Trockenmauern in Weinberg und Garten - Martin Bücheler - E-Book

Trockenmauern in Weinberg und Garten E-Book

Martin Bücheler

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Beschreibung

Trockenmauern aus Naturstein in Weinberg und Garten bauen, bepflanzen oder erneuern. Verwendung von Natursteinen für Stütz- und Sichtschutzmauern. Bauweisen und Techniken der Steinbearbeitung. Möglichkeiten der Begrünung und Pflege von Mauern. Bepflanzung von Fugen. Das Buch zeigt Möglichkeiten der Gestaltung von Ansichtsflächen mit Feldsteinen, Findlingen, Bruchsteinen und Quadern. Sie erfahren, wie gebaut wird. Arbeitsschritte zeigen die Beschaffenheit und Bearbeitung der Steine sowie den fachgerechten Aufbau von Trockenmauern. Mit einem Überblick über Materialien, Kosten, Zeitaufwand und mögliche Ansprechpartner.

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Martin Bücheler | Walter Kolb

Trockenmauernin Weinberg und Garten

anlegen – bepflanzen – erneuern

Haupttitel

Haupttitel

Vorwort

Teil 1 Klassische Trockenmauern in Landschaft und Garten

Einführung

Mauerarten

Mauerwerksverbände

Findlingsmauerwerk

Zyklopenmauerwerk

Schichtenmauerwerk

Quadermauerwerk

Blockmauerwerk

Trockenmauerwerk als Biotop in Gärten und Grünflächen

Lebensraum Trockenmauer

Tierparadies zwischen Steinen

Teil 2Trockenmauern herstellenSchritt für Schritt

Grundsätzliche Überlegungen

Steinbeschaffung

Steinqualität

Sortierungen

Steinbearbeitung

Zeitliche Abfolge der Steinbearbeitung

Ausrüstung, Hilfsmittel und Geräte

Für die Erdarbeiten:

Bauvorbereitung, Fundamente und Aufmauerung

Organisation des Mauerbaus

Mauerhöhe und Fundamentabmessungen bei Stützmauern und frei stehenden Mauern

Aufmauerung

Hinterfüllung

Beispiele von Stützmauern in Grünflächen und in der Landschaft

Bastion im Obstgarten

Mauern begleiten den Fahrweg

Ein nicht alltäglicher Kreisverkehr

Reparatur und Neuaufbau einer Trockenmauer

Mauersanierung in einem Schutzgebiet

Ein Vorgarten am Hang

Verarbeitung von Muschelkalk

Vermörtelte Trockenmauern aus Muschelkalk

Natursteine – ganz groß

Stützmauern aus Schiefer

Trockenmauern aus Quarzit

Stützmauern und Treppen

Treppenläufe

Stufen, Handläufe und Geländer

Treppen in Stützmauern – Ein Gartenbeispiel

Treppen nur für Fortgeschrittene

Frei stehende Trockenmauern

Bau von Spannbögen

Baumängel bei Trockenmauern

Bepflanzung von Trockenmauern

Bepflanzung von Fugen

Substrate, Pflanzenqualität und Pflanzzeitpunkt

Pflanzenauswahl für die Fugenbepflanzung

Unterhalt von Trockenmauern

Teil 3 Grundlagen des Trockenmauerbaus

Wichtige Begriffe zum Bau und Unterhalt von Trockenmauern

Gesteine für Trockenmauern

Materialkosten

Zeitaufwand für die Herstellung von Trockenmauern

Vergabe der Arbeiten an eine Fachfirma

Leistungsverzeichnis

Service

Steinhersteller und Lieferanten

Firmen mit Erfahrung im Bau von Trockenmauern

Literaturverzeichnis

Bildquellen

Dank

Impressum

Vorwort

Trockenmauern aus Naturstein gehören seit jeher zur Kultur des Menschen.

In der Landschaft waren solche Mauern notwendig, um steile Flächen für den Anbau von Kulturpflanzen zu erschließen. In den Siedlungen prägten sie Gebäude, boten Schutz vor Feinden und sicherten wohnungsnahe Freiflächen.

In Abhängigkeit von den verfügbaren Gesteinen entwickelten sich im Laufe der Jahrhunderte regionale Bautechniken. Dazu gehören beispielsweise die Findlingsmauern in Norddeutschland, die Bruchsteinmauern aus Schiefer an Rhein und Mosel und die Schichtenmauern aus Sandstein und Muschelkalk in Süddeutschland.

Leider sind viele dieser kulturhistorisch bedeutsamen Bauwerke verschwunden. Die Gründe dafür sind in den steigenden Lohnkosten für den Unterhalt der Mauern, aber auch in dem Zwang zur Rationalisierung in der Landwirtschaft zu suchen. Leistungsfähige Maschinen können heute auch in Steilhängen eingesetzt werden. Da sind Mauern überflüssig. Wenig ausdrucksstarke aber maschinengerechte Landschaften bleiben übrig. In den Siedlungen zogen Lösungen aus Beton und Fertigteilen ein, die preiswert mit weniger Anforderungen an die handwerklichen Fähigkeiten der Arbeitskräfte ausgeführt werden konnten.

Offensichtlich wurden bei dieser Entwicklung die über die Statik hinausgehenden Funktionen der Trockenmauern aber nicht beachtet, denn mit den Mauern wurden wertvolle Biotope vernichtet. Der Wegfall von Trockenmauern führte auch zu einer Verarmung der Landschaft und damit zu einer Minderung der Erholungsfunktion. Auch in den Freiflächen der Siedlungen ist eine gewisse Eintönigkeit nicht zu übersehen.

Insofern ist die heutige Rückbesinnung auf die alte Handwerkskunst des Trockenmauerns verständlich. Auch unter Berücksichtigung höherer Kosten besteht zunehmend das Bedürfnis, alte Mauern zu erhalten oder zu erneuern. Aber auch bei Neubauten, besonders in den Gärten, erlangen Trockenmauern aus Naturstein zunehmend an Bedeutung. Sie erfüllen dort nicht nur Schutz- und Stützfunktionen. Sie bieten ein hervorragendes Gestaltungsmittel, das sich durch einmalige Individualität auszeichnet. Darüber hinaus bieten Trockenmauern wertvollen Lebensraum für Tiere und Pflanzen in der weitgehend versiegelten Stadtlandschaft.

Dieses Buch hat zum Ziel, das Interesse für Trockenmauern in all ihren Varianten zu wecken. Es will wichtige Kenntnisse für die Herstellung, Erhaltung und Bepflanzung von Trockenmauern vermitteln. Es bietet darüber hinaus wichtige Anleitungen für die Praxis der Ausführung.

Stuttgart und Güntersleben, im Frühjahr 2013

Martin Bücheler und Dr. Walter Kolb

Teil 1 Klassische Trockenmauern in Landschaft und Garten

Einführung

Unter Trockenmauern versteht man Mauern, die ohne Verwendung von Mörtel aus behauenen oder unbehauenen Natursteinen gefertigt sind. Diese Bautechnik wird seit über 5000 Jahren praktiziert – man kann insofern von einer ausgesprochen erprobten Methode sprechen. In Troja können wir Trockenmauerwerk aus dem Ende der Bronzezeit noch heute bewundern. Ein herausragendes Beispiel der Verwendung von Natursteinen für Trockenmauern in Gebäuden und Stützwänden ist in der über 600 Jahre alten Ruinenstadt Machu Picchu in Peru erhalten. Die mit höchster Präzision bearbeiteten Steine, in ein lebendiges Netzwerk der Fugen verwoben, stellen ein beeindruckendes Zeugnis der damaligen Handwerkskunst dar.

In der Landschaft wurden frei stehende Mauern vorwiegend zur Grundstücksabgrenzung in Verbindung mit Viehweiden errichtet. Beeindruckende Beispiele finden sich vor allem in Irland und Schottland. Auf den dortigen steinigen Böden stand ausreichend Baumaterial ohne große Transportkosten zur Verfügung.

Machu Picchu – Trockenmauern aus mächtigen Steinquadern.

Die Nutzung von Hangflächen für wärmeliebende Pflanzenarten wie Weinrebe oder Obstarten war vielerorts nur mit der Anlage von Terrassen möglich. Dort waren dann massive Stützmauern erforderlich, die dem hangseitigen Erddruck standhielten, der Erosion entgegenwirkten und die Bearbeitung der Flächen durch Reduktion des Gefälles verbesserten oder erst ermöglichten. Die statischen Anforderungen an Stützmauern sind natürlich ungleich höher zu bewerten als bei frei stehenden Mauern. Sie erfordern auch zur Sicherung einen höheren Unterhaltungsaufwand. Beispiele solcher Terrassenanlagen finden sich in Deutschland in den Tälern des Neckar, des Mains, von Saale und Unstrut sowie von Mosel und Elbe. In der Schweiz sind im Rhonetal, in Italien an der Ligurischen Küste und in Österreich in der Wachau Terrassenweinberge erhalten.

Bedeutsame Werte sind im Naturschutz, Denkmalschutz, Artenschutz und in der Auswirkung auf das Landschaftsbild und den Fremdenverkehr zu sehen.

Machu Picchu – Steinbearbeitung bei Trockenmauern in höchster Vollendung.

Das Trockenmauerwerk aus Kalkstein bei dieser Ruine hat Jahrhunderte überdauert

Im Siedlungsbereich haben sich Trockenmauern nach den Vorbildern in der Landschaft entwickelt. Die Nutzung von Freiflächen fordert fast immer ebene bis gering geneigte Flächenstrukturen. Dazu gehören Rasen- und Spielflächen, Wohnterrassen sowie Stellplätze und Wegeflächen. Insofern werden vor allem bei Baugebieten im Hangbereich zur Schaffung von leistungsfähigen Außenanlagen häufig Stützmauern erforderlich. Frei stehende Mauern im Siedlungsbereich stellen neben Funktionen für den Wind- und Sichtschutz auch attraktive Gestaltungsmittel zur Gliederung von Räumen in privaten und öffentlichen Grünflächen dar.

Neben den Statik- und Schutzfunktionen sind bei Trockenmauern im Siedlungsbereich auch ästhetische Aspekte von Bedeutung. So fördert schon die unverfälschte Verwendung von Natursteinen in Trockenmauern die Erlebniswelt im Vergleich zu künstlichen Baustoffen. Die Vielfalt von Struktur und Farbe, das Netzwerk der Fugen und die Wertschöpfung der handwerklichen Leistung verhelfen jeder Trockenmauer und damit jeder Außenanlage zu einer gewissen Einmaligkeit.

Terrassenweinberge in Mühlhausen am Neckar.

Denkmalgeschützte Sandstein-Trockenmauern in Homburg am Main.

Mit der Bepflanzung der Mauerkrone wurde hier ein erlebnisreiches Gartenelement geschaffen.

Dieser Garten besticht durch seine sorgfältige Pflanzenauswahl und die geschickte Gliederung durch Trockenmauern.

Ein Stück Natur in den Garten geholt – wärmeliebende Pflanzen und sorgfältig bearbeitete Natursteine.

Mauerarten

Trockenmauern werden stets als Schwergewichtsmauern hergestellt. Das bedeutet, dass ihre Stabilität von der Masse der Steine bestimmt wird. Da keinerlei Bindemittel verwendet werden, müssen die Steine so gefügt werden, dass sie einen geschlossenen Verbund durch den gesamten Mauerkörper bilden. Der Verbund besteht aus der Vormauerung mit der Ansichtsfläche und der Hintermauerung. Vor- und Hintermauerung müssen miteinander gefügt sein. Trockenmauern benötigen kein starres Fundament aus Beton. Im Regelfall reicht die Tragfähigkeit eines gewachsenen Bodens, auf dem eine etwa 40 cm dicke Fundamentmauerung aus den gleichen Mauersteinen hergestellt wird.

Es handelt sich um Stützmauern, wenn sie aufgrund ihres Gewichtes in der Lage sind, die auf sie einwirkenden Kräfte eines Hanges aufzufangen. Im Regelfall werden Stützmauern mit Anlauf zum Hang als einhäuptiges Mauerwerk hergestellt. Unter einhäuptig versteht man, dass die Mauer lediglich zur Talseite hin eine Ansichtsfläche erhält. Um zu verhindern, dass Bodenbestandteile mit dem Hangwasser in das Mauergefüge eingespült werden, erfolgt die Hinterfüllung der Mauer mit einem Sand-Kies- oder Splitt-Schotter-Gemisch. Dieses sorgt auch dafür, dass das Hangwasser unschädlich abgeleitet werden kann. Stauwasser könnte sonst den anstehenden Boden aufweichen und damit die Stabilität der Mauer gefährden. Bei den klassischen Weinbergsmauern wird auf die Entwässerung der Hinterfüllung meist verzichtet. Vermutlich sind dafür die örtlichen Verhältnisse verantwortlich, weil die Anlieferung von Dränbaustoffen in unzugänglichen Hanglagen mit erheblichen Mehrkosten verbunden ist. Man vertraut darauf, dass die Hintermauerung ausreichend drän- und filterfähig ist.

Abb. 1: Stützmauer im Querschnitt.

Abb. 2: Frei stehende Mauer im Schnitt (Schema).

Frei stehende Mauern dienen im Gegensatz zu Stützmauern nicht der Hangsicherung. Sie sind insofern lediglich den Windlasten und dem eigenen Gewicht ausgesetzt. Sinnvolle Verwendung können sie als Einfriedung auf ebenen Flächen, als Sichtschutz oder zur räumlichen Gliederung finden. Der Schwerpunkt der Verwendung liegt deshalb vorwiegend bei der Gestaltung von Freiflächen im Siedlungsbereich. Aus statischen Gründen können frei stehende Trockenmauern geringer dimensioniert werden. Allerdings haben frei stehende Mauern vier Ansichtsflächen mit einer gemeinsamen Hintermauerung. Die Ausführung als zweihäuptige Mauer mit den dazu gehörigen Eckaufmauerungen stellt hohe Anforderungen an die Auswahl der Steine und die handwerkliche Geschicklichkeit.

Futtermauern werden benötigt, wenn ausreichend stabiles Erd- oder Steinmaterial ansteht und durch eine vorgestellte Trockenmauer gegen Witterungseinflüsse geschützt werden soll.

Abb. 3: Futtermauer im Schnitt (Schema).

Solche Verhältnisse kommen vor, wenn stark steinige Böden oder lockeres Felsmaterial vorhanden sind. Der Erddruck ist dann weitgehend zu vernachlässigen. Insofern entspricht die Futtermauer weitgehend einer einhäuptigen frei stehenden Mauer mit wesentlich geringerer Dimensionierung als eine Stützmauer. Auch hier sollte auf einen guten Wasserabzug geachtet werden. Da die Böschungsneigung beim Abtrag des stabilen Erd- oder Steinmaterials sehr steil ausgeformt werden kann, ist eine wesentlich geringere Hinterschüttung notwendig.

Mauerwerksverbände

In Abhängigkeit von dem vorhandenen Steinmaterial und der Intensität der Bearbeitung können Mauerwerksverbände mit unterschiedlichen Eigenschaften hergestellt werden. Dies betrifft nicht nur die Statik, sondern auch das Fugenbild sowie die ökologische Wertigkeit. Unter Anlehnung an die Empfehlungen für Planung, Bau und Unterhaltung von Trockenmauern der FFL sowie der in der Praxis üblichen Begriffe werden nachfolgend die wichtigsten Verbände vorgestellt.

Findlingsmauerwerk

Bei diesem Verband werden vorwiegend Lesesteine verwendet, die praktisch ohne weitere Bearbeitung eingebaut werden. Die Kunst der Herstellung liegt darin, die gesammelten Steine so anzuordnen, dass sie eine ausreichende Stabilität im Mauerwerk bewirken. Dies geschieht so, dass die Hohlräume zwischen den größeren Steinen durch kleinere Steine ausgefüllt werden. Daraus ergibt sich auch die Notwendigkeit, ausreichend unterschiedlich große Steine zur Verfügung zu haben. Die Steine selbst können rundlich, polyedrisch oder annähernd lagerhaft sein. Es entstehen keine gleichmäßigen Fugen, der Hohlraumanteil bleibt verhältnismäßig hoch. Daraus ist auch die geringere Stabilität abzuleiten. Die Mauern wirken aber durch ihre raue Oberfläche und die Vielfalt der Steingrößen ausgesprochen urtümlich. Darüber hinaus bieten solche Mauern beliebte Lebensräume vor allem für wärmeliebende Tiere wie Eidechsen, Blindschleichen und Höhlenbrüter.

Stützmauer aus Lesesteinen in der Region Olmo/Italien.

Wilde Findlingsmauer mit Treppenlauf. Die Steine bleiben weitgehend unbearbeitet.

Findlingsmauer für das Dach einer Schutzhütte in Island.

Zyklopenmauerwerk

Bei diesem Mauerwerk werden Steine verarbeitet, die überwiegend polyedrische Ansichtsflächen aufweisen. Die Fugen verlaufen nicht waagerecht oder senkrecht, sondern richten sich nach der Steinform. Insofern besteht durchaus ein Übergang von Findlingsmauern zu Zyklopenmauern. Die Steine werden nur in geringem Maße bearbeitet, gelegentlich aber gespalten. Mit kleinen Steinen werden die Hohlräume zwischen größeren Steinen verkeilt. Aus Gründen der Stabilität wird meist großformatiges Material mit einem geringen Grad der Bearbeitung verwendet.

Niedrige Zyklopenmauer aus Basaltlava.

Dieses Zyklopenmauerwerk beeindruckt durch das Wechselspiel der Steingrößen.

Schichtenmauerwerk

Wie der Name schon sagt, erfolgt bei diesem Mauerwerksverband die Anordnung der Steine in Schichten. Schichtenmauerwerk mit seinen verschiedenen Ausbildungsformen entwickelt sich aus solchen Ausgangsmaterialien, die bei der Gewinnung bereits lagerhafte Steine liefern. Dazu gehören beispielsweise Sandsteine, Schiefer und Muschelkalk. Beim Schichtenmauerwerk wird angestrebt, die Lagerfugen der Steine annähernd waagerecht und die Stoßfugen annähernd senkrecht anzuordnen. In Abhängigkeit von der Bearbeitung, den Steingrößen und dem Fugenverlauf wird Schichtmauerwerk unterschieden nach Bruchstein-Schichtenmauerwerk, regelmäßigem Schichtenmauerwerk, unregelmäßigem Schichtenmauerwerk und Quadermauerwerk. Die Unterschiede werden nachfolgend dargestellt.

Bruchstein-Schichtenmauerwerk – Bei diesem Mauerwerksverband werden die Steine meist ohne besondere Bearbeitung in das Mauerwerk eingefügt. Zwangsläufig ergeben sich dabei relativ große Fugen, die aber für die ökologische Funktion von großem Wert sind. Vorteilhaft sind annähernd quaderförmige Steine, gelegentlich können auch polyedrische Formate verwendet werden. Besonders gut eignen sich Materialien, die von Natur aus geschichtet sind, sodass ein Einbau meist ohne Einsatz von Werkzeugen möglich ist. Dies ist vor allem bei Schiefer und Sandstein der Fall.

Ausdrucksstarkes Bruchstein-Schichtenmauerwerk aus Schiefer. Die Aufmauerung der Pfeiler zeugt von hoher Handwerkskunst.

Für das Fugenbild, aber auch für die Verarbeitung, sind unterschiedliche Steingrößen von Vorteil. Bruchstein-Schichtenmauerwerk liefert in Abhängigkeit vom Ausgangsmaterial meist ausdrucksstarke Ansichtflächen mit intensiver Licht-Schattenwirkung. Da kaum Bearbeitungsspuren erkennbar sind, entsteht so ein sehr naturhafter Gesamteindruck.

Schottische Landschaftsgärtner fertigten diese Bruchsteinmauer auf der Landesgartenschau 1990 in Würzburg. Charakteristisch die Mauerabdeckung als Rollschicht.

Regelmäßiges und unregelmäßiges Schichtenmauerwerk – Bei dieser Form des Mauerverbandes werden die Bruchsteine stärker bearbeitet, und zwar überwiegend mit dem Hammer (daher auch der Begriff „Hammerrechtes Schichtenmauerwerk“); die Feinarbeit erfolgt dann mit dem Spitzeisen. Störende Steinpartien werden weggeschlagen. Gegenüber dem Bruchstein-Schichtenmauerwerk ergeben sich deshalb geringere Fugendicken, exaktere Mauerkanten und damit auch höhere Festigkeiten des Mauerwerkes. Die Einzelsteine werden annähernd quaderförmig geformt. Die Sichtflächen, vor allem aber die Lager- und Stoßflächen, sollen weitgehend eben sein. Die Steine sollen satt aufliegen, sodass ein Auszwicken der Einzelsteine weitgehend unterbleiben kann.

Sehr exakt ausgearbeitetes Schichtenmauerwerk aus Sandstein. Mauern, Treppen und Bepflanzung aus einem Guss.

Schichtenmauerwerk ist der Mauerwerksverband, der sowohl für Stützmauern in der Landschaft als auch im Siedlungsgebiet häufig verwendet wird. Meist werden allerdings Mauern im Siedlungsbereich etwas exakter bearbeitet als solche in der Landschaft.

Unter regelmäßigem Schichtenmauerwerk versteht man einen Verband, der durchgehende Lagerfugen aufweist. Die Stoßfugen werden jeweils von der darüber liegenden Schicht unterbrochen, die Einzelschichten können aber unterschiedlich dick sein.

Regelmäßiges Schichtenmauerwerk aus Granit. Die Steine sind vergleichsweise wenig bearbeitet. Die steigende Höhe der Mauer wurde über die Einfügung einer weiteren Schicht und eines Wechselsteins bewältigt.

Unregelmäßiges Schichtenmauerwerk ist dadurch gekennzeichnet, dass die waagerechten Fugen regelmäßig durch sogenannte Wechsler unterbrochen werden. Der Ausgleich zu den Wechslern erfolgt dann durch mehrere dünnere Steine.

Unregelmäßiges Schichtenmauerwerk aus Sandstein von höchster Qualität. Hervorragend gelungen ist die Ausbildung der Mauerkrone und der Mauerecken.

Regelmäßiges Schichtenmauerwerk aus Sandstein. Technisch gut gelöst ist die Anpassung der Mauerkrone an den Geländeverlauf.

Quadermauerwerk

Quadermauerwerk ist im Grunde genommen ebenfalls Schichtenmauerwerk. Im Regelfall sind bei den verwendeten Steinen die Lager- und Stoßflächen in ganzer Tiefe bearbeitet. Infolge der vollflächigen Bearbeitung lassen sich beim Quadermauerwerk meist geringere Fugenbreiten einhalten. Allerdings ist Quadermauerwerk für Trockenmauern nur bedingt geeignet, weil die Haftung der Steine untereinander gering ist. Wirtschaftliche Lösungen sind dennoch erkennbar, wenn technisch vorgefertigte Steine beispielsweise durch Sägen und anschließendes Aufrauen der Oberflächen bessere Voraussetzungen bieten.

Blockmauerwerk

Beim Blockmauerwerk werden einzelne Blöcke übereinander in Schichten angeordnet. Diese Art der Mauerherstellung hat überall dort Eingang gefunden, wo mit schwerem Gerät gearbeitet werden kann. Die Blöcke sollten ein Mindestvolumen von etwa 0,3 m3 aufweisen, eine Höhe von etwa 30 bis 60 cm und eine Länge von mindestens 80 cm erreichen. Um eine stabile Auflage sicher zu stellen, sollten die Blöcke aber mindestens 40 bis 50 cm breit sein. Blockmauerwerk kann als frei stehende Mauer, als Stützmauer und als Futtermauer ausgebildet werden. Der häufigste Anwendungsbereich dürfte jedoch in der Hangsicherung zu sehen sein. Wenn die Blöcke entsprechend im Versatz angeordnet sind, bietet das Blockmauerwerk gute Voraussetzungen für eine Bepflanzung. Blockmauerwerk setzt nicht die hohen handwerklichen Fertigkeiten voraus wie beispielsweise Schichtenmauerwerk.

Blockmauerwerk aus Muschelkalk mit gutem Verhältnis zwischen Steinlänge und Steinhöhe.

Das Mauerwerk selbst erinnert eher an natürliche Felsaspekte, es fehlt ihm aber das Gewebe lebendiger Fugen und die Ausstrahlung handwerklicher Kompetenz.

Trockenmauerwerk als Biotop in Gärten und Grünflächen