Tom Prox 109 - Holger Sundmark - E-Book

Tom Prox 109 E-Book

Holger Sundmark

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Beschreibung

Seit Monaten terrorisieren Banditen unter der Führung des berüchtigten Revolvermanns Jay Finley den Südwesten der USA. Allesamt verkommene Subjekte, die auf ihren mörderischen Raubzügen nicht einmal vor Frauen und Kindern Halt machen. Schnell müssen sich die lokalen Polizeibehörden eingestehen, dass die eigenen Mittel hier nicht ausreichen. Also wendet man sich an die Special Police, und Tom Prox und seinen Ghosts gelingt es tatsächlich, die Verbrecher zu stellen. Dann aber begeht Ben Closter, gefangen im Zwiespalt zwischen Pflichtbewusstsein und Sorge um das Leben seines Freundes Snuffy Patterson, einen kapitalen Fehler ...

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Inhalt

Cover

Ein dreckiges Nest

Aus dem Wilden Westen

Vorschau

Impressum

Ein dreckigesNest

Von Holger Sundmark

Gold! Schon immer hat das glänzende Edelmetall eine faszinierende Wirkung auf die Menschen gehabt, und selbst die gesetzes- und bibeltreuesten Männer kann Gold in einen solchen Wahn versetzen, dass sie jeden Anstand und jede Moral vergessen. Und plötzlich heißt es dann sogar: Vater gegen Sohn! Wie hier im hier im Fall von Jim Rogers, der bereit ist, seinen Claim gegen alles und jeden zu verteidigen ...

Kesseltreiben! Noch nach Jahren sollte man im Süden von Nevada davon sprechen.

Der weite Talkessel südlich von Bashville hallte wider von dem lebhaften Feuer der Gewehre und Revolver. Allmählich wurde die Bande auf immer enger werdendem Raum zusammengedrängt.

Monatelang hatten die Banditen die ganze Gegend terrorisiert, und die machtlosen örtlichen Behörden wussten schließlich keinen anderen Ausweg mehr, als die Special Police zu Hilfe zu rufen.

Die Männer der Ghost Squad hatten dann zunächst viel Mühe und Zeit aufgewandt, den Schlupfwinkel der von dem berüchtigten Revolvermann Jay Finley angeführten Bande aufzuspüren.

Jetzt hatten aber sie die Kerle in der Zange. Ein über dreißig Mann starkes Aufgebot wütender Einwohner von Bashville und Welshpool unter der Führung des temperamentvollen Marshals von Bashville, Lester Cobb, sowie zehn Ghostreiter unter Captain Prox schlossen die Klammer um das unübersichtliche Gebiet, wo eine Unzahl turmartiger Felsspitzen zahllose Verstecke bot.

In dem Gewirr von Felsentürmen war es unmöglich, die Bewegungen der fünfzehn Mann starken Bande zu beobachten. Man konnte nicht wagen, frisch-fröhlich draufloszugehen.

Die Taktik der umzingelten Banditen war seltsam. Wie abgeschnitten verstummte plötzlich ihr Feuer. Aber als die Männer des Aufgebots versuchten, weiter vorzudringen, schlug ihnen ein neuer Geschosshagel entgegen. Sie waren deshalb sehr vorsichtig, als die Bande zum zweiten Mal ihr Feuer einstellte. Und richtig, als sie sich nach einigen Minuten vorsichtigen Abwartens zum Vorstoß anschickten, schoss die Bande wieder aus allen Rohren.

Als sich dieses neckische Spiel zum dritten Mal wiederholte, witterte Tom Prox den Plan. Er verließ seinen Platz und schlug einen Bogen um den Kessel. Er suchte seine beiden Sergeanten Snuffy Patterson und Ben Closter.

Der Lange saß arg in der Klemme. Das heißt, er saß nicht, er lag und wälzte sich am Boden. Seine Lungen keuchten in harten Stößen, seine Augen quollen aus den Höhlen, und die Adern schienen wie dicke, pochende Stränge auf Stirn und Schläfen zu liegen.

Snuffy strengte sich an. Er musste sich mächtig anstrengen. Der Colt lag in drei Meter Entfernung hinter einem Stein, aber auf seinem mageren Körper lag ein Bulle von Kerl und kitzelte seinen Adamsapfel mit der scharfen Spitze eines Messers.

Der Bandit brauchte nur noch zuzustoßen, dann wäre es aus mit Snuffy. Dazu aber kam der Bandit nun auch wieder nicht. Der Sergeant war zwar ein dürres Gestell, aber er hatte Muskeln wie aus Eisen. Mit einer Hand hielt er die freie Hand des Banditen fest, mit der anderen umklammerte er die Faust, die das Messer hielt, und versuchte, sie zurückzudrängen. Dazu aber reichten seine Kräfte dann doch nicht aus.

So wälzten sich die beiden wild am Boden hin und her. Der Bandit sah sich nahe am Ziel und konnte es doch nicht erreichen. Und Snuffy wagte nicht, einen seiner zahllosen Tricks anzuwenden, denn er hatte keinen Spielraum. Eine Kleinigkeit würde genügen, dann ...

Der Schweiß perlte auf seiner Stirn, er brachte das Messer einfach nicht weg.

Der Kampf auf Leben und Tod hatte jetzt einen toten Punkt erreicht. Keiner der Männer kam darüber.

Da griff Ben Closter ein. Wie ein gereizter Bulle kam er um den Felsen herum, erfasste mit einem einzigen Blick die Lage und packte zu. Seine harte Faust klammerte sich in das dichte, wollige Haar des Banditen, riss den schweren Kerl mit einem Ruck zurück und stellte ihn auf die Füße.

Der Verbrecher taumelte jetzt. Schon kam Ben mit einem Schwinger hoch, knallte seine Faust unter den Kiefer des Banditen und streckte diesen lang zu Boden. Leider fand der Kerl gerade hier Snuffys Colt, riss ihn mit einem dumpfen Knurren an sich und legte auf Ben Closter an.

Aber wieder einmal machte sich das harte, planmäßige Training der Ghost Squad bezahlt. Ben brachte es fertig, seinen eigenen Revolver zu ziehen und zu schießen, bevor der andere seinen Zeigefinger krümmen konnte.

Snuffy rappelte sich schweigend auf, nahm seinen Revolver auf und steckte ihn ein, hob seinen Hut aus dem Staub und stülpte ihn nach flüchtigem Abklopfen auf den Kopf. Dann hielt er Ben seine knochige Rechte hin.

»Danke, altes Rhinozeros«, stieß er hervor. »Das nenne ich pünktlich zur Sekunde.«

Ben schüttelte vorwurfsvoll den Kopf.

»Wie leicht hätte das ins Auge gehen können! Da hat unser Dünner wohl ein bisschen geschlafen, hm?«

»Quatsch!«, wehrte Snuffy verlegen ab. »Ich hielt den Kerl für einen aus der Stadt. Wer soll denn die Burschen alle kennen?«

»Ist schon wahr«, gab Ben zu. »Wundere mich nur, warum der Gent dir nicht selbst geholfen hat. Kam ganz außer Atem zu mir und verlangte, ich sollte dir sofort zu Hilfe kommen. Wollte sich wahrscheinlich selbst die Pfoten nicht dreckig machen, der feine Pinkel.«

»Wer?«, stutzte Snuffy.

»Einer von den Leuten«, sagte Ben gleichgültig. »Ist ja auch egal.«

»Du meinst ...?«, setzte Snuffy an, unterbrach sich aber sofort.

Ein Steinchen polterte hinter ihnen, und wie auf Kommando hatten beide gleichzeitig die Colts in der Faust.

Ein Reiter bog um die Felsennadel. Es war Tom Prox.

»Hallo, Tom! Wie geht's, Chef?«

Die beiden steckten ihre Revolver wieder ein.

»Nanu? Alle beide in trautem Verein? Ben, warum bist du nicht an deinem Platz?«

»Da kam so ein Gent zu mir, elegant gekleidet, und sagte mir, ich sollte sofort zu meinem Nebenmann laufen, da sei Not am Mann. Na, und als ich angeschnauft kam, fand ich den guten Snuffy am Boden in den Armen eines ungewaschenen Kerls, der ihm unbedingt mit einem spitzen Messer den Adamsapfel rasieren wollte. – Da liegt er übrigens.«

Tom Prox schüttelte leicht den Kopf.

»Die Geschichte gefällt mir nicht. Dein feiner Gent ... sollte mich wundern, wenn der überhaupt etwas von Snuffys Bedrängnis gewusst hat. Da steckt was anderes dahinter. Jeder geht wieder an seinen Platz und passt doppelt auf. Die Bande plant etwas. Ich reite weiter zu Sheriff Cobb. Der ist dort drüben.«

Als der Ghostchef den Townmarshal erreichte, der mit zwei Männern unter einer niedriger Fichten hockte, war schon einige Minuten lang von Seiten der Banditen kein Schuss mehr gefallen.

»He, Captain Prox!«, rief Lester Cobb und winkte Tom heran. »Hier sind wir. Da drüben ist irgendeine verdammte Schweinerei im Gang, meinen Sie nicht auch? Der Teufel soll mich holen, wenn mir die Geschichte gefällt.«

»Mögen recht haben«, meinte Tom lächelnd.

»Dieser Teufel Finley nimmt uns auf den Arm«, drängte Cobb weiter. »Wir müssen was unternehmen. Wenn ich nur wüsste, was. Sobald wir vorgehen, bepflastern sie uns wieder.«

»Vielleicht – vielleicht auch nicht«, überlegte Tom Prox. »Wir müssen es eben wagen und den Kessel aufrollen – wenn es nicht schon zu spät dazu ist.«

Er zog eine Trillerpfeife und gab ein schrilles Signal. Dann stand er auf und winkte den Männern. »Vorwärts!«

Sie sprangen auf. Kein Schuss hielt sie auf. So rückten sie weiter vor, Stück für Stück, von Baum zu Baum, von Fels zu Fels. Ebenso gut hätten sie die Hände in die Hosentaschen stecken und bequem dahinschlendern können. Von den fünfzehn oder mehr Banditen, die sie zunächst umzingelt hatten, begegneten ihnen nicht mehr als zwei. Zwei Mann, und keiner mehr!

Auf den ersten davon stieß Sheriff Cobb, als sie aus dem Gehölz der Krüppelfichten heraus waren und in den steinernen Wald der spitzen Felsentürme hinein kamen.

Das erwartete Abwehrfeuer der Banditen blieb noch immer aus. Deshalb gingen die Männer jetzt auch rascher vor, achteten weniger auf Deckung und nahmen das Gelände in längeren Sprüngen. Allen voran Lester Cobb, die Lippen grimmig aufeinandergepresst und fest entschlossen, es diesen Banditen heimzuzahlen.

Der Sheriff erreichte eines der spitzen Felsengebilde und schlich auf leisen Sohlen weiter. Da erstarrte er. Jenseits des steinernen Turmes hockte am Boden ein kahlköpfiger Mann ohne Hut und spähte vorsichtig um die andere Seite herum.

»He!«, rief Cobb ihn scharf an.

Erschrocken drehte der Kerl sich um, sprang auf und hob den Colt, den er schussbereit in der Hand hielt. Aber Cobb war im Vorteil. Bevor der Bandit seinen Zeigefinger krümmen konnte, fiel er vornüber aufs Gesicht.

»Erledigt«, sagte der Sheriff kurz, als zwei seiner Leute hinzueilten. »Einer weniger. Kommt weiter. Möchte wissen, wo die anderen stecken.«

Der einzige »andere« gehörte Tom Prox. Das war wenige Sekunden später. Auch Prox hatte das Gebiet der Felsentürme erreicht und beobachtete den dunklen Spalt, der sich in einem aufragenden Felsengebilde auftat, und seitlich davon einen windschiefen Bretterschuppen.

Er sprang in den Schatten des Felsens hinüber, nachdem er sich überzeugt hatte, dass sich in dem Spalt niemand verbarg. So konnte er den verdächtigen Schuppen besser im Auge behalten.

Und doch hätte die Sache leicht schiefgehen können, wenn Tom Prox nicht durch ein leichtes Scharren gewarnt worden wäre. Das Geräusch kam von oben. Er hatte gar nicht daran gedacht, dass sich jemand auf das morsche Dach dieser wackeligen Bretterbunde hinaufwagen würde. Aber er stellte sich sofort um.

Am anderen Ende des Daches stand gebückt ein Mann. Seine Kleidung, seine Ausrüstung und vor allem sein Gesicht verrieten ihn als Banditen. Und sein Verhalten? Der Kerl duckte sich sofort ganz tief herunter und schoss auch schon.

Diesmal war Tom im Nachteil. Während der Verbrecher abdrückte, musste er erst seinen Colt hochbringen. Er tat es mit traumwandlerischer Sicherheit und Schnelligkeit. Und selbst noch in diesem Sekundenbruchteil, wo es um sein eigenes Leben ging, dachte er daran, dass er nicht als Scharfrichter angestellt und es nicht seine Aufgabe war, die Verbrecher eigenhändig umzubringen, sondern sie dem Gesetz auszuliefern. Zumindest konnte man einen gefangenen Verbrecher noch verhören.

Dieses Denken war ihm in Fleisch und Blut übergegangen. Er schoss auf die Revolverhand – und traf. Der Gegner hatte bereits durchgekrümmt, war aber durch die blitzschnelle Reaktion Toms um eine Winzigkeit unsicher geworden. Das Geschoss schlug dicht neben dem Kopf des Ghosts in den Felsen. Der Verbrecher aber fiel mit einem kurzen Aufschrei kopfüber vom Schuppendach.

Der Schuppen war keine drei Meter hoch, und doch musste der Mann sich das Genick oder Rückgrat gebrochen haben. Tom erkannte auf den ersten Blick, dass der Bandit im Sterben lag. Er hatte die Augen noch offen und blickte Tom angstvoll entgegen.

»Mit mir ist's aus, nicht wahr?«, krächzte er tonlos.

Tom dachte an all die Verbrechen, die Finleys Bande hier und anderswo verübt hatte. Er dachte auch daran, dass die Strafe jeden ereilt, früher oder später, aber er verlor nicht einen Moment seine Aufgabe aus den Augen.

Er hockte sich neben den Sterbenden und nickte ihm freundlich zu. Dann begann er mit seinem Verhör. Er quälte den Mann nicht und erfuhr doch in kurzer Zeit mehr, als er wollte. Tom Prox verstand es, mit Menschen umzugehen, auch mit Verbrechern ...

Etwa in der Mitte des Kessels trafen die Männer des Aufgebots von allen Seiten aufeinander, fluchend oder resignierend, ja nach Veranlagung und Temperament. Die Bande war ihnen doch entwischt.

»Verdammt, wie ist das möglich?«, wunderte sich Sergeant Closter. »Wir hatten sie doch von allen Seiten eingeschlossen.«

Tom sah ihn ernst an. »Zumindest hatten sie eine Viertelstunde lang eine Lücke an einer Stelle, wo ein gewisser Sergeant Closter eingesetzt war. Stimmt das nicht, mein Junge?«

Sheriff Cobb horchte auf.

»Aber ich musste doch bei Snuffy Kindermädchen spielen«, wehrte sich Ben schwach.

»Du hast dich auf eine sehr bequeme Tour von deinem Posten weglotsen lassen.«

»Konnte ich wissen, dass dieser feine Pinkel ein Bandit war? Er sprach vornehm wie ein Schauspieler, und ...«

»Was?«, schrie der Sheriff auf und sprang Ben fast an das Halstuch. »Wissen Sie, wer das war, Sergeant? Jay Finley höchstpersönlich!«

Ben wurde blass, und alle warfen ihm wütende Blicke zu, sodass er es vorzog, zu schweigen. Nur Snuffy dachte sich, dass Ben ihm wahrscheinlich das Leben gerettet hatte. Er ging wortlos hin und drückte dem Kameraden die Hand.

Langsam und bedrückt schlichen die Männer durch das Wäldchen zurück zu dem Platz, wo sie ihre Pferde zurückgelassen hatten. Einer kam ihnen in höchster Aufregung entgegengelaufen.

»Die Pferde! Die Banditen haben unsere Pferde geschnappt. Es ist kein einziger Bock mehr da!«