Tom Prox 81 - Holger Sundmark - E-Book

Tom Prox 81 E-Book

Holger Sundmark

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Beschreibung

Walt Ireland ist ehrlich, rechtschaffen und dem Gesetz verpflichtet. Aber der Sheriff von Abajo City ist auch jung. Zu jung noch, um den Machenschaften einer Gangsterbande Herr zu werden, die versucht, die Herrschaft über die Stadt zu gewinnen. Kurzum, Ireland ist das, was erfahrene Westmänner ein Greenhorn nennen, ein Kerl, der noch grün hinter den Ohren ist.
Tom Prox aber, der den skrupellosen Gangstern das Handwerk legen will, erkennt schnell, dass es Ireland nur ein wenig an Feinschliff mangelt, nicht zuletzt im Umgang mit dem Colt. Als dann aber Irelands Bruder des Mordes verdächtig wird, eskaliert die Situation. Eine vor Wut rasende Menge droht das Gefängnis zu stürmen ...


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Inhalt

Cover

DER GRÜNE SHERIFF

Vorschau

Kleines Wildwest-Lexikon

Aus dem Wilden Westen

Impressum

DER GRÜNE SHERIFF

Von Holger Sundmark

Walt Ireland ist ehrlich, rechtschaffen und dem Gesetz verpflichtet. Aber der Sheriff von Abajo City ist auch jung. Zu jung noch, um eine Gangsterbande auszuhebeln, die versucht, die Herrschaft über die Stadt zu gewinnen. Kurzum, Ireland ist das, was erfahrene Westmänner ein Greenhorn nennen, ein Kerl, der noch grün hinter den Ohren ist.

Tom Prox aber, der den skrupellosen Gangstern das Handwerk legen will, erkennt schnell, dass es Ireland nur ein wenig an Feinschliff mangelt, nicht zuletzt im Umgang mit dem Colt. Als dann aber Irelands Bruder des Mordes verdächtig wird, eskaliert die Situation ...

Dass der abgerissene Reiter, der gemächlich durch die Straßen von Abajo City trabte, ein Fremder war, konnte jeder erkennen. Nur einer, der die Stadt noch nie besucht hatte, würde die staubigen Straßen mit den großen und kleinen, prächtigen und hässlichen Häusern so aufmerksam betrachten.

Der Mann sah sich gründlich um, seinem forschenden Blick entging nichts.

Nein, Abajo City war beileibe kein kleines Nest. Der Ort konnte sich sehen lassen, umsonst hatte man ihn nicht zum County-Sitz gemacht. Und auch wenn es sich um keine sehr reiche Gemeinde handelte, so war ein gewisser Wohlstand doch unverkennbar.

Dennoch fiel gleich auf, dass den Menschen hier die Anspannung in die Gesichter geschrieben war. Scheu, ja, Misstrauen sprach aus den Blicken, die dem Fremden zugeworfen wurden. Die Leute von Abajo bewegten sich sozusagen mit eingezogenen Köpfen, wie unter einer Gewitterwolke, die sich jeden Augenblick in zuckenden Blitzen entladen konnte.

Zwei Männer kamen dem Fremden in vollem Galopp entgegengeritten. Sie kümmerten sich nicht um den Staub, den sie aufwirbelten, ebenso wenig um die Menschen, die sich mit raschen Sprüngen nach rechts und links in Sicherheit bringen mussten, wollten sie nicht unter die Hufe der Pferde kommen.

Plötzlich wurden die Tiere so gewaltsam zurückgerissen, dass sie sich wiehernd auf der Hinterhand aufrichteten, um sogleich mit rücksichtsloser Härte zur Ruhe gezwungen zu werden.

Diese zwei Männer waren raue, harte Burschen, die im Leben nicht daran dachten, dass auch Pferde Geschöpfe waren und Schmerzen empfinden konnten. Diese Kerle wirkten überhaupt wenig erfreulich. Der eine hatte ein schmales, eingefallenes Gesicht mit boshaft stechenden Augen und war sehr hager. Der andere wirkte mit seinem roten, runden Kopf und dem untersetzten Körper wie ein Blindgänger, der jeden Moment in die Luft gehen konnte. Der wuchtige Unterkiefer, die dicken Lippen und die breite Nase deuteten auf Brutalität.

Die Kleidung der beiden war staubig und schien vernachlässigt, im Gegensatz zu den nagelneuen, silberbeschlagenen Revolverhalftern, in denen schwere Fünfundvierziger ruhten.

Die beiden saßen ab, warfen dem Fremden, der sein Pferd gleichfalls verhielt, einen misstrauischen Blick zu und polterten dann achselzuckend in den Laden hinein, über dem ein großes Schild verriet, dass hier ein gewisser Sylvester Ray einen Generalstore unterhielt.

Auch der Fremde stieg jetzt vom Pferd. Mit federnden Schritten trat er einem kleinen älteren Mann in den Weg, dessen gezwirbelte Schnauzbartenden wie Eiszapfen nach beiden Seiten abstanden.

»Verzeihen Sie, können Sie mir sagen, wer die beiden Gentlemen waren, die soeben diesen Laden betreten haben?«, sagte er, mit einem Finger höflich an den Hutrand tippend.

»Gentlemen?« Der Eisbart schien empört. »Das waren Ben Craw und Micky Fry, zwei erbärmliche ...« Er zuckte zusammen und sah dem Fremden scharf ins Gesicht. »Oh! Sie gehören doch nicht etwa auch zu diesen ... zu dieser ... Verzeihung!«

Der kleine Mann zog den Hut tiefer in das faltige Gesicht und stapfte mit raschen Schritten davon.

Der Fremde blickte dem Alten nach, als würde er überlegen, ob er ihm folgen sollte, um noch mehr zu erfahren. Dann hob er lächelnd die Schultern, schüttelte leicht den Kopf und schritt entschlossen zur Eingangstür des Stores. Dort blieb er stehen und spähte durch die Türverglasung ins Innere des Ladens.

Auf den ersten Blick bemerkte er nur einen etwa zehnjährigen Jungen, der wie eine Kanonenkugel auf die Tür zugeschossen kam und hinaus wollte.

»He, verdammter Bengel, hiergeblieben!«, dröhnte aus dem Hintergrund des Ladens eine schwere Stimme. »Ich knalle die Laus ab!«

Schon krachte ein Schuss, und das schwere Geschoss zerschlug eine Scheibe der Eingangstür. Der Junge erwischte indessen den Türgriff, öffnete, fegte geduckt aus dem Laden und war im Nu um die Ecke herum.

»Den kriege ich noch!«, grollte der Schütze. »Warte, ich ...«

»Lass ihn laufen, Ben.« Eine scharfe Stimme hatte ihm das Wort abgeschnitten. »Er wird nur den Sheriff holen wollen, was?«

Die beiden lachten ein abscheuliches Lachen, als wäre der Sheriff ein Witz. Den Fremden an der Tür beachteten sie überhaupt nicht. Vielleicht hatten sie ihn nicht einmal gesehen. Sie schienen sich sehr stark zu fühlen.

Der Mann draußen konnte sie ungestört beobachten, verstand auch jedes Wort, das drinnen gesprochen wurde, zumal ja die Scheibe zertrümmert war.

Ben Craw, der Untersetzte, langte in einen Sack mit Backpflaumen, stopfte sich eine Handvoll in den Mund und spuckte die Kerne über den Ladentisch, während sein magerer Kumpan mit seinen Spinnenfingern in einem Glas mit Zuckerzeug herumwühlte, um sich einige rot und weiß gestreifte Zuckerstangen herauszuangeln.

Der Storekeeper, Sylvester Ray, schwarzhaarig und eher dick als kräftig, stand mit zusammengepressten Lippen hinter seinem Ladentisch und ballte die Hände zu Fäusten, dass die Knöchel weiß heraussprangen. Er zitterte am ganzen Körper vor Wut.

Endlich trat er vor.

»Bitte, Mr. Fry, nehmen Sie doch Ihre un...« – ungewaschenen Dreckspfoten wollte er sagen, verbiss es sich aber – »... Ihre werten Finger aus dem Glas«, keuchte er heiser. »Ich will Ihnen gern geben, was ...«

Ben Craw stieß ihn mit einem Fausthieb hinter den Ladentisch zurück.

»Bleib, wo du bist, Drecksack«, knurrte er mit schiefem Grinsen. »Wir nehmen uns schon, was wir brauchen.«

»Aber ich ...«

»Halt's Maul, Fettwanst! Du wirst doch nicht wollen, dass mir vor Schreck das Petroleum ausläuft, he? Bin nämlich sehr schreckhaft, haha!«

»Wo ist der Whisky?«, quäkte Micky Fry. »Ich habe Durst.«

»Whisky?«, ächzte Mister Ray entgeistert. »Ich habe keinen ...«

»Quatsch keine Opern!«, fauchte der Magere und richtete seinen Colt auf den Bauch des Storekeepers. »Wo steckt der geheime Schnapsvorrat? Eins ... zwei ...«

»Bitte nicht schießen!«, keuchte Ray. Auf seiner Stirn bildeten sich Schweißperlen. »Ich ... ich habe noch ein paar Flaschen unter dem Ladentisch. Wenn ich eine davon ...«

»Bemüh dich nicht, Dicker«, höhnte Fry und ließ den Abzug des Revolvers klicken. »Wir helfen uns schon. Wollte nur wissen, wo du den Stoff versteckt hast.«

»Ah, hier haben wir ja auch den Tabak«, grunzte Craw und griff in das Fach hinein. »Können wir gerade gut brauchen.«

»Aber doch nicht alle Flaschen!«, jammerte der Keeper, als der Dünne eine Flasche nach der anderen auf den Tisch stellte.

»Lass ihn doch, Vater! Es hat ja keinen Zweck.« Dorothy, Rays schwarzhaarige Tochter, die sich bisher im Hintergrund gehalten hatte, brachte jetzt ihre Sorge um den Vater zum Ausdruck.

»Sehr vernünftig, schönes Fräulein«, krähte Fry und hieb dem Storekeeper den Revolverkolben in den Bauch, dass der sich ächzend vornüber krümmte. »Was wir brauchen, nehmen wir uns selbst.«

»Hast recht, Partner«, lärmte Craw und schlug die Whiskyflasche, die ihm der andere zugeworfen hatte, so gegen den Stützbalken, dass der verkorkte Flaschenhals wegbrach. Dann verspritzte er etwas von dem Whisky auf dem Fußboden, um etwaige Glassplitter loszuwerden, und ließ nun das scharfe Zeug in sein aufgesperrtes Maul rinnen. »Was wir brauchen – hupp – das nehmen wir uns selbst!«

Er hustete, wischte sich mit dem Handrücken über den Mund, und während sich sein Spießgeselle in der gleichen Weise die zweite Flasche vornahm, ließ er seine glitzernden Augen über die schlanke Gestalt Dorothys gleiten.

»Verdammt schön, das vernünftige Fräulein«, krächzte er heiser und nahm einen zweiten Schluck. »Viel zu schön für diesen Saftladen hier. Wie ist es, Puppe, willst du nicht mitkommen auf meine Ranch? Wirst es nicht bereuen, he!«

Dorothy biss sich heftig auf die Lippen und schüttelte den Kopf.

»Nein, bitte nicht. Ich bleibe lieber hier beim Vater.«

»So was Dummes«, knurrte Craw. »Was machen wir denn nun, Partner?«

»Sie soll dann wenigstens tanzen«, grölte Fry und klappte den Deckel einer Spieldose auf, die sofort eine Walzermelodie zu klimpern begann. »Na, fang schon an, Mädchen, tanz, dreh dich, los, los, los!«

»Nein«, weigerte sich das Girl entschlossen und lehnte sich zurück.

Ben Craw wirbelte seinen Revolver durch die Luft und fing ihn wieder auf, sodass die Mündung auf Dorothy zeigte.

»Fang an, sonst kracht's!«

Sie zögerte immer noch.

»Deinem Alten schieße ich auch eine Kugel in die Wampe, wenn du nicht sofort anfängst zu tanzen!«, fauchte Fry.

Dorothy tat einen Schritt und blieb unschlüssig stehen. Da krachte ein Schuss. Die Kugel schlug vor den Fußspitzen des Keepers in den Boden, sodass dieser erschrocken einen Luftsprung vollführte.

»Der nächste sitzt«, drohte der Magere.

»Eins ... zwei ...«, begann Craw wieder zu zählen.

»Dorothy!«, stöhnte der Vater.

Da zwang sich das junge Mädchen, trat in die Mitte des Raumes und machte ein paar schüchterne Tanzschritte.

»Lebhafter!«, befahl Craw. »Mehr Schwung! Wirbel! Wir wollen etwas sehen!« Er stieß Ray derb in die Seite und dirigierte ihn dahin, wo die Spieldose stand. »Mach dich nützlich, Alter, zieh die Spieldose auf. Das Ding läuft ja immer langsamer. Kann man das nicht schneller machen?«

Vor Schreck drückte Ray den Hebel bis zum Anschlag, sodass die Musik im schnellsten Tempo losklimperte. Als er nun den Hebel wieder etwas zurückziehen wollte, schlug ihm Fry mit dem Kolben auf die Hand.

»Dreh dich, Püppchen, dreh dich schneller!«, kommandierte Craw und kippte sich noch einen Schuss Whisky in den Schlund.

Dorothy, die den Widerstand aufgegeben hatte, wirbelte herum, dass ihre Röcke flogen.

Craw klatschte sich wiehernd auf die Schenkel, während ihm der Schnaps aus dem Mundwinkel rann, und Fry schlug ein lüsternes Gem‍e‍c‍k‍e‍r an.

Der Fremde vor der Tür biss die Zähne aufeinander und hatte einen harten Ausdruck in den Augen. Seine Faust umklammerte den Kolben des Revolvers. Dennoch konnte er sich nicht entschließen einzugreifen. Hinter sich hörte er rasche Schritte und eine helle Jungenstimme.

»Hier ist es, Mr. Ireland. Die Halunken sind bestimmt noch da!«

Der Junge, der vorhin aus dem Store geflitzt war, kam zurück.

»Da sehen Sie, Mr. Ireland! Die Schweine lassen meine Schwester tanzen – mit vorgehaltenem Colt! Greifen Sie bitte ein! So tun Sie doch was!«

Mr. Ireland war noch sehr jung, vielleicht zweiundzwanzig Jahre alt. Hemdsärmelig kam er daher, im blaukarierten, aufgeknöpften Hemd, einen Ärmel aufgerollt, den anderen herabgelassen. Der Revolvergürtel saß schief, aber ein beachtlicher Colt steckte darin.

Das helle Gesicht mit den blassblauen Augen unter dem blonden Haarschopf zeigte einen wild entschlossenen Zug, aber die schmalen Lippen bebten vor Erregung. Der Atem des jungen Mannes ging hastig. Groß und schlank, aber kräftig stand er vor dem Fremden und musterte ihn.

Er sah ein sonnengegerbtes, markiges Gesicht mit harten, klaren Augen unter einem verschwitzten alten Stetson, verwitterte, vielfach geflickte Kleidung, einen alten Revolvergürtel und im abgenutzten Holster einen Colt mit sehr abgegriffenem Kolben.

»Wer sind Sie?«, fragte Ireland barsch. »Was tun Sie hier? Gehören Sie auch zu denen da drin?«

Der Fremde lächelte. Es war jedoch kein heiteres Lächeln.

»Viele Fragen auf einmal. Zur ersten: Ich bin fremd hier. Zur zweiten: Ich schaue nur zu. Zur dritten: Ich gehöre nicht dazu. Und wer sind Sie – und weshalb wollen Sie alles so genau wissen?«

»Ich bin Sheriff Ireland.« Der junge Mann reckte das Kinn vor. »Wenn Sie nicht dazugehören, warum greifen Sie dann nicht ein?«

»Warum nicht?« Der Mann schien verwundert. »Nun, bin ich hier der Sheriff? Hm, wenn Sie sich mit den beiden Burschen da drin messen wollen, sollten Sie sich doch wohl lieber erst den Stern anheften. Das macht wenigstens Eindruck auf die.«

Der junge Sheriff blickte an sich herab.

»Oh, verdammt ... ich hab den Stern vergessen. Zog mich gerade um, als Conny bei mir hereinplatzte. Na, es muss auch so gehen. Und Sie, Mister, verschwinden wohl besser von hier.«

Das klang nicht sehr zuversichtlich.