18,99 €
Torfrautraining neu gedacht Eine Torfrau ist nicht einfach ein »weiblicher Torhüter« – höchste Zeit also, dass Torfrauen ein neues, maßgeschneidertes Training bekommen, damit sie auf dem Fußballplatz ihre Fähigkeiten optimal entfalten können. Michael Gurski, Torfrautrainer bei RB Leipzig, definiert die Trainingsmethoden und die Wahrnehmung der Torfrau im Frauenfußball neu. Mit innovativen Trainingsansätzen zeigt er, wie die Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Torhütern als Stärken genutzt werden können. Gemeinsam mit der ehemaligen Schweizer Nationaltorhüterin Kathrin Lehmann gibt er in diesem Buch auch tiefgehende Einblicke in die Herausforderungen und Potenziale, die Torhüterinnen im modernen Fußball haben. Für alle, die im Mädchen- und Frauenfußball tätig sind, ist dieses Buch ein unverzichtbares Werkzeug, um die Zukunft des Frauenfußballs aktiv mitzugestalten, und bietet wertvolle Einsichten und praktische Anleitungen, um Torfrauen in allen Altersgruppen bestmöglich auszubilden.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 133
Veröffentlichungsjahr: 2025
Michael Gurski
Kathrin Lehmann
Für alle, die an das Unsichtbare glauben, bevor es sichtbar wird.
Für jene, die Fragen stellen, wo andere Antworten suchen.
Und für die Menschen an meiner Seite, die mich auf diesem Weg begleitet, inspiriert und gestärkt haben – bewusst oder unbewusst.
Danke!
Michael Gurski
Vorwort von Thomas Schlieck
Prolog von Elvira Herzog
Die Evolution der Torfrau: Der Anfang einer Revolution
Über den Autor: Ein Leben zwischen den Pfosten und an der Seitenlinie
Die Key Points einer Torfrau
Pioniere und Stars
Status quo und Key Points
Die Integration der Key Points in die Trainingspraxis
Aufbau eines spielnahen Torfrauentrainings
Die drei Prinzipien in der Analyse
Schwerpunkte und Routinen
Die Entwicklung moderner Torfrauen
Torverteidigung: Die Kunst, auf der letzten Linie zu stehen
Die Raumverteidigung: Wo Instinkt auf Strategie trifft und Ordnung im Chaos entsteht
Offensivspiel: Die Torfrau als Architektin des Spiels
Detailcoaching: Die Wissenschaft der Perfektion
Lehrer oder Coach? Die Dualität der Rollen im Torfrauentraining
Impressum
In einer Welt, in der sich der Fußball ständig weiterentwickelt, ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir die einzigartigen Herausforderungen und Möglichkeiten erkennen, die sich im Frauenfußball bieten. Aus meiner Perspektive sehe ich das Buch Torfrautraining von Michael Gurski als einen wegweisenden Beitrag zur Neudefinition der Torhüterinnenausbildung.
Wir sollten im Fußball bereit sein, traditionelle Ansätze zu hinterfragen und neue Wege zu beschreiten. Gurskis Werk bietet genau diesen neuartigen und innovativen Ansatz, indem es die physischen Unterschiede zwischen Männern und Frauen nicht nur anerkennt, sondern sie als Grundlage für eine spezialisierte Ausbildung nutzt.
Das Buch beleuchtet detailliert die Notwendigkeit eines spezifischen Trainingsansatzes für Torfrauen. Es zeigt auf, wie wichtig es ist, in den Bereichen Offensivspiel, Torverteidigung und Raumverteidigung maßgeschneiderte Methoden zu entwickeln. Diese differenzierte Betrachtung des Anforderungsprofils ist unerlässlich für die Förderung von Talenten im Mädchen- und Frauenbereich.
Für alle Trainer und Trainerinnen sowie Torfrauentrainer und -trainerinnen ist dieses Buch ein unverzichtbares Werkzeug. Es bietet wertvolle Einsichten und praktische Anleitungen, um Torfrauen optimal auszubilden und ihnen zu helfen, ihr volles Potenzial zu entfalten. Die kontinuierliche Weiterentwicklung der Torfrau wird durch diesen Ansatz gefördert und damit sichergestellt, dass sie den Anforderungen des modernen Fußballs gewachsen ist.
Torfrautraining ist ein Muss für alle, die im Mädchen- und Frauenfußball tätig sind. Es fordert uns auf, outside the box zu denken und die Zukunft des Frauenfußballs aktiv mitzugestalten. Dieses Buch ist nicht nur eine Empfehlung – es ist eine Notwendigkeit für jeden, der ernsthaft an der Spitze des Frauenfußballs arbeiten möchte.
Viel Spaß beim Lesen und Umsetzen auf dem Platz!
Thomas Schlieck
Head of Global Goalkeeping
Red Bull Soccer
Von Elvira Herzog
Für die Saison 2023/24 wurde bei den RB Leipzig Frauen eine neue Torfrauentrainerin oder ein neuer Torfrauentrainer gesucht. Michael Gurski war in der engeren Auswahl und kam für zwei Testtrainings an den Cottaweg. Bereits nach seiner ersten Ansprache war ich ihm gegenüber kritisch gestimmt. Ein Ex-Profi ohne jegliche Erfahrung im Frauenfußball, der denkt, das Torfrauenspiel neu erfin nden zu müssen, passte mir gar nicht in den Kram. Ich dachte, schon einiges in meiner bisherigen Karriere gelernt zu haben, und die Vorstellung, vieles davon infrage zu stellen, provozierte in mir heftigen Widerstand. Es kann beängstigend sein, wenn jemand nicht nur über den Tellerrand schaut, sondern den ganzen Küchenschrank auf den Kopf stellt. Basierend auf einer großen Idee und mittlerweile belegt durch zwei Jahre erfolgreicher Zusammenarbeit (und jede Menge Statistiken), ist nun dieses Buch entstanden.
Michael begleitete mich zielstrebig von der Torhüterin im RB-Team der zweiten Liga in die erste Bundesliga und zur Nummer 1 im Schweizer Nationalteam. Es war eine enorm lehrreiche Zeit, in der wir täglich an Details gearbeitet, alte Muster hinterfragt und neue etabliert haben. Was ich jedoch besonders schätze, ist, dass dabei immer ein intensiver Austausch stattfand, geprägt von gegenseitigem Fordern, Nachfragen und – was seit dem zweiten Eindruck nie mehr gefehlt hat – tiefem Vertrauen.
Ich empfehle dieses Buch jeder Person, die die Chance hat, das Torfrauenspiel weiterzuentwickeln, oder jedem, der einfach mehr über die moderne Torfrau erfahren möchte. Ob als aktive Spielerin oder als Trainerin bzw. Trainer: Das Privileg, diese Evolution mitzugestalten, beinhaltet die Pflicht, zum Umdenken mutig genug zu sein und neue Wege zu gehen. Diesen Mut hat Michael mit unserer gemeinsamen Arbeit unter Beweis gestellt, und ich schätze mich glücklich, als eine der Ersten davon profitieren zu dürfen.
Elvira Herzog
Die Geschichte der Torfrau beginnt mit einem Missverständnis. Über Jahrzehnte hinweg wurde sie als kleinere, schwächere und weniger dynamische Variante des männlichen Torwarts betrachtet. Sie wurde durch die Brille des Männerfußballs wahrgenommen – ihre Ausbildung, ihre Rolle, ihre Wahrnehmung. Doch ich erkannte, dass hier ein grundlegender Fehler vorlag: Die Torfrau ist keine Kopie des Torwarts. Sie ist eine eigenständige, einzigartige Rolle, die eigene Prinzipien und Philosophien verdient.
Diese Einsicht kam nicht plötzlich und auch nicht in einem Büro oder auf einer Konferenz. Sie entstand in einem Dialog – einem Gespräch, das alles veränderte und mich an einen entscheidenden Wendepunkt meiner eigenen Karriere brachte.
Der Nachmittag hätte leicht im Fluss der Zeit verschwinden können. Es war ein gewöhnlicher Tag in einem kleinen Café, doch das Gespräch, das ich mit Kathrin Lehmann führte, war alles andere als gewöhnlich. Es ging um mehr als nur um Fußball. Es ging um die Frage, wie die Position der Torfrau endlich die Aufmerksamkeit und den Respekt bekommen konnte, den sie verdient.
Ich stand damals an einem Scheideweg. Nach vielen Jahren als Torwarttrainer im Männerfußball, zuletzt bei der SpVgg Unterhaching, hatte ich beschlossen, einen neuen Weg einzuschlagen. Der Wechsel zu den Torfrauen von RB Leipzig war für mich mehr als nur ein beruflicher Schritt – es war ein Sprung ins Unbekannte. Ich wusste, dass die Trainingsmethoden, die ich im Männerfußball jahrelang erfolgreich angewandt hatte, nicht einfach auf den Frauenfußball übertragbar waren. Doch genau das reizte mich. Ich wollte herausfinden, was es brauchte, um die Torfrau zu einem zentralen Bestandteil des Spiels zu machen – nicht als Abbild eines männlichen Konzepts, sondern als eigenständige Größe.
Kathrin hörte mir aufmerksam zu. Ihre Erfahrungen als ehemalige Schweizer Nationaltorhüterin brachten eine Tiefe und Authentizität in unser Gespräch, die ich sofort spürte. Sie erzählte von den Herausforderungen, die sie in ihrer Karriere erlebt hatte, von Trainingsmethoden, die nicht für sie gemacht waren, und von einer Fußballwelt, die ihre Rolle oft als Nebenprodukt des männlichen Torwartsystems betrachtete.
Während wir sprachen, wurde mir klar, dass wir beide an einer gemeinsamen Vision arbeiteten. Meine Beobachtungen aus dem Männerfußball – die Unterschiede in Dynamik, Antizipation und Raumkontrolle – ergänzten sich perfekt mit ihrer gelebten Erfahrung. Gemeinsam identifizierten wir die Schwächen der bisherigen Ansätze und erkannten das immense Potenzial, das in der Torfrau steckt, wenn man sie nur richtig fördert.
Dieses Gespräch war kein Zufall. Es war der Beginn einer Bewegung. Ich wusste, dass mein Wechsel nach Leipzig nicht nur ein beruflicher Neustart war, sondern eine Gelegenheit, die ich nutzen musste, um die Position der Torfrau neu zu definieren. Die Spannung zwischen uns war keine Spannung des Konflikts, sondern die Art von Spannung, die entsteht, wenn zwei Menschen eine gemeinsame Wahrheit entdecken. Mit jedem Satz, den wir austauschten, schien sich der Raum um uns herum zu verdichten. Wir sprachen nicht nur über die Torfrau – wir erschufen sie neu.
Nach diesem Gespräch hätte vieles enden können. Doch ich entschied mich, die Theorie in die Praxis zu bringen. Die nächsten zwei Jahre beim RB Leipzig waren geprägt von täglicher intensiver Arbeit mit den Torfrauen auf allen Leistungsniveaus. Was ich dort erlebte, veränderte mein Verständnis für diese Position. Ich sah, wie viel Potenzial in den Torfrauen steckte, wie präzise sie den Raum kontrollierten, wie schnell sie Spielsituationen antizipierten. Doch ich sah auch die Hindernisse, die ihnen im Weg standen: Trainingsmethoden, die auf männliche Körper und Dynamiken ausgelegt waren, und eine Mentalkultur, die oft unterschätzte, was es bedeutete, als Frau im Tor zu stehen.
Es war eine harte, aber unglaublich bereichernde Zeit. Mit jeder Trainingseinheit wurde mir klarer, dass die Evolution der Torfrau nicht eine Frage der Technik war. Es war vor allem eine Frage der Wahrnehmung. Wenn ich die Torfrau trainieren wollte, musste ich sie vor allen Dingen verstehen.
In dieser Phase war ich nicht allein. Thomas Schlieck, Head of Global Goalkeeping bei Red Bull Soccer und einer der angesehensten Experten für Torwartentwicklung, wurde zu einem Mentor für mich. Seine unübertroffene Expertise und seine Fähigkeit, Theorie und Praxis zu verbinden, halfen mir dabei, meine Arbeit auf ein neues Niveau zu heben. Er war für mich ein Berater und ein Inspirator zugleich, der mich dazu brachte, meine Beobachtungen in präzise Konzepte und Strategien zu übersetzen.
Dieses Buch, das Sie nun in Händen halten, ist das Ergebnis dieser Reise. Es ist ein ehrlicher Einblick in meine Gedanken, meine Erfahrungen und meine Erkenntnisse. Es ist mein Leitfaden, der zeigt, wie ich die Torfrau ins Zentrum stelle und ihre Einzigartigkeit herausarbeite. Meine Vision ist, dass dieses Buch die Geschichte der Torfrau neu schreibt.
Jedes Kapitel ist geprägt von den Erfahrungen, die ich u. a. in Leipzig gesammelt habe, und von den Einsichten, die Kathrin Lehmann und Thomas Schlieck beisteuerten. Dieses Buch beschreibt, wie Torfrauen trainiert werden und wie sie wahrgenommen und gefördert werden können. Ich habe verstanden, dass es einen Unterschied gibt, wie Torhüterinnen und Torhüter trainiert werden müssen. Es ist so wichtig, dass man sich dessen bewusst ist. Und fast noch wichtiger ist, dass man diesen Unterschied wertfrei betrachtet.
Dieses Buch ist der vorläufige Höhepunkt von zwei Jahren intensiver Arbeit, Reflexion und Leidenschaft. Ich bin mir sicher, dass sich dieses Buch – genauso wie die Geschichte der Torfrau – immer weiterentwickeln wird. Es ist ein Aufruf an alle Trainer und Trainerinnen von Torfrauen, im Training neu zu denken. Es ist Zeit für die Evolution des Torfrauenspiels.
Diese Evolution des Torfrauenspiels verlangt ein radikales Umdenken. Das, was wir als »Torhüterspiel« kennen, wurde für Männer konzipiert – ihre Physis, ihre Bewegungsmuster, ihre Dynamik. Frauen agieren aufgrund physiologischer und psychologischer Unterschiede anders. Dieser Unterschied ist völlig wertfrei, aber das Wissen darüber elementar, um als Trainer oder Trainerin erfolgreich zu sein. Eine Torfrau und ein Tormann müssen sich zwar mit denselben Key Points im Spiel – wie Psyche, Physis, Taktik und Technik, Kognition und Koordination – auseinandersetzen, doch wie man diese Key Points adressatenspezifisch richtig trainiert, ist die Kunst als Coach. Genau darin lag bis jetzt allerdings der Fehler. Torfrauen werden häufig gleich trainiert wie Torhüter und an den Maßstäben des Männerfußballs gemessen. Die Torfrau ist allerdings kein weiblicher Torhüter. Sie ist eine Torfrau. Genau hier setzt mein Buch an und lädt alle dazu ein, mit einer neuen Perspektive zu trainieren: mit der Perspektive »Torfrau«.
Dieses Buch ist ein Versuch, die Geschichte des Torfrauenspiels neu zu schreiben. Es zeigt auf, warum die alte Methodik nicht ausreicht und wie wir durch spezifische, auf Frauen zugeschnittene Ansätze eine neue Ära des Torfrauentrainings einläuten können. Es geht um einen Denkansatz, der weit über Technik und Taktik hinausgeht. Es geht um das Schaffen einer Identität, eines Selbstbewusstseins und eines Systems, das Torfrauen nicht länger in eine vorgefertigte Form zwingt – sondern in dem die Torfrau selbst zur eigenen Norm wird.
Wie können wir den Körper und die Bewegungsmuster von Frauen verstehen und trainieren, um ihre Leistung im Tor zu maximieren?
Wie können die mentalen Fähigkeiten der Torfrauen gezielt gefördert werden?
Welche Strategien fördern die physischen und psychischen Fähigkeiten, die für Torfrauen entscheidend sind?
Wie können Torfrauentalente besser entdeckt werden?
Wie können wir eine langfristige Struktur schaffen, die Talente nachhaltig fördert?
In meiner täglichen Arbeit mit einem Frauen-Bundesligateam wird eine Wahrheit immer deutlicher: Eine Torfrau ist nicht nur eine Spielerin, sie ist eine Schlüsselfigur, ein Eckpfeiler eines Teams. Ihre Rolle erfordert ein Training, das weit über die Standards hinausgeht, die wir aus dem Männerfußball kennen. Während der Fußballplatz für Männer und Frauen normativ gleich ist – die Spielfeld-, die Tor- und die Ballgröße sowie die Regeln –, sind die Herausforderungen, denen sich eine Torfrau gegenübersieht, viel größer als die der Männer. Die Regeln, die normativen Größen und jede Taktik im Fußball-Lehrbuch sind auf die Männer ausgerichtet. Die Erwartungshaltung an die Torfrauen im Allgemeinen ist die gleiche, die man an einen Torhüter stellt. Eine Torfrau hat aber wie beschrieben andere Voraussetzungen. Die Torfrau muss unter anderem »normfremde Erwartungshaltungen« erfüllen: Es gibt kaum Torfrauen, die beispielsweise größer als 1,85 Meter sind. Somit ist für die meisten Torfrauen das Spiel im Raum und das Spiel im Tor – aus meiner Sicht logischerweise – völlig anders zu bewerten. Bis jetzt habe ich aber wahrgenommen, dass Torfrauentrainings so konzipiert sind, dass versucht wird, die normfremden Erwartungen trotzdem zu erfüllen. Ein Unterfangen, das gar nicht gut gehen kann. Es ist daher aus meiner Sicht an der Zeit, dass Torfrauen ein neues, für sie maßgeschneidertes Training bekommen und sich so auf dem Fußballplatz in ihren Fähigkeiten entfalten können.
Wir müssen eine neue Ära in der Trainingslehre einläuten. Es ist an der Zeit, die alten, universellen Methoden zu hinterfragen und eine spezifische, zielgerichtete Ausbildung zu entwickeln. Das bedeutet nicht, die Traditionen des Fußballs aufzugeben. Wir erweitern sie, um Platz zu schaffen für die Fähigkeiten und Herausforderungen der Torfrauen.
Es ist ein Prozess der Evolution, nicht der Revolution. Wie bei jeder Evolution beginnt der Wandel mit einer einfachen, aber mächtigen Idee: Die Zukunft des Torfrauenspiels liegt in der Sensibilisierung und in einem torfrauengerechten Training. Nur durch diese eigene Trainingsmethodik können wir die nächste Generation von Torfrauen trainieren und inspirieren. Wir befähigen sie, ihre Rolle als Torhüterin im Spiel neu zu definieren.
Um diese Sensibilisierung einzuleiten, schreibe ich in diesem Buch über Key Points, Prinzipien und Schwerpunkte. Diese drei Aspekte bündeln meine Philosophie des Torfrauentrainings während meiner Reise als Torfrauentrainer der RB Leipzig Frauen.
Die Geschichte eines Mentors ist oft auch die Geschichte eines Suchenden – jemand, der Antworten finden will und Fragen stellt, die andere übersehen. Meine Reise begann nicht auf den großen Bühnen des Fußballs, sondern in den Jugendmannschaften der Stuttgarter Kickers. Einem Ort, an dem ich zum ersten Mal spürte, was es heißt, Verantwortung zu tragen. Als Torwart ist man der letzte Mann, die letzte Verteidigungslinie. Diese Rolle prägte nicht nur meine Karriere, sondern auch meinen Charakter.
Von dort aus führte mich mein Weg durch den deutschen Profifußball: Arminia Bielefeld, Wehen Wiesbaden, SpVgg Unterhaching, TuS Koblenz – Stationen, die nicht immer im Rampenlicht standen, mir aber einen tiefen Einblick in die Herausforderungen und Feinheiten des Spiels gaben. Ich spielte nie in der Champions League, aber genau das lehrte mich Demut und die Fähigkeit, aus jeder Erfahrung zu lernen. Fast zwei Jahrzehnte im Profifußball haben mir nicht nur die technischen Details des Torwartspiels nähergebracht, sondern auch die psychische Stärke, die es braucht, um in einer oft gnadenlosen Umgebung zu bestehen.
Der Übergang vom Spieler zum Mentor ist kein einfacher. Es ist, als ob man von einem Akteur auf der Bühne zum Regisseur hinter den Kulissen wird. Als ich meine aktive Karriere beendete, war mir schnell klar, dass ich mein Wissen weitergeben wollte. Doch ich wollte mehr, als nur Torhüter auszubilden – ich wollte sie verstehen. Was macht einen großartigen Torwart aus? Welche Fähigkeiten sind angeboren? Welche können trainiert werden? Und wie können wir diese Fragen speziell für Frauen beantworten, die in einer oft männerdominierten Fußballwelt ihren eigenen Weg suchen und finden müssen?