Toxic - A. Bühner - E-Book

Toxic E-Book

A. Bühner

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Beschreibung

Eine autobiographische Aufarbeitung einer toxischen Frauenbeziehung. Ich bin Frau, Mutter, Polizeibeamtin und Betroffene von paranoiden narzisstischen Mechanismen meiner Expartnerin, der eigenen Empathiefalle, mangelnder Grenzsetzung und schief interpretierter bedingungsloser Liebe geworden. Ehrlich, authentisch wird hier die Dynamik einer giftigen Liebesbeziehung offenbart. Auszüge aus Chatverläufen, Beratungsmittschnitten und rechtlichen Schreiben veranschaulichen den Verlauf und deren tiefgreifende Konsequenzen für mein berufliches und privates Leben. Weiterhin werden in dem Zusammenhang u.a. Themen beleuchtet, wie Projektion, Lügen, Eifersucht, Macht der Kränkung, Schuld, Eigenverantwortung, emotionale Erpressung, Bedeutung des Gewaltschutzgesetzes.

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Seitenzahl: 420

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Widmung

Dieses Buch widme ich meinen wertgeschätzten Großeltern:

Agathe und Vinzenz. Ihr liebevoller und fürsorglicher Umgang, ihre Annahmebereitschaft, die Menschen in ihrer Einzigartigkeit zu akzeptieren und ihre partnerschaftliche Teamfähigkeit und Kooperationsbereitschaft, waren mir ein positives, inspirierendes und bewundernswertes Vorbild.

Inhalt

Widmung

Vorwort

Namentliche Übersicht einiger Protagonisten

Die Mechanismen einer toxischen Beziehung

Narzissmus

Empathie

Narzissmus contra Empathie

Selbstreflexion ist ein absolutes Erfordernis

Ein Zwischenwort

Emotionale Erpressung

Wieso diese Lügen?

Die Strafanzeige, 19. Juli 2020

Das Amtsgericht, eine einstweilige Anordnung gemäß Gewaltschutzgesetz,Juli 2020

Der Sinn des Gewaltschutzgesetzes

Nachstellung/Stalking

Missbrauch des Gewaltschutzgesetzes

Der Dämon der Kränkung

Die Psychotherapeutin Frau Gebauer, 17. Dezember 2019

Der Sinn der Eifersucht

Das Vertrauen

Rat-SCHLÄGE

Per WhatsApp eskaliert es und führt zur Trennung, 26. Dezember 2019

Eine Erörterung mit Alma, 09. Januar 2020

WhatsApp, 18. Januar 2020

Der Paarcoach Herr Versmold, 23. Januar 2020

Hoffnung ist oft trügerisch

Einen Tag vor der Brötchenseance, 13. Februar 2020

Die Brötchenseance, 14. Februar 2020

Zweiter Tag der Brötchenseance, 15. Februar 2020

Der Tag nach der Brötchenseance, 16. Februar 2020

Voice Verlauf nach einem spontanen Klärungsbesuch bei Daisy, auch am 16. Februar 2020

Der Sinn von Wahrhaftigkeit

Voice/ WhatsApp, 18. Februar 2020

Eine Erörterung mit Alma, 24. Februar 2020

Voice/WhatsApp, 27. Februar 2020

Der Paarcoach Herr Versmold, 10. März 2020

Empathen verlieben sich oft nur in das Potential

Die Kraft der Wertschätzung

Der Dämon der Schuldzuweisung

WhatsApp, 19. März

Die Kontaktpause

Eine Erörterung mit Alma, 27. März 2020

Emotionaler Missbrauch

Das Negative der Rechtfertigung

Regelmäßige Telefonate ab dem 26. April 2020 und WhatsApp vom 3. Mai 2020

Eine Spiegelung von Madleen, 07. Mai 2020

Mai 2020

Voice, WhatsApp, kurz vor dem Einzeltermin bei Herrn Versmold

Der Paarcoach Herr Versmold, 18. Mai 2020

Im Anschluss an die Beratungsstunde

Giftige Beziehungen sind absolut schädlich

Voice/ WhatsApp, 27. Mai 2020

Das Treffen am Waldfreibad, 28. Mai 2020

Gemeinsamer Termin bei dem Paarcoach Herrn Versmold, 08. Juni 2020

Tagebucheintrag Mimi, 08. Juni 2020

Zufällige Begegnung am Meer, 21. Juni 2020

Der Lesarion Chat, 09 Juli .2020

Wiederholte Kontaktaufnahme von Daisy, 12. Juli 2020

Eine Erörterung mit Alma, 15. Juli 2020

Projektion ist ein unheilvoller Abwehrmechanismus

Liebe allein reicht nicht

Ein Miniereignis erzeugt Resonanz, 18. Juli 2020

Kontaktaufnahme nach meiner Reise, Voice, 28. Juli 2020

Die Frage nach dem Auslöser

Tagebucheintrag von Mimi, 08. August 2020

Ein Echo meiner Freundin Maria, 10. August 2020

Eine Spiegelung von Madleen, 14. August 2020

Ein Echo meiner Freundin Renate, 02. September 2020

Ein Echo meiner Freundin Silke, 25. September 2020

Ein Echo meiner Freundin Lotte, 02. Oktober 2020

Amtsgericht: Daisy zieht den Antrag zurück, 17. Oktober 2020

Eine Erörterung mit Alma, 20. Oktober 2020

Das Ermittlungsverfahren

Möglichkeiten der Staatsanwaltschaft

Das Ergebnis der Staatsanwaltschaft, 08. Dezember 2020

Nachwort

Vorschau

Danksagung

Quellen

Vorwort

Ich bin Frau, zweifache Mutter, Polizeibeamtin und habe eine Beziehung mit einer toxischen Partnerin erfahren. Dabei wurden mir meine eigene Empathie, mangelnde Grenzsetzung und falsch interpretierte bedingungslose Liebe zum Verhängnis. Dieses Buch soll die Mechanismen aufzeigen, die zu diesem Verhängnis führten.

Beziehungen mit ihren individuellen Mustern sind vielfältig und bestehen aus einem Zusammenspiel psychischer unbewusster und offensichtlicher Prozesse sowie äußerer Umstände. Wir Menschen leben in komplexen Systemen. Innerlich wie äußerlich. Eine giftige Dynamik kann sich allerdings nur entwickeln, wenn wir unseren individuellen Reflexen unbewusst nachgeben. Zu dem Gelingen oder Scheitern einer Beziehung gehören immer zwei. Dazu benötigen beide Parteien bestimmte Fähigkeiten, die meine ehemalige Partnerin aufgrund ihrer toxischen Anteile und ich wegen unbewusster Prozesse nicht umsetzen konnten. Da der Mensch ein facettenreiches, zutiefst individuelles Wesen ist, dienen die im Buch verwendeten Begrifflichkeiten wie „Narzisstin“ und „Empathin“ lediglich der Vereinfachung. Anstatt Narzisstin könnten dort auch zum Beispiel Begriffe wie ein Mensch mit Bindungsstörung, ein traumatisierter Mensch, ein Mensch mit einer verzerrten Wahrnehmung, ein misstrauischer Mensch, ein verzweifelter Mensch und/oder ein lügenhafter Mensch stehen.

Dieses Buch möchte helfen, die dynamische Abwärtsspirale einer toxischen Beziehung nachzuvollziehen und zu begreifen, welche persönlichen Erkenntnisse notwendig sind, um eine schädliche Partnerschaft zu erkennen und zu vermeiden. Dafür werden mir wichtige Perspektiven und Erklärungsansätze beleuchtet. Auch dient dieses Buch als Aufarbeitung meiner eigenen Anteile und entspringt dem Wunsch, einen konstruktiven Abschluss für ein finanzielles, emotionales und berufliches Desaster zu finden. Weiterhin schreibe ich diese Abhandlung für meine beiden Kinder, die dieser zerstörerischen Beziehung ohnmächtig ausgeliefert waren. Auch sie müssen lernen, mit diesen destruktiven Konsequenzen zu leben. Beide haben ihr Herz einer Frau geschenkt, die sie vor blinder Wut aus den Augen verloren und seelisch verletzt hat. Eine Frau, deren Wunsch nach Rache tiefer war, als das Verlangen, ein liebe- und vertrauensvolles Verhältnis zu beiden Kindern zu bewahren. Auch ich habe mit meinen verblendeten Mechanismen die Bedürfnisse meiner Kinder vernachlässigt und sie dieser giftigen Beziehung ausgesetzt. Ich schreibe dies in der Hoffnung, dass die beiden später in ihren eigenen Partnerschaften den Einfluss dieser machtvollen Triebwerke durchschauen und sich davon gesund abgrenzen können. Wirkliche Bewusstheit kann sie vor diesen toxischen Dynamiken schützten.

Ehrlich und authentisch offenbare ich mit diesem Buch die negative Kraft einer giftigen Liebesbeziehung. Auszüge aus Chatverläufen, Beratungsmitschnitten und gerichtlichen Schreiben veranschaulichen den Verlauf. Zu Anfang werden zudem Begrifflichkeiten wie Narzissmus und Empathie näher beleuchtet, um den Leser für die typischen auffälligen Besonderheiten dieser Charaktere zu sensibilisieren.

An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass alle hier handelnden Personen, öffentlichen Behörden, Veranstaltungen, Orte und Rechtsschreiben, anonymisiert sind. Alle getätigten Aussagen entsprechen einer belegbaren Wahrheit. Die einzigen Ausnahmen bilden die Geschichten, die meine ehemalige Partnerin mir über ihre Biografie, ihr Leben und einzelne Situationen geschildert hat. Ich bitte daher den Leser, diese Teile kritisch zu betrachten.

Des Weiteren möchte ich ausdrücklich betonen, dass mir keine offizielle Diagnose zu dem Verhalten von meiner ehemaligen Partnerin vorliegt. Es sind rein persönliche Mutmaßungen, die sich aus Gesprächen mit fachkundigen Beratern, Psychologen und aus der Literaturrecherche offenbart haben.

Namentliche Übersicht einiger Protagonisten:

Bibi Boll Autorin

Daisy Duck ehemalige Partnerin

Mimi Tochter

Can Sohn

Tanja Co-Mutter

Annegret Freundin von Daisy

Caro Freundin von Daisy

Martina gemeinsame Bekannte

Natalie Expartnerin von Daisy

Zoe ehemalige Partnerin von Bibi

Die Mechanismen einer toxischen Beziehung

Jede nahe Beziehung erlebt schwierige und anstrengende Zeiten: Kompromisse müssen gefunden, Probleme gelöst, Verschiedenheiten in Einklang gebracht werden. Es gibt jedoch Beziehungen, in denen übersteigen die Schwierigkeiten das normale Maß. Es kommt zu einem destruktiven Umgang. Lügen, Gasligthing, emotionale Erpressung, Manipulation, Schuldumkehr und Abwertung gehören zum Beziehungsalltag. Diese Form von Missbrauch ist schwer greifbar. Wie erkenne ich so etwas? Was ist ein normaler Konflikt? Wo beginnt emotionale Gewalt? Diese Dynamik ist wie schleichendes Gift. Die Grenzen des Akzeptablen werden nach und nach verschoben, die Selbstachtung zerbröselt. Die Folgen sind desaströs. Ohnmachtsgefühle, Hilflosigkeit, Schuld und Schamgefühl sind tägliche Begleiter. Schleichend geht der Selbstwert zugrunden.

Toxische Beziehungen sind weit verbreitet. In solchen Beziehungen ist eine gute liebevolle, gewaltfreie Kommunikation nicht möglich. Konflikte können hier nicht konstruktiv gelöst werden. Jeder Klärungsversuch eskaliert. Oft kommt es zu einer Schuldumkehr. Sehr häufig entstehen giftige Beziehungen mit Menschen, die ausgeprägte narzisstische Züge und/oder Bindungsstörungen aufweisen. Schon starke Anteile reichen aus, um eine zerstörerische Kraft zu entwickeln. Eigentlich ist Narzissmus eine krankhafte Beziehungsstörung, deren Entstehung sich zumeist aus traumatischen Erlebnissen entwickelt hat. Die problematischen Denkweisen und Gefühlswelten entfalten ihre toxische Wirkung vor allem im intimen Miteinander. In welcher Ausprägung dieses zerstörerische Verhalten möglich ist, hängt auch von der inneren emotionalen Beschaffenheit des Gegenübers ab. Je größer die Empathiefähigkeit und der Wunsch nach Autonomie desto heftiger wird diese giftige Dynamik.

Die meisten Menschen sind blauäugig in einer solchen Beziehung gelandet. Die eigenen Anteile wabern im Unbewussten. Niemand rennt freudestrahlend in eine toxische Beziehung mit dem Wissen, dieser Mensch hat irreparable Probleme: „Scheißegal, ich habe jetzt Lust, meine Gesundheit und mein Leben zu zerstören.“ Ich persönlich habe mein Bestes gegeben, ohne auf meine Grenzen und auf mein Wohlergehen zu achten. Mir waren meine Muster nicht bewusst. Ich bin in diese Situation geraten aufgrund meiner Gutmütigkeit, meiner Empathiefähigkeit, meiner Loyalität, meiner Fähigkeit, mich wirklich intensiv einzulassen und zu lieben. Allerdings auch aufgrund meiner unbewussten Mechanismen, wie einer übergroßen Verantwortungsübernahme und mangelnden Abgrenzungsfähigkeiten.

Die Umwelt bekommt davon zumeist nichts mit. Daisy wird, wie eigentlich die meisten Narzisstinnen als charmante Person wahrgenommen. Mit ihr kann man Spaß haben, mit ihrem Organisationstalent lässt sie Menschen an ihrer Kreativität teilhaben. Ihr Äußeres, ihr korrekte Etikette und ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten bei sportlichen Aktivitäten und im Handwerk sind anziehend und werden auch gerne in Anspruch genommen. Zudem pflastern mitleiderregende Schicksalsschläge ihren Lebensweg, was automatisch auch tiefes Mitgefühl weckt.

Menschen, die stark narzisstische Züge aufweisen, haben ihre Lebensgeschichte. Es sind keine Dämonen, die das Böse in sich tragen. Was leider nichts daran ändert, dass sie Menschen in ihrer Umgebung skrupellos schädigen, belügen, manipulieren und dabei keine Reue oder Schuld empfinden. Nicht die Menschen sind vergiftet, sondern ihre Verhaltensweisen. DieseMenschen finden keinen gesunden Umgang mit ihren Gedanken, Gefühlen und Bedürfnissen. Sie besitzen kein gutes stabiles Urvertrauen. Insgesamt sind sie instabil und reagieren auf zumeist harmlose Situationen wie trotzige, wütende Kleinkinder. Ein toxischer Mensch hinterlässt oft ein ungutes Gefühl in uns, ohne dass wir genau beschreiben können, was der Auslöser dafür war. Typische Verhaltensweisen sind Schuldzuweisungen, das Verbreiten von Lügen, das Ausüben von emotionalem Druck, Manipulation, unbegründete Eifersucht, Entwertungen, unverhältnismäßige Eskalationen, Kontrolle. Dieses Verhalten ist absolut destruktiv und doch lassen wir es mit uns geschehen aus Angst, die Gunst des geliebten Menschen zu verlieren. Meiner Meinung nach gibt es dafür zig Gründe. Die meisten spielen sich in unserem Unterbewusstsein ab. Diese unbewussten Mechanismen dirigieren uns in dieser Beziehung. 95 Prozent all unserer Handlungen sind unbewusst. Wir kommen aus so einer Beziehung nur gesund heraus, wenn wir in die Selbstreflexion gehen. Dazu benötigen wir zumeist kompetente Hilfe. Die toxische Person droht immer wieder mit Lebewohl. Trennungen sind schmerzhaft, sie versetzen uns in Panik. Ohne es zu merken und zu wollen, rutschen wir in eine emotionale Abhängigkeit. Wir sind nicht mehr wir selbst, wir sind darauf bedacht, es unserer Partnerin recht zu machen, sie zu beschwichtigen. Wir vernachlässigen unsere Freunde und geben unsere Hobbies auf, einfach nur, um uns Ärger zu ersparen und mal wieder eine harmonische Zeit erleben zu dürfen.

Zu Beginn der Beziehung war ich noch fröhlich, ausgelassen, extrovertiert. Mit der Zeit wurde ich angespannter und verschlossener. Mein Wesen veränderte sich. Ich kann mich erinnern, dadurch, dass mein öffentliches Verhalten immer kritisiert wurde, ich entwertet wurde, habe ich auf einigen Feten weniger erzählt und meinen Blick gesenkt gehalten. Ich war gegenüber anderen unsicher, schroff und abweisend aus Angst, wieder des Flirtens etc. bezichtigt zu werden. Ich hatte das Gefühl, ich kann nichts richtig machen. Egal, wie sehr ich es auch versucht habe, alles war kritikwürdig. In Konfliktgesprächen zählten meine Meinung, meine Wahrnehmung und meine Gefühle nicht. Es kam zu einseitigen Schuldzuweisungen. Am Anfang hat Daisy mir gut zugehört, ich habe frei und offen alles aus meinem Leben erzählt, von meinen Selbsterfahrungsseminaren berichtet, von meinen Erlebnissen, Gedanken und Einstellungen. Ich habe sie bis auf den Grund meiner Seele schauen lassen. Ich habe ihr blind vertraut. Ich hatte große Schwierigkeiten, mit ihrem Bedürfnis nach absoluter Kontrolle, das Miesreden meiner Freunde und den Dingen, die mich interessierten. Missverständnisse konnten nur selten aufgeklärt werden. Es gab zwar Zugeständnisse, doch wenn ich diese nutzte, konnte ich sicher sein, wieder Stress zu bekommen.

Daisy hat anfangs versucht, meine Bedürfnisse zu sehen und auch zu befriedigen. Doch sie stellte die Beziehung oder meine Liebe zu ihr immer wieder in Frage. Sie hatte das Gefühl, sie sei nur ein Plan B. Ich fühlte mich ohnmächtig und hilflos. Egal, was ich auch tat, nichts konnte ihr dieses Gefühl nehmen. Ich geriet in einen Strudel aus Verzweiflung und nervlichem Stress. Meine emotionale Not verstärkte sich. Doch gleichzeitig bemerkte ich auch, dass ihre Not an Gewicht zunahm. Sie gab mir die alleinige Verantwortung an dem entstandenen emotionalen Chaos. Ich habe nicht gemerkt, dass ich schon längst Betroffene eines krankhaften manipulativen Verhaltens geworden war. Ich fungierte als Projektionsfläche. All ihre Befindlichkeiten übertrug sie auf mich. Ich fühlte mich erniedrigt, schuldig, wertlos und verzweifelt. Und zugleich sah ich auch ihre Verzweiflung, ihren Schmerz. Wir befanden uns in einem Teufelskreislauf. Je mehr sie schimpfte, desto mehr verbog ich mich. Trotzdem versuchte ich immer wieder, diese Ungerechtigkeiten, Verknotungen und Verdrehungen zu lösen. Ich versuchte mich abzugrenzen. Ich probierte es mit Schreiben, um mich verständlicher und in Ruhe ausdrücken zu können. Das führte zu noch mehr Missverständnissen und emotionaler Bedrängnis bei ihr. Auch versuchte ich es mit direkten Gesprächen. Ich probierte es mit Ich-Botschaften. Doch schwupp, bevor ich mich versah, saß ich schon wieder auf der Anklagebank. Ich wusste, die Beziehung tat mir nicht gut, und ich sah auch, dass sie ihr nicht guttat. Ich sah ihr Leid. Ich hatte so viel Mitgefühl für sie. Ich fühlte mich überfordert. Wir beide hatten Kummer und Schmerz. Man stellt sich immer die Frage: Bringt dieser Mensch das Beste in mir hervor? Bringe ich das Beste in ihr hervor? Nein. Anstatt liebevolle Gespräche gab es überwiegend Streit und Diskussionen. Jeder von uns blieb verunsichert und unglücklich zurück. Ich wollte unbedingt aus diesem zerstörerischen Kreislauf heraus, daher machte ich immer wieder den Vorschlag, uns unterstützen zu lassen.

Toxische Menschen lügen und lästern. Sie erzählen Dinge, die nicht stimmen, um sich selbst in ein besseres Licht zu stellen. Es existiert nur eine scheinbare Empathie. Ihnen mangelt es an der Fähigkeit zu einem emotionalen Perspektivwechsel und zur Spiegelung der Gefühle. Sie sind Ich-zentriert, wie kleine Kinder. Sie sind der Nabel der Welt. Sie können und wissen alles, vor allem besser. Sie sind äußerst manipulativ. Ihre Königsdisziplin: Doppelbotschaften. “Geh du ruhig zu dem Geburtstag, wenn du meinst, dass Feiern jetzt angebracht ist, wo wir beide gerade Stress haben.” Sie reden dir Schuldgefühle ein, so dass sich nur einer schlecht fühlt, nämlich du. Im Gespräch wird pauschalisiert: „Immer …“, „Alle sind …“ In Unterhaltungen wird es darauf hinauslaufen, dass du der Täter bist und sie das arme Opfer. Sie sind nie schuld, sehen ihre Anteile nicht. Sie machen immer alles richtig und du machst immer alles falsch.

Am Ende einer toxischen Beziehung steht man meist vor einem Scherbenhaufen. Finanziell, gesundheitlich und emotional. Diese Beziehungen enden selten versöhnlich oder friedlich. Es gibt selten eine Klärung oder einen wertschätzenden Abschied. Oft ist das Ende abrupt. Zurück bleiben unbeantwortete Fragen: „Wie kann jemand so gemein sein? Wieso bekommt das Umfeld nichts mit? Warum habe ich die Warnzeichen nicht erkannt? Warum habe ich keine Grenze setzen können?“ Die Gefühle sind verletzt, das eigene Wertesystem verunsichert. Der Verstand sucht nach Erklärungen. Dieser Missbrauch verwandelt Menschen in Detektive. Das ist auch gut so, denn zu verstehen, was passiert ist, und zu begreifen, welche Rolle man selbst in dieser zersetzenden Dynamik gespielt hat, ist wichtiger

Teil des Heilungsprozesses. So einzigartig dieser Schmerz für die Betroffenen auch ist, so gleich sind doch die Muster, wie toxischer Missbrauch abläuft. Es ist eigentlich ein ziemlich eindimensionales flaches Konstrukt. Hat man die Mechanismen erst mal durchschaut, verlieren sie ihre Macht und ihren Schrecken. Gleichwohl muss man sich eingestehen, dass gemeinsame Lösungen utopisch sind.

Narzissmus

Narzissten reden sich die Welt so zurecht, wie sie ihnen gefällt und wie sie sie brauchen, um ihr Selbstbild aufrechterhalten zu können. Schuld haben die anderen oder äußere Umstände. Sie behaupten oft von sich, sie seien hochsensibel. Aber diese besondere Empfindsamkeit gilt leider nur für die eigenen Bedürfnisse, die Wahrnehmung des eigenen emotionalen Schmerzes oder die verborgenen Schwächen ihrer Mitmenschen. Diese Menschen ziehen sich nicht in sich zurück, wenn sie sich gekränkt fühlen, sondern sie werden furchtbar wütend. Kleine, an sich harmlose Alltagsgeschehnisse können bei ihnen starke negative Gefühle hervorrufen, bis hin zu Panikattacken. Dabei gehören Wut und Groll zu den vorherrschenden Emotionen. Sie sind sich ihrer Überreaktion oft nicht bewusst.

Oft kommunizieren sie auf der nonverbalen Ebene: Augenrollen, Stöhnen, abfällige Handbewegungen. Das sind subtile Botschaften, die den anderen klein machen und verunsichern sollen. Die Folge ist meist, dass Partner zugunsten der Bindung aus der eigenen inneren Balance geraten und versuchen, lieb und artig zu sein. Sie sind überangepasst. Sie vermeiden es, negative Gefühle beim anderen auszulösen. Sie reden ihm nach dem Mund. Doch egal, wie sehr sie sich anstrengen, die Narzisstin wird immer Fehler finden. Das ist ihre Wahrnehmungsverzerrung. Sie blendet ihre eigenen Schwächen aus und nimmt das vermeintliche Fehlverhalten der Partnerin oder anderer Mitmenschen überdeutlich wahr. Diese Fehler machen sie wiederum ungeheuer wütend. Die abhängige Partnerin erkennt das nicht und versucht stattdessen, sich noch mehr aufzureiben. All das führt zu einem gefährlichen Abwärtsstrudel. Es wird zu keiner Lösung kommen, sondern die Beziehung wird immer giftiger. Eine Narzisstin versucht, der Partnerin weiszumachen, sie sei die Auffällige.

Eine gute Kommunikation kann hier keine Gräben überwinden, da beide Parteien in der Lage sein müssten, Situationen und Gefühle zu reflektieren. Wenn jemand nicht reflektiert ist, sondern die eigene Wahrnehmung als absolut ansieht, kommt die Kommunikation und ein positives Miteinander an ihre Grenzen. Die Narzisstin erkennt nicht, dass es nur ihre individuelle Sicht auf die Welt ist. Auch betrachtet sie Menschen allein unter dem Aspekt: „Bist du für mich oder bist du gegen mich.“ Jede kleinste Kritik an ihrem Verhalten interpretiert sie als: „Du bist gegen mich.“ Das wird sofort sanktioniert. Ghosting, Aggression, dumme Sprüche, Entwertungen, Kontaktabbruch. Ignoranz. Lieber die anderen beschämen, als selbst beschämt zu werden.

Die Narzisstin ist nur zur „kalten Empathie“ fähig. Sie nimmt die wunden Punkte und Bedürfnisse wahr, doch das löst bei ihr kein prosoziales Verhalten wie Rücksichtnahme, Verständnis und warmes echtes Mitgefühl aus. Die dauerhaften Angriffe erlauben ihr, die Kontrolle zu behalten. Narzisstinnen hassen es, wenn ihre Schwächen, ihre wunden Punkte sichtbar werden. Sie muss vermeintlich um sich schlagen, da sie über keine Kompetenz verfügt, um mit der inneren Spannung umzugehen.

Empathinnen neigen fälschlicherweise dazu, Narzisstinnen von ihrem Blickwinkel aus zu betrachten. Dabei agieren Narzissten aus einer beschädigten Persönlichkeit heraus. Vertrauen und Verständnis, welches man benötigt, um eine gesunde Beziehung zu führen, sind nur unzureichend ausgebildet worden. Narzisstinnen versuchen, die Partnerin aus dem emotionalen Gleichgewicht zu bringen. So werden unter anderem Situationen stets neu bewertet, so wie es der Narzisstin gerade passt. Es mangelt ihr an Aufrichtigkeit. Wer aufrichtig ist, führt keine toxische Beziehung.

Eine konstruktive Klärung eines Konflikts liegt nicht im Interesse einer Narzisstin. Stattdessen weiß man in einem Gespräch nicht mehr, wo oben und unten ist, so verwirrend ist der Wortsalat, mit dem die Narzisstin versucht, ihre Perspektive durchzusetzen und vor allem von sich selbst abzulenken.

Trennungen lösen bei Narzissten schwere seelische Krisen aus. Eine häufige Reaktion auf innere Verletzung ist unbändige Wut.

Es kommt oft zu schädigenden Schmutzkampagnen.

Empathie

Einer der schönsten Züge eines fürsorglichen menschlichen Wesens ist der Besitz von Empathie. Die Fähigkeit, sich in die Lage des anderen zu versetzen und seine Gefühle und seinen Schmerz wirklich zu verstehen, ist wundervoll und nützlich.

Die Empathin tritt in eine Beziehung ein und wünscht sich tiefe, bedingungslose Liebe. Sie fühlt sich erfüllt und verliebt, nur weil die Partnerin in ihrer Nähe ist. Sie fängt an zu glauben, diese Verbindung ist einzigartig.

Am Anfang habe ich Daisy für ihre direkte und offene „harte“ Art bewundert. Ihre vermeintliche Selbstsicherheit, ihre gemeisterten Schicksalsschläge haben mich beeindruckt und Mitgefühl für sie ausgelöst. Wir hatten die gleichen Ziele, Wünsche und Vorstellungen vom Leben. Ich hatte das Gefühl, angekommen zu sein und eine Stütze im Leben gefunden zu haben. Ich habe mit absoluter Überzeugung an uns als Paar geglaubt. Sie war meine Heldin.

„Im Laufe der Zeit wird die Empathin von einer narzisstischen Partnerin allerdings dazu gebracht, sich inkompetent zu fühlen. Für sie ist es unerträglich, die Narzisstin in jeder Art von Schmerz zu sehen. Sie wird mehr als alles andere wollen, mit der Partnerin zu reden, sie zu unterstützen, sie aufzumuntern, alles zu tun, was immer nötig ist, damit sich beide wieder besser fühlen können. Unbewusst will die Empathin die Narzisstin reparieren oder zumindest, ihr beweisen, dass auch die Narzisstin die besondere Liebe gefunden hat, der sie bedingungslos vertrauen kann. Sie begreift nicht, dass das Gefühl oder die Idee, die tiefsten, unlösbaren Wunden der Partnerin zu heilen, völlig über das Ziel einer Partnerschaft auf Augenhöhe hinausgehen.

Das liegt nicht in der Verantwortung der Empathin. Vor allem wurde sie auch gar nicht gebeten oder gefragt, das zu tun.“1

Irgendwann beginnt die Empathin Angst davor zu haben, für ihre wahren Bedürfnisse einzutreten. Es ist für sie sicherer, leise zu bleiben. Je mehr Liebe, Fürsorge, Hingabe und Zuneigung die Empathin in die Beziehungsarbeit investiert, desto mächtiger wird die Narzisstin. Irgendwann, wenn die emotionalen Bedürfnisse nicht mehr befriedigt werden, beginnt die Empathin „egoistischer“ zu wirken, da sie sich mit ihrem eigenen Wohl beschäftigt. Sie versucht daraufhin, in ein Gespräch zu kommen und zu erklären, wie sie sich fühlt, stößt dabei jedoch auf Ablehnung. Die Narzisstin wird sie dazu bringen, sich klein zu fühlen. Die Empathin beginnt, sich selbst die Schuld zu geben. Sie wird sich fragen, ob sie jemals würdig sein wird, die Liebe der Narzisstin zu verdienen. Was die Empathin nicht erkennt, ist, dass es nichts „Falsches“ an ihr gibt. Sie hat eine Gefühlskapazität, eine emotionale Lebendigkeit und Tiefe, die die vieler anderer Menschen überstrahlt. Es ist etwas, was eigentlich geschützt werden müsste. Ihre reine Transparenz und Authentizität werden jedoch nichts nützen, um sich mit der Narzisstin zu verständigen. Die Narzisstin wird abweisend sein, eine schlampige Logik anwenden, Ausreden und Wege finden, die komplette Verantwortung abzugeben. Irgendwann wird die Empathin erkennen, was geschehen ist, was sie dazu gebracht hat, so wehrlos zu werden und es wird eine Transformation beginnen. Die Empathin muss schmerzhaft begreifen, dass naives Vertrauen gefährlich ist. Nicht jeder hat die gleichen reinen Absichten, die sie hat, und nicht jeder denkt, wie sie denkt. Die Empathin muss ihre eigene Verwundbarkeit erkennen. Sie muss lernen, Grenzen zu setzen und sich selbst zu heilen. Sie muss sich der schmerzlichen Realität stellen. Die Narzisstin hingegen wird nichts begreifen. Sie wird ihre Lügen weiterhin als die Wahrheit verkaufen. Sie wird weiterhin eigene Anteile an dem Drama innerhalb der Beziehung leugnen. Sie wird weiterhin das arme Opfer spielen, umringt von ihrer blinden willigen Gefolgschaft, die in ihr das arme, bemitleidenswerte Opfer sieht, oder neuen Begegnungen, denen sie wieder verkauft, wie furchtbar die letzte Partnerschaft gewesen sei, dass sie ihr Vertrauen verloren hat und so leiden musste. Die neue Bekanntschaft wird wieder alles glauben, so wie auch ich alles geglaubt habe und vor allem unbedingt glauben wollte.

Die Empathin interessiert sich für die Narzisstin, weil sie ihre verletzte Seele heilen will, indem sie ihr die Liebe schenkt, die ihr noch nie jemand geschenkt hat. Ich wollte besser sein, als diese furchtbaren psychisch auffälligen Exfrauen, die Daisy belogen, betrogen und ihr so übel mitgespielt haben. Ich wollte ihr die Sicherheit geben, die sie brauchte. Ich habe meine Seele verkauft. Meinen Wert. Meine Moral. Meine Persönlichkeit. Mein Strahlen. Mein Ich. Plötzlich war ich nur noch dunkel. Sie war Meisterin der Manipulation und der Erfindung von großartigen Taten, bei denen sie Heldin oder Opfer war. Heute bin ich sicher, dass alles gelogen sein muss. Ich sehe schwarz auf weiß, was sie aus unserer Liebesgeschichte gemacht hat, wie sie sie besudelt und verraten hat. Und genauso werden auch all ihre Lebensgeschichten nicht viel mit der Realität zu tun haben und nur einen minimalen Wahrheitsgehalt besitzen. Der Rest dient schlichtweg der Inszenierung eines Dramas in der Hoffnung, sie wird dafür auf die ein oder andere Weise gehuldigt werden.

1 Baresoma Coaching Couch, Instagram 2022

Narzissmus contra Empathie

Jeder von uns trägt narzisstische Züge in sich. Jeder von uns manipuliert Menschen auf die ein oder andere Art und Weise. Es wird dann ungesund und krankhaft, wenn die Manipulation einhergeht mit fehlender Empathie und daraus resultierender Rücksichtslosigkeit. Neben vielen problematischen Anteilen gibt es auch positive Anteile. Narzissten sind in der Lage, ihre Interessen und Ziele sehr gut zu verfolgen. Sie besitzen ein hohes Durchsetzungsvermögen.

Ihr Verhalten ist eine Art Überlebensstrategie, die sie sich in ihrer Kindheit zurechtgelegt und verinnerlicht oder auch im Erwachsenenalter durch traumatisierende Erfahrungen angeeignet haben. Auch Empathen haben Defizite, Verlustängste, Helfersyndrom, das Bedürfnis gut genug sein zu wollen, unzureichende Abgrenzungsfähigkeiten, schiefe Vorstellungen von der Liebe. Fast immer geht es um Selbstwertmangel. Wir alle sind freie Menschen und können uns entscheiden, etwas gegen unsere Defizite zu tun. Die Narzisstin wird es aufgrund ihrer verdrehten Realität, in der sie über der Menschheit steht, immer im Recht ist, kaum möglich sein zu erkennen, welche Probleme sie hat und wo ihre Anteile liegen, da immer die anderen schuldig sind. Empathen sind in der Lage sich selbst zu reflektieren. Warum habe ich mich auf so etwas eingelassen? Was hat dazu geführt, diesen Schmerz so lange zu ertragen? Was kann ich ändern, damit ich solche Menschen nicht mehr anziehe? Welche meiner Defizite hat dieser Mensch bedient?

Durch die leichte Kränkbarkeit der narzisstischen Partnerin und deren geschickte Manipulation werden immer mehr eigene Gefühle, Gedanken und Bedürfnisse unterdrückt. Die Empathin will dem gewünschten Bild der toxischen Partnerin entsprechen, um selbst wieder perfekt für sie zu sein. Entweder bedient man damit die eigenen co-narzisstischen Bedürfnisse, indem man versucht, weiter dem Idealbild der Toxen zu entsprechen. Oder es dient simpel dazu, die Toxe nicht zu verärgern und sich damit nicht ihrer Wut aussetzen zu müssen.

„Narzisstinnen sind keine glücklichen Frauen. Sie leiden unter einer kontinuierlichen psychischen Belastung, da sie ständig in zwischenmenschlichen Konflikten leben. Beziehungsprobleme erhöhen das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit, externer Bestätigung und Dominanz. So geraten sie nach und nach in einen Teufelskreislauf, dessen Ergebnisse immer Meinungsverschiedenheiten, Rechtsstreitigkeiten, destruktive Kommunikation und innere Einsamkeit sind. Schließlich entstehen gesundheitliche Probleme, zumeist Autoimmunkrankheiten. Die gesamte Lebensqualität leidet.“2

Die Empathin wird sich selten offen gegen die Narzisstin wehren oder ihr schlechtes Benehmen vorwerfen. Doch langsam wird sie aufhören, an ihre Stärke, ihre Fähigkeiten und ihren Selbstwert zu glauben. Sie wird alles tun, um die Wünsche und Bedürfnisse der Narzisstin zu befriedigen und sie glücklich zu machen. Die Narzisstin wird sich als Opfer ihrer vergangenen Beziehung präsentieren. Dementsprechend wird die Empathin versuchen, ihr zu helfen, all die Dinge, die sie durchgemacht hat, zu vergessen. Je mehr Anstrengung, Liebe und Hingabe die Empathin in die Beziehung bringt, desto mehr Kontrolle verspürt die Narzisstin. Ein offener Konflikt entsteht tatsächlich erst dann, wenn die Empathin endlich die kritische Grenze erreicht hat. Irgendwann wird sie ihre Stimme erheben, weil sie das herablassende verstörende Verhalten nicht mehr ertragen kann. Sie erkennt, dass sie selten ihre eigenen Bedürfnisse in der Beziehung befriedigt hat, weil ihre Konzentration der Partnerin galt. Was die Empathin nicht erkennt, ist, dass, egal wie sehr sie versucht, der Narzisstin zu gefallen und ihre Erwartungen zu erfüllen, diese nie zufrieden sein wird. Somit fängt sie an, sich selbst die Schuld für all die schlechten Dinge in der Beziehung zu geben und fragt sich sogar, ob sie der Liebe überhaupt würdig ist. Die Empathin versteht nicht, dass sie manipuliert wird, denn die Narzisstin hat es geschafft, die Wahrnehmung der Realität der Empathin zu verdrehen. Die Empathin wird versuchen, offen mit der Partnerin über ihre wahren Gefühle zu sprechen. Das wird aber alles umsonst sein. Denn die Narzisstin wird nie auf die Worte der Empathin achten und wird ihr immer die Schuld unterjubeln. Es gibt bei einer Narzisstin keine Eigenverantwortung. Die Außenwelt ist schuldig.

Auch ich habe immer wieder denselben Fehler gemacht. Ich habe das getan, was Daisy mir subtil suggeriert hat. Ich habe Treffen mit Freunden abgesagt, damit sie zufrieden ist. Ich habe mein Seminar abgesagt, um ihr zu beweisen, wie wichtig sie mir ist. Ich wollte ihr zeigen: „Du bist meine oberste Priorität. Du kannst dich sicher mit mir fühlen.“ Mein Ziel war es, dadurch Frieden innerhalb der Beziehung erleben zu dürfen.

Freunde und Familie wurden von ihr schlecht geredet, solange bis ich zu einigen kaum noch Kontakt hatte. Daisy wollte mich für sich allein haben, damit ich ihr hörig bin und ihr das Gefühl von Sicherheit gebe. Ihr Absolutheitsanspruch war riesig. Handelte ich nicht nach ihren Vorstellungen und Bedürfnissen, löste ich ihre innere Not aus, gab es wieder Vorwürfe, Entwertungen, Beziehungsabbrüche und Streit. Wegen jeder Kleinigkeit fühlte sie sich beleidigt, angegriffen, bloßgestellt und nicht geliebt und gesehen. Es musste nach ihrer Kontrolle laufen. Immer wieder wurde ich damit konfrontiert, dass sie nur mein Plan B sei. Für mich war das ein Anlass, ihr noch mehr Aufmerksamkeit zu geben, mich noch mehr zu verbiegen. Ich wollte nur eine normale Beziehung, voller Respekt, Leichtigkeit, guter und liebevoller Kommunikation.

Um keine heftigen Reaktionen hervorzurufen, lernte ich schnell, gewisse Dinge zu vermeiden. Zudem entwickelte ich mit Hilfe meiner Therapeutin die verschiedensten Taktiken, um ihre heftigen Eifersuchtsattacken nicht mehr auszulösen.

Daisys bevorzugte Taktik war es, Verantwortung abzustreiten, das Thema auf mich und meine Verfehlungen zu lenken und mir permanent die Schuld zuzuweisen. Zudem holte sie ihre geheime Armee an ihre Seite, indem sie behauptete, „die anderen“ hätten das genauso wahrgenommen, „die anderen“ finden mich auch komisch. Gegen so eine große Wand fühlte ich mich mehr und mehr niedergedrückt, klein und ohnmächtig. In Diskussionen mit ihr gab es nur Drehungen und Wendungen, die dazu führten, dass ich schuld war. Entschuldigungen ihrerseits waren absolute Mangelware. Sie war ohne Fehl und Tadel, ihr Verhalten immer moralisch absolut perfekt. Vorsichtig geäußerte Kritik kam nie an, sondern wie ein Bumerang zu mir zurück. Eigene Anteile wurden verleugnet. Ich kam in Zugzwang, beweisen zu wollen, dass ich nie böse Absichten hatte. Ich wollte unbedingt Frieden und dass sie sich mit mir gut fühlt. Was ich damals noch nicht wusste, ist, dass es eben keine konstruktive Lösung gibt, sondern nur ständig wechselnde Vorwürfe und Ansprüche, die ich nicht zu füllen in der Lage gewesen wäre. Eben weil ihr inneres Erleben nichts mit meinen Handlungen zu tun hatte, sondern mit ihrer eigenen inneren Bedrängnis. Daisy hatte nur den Fokus auf ihre Perspektive, mit ihrer eigenen subjektiven moralischen Bewertung und ihre qualvollen Gefühle, die mein Standpunkt, meine Verhaltensweisen auslösten. Sie konnte fantastisch Schuldgefühle in mir wecken, obwohl ich objektiv nichts getan hatte, was solch ein Ausmaß an massiven destruktiven Ausrastern ihrerseits gerechtfertigt hätte.

2Gedankenwelt.de, 15.11.2021

Selbstreflexion ist ein absolutes Erfordernis

In eine schwierige Beziehung kann jeder Mensch geraten. Gerade Verletzungen aus der Kindheit steuern unser Verhalten bis ins Erwachsenenalter. Diese machen sich in Form von unbewussten Programmen in uns breit. An die meisten Erfahrungen erinnern wir uns gar nicht mehr. Sie sind jedoch im Unterbewusstsein festgeschrieben. Besonders bei Stress und in belastenden Situationen neigen wir dazu, in die kindliche Entwicklungsstufe zurückzufallen. Menschen reagieren dann auf harmlose Situationen emotional völlig unangemessen. Äußerlich ist man 45 Jahre alt und plötzlich verwandelt man sich in eine Fünfjährige, die vor Wut oder Angst um sich schreit und tritt. Wir als Erwachsene tun unbewusst alles dafür, diese früheren schmerzhaften Erfahrungen zu verdrängen. Dazu entwickeln wir zahlreiche Schutzmechanismen: Typisch sind Harmoniestreben, Vermeidung, Rückzug, Helfersyndrom oder Opferdenken. Aber es gibt eben auch Aggression, Macht- und Kontrollstreben oder ausgeprägte narzisstische Muster. All das sind Schutzstrategien unseres Unbewussten. Mehr Bewusstsein ist daher der erste Schritt, um aus diesen alten Dispositionen auszubrechen. Wer sich reflektiert, hat einen besseren Zugang zu seinen Gefühlen, Mechanismen und Motiven und kann diese in einen psychologischen Zusammenhang zu seinen Handlungen bringen. Für mich ist daher die eigene Selbstreflexion ein menschliches Muss, um Beziehungen positiver gestalten zu können.

Ein Zwischenwort

Wir sind Menschen und natürlich kommt es vor, dass wir uns anschreien, Dinge sagen, die verletzend sind. Auch Dinge wie Liebesentzug und Manipulation spielen dabei eine Rolle. Kaum eine Beziehung kommt ohne toxische Momente aus. Doch wenn die Emotionen sich beruhigt haben, vertragen wir uns wieder. Reden, analysieren, versuchen Lösungen zu finden, und sind wieder bereit, Nähe zu geben. Das war bei Daisy nicht so. Sie blieb auf Abstand. Ich fühlte mich bestraft. Sie war nicht in der Lage zu verzeihen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Das war allein meine Aufgabe. Da ich in ihrer Wahrnehmung schuld war, musste ich Buße tun.

Miese Beziehungen haben jedoch nichts mit Schuld zu tun. Um die sollte es auf beiden Seiten niemals gehen. Auch Daisy hat nur so gehandelt, wie ihre Muster es zugelassen haben, um sich selbst vor Schmerz zu bewahren. Sie konnte nicht anders handeln, als wie sie innerhalb der Beziehung gehandelt hat. Allerdings war die Strafanzeige gegen mich ein Akt von wirklicher bösartiger Zerstörungswut. Daisy hat durch ihre bewusste lügenhafte Inszenierung die Gefährdung meiner Existenz und somit auch die Gefährdung meiner Kinder, Mimi und Can, in Kauf genommen. Das werde ich ihr immer vorwerfen, ihre Handlungen innerhalb der Beziehung nicht. Da sehe ich ihre Not, ihre Hilflosigkeit und auch ihren Schmerz. Es soll hier also nicht um die Verteilung von Schuld gehen. Es geht auch nicht darum, Daisy zu stigmatisieren. Hier geht es um Entwicklung, die das Ziel hat, sich selbst wiederzufinden, Perspektiven aufzuzeigen, Muster zu enttarnen und mich so weit zu stärken, dass sich diese Fehler nicht wiederholen.

Schon in Ausnahmesituationen können destruktive Verhaltensweisen einen großen seelischen Schaden anrichten. Doch ihr wahres Potential liegt im Alltag. Daisy nutzte emotionale Erpressung, ihre entwertenden Seitenhiebe, hier mal ein Spruch und da mal ein Kommentar dazu, um mich zu kontrollieren, mich zu verunsichern und mich selbst in Frage zu stellen. In einer Beziehung auf Augenhöhe ist die Macht gleichmäßig verteilt, rationale Diskussionen sind möglich, ohne dass eine Seite befürchten muss, im nächsten Moment klein gemacht oder schuldig gesprochen zu werden.

Es gab gerade bei Gesprächen ein großes Machtgefälle. Sie brauchte die Kontrolle und konnte diese nur über emotionalen Druck erlangen. Valide Argumentationen stellten für sie die Reinform des Kontrollverlustes dar. Paradoxerweise ist vielen, die diese emotionalen Druckmittel anwenden, die Tragweite ihrer Handlungen nicht bewusst. Der Drang nach Kontrolle ist oft ein Bedürfnis, das ebenfalls aus einer Verletzung entspringt und sich als Lösungsstrategie tief im Unbewussten eingenistet hat. So kann sich dieses Kontrollbedürfnis zum Beispiel in Form eines quälenden Unsicherheitsgefühls zeigen, dass die Treue und Loyalität der Partnerin vehement in Frage stellen. Die Kränkung, seiner Partnerin nicht trauen zu können, und die daraus resultierende Ohnmacht werden logischerweise mit Überwachungen oder unfairen Anschuldigungen bekämpft.

Gleichzeitig kompensiert das Auskosten der eigenen gefühlten Überlegenheit fehlendes Selbstvertrauen.

In meinem Weltbild ist dieser Mensch nicht böse. Er braucht Hilfe. Dieser Mensch braucht Halt, Liebe und Sicherheit. Dieser Mensch muss nur vertrauen und gezeigt bekommen, wie schön diese Welt und eine sichere Beziehung ist. Vom wem? Natürlich von mir. Alle anderen vorher waren scheinbar zu unsensibel, zu egoistisch. Ich bin mit offenen Augen reingerauscht. Da war es, das Helfersyndrom: „Ich muss sie nur genug lieben und alles Angst vor Verlust. Bis ich begriffen habe, dass ich mit so einem Menschen keine Beziehung auf Augenhöhe führen kann, bis ich mich selbst von meiner vermeintlichen Schuld freigesprochen habe, das war ein langer quälender Prozess, weit über die Trennung hinaus. Ich habe dieses toxische Drehbuch mitgeschrieben. Mit meinen Anteilen. Mit meinen falschen Glaubenssätzen. Ich habe diesen emotionalen Missbrauch zugelassen.

Ich glaube, sie liebte es, mich schwach, verletzlich und als emotional labil anzusehen. Sie liebte es, mich in meiner kindlichen Unschuld zu betrachten, meine Leichtgläubigkeit auszunutzen, herabzusehen auf meine Schwächen. Sie fand mich nur super, wenn sie das Gefühl hatte, sie ist der Mittelpunkt meines Lebens, wenn ich mich abstrampelte, um sie glücklich zu machen, wenn sie das Erleben meiner Abhängigkeit hatte. Sie liebte die Macht, wenn sie meine Güte und meine guten Absichten erkannte und zu ihrem Vorteil ausnutzen konnte, sich noch mächtiger zu fühlen.

Ihre Emotionen wurden laut ihren Erzählungen in den ersten Jahren ihres Lebens nicht optimal erwidert. Sie berichtete von einer emotional kalten Mutter, einem oft über Monate abwesenden Vater und Mobbingerfahrungen während ihrer Schulzeit. So wuchs sie mit hoher emotionaler Qual und einer inneren Instabilität auf. Sie versuchte, den Schmerz nicht zu zeigen und kompensierte ihre Unsicherheit durch ihre Begabungen, wie Sportlichkeit, handwerkliche Fähigkeiten und Organisationstalent. Doch in ihrem Herzen trug sie einen Kampf aus mit der Angst vor tiefer Bindung und Verletzlichkeit.

Ich habe wohl unbewusst versucht zu reparieren, was andere in ihr zerstört hatten. Ich habe meine Energie an sie verschenkt und hatte zum Schluss keine Kraft mehr für mich und auch Mimi und Can. Eine Hilfe für uns beide war das nicht, sondern es hat eher dazu geführt, dem Abgrund immer näher zu kommen. Ich habe erst viel später gelernt zu erkennen, in welchen Mustern ich feststeckte. Ich lerne jetzt, meine eigene Autorität für mich selbst zu beanspruchen.

In der spirituellen Welt ist der Beziehungsraum ein Raum für spirituelle Entwicklung oder Wachstum und dass wir möglicherweise von verschiedenen Partnern lernen müssen, bevor wir mit dem idealen Partner zusammen sein können. Wir zögen immer wieder die gleichen Menschen an, bis wir es geschafft hätten, diese Strukturen in uns selbst aufzulösen. Ich weiß nicht, ob ich mit dieser Behauptung mitschwingen kann, denn bis dato ist mir so etwas wie in dieser Beziehung noch nicht passiert. Ich habe geglaubt, Liebe bedeutet, den anderen vollkommen zu akzeptieren, selbst mit all seinen Fehlern. Doch was ist, wenn zwischen dem, wer dieser Mensch wirklich sein kann, also wozu er zutiefst fähig ist, und dem, wer er in der Gegenwart ist und handelt, eine große Lücke klafft? Ich habe so viel Potential in Daisy gesehen. Ich habe sie auf ein Podest gestellt, sie quasi vergöttert. Ich habe ihren hellen Kern wahrgenommen. Ich habe trügerischer Weise angenommen, diesen hellen Kern, ihre wahre Identität, wird sie dann leben können, wenn sie ihre Muster reflektiert. Dazu muss ich sie nur genug lieben. Heute weiß ich, das ist Bullshit. Ich kann niemanden, der nicht wachsen will, ins gemeinsame Wachstum führen. Auch, weil ich meine eigenen Muster und Defizite habe, die mit ihren in starke Resonanz gegangen sind. Ich habe nicht erkannt, was im Jetzt ist, ich habe mich in Träumerei verloren. Ich habe mich von ihren Kontrollenergien programmieren lassen. Ich habe mir selbst nicht die Erlaubnis gegeben, diese Energien auszulöschen. Das hat mein Leben und das meiner Kinder beeinträchtigt. Ich habe mein Ich-Gefühl verloren. Auf der Suche nach mir selbst habe ich mich in ihr verloren. Ich habe versucht, gegen die Mechanismen anzukämpfen, doch zum Schluss war ich wieder nur Wachs in ihren Händen, ohne wirkliche Ich-Anteile. Ich habe die vermeintliche Schuld adaptiert und wollte ihr beweisen, ich stehe bedingungslos zu ihr, bereit zu geben und mich aufzuopfern. Mein Nein, war nicht überzeugend genug. Ich habe ab dem Zeitpunkt nicht die Verantwortung für mich selbst und mein Wohlergehen übernommen. Ich hatte kein Mitgefühl für mich selbst, sondern nur Mitgefühl für sie.

Emotionale Erpressung

„Emotionale Erpressung ist zu einem häufigen Verhaltensmuster vieler Menschen geworden. Es beschreibt eine Art der Manipulation, bei der jemand deine Gefühle ausnutzt, um dein Verhalten zu kontrollieren oder dich dazu zu bringen, die Dinge auf seine Art zu sehen. Emotionale Erpressung ist subtil und heimtückisch. Sie kann sich als Vorenthaltung von Zuneigung, Enttäuschung oder sogar als leichte Veränderung der Körpersprache äußern. Sie führt dazu, dass sich das Opfer verletzlich und demjenigen gegenüber verantwortlich fühlt.“3

Beziehungen können das Selbstwertgefühl entweder stärken oder zerstören. Jemand, der dir nahesteht, kann eine Bedrohung sein, weil er deine Schwächen kennt und dich emotional erpresst, um zu erreichen, was er will. Als Opfer erliegst du der Angst, den Verpflichtungen und der Schuld. Meistens greifen Menschen, die emotional unsicher sind oder die es vom Elternhaus als vertrautes Muster gelernt haben, auf diese Manipulation zurück. Sie manipulieren deine Entscheidung, indem sie negativ auf deine Bedürfnisse, auf deine Überlegungen reagieren. Sie geben dir ständig die Schuld. In der Öffentlichkeit veranstalten sie Dramen, wenn du dich nicht in ihrem Sinne konform verhältst. Sie sind empört und verwirren dich. Du fühlst dich verantwortlich. Sie nutzen Gefühle, um die Aufmerksamkeit von den Fakten abzulenken und machen stattdessen ein emotionales Durcheinander. Oft holen sie auch andere Menschen mit in ihr Boot und bilden mit ihnen eine geheime Armee gegen dich, wobei die Manipulatorin nur behauptet, der und der bewerte dein Verhalten genauso. Auch wenn du nichts falsch gemacht hast, du wirst die Schuldige bleiben. Die Erpresserin wendet deine Schwächen, Geheimnisse und Verwundbarkeiten gegen dich, um das zu bekommen, was sie von dir will.

Jeder Mensch verwendet gelegentlich irgendeine Form von Erpressung. Meinen Kindern habe ich bewusst erklärt, wann Erpressungen emotional werden und Schuldgefühle erzeugen sollen. Gerade die ältere Generation arbeitet öfters damit, um die Kinder gefügig zu machen. Doch Menschen, die ernsthafte emotionale Erpressungen anwenden, sind wirklich Missbraucher, mit dem Ziel, die Gedanken und Gefühle einer anderen Person zu kontrollieren. Sie geben ihrem Gegenüber das Gefühl, sie selbst seien die Vernünftigen und das Gegenüber wäre unvernünftig. Sie verwirren es. Betroffene nehmen die Anklagen irgendwann an und entschuldigen sich, obwohl sie nichts Verwerfliches getan haben. Diesem Mechanismus bin ich ebenfalls immer wieder erlegen. Auch weil es immer wieder gute intensive Momente gab, wo ich dachte, die Beziehung ist zwar eine Herausforderung, doch wir schaffen das. Ich habe meine Alarmglocken, die deutlich schrillten, ignoriert. Ich hatte oft das Gefühl, mir bleibt nur die Qual einer Wahl von beißenden Optionen. Etwas zu tun, was ich nicht wirklich will, nämlich zu schweigen und zu schlucken, oder erneut einen Streit hervorzurufen, um somit wieder einen guten Moment zu zerstören. Ihre versteckte Botschaft war immer, du liebst mich nicht genug, du kümmerst dich nicht genug um mich, andere sind dir wichtiger, ich bin nur dein Plan B. Für jeden Scheiß musste ich mich rechtfertigen. Vieles provozierte Stress. Um den zu vermeiden, versuchte ich mich so anzupassen, dass sie nichts mehr zu beanstanden hatte. Natürlich gelang mir das nicht immer und natürlich gab es in mir auch eine Seite, die dagegen deutlich rebellierte. Es war ein Hin und Her.

Gerade in den letzten Monaten, als sie mich wieder mit Schuld zugeschmissen hatte, war ich nur noch ein hilfloses, eingeschüchtertes Kleinkind, das um Verzeihung und Klarheit gebettelt hat. Ich habe mich so angestrengt, alles gut zu machen, um ihre Zufriedenheit zu spüren. Da sie unter ständigen körperlichen Schmerzen litt, versuchte ich sie zu schonen. Zu ihrer Entlastung habe ich zum Beispiel die Einkäufe getätigt, auf Bauprojekte rund ums Haus verzichtet oder bin mit ihrem Hund spazieren gegangen. Irgendwann kam der Vorwurf, ich würde das nur machen, um das Haus verlassen zu können, damit ich ungestört über Handy mit anderen in Kontakt treten kann. Sie hätte beobachtet, sobald ich aus dem Haus bin, wäre ich online. Irgendwann durfte ich nicht mehr mit ihrem Hund spazieren gehen: „Du benutzt den Hund nur damit du raus gehen kannst, um ungestört mit anderen zu reden.“ Auch wenn ich ihre Geschenke, nicht in einem überwältigenden Maß überhöhte, verlieh sie ihrer Empörung Ausdruck: „Weißt du wie teuer das war! Du freust dich gar nicht! Wieso trägst du den Ring nicht jeden Tag? Dir kann man auch gar nichts recht machen. Weißt du, wieviel Extratouren ich gefahren bin, trotz körperlicher Schmerzen, um dir eine außergewöhnliche Freude mit diesem besonderen Lied zu machen? Das hat 400 € gekostet. (Anmerkung: In Wirklichkeit, konnte man sich so ein Lied im Internet für 19,95€ bestellen). Es macht echt keinen Spaß dich zu beschenken. Wieso trägst du unser Armband nicht? Nein, die von mir persönlich geschriebene Weihnachtskarte bekommst du nach deinem blöden Verhalten jetzt nicht mehr. Du hast meine lieben schriftlichen Worte nicht mehr verdient.“ Jede Unterkunft, die ich aussuchte, war nicht gut genug. Immer gab es was zu motzen. Immer wieder habe ich uns Freiräume für unsere Zweisamkeit geschaffen. Wertschätzung, Fehlanzeige. Zudem war ein Machtmittel körperlicher Liebesentzug. War ich nicht brav, gab es keine Nähe. Wenig konnte sie versöhnlich stimmen. Sie meinte zum Schluss nur: „Du bist dran, leiste endlich etwas. Du bist jetzt an der Reihe, mir deine Liebe zu beweisen.“ Ich habe oft versucht, auf sie zuzugehen, doch sie hatte die Fähigkeit, mir die Wörter im Mund umzudrehen. Sie hat mich als Mensch klein gemacht. Sie war übermäßig kritisch. Nicht, was mein Äußeres anging, da hat sie mir das Gefühl von Attraktivität vermittelt, aber alles drum herum, meine Biografie, meine Freunde, mein Erziehungsstil, mein Kontakt zur Co-Mutter und der Vater der Kinder, alles wurde permanent entwertet. Auch ich als Mensch wurde degradiert. Eigentlich blieben nur wenigen Menschen in ihrem Umfeld von Entwertungen, kritischen Äußerungen und ihrem moralischen Zeigefinder verschont.

Sie selbst berichtete von ihrer Vorgeschichte, von Beziehungen mit „kaputten“ Menschen. In mir löste das enorme Mitgefühl aus. Ich glaube, sie hat sich immer Menschen ausgesucht, die leicht zu manipulieren sind und kein wirklich starkes Selbstwertgefühl besitzen. Ich kann mich nicht erinnern, dass ihr jemand mal Kontra gegeben oder auch eine Grenze aufgezeigt hätte. Sie wurde wütend, wenn sie sich verletzt fühlte. Oder sie fuhr einfach nach Hause und ließ mich allein in fremden Städten oder auf Veranstaltungen zurück, allerdings dann später mit dem Vorwurf, sie wäre mir ja nichts wert, da ich es zuließ, sie einfach fahren zu lassen. Sie sagte mir und auch den Kindern, was wir angeblich fühlen. Meine Tochter hat sich ein paar Mal dagegen gewehrt: „Nein, das ist nicht wahr. Du kannst nicht wissen, was ich fühle. Wieso behauptest du das?“

3 Strake Gedanke, Emotionale Erpressung, 25.09.2021

Wieso diese Lügen?

„Es geht darum zu erkennen, warum die Partnerin lügt. Ist sie in Bedrängnis? Tut sie es absichtlich? Erst wenn man das Motiv versteht, kann man sinnvoll darauf reagieren. Alle Menschen lügen. Notlügen sind gesellschaftlich akzeptiert. Es wird aus Höflichkeit gelogen, da die Wahrheit verletzend wäre. Lügen ist ein soziales Schmiermittel, das eine Kommunikation in manchen Fällen erst möglich macht. Freundschaften würden zerbrechen, wenn völlig undiplomatisch immer die ganze Wahrheit gesagt würde. Oftmals stecken hinter Lügen egoistische Motive. Der Lügner versucht, sich selbst im besten Licht zu präsentieren. Dahinter verbirgt sich auch die Angst, jemand könnte hinter die Fassade schauen und das wahre Ich erkennen.“4 Selbst, wenn es einen wahren Kern gibt, wird drumherum fabuliert, um noch besser dazustehen und den anderen schlecht aussehen zu lassen und, wie in meinem Fall, einen wirklich brutalen Schaden zuzufügen.

Daisy war anscheinend selten wahrhaftig. Sie hat Nebelwände gebaut. Nur kleine Details beleuchtet. Auf Nachfragen aggressiv reagiert. Beispielsweise hat sie am Anfang der Beziehung erzählt, sie wäre fast in die Nationalmannschaft beordert worden, doch ein Kreuzbandriss hat das verhindert. Als ich ihr später eine harmlose Frage nach der Liga und dem Verein stellte, reagierte sie schroff: „Hör einfach besser zu. Ich habe dir das schon mal erzählt und habe jetzt kein Bock auf eine Wiederholung.“

Wenn die Partnerin lügt, kann der Zweck von der Verschleierung, Bagatellisierung über eine Notlüge bis hin zum willentlichen Täuschen reichen. Lügen innerhalb der Beziehung soll selten den anderen verletzen. Es ist eher ein Schutzmechanismus. Bei ihren Geschichten fühlte ich mich oft komisch. Ich habe meine Zweifel, gerade am Anfang der Beziehung, nicht offengelegt. Ich wollte ihr glauben und ich wollte Anspannung vermeiden. Am Ende der Beziehung, nach einigen Recherchen, konnte ich einige Lügen aus ihrer Biografie und ihren Erzählungen enttarnen. Heute denke ich, was bin ich dumm gewesen. Auch ich habe einen respektvollen Umgang verdient. Ich hätte sie offensiver mit ihren Märchen konfrontieren und die Konsequenzen, die daraus entstanden wären, akzeptieren müssen. Lügen hinterlassen ein schales Bauchgefühl. Und aufgrund mangelnder Grenzsetzung meinerseits habe ich sie vielleicht ermutigt, weiter frei ihre Unwahrheiten hinauszuplaudern.

Oft wird aus Angst gelogen. Aus Angst, die Partnerin zu verlieren, zu enttäuschen, angemeckert oder verletzt zu werden. Bei Daisy ging es allerdings eher um maßlose Übertreibungen, um Sachverhalte, wo sie heldenhaft agiert hat, oder um Geschichten, wo sie Opfer von Straftaten oder hinterhältigen sexistischen Aktionen war. Vielleicht wollte sie mich beeindrucken? Ich habe ihr Bedürfnis nach Anerkennung nicht erkannt. Sie hat gelogen, um das eigene Gesicht zu wahren, um sich selbst zu erhöhen. Allerdings hat sie auch gelogen, um mich zu manipulieren. In dem Zusammenhang habe ich den Begriff Gaslighting zum ersten Mal gehört. Zum Beispiel behauptete Daisy, ich würde jede Nacht fürchterlich schnarchen. Das wäre unzumutbar. Ich war verunsichert und fühlte mich klein. Ich wollte doch, dass sie sich mit mir wohlfühlt. Ich war bei zig Ärzten, im Schlaflabor, habe mich röntgen lassen und mich zum Schluss sogar in Narkose versetzen lassen. Weder meine Kinder noch meine Mutter oder Urlaubsbegleiterinnen konnten das in der Form bestätigen, wie Daisy es darstellte. Auch im Schlaflabor wurde nichts Auffälliges diagnostiziert. Mir beweist das ihren Erfindungsreichtum, um mich einzuschüchtern, in mir ein schlechtes Gewissen zu erzeugen, um mich so besser kontrollieren und manipulieren zu können. Auch der angebliche zweifache Rippenbruch stellte sich als einfache Rippenprellung heraus. Monatelang hat sie über Schmerzen geklagt, meine Rücksichtnahme eingefordert und betont, wie viel Glück wir gehabt hätte, dass sich die gebrochene Rippe nicht in ihre Lunge gebohrt hat. Klar, eine Rippenprellung ist höllisch schmerzhaft, doch einen doppelten Rippenbruch bewusst vorzutäuschen, dazwischen liegen Welten.

Gaslighting ist Manipulation mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln. Man wird bis an die Grenze einer Gehirnwäsche manipuliert. Sie hat mich so lange beeinflusst, bis ich an meiner eigenen Wahrnehmung gezweifelt habe. Die Gasligtherin möchte vor allem eins: Kontrolle. Um zu bekommen, was man möchte, haben wir alle unsere kleinen, zumeist unbewussten Tricks. Manchmal helfen Schmeicheleien und ein anderes Mal kommt man mit Gejammer weiter. Überreden wollen. All das ist völlig normal. Manipulation ist etwas anderes. Da werden einem Worte im Mund verdreht und Gefühle und Wahrnehmungen manipuliert. Ständig wird suggeriert, dass das eigene Denken und die eigenen Gefühle falsch sind. Die Wahrnehmung wird verwirrt. Ist die Psyche weichgespült, sinkt das Selbstwertgefühl rapide in den Keller. Es taucht die Angst vor Verlust auf. Eine emotionale Abhängigkeit ist wahrscheinlich. Gasligtherin versuchen, ihre Partnerin vom Familien- und Freundeskreis zu isolieren. Denn ist das Umfeld zu stabil, funktioniert das abhängig machen nicht. Die Gasligtherin soll als einzige Vertrauensperson Bestand haben. In diesem Zusammenhang kann ich nur sagen, dass mein komplettes soziales Umfeld permanent schlecht dargestellt und entwertet wurde. Traf ich mich mit jemandem, gab es sofort Sprüche: „Dafür hast du Zeit, aber für mich nicht. Da sieht man mal, wie wichtig ich dir bin. Diese Frau ist doch so niveaulos. Das lässt ja tief blicken, wenn du dich mit solchen Personen abgibst“ oder „Du stehst eh nur auf Akademiker, ich bin dir zu schlicht, weil ich nicht studiert habe“. Bei diesem Mechanismus geht es darum, fehlendes eigenes Selbstwertgefühl durch die Vereinnahmung der Partnerin zu kompensieren. In der Strafanzeige waren es skrupellose Lügen, um die Behörden in die Irre zu führen, sich selbst besser darzustellen und ihre niederen Rachegelüste ungehemmt auszuleben.