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Gesangunterricht mit Leidenschaft, Ein singender Hund , Hexenlachen als Stimmübung, Ohrwürmer und Arien ... Lassen Sie sich mitnehmen in den kuriosen Alltag einer Gesanglehrerin und Sängerin mit Hund. Ein ganz anderes Buch über Stimmbildung und Gesang! Zum Buch erhältlich: CD »Lieder für die Seele«
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Seitenzahl: 75
Veröffentlichungsjahr: 2022
Gabriele Schroeter
Töne wie Mozartkugeln
Gabriele Schroeter
Töne wieMozartkugeln
Copyright: © 2022 Gabriele Schroeter
Langenheisch 46
24582 Bordesholm
Gefördert: Projektfonds # Kulturhilfe SH
Landeskulturverband Schleswig-Holstein
Umschlag & Satz: Erik Kinting – www.buchlektorat.net
Porträtfotos: Monika Keichel – www.eyecup-fotografie.de
Verlag und Druck:
tredition GmbH
Halenreie 40-44
22359 Hamburg
Softcover
978-3-347-65269-9
Hardcover
978-3-347-65273-6
E-Book
978-3-347-65274-3
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Hommage an einen Buchstaben
Rechtschreibreformen haben dazu geführt, daß der wunderschöne Buchstabe „ß“ vom Aussterben bedroht ist. In diesem Buch darf er sich gegen die automatische Korrektur durchsetzen und entfalten.
Mein Text ist aus sprachlicher Überzeugung nicht gegendert.
Inhalt
Vorwort
Ostseemöwen
Trauer und Power
Caccini
Das Käuzlein ruft
Friede und Hoffnung
Ohrwürmer
An die Musik
The Rose
Mozart
COR ON A NO ROC
Caro mio ben contra Ave Maria
Einsingübungen
Nicht für Frauen?
Mozartkugeln
Singen in Dezibeln
Hundechor
Nachwuchssänger
Fachwortwissen
Vorwort
Liebe Leserin, lieber Leser,
wie kurios es in einer Gesangstunde zugehen kann, noch dazu bei einer Gesanglehrerin, die Hunde hat …
Laß Dich mit hinein nehmen in eine Welt voller Stimmungen und Gefühle. Nimm teil an meinen Erlebnissen mit Stimme und Gesang, die ehrlich und berührend sind, aber auch humorvoll.
Mit eingeflochten habe ich ein paar Geschichten von meinem „singenden“ Collie, der zu Beginn der Corona-Pandemie verstarb.
Du erfährst in diesem Buch einiges über Stimmtraining und Gesangtechnik. Das Wesentliche aber am Singen ist, daß Schwingungen und Töne unser Innerstes berühren können.
Eine Auswahl von Liedern, die mich durch alle Zeiten getragen haben und die ich auch in diesem Buch erwähne, findest Du auf meiner CD „Lieder für die Seele“.
Genieße die Schönheit der Musik!
Vielleicht bekommst Du auch Lust, selbst zu singen?
Das wäre doch fantastisch!
Gabriele Schroeter
Die deutsche Höflichkeitsform mit der Anrede „Sie“ wird meist nach einer gewissen Zeit in meinem Unterricht durch ein persönliches „Du“ ersetzt, welches ich hier auch verwende.
Die Töne, laß sie frei, sie kommen aus dem Herzen, berühr'n die Seele dabei und heilen alle Schmerzen.
Ostseemöwen
Jeder Mensch kann singen.
Als Gesanglehrerin muß ich das wohl sagen, sonst würde ich mir ja selbst das Wasser abgraben. Nein, es gehört zu meiner Erfahrung und es ist meine Lebensphilosophie.
Der erste Schrei eines Babys beweist uns, daß die Stimmbänder Enormes leisten können. Diese Lautstärke, die durch Höhe und kompakten Klang durchdringende Frequenzen erreicht, läßt jede Mutter aufschrecken oder, wenn sie stillt, die Milch in die Brust schießen. Es wird gleichsam ein gewisser Streß ausgelöst beim Hören des Schreis. Alle Kräfte werden mobilisiert, um diese Frequenz zu beenden.
Um eine baldige Wiederholung dieses Spektakels zu verhindern, wird das Ohr und somit auch das Gemüt dieses kleinen Stimmwunders durch den Gesang von wunderhübschen Wiegenliedern verwöhnt. Somit wird die erste Voraussetzung geschaffen, daß dieses Menschlein in Zukunft auch andere Töne hervorbringen wird.
Wenn das Kind dann immer wieder Gesang zu hören bekommt, wird es bald in der Lage sein, selbst zu singen, vorausgesetzt die Höhe des Liedes ist für seine kurzen Stimmbänder geeignet. Diese kleinen Könige und Königinnen der Nacht (in Mozart's Zauberflöte: f 4) können höhere Töne singen als die beste Koloratursopranistin. Daher ist es absolut unmöglich für sie, in der normalen Erwachsenen-Tonlage zu singen. Also, liebe Mütter und Kindergärtnerinnen, Lehrerinnen und Nannys, schwingt Euch auf zu höheren Tonlagen!
Wer also bereits zu Hause, im Kindergarten und in der Schule singt, wird zu einem problemlosen Schüler in meinem Unterricht.
Ich habe im Laufe meiner Tätigkeit als Gesanglehrerin hunderte von Leuten unterrichtet und alle konnten singen. Auch die, die vorher meinten, sie könnten das gar nicht.
Ein einziges Mal kam es vor, daß ich das Lied „Alle Vögel sind schon da“ nur am Text erkennen konnte, nicht an der Melodie. Was war schief gelaufen? Nicht zu Hause gesungen, nicht im Kindergarten, nicht in der Schule. Würdest Du Pseudogiesisch sprechen können, wenn Du das noch nie gehört hast? Du wirst es irgendwann lernen, aber das ist ein langer Weg.
Der Wunsch „Ich will mal wissen, ob ich singen kann“ ist nahezu alltäglich.
Ich liebe es, wie eine Wunschfee zu arbeiten.
Wie möchtest Du singen?
Laut, energisch, umwerfend: *** Fußballfan.
Schön, hauchig, jung: *** Pop-Sternchen
Hoch, tief, laut: *** Opernsänger
Schnell, sportlich, spritzig: *** Rapper
Soulig, rockig, laut: *** Rockröhre
Sinnlich, klangvoll, professionell: *** Minnesänger
Umfangreich, leiser, gefühlvoll: *** Jazz-Sänger
Präzise, farbig, erzählend: *** Lied-Sänger
Echt, düster, kräftig: *** Moritaten- und Balladensänger
Am liebsten erfülle ich aber:
Gut, authentisch, ausdrucksstark: *** Sängerpersönlichkeit.
Wenn nun eine leise Stimme zu mir kommt, die nicht so zufrieden ist mit ihrer stimmlichen Ausdruckskraft, dann arbeiten wir zuerst mal am Stimmbandschluß, daß der Ton klar wird und nicht nebenbei noch Luft raus schießt.
Dieser „Hauch“ in der Stimme mag sexy klingen oder schüchtern, Du kannst das machen, wenn Du willst.
Das macht Deine Stimme aber schnell heiser und trocken. Wenn wir dann nach vielen Übungsstunden erreicht haben, daß die Stimme nicht mehr hauchig klingt, sondern klar schwingt, mache ich gelegentlich ein Spiel, um neue Klangräume kennenzulernen.
Erinnere Dich mal genau: das Baby schreit nicht „Ho-ho, hey, hallo“ oder sonst sowas.
Sein Wort ist immer auf „ä“. Also „uääääh!“ Ich glaubte sogar zu hören „Hungäääää!“
Das war vielleicht eine mütterliche Wunschwahrnehmung, daß das eigene Kind schon sein erstes richtiges Wort beim Schreien hervorbringt. Wie auch immer. Diesen Urschrei mache ich mir als Gesanglehrerin zunutze. Wie ein Baby zu schreien ist echt schwer, also nehme ich etwas Leichteres.
Schleswig-Holstein ist ja das Land der Hügel, Wälder und Seen. Wenn Du mal an einem unserer schönen Seen spazieren gehst, wirst Du eine Menge Wasservögel entdecken. Kennst Du die schwarzen kleinen Blässhühner?
Sie rufen „ääääk, ääääk!“
Das baue ich also in meine Klangübung ein. Es klappt ganz gut und ist meist recht laut. Jedenfalls beeindruckend, für jemanden, der sonst leise singt.
Von diesem Spiel erzählte ich meiner Tochter, mit der ich gerade einen wundervollen Spaziergang am Strand machte. Der Wind blies uns um die Ohren, Sonne, weiße Wolken und blauer Himmel. Echt toll. Das Tauwerk klopfte an die Masten der Segelschiffe, die am Steg festgemacht waren. Ein Stück weiter konnten sich die Wellen ungehindert an den Sandstrand rollen. Mit einem kräftigen „Sch---“ kamen sie her und liefen leise zurück, um wieder Schwung zu holen und dieses Spiel unendlich fortzuführen.
Welch intensive Farben die kleinen Steine am Strand hatten. Sie glitzerten grün, dunkelblau und backsteinrot in der Sonne. Ich nahm einige mit.
Zu Hause, im trockenen Zustand sind sie auch schön, aber feucht in der Sonne, da leben sie.
Es waren auch Möwen da, größere und kleinere. Das ist der Klang des Nordens, den ich so liebe.
„Uääääk,uäääääk!“ rufe ich voller Übermut, um meiner Tochter dieses Stimmspiel zu demonstrieren.
„Uäääk, uääääk“ antwortet die Möwe.
Wow, daß ich so völlig richtig lag mit meinem Ton! Es war also Möwensprache und nicht die des Blässhuhns. Auch eine naturliebende Gesanglehrerin kann sich mal irren.
Trauer und Power
Jemand sagte mir einmal, ich sei wie ein Stehaufmännchen.
Kennst Du das?
Ich hatte als Kind so eins. Der Körper war eine Kugel, deren untere Hälfte gewichtet war, darauf saß der kleine Kopf. Wenn man seinen Kopf mit zwei Fingern nahm und nach vorne senkte und so das Männchen eine Verbeugung machen ließ, schaukelte es sich immer wieder zurück in die ausbalancierte Position.
Ich muß gestehen, das historische Teil habe ich heute noch.
Ich kann mich schlecht von Dingen trennen.
Es ist offensichtlich eine Lebensaufgabe für mich, etwas loslassen zu können.
Meine Eltern haben durch den Krieg nicht nur Dinge verloren, sondern ihren Besitz und wohl auch ihre „Heimat“.
Das Schicksal oder wie man es auch nennen will, fordert uns manchmal heraus.
Jede Wendung, die das Leben nimmt, zeigt uns, daß wir leben, wie lebendig wir sind.
Wir werden dann wütend oder wundern uns, empfinden Freude oder auch Ungerechtigkeit. Es sind so viele Wahrnehmungen in uns, wie es Farbschattierungen gibt.
Trennung oder Tod von geliebten Menschen oder einem Haustier läßt uns tiefe Gefühle empfinden, die wir zuvor nie gekannt haben.
Erst im Moment des Selbst-Erlebens trifft uns ihre ganze Wucht.
Gefühle zu zeigen oder sie gar stimmlich zu äußern war mir unbekannt. Nein, ich muß wohl sagen, es ist mir abtrainiert worden.
Ich habe viele Frauen in meinem Stimmtraining kennengelernt, denen es ebenso ging: „Sprich nicht so laut, reiß Dich zusammen, so etwas sagt man nicht“. Es gab so viele Verhaltensregeln, die besonders für Frauen galten.
Hast Du schon mal laut gegähnt?
Hast Du schon mal laut geweint und geklagt?
Hast Du schon mal laut geschluchzt?
Bist Du schon mal „laut geworden“?
Kannst Du Dir vorstellen, wie laut die Stimme werden kann, wenn ein intensives Gefühl zum Ausdruck kommt?
Ich war zuerst sehr erschrocken, was für tiefe, laute Klagetöne aus meiner Kehle kamen über den Schmerz, einen Menschen oder ein Tier verloren zu haben. Aus dem Herzen gerissen.
Ich habe den Schmerz herausgelassen. Es war sehr befreiend.