Text meines geheimen Lieds. Es ist ein altes Lied von Aaron Neville, das ich jedem meiner Patienten zuflüstere, egal, ob es sich um Löwen, Tiger, Schildkröten, Elefanten, Haie, Schlangen, Wölfe, Wale, Bären, Jaguare, Giraffen, Gorillas, Spinnen, Pinguine, Hunde, Schweine, Papageien, Alpakas, Leguane, Adler, Eulen, Fledermäuse, Hauskatzen oder Schaupferde handelt: „Ich weiß zwar nicht viel. Aber ich weiß, dass ich dich liebe. Und das ist vielleicht auch alles, was ich wissen muss.“

Möge dieses Buch es Ihnen ermöglichen, auch die Wilden zu lieben.

1. Tiger

Meister des Sternentors

Wir sind ihr größter Feind und zugleich ihre einzige Hoffnung. Sie werden nicht kämpfen. Sie werden nicht um Gnade betteln. Sie werden sich nicht verabschieden. Sie werden nicht aufschreien. Sie werden einfach nur verschwinden. Und wenn sie weg sind, Wird es still werden.... Und dann werden wir nichts tun können, um sie zurückzuholen. Ihre Zukunft liegt alleine in unserer Hand.

- Bradley Trevor Greive, aus Priceless: The Vanishing Beauty of a Fragile Plan

„Mit dem Zahn des ältesten Tigers stimmt was nicht“, sagte ich auf dem Weg zum Wildkatzenschutzgebiet. „Alle Wildkatzen machen sich um ihn Sorgen. Sie haben mir alle gesagt, dass er vor kurzem ein Problem mit einem Zahn hatte, und der Leopard sagte: ,Hoffentlich geht es mir nicht auch so.‘ Ich habe gestern Abend mit jeder einzelnen Wildkatze gesprochen, und alle wollten nur darüber reden, wie sehr sie sich um ihren ältesten Tiger sorgen. Sein Zahnproblem muss sehr ernst sein.“

„Können Sie mir sagen, um welchen Zahn es sich handelt?“, fragte mich Bob Faw, ein Außenkorrespondent der NBC Nightly News.

Ich nahm Kontakt mit dem Tiger auf, untersuchte seinen Körper und wand mich vor Schmerzen. Automatisch fasste ich mich an meinen linken Oberkiefer. „Oben links. Es handelt sich um einen Backenzahn im linken Oberkiefer.“

„Sind Sie sicher?“

„Ja.“

„Woher wissen Sie das?“

„Ich spüre es.“

„Sie spüren die Schmerzen des Tigers, als wären es Ihre eigenen?“

„Ja, ich glaube, ihm wurde gerade ein Zahn gezogen.“ Ich rieb mir die schmerzende Wange. Die Schmerzen waren unerträglich.

Ich war noch nie in McCarthy’s Wildlife Sanctuary im Süden Floridas gewesen, als NBC Nightly News hinflog, um ein Tierkommunikationsseminar zu drehen, das ich dort hielt, und um mich zu interviewen. Ich war noch keiner der exotischen Wildkatzen persönlich begegnet und hatte auch noch keine Fotos von ihnen zu Gesicht bekommen. Normalerweise konzentriere ich mich als professionelle Tierkommunikatorin darauf, telepathischen Kontakt zu ihnen aufzunehmen. In diesem Augenblick nahm ich nur in Gedanken Kontakt zu den großen Wildkatzen im Naturschutzpark auf, umhüllte sie mit Liebe und bat sie, mir die wichtigste Nachricht zu berichten - eine kürzliche Veränderung ihrer Lebensumstände oder Gefühle.

In Gedanken bat ich sie: „Ich brauche eure Hilfe! Ich bin die erste Tierwahrsagerin, die jemals auf dieser Ebene amerikaweit im Fernsehen gezeigt wird. Diese Leute glauben nicht an das, was ich tue. Ich muss ihnen und ganz Amerika beweisen, dass ihr tausendmal intelligenter seid, als die Menschen euch zutrauen, und ich muss beweisen, dass ihr mit mir ,reden‘ könnt und dass ich euch hören kann! Bitte, bitte, helft mir! Könnt ihr mir etwas Außergewöhnliches sagen, das vor kurzem bei euch passiert ist - irgendeine Tatsache, die niemand außer euch bekannt ist?“

Ich hatte keinerlei Internetrecherchen über diese Wildkatzen angestellt. Ich war ganz bewusst ins kalte Wasser gesprungen. Meine einzige Vorbereitung auf den Tag vor der Kamera im Naturreservat war eine Meditation über die Tiere am Abend davor. Ich richtete mein Bewusstsein auf ein Gehege nach dem anderen und begegnete allen exotischen Wildkatzen auf dieser magischen Ebene, auf der wir Zugang zu den Gedanken und Gefühlen anderer Wesen haben und sofort stumm über große Distanzen hinweg mit ihnen detailliert „sprechen“ können. Als ich jede einzelne bat, mir ihre Gefühle und Sorgen in jener Nacht mitzuteilen, berichteten alle dasselbe. Die Tiger, der Jaguar und der Berglöwe hatten alle das gleiche Problem. Jede der Wildkatzen sagte mir auf telepathische Weise, dass das Trauma ihres „Königs“ wichtiger als alles andere sei, und dass sie sich nichts sehnlicher wünschte, als sein Leiden zu mildern. Dieses Problem löste viel Trauer und Frust aus. Manche Tiere hatten Angst um ihn, andere hatten Angst, dass es auch sie treffen könnte. Alle waren wegen der Krankheit ihres Anführers besorgt und entmutigt.

Ich zitterte am ganzen Körper und bemühte mich, nicht zu stottern, während ich atemlos vor der Kamera meine intuitiven Eindrücke schilderte. Ich redete zu schnell - was mir immer passiert, wenn die Informationen von außen kommen. Wenn ich mit Lichtgeschwindigkeit Daten herunterlade und beim Versuch, mit der Schnelligkeit der Übermittlung Schritt zu halten, über Worte stolpere, erlebe ich eine bestimmte körperliche Reaktion. Sie zeigt mir, dass die Informationen von einem anderen Lebewesen kommen und keine Hirngespinste sind, da mein normaler Denkprozess langsamer ist. Auch wenn dieser Hinweis hilfreich war, machte er mich noch nicht sicher. Ich war in Panik, da ich keine Ahnung hatte, ob ich richtig lag. Wenn ich mich irrte, würde ich nicht nur mich selbst, sondern all meine geliebten Schüler und meinen gesamten Berufsstand in Verruf bringen. Ich hatte den Nachrichtensender gebeten, den Fokus des Dokumentarfilms nicht nur auf mich zu richten, sondern auch noch sechs oder sieben der besten Tierwahrsager der Welt einzuladen, um uns kreuzweise zu analysieren und Doppelblindstudien mit uns durchzuführen. Auf diese Weise könnte der Sender wissenschaftlich beweisen, dass wir auch für die breite Bevölkerung glaubhaft sind, nämlich wenn die Daten übereinstimmen, die wir per Gedankenübertragung sammeln. Doch der Fernsehsender weigerte sich. Er wollte nur einen Bericht über mich allein machen und war noch nicht einmal bereit, mich mit meinen prestigeträchtigsten Kollegen auftreten zu lassen. Ich stimmte nur deshalb zu, weil man mir sagte, dass der Sender ohne mich im Mittelpunkt überhaupt keine Doku über Tierkommunikation drehen würde.

Dadurch, dass sie als meinen Interviewer Bob Faw ausgewählt hatten, wurde der Druck nur noch stärker. Bob Faw ist ein brillanter Journalist, der mit allen Wassern gewaschen ist. Er hat zwei Auszeichnungen des Overseas Press Club erhalten, eine im Jahr 1982 für seine Reportage über den Einmarsch der Israelis im Libanon und die andere für einen Bericht über Mosambik für NBC Nightly News, der ihm 2000 auch noch einen Emmy einbrachte. Ich garantiere, dass er in den zwei Jahrzehnten, in denen er Berichterstatter internationaler Nachrichten war und auch als Kriegsberichterstatter im Nahen Osten unterwegs war, nie aufgefordert worden war, eine Frau ernst zu nehmen, die Leeza Gibbons einmal eine „Hundi-Hellseherin“ genannt hatte und die gerade zu anderen Tierarten überwechselte, um sich als „Tigerhellseherin“ zu beweisen.

Die Nachrichtenproduzenten waren jedoch so freundlich gewesen, mich zu fragen, ob ich einen Lehrmeister hätte, den sie interviewen sollten. Leider war meine Lehrmeisterin schon verstorben, doch stattdessen schlug ich ihnen Captain Edgar Mitchell vor, den legendären NASA-Professor und Astronauten, der seine Fußabdrücke auf dem Mond hinterlassen hat. Auch wenn Dr. Mitchell mir nicht beigebracht hat, wie man telepathischen Kontakt zu Tigern aufnimmt, war er möglicherweise der einzige geniale Wissenschaftler auf Erden, der den Prozess verstand und nicht das Gesicht verziehen würde. Die Liebe zu seiner äußerst intelligenten alten Schnauzerdame Miss Megs brachte uns zusammen, da selbst ihr äußerst intelligenter menschlicher Papa nicht wusste, was sie dachte, wenn sie ihn mit unwiderstehlich seelenvollen Augen um ein Stück Käse anbettelte.

Dr. Mitchell ließ die Fernsehcrew zu ihm nach Hause in West Palm Beach kommen und ihn dort interviewen. Später erzählte er mir davon.

„Hat sie sich jemals geirrt?“, hatten die Fernsehleute ihn gefragt.

„Nicht dass ich wüsste, aber jeder hat mal einen schlechten Tag. Es kann schon sein, dass es Tage gibt, an denen ihre Antennen nicht so feinfühlig sind wie sonst.“

Zum Glück war dies kein solcher Tag. Als wir im Naturschutzpark für Wildkatzen ankamen, schmorte ich schon in der Hitze Floridas, doch der nervenaufreibende Stress, mich vom prestigereichsten Nachrichtenprogramm Amerikas bei der Arbeit filmen zu lassen, ließ meine Körpertemperatur um gefühlte fünf Grad mehr steigen. Angespannt und mit ausgetrocknetem Mund ging ich an den Gehegen der großen Wildkatzen vorbei, während mir die Kameras dicht auf den Fersen blieben. Jedes Gramm meines Muts, meiner Gabe und Kraft würde gleich auf die Probe gestellt. Wir kamen an vielen der Tiere vorbei, mit denen ich schon in meiner Meditation gesprochen hatte. Ich begrüßte sie alle still und ehrfürchtig und dankte ihnen dafür, dass sie mit mir kommuniziert hatten, während sie mich in Gedanken zu ihrem kranken König führten.

Plötzlich sahen wir ihn. Es war der größte und majestätischste bengalische Tiger, den ich in meinem Leben gesehen hatte, doch er ließ den riesigen Kopf vor Schmerzen hängen. Von seiner prächtigen Oberlippe tropfte Blut. Mark McCarthy, der wundervolle Leiter dieser Tierschutzeinrichtung, war wortlos zu uns getreten. Er sah in die Kamera und erklärte:

„Das ist Rajah. Ihm wurde gerade einer seiner Zähne gezogen, um an ein Krebsgeschwür in einer seiner Nebenhöhlen heranzukommen. Wegen seines hohen Alters hatten wir starke Bedenken, ihn unter Narkose zu setzen. Er ist unser ältester Tiger.“

„Welcher Zahn wurde ihm gezogen?“, wollte Bob Faw wissen.

„Einer seiner linken oberen Backenzähne.“

Leider sind selbst Fernsehteams, die ganz offen für Hellseher sind, total verblüfft, wenn der magische Prozess vor ihren Augen eintritt. Zu diesem Zeitpunkt waren sie wohl damit beschäftigt, sich ein halbes Dutzend möglicher Erklärungen zu überlegen, wie ich an meine Informationen gelangt war.

War der Gesundheitszustand des Tigers womöglich im Internet veröffentlicht worden? War er nicht. Hatte mir der Leiter des Tierschutzparks die Information heimlich im Voraus verraten? Hatte er nicht. Ich war ihm noch nie zuvor begegnet und hatte auch noch nie mit ihm geredet. Hatte ich vielleicht einen Schüler oder Freund als Spion in den Park geschickt? Hatte ich nicht.

Ich hatte die Information von den Wildkatzen. Und sie hatten es mir sogar gesagt, ohne dass ich ein Foto vorliegen hatte. Ich hatte keine übersinnlichen Koordinaten erhalten. Ich hatte den Tierschutzpark nur gedanklich betreten und die Wildkatzen direkt gefragt. Und jetzt stand ich vor ihnen. Vor Rajahs Gehege kämpfte ich mit den Tränen. Im Gegensatz zu den Tierschutzeinrichtungen in Thailand, die mich mit den gefährlichsten wilden Tigern der Welt schmusen ließen, oder den Affenschutzeinrichtungen in Südamerika, die mir erlaubten, die großen Affen vorsichtig zu streicheln, durfte ich hier nicht Rajahs Gehege betreten und ihn umarmen. Ich durfte ihn nur durch die Käfigstangen hindurch trösten, ohne ihn streicheln oder küssen zu können. Ich konnte ihm nur heilende Gedanken schicken und ihm mit zärtlichen Worten Mut zusprechen. Er ließ vor Schmerzen den wunderschönen Kopf hängen, während ihm das Blut die Mähne heruntertropfte. Der Krebs in seiner linken Nasennebenhöhle war nicht behandelbar. Rajah lag im Sterben.

Einer seiner letzten Wünsche war, dass eine kleine Tierkommunikatorin aus Los Angeles ihrer Spezies erklären würde, dass auch Tiere Gefühle haben, dass ihre intellektuellen Fähigkeiten ein Vielfaches von dem sind, was Menschen ihnen zutrauen, dass die Bandbreite ihrer Gefühle weitaus größer ist, als wir es uns jemals hätten träumen lassen, und dass die Art, wie wir unsere Mitlebewesen behandeln, so sehr zu wünschen übrig lässt, dass sie ungehört in Käfigen an Krankheiten verenden, die wir durch unzureichende Ernährung, nicht tiergerechte Lebensumstände und emotionales Leid hervorrufen. Unser primitives medizinisches Wissen über Tiere und unsere Unfähigkeit, ihre Heilungsprozesse zu honorieren, können dazu führen, dass sie sich noch gedemütigter und verratener fühlen. Auch ist der Mensch das einzige Lebewesen, das andere Tiere nicht „hören“ kann. Das kann zu einem Desaster führen - dem Gefühl der Einsamkeit, Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit, das zu Depressionen führt, sowie Verwirrung und Frustration über die einzige Spezies, die ihre Verbundenheit zur Natur verloren hat: der Mensch.

Doch Rajah hatte an jenem Tag noch einen kleinen Hoffnungsschimmer, der die Finsternis seiner hoffnungslosen Zukunft erhellte.

„Ich kann dich hören“, sagte ich in Gedanken zu ihm. „Und ich liebe dich. Wenn ich mein ganzes Leben nur für diesen Augenblick gelebt habe - für die Chance, dir zu begegnen und hier zu sein, um dich zu trösten -, dann war es das wert.“

Er sah zu mir auf und lächelte so, wie alle Katzenfreunde es von Katzen kennen, nämlich wenn sie die pelzigen Mundwinkel in einem Ausdruck seliger Zufriedenheit nach oben ziehen. Trotz seines stark schmerzenden Kiefers gähnte er sogar leicht. Dann streckte er stolz den kräftigen Rücken, streckte mir die herrlichen Vorderbeine entgegen und kreuzte die Pfoten. Mit einer unwiderstehlich süßen, flirtenden Bewegung legte er wie ein Kätzchen die Wange auf die Pfoten und schaute mit großen Augen zu mir auf. Der smaragdgrüne Laserstrahl seines Blickes traf mich mitten ins Herz.

„Ich bin durchs ganze Land gereist, nur um dir zu begegnen, Rajah“, sagte ich ihm in Gedanken. „Und für dich wäre ich auch durch die ganze Galaxie gereist.“

„Ich danke dir. Und ich hätte für dich dasselbe getan. Ich habe ein paar Botschaften an die Menschen“, sagte er. „Sag ihnen, dass Tiger immer noch die Könige des Dschungels sind, und als König dieser Spezies spreche ich nicht nur für die Tiger, sondern für alle Tiere auf der ganzen Welt. Sag deinen Leuten, dass sie mit uns liebevoll und nicht mit Gewalt umgehen sollen. Sag ihnen, dass wir ihre Lehrmeister und nicht ihre Sklaven sind. Sag ihnen, dass sie sich letztendlich selbst zerstören, wenn sie alle anderen Spezies ausrotten. Sag ihnen, dass sie lernen müssen zu teilen.“

„Gut, ich werde es versuchen ... aber du weißt ja, dass sie nicht auf mich hören werden.“

„Wenn nicht auf dich - auf wen dann?“, gab er zurück.

„Ich werde tun, was ich kann. Das verspreche ich dir“, sagte ich und wünschte ihm zärtlich Lebewohl, während ich ins Gebäude zurückgescheucht wurde, damit wir den Drehplan einhalten konnten. Während ich mir die Tränen abwischte und mich von seinem Gehege entfernte, quollen rote Blutstropfen noch immer aus seinem Mundwinkel. Ich musste mir das Gesicht abtupfen und es für das Interview vor laufender Kamera richten, das gleich beginnen würde, doch ihn zurückzulassen war die reine Qual. Ich hätte jeden Tag meines restlichen Lebens damit verbringen können, voller Dankbarkeit, dass wir Menschen an der Seite solcher Schönheit auf Erden leben dürfen, sein prächtiges Gesicht zu bestaunen.

Frisch gepudert und mit erneuerter Wimperntusche setzte ich mich auf ein Sofa im Wohnzimmer des bescheidenen Heims des Tierschutzparkleiters, holte tief Luft, betete zu meinen geistigen Führern und versuchte, mein inneres Gleichgewicht wiederzufinden. Die Fernsehproduzenten hatten mir versichert, dass sie meine Arbeit unterstützten, ganz egal, wie kontrovers sie war, und dass der Moderator vor laufender Kamera „nichts versuchen“ würde - keine billigen Tricks, keine heimlichen Seitenhiebe oder Schläge unterhalb der Gürtellinie, die so viele Talkshowleiter bei ihren Gästen mit übersinnlichen Kräften so oft anwenden, wenn diese einen linken Kinnhaken am wenigsten erwarten.

Trotz der Versprechen unterbrach Bob Faw mich mitten in meinem nervösen Geplapper darüber, warum die Kommunikation zwischen Mensch und Tier funktioniert, was elektromagnetische Energie ist und wie sie zwischen Lebewesen ausgetauscht wird, um in Frequenzmuster umgewandelt und ähnlich wie Morsecodes „gelesen“ zu werden.

„Sie können Fotografien lesen, nicht wahr?“, fragte er mich plötzlich.

„Was?“

„Ihre Kräfte funktionieren auch bei Fotos, stimmtʼs?“

„Äh ... hm ... ja, na ja, schon, aber -“

„Was sehen Sie dann auf diesem Foto hier?“ Er zog ein Bild aus seiner Brusttasche und klatschte es vor meiner Nase auf den Couchtisch. Aua. Der Schlag unter die Gürtellinie. Ich geriet für einen Augenblick aus dem Gleichgewicht und erklärte, dass ich kurz im Stillen meditieren müsste und nicht darauf vorbereitet war, mich live unter Druck und vor laufender Kamera auf ein Foto einzustellen. Dann machte ich den größten Fehler meines Lebens - und bereue ihn bis heute. Ich bat sie, die Kamera auszuschalten. Sie wurde abgestellt, und ich saß still da und schaute in die Augen der süßesten Mopsdame, die ich je gesehen hatte.

„Das ist meine Hündin“, sagte er. „Welche Informationen erhalten Sie von ihr?“ Es war so still im Raum, dass man den Schluckauf einer Fliege hätte hören können. Drei meiner Workshop-Organisatorinnen saßen abseits der Kamera um mich herum, verfolgten das Interview und ermutigten mich schweigend. Ich spürte, wie sie den Atem anhielten, und ich hörte, wie sie in Gedanken für mich beteten. Alle drei Frauen klammerten sich wie erstarrt an ihren Stuhl; in ihren Augen spiegelten sich der blanke Horror und zugleich Hoffnung. In der Grabesstille des Raums betete ich, dass ich mit dieser wundervollen Hündin in Verbindung treten könnte. Ich liebe Möpse. Ich muss immer darüber lachen, dass Mutter Natur ihnen genug Haut für zwei Hunde mitgegeben hat. Warum haben Möpse nur so viele Falten? Wofür soll ihre runzlige Haut gut sein? Und dann ihre Persönlichkeit! Ich liebe Möpse einfach. Und sie spürte das sofort! Ich spürte, wie sich der fröhliche Geist der Hündin mir zuwandte und sich mit meinem eigenen Geist verband. Sie hatte eine so freche und mütterliche Persönlichkeit und ein so sonniges Gemüt, dass ich mich ein bisschen entspannte und lächelte.

„Ich komm ja schon!“, sagte sie. Gleich darauf sah ich, wie sie mit schmerzenden Knochen eine Treppe im Haus hinunterhumpelte. Sie wollte in eine Küche mit roten Terrakottafliesen gehen. Ihr Rücken und die Hüften knarrten und taten ihr beim Treppenlaufen weh, doch ihre Stimmung war nichtsdestotrotz heiter.

„Weswegen bist du so aufgekratzt?“, fragte ich sie.

„Ich kann es kaum erwarten, das neue Baby zu sehen!“

Ich sagte Bob, dass sie Schmerzen im unteren Rücken und den Hüften hatte, doch das ließ er nicht gelten. Er meinte nur, dass den meisten Hunden in ihrem Alter der Rücken und die Hüften wehtun. Ich sagte ihm, dass sie die Küche mit dem roten Terrakottaboden besonders mochte, und er bestätigte, dass der Küchenboden in ihrem Lieblingshaus aus roten Terrakottafliesen bestand und dass es im Haus seiner Tochter, in das sie gerne zu Besuch kam, eine Treppe gab.

„Sag ihm, dass um Weihnachten herum ein kleines blondes Mädchen geboren wird! Ich liebe dieses kleine blonde Baby! Es wird meine Aufgabe sein, auf das kleine Mädchen aufzupassen!“

Ich sah die Weihnachtsdekorationen im Haus und spulte in die Zukunft vor, bis ich ein blondes Kleinkind sah, das unter dem Weihnachtsbaum mit dem Hund spielte. Der Mops strich um das süße kleine Mädchen herum, während es seine Weihnachtsgeschenke auspackte. Als ich diese Details an Bob weitergab, wirkte er verblüfft. Dann wurde er blass. Er fixierte mich mit den Augen, doch sein Mund war grimmig.

„Frage sie nach ihrer Lieblingsperson“, forderte er mich leise auf. Stumm fragte ich die Hündin auf dem Foto: „Wen liebst du außer Bob am meisten?“

„Rachel. Sag ihm, dass ich die meiste Zeit mit Rachel verbringe.“ Als ich die Information an ihn weitergab, entspannte sich sein Pokergesicht endlich wieder.

„Meine Großmutter hieß Rachel!“, stieß er erregt aus. Sofort darauf fing er damit an, die Information zu relativieren. „Aber viele Leute haben Großmütter, die Rachel heißen, oder zumindest ein Familienmitglied namens Rachel.“ Ich ergriff die Chance des Augenblicks und sah meine Seminarorganisatorinnen an, die mit besorgtem Blick um mich herumsaßen. Jamie organisierte meine Kurse in Boston, Connie war für Südflorida zuständig und Beth arbeitete in Tennessee für mich. Zufälligerweise waren zwei der drei Frauen Jüdinnen. Dadurch war die Chance, dass eine von ihnen eine Großmutter namens Rachel hatte, größer, da Rachel ein beliebter jüdischer Vorname ist.

„Jamie, heißt deine Großmutter auch Rachel?“ Sprachlos schüttelte sie den Kopf.

„Connie, heißt deine Großmutter zufällig Rachel?“

„Nein“, krächzte sie aufgeregt.

„Beth?“

„Nee.“ Sie schüttelte nervös den Kopf.

„Es sieht so aus, als wäre Ihre Großmutter die einzige Rachel“, sagte ich und gab die Regie wieder an ihn zurück.

„Sie sagt, sie liebt Ihre Großmutter mehr als sonst irgendjemanden auf der Welt - außer Ihnen - und verbringt viel Zeit auf ihrem Schoß.“

„Aber das ist unmöglich, weil meine Großmutter vor einiger Zeit starb, und es macht keinen Sinn, dass die Hündin noch im Haus ist, weil sie -„- tot ist!“ Wir sagten es einstimmig. Er war verblüfft. Ich war es nicht. Dann erzählte er mir, dass eine Tochter schwanger sei und dass der Geburtstermin für das Baby um Weihnachten herum war. Sieben Monate später ließ mich der Fernsehproduzent per E-Mail wissen, dass Bob Faws Tochter an Weihnachten ein süßes blondes Mädchen zur Welt gebracht hatte.

Leider sendete NBC Nightly News die Doku, die sie im Tierschutzpark gedreht hatten, nie. Genau zu dem Zeitpunkt, an dem sie ausgestrahlt werden sollte, brach der Irakkrieg aus, und daher wurden im Fernsehen monatelang nur noch Berichte über Gewalt und Chaos gezeigt. Ich bat den Sender immer wieder, die Doku zu senden, doch er konnte sie nie im Programm unterbringen, und so wurde der Film eingemottet. Ich habe keine Ahnung, ob er immer noch irgendwo in einer Filmdose Staub ansammelt. Es war jedoch das erste und das letzte Mal, dass Amerika die Scheinwerfer auf einen sterbenden Tiger richtete, der per Gedankenübertragung der Menschheit seinen letzten Willen mitteilte, oder auf eine tote Mopsdame, die den Namen der Großmutter nannte und das Geschlecht eines ungeborenen Kindes voraussagte.

Bis jetzt. Ich finde, es ist an der Zeit, all das zu ändern.

Vielleicht war Amerika damals, als das Interview 2002 gedreht wurde, noch nicht bereit, eine Schamanin zu akzeptieren, die mit Tieren sprechen kann, und noch viel weniger bereit, meinen Rat über Güte, die Erneuerung der Naturverbundenheit, das Leben nach dem Tod und die Möglichkeiten des magischen Erwachens in den Köpfen einer menschlichen Rasse, die sich ständig weiterentwickelt, zu befolgen. Aber dieser Zeitpunkt ist nun da - jetzt oder nie. Rajah starb noch im selben Jahr. Er unterlag am Ende dem Krebs. Seine Geschichte blieb ungehört. Doch ich habe ihm ein Versprechen gegeben, und ich habe vor, es einzuhalten. Begleiten Sie mich bei meinen Bemühungen.

Die goldene Tigerin wird geboren

Manche von Ihnen kennen sicher die beliebte amerikanische Fernsehserie The Golden Girls, in der vier lebenslustige ältere Frauen uns allen zeigen, wie man mit neuer Würde und Weisheit und viel Humor die „goldenen Jahre“ meistert. Die frechste der vier tollen Weiber war eine heiße Sexbombe aus den Südstaaten. In der Serie heißt sie Blanche, doch für mich blieb sie immer meine Tante Rue. Nun, da Rue McClanahan dem Himmel die Hölle heiß macht, kann ich endlich ein Geheimnis verraten, das ich zu ihren Lebzeiten für mich behalten musste.

Als ich mit neunzehn gerade nach Los Angeles gezogen war, wohnte ich bei meiner tollen, warmherzigen, tierliebenden Tante. Sie nahm mich in ihrem großen Haus in den Hollywood Hills auf, das südlich des Ventura Boulevards und nur einen Steinwurf von den Universal Studios entfernt lag. Dort lebte ich ein seliges Jahr lang. Zwei Wochen, nachdem ich in Los Angeles aus dem Bus gestiegen war, um mein ödes Collegeleben in Oklahoma (woher Rue und meine ganze Familie stammen) hinter mir zu lassen, landete ich die Hauptrolle im Video der Stray Cats mit dem Titel Sexy and 17. Das führte zu einer Glamourkarriere als professionelle Jazztänzerin. In den ersten Jahren in Hollywood hatte ich das Privileg, Backup-Tänzerin bei Rock-Videos von Smokey Robinson, Cher, Sheena Easton, den Four Tops, Mary Wells, Ray Charles und El DeBarge zu sein. Ich trat in Breakdance-Filmen, wie zum Beispiel Breakinʼ 2: Electric Bugaloo und Girls Just Want to Have Fun sowie in Fernsehshows wie The Motown Revue Starring Smokey Robinson, Fame und Dirty Dancing auf. Ich wurde sogar von einem Auftritt von Donna Summer zum nächsten im Helikopter geflogen. Eine der beiden Backup-Tänzerinnen von Donna zu sein gehörte zu den Highlights meiner Tanzkarriere. Dafür ging ich auf eine Reihe berauschender Konzerttourneen mit ihr.

Doch selbst als ich zu „Bad Girls“ tanzte, war mir noch nicht klar, wie weit die Persönlichkeit des „schlimmen Mädchens“ mich bringen würde. In diesem ersten Sommer in L. A. hatte ich auch damit begonnen, Schauspielunterricht zu nehmen, ohne zu ahnen, dass diese mickerigen paar Stunden mir eine Karriere als Königin des Horrors - und dazu noch einer ziemlich skandalösen - einbringen würden. In meiner Trilogie der Kult-Horrorfilme erschuf ich eine Figur namens Angela, des ersten weiblichen Monsters Hollywoods, einer buchstäblichen Tigerzicke-aus-der-Hölle. Viele meiner Fans haben sie als Tattoos auf ihrem Körper verewigt. Doch noch lange bevor Teufelszungen mit Ananasgeschmack, Fangzähne und Kirschblut meinen jungen Mund ausfüllten, machte ich meinen großen Plappermund auf eine Weise auf, die weitaus mehr Geschichte schrieb als meine kurze Karriere als Horrorfilmstar.

Ich werde Ihnen zwei Geheimnisse über meine Tante Rue verraten, die noch keiner je zu hören bekommen hat. Bei beiden spielen Tiger eine Rolle. Und hier ist das Tigerseelengeheimnis Nummer eins:

Eines Abends kam Rue, kurz nachdem sie ihre schweinisch gute Rolle als eines der Golden Girls bekommen hatte, bedrückt vom Filmset nach Hause. In den ersten Probewochen versuchten die Regisseure, aus Betty White und Rue zwei doofe Blondinen zu machen. Bettys Rolle als blondes Dummchen war in Jahren meisterhafter blonder Doofheit in beliebten Comedy-Serien längst perfektioniert worden. Dafür war Betty berühmt. Jeder Versuch, in dieser Rolle mit ihr zu konkurrieren, war von vornherein zum Scheitern verurteilt. Die Golden Girls brauchten nicht zwei blonde Dummchen, und Rue wusste noch nicht, wie sie ihrer Filmrolle das gewisse Extra geben sollte. Ich hatte sie noch nie wegen einer Rolle weinen sehen.

Eines Nachts saßen wir in ihrer Küche und tranken eine Flasche Sekt. Damals war ich neunzehn. Zu diesem Zeitpunkt war Rue schon ein etablierter Fernsehstar, weil sie zehn Jahre lang überaus erfolgreich bei Maude mitgemacht hatte, wo sie tatsächlich einen etwas naiven, doch liebenswerten und unvergesslichen Filmcharakter gespielt hatte. Doch diese Figur würde auf Bettys Territorium nicht funktionieren. Ich hatte gerade meine Karriere als Video-Vamp gestartet. Sexy and 17 brachte mir viele Auftritte in landesweiten Talkshows ein und katapultierte mich aufs Titelblatt der Zeitschrift Life, die mich als eines der „Gesichter des Jahres 1983“ kürte. Ich befürchte jedoch, dass - wie bei den meisten weiblichen Rockvideostars - es nicht mein Gesicht war, was die größte Aufmerksamkeit bekam. Ich war mit meiner inneren Tigerin vertraut, die zu diesem Zeitpunkt schon mein stärkstes Verkaufsargument geworden war. Rues Rolle als Vivian in Maude hatte schon den leichten Hauch einer liebenswerten Schlampe. Ich erinnere mich an eine Episode, in der Bea Arthur an die Tür ihrer Nachbarin Vivian klopft und diese nur in Frischhaltefolie gewickelt vorfindet.

Schließlich hatte ich ihr Gejammer satt. „Gib mir mal das Skript!“, forderte ich sie auf. Dann sah ich mir ihren Text näher an und sagte: „Tante Rue, ich will, dass du diese Zeilen so liest, als hätte dein Slip Feuer gefangen!“

Sie gehorchte und las die völlig humorlosen Zeilen wie eine fauchende Tigerin. Plötzlich wurde alles, was kein bisschen lustig geklungen hatte, umwerfend komisch. Sie fing an, den Filmcharakter der Tigerin auf Beutejagd mit zischenden sexuellen Andeutungen im Dialekt der Südstaaten zu entwickeln. An einer Stelle im Drehbuch, an der es an der Haustür klingelt, zischte Rue nun: „Iss das der Postbote? Ich komm ja schon!“ Als ein dumpfer Schlag an der Hauswand zu hören war, sagte sie gedehnt: „Iss das der Zeitungsjunge? Lasst mich mal machen!“ Jede ihrer Textzeilen war jetzt mit einem frechen Augenzwinkern, einem Schmollmund oder einem Grinsen gepfeffert. Von den Sektperlen berauscht, saßen wir auf dem Küchenboden, platzten laut heraus und kicherten bis spät in die Nacht. Und so wurde das geile, freche, alte Mädel Blanche geboren.

Rue brachte diese neue Filmfigur am nächsten Tag mit ans Filmset und verwandelte jede ihrer Textstellen in eine umwerfend komische sexuelle Anspielung. Das gesamte Filmteam wand sich vor Lachen. Als sie am Abend von der Arbeit nach Hause kam, erzählte sie mir, dass einer der Regisseure sich vor Lachen tatsächlich den Bauch gehalten hatte. Rue erhielt einen Emmy, nachdem sie die köstlich dekadente Figur der Blanche Devereaux entwickelt hatte, die noch heute von Transvestiten auf der ganzen Welt an Halloween nachgespielt wird.

Und wer hatte die Figur erfunden? Ich! Ich stecke mir schamlos die Feder für die Geburt der Blanche an, auch wenn ich meinen eigenen frechen Tigercharakter erst vier Jahre später realisierte, als ich anfing, in einer Serie aus Horrorfilmen zu spielen und eine Hauptrolle in der Serie Schatten der Leidenschaft landete, worin ich fünf Monate lang eine Filmfigur namens Vivian spielte. Ich bekam immer die Rolle des männermordenden Biests. Nennen Sie es einfach klassische Schauspielerei.

Doch damals wusste ich noch nicht, dass die Verwandlung meiner Tante in eine wilde Tigerin nicht nur für ihre Schauspielerkarriere förderlich sein würde, sondern ihr eines Tages sogar das Leben retten würde.

Nur wenige Jahre, bevor Rue starb, veröffentlichte sie ihre Memoiren My First Five Husbands ... and the Ones Who Got Away (Meine ersten fünf Ehemänner ... und die, die davonkamen). In ihren letzten zwanzig Jahren hatte ich die Männer kommen und gehen sehen. Einen von ihnen heiratete sie sogar zweimal. Zählt das als ein Ehemann oder zwei? Doch aus meiner Sicht gab es nur einen wahren Seelengefährten in ihrem Leben.

Er hieß Buster - und war ein Maine-Coon-Kater, der ihr Bett teilte und ihr nie von der Seite wich, ganz egal, was in ihrem Leben gerade schieflief. Buster war ihr Gefährte, ihr Tröster, ihre Liebe, ihre Kraft, ihre Beständigkeit, ihre Oase des Friedens und der Treue. Er war das einzige männliche Wesen in ihrem Leben, das sie bedingungslos liebte, sie nie verließ und sie bei der Scheidung auch nicht um die Hälfte ihres Einkommens brachte. Er schlief jede Nacht des Jahres, in dem ich bei Tante Rue wohnte, neben ihrem rechten Ohr auf dem Kopfkissen und leckte ihr die Tränen von den Wangen, wenn ein Mann nach dem anderen ihr das Herz brach. Buster schnurrte sie in den Schlaf und war der Beweis dafür, dass es einen Mann auf Erden gab, der all ihre Bedürfnisse erfüllte, ihre Gefühlsturbulenzen aushielt und sie anbetete, während er ihr in guten wie in schlechten Zeiten die Treue hielt.

Eines Tages erwähnte sie beiläufig, dass Buster jeden Abend auf ihrem Kopf masturbierte. Ich war geschockt! Wie um alles in der Welt sie das zulassen konnte, fragte ich sie.

Sie sagte: „Was sollʼs? Er lässt mich erst dann schlafen, wenn er mit meinem Ohr fertig ist!“

Rue hat Buster vielleicht nicht als ihren Seelengefährten betrachtet, aber anscheinend hat Buster Rue als seine Seelengefährtin angesehen. Offensichtlich hatte er einen besseren Geschmack, was Frauen betraf, als sie, was Männer betraf. So unterhaltsam My First Five Husbands auch war, bekam es keine besonders guten Kritiken. Vielleicht wäre ihre Chance, auf der Bestsellerliste der New York Times zu landen, größer gewesen, wenn sie ein Buch mit dem Titel Meine ersten fünf Kater geschrieben hätte.

Rue hat in ihrem Leben wohl nie eine Traumehe erreicht, doch sie war eindeutig gut darin, die treuesten und sexiesten Kater anzuziehen. Kann es sein, dass die Sicherheit und ewige Liebe, die wir unser Leben lang suchen, sich die ganze Zeit über direkt vor unserer Nase befindet?

Tierische Seelengefährten

Ich unterrichte seit fünfzehn Jahren - nachdem mein erstes Buch Tierisch gute Gespräche: Lerne, mit Tieren zu sprechen - sie antworten dir veröffentlicht wurde - auf der ganzen Welt Tierkommunikations-Workshops. Meine Schüler in neunundzwanzig Ländern - und noch vielen weiteren Ländern, wenn man meine E-Mail-Fans dazuzählt - haben mir ihre heiligsten Geheimnisse anvertraut, und die gleichen Geschichten höre ich sogar von den entferntesten Ecken der Erde: Und zwar dass das Lebewesen, das ihnen Trost, Zuneigung, Gelächter, Weisheit, Kraft und beständige Liebe geschenkt hat, nicht in einem geliehenen Smoking oder einem überteuerten Hochzeitskleid daherkam. Die Träger der Freude, der Hoffnung und des Lichts schlichen oder galoppierten, tänzelten oder flogen selbst in das mutloseste Herz und brachten das größte Geschenk mit, das ein Seelengefährte je machen kann: bedingungslose Liebe.

Sie brauchen nicht über Liebe zu reden. Sie verkörpern sie. Sie brauchen keine leeren Versprechen zu machen, dass sie uns in guten wie in schlechten Zeiten lieben werden. Sie tun es schon. Sie müssen nicht sagen, dass sie uns in Krankheit und im Tod beistehen werden. Sie tun es längst. Sie sind die Gefährten unserer Seele: die, die uns auch dann lieben, wenn wir verkatert, übergewichtig und deprimiert sind, die, die uns verzweifelt, pleite und geschlagen erleben und uns trotzdem aufheitern, die, die uns die Tränen ablecken, selbst wenn uns alle Menschen, die wir kennen, verlassen haben, die, die unser Wecker, unsere Fitnesstrainer, Zen-Meditationslehrmeister, Clowns, spirituellen Berater, Krankenschwestern, Tanzpartner, Kopfkissen, Fußschemel, Psychiater und Vertrauten sind - die mit den Pfoten, Hufen oder Flügeln.

Manche meiner Seelengefährten haben Streifen und große Fangzähne; andere haben Rüssel, Flossen und ein breites Lächeln. Und wiederum andere haben keine Beine und spucken sogar tödliches Gift. Aber jedem das Seine, würde ich mal sagen.

Vielleicht haben Sie nicht Zugang zu wilden Tieren wie ich, aber ich wette, Sie haben zu Hause ein kleines wildes Wesen, und auch wenn Ihr Hund oder Ihre Katze nicht unbedingt ein Gorilla oder ein großer weißer Hai ist (obwohl ich ein paar Chihuahuas begegnet bin, die sich so aufführten, als wären sie wilde Bestien!), ist dieses Haustier trotzdem Ihre Verbindung zur realen Natur. Die Essenz der Wildnis steckt in jedem Gramm Ihrer Katze, Ihres Hundes, Frettchens oder Papageien, und mit Sicherheit in Ihrem Pferd. Wenn es jemanden in Ihrem Leben gibt, der mit glänzenden Augen zu Ihnen aufsieht, der darauf wartet, Sie mit pelzigen Küssen zu überhäufen, der immer zu einer Knuddelpause auf dem Sofa oder einem Spaziergang im Park bereit ist, der Sie mit einem glücklichen Schwanzwedeln begrüßt und der Ihnen beibringt, wie man völlig in der Gegenwart lebt und sich wieder ins Hier und Jetzt einklinkt - in den Augenblick, in dem wir wieder herausfinden, wie man vom Herzen und nicht vom Kopf her lebt -, dann wurde dieses Buch für dieses Tier geschrieben. Und für Sie. Wir sind da, um die Wildheit der Tiere zu erforschen und die wilde Seite in Ihnen wieder zum Leben zu erwecken.

Der Tempel der Lügen

Ich nehme Sie jetzt auf eine wilde Fahrt mit - also schnallen Sie sich gut an. Meine Einführung ins Innere der Korruption der Dritten Welt erfolgte durch eine Animal-Planet-Doku, die ich auf dem Flug von London nach Los Angeles sah. Es handelte sich um den ersten Teil von Tiger Temple aus dem Jahr 2004. Im Film wurde ein buddhistischer Mönch gezeigt, der einen riesigen Tiger streichelte, während nur wenige Meter vom Gesicht des Tigers entfernt kleine Beutetiere umherhuschten. Der Berichterstatter fragte den Mönch, der der höchste Abt war, wie er die Tiger davon abhielt, die Beutetiere anzugreifen. Dieser antwortete: „Ich bringe ihnen die Grundsätze der liebevollen Güte bei. Ich sage: ‚Ihr Tiger wärt ohne liebevolle Güte auch nicht hier!‘“

Das musste ich mir unbedingt näher ansehen. In der Doku wurden fast dreißig prächtige Tiger gezeigt, die von den Mönchen gerettet oder auf ihrer Türschwelle in Thailand abgesetzt worden waren. Sagte jedenfalls der Mönch. Wer würde so etwas schon hinterfragen? Schließlich kam es direkt aus dem Mund des obersten Abts eines buddhistischen Klosters. In der westlichen Welt, in der ich aufgewachsen bin, habe ich Hochachtung vor solchen Titeln gelernt. Ich war sofort von ihm verzaubert.

Wie in Trance sparte ich Geld zusammen, heuerte ein Kamerateam an und überredete einen Mann, den ich schon immer angehimmelt hatte, mich einen Monat lang im „Tigertempel“ zu begleiten. Dort wollte ich den Mönchen beim Spendensammeln helfen, damit sie ihre „Tigerinsel“ verwirklichen konnten - ein riesiges traumhaftes Naturschutzgehege, in dem die Tiger ihre eigenen paradiesischen Inseln hätten und in dem sich jeweils zwei Tiger eine private Insel teilen würden. Doch noch während meiner Vorfreude auf die Reise - die, wie ich hoffte, die Reise meines Lebens werden würde - wachte ich immer wieder von lauten SOS-Rufen der Tempeltiger in meiner Wohnung in Hollywood auf. Während ich mit der flehenden Bitte der gefangenen Tiger, „so schnell wie möglich herzukommen“, überhäuft wurde, konnte ich es noch weniger erwarten, den Mönchen zu helfen, größere Gehege für die Tiger zu bauen. Während die Tiger - erschöpft, unter Schmerzen leidend, verwirrt, wütend und ungeduldig - zu mir durchdrangen, wurde mir klar, dass diese Touristenattraktion eine tickende Bombe war. Wenn einer der Tiger durchdrehte und einen Mönch oder Touristen angriff, wäre das das Ende des Tigertempels und würde womöglich allen Buddhisten in Thailand Schande bringen.

Mittlerweile waren einige der Tiger schon so erzürnt, dass ich es für dringend hielt, mir die Tiere näher anzusehen. Also fingen die Tiger an, morgens, mittags und abends mit mir Kontakt aufzunehmen. Sie weckten mich mit Albträumen über ihre engen Käfige auf. Ich war wie besessen. Ich hatte keine Ahnung, dass hier irgendetwas nicht stimmte. Eine romantische Vorstellung erfüllte mich, die von den unwiderstehlichsten Bildern, die ich jemals im Internet gesehen hatte, angetrieben wurde - Bilder von seligen Touristen, die sich bücken, um erstaunlich zahme Tiger zu streicheln und sich mit ihnen fotografieren zu lassen. Schon bald würde ich dasselbe tun.

Per E-Mails teilten die Mönche mir noch vor meinem Abflug mit, dass der Tempel einen neuen Tierarzt für die Tiger bräuchte. Auf der Suche nach einem Tierarzt, der exotische Tiere und insbesondere große Wildkatzen versorgen könnte, schickte ich einen Hilferuf an meine Schüler in aller Welt. Es war zwar wie die Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen, doch schließlich fand ich tatsächlich einen Tierarzt. Und nicht nur einen: Fünf meiner Schüler waren qualifiziert und bereit, nach Thailand zu fliegen, um die Mönche und ihre Tiger zu unterstützen. Selbst als der Tempel anfing, noch höhere Ansprüche zu stellen und zu fordern, dass der Tierarzt nicht nur Erfahrung mit wilden Tigern haben müsse, sondern auch sechs Monate seines Lebens ohne Honorar opfern sollte (Sie haben richtig gelesen: Er sollte seine Tierarztpraxis schließen, auf eigene Kosten nach Thailand fliegen und umsonst arbeiten!), fand ich den Richtigen für den Job. Und der Richtige war eine Frau. Eine meiner Schülerinnen entsprach allen Forderungen und war bereit, aus Hongkong hinzufliegen. Das war ein Wunder und eine göttliche Fügung. Ich war selig. Doch dann wurde ihre Bewerbung grundlos von den Mönchen abgelehnt.

Als ich voller Tatendrang mit meinem Kameramann das Gelände am Rand von Chang Mai erreicht hatte und ungeduldig den Abt interviewen wollte, eröffnete man mir, er sei im Krankenhaus in Bangkok und stünde für ein Interview nicht zur Verfügung. Seine Mitarbeiter sagten mir, er sei am Abend vor meiner Ankunft wegen eines Notfalls ins Krankenhaus eingeliefert worden. Ich begann, für die Mönche zu beten, ohne zu ahnen, dass ich in Wirklichkeit jemanden brauchte, der für mich betete.

In den Tagen darauf fand ich mich in einem chaotischen Strudel widersprüchlicher Berichte wieder. Die Mitarbeiter des Klosters und ihre ehrenamtlichen Helfer waren bemüht, mir Interviews zu geben, doch sie verstrickten sich in Lügen. Ich war gekommen, um ihnen zu helfen, ein neues Schutzgehege für Tiger aufzubauen, in dem jeder der Tiger sein eigenes privates Paradies haben würde und trotzdem von den Touristen bestaunt werden könnte. Das würde die Spenden für den Unterhalt der Tiere generieren. In meinen Ohren klang es wie der Tigerhimmel auf Erden, und ich konnte es kaum erwarten, ihnen dabei zu helfen. Unglücklicherweise erfuhr ich in den Interviews mit den Mitarbeitern, dass die Einnahmen durch die vielen Touristen, die zum Tor hereinströmten, um die angeblich so „zahmen und friedfertigen“ Tiger zu streicheln, in dunklen Kanälen und mysteriösen Randprojekten verschwanden und nicht in die Projekte floss, für die das Geld gedacht war, wie zum Beispiel die Errichtung der Inseln.

Und als ich die engen, dunklen, fensterlosen Gefängniszellen aus Backstein aufsuchte, in denen die Tiger untergebracht waren, fand ich zu meiner Überraschung im „Tempel“ schlecht ernährte Tiger vor. Sie wurden ausschließlich mit gekochtem Huhn und Hundefutter gefüttert, um sicherzustellen, dass sie niemals Blut schmeckten und daher auch keine Vorliebe dafür entwickelten. Es gab keine Anlagen, in denen sie sich tiergerecht bewegen konnten, außer wenn die jungen Tiger im Fluss umhertollen durften. Ich stieß auf Tiger, die medizinisch nicht richtig versorgt wurden, und bekam dubiose Geschichten über die Geburt und die Schicksale der Tigerbabys zu hören. Die Tiger wirkten merkwürdig träge. Das allein hätte bei jedem sämtliche Alarmglocken auslösen müssen - ganz besonders bei einer professionellen Tierkommunikatorin. Doch ich hatte immer noch meine rosarote Brille auf und die Hoffnung, die ungewöhnliche Tierschutzeinrichtung verbessern zu können.

Von einigen der anderen thailändischen Tierschutzeinrichtungen hörte ich schon Gerüchte, dass die Mönche die Handgelenke der Tiger aufgeschlitzt hatten, damit sie nicht mehr die Krallen ausfahren konnten, dass sie heimlich mit Stromstößen für Viehherden zusammengetrieben wurden und dass ihnen der Urin der Mönche ins Gesicht gespritzt wurde, um sie unterwürfig zu machen. Ich konnte das alles nicht glauben, da ich immer noch meine rosarote Brille aufhatte. Es waren sogar Videoaufnahmen von einem Mönch, der einen Tiger mit dem Stock verprügelte, aufgetaucht. Und wieder glaubte ich nur das, was ich glauben wollte, zum Teil aus reinem Egoismus. Auch ich wollte mit den Tigern schmusen und ihnen nahe sein. Aber vor allem konnte ich einfach nicht glauben, dass buddhistische Mönche zu so grausamen Taten fähig sein könnten. Es schien allem, wofür ihre Religion steht, zu widersprechen. Ich war der romantischen Vorstellung auf den Leim gegangen und hielt immer noch stur daran fest. Doch als ich die Hilferufe der Tiger nicht länger überhören konnte, fing ich an, mit ihnen zu sprechen. Da wurde mir die hässliche Wahrheit bewusst. Ich begann, an den „Grundsätzen der liebevollen Güte“ zu zweifeln, als das Knurren der Tiger in ein lautes Brüllen überging.

Als meine rosarote Brille sich allmählich verdunkelte, suchte ich Rat bei dem Mann, in den ich verschossen war und den ich als starke Schulter mitgebracht hatte. Er versicherte mir, dass ich überreagierte und mir alles nur einbildete: Den Tigern ging es gut, sie wurden bestens versorgt, und die Mönche waren Heilige. So ist das mit dem Betrügen - Lügen sind ansteckend.

Letztendlich war es eine Leopardin in einem riesengroßen Betonkäfig, die mir die Realität schmerzhaft vor Augen führte. Das wütende Raubtier war als Touristenattraktion auf der Vorderseite des Tempels untergebracht und lief unruhig hin und her. Die ehrenamtlichen Helfer erzählten mir, dass die Leopardin den Abt angegriffen hatte und nun bestraft wurde, weil er „sie nicht mag“. Weil er sie nicht mochte? Was war aus der „liebevollen Güte“ geworden?

In einem der erstaunlichsten Augenblicke meines Lebens konnte ich die Leopardin dazu überreden, sich zu ducken und in einen noch kleineren Käfig in der Ecke ihres Geheges zu kriechen, damit wir die Tür zwischen dem inneren und dem äußeren Käfig zumachen und den äußeren Käfig mit ein paar Ästen gemütlicher gestalten könnten. Die Helfer sagten mir, es sei unmöglich, sie auch nur für einen Moment in den kleinen Käfig zu bekommen, doch die Wildkatze bewies ihnen das Gegenteil. Sie hatte den kleinen Käfig noch nie zuvor betreten. Wie die Helfer mir sagten, sei das der Grund, warum sie nichts hatte, womit sie sich die Zeit vertreiben könnte. Um fair zu sein: Ich glaube nicht, dass die meisten Helfer ahnten, welchem Betrug sie aufgesessen waren. Die fröhlichen, gutherzigen jungen Leute zerrten riesige Baumäste in den Käfig der Leopardin, auch wenn sie sagten: „Der Abt wird wütend sein, wenn er uns dabei erwischt.“ Ich sang der Leopardin vor, betete mit ihr, tröstete sie und stellte mir vor, wie sie in den winzigen Käfig ging, so dass wir lange genug die Tür schließen könnten, um die Äste in den Käfig zu ziehen. Sie betrat den inneren Käfig nicht nur einmal, sondern gleich sechs Mal, während die Jungens sich nervös an der Tür zu schaffen machten. Schließlich konnte ich sie ein letztes Mal hineinlocken, so dass die Helfer die Tür zuschlagen konnten. Auf ein Zeichen hin ließen wir sie wieder in den größeren Käfig hinein. Er war auf allen Seiten offen, so dass die Touristen sie rund um die Uhr begaffen konnten. Sie hatte keinerlei Privatsphäre und konnte sich nirgendwo verstecken. Doch wenigstens hatte sie jetzt ein paar Baumäste zum Klettern. Ich war sehr traurig, als ich diese prächtige Leopardin gefangen in ihrem nackten Einzelkäfig und in einer Pfütze aus ihrem Urin zurücklassen musste.

Mit sinkendem Herzen, doch ermutigt von meiner erfolgreichen Aktion mit der Leopardin, ging ich mit dem Personal zu einem Gehege, in dem eine Tigerin mit einer Augenentzündung hauste. Sie sagten mir, dass sie Augentropfen für das Tier hätten, sich jedoch nicht trauten, den Käfig zu betreten und ihm die Tropfen zu verabreichen. Als ich nach dem Tierarzt fragte, antworteten sie nur vage und sagten, er würde nur ein oder zwei Mal in der Woche vorbeikommen. Offensichtlich stand die kranke Tigerin ganz unten auf seiner Liste. Trotzdem war meine als Tierärztin hochqualifizierte Schülerin vom Kloster abgelehnt worden. Als ich die Helfer fragte, ob ich in ihren Käfig gehen dürfte, um ihr die Augentropfen selbst zu verabreichen, sagten sie natürlich nein. Das Tier wurde allein mit seinen Schmerzen im Käfig seinem Schicksal überlassen. Es war dabei, sein Augenlicht zu verlieren. Und ich hatte endlich meine rosarote Brille abgesetzt. Mit zehntausend Dollar weniger auf dem Bankkonto kehrte ich nach Los Angeles zurück. Ich hatte meine Ersparnisse bei dem Versuch, den Tigern zu helfen, aufgebraucht. Damals glaubte ich immer noch, dass das Projekt Tigerinsel die Wildkatzen aus ihren schrecklichen dunklen Betongefängnissen herausholen und in ein großzügiges Tierschutzgehege bringen würde, in dem sie gesünder und glücklicher leben könnten.

Mit meinem Traummann, der mir meine Intuition ausgeredet hatte, kam ich übrigens auch nie zusammen. Heute weiß ich natürlich, dass das ein Segen war. Doch damals bei meiner Rückkehr nach L. A. war mein Ego verletzt, mein Sparkonto geplündert und ich fühlte mich zurückgewiesen und mutlos.

Und dann kam alles zusammen - und zerstörte all meine Träume über die Tigerinsel. Ich erhielt eine E-Mail von CITES, der Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora (Tagung über den internationalen Handel mit gefährdeten Wildtier- und Pflanzenarten). Sie forderten mich auf, sämtliche Spendenaufrufe für den Tigertempel von meiner Webseite zu entfernen. Wie CITES mich informierte, waren gegen den Tempel Ermittlungen wegen illegalem Handel mit Tigern, Schmuggel und Tierquälerei eingeleitet worden. Ich hatte meine Spendenkampagne schon gestartet. Nun hatte ich Fotos und Filme im Wert von mehreren zehntausend Dollar, die ich nicht nutzen konnte, weil sie dann nur kriminellen Machenschaften zugunsten kämen, bei denen Tiger wegen ihrer Körperteile auf dem Schwarzmarkt verkauft wurden. Es war aus mit dem Paradies für Tiger. Stattdessen steckte ich bis zum Hals in einem Sumpf voller Alligatoren.

CITES schrieb mir, wenn ich den Tigern wirklich helfen wolle, dann solle ich die Organisation und nicht die Mönche unterstützen. Daher veröffentliche ich diese Informationen, auch wenn sie mir äußerst peinlich sind. Ich habe die Tiere, die ich am meisten liebe, im Stich gelassen. Jetzt möchte ich das auf irgendeine Weise wiedergutmachen.

Im Januar 2016 befanden sich immer noch über 150 Tiger unter fragwürdigen Umständen im Tempel. Der erste Versuch, den Tempel schließen zu lassen und die Tiger der thailändischen Regierung zu übergeben, schlug fehl. Zur selben Zeit, als ich den Auftrag bekam, dieses Buch zu schreiben, und ich in Gedanken die Tiger im Tempel in der Hoffnung, dieses Buch würde die Öffentlichkeit auf ihre Notlage aufmerksam machen, wieder ermutigte, griff einer der Tiger den Abt an. Vielleicht haben die Tiger mich ja gehört ...

Am 30. Mai 2016 wurde der Tigertempel von der thailändischen Tierschutzbehörde durchsucht. Die Behörde warf den Mönchen den illegalen Handel mit Tigern vor und entdeckte prompt vierzig tote Tigerbabys in der Gefriertruhe. Ein Artikel in der USA Today vom 3. Juni 2016 mit dem Titel „Thailands Tigertempelsage ist noch nicht vorbei“ schilderte die Entwicklung folgendermaßen:

Am 30. Mai begaben sich 30 thailändische Beamte und Mitarbeiter der thailändischen Wildlife Friends Foundation sowie andere ehrenamtliche Tierschützer zum Tempel, um seine erwachsenen Tiger, deren Zahl auf 137 geschätzt wurde, aus dem Tempel zu holen. „Internationale und lokale Tierschützer klagen diesen Tigertempel schon seit Jahren wegen Tierquälerei, illegalem Handel und illegalem Verkauf an“, berichtet Adam Ramsey, ein Reporter aus Bangkok. „Die Frage lautet daher vielmehr: Warum hat es so lange gedauert? Früher äscherte der zuständige Tierarzt die toten Tigerbabys ein, die gestorben waren, da viele Tigerjungen - selbst in Gefangenschaft - sterben. Nach meiner Schätzung stirbt eines von drei“, sagt Ramsey. „Doch als der Tigertempel beschuldigt wurde, mit Tigerjungen zu handeln, änderte der Tierarzt seine Regeln. Jetzt werden sie eingefroren, um zu beweisen, dass sie keine Tigerbabys auf dem Schwarzmarkt verkaufen. Es sollte also als Beweis dienen, dass diese Tiger auf natürliche Weise gestorben sind und dass wir ihre Körper noch haben - für den Fall, dass ihr glaubt, wir hätten sie verkauft.“

Doch drei Tage später fiel diese Erklärung in sich zusammen. Am Donnerstag hielt die thailändische Polizei einen LKW an, der gerade vom Tigertempel wegfahren wollte. Im Laster fanden die Beamten zwei komplette Tigerfelle, ca. 700 aus Tigerteilen gefertigte Amulette und 10 Tigerzähne. Die beiden LKW-Fahrer wurden festgenommen und des Besitzes illegaler Wildtiertrophäen angeklagt. Auch ein Mönch wurde in Haft genommen.

Mittlerweile wurden alle Tiger aus dem Tempel befreit und die Mönche erwartet endlich ihre gerechte Strafe.

Und nun verrate ich euch das Tigerseelengeheimnis Nummer zwei. Kurz nachdem ich aus Thailand zurückgekehrt war, saß ich einem weiteren demütigenden Betrug auf, als ich beschloss, nach London zu ziehen. Dies war kurz nach dem Desaster mit dem Tigertempel und vielleicht eine Lektion, mit der mir das Schicksal meinen Fehler heimzahlte. Womöglich sollte ich daraus auch einfach lernen, dass die sture Holzhammermethode, mit der ich alles anging, nicht länger funktionierte - oder noch nie funktioniert hatte.

Seit Monaten hatte ich mit dem Verwalter einer Wohnung in London, die ich auf einer schicken Webseite, auf der Mietobjekte in Verbindung mit einigen der schönsten Hotels von London angeboten wurden, E-Mails ausgetauscht. Der Verwalter wies mich an, die Miete für die fünf Monate, die ich mit meinen beiden Katzen Doc und Virginia Sue Ann in London verbringen wollte, im Voraus zu überweisen. Das tat ich, weil die Frühstückspensionen und Safariparks, in denen ich in Afrika übernachtet hatte, auch eine Überweisung zur Bedingung für die Reservierung machen. Der Verwalter bot mir sogar per E-Mail an, mich und meine Katzen vom Flughafen abzuholen, um mir die Schlüssel persönlich zu überreichen und mich zu meiner tollen neuen Wohnung in Mayfair zu bringen. Also überwies ich das Geld. Als die Überweisung nicht klappte und das angegebene Konto plötzlich geschlossen war, sollte ich die Überweisung noch einmal ausführen (ein Eingriff von oben, um mich zu warnen!). Ich versuchte, das Geld noch einmal zu transferieren. Da ich leise Zweifel bekam, bat ich eine meiner Schülerinnen in London, ihn persönlich anzurufen. Ich war erleichtert, als sie mir berichtete, dass er tatsächlich den Hörer abgenommen hatte. Wie sie erwähnte, sprach er nicht besonders gut Englisch. Doch zumindest war er telefonisch erreichbar gewesen. Die Tatsache, dass er einen Akzent hatte, erklärte nun auch, weshalb seine E-Mails voller Rechtschreibfehler waren. Meine Schülerin meinte, bei dem Mann könnte es sich um einen Inder handeln.

Ich unternahm alle möglichen umständlichen und teuren Aktionen, um die Flugtickets zu bekommen und alle Einreisebestimmungen für meine Katzen zu erfüllen. Es war alles ziemlich nervig, und ich muss zugeben, dass ich mich offensichtlich in einem Zustand befand, in dem mich nichts von meinem Plan abhalten konnte. Ich verkaufte meinen BMW und mein Klavier. Ich gab meine Wohnung auf und verschenkte alles, was nicht in zwei Koffer passte. Drei Tage vor unserem Umzug verkaufte ich meinen Küchentisch. Während er zur Tür hinausgetragen wurde, besuchte ich noch einmal die Webseite des Londoner Verwalters und entdeckte die Mitteilung: „Diese Phishing-Webseite wurde von Scotland Yard geschlossen.“ Schluck. Der Mann war gar kein Inder. Er war Afrikaner und operierte vermutlich aus einem „Büro“ in Nairobi heraus, in dem Dutzende von Männern wie er ihre Tage damit verbrachten, westliche Kunden dazu zu bringen, Geld für fiktive Wohnobjekte auf Konten zu überweisen. Die Bombe war geplatzt. Mein Geld war weg! Meine Katzen und ich waren obdachlos!

Die Teufelsspirale hatte damit begonnen, dass ich meinen geliebten Tigern den Rücken gekehrt hatte. Und diese Spirale führte mich noch jahrelang immer weiter herunter. Trotz des falschen Verwalters nahm ich meine Katzen und flog nach London, obwohl auch noch mein Antrag auf ein britisches Visum abgelehnt worden war. Kein guter Schritt. Ich erzähle Ihnen all das nicht, um wie ein Idiot dazustehen, auch wenn ich mich damals so fühlte. Ich erzähle es Ihnen, damit Sie sehen, was geschieht, wenn wir unsere Intuition nicht nutzen.

Im Jahr 2009, als das passierte, steckte Internetkriminalität noch in den Kinderschuhen. Doch seitdem hat sie sich immer mehr ausgebreitet, und mittlerweile ist diese Art des Betrugs nichts Ungewöhnliches mehr. Wir müssen uns ansehen, was geschieht, wenn wir nicht unsere Antenne aufrichten - und warum das so ist. Ich bin eine professionelle Hell-sehern; daher war dieser Fehler für mich so, als wäre der Teufel zum Tee vorbeigekommen. Ich war gerade einem der größten Schwindel in meinem Leben aufgesessen - Mönchen, die mit Tigern handelten - und meine innere Antenne hatte glatt versagt. Und nun war ich auch noch auf Betrüger hereingefallen, die mein Konto abgeräumt hatten. Warum hatte ich nicht auf meinen Instinkt gehört, obwohl ich tief in meinem Inneren gewusst hatte, dass diese Luxuswohnung im schicksten Stadtteil von London für den angebotenen Preis zu gut war, um wahr zu sein? Die Antwort ist: Ich wollte, dass meine Wohnung in Mayfair real war. Ich wollte glauben, dass ich ein britisches Visum bekommen würde, so dass ich und meine Katzen jahrelang in London bleiben könnten. Ich wünschte mir verzweifelt, dass meine Selbsttäuschung Realität war, doch jetzt war all mein Hab und Gut weg. Meine Sehnsüchte hatten mich wie ein Bumerang mitten im Gesicht erwischt, und meine Reisepläne waren schon zu weit fortgeschritten, um sie noch stoppen zu können. Nach einem äußerst anstrengenden Sommer in London, in dem ich und meine Katzen in allen möglichen Wohnungen und Frühstückspensionen hausten, konnte ich sie schließlich in guter Obhut lassen und nach Afrika fliegen, um dort zu lehren und meine Löwenfreunde zu besuchen.

Mein Plan B für den Fall, dass ich kein Visum für England bekommen würde, war, nach New York zu ziehen und den Rest meines Lebens mit meiner Lieblingstante zu verbringen. Den Großteil meines Lebens hatte ich im heißen Hollywood verbracht und träumte schon lange von der Ostküste. In meinen romantischen Visionen trug ich schicke Stiefel und Mäntel mit passenden Schals, verliebte mich unter den leuchtenden Herbstbäumen im Central Park und wurde von einer herzlichen Gemeinschaft mit offenen Armen aufgenommen, die sich abends vor dem Kaminfeuer im Pub versammelte, Witze erzählte und über ihre Probleme lachte. Ich hatte mir einfach zu viele Wiederholungen von Cheers angesehen.