Trotze Niemals Einer Verführerin - Dawn Brower - E-Book

Trotze Niemals Einer Verführerin E-Book

Dawn Brower

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  • Herausgeber: Tektime
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2023
Beschreibung

Lady Wilhelmina Neverhartt befindet sich in einer schlimmen Lage und es gibt nur noch eine Lösung: eine Zweckehe mit einem alten Herzog. Als er stirbt und sein Erbe übernimmt, nimmt diese Situation eine Wendung; eine, die entweder gut oder schlecht sein könnte, abhängig von ihrer Reaktion aufeinander.

Was soll eine Dame tun, wenn der Tod ihrer Eltern ihre Familie mittellos hinterlässt? Für Lady Wilhelmina Neverhartt bedeutet das, eine Ehe mit einem viel älteren Mann. Eine, die ebenfalls vereinbart, ihre vier jüngeren Geschwister zu unterstützen. Unglücklicherweise stirbt ihr Ehemann in ihrer Hochzeitsnacht und hinterlässt ihr Schicksal in den Händen seines Erben Zachary Ward, dem neuen Duke of Graystone. Zachary findet Lady Wilhelmina irritierend und bezaubernd zur selben Zeit. Zunächst glaubt er, dass sie seinen Onkel des Geldes und Titels wegen geheiratet hat, aber das hält sein wachsendes Verlangen für sie nicht auf. Er will sie, aber kann ihr nicht vertrauen, und auf dem Weg spielen seine ursprünglichen Überzeugungen keine Rolle mehr. Er ändert seine Taktik und benutzt ihren geistigen Wettstreit, um das Herz der Dame zu gewinnen. Nur ein Kompromiss wird diese beiden zusammenbringen, aber es könnte unmöglich sein, ihre Unterschiede zu überwinden.

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Seitenzahl: 156

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Trotze niemals einer Verführerin

DIE NEVERHARTTS

BUCH EINS

übersetzt von Carolin Kern

DAWN BROWER

Inhalt

Danksagung

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Epilog

Über den Autor

Bücher von Dawn Brower

Dies ist ein fiktionales Werk. Namen, Charaktere, Orte und Ereignisse sind Produkte der Fantasie der Autorin oder fiktiv benutzt und sollten nicht als real aufgefasst werden. Jede Ähnlichkeit zu tatsächlichen Schauplätzen, Organisationen oder Personen, lebend oder verstorben, ist rein zufällig.

Titel im englischen Original: »Never Defy a Vixen« Copyright © 2021 Dawn Brower

Cover Art von Midnight Muse

Bearbeitung von Victoria Miller

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Buchs darf ohne schriftliche Zustimmung benutzt oder vervielfältigt werden, weder elektronisch noch in Druckform, außer es handelt sich um kurze Zitate in Rezensionen.

Für all diejenigen, die die Felsen in ihrer Runde sind, die Verlässlichen, die unerschütterlichen, unnachgiebigen, ehrenhaften Menschen, die sicherstellen, dass alles immer irgendwie in Ordnung ist.

Dieses Buch ist für euch. Mögen die Menschen, die sich auf euch verlassen, erkennen, dass auch ihr manchmal Hilfe braucht.

Danksagung

Hier bedanke ich mich reichlich bei meiner Lektorin und Coverkünstlerin Victoria Miller. Sie hilft mir mehr, als ich jemals sagen kann. Ich schätze alles, was sie tut, und dass sie mich drängt, besser zu sein … es besser zu machen. Ich danke dir tausendmal.

Ebenfalls an Elizabeth Evans. Ich danke dir, dass du immer für mich da bist und meine Freundin bist. Du bedeutest mir so viel. Ein Dank ist nicht annähernd genug, aber es ist alles, was ich habe, also danke ich dir, meine Freundin, dass du Du bist.

Ebenfalls Danke an eine meiner besten Freundinnen, Samantha Morris. Ich schätze es, dass du das für mich korrekturliest und durchliest.

Prolog

Ein Blitz zuckte und erleuchtete den Nachthimmel, erhellte den Raum mehr als bloßes Kerzenlicht. Donner grollte und schallte durch die Stille, die den Raum durchdrang. Es war später März, aber von Lady Wilhemina Neverhartt – Billie für ihre Familie und Freunde – aus könnte es tiefster Winter sein. Sie hatte wichtigere Dinge im Kopf. Sie schluckte schwer und machte einen Schritt auf das Krankenbett ihrer Mutter zu. Ihr Vater, Richard Neverhartt, der Earl of Seville, hatte den Tag nicht überlebt, die Krankheit hatte ihn Stunden zuvor übermannt. Ihre Mutter Augusta, Countess of Seville, schien ihren Kampf zu verlieren und würde sich ihrem Ehemann bald im Immer und Ewig anschließen.

»Billie«, flüsterte ihre Schwester Theodora – Teddy. »Geh da nicht rein.«

»Ich muss«, erwiderte sie, aber sogar sie konnte das Grauen in ihrer Stimme hören. Keine von ihnen wollte Zeuge des letzten Atemzugs ihrer Mutter werden. Welche Krankheit auch immer ihre Eltern von ihren Reisen mit sich zurückgebracht hatten, schien tödlich, und die Vorstellung, dass sie ebenfalls krank werden könnten … Billie schluckte schwer. Sie musste stark sein. Bald wäre sie verantwortlich für sich und ihre vier Geschwister.

Damon, mit kaum dreizehn der Jüngste von ihnen allen, hatte den Titel ihres Vaters geerbt. Nicht, dass es irgendjemandem von ihnen nützte, denn das Anwesen war mittellos gemacht worden. Deshalb war ihr Vater in ein anders Land gereist. Er war in irgendeine Investition verwickelt worden, die ihm einen Geldregen versprach. Billie war sich verdammt fast sicher, dass ihr Vater einen weitaus anderen Ausgang als den Tod seiner Frau und seinen eigenen erwartet hatte. Er hatte sie alle verdammt. Sie wandte sich ihrer Schwester zu und sagte in einem bestimmten Tonfall: »Teddy, geh und stell sicher, dass Carly und Chris nicht hierherkommen. Wir können es nicht alle riskieren, uns diese Krankheit zuzuziehen. Damon schläft zum Glück.«

Die Zwillinge, Carolina und Christiana, waren beide eigensinnig und hatten Schwierigkeiten damit, Anweisungen zu befolgen. Teddy war schüchtern und blieb für sich selbst. Sie war vielleicht nicht in der Lage, sie davon zu überzeugen, in ihren Schlafgemächern zu bleiben. Es war wahrscheinlicher, dass Chris tat, was ihr gefiel. Carly nahm vielleicht Vernunft an.

»Ich werde es versuchen«, sagte Teddy leise. »Aber du weißt, wie sie sind …« Ihre Stimme verstummte allmählich. Sie nagte an ihrer Unterlippe, Besorgnis ergoss sich beinahe aus ihr, während sie auf das Krankenzimmer starrte. »Musst du wirklich dort hineingehen?«

»Das muss ich«, beharrte sie. »Nun geh und kümmre dich um unsere ungestümen Schwestern.« Billie konnte nicht mit ihnen allen und dem sicheren Tod ihrer Mutter umgehen. Sie brauchte, dass Teddy diese eine Sache tat.

Teddy nickte und wandte sich von Billie ab. Sie machte einen weiteren zaghaften Schritt in das Zimmer, als ein Blitz ihr den Weg wies. Das Grollen von Donner, das ihr folgte, ließ sie zusammenzucken, obwohl sie es erwartet hatte. Langsam schlich sie vorwärts, bis sie sich der Bettseite ihrer Mutter näherte. Ihr blondes Haar sah beinahe so weiß wie das Kissen unter ihrem Kopf aus. Ihre Haut hatte all ihre Farbe verloren und ihre Lippen waren trocken und gesprungen. Sie nahm einen flachen Atemzug, der beinahe bei jedem Drängen von Luft in ihre Lungen knisterte und pfiff. Ihre Wangen waren durch ihren Gewichtsverlust eingesunken und mehr betont worden. Die Frau, die auf dem Bett lag, war ihre Mutter, aber sie hatte vor Tagen – nein, vor Wochen – aufgehört, wie die Frau auszusehen, die sie aufgezogen hatte.

»Mama«, sagte sie. Das Wort war kaum hörbar, als es ihre Lippen passierte. Billie schluckte und versuchte es erneut, dieses Mal lauter. »Mama, ich bin für dich da.«

Die Augenlider der Gräfin öffneten sich flatternd und sie wandte sich Billie zu. Die Augen ihrer Mutter waren trüb, beinahe unfokussiert, als sie sie anstarrte. »Billie?«

»Ja, Mama«, sagte sie. Sollte sie sie berühren? Ihre Hand in ihre legen? Billie hatte keine Ahnung, wie sie sich um diese gebrechliche Kreatur, die ihre Mutter war, herum verhalten sollte. Sie hatte keine Erfahrung mit dem Tod oder Krankheit. Billie hatte Angst davor, eine falsche Bewegung zu machen oder irgendetwas zu verschlimmern, falls es schlimmer sein konnte. »Was …« Billie holte tief Luft. »Sag mir, was du brauchst.«

»Komm ein wenig näher.«

Billie machte einen weiteren zaghaften Schritt. Zwischen der Gräfin und ihr war nun nicht viel Abstand. Wenn sie sich irgendwie vom Anblick vor sich lösen konnte, könnte sie es vielleicht ertragen. Zumindest für eine kleine Weile … Es gab keine Diener mehr, die halfen. Sie waren alle gegangen, sobald sie begriffen, wie krank der Graf und die Gräfin waren. Keiner von ihnen wollte es riskieren, krank zu werden, und nun ja, sie hatten nicht die Mittel, um sie zu bezahlen. Diese Arbeit war Billie zugefallen, und es hatte jedes Gramm Energie aufgezehrt, das sie aufbringen konnte.

Sie war bereit, aufzugeben, aber sie hatte bereits ein Elternteil verloren, und sie hoffte, es könnte vielleicht eine Aussicht geben, um ihre Mutter zu retten. Durch irgendein Wunder waren weder sie noch ihre Geschwister krank geworden, aber das bedeutete nicht, dass sie das nicht würden. Das konnten sie noch immer, und sie betete, dass sie dieses Schicksal nicht ereilen würde.

Ihre Mutter bewegte ihre Hand zu Billie. »Es tut mir leid, dass wir solch eine Belastung für dich sind.« Billie hatte beschlossen, den Tod ihres Vaters nicht zu erwähnen. Das konnte sich vielleicht als zu viel erweisen, als dass ihre Mutter es ertragen konnte. Sie kämpfte bereits so hart sie konnte. Sie musste nicht wissen, dass der Graf seinen Kampf verloren hatte. »Ich befürchte, es wird schwieriger, während die Tage vergehen.« Sie holte röchelnd Luft. »Ich will nicht sterben.« Ihre Stimme zitterte ein wenig, während sie sprach.

Tränen drohten zu fallen, aber Billie hielt sie im Zaum. Sie konnte später in der Privatsphäre ihres Zimmers weinen.

»Aber der Tod ist hier, um mich zu beanspruchen. Es tut mir so, so leid«, sagte sie. »Ich kann das nicht genug sagen, und nichts, was ich sage, wird dies besser machen. Er war töricht, euer Vater, und ich in noch weit größerem Maße, ihm in dieses verlassene Land zu folgen. Wir bezahlen nun beide diesen Preis.«

Billie hatte mehr Schwierigkeiten damit, gegen diese Tränen anzukämpfen. »Es ist in Ordnung, Mama.«

»Ist es nicht«, sagte sie. »Aber du bist ein Schatz, dass du das sagst. Ich wünschte, wir hätten euch etwas vermachen können, irgendetwas, um euch in der beschwerlichen Zeit, die bevorsteht, zu helfen. Du musst mir nicht sagen, dass euer Vater nicht länger auf dieser Welt weilt. Ich habe gespürt, als er verschied, und bald werde ich mich ihm anschließen.«

»Es tut mir leid«, flüsterte sie. Sie hätte niemals erwartet, dass ihre Mutter eine derartige Sache gesteht. Billie wusste nicht einmal, dass es möglich war … »Ich wollte dir die Wahrheit nicht aufbürden.«

Ihre Lippen hoben sich in ein schwindendes Lächeln. Sie konnte sie kaum nach oben geneigt halten, und es tat weh, diesen Mangel an Stärke mit anzusehen. »Du bist ein unverwüstliches, mutiges Mädchen. Du wirst zäher sein müssen, als du es jemals warst, und für dich und deinen Bruder und deine Schwestern kämpfen. Sie werden dich brauchen. Ich wünschte, es hätte anders sein können. Geh den Duke of Graystone besuchen – er ist der Patenonkel deines Vaters, und er wird euch helfen.«

Nicht lange nach diesen Worten nahm ihre Mutter ihren letzten Atemzug. Eine einzelne Träne kullerte Billies Wange herunter. Sie hatte das Gefühl, dass es ihr nicht gefallen würde, wie der Duke of Graystone ihnen bei ihren Schwierigkeiten aushelfen würde, aber sie musste alle Tapferkeit zusammennehmen, die sie konnte, und sich darum kümmern. Das war, was ihre Mutter von ihr zu tun erwartete und was ihre Geschwister von ihr brauchten. Sie konnte ihr Leben nicht länger für sich selbst leben, und ein Teil von ihr hasste ihre Eltern, dass sie sie mit so vielen Komplikationen verließen, die sie bewältigen musste. Sie waren selbstsüchtig, und sie hatte keinerlei Freiraum, irgendetwas anderes zu sein als die verlässliche ältere Schwester. Ihr Leben gehörte nicht länger ihr, falls es das jemals hatte …

Eins

Ein Monat später …

Billie starrte auf den kunstvollen Mahagonischreibtisch und runzelte die Stirn. Sie wollte überall anders sein als dort, wo sie sich momentan befand. Der Duke of Graystone musste sich noch zu ihr gesellen und sie fand es sonderbar, dass sein Butler sie dorthin geführt hatte, von was sie annahm, dass es das Arbeitszimmer Seiner Gnaden war. Sie war gekommen, um den Herzog um Hilfe zu bitten, also hatte der Butler das möglicherweise irgendwie gewusst.

Wo war er? Sie rutschte auf ihrem Platz umher. Der Stuhl war hart und sie konnte keine bequeme Position finden. Hoffentlich würde der Herzog nicht noch viel länger brauchen. Obwohl sie zugeben musste, dass es ihr vor der bevorstehenden Unterhaltung graute. Billie hasste es, zu betteln, aber sie hatte keine große Wahl. Falls der Herzog sich weigerte, ihnen zu helfen …

Sie schluckte schwer. Billie durfte nicht daran denken. Der Herzog würde ihnen helfen. Ihre Mutter hatte ihr gesagt, sie sollte zu ihm gehen, und sie hatte es so lange wie möglich aufgeschoben. Dies war ihre letzte Möglichkeit. Die Schuldherren hatten alles genommen, was nicht festgenagelt war. Sie konnten das Seville-Anwesen nicht nehmen, weil es zum Fideikommiss gehörte, aber sie konnten sich dessen Unterhalt nicht länger leisten. Sie hatten keinen Weg, um sich zu ernähren oder sich weiter die grundlegendsten Dinge für ihre Bedürfnisse zu leisten.

Schlurfende Geräusche erschallten hinter ihr. Sie wandte sich dem Geräusch zu, als ein betagter Mann in den Raum schlenderte. Er hatte weißes Haar an den Seiten seines Kopfs und eine glänzende, kahle Oberseite. Sein Bauch stand hervor und hing tief über seiner Hose. Die Knöpfe seiner Weste sahen aus, als würden sie abplatzen, wenn er zu schwer atmete. Er hatte einen hölzernen Gehstock in seiner linken Hand, der über den Fußboden scharrte, während er sich auf sie zubewegte.

»Hallo Liebes«, sagte er. Seine Stimme war ein wenig dünn, als er sprach, und sie musste sich ein wenig anstrengen, um ihn zu hören.

»Hallo«, sagte sie sittsam. Billie wusste nicht, was sie sonst sagen sollte. Es schien ein wenig dumm, und wiederholend. Sie räusperte sich. »Das heißt … Wie geht es Euch, Euer Gnaden?« Nicht viel besser, aber es würde genügen müssen.

»Mir geht es gut.« Er schlurfte mit den Füßen und ließ seinen Gehstock über den Boden kratzen, während er sich zu seinem Platz hinter dem Schreibtisch bewegte. Sobald er seinen Stuhl erreichte, senkte er sich allmählich darauf. Es war schmerzlich mitanzusehen. Nachdem er sich niedergelassen hatte, wandte er seine Aufmerksamkeit auf sie. »Ich war betrübt, vom Tod Ihres Vaters zu hören. Wenn ich der Beerdigung hätte beiwohnen können, hätte ich das getan. Meine Gesundheit ist nicht, was sie einst war.«

Sie glaubte es. Während sie Zeugin seines langsamen Gangs wurde, würde Billie schwören, dass sie bei jedem Schritt, den er gemacht hatte, seine Knochen knarren hören konnte. »Es ist in Ordnung, Euer Gnaden, es war eine kleine Beerdigung.« Sie konnten sich nicht einmal das leisten. Wenn sie gezwungen gewesen wären, eine Größere abzuhalten, wäre sie noch am selben Tag bettelnd an des Herzogs Füßen gewesen. »Es ist das Beste, wenn Ihr Euch nicht überanstrengt. Mein Vater hätte es verstanden.« Ihr Vater war selbstsüchtig bis ins Mark und hätte wahrscheinlich das Versäumnis des Herzogs verflucht, aber diese Ansicht würde sie nicht äußern.

Der Herzog hustete. »Sie haben eine Weile gewartet und ich habe nicht den Wunsch, Sie länger aufzuhalten als notwendig. Was bringt Sie heute vorbei?«

Billie war sich nicht sicher, ob sie froh war, dass er beschlossen hatte, auf die gesellschaftlichen Feinheiten zu verzichten, oder erzürnt, dass er nicht wünschte, eine angenehme Unterhaltung mit ihr zu führen. Bei nochmaliger Überlegung, wünschte sie jedoch nicht mehr Zeit in seiner Gesellschaft zu verbringen als notwendig. Es gab einen seltsamen Geruch im Raum, von dem sie befürchtete, dass er von ihm kam, in Anbetracht dessen, dass sie diesen nicht bemerkt hatte, bevor er eingetreten war.

»Bevor meine Mutter …« Sie nahm einen tiefen, stärkenden Atemzug. »Meine Mutter sagte, dass ich, wenn ich Hilfe bräuchte, zu Euch kommen sollte.« Billie betete, dass er sie nicht fortjagte, weil sie unverfroren um Wohltätigkeit bat. Es tat weh, zu ihm kommen zu müssen. Wenn sie einen anderen Weg gefunden hätte, hätte sie diesen gewählt.

»Hat sie das?« Er hob eine Braue. »Augusta glaubte immer das Beste von mir.«

Was bedeutete das? »Meine Mutter sah das Gute in jedem.« Andernfalls hätte sie nie Billies Vater geheiratet oder wäre ihm gefolgt, wo auch immer er hinging. Sie wäre vielleicht noch immer am Leben, wenn sie zuhause geblieben wäre.

»Das ist wahr«, sagte der Herzog. Er lehnte sich vor, legte seine Ellbogen auf seinen Schreibtisch, brachte dann seine Fingerspitzen zusammen. »Sagen Sie mir, Lady Wilhelmina, warum sollte ich Ihnen helfen?«

Billie hätte diese Frage erwarten sollen, aber sie überraschte sie. Sie hatte keine Ahnung, wie sie antworten sollte. Ihre Mutter sagte, der Herzog würde ihnen helfen. Was, falls sie falsch lag? »Meine Mutter …«

»Wusste nicht alles«, unterbrach der Herzog sie. »Sie hätte nie irgendetwas mutmaßen sollen.«

Sie waren verdammt. Der Herzog würde ihnen nicht helfen. Tränen drohten zu fallen, aber sie hielt sie zurück. Dieser abscheuliche Mann würde sie nicht zu einem weinenden Einfaltspinsel reduzieren. »Ihr werdet mir und meinen Geschwistern also nicht helfen? Ihr lasst uns verhungern?« Oder Schlimmeres …

»Ich bin nicht für Sie oder Ihre Familie verantwortlich. Meine Pflicht lag gegenüber Ihrem Vater, wie wenig es auch war, und mit seinem Tod ist diese Verpflichtung, meiner Meinung nach, geendet.«

Er war ein abscheulicher Mann. »Ich verstehe.« Und das tat sie. Die Selbstsüchtigkeit des Herzogs überwog die ihres Vaters um ein Tausendfaches. »Es tut mir leid, dass ich Eure Zeit verschwendet habe.« Sie stand auf und machte eine Kurve, um von ihm wegzugehen.

»Ich habe nie gesagt, dass ich nicht helfen würde.«

Billie hielt an und wandte sich ihm zu. »Ihr habt quasi gesagt, dass Ihr das nicht würdet. Warum sollte ich andernfalls glauben?«

»Wir können zu einer Einigung gelangen.« Er deutete auf den Platz. »Sie haben etwas, dass ich dringend benötige, und, wenn Sie zustimmen, werde ich den Rest dieser Brut unterstützen, die Richard und Augusta hervorgebracht haben.«

Er warf ihr anzügliche Blicke zu und leckte sich über die Lippen, beinahe, als wäre seine Lieblingsmahlzeit oder sein Lieblingsdessert vor ihm abgestellt worden. Ihr Magen schlingerte. »Was benötigt Ihr von mir?« Billie hatte tief unten ein Gefühl, dass ihr nicht gefallen würde, was er zu sagen hatte.

»Setzen Sie sich«, befahl er. »Dies ist nichts, was wir diskutieren sollten, während Sie über mir schweben.«

Sie tat wohl kaum etwas Derartiges. Billie war nicht einmal nahe bei ihm; nichtsdestotrotz tat sie, wie er angewiesen hatte, und ließ sich wieder auf dem unbequemen Stuhl nieder. »Nun, da ich getan habe, worum Ihr batet, könnt Ihr bitte erklären, was Ihr meintet?«

»Es ist wahrlich einfach«, begann er. »Mein Halunke eines Neffen ist mein Erbe, und ich hätte es lieber, wenn er meinen Besitz nicht erbt.«

Billies Magen sackte bei diesen Worten abwärts. »Ihr wollt also, dass ich …«

»Sie mich heiraten und meinen Sohn gebären«, beendete er für sie. »Ich kann heute eine spezielle Lizenz haben, und wir können heute Nacht die Ehe vollziehen. Meine selige Ehefrau hat ihre Pflicht nicht erfüllt, aber ich habe keinen Zweifel, dass Sie sich gut machen werden. Ihre Mutter hatte fünf Kinder. Sie können sicherlich eines schaffen.«

Das Letzte, was Billie wollte, war einen alten Mann zu heiraten, und die Vorstellung, sich von ihm berühren zu lassen … Ihr Magen schlingerte wieder. Es wäre furchtbar. Irgendwie würde sie das allerdings durchstehen müssen. Dies war der einzige Weg, wie sie ihre Familie retten konnte. »In Ordnung«, stimmte sie zu, bevor sie ihre Meinung änderte und schreiend aus dem Haus rannte.

»Gut.« Er grinste. »Sie und ich werden gemeinsam reichlich Spaß haben.«

Billie bezweifelte das sehr …

Die Hochzeit war angesetzt in weniger als einer Stunde stattzufinden. Billie war kurz davor, den wenigen Inhalt, der in ihrem Magen war, zu verlieren.

»Tu das nicht«, sagte Teddy. »Wir werden einen anderen Weg finden.«

»Es gibt keinen anderen Weg«, sagte Billie bestimmt. »Ich muss. Auf diese Weise können Carly, Chris und du fabelhafte Partien machen. Damon wird nach Eton gehen können.« Sie klebte ein Lächeln auf ihr Gesicht. »Das ist jedweden Preis wert, den ich bezahlen muss, und zumindest werde ich eine Herzogin sein.« Sie würde nicht über die Hochzeitsnacht nachdenken. Der Herzog würde sie in seinen Bemühungen, ein Kind mit ihr zu zeugen, gewiss zerquetschen.

»Vielleicht hast du Glück und der alte Mann wird bald abkratzen«, sagte Carly.

»Das wäre ein Segen«, stimmte Chris zu und schaute dann Billie an. »Wie stehen die Chancen, dass dies passiert.«