Trauer, ein Berg intensivster Gefühle - Bernd Gerrards - E-Book

Trauer, ein Berg intensivster Gefühle E-Book

Bernd Gerrards

4,7

Beschreibung

Wenn man von einem geliebten Menschen Abschied nehmen muss. Die einschneidende Erfahrung mit Verlust und dem Tod, begegnen Hinterbliebene anfangs mit einem schockartigen Zustand. Er wird begleitet von dem Glauben, dies alles nicht mehr aushalten zu können. Man fühlt sich alleingelassen, mit dem bedrückenden Gefühl der endgültigen Sinnlosigkeit für den Rest des Lebens. Das Umfeld erwünscht sich von Hinterbliebenen in kürzester Zeit eine gewisse Normalität zurück, die von Trauernden nicht zu realisieren ist. Dadurch wird oft versucht, die Trauer zu verdrängen. Intensive Freizeitaktivitäten bringen kurzfristige Entlastung. Doch dem Verlust lässt sich immer nur kurzzeitig entfliehen. Erst durch die Annahme kann man der schmerzhaften Trauer die Möglichkeit geben, sich in liebevolle Erinnerungen zu verwandeln. Die Trauer ist keine Gegnerin, die es gilt zu bekämpfen. Sie ist eine hilfreiche Begleiterin, die Menschen in ihrer schwersten Zeit beisteht, um den Verlust zu verarbeiten und ein sinnvolles Leben zurück zu erlangen.

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Seitenzahl: 71

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Mein Name ist Bernd Gerrards. Ich bin Jahrgang 1961 und habe zwei Kinder. Meine Frau ist im Januar 2009 durch eine Lungenembolie ganz plötzlich von uns gegangen. Seit diesem Tag hat sich mein Leben verständlicher Weise verändert. Ich begann Lektüre über Trauer- und Schicksalsbewältigung sowie den Sinn des Lebens zu lesen. Diese Bücher haben mein Leben sehr bereichert und mich das erlebte Schicksal aus einem anderen Blickwinkel betrachten lassen. Die Hilfsbereitschaft von Freunden und Bekannten war zwar herzlich, aber in meiner damaligen Situation brachte sie mich einfach nicht weiter. Nur wer diesen Schmerz schon gefühlt hat, kann ihn bei anderen nachempfinden.

Bis Anfang 2015 habe ich gemeinsam mit meinem Bruder ein Geschäft geführt. Aber in den letzten Jahren wuchs bei mir der Wunschgedanke, Trauernden die Möglichkeit der individuellen Trauerbegleitung anzubieten, die ich in meiner damaligen Situation vergeblich gesucht habe.

www.trauerbegleitung-individuell.de

Inhaltsübersicht

Vorwort

Kapitel 1

Die ersten Tage

Kapitel 2

Einsam in der neuen Welt

Kapitel 3

Seien Sie geduldig mit sich selbst und gehen Sie Notwendigkeiten behutsam an

Kapitel 4

Die Trauer wird ein Gefährte

Trauergefühle (Symptome und möglicher Umgang) in alphabetischer Reihenfolge

Vorwort

Sie halten dieses Buch in den Händen, weil ein trauriger Verlust in Ihr Leben getreten ist?

Vielleicht aber auch, weil Jemandem in Ihrem Umfeld schlimmes passiert ist und ein Weg gesucht wird, ihm nahe zu sein und helfen zu können?

Wie auch immer, auf jeden Fall sind Sie mit Trauer konfrontiert worden und möchten gerne mehr darüber erfahren. Wie dieser Prozess des Trauerns sich entwickelt und auf was man sich einstellen muss. Ja auch um zu erkennen, was es aus einem selber macht. Wie verändern wir uns, um weiter leben zu können? Wie kommt der Lebenswille, die Freude wieder in unser Dasein, von dem man es im Moment nur als ein da sein bezeichnen kann? So individuell wir Menschen sind, so verschieden sind auch die Trauerwege.

Gründe dafür sind ebenfalls sehr vielschichtig. Herkunft, Religion, Erziehung, Umfeld sowie unser eigener Glaube selbst auf alle Dinge, die unser tägliches Leben beinhaltet.

Der Glaube vieler ist, dass nichts im Leben, ja auch in unserem Universum ohne Grund geschieht. Alles hat seine Bestimmung und Berechtigung. Die Ereignisse sind schon festgesetzt, nur durch unser Handeln beeinflussen wir den Weg dorthin. Es ist wie mit unserem eigenen Tod. Das er eines Tages kommt, dem können wir gewiss sein. Aber der Lebensweg bis dahin, liegt in unserer Schöpferkraft. In dem Buch „Gespräche mit Gott“ von N.D. Walsch, was sehr zu empfehlen ist, sagt Gott. „Ereignisse sind nur das was passiert. Aber wie wir darauf reagieren ist das, was uns ausmacht“. Die Nachrichten sind jeden Tag voll mit Kriegsszenarien, Morden und großem Leid auf dieser Erde. Für einen kurzen Moment sind wir schockiert, doch sehr schnell nimmt das Gefühl auch wieder ab, weil wir keinen Bezug zu diesen Betroffenen haben. Bei Kindern und Tieren hält man meistens länger inne, weil wir sie für wehr –und hilflos betrachten.

Wenn Menschen sterben, zu denen wir eine enge Beziehung hatten, die wir mehr liebten als unser eigenes Leben, wie zum Beispiel den Partner, Kinder, Eltern oder Freunde und Verwandte, dann geraten wir in eine Lebenskrise. Dieser Mensch fehlt uns auf ganz vielfältige Weise in unserem Leben. Es dauert lange, bis man sich aus seinem alten Leben heraus, in ein neues Leben einigermaßen zurecht gefunden hat.

Unbeteiligte reden immer davon, dass es die Zeit ist, die diese Wunden heilt. Aber ich bin davon überzeugt, dass es die Verarbeitung der Trauer ist, sich mit dem Schicksal auseinander zu setzen. Erst wenn wir uns mit den Geschehnissen befassen, erhalten wir die Möglichkeit, es aus einem anderen

Blickwinkel zu sehen und zu empfinden. Denn wir können den Tod nicht ungeschehen machen, aber es kann gelingen, irgendwann zu akzeptieren und dem Verstorbenen einen wertvollen Platz in seinem neuen Leben zu geben.

Ich möchte Ihnen auf gar keinen Fall einreden, wie Sie Ihre Trauer bewältigen sollten. Sehen Sie dieses Buch mehr als einen Reiseführer der Trauer an, sich mit manchen Dingen ausgiebiger auseinander zu setzen. Gedankliche Abstecher in manche Richtungen sind bei genauerer Betrachtung sehr lohnend. Trauer ist nicht nur weinen, sondern auch ein zurück und nach vorne schauen. Wut, Dankbarkeit, Scham und Angst spürend, sich selbst fremd sein und wieder zu erkennen. Kein Vertrauen mehr in das Leben zu haben und Selbstzweifel hegend. Ganz allmählich wieder Freude entdecken und wieder lachen zu können. Trauer hat viele Facetten, die auch nötig sind, um in einem anderen, neuen Leben anzukommen.

Verurteilen Sie sich bitte nicht selbst, denn Gefühlschaos und Stimmungsschwankungen sind oft Ihr Begleiter in der anfänglichen Trauer. Mit der Zeit lernt man damit umzugehen und entwickelt Strategien dagegen.

Dieses kleine Buch möchte Ihnen als schnelle Hilfe in Kurzform einen Einblick verschaffen, um eine heilsame, verwandelnde Trauer bei sich selbst zu ermöglichen. Im ersten Abschnitt sind die Beschwerlichkeiten erläutert, die mit der Trauer einhergehen.

Diese Symptome treten bei der Verlustverarbeitung immer wiederkehrend auf. Zu erfahren, dass diese aufkommenden Gefühle von allen Hinterbliebenen wahrgenommen und empfunden werden, erleichtert es Betroffenen mit ihrem eigenen Schicksal umzugehen.

Der zweite Teil dieses Nachschlagewerkes beinhaltet Anregungen, schöpferisch leichte und sinnvolle Tätigkeiten in Ihre Trauer mit einfließen zu lassen. Ihr emotionales Herz wird dadurch angeregt und Gefühlsblockaden können gelöst werden.

In der Trauer gibt es kein richtig oder falsch.

Nur wenn es sich stimmig anfühlt, hat es ein Anrecht in Ihrer Trauer.

Kapitel 1

Die ersten Tage

Was passiert mit uns, wenn wir einen geliebten Menschen plötzlich oder nach langer Krankheit verlieren? Ein Schockzustand, wie in Watte gehüllt. Nichts mehr richtig fühlen können, ein spüren von Taubheit am ganzen Körper und des Geistes. Alles wirkt auf uns irreal und fremd. Die Kraft reicht gerade noch so zum Atmen. Es ist der Schutzmechanismus unseres Körpers, der den Verstand runterfährt, um das Unfassbare ganz langsam auf uns wirken zu lassen.

Wir reagieren nur noch apathisch, von agieren keine Spur. Doch gesellschaftlich gibt es viel zu regeln.

Die Beerdigung, die Ämter und Versicherungen. All das kommt zusätzlich auf einen zu, obwohl man sich doch so kraftlos und hilflos fühlt. Aber es lässt sich nicht aufschieben. Man ist kaum im Stande für sich selbst zu sorgen. Essen, Trinken und Schlafen haben im Tagesablauf nur eine geringe Bedeutung. Dabei wäre es von großem Vorteil, wenn sich Familie oder Freunde dieser Aufgabe verpflichtet fühlen würden.

Den Totenkaffee besprechen, Karten und Anzeige schreiben. Den Pfarrer bitten, die wertvollen Charakterzüge des Verstorbenen in seiner Rede mit einfließen zu lassen. Den Sarg aussuchen. Es sind die letzten Entscheidungen, die man für den Verstorbenen noch trifft, treffen muss und darf. Die Allerletzten. Die Beerdigung, der letzte gemeinsame Weg, wie gewaltig und so endgültig.

Wir Menschen wissen, dass alle Begegnungen und Beziehungen nur auf Zeit angelegt sind. Und das Ende immer der Gang hinter dem Sarg ist, mag man sich nicht vorstellen.

Erst jetzt, ein paar Tage nach dem Schicksalstag, die Beerdigung überstanden, wird das Geschehene unserem Verstand immer klarer und bewusster. Wir erwachen quasi in einem neuen Leben, wo nichts mehr so ist und sich anfühlt wie vorher. Falls noch Kinder mit im Haushalt wohnen, versuchen sie die Rolle und die Aufgaben des Verstorbenen mit zu erledigen. Sie sind unter Aufbietung all ihrer Kraftreserven bemüht, so tapfer zu sein wie es irgendwie geht. Gespräche über ihr selbstloses Verhalten wären für alle Beteiligten, besonders für die Kinder selbst, in diesem Fall sehr wichtig. Aber auch über die Gefühle der Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit herrscht bei allen Gesprächsbedarf. Der Austausch wirkt traurig und gefühlsmäßig aufwühlend, aber dennoch durchaus trauerlindernd.

Das Gleiche gilt für das Weinen. Die ganzen Erinnerungen, die sich täglich stetig vermehren und wie ein Wiederholungsprogramm ständig im Kopf kreien, wirken wie ein Stachel auf Trauernde, der sich tief ins Herz bohrt. Das nie mehr, diese endgültige Sinnlosigkeit gilt es in den ersten Wochen und Monaten zu ertragen. Aber Gefühle zuzulassen und sie anzunehmen ist einem irgendwie fremd. Warum soll man sich mit etwas beschäftigen, was so viel Traurigkeit und Schwere mit sich bringt? Kindern wird schon anerzogen, dass man Gefühle verdrängen sollte. Wenn sie zum Beispiel Ängste verspüren, sagen Erwachsene meist „du brauchst keine Angst zu haben. Stell dich doch nicht so an“. Aber die Ängste sind bereits vorhanden. Die Eltern oder Erwachsene geben nur das Verhalten weiter, was sie selbst gelernt und immer wieder praktiziert haben.

Denn um dem nach zu kommen, was von einem verlangt wird, verdrängt man alles, was belastend wirkt. Es wird verinnerlicht und begleitet einen das Leben lang. So ist auch die Trauer ein Gefühl, das unterdrückt werden möchte, aber nicht sollte.