Todesschrecken hinter Gartenhecken - Karin Kehrer - E-Book

Todesschrecken hinter Gartenhecken E-Book

Karin Kehrer

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Beschreibung

Aufruhr in South Pendrick! Der vierte Fall für Bee Merryweather Bei Renovierungsarbeiten im Herrenhaus wird eine sechzig Jahre alte Baby-Mumie gefunden. Mit gewohntem Scharfsinn nimmt sich die pensionierte Hobbydetektivin Bee Merryweather dieses Falls an. Wer im idyllischen Cornwall könnte ein Mörder sein? Verdächtige gibt es unter den eigentümlichen Bewohnern des Dorfes mehr als genug. War es eines der ehemaligen Stubenmädchen oder hat doch die berüchtigte Dorfhexe ihre Finger im Spiel? Skandale werden aufgedeckt und Bee Merryweather weiß: Geheimnisse lassen sich nicht verscharren. Lust auf mehr Krimis mit englischem Charme?  - Band 1: Todesklang und Chorgesang - Band 2: Leichenschmaus im Herrenhaus  - Band 3: Mordversuch und Häkeltuch

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Todesschrecken hinter Gartenhecken

Die Autorin

Karin Kehrer lässt sich für ihre Romane von ihrer Heimat und ihren unzähligen Reisen auf die Britischen Inseln inspirieren. Die gebürtige Österreicherin liebt das Lesen und Schreiben und verbringt als Ausgleich zum Schreibtisch viel Zeit in der Natur. 

In unserem Hause sind von der Autorin außerdem erschienen:

Todesklang und Chorgesang (Bee Merryweather ermittelt 1)Leichenschmaus im Herrenhaus (Bee Merryweather ermittelt 2)Mordversuch und Häkeltuch (Bee Merryweather ermittelt 3)

Das Buch

Aufruhr in South Pendrick! Der vierte Fall für Bee Merryweather

Bei Renovierungsarbeiten im Herrenhaus wird eine sechzig Jahre alte Baby-Mumie gefunden. Mit gewohntem Scharfsinn nimmt sich die pensionierte Hobbydetektivin Bee Merryweather dieses Falls an. Wer im idyllischen Cornwall könnte ein Mörder sein? Verdächtige gibt es unter den eigentümlichen Bewohnern des Dorfes mehr als genug. War es eines der ehemaligen Stubenmädchen oder hat doch die berüchtigte Dorfhexe ihre Finger im Spiel? Skandale werden aufgedeckt und Bee Merryweather weiß: Geheimnisse lassen sich nicht verscharren.

Karin Kehrer

Todesschrecken hinter Gartenhecken

Ein Cornwall-Krimi

Ullstein

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Originalausgabe bei UllsteinUllstein ist ein Verlag der Ullstein Buchverlage GmbH,Berlin April 2023 (1)© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2023Umschlaggestaltung: zero-media.net, München Titelabbildung: © FinePic®E-Book powered by pepyrusISBN 978-3-8437-2884-3

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Inhalt

Die Autorin / Das Buch

Titelseite

Impressum

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Danksagung

Quellenverweis

Leseprobe: Leichenfund im Baugrubengrund

Social Media

Vorablesen.de

Cover

Titelseite

Inhalt

Prolog

Widmung

Für Rudi, Andreas und Anna-Maria

Prolog

South Pendrick, Waterford Manor, Dezember 1964

Die Stufen wanden sich unerbittlich nach oben. Siebzehn vom Souterrain ins Erdgeschoss. Zwanzig bis in den ersten Stock. Noch einmal so viele in den zweiten. Sie musste innehalten, ihr Herz klopfte so wild, als wollte es aus der Brust springen. Langsam, sie musste sich Zeit lassen, immerhin war sie noch geschwächt. Sie lehnte sich an die Wand, versuchte, ihren Atem zu beruhigen, und konnte nicht verhindern, dass ein leises Wimmern aus ihrer Kehle drang. Sie erschrak über ihren eigenen Laut, dann lauschte sie. Hoffentlich hatte sie niemand gehört! Aber nein, Dummerchen, schalt sie sich. Hier bekam niemand etwas mit. Die Treppe für die Dienstboten führte zwischen den Mauern hoch in das Dachgeschoss. Sie wurde nur von denen benutzt, die für das Wohl der Herrschaft zu sorgen hatten. Sie atmete noch einmal tief durch und stieg die Wendeltreppe weiter hinauf. Fünfzehn weitere von unzähligen Schritten abgetretene Stufen, die in das Reich der Unsichtbaren führten. Im Dachgeschoss angekommen, öffnete sie die Tür am Ende der Treppe. Ein schmaler Gang erstreckte sich vor ihr. Nackte Glühbirnen baumelten in der Fassung von der Decke. Hier war das Einfachste mehr als gut genug. Als sie ihre Stelle in Waterford Manor angetreten hatte, war sie überwältigt gewesen von der Pracht des Hauses. Von den wunderschönen orientalischen Teppichen, den blitzblank gebohnerten Parkettböden, den Wandvertäfelungen aus edlem Holz. Von den glitzernden Kristallkronleuchtern, den gepolsterten Möbeln mit den reich verzierten Lehnen, den wertvollen Gemälden und dem filigranen Porzellangeschirr. Ehrfürchtig hatte sie all das betrachtet und am Anfang nicht einmal gewagt, etwas davon zu berühren. Wie schockiert war sie dagegen über die Jämmerlichkeit ihrer Dachkammer gewesen! Wie konnte man in solcher Herrlichkeit leben und den Menschen, die man tagtäglich für sich schuften ließ, ein derart erbärmliches Quartier bieten? Mittlerweile hinterfragte sie es nicht mehr. Sie hatte sich daran gewöhnt. Außerdem täuschte der Glanz: Hinter all dem Prunk stand das traurige Los der Lady und des Earls.

Trotz alledem hatte sie ihre Arbeit geliebt – bis zu dem verhängnisvollen Tag, an dem sich das Unglück über ihr selbst ausbreitete.

Sie starrte den Gang hinunter, der sich in Düsternis verlor, und tastete mit einer Hand nach dem Zimmerschlüssel, den sie ständig an einer Schnur um den Hals trug. Mit der anderen Hand hielt sie die Tasse mit der Milch fest. Sie war noch warm.Sie steckte den Schlüssel in das Schloss, öffnete die Tür und betätigte den Lichtschalter. Obwohl es früher Nachmittag war, lag die kleine Kammer im Halbdunkel. Das winzige Dachfenster gab den Blick frei auf ein Stück hellgrauen Winterhimmel. Das Licht der Glühbirne an der Decke enthüllte erbarmungslos die ärmliche Einrichtung. Ein schmales Bett, ein Nachtkästchen, ein Tisch mit einer Waschschüssel und einem Krug. Zwar sollten in absehbarer Zeit auch im Dachgeschoss Wasserleitungen verlegt werden, aber mit diesen Arbeiten würde erst im nächsten Sommer begonnen werden. Das hatte ihnen der Butler Mr Simpson vor einigen Tagen mitgeteilt. Ein Schrank bot gerade Platz für das Nötigste. Nicht dass er zu klein gewesen wäre. Neben den beiden Dienstmädchenuniformen besaß sie ohnehin nur wenig Kleidung.Ihr Blick fiel auf das zusammengeknüllte Nachthemd, das halb unter dem Bett hervorlugte. Auf die Blutflecken. Sie war noch nicht dazu gekommen, es zu waschen. Sie konnte das Blut riechen. Vielleicht war es aber auch nur ihr schlechtes Gewissen.Sie sah auf das Bett, obwohl sie nicht wollte. Das Kissen lag noch genauso da, wie sie es am Morgen hingelegt hatte. Zögernd ging sie einen Schritt näher, in der unsinnigen Hoffnung, nur geträumt zu haben. In der Hoffnung, dass das … Ding gar nicht da war.Sie starrte auf das Kissen. Nichts rührte sich. Dann stellte sie die Tasse mit der Milch auf den Nachttisch und streckte die Hand aus. Vorsichtig schob sie das Kissen beiseite. Es war schwer und klamm. Nein, sie hatte nicht geträumt. Das winzige Etwas, das sie vor zwei Tagen geboren hatte, lag noch da. Es bewegte sich nicht, hatte die Augen geschlossen. Ganz bestimmt schlief es. Das war gut. Wenn es schrie, würde es sie verraten. Letzte Nacht hatte es so geweint, es war kaum zu beruhigen gewesen. Wahrscheinlich hatte es Hunger. Sie konnte es nicht stillen. Sie hatte versucht, ein Stückchen Stoff mit Kuhmilch zu tränken. Das Baby hatte an dem Zipfel gesaugt, bis es müde geworden und eingeschlafen war. Am Morgen hatte die Köchin sie gefragt, ob sie eine Katze in ihrem Zimmer verstecke. Natürlich stritt sie es ab. Mrs Smith hatte sie daraufhin so merkwürdig angesehen. Aber die Köchin musste doch wissen, dass sie nicht log! Das wäre doch eine Sünde gewesen! Allerdings keine so große, wie heimlich ein Kind zur Welt zu bringen. Ein Kind der Schande.Sie holte zitternd Luft, unterdrückte ein Schluchzen. Was sollte sie nur tun? Sie konnte das Kleine nicht für immer hier verstecken. Noch immer rührte es sich nicht. Schlief es tatsächlich so tief? Sachte stupste sie es mit dem Zeigefinger an. »He du«, flüsterte sie. Keine Reaktion. »He, Baby.« Sie musste ihm einen Namen geben. Sie hatte noch keine Zeit gehabt, darüber nachzudenken. Aufmerksam betrachtete sie das winzige Wesen, das in ihr herangewachsen war, ohne dass sie es bemerkt hatte. Dass ihre Blutung ausgeblieben war, hatte sie nicht weiter gekümmert. Das geschah manchmal, wenn man sehr hart arbeiten musste. Dass sie um die Taille zunahm, fiel ihr zwar auf, aber sie hätte nie gedacht, dass …Er hatte ihr leidgetan, betrunken und weinend. Ob er sich überhaupt daran erinnerte, dass er zu ihr gekommen war? Wahrscheinlich nicht. Zumindest sagte er nie auch nur ein Wort darüber. Sie wagte es seitdem nicht mehr, ihm ins Gesicht zu sehen. Sie ging ihm aus dem Weg, wann immer sie konnte. Ein bitteres Lachen stieg in ihrer Brust auf, sie erstickte es, bevor es sich befreien konnte. Er hatte nichts zu befürchten, sie war diejenige, die mit der Schande leben musste. Mit diesem Ding.Irgendetwas stimmte nicht mit dem Baby. Es war so winzig. Die Augen standen seltsam weit auseinander, der Kopf war flach. Wenn es schrie, klang es wie eine kleine Katze. Aber es schrie ja kaum. Es lag noch immer still da. Sein Gesicht war bleich. Es sah aus wie das Jesuskind aus Wachs, das sie an Weihnachten in Saint Mary’s gesehen hatte. Seltsam. Seine Lippen waren ganz blau.Das waren sie vorher nicht gewesen, oder? »Armes Ding. Du frierst wohl.« Sachte strich sie mit dem Zeigefinger über die Wange des Babys. Erschrak darüber, wie kalt dessen Haut war. Sie legte einen Finger auf die Brust des Kindes. Kein Herzschlag. Sie hob das Händchen an, es sank kraftlos nieder, als sie es losließ. Es dauerte einen Moment, bis sie begriff.

Es hatte gelebt, als sie es heute Morgen hier im Bett zurückgelassen hatte. Ganz sicher.Das Kissen. Es war zu schwer gewesen. Es hatte das Baby erstickt.Sie saß bewegungslos da, eine finstere Leere breitete sich in ihr aus, ließ kein Gefühl zu. Vielleicht war es besser so. Es war ein Kind der Schande, was hätte sie mit ihm tun sollen?Nun, sie hätte es heimlich zum Pfarrhof bringen und dort ablegen können. Ja, das wäre eine gute Idee gewesen. Aber jetzt war es zu spät. Es hatte noch immer keinen Namen. Die arme Seele war ungetauft gestorben.Verity. Sie würde es Verity nennen.Langsam stand sie auf. Das Baby musste verschwinden. So, als hätte es nie existiert. Ja, das war die einfachste Lösung. Eine Welle von Erleichterung durchlief sie. Gott hatte ihre Verzweiflung verstanden und ihr seine Gnade geschenkt. Jetzt musste sie nur noch dafür sorgen, dass Verity ein schönes Begräbnis bekam. Das war sie ihr schuldig.Sie brauchte etwas zum Schreiben. In ihrer Schürzentasche fand sie einen Bleistiftstummel. Weiß Gott, wo sie den aufgelesen hatte. Sie sah sich um. Sie besaß kein Papier, nur die Bibel, die sie von ihrer Mutter bekommen hatte. Sie öffnete das Buch. Die erste Seite war unbeschrieben. Sie nahm es in die Hand und zögerte. Durfte sie das? Machte sie sich einer neuerlichen Sünde schuldig? Aber die Vorstellung, das Baby namenlos in das Reich Gottes gehen zu lassen, schmerzte zu sehr. Also riss sie vorsichtig das leere Blatt heraus und schrieb in sorgfältigen Blockbuchstaben VERITY darauf. Sie holte das blutbefleckte Nachthemd unter dem Bett hervor und breitete es auf der Matratze aus. Sie hob das Kind auf und legte es auf das Nachthemd.Den Zettel mit dem Namen platzierte sie auf der Brust des kleinen Mädchens und bekreuzigte es auf Stirn, Mund und Brust. Sie nahm die silberne Kette mit dem Kreuz ab, die sie seit ihrer Taufe trug und streifte sie dem Kind über den Kopf. Sie faltete seine Händchen. So sah es sehr feierlich aus.Sie schlug das Baby in das Nachthemd ein, nur das Gesicht ließ sie frei. Gott hatte gewollt, dass es starb. Er hatte es zu sich geholt, damit es nicht in Elend und Schande aufwachsen musste. »Der Herr schenke dir sein Licht. In Ewigkeit. Amen.« Sie zeichnete mit dem Daumen noch einmal ein Kreuzzeichen auf die Stirn des Kindes und verhüllte dann dessen Gesicht mit dem Stoff. Nicht mehr als ein kleines Bündel. Sie betrachtete es eine Weile, dachte nach. Dann fiel ihr ein, wo sie das Baby zur Ruhe betten konnte. Dort würde es ungestört für immer schlafen können. Aber sie musste warten, bis es Nacht war.

Kapitel 1

Der Sommer war definitiv die schönste Jahreszeit. Den Frühling liebte Bee Merryweather auch, nur dem Herbst und dem Winter konnte sie nicht viel abgewinnen.Jetzt, Anfang Juni, räkelte sich die Landschaft unter den wärmenden Strahlen der Sonne. Vogelgezwitscher erfüllte die Luft, eine warme Brise, die den Geruch der verschiedensten Blumen mit sich brachte, strich über die Haut. Sattes Grün überzog die Hügel, über die sich ein blitzblauer Himmel wölbte. In der Ferne konnte sie den Kirchturm aus Schieferstein sehen. Die Strahlen der Sonne brachten selbst das eintönige Grau zum Leuchten. Bee stand unter der Haustür und betrachtete zufrieden ihr kleines Gartenreich. Zuerst fiel der in einem kräftigen Pink gestrichene Zaun ins Auge, der die Hainbuchenhecke um das Cottage herum ablöste. Im Frühling wuchs entlang des Zauns ein Meer von Tulpen, die dem Häuschen seinen Namen Tulip Cottage gaben. Jetzt blühten weiße Hortensien, bunte Stauden wie Rittersporn, Glockenblumen und Bartnelken, die in gut einem Monat von den ersten Dahlien ergänzt werden würden. Der schnurgerade, mit unregelmäßigen Steinplatten belegte Weg teilte den Garten in zwei gleich große Teile. Links und rechts davon lagen die Lavendelbeete wie Teppiche in allen Blautönen. Dahinter befanden sich zu beiden Seiten je zwei kleine Gemüsebeete. Vor ein paar Tagen hatte Bee frische Salatpflänzchen gesät. Das zarte Grün der Karotten auf dem anderen Beet mischte sich mit den dunkleren Spitzen des Lauchs. Auf der anderen Seite – sie runzelte die Stirn. Das war … »Nein! Pfui! Lass das!«Sie klatschte in die Hände. Der riesige schwarze Kater, der gerade dabei gewesen war, die kleinen Bohnenpflanzen umzugraben, zuckte zusammen. Kurz duckte er sich und warf Bee einen langen ungerührten Blick zu, bevor er sich abwandte, den Weg hinunterstolzierte und mit einem eleganten Satz über das Gartentor sprang.»Verflixter Kerl!« Bee war mit ein paar Schritten beim Beet und begutachtete die Bescherung. Ein Teil der Bohnenpflänzchen streckte hilflos die zarten Wurzeln in die Luft. Zum Glück waren sie nicht beschädigt. Sie setzte die Pflänzchen wieder ein und strich die Erde glatt. Othello entwickelte sich zu einem echten Plagegeist. Keine Ahnung, was in den Kater gefahren war. Oder doch, natürlich kannte sie die Antwort. Dass ihr Haushalt Zuwachs von zwei weiteren Katzen bekommen hatte, führte zu Zwistigkeiten. Obwohl Othello sich ohnehin am liebsten draußen aufhielt, waren ihm die Neuankömmlinge Bella und Blue, die beiden Kartäuserkatzen von Marcus, noch immer ein Dorn im Auge. Die beiden waren vor mehr als einem Jahr eingezogen, und sie fragte sich, wie lange sie noch Geduld haben musste. Aber das war es wert. Schließlich war sie selbst so glücklich wie schon lange nicht mehr, seit Marcus bei ihr lebte. Was bedeutete da schon ein wenig Ärger mit den Katzen? Vielleicht sollte sie sich einfach Hochbeete zulegen. Keine schlechte Idee in Anbetracht dessen, dass sie zwar noch fit, aber mit ihren siebenundsechzig Jahren auch nicht mehr die Jüngste war. Sie würde mit Marcus über die Umsetzung ihrer Idee sprechen.Noch einmal ließ sie den Blick über ihr kleines Reich schweifen. Der Regen der letzten Tage hatte dafür gesorgt, dass alles vor Wachstum nur so strotzte. Ein typischer Cottage-Garten, der heimelig und gemütlich wirkte und dessen Blütenpracht perfekt war. Aber … Sie dachte an den Wettbewerb, der im September anlässlich des hundertfünfzigjährigen Dorfjubiläums stattfinden würde. Gärten wie ihren gab es in Cornwall zuhauf, und bestimmt waren einige noch viel gepflegter. Ihrem Garten fehlte das gewisse Etwas. Sie konnte keine besondere Pflanzenrarität vorweisen, keine anspruchsvolle Gestaltung. Kein spektakuläres Kunstwerk. Ja, nicht einmal ein bestimmtes Thema.Entmutigt stieß Bee die Luft aus. Gladys Trotter, die Inhaberin des Tea Rooms und des Gemischtwarenladens, hatte die unselige Idee des Gartenwettbewerbs vorgeschlagen, die eigentlich keinen besonderen Geistesblitz darstellte. Solche Veranstaltungen fanden im ganzen Land statt. Neben den obligatorischen Wettstreiten im Kuchenbacken, Marmeladekochen, Hufeisenwerfen und Bogenschießen. »Kuchenbacken und Marmeladekochen – das kann ich sowieso vergessen«, sagte Bee laut. »Ich bräuchte eine zündende Idee. Ein Motto. Hm.« Ihr Blick fiel auf Othello, der wie aus dem Nichts wieder aufgetaucht war und jetzt entlang des Zaunes dahinschlich. »Katzen«, sagte sie in die Stille. »Ich habe fünf Katzen.«Othello warf seinem Frauchen einen verwirrten Blick zu. Sein Gesichtsausdruck gab ihr zu verstehen, dass er sie für ein bisschen seltsam hielt. »Ein Katzengarten. Baldrian und Katzenminze, Katzenstatuen, Vogeltränken in Form von Katzen. Irgendwo habe ich so etwas schon gesehen«, murmelte Bee. Im Geiste stellte sie sich bereits vor, wie sie ihre Idee verwirklichen würde: Die Vogeltränke passte perfekt zwischen die Gemüsebeete auf der linken Seite, die Katzenminze konnte sie in Töpfe – mit Katzenmotiven – pflanzen und entlang des Weges aufstellen …Aus der Ferne drang das Schlagen der Kirchturmuhr an ihr Ohr. Sie sah auf die Armbanduhr. »Oh, schon sechs. Ich muss mich sputen.«Sie ging zum Haus zurück. Der Kater, ein großer schwarzer Schatten, huschte vor ihr den Weg hoch und miaute fordernd vor der Tür, obwohl er eigentlich leicht Zugang durch die Katzenklappe gefunden hätte.»Jaja, schon gut. Du bekommst gleich was.« Sie schlüpfte aus den Gartenpantoffeln und in die Hausschuhe. Drinnen empfing sie gedämpftes Licht, das durch selbst gehäkelte Vorhänge fiel, und der Geruch von Gebackenem. Der verschwand so gut wie nie aus der kleinen Küche, war doch ihr Lebensgefährte Dr. Marcus Strong ein begeisterter Hobbybäcker.Sie wurde von vielstimmigem Miauen empfangen. Der grau getigerte Jago und die weiße, langhaarige Desdemona, genannt Dessy, strichen bereits um ihre Futternäpfe. Gleich darauf gesellten sich auch Bella und Blue dazu. Seltsam. In solchen Momenten waren sich alle fünf einig, da gab es kein Fauchen und Knurren.Sie befüllte die Futternäpfe und stellte sie auf den Boden; die von Bella und Blue ein wenig abseits, damit es zu keinen Rangeleien kam. Sie überließ die Katzen ihrer Mahlzeit und ging die schmale Treppe hoch in das Obergeschoss. Vor dem Kleiderschrank blieb sie stehen. Was trug man, um einen Vicar zu begrüßen? Leuchtendes Pink, knalliges Gelb, Grasgrün, das passte alles nicht so ganz. Aber sie liebte nun einmal intensive Farben. Schließlich entschied sie sich für ein lavendelblaues Sommerkleid mit züchtigem weißem Spitzenkragen. Wenn sie dazu die gleichfarbige Weste anzog, sah das sicher nett und anständig aus. Sie naschte noch ein paar Stücke vom Karamell-Fudge, das in einer Dose auf der Anrichte stand. Dinner würde sie kochen, wenn Marcus heute Abend aus seiner Arztpraxis in Bodmin kam. Bis dahin würde auch der neue Vicar seinen Empfang gehabt haben. Die Katzen hatten sich wieder verzogen. Othello verschwand nach dem Fressen immer durch die Katzenklappe, um seinen abendlichen Rundgang zu beginnen, die anderen verteilten sich für gewöhnlich im Wohnzimmer. Jago besetzte das Bett, bis Marcus und sie schlafen gingen. Sie schloss die Haustür. Inzwischen waren Wolken aufgezogen, und Schatten hatten den kleinen Garten erobert. Der Anblick löste eine leichte Beklemmung in ihr aus. Sie lächelte über sich selbst. Es gab nichts, wovor ihr bange sein musste. Sie hatte einiges mitgemacht, aber das lag hinter ihr. Sie öffnete das Schloss ihres Fahrrads, das wie immer neben der Haustür abgestellt war, schob es den Zugang zum Haus hinunter und machte sich auf den Weg ins Dorf.

Kapitel 2

Petula Flowers blinzelte in die letzten Strahlen der untergehenden Sonne. Nach der Düsternis, die den ganzen Tag in ihrem Laden geherrscht hatte, taten ihr die Wärme und Helligkeit gut. Diese Cottages aus Schieferstein sahen zwar malerisch aus, boten aber wenig Komfort. Die klamme Kälte wich nie, und die Wohnung, die sie sich im Dachgeschoss des Ladens eingerichtet hatte, konnte man nur als bescheiden bezeichnen. Und doch hätte sie um nichts auf der Welt an einem anderen Platz sein wollen. Noch nie war ihr so bewusst gewesen, dass sie nach Jahren der Ruhelosigkeit hier eine Heimat gefunden hatte.Sie schloss die Tür ab und steckte den Schlüssel in die Tasche ihrer gemusterten Strickjacke. Wie immer warf sie einen kontrollierenden Blick in das Schaufenster des Geschäfts. Cats and Cards. Ein treffender Name, denn ihr roter Kater Thor und ihre schwarze Katze Banshee räkelten sich zwischen den Tarotkarten in der Auslage. Neben den Karten hatte Petula auf bunten Tüchern Kerzen und Klangschalen arrangiert. Traumfänger und Kristalle hingen an dünnen Fäden darüber. Sie würde noch den neu gelieferten Bernsteinschmuck dazulegen, aber das konnte bis morgen warten.In wenigen Minuten würde sie Jasper treffen. Der Gedanke verursachte ein leises Kribbeln in ihr und ließ ihr Herz schneller schlagen. Professor Dr. Jasper Miller. Er unterrichtete Philosophie an der Universität Cambridge und beschäftigte sich nebenbei mit parapsychologischen Vorgängen. Im Dorf nannte man ihn deshalb zu seinem Leidwesen den Geisterjäger. Ihre letzte Begegnung war beinahe zwei Monate her, er kam nur sporadisch nach South Pendrick. Sie fragte sich, auf welcher Ebene ihre Beziehung mittlerweile stand und wie sie ihm begegnen sollte. Zwar hatten sie es geschafft, sich mit Vornamen anzusprechen, aber sehr viel weiter waren sie noch nicht gekommen. Etwas dürftig in Hinblick darauf, dass er ihr perfekter Partner war. Das hatten ihr zumindest die Karten und das Pendel gesagt. Allerdings war Petula nicht ganz sicher, ob Jaspers Intuition hier mit der ihren übereinstimmte. Es würde viel Fingerspitzengefühl notwendig sein, um ihn davon zu überzeugen, aber sie liebte Herausforderungen. Sie wollte gerade in die Main Street einbiegen, als ihr Blick auf eine kleine schwarz-weiße Katze fiel, die sich um die Ecke drückte. »Hallo, Kitty!« Die Katze blieb stehen und sah sie misstrauisch an. Seit ein paar Tagen schlich das Tier hier herum; ein Streuner, der zwar immer in Sichtweite blieb, sich aber nicht anfassen oder einfangen ließ. Meist war Kitty im Gastgarten des Pubs anzutreffen, wo ihr der eine oder andere mitleidige Gast ein Häppchen zuwarf. »Möchtest du deine Milch?« Petula seufzte kurz, sie würde sich verspäten. Dann kehrte sie um, stieg die Treppe zu ihrer Wohnung hoch, ging in die Küche und goss ein wenig Milch in eine Schale. Die stellte sie der Katze neben die Hintertür. Das Tier machte keine Anstalten, näher zu kommen, aber Petula wusste, dass Kitty sich über die Milch hermachen würde, sobald sie ihr den Rücken zudrehte. Sie betrat die Main Street, die schnurgerade eine leichte Anhöhe hinunter durch das Dorf führte. Bevor sie sie überquerte, blickte sie nach rechts und ließ ein Auto mit Londoner Kennzeichen passieren. Vor dem Pfarrhof bemerkte sie eine Gruppe Menschen. Sie konnte die rundliche kleine Bee Merryweather mit dem blonden Pagenkopf erkennen, ganz in Lavendelblau, daneben die hagere Gladys Trotter und ihren Mann Bernard. Seine wuchtige Gestalt ließ Gladys noch schmaler wirken. Daneben Dorothy Longford, die Dorflehrerin. Was hatten die zu besprechen? Ach ja, sie erinnerte sich, dass heute ein neuer Priester ins Dorf kam. Diese Versammlung bildete wohl das Empfangskomitee.Sie überquerte die Straße. »Hallo, Petula!« John Tremayne, der Wirt des Tin Bell winkte ihr kurz zu, bevor er geschäftig ins Pub lief. Die Tische des kleinen Gastgartens waren alle besetzt, das Geschäft lief gut. Die wohlig-gruselige Geschichte des Dorfes zog immer mehr Touristen an. Spuk im Witwenhaus von Waterford Manor, das bereits mehr als einmal Schauplatz eines Mordes gewesen war, ein Toter im Park des Herrenhauses. Auch der Vorbesitzer ihres Ladens war ermordet worden. Schon seltsam, wie sich hier merkwürdige Todesfälle häuften. Petula bog in die Ring Road ein, verließ dann den Kreisverkehr – den einzigen des Dorfes – und folgte der North Road. Ein Schild wies auf einen Fußweg zum Herrenhaus hin. Sie betrat ihn und bereute, keine festen Schuhe angezogen zu haben. So gut es ging wich sie in ihren Ledersandalen den schlammigen Fahrrinnen und Pfützen aus, die der tagelange Regen hinterlassen hatte. Die Zufahrt war zusätzlich von den Autos der Handwerker, die das Witwenhaus renovierten, aufgewühlt worden. Auch jetzt stand der Kastenwagen eines Installateurs vor dem Haus. Eigentlich hätte der bereits Feierabend haben sollen. Deswegen hatte sie sich mit Jasper erst um halb sieben treffen wollen, um ungestört weiterzuforschen. Sie zögerte kurz. Tat sie das Richtige? Würde Jasper ihr glauben, dass sie seltsame Schwingungen im Keller des Hauses gespürt hatte? Zumindest hatte er sich sofort interessiert gezeigt.Sie stieg die drei Stufen zur Eingangstür hinauf, die nicht verschlossen war, und betrat die Diele. Die Restaurierung des Hauses war zum größten Teil abgeschlossen, ganz leicht lag der Geruch von frisch geschnittenem Holz und neuer Farbe in der Luft. Sie warf einen Blick in das Wohnzimmer. Mit den gepolsterten, mit dunkelgrünem Damast bezogenen Möbeln im Regency-Stil strahlte es vornehme Eleganz aus.

In einer Vitrine neben der Tür ruhte das Tagebuch der Lady Amanda Waterford. Ein wertvolles historisches Zeugnis.Petula hatte es bei einer ihrer Pendelzeremonien hinter der Wandvertäfelung im Wohnzimmer gefunden. Es enthielt die Aufzeichnungen einer zutiefst enttäuschten, vom Schicksal geprüften Frau. Kein Wunder, dass ihr Geist keine Ruhe fand. Aber nun war er gebannt und die kalten Luftzüge verschwunden. Die scharfzüngige Gladys Trotter hatte das allerdings auf die Tatsache zurückgeführt, dass die Fenster und die Glastüren ausgetauscht worden waren. »Miss Flowers!« Petula zuckte zusammen. Lady Amaryllis Waterford tauchte vor ihr im Gang auf, sie musste aus dem hinteren Teil des Hauses gekommen sein. Ein Hauch von exklusivem Parfum wehte in Petulas Nase. Die zierliche Blondine trug ein dunkelblaues Etuikleid, bestimmt ein Designerstück. Die Perlenkette, die ihre elegante Erscheinung betonte, kostete wahrscheinlich ein Vermögen. Die Waterfords selbst waren arm wie Kirchenmäuse, nachdem der letzte Earl – Amaryllis’ Vater – das Familienvermögen verspielt und danach Selbstmord begangen hatte. Aber Lady Amaryllis hatte vorgesorgt: Ihr Verlobter Didier de Montford war stinkreich und hatte auch die Renovierung des Witwenhauses finanziert. Amaryllis spielte nervös mit der Kette. »Sie wollten heute mit Dr. Miller den Keller untersuchen, nicht wahr? Ich fürchte, daraus wird nichts. Im Keller ist Wasser eingetreten, der Installateur kümmert sich gerade darum. Ich habe es erst vor einer halben Stunde erfahren und leider in dem Durcheinander vergessen, Sie zu informieren.«»Ach, das ist aber ärgerlich.« In Petula stieg Bedauern auf. »Dr. Miller wollte heute extra aus Cambridge kommen. Ist er schon da?«»Ich habe ihn noch nicht gesehen. Dann wäre er wohl umsonst gekommen.« »Umsonst? Was ist los?«, ertönte da die Stimme von Jasper hinter Petulas Rücken. Wie immer in seiner Anwesenheit durchrieselte sie ein erregter Schauder. Sie drehte sich um. Große Göttin! Er war nicht allein. Neben ihm stand Esther Lee, die langbeinige Studentin mit dem Aussehen eines Models, die als seine Hilfskraft arbeitete und so gut wie nie von seiner Seite wich. Waren sie zusammen gekommen? Jetzt hakte sich Esther bei ihm unter. Eine viel zu vertrauliche Geste nach Petulas Geschmack. »Was ist los, Jass?«Jass? Petula hätte sich nie erdreistet, ihn so zu nennen. Sie funkelte Esther verärgert an, aber die übersah sie geflissentlich. »Lady Waterford, sagen Sie jetzt nicht, dass wir nicht weiterarbeiten können.« Jasper Miller strich über seinen blonden Vollbart. Das tat er immer, wenn ihn etwas irritierte.Lady Amaryllis knetete nervös ihre Finger. »Der untere Keller ist überflutet. Es hat in den letzten Tagen sehr viel geregnet, aber wir wissen noch nicht, woher das Wasser kommt. Es tut mir leid …«»Verflucht! Und ich bin extra schon heute aus Cambridge gekommen! Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich erst morgen losgefahren.«»Und ich hätte Zeit gehabt, mir wie du ein Zimmer im Tin Bell zu reservieren.« Miss Lee lächelte in Jaspers Richtung.»Esther hat sich spontan bereit erklärt, mich zu begleiten«, sagte er zu Petula. »Hoffentlich gibt es noch eine Unterkunft.«Petula warf der Blondine einen bösen Blick zu. »Könnte schwierig werden. Es ist gerade ziemlich viel los.«Esther zuckte mit den Schultern. »Ach was, es wird sich schon etwas finden, ich bin nicht anspruchsvoll.« Wieder lächelte sie Jasper an. Der wandte sich an Lady Amaryllis. »Könnten wir trotzdem kurz in den Keller?«»Wenn Sie meinen. Ich fürchte aber, der Installateur wird nicht gerade erfreut über die Störung sein.«»Lady Waterford? Könnten Sie bitte kommen?«Die Stimme aus dem Keller klang hohl und geisterhaft, und sie alle zuckten zusammen.Lady Amaryllis wandte sich ab und ging auf die offene Kellertür zu. Jasper und Esther folgten ihr. Petula schauderte. Der Geruch von Moder, abgestandener Luft und Feuchtigkeit wehte ihr entgegen. Keller waren abgeschlossene Bereiche, in denen sich im Gegensatz zu Wohnräumen keine Energien austauschten. Dadurch befand sich alles mehr oder weniger im Stillstand und verdichtete sich. Sämtliche Ausdünstungen, Gefühlsregungen und Auren lagerten sich hier ab. Keller waren nicht gut. Das mulmige Gefühl in Petula verstärkte sich. Am Ende rächte sich ihre Unaufrichtigkeit. Die Mahnung ihrer Mutter fiel ihr ein. Kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort.Petula schüttelte die plötzliche Anwandlung ab und folgte den anderen. Ausgetretene Steinstufen führten in die Tiefe. Am Fuß der Treppe stand ein korpulenter Mann in Arbeitshosen. »Ich hab da etwas Merkwürdiges entdeckt«, sagte er.Ein tragbarer Scheinwerfer leuchtete den Raum aus. Der hintere Teil des Kellers lag tiefer als der vordere, eine Stufe führte hinunter. Dort schimmerte das Wasser. »Es ist nicht viel, vielleicht zwei Inches«, erklärte der Mann. »Ich dachte ja erst, es könnte aus dem Brunnen sein.« Erst jetzt entdeckte Petula im höher gelegenen Teil einen runden Holzdeckel. Daneben befand sich ein kreisrundes Loch im Boden. Für einen Moment war ihr, als würde daraus etwas Übelriechendes aufsteigen. Eine Gänsehaut überlief sie.»Ich wusste gar nicht, dass es hier einen Brunnen gibt.« Lady Amaryllis sah den Handwerker fragend an.»Das glaub ich gern, Mylady. Der muss schon seit Ewigkeiten trocken sein. Das Wasser kommt bestimmt nicht von da.«»Und was haben Sie entdeckt?«Er zuckte mit den Schultern. »Jemand muss da runter. Ich schaff’s leider nicht, der Schacht ist zu eng. Aber da unten ist etwas.«