Verachte Nie Eine Gouvernante - Dawn Brower - E-Book

Verachte Nie Eine Gouvernante E-Book

Dawn Brower

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Beschreibung

Alex und Damon fühlen sich zueinander hingezogen, aber nachdem ihr klar wird, dass er sie angelogen hat, glaubt sie nicht, dass man ihm vertrauen kann. Damons Fehler könnte ihn alles kosten, wenn er ihre Liebe nicht zurückgewinnen kann.
Miss Alexandra Matthews ist mittellos, nachdem ihr Vater gestorben ist und ihr nichts hinterlässt, um sich selbst zu versorgen. Sie ist gezwungen, sich eine Anstellung zu suchen und nimmt eine Stelle als Gouvernante für die Kinder des Duke of Graystone an.
Damon Neverhartt, der Earl of Seville, kehrt nach Jahren außerhalb des Landes nach Hause zurück. Er ist bereit, seinen Familienanwesen zu übernehmen und seine Rolle als Earl anzunehmen. Dank der Führung des Duke of Graystone floriert das Seville-Anwesen und sein Familienhaus wurde fast vollständig restauriert. Nach seiner Rückkehr geht er nach Graystone Castle und plant, dort zu bleiben, während die Restaurierung von Seville Manor abgeschlossen wird. Er rechnet nicht damit, eine Versuchung in Form einer Gouvernante vorzufinden. Damon weiß, dass er sie nicht wollen sollte, aber er kann nichts dagegen tun, wie er empfindet. Als sie ihn für einen Arbeiter auf dem Anwesen hält, korrigiert er ihre Vermutung nicht.
Alex und Damon fühlen sich zueinander hingezogen, aber nachdem ihr klar wird, dass er sie angelogen hat, glaubt sie nicht, dass man ihm vertrauen kann. Damons Fehler könnte ihn alles kosten, wenn er ihre Liebe nicht zurückgewinnen kann.

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Seitenzahl: 136

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VERACHTE NIE EINE GOUVERNANTE

DIE NEVERHARTTS

BUCH 5

DAWN BROWER

Übersetzt vonCAROLIN KERN

INHALT

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Epilog

Über den Autor

Bücher von Dawn Brower

Dies ist ein fiktionales Werk. Namen, Charaktere, Orte und Ereignisse sind Produkte der Fantasie der Autorin oder fiktiv benutzt und sollten nicht als real aufgefasst werden. Jede Ähnlichkeit zu tatsächlichen Schauplätzen, Organisationen oder Personen, lebend oder verstorben, ist rein zufällig.

Titel im englischen Original: »Never Disrespect a Governess« © 2021 Dawn Brower

Cover Art von Midnight Muse

Bearbeitung von Victoria Miller

Übersetzung Copyright © 2024 Carolin Kern

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Buchs darf ohne schriftliche Zustimmung benutzt oder vervielfältigt werden, weder elektronisch noch in Druckform, außer es handelt sich um kurze Zitate in Rezensionen.

Herausgegeben von Tektime.

Dieses Buch ist für meinen Sohn Nathan. Er macht mich jeden Tag stolz, dass er mein Sohn ist, und ich hoffe, er schätzt sich eines Tages genauso wie ich ihn schätze.

Das ist die Stelle, an der ich mich reichlich bei meiner Lektorin und Coverkünstlerin Victoria Miller bedanke. Sie hilft mir mehr als ich jemals sagen kann. Ich schätze alles, was sie tut, und dass sie mich drängt, besser zu sein … es besser zu machen. Ich danke dir tausendmal.

Ebenfalls an Elizabeth Evans. Ich danke dir, dass du immer für mich da bist und meine Freundin bist. Du bedeutest mir so viel. Ein Dank ist nicht annähernd genug, aber es ist alles, was ich habe, also danke ich dir, meine Freundin, dass du Du bist.

PROLOG

Blitze zuckten und erleuchteten den Nachthimmel, erhellten den Raum mehr als bloßes Kerzenlicht. Donner krachte und schallte durch die Stille, die den Raum durchdrang. Es war Ende März, aber es hätte auch mitten im Winter sein können. Sein Vater war tot und bald wäre es auch seine Mutter. Er war jetzt der Earl of Seville, und Damon Neverhartt hätte nicht mehr Angst haben können.

Er war dreizehn. Wie konnte irgendjemand erwarten, dass er der Kopf der Familie sei? Ihm war nicht einmal die Gelegenheit gegeben worden, die Schule zu besuchen, und jetzt musste er für sich und seine vier älteren Schwestern Entscheidungen treffen? Er konnte das nicht. Alles, was er tun wollte, war sich zusammenzurollen und die Welt um sich herum zu ignorieren.

Damon war seinen Vater besuchen gegangen, bevor er verschied. Er bereute das. Die gewöhnlich robusten Züge seines Vaters waren blass geworden und gräulich verfärbt. Es war so schwer gewesen, ihn anzuschauen, und als seine Atmung zu einem Röcheln wurde … Damon konnte nicht aufhören, ab und an zusammenzuzucken. Es war zu viel, als dass es irgendjemand ertragen konnte, und Zeuge des letzten Atemzugs seines Vaters zu werden?

Das würde er niemals vergessen.

Wenn er alles auslöschen könnte, was er gesehen hatte, hätte er es getan. Also würde er nicht nach oben gehen, um seine Mutter zu sehen, während sie hinüberging. Den Tod eines Elternteils zu beobachten war genug gewesen. Es würde ihn für den Rest seiner Tage verfolgen. Stattdessen würde er sich dort verstecken, was von der Bibliothek übrig war. Alles von Wert war vor langer Zeit verkauft worden, um Schulden abzubezahlen. Schuldherren würden ihre Türen einreißen, nachdem sie vom Tod seines Vaters, dann seiner Mutter hörten. Das Anwesen schuldete zu viel und sie hatten leere Kassen.

Etwas würde getan werden müssen …

Damon würde feststellen müssen, wie seine Familie überleben würde, und er konnte keinen Weg finden. Es gab nichts mehr, das verkauft werden konnte, und das Anwesen war ruiniert. Wie würden sie essen, ganz zu schweigen all die Schuldherren bezahlen? Es war eine unmögliche Situation.

»Damon«, rief ein Mädchen nach ihm.

Er drehte sich um. Seine Schwestern, die Zwillinge, Carly und Chris spazierten in den Raum. Sie waren drei Jahre älter als er und eigensinniger als irgendeines seiner Geschwister. Chris konnte bisweilen wild sein und zog Carly auf alle ihre Abenteuer mit. Manchmal beneidete er sie um deren sorgenfreie Natur.

»Ja?«, fragte Damon. Er war sich nicht sicher, welche seinen Namen gerufen hatte.

Chris trat vor. »Mutter liegt im Sterben.«

»Dessen bin ich mir bewusst«, sagte Damon düster. »Sie wird sich Vater bald anschließen.«

Was sonst gab es zu sagen? Sie wären bald Waisen. Kinder zweier selbstsüchtiger Eltern, denen es überlassen wurde, herauszufinden, wie man sich ohne Führung oder Geld, um zu überleben, durch die Welt navigierte. Sie waren nicht anders als Gassenkinder, die von Eltern ausgesetzt wurden, die nicht für sie sorgen konnten. Der einzig wahre Unterschied war, dass die Gassenkinder eine bessere Chance aufs Überleben hatten. Sie waren in jungem Alter gezwungen gewesen, zu lernen, wie man all die Missstände der Welt überdauerte. Damon und seine Schwestern waren dazu bestimmt, zu scheitern. Sie hatten ein privilegiertes Leben geführt, selbst wenn sich dieses Leben dennoch nicht mit anderen in ihrer Klasse vergleichen ließ.

»Das ist wahr«, sagte Carly in leisem Ton. »Möchtest du sie sehen?«

»Möchte ich nicht«, erwiderte er. Seine Stimme enthielt keine Emotion. Emotionen waren eine Schwäche. »Du?« Damon blickte sie an. »Sie hat Billie, oder nicht?«

»Ja«, antwortete Chris. »Billie ist bei ihr.« Sie schluckte schwer. »Teddy wird sich wahrscheinlich bald zu uns gesellen. Sie hat die Aufgabe bekommen, auf uns aufzupassen.«

»Brauchen wir, dass sie auf uns aufpasst?«, fragte Damon, erwartete aber keine Antwort. »Sind wir jetzt nicht alle erwachsen? Wie viel müssen wir durchleben, bevor wir als Verantwortliche für unser eigenes Schicksal gesehen werden?«

»Ich weiß nicht«, sagte Carly. Ihre Stimme enthielt eine Andeutung von Entschlossenheit. »Aber ich bin mir einer Sache sicher.«

»Das wäre?«, fragte Damon. Er wollte unbedingt glauben, dass sie nach dem Tod ihrer Eltern eine Chance hatten zu überleben. Es war viel einfacher, an Verzweiflung zu glauben.

»Dass wir immer einander haben werden. Unsere Eltern waren die Schlimmsten, aber es zwang uns, uns aufeinander zu verlassen. Billie wird immer einen Weg finden, uns durchzubringen. Das tut sie immer.«

»Ja«, erwiderte Damon gedankenvoll. Billie war die Beste von ihnen. Sie hatte sichergestellt, dass sie immer Essen hatten und dass alles, was sie wirklich brauchten, da war. Seine älteste Schwester war ihm mehr eine Mutter als seine eigene Mutter es jemals gewesen war. Billie war das Herz seiner Familie. Falls irgendjemand sicherstellen konnte, dass sie nicht auf der Straße endeten, wäre sie das. »Sie wird die beste Handlungsweise herausfinden.« Er blickte zu Chris, dann Carly. »Aber wir werden auch für sie da sein müssen. Wir können ihr das nicht gänzlich zu Füßen legen und erwarten, nichts zu tun.«

»Er hat recht«, erwiderte Teddy, als sie in das Zimmer spazierte. »Wenn wir sie nicht unterstützen, sind wir nicht anders als die zwei Menschen, die uns auf die Welt brachten. Wir können nicht erwarten, dass sie sie ersetzt. Wir sollten jeder für uns selbst verantwortlich sein, und zur selben Zeit füreinander.«

»Sie wird etwas tun, um uns zu retten, mit dem wir nicht einverstanden sein werden«, sagte Chris. Die Offenbarung dieser Aussage breitete sich über Damon aus. »Und wir werden sie nicht davon überzeugen können, dass es falsch ist.«

»Billie kann stur sein«, stimmte Teddy zu. »Wie wir alle.« Sie nickte. »Wenn sie das Selbstlose tun wird, werden wir an ihrer Seite bleiben und hoffen, dass wir es nicht alle bereuen werden, besonders Billie.«

Damon holte tief Luft. Er konnte nicht viel tun. Es gab kein Geld in der Seville-Kasse. Das Anwesen war verarmt und im Fideikommiss. Er konnte das Einzige, das von Wert übrig war, nicht verkaufen – Seville Manor. Das Einzige, das ihm noch blieb, waren seine Ehre und sein Name – was auch immer diese wert waren.

»Ich stimme zu«, sagte er bestimmt. Er blickte die Zwillinge an. »Ich weiß, dass es nicht in eurer Natur liegt, demütig zu sein, aber bitte versucht, den Teufelsbraten in euch zu drosseln.«

Carly schnaubte. »Das solltest du zu Chris sagen.«

»Ich sage es zu euch beiden. Du folgst, wo Chris hinführt.« Er neigte seinen Kopf zur Seite. »Ich würde es hassen, euch beide getrennt zu sehen. Es würde euch beiden wehtun.«

»Nichts wird uns trennen«, erwiderte Chris trotzig. »Ich würde gerne sehen, wie das jemand versucht.«

»Beruhige dich«, sagte Carly. »Er versucht nur seine Annahme zu bestätigen.« Carly schaute zu Damon. »Wir billigen dir nicht genug zu. Du magst der Jüngste von uns allen sein, aber du hast schon eine Weile darüber nachgedacht, nicht wahr?«

»Ich soll eigentlich der Kopf der Familie sein«, sagte er zu ihr. »Aber ich wurde als Letzter geboren, und niemand nimmt mich ernst. Ich musste ohne Führung lernen, was es braucht, um ein Anwesen zu leiten. Unser Vater war nutzlos und ein Spieler – was in gewissem Sinn dasselbe ist. Beides führte zu seinem Niedergang, und unserem stellvertretend.« Er seufzte. »Nun müssen wir uns unseren Weg zurück nach oben erklettern, und es besteht eine Möglichkeit, dass wir nicht überleben, um die andere Seite zu sehen.«

»Das werden wir«, sagte Teddy mit Entschluss in ihrem Tonfall. »Ich weigere mich, etwas anderes zu glauben.«

Damon antwortete nicht. Er wünschte, er könnte so unerschütterlich wie sie sein. Stattdessen ging er aus dem Raum. Er konnte das Vermögen seiner Familie oder den Mangel daran nicht mehr besprechen. Billie würde ihren nächsten Schritt bestimmen und er würde ihrer Führung folgen. Es gab keine andere Wahl. Er betete, dass sie die richtige Entscheidung traf, denn wenn sie scheiterte, taten sie alle das.

Er hasste es, hilflos zu sein …

1

Zwölf Jahre später …

Regen fiel in donnernden Wellen vom Himmel, die Miss Alexandra Matthews komplett von Kopf bis Fuß durchnässten. Sie hatte nicht mehr viele Habseligkeiten und trug ihr bestes Kleid. Selbst wenn es seit einigen Saisons nicht mehr in Mode war …

Ihr Vater war vor einer Woche verschieden und hatte sie mittellos zurückgelassen. Alles, was Baron Fitzwilliam Matthews besaß, war an ihren Cousin zweiten Grades gegangen – Robert Matthews. Der neue Baron weigerte sich, sie zu unterstützen, und hatte sie aus dem einzigen Heim geworfen, dass sie je gekannt hatte. Es war ihr nicht erlaubt gewesen, irgendetwas der Dinge ihres Vaters mitzunehmen, aber sie hatte sein Lieblingsbuch der Sonette des Barden hinausgeschmuggelt. Sie hatte es in den Saum ihrer Röcke eingenäht. Robbie hatte ihre Tasche durchsucht, bevor sie ging, um sicherzustellen, dass sie nichts mitgenommen hatte, das er als sein Eigen erachtete.

Der Mistwurm …

Sie hatte ein Empfehlungsschreiben der Viscountess Giffard. Alex hatte für zusätzliche Geldmittel ihre junge Tochter privat unterrichtet. Das Baronat hatte kein großes Einkommen, und wenn sie etwas Neues wollte, ein Kleid, ein Buch, ein Bonnet … dann musste sie einen Weg finden, dafür zu bezahlen. Also gab sie Privatunterricht, wo sie konnte.

Ich Vater hatte Alex selbst unterrichtet. Er hatte auf einen Jungen gehofft und war von einer Tochter enttäuscht gewesen. Ihre Mutter war gestorben, als sie sie gebar, und das hatte ihren Vater vernichtet. Deren Ehe war eine Liebespartie gewesen. Ihr Vater hatte nicht noch einmal geheiratet und sich stattdessen darauf konzentriert, seiner Tochter alles beizubringen. Alex konnte sich um Bestandsbücher kümmern, einen Haushalt führen, in vier fremden Sprachen lesen: Italienisch, Griechisch, Französisch und Latein. Sie sprach Italienisch und Französisch. Ihr Wissen über Literatur, Philosophie, Mathematik und Geschichte machte der Bildung jedweden Gentlemans Konkurrenz.

Und deshalb ging sie zum Anwesen des Duke of Graystone. Als die Postkutsche am örtlichen Gasthaus hielt, hatte sie gehört, dass sie für ihre zehn Jahre alten Zwillingsjungen eine Gouvernante suchten. Dies war die Gelegenheit, die sie brauchte. Sie konnte diese Jungen unterrichten. Mit ihrem Empfehlungsschreiben hatte sie eine tatsächliche Chance, sich die Stelle zu sichern. Jedenfalls wenn der Brief von dem vermaledeiten Regen nicht vollkommen durchnässt wäre, wenn sie ankam.

Sie schlenderte die Zufahrt hinauf. Als sie bei der Vordertreppe ankam, klopfte sie mit dem Klopfer gegen die Tür. Wasser strömte ihr Gesicht hinab. Sie versuchte, es wegzuwischen, aber das war ein nutzloses Unterfangen. Die Tür öffnete sich, um einen großgewachsenen, älteren Mann mit graumeliertem Harr und gütigen blauen Augen zu enthüllen. »Kann ich Ihnen behilflich sein?«

»Das hoffe ich«, erwiderte Alex. »Ich wünsche mich auf die Stelle als Gouvernante zu bewerben.«

»Erwartet Sie Ihre Gnaden?«, fragte der Mann.

Alex erschauderte, nieste dann. Von dem ganzen verflixten Regen würde sie krank werden. »Nicht wirklich«, sagte sie. Nieste dann wieder.

»Bivens«, sagte eine Frau. »Wer ist an der Tür?«

Eine zierliche Frau mit goldblondem Haar und dunkelblauen Augen kam zur Tür herüber. Sie hatte eine Robe an, die perfekt zu ihren Augen passte. »Ach, Sie arme Liebe. Bitte kommen Sie herein.« Sie funkelte Bivens an. »Warum lassen Sie sie im Regen stehen?«

»Ich bitte um Verzeihung, Euer Gnaden«, sagte er in einem zerknirschten Tonfall. »Sie behauptet, sie sei hier, um sich auf die Stelle als Gouvernante zu bewerben.«

Die Herzogin schien verärgert mit ihrem Butler. Sie schrie ihn nicht an oder änderte überhaupt den Tonfall ihrer Stimme. Sie stellte eine einfache Frage und erwartete eine Antwort. Der Butler, Alex nahm an, dass Bivens der Butler war, hatte sofort nachgegeben. War dem so, weil die Herzogin eine strenge Arbeitgeberin war oder hasste er es, sie zu enttäuschen?

»Tun Sie das?«, sagte sie, als sie sich Alex zuwandte. »Ich habe das noch nicht einmal ausgegeben.«

»Im Gasthaus hat man darüber gesprochen«, erklärte Alex. »Ich war auf dem Weg nach London, um mich bei einer Agentur zu bewerben. Ich dachte, womöglich würde ich gut für Ihre Kinder passen und habe die Gelegenheit wahrgenommen.«

»Haben Sie irgendwelche Empfehlungsschreiben?«, fragte die Herzogin.

Alex schluckte schwer und griff nach ihrem Pompadour. Sie betete, dass der Brief nicht ruiniert war. Sie öffnete ihn und zog den Brief heraus, den die Viscountess niedergeschrieben hatte. Er war feucht, aber nicht durchnässt. Sie holte Luft und reichte ihn der Duchess of Graystone.

Sie nahm den durchweichten Brief und öffnete ihn vorsichtig. Die Herzogin war mehrere Momente lang still, während die den Inhalt überflog. Sie kniff ein paar Mal die Augen zusammen, und das machte Alex noch nervöser. Verflixt. Warum zum Henker musste es denn regnen? »Ich bitte um Verzeihung für die Feuchtigkeit des Briefes …«

Die Herzogin hob ihre Hand, um ihr zu bedeuten zu schweigen. »Ist es wahr, dass Sie in vier fremden Sprachen bewandert sind?«

»Ja, Euer Gnaden«, antwortete Alex. »Ich kann nur zwei sprechen. Bei Latein und Griechisch war es für mich zu schwierig, die angemessene Aussprache zu lernen.«

»Aber Sie würden es verstehen, wenn es gesprochen würde?«

»Wahrscheinlich …« Sie konnte das nicht behaupten, da sie es nie gesprochen gehört hatte. »Ich mag vielleicht in der Lage sein, es genug zu entziffern, um es zu verstehen, aber ich kann nichts versprechen. Es lesen kann ich jedoch auf jeden Fall.«

»Wundervoll«, sagte sie, las aber weiter. »Viscountess Giffard spricht in den höchsten Tönen von Ihnen. Warum haben Sie bei ihr keine dauerhafte Stellung ersucht?«

»Lady Giffard brauchte mich nicht. Ihr Sohn ist bereits in Eton und ihre Tochter soll bald ein Mädchenpensionat besuchen.« Und die Viscountess glaubte nicht an eine Gouvernante für ihre Tochter. Deshalb hatte sie Alex nur angestellt, um das Mädchen privat zu unterrichten. »Sie schätzte jedoch meine Ausbildung und Fähigkeit, ihre Tochter zu unterrichten, und bot an, ein Empfehlungsschreiben zu verfassen.«

»Und was ist mit Ihnen?«, fragte die Herzogin. »Wer ist Ihre Familie und warum suchen Sie eine Anstellung?«

Dies war der Teil, den Alex hasste. Die Herzogin musste allerdings auf ihre Kinder aufpassen und Alex verstand das. »Mein Vater war ein Baron. Er verstarb vor einer Woche und der neue Baron hatte in seinem Haushalt keinen Platz für mich.«

Die Herzogin erstarrte. »Er hat Sie aus Ihrem Heim ausquartiert, ohne zu wissen, wie Sie überleben würden?« Ihr Ton war wie Eis und sie schien ein wenig erzürnt. Was hatte Alex falsch gemacht?

»Ja«, sagte sie, schluckte dann schwer. »Das ist korrekt.« Sie schuldete dem neuen Baron keinerlei Loyalität. Er hatte sie gedankenlos hinausgeworfen.

Die Herzogin reichte ihr den Brief zurück. »Stecken Sie den weg, und wenn Sie auf Ihrem Zimmer sind, lassen Sie ihn trocknen. Man kann nie wissen, wann Sie ihn vielleicht noch einmal brauchen.« Sie begegnet Alex’ Blick. »Bivens wird Sie zu Ihrer Unterkunft begleiten. Das Zimmer der Gouvernante ist neben der Kinderstube. Ich lasse die Haushälterin Wasser für ein Bad nach oben schicken. Morgen werde ich Sie den Jungen vorstellen.«

»Ich habe die Stelle?«, fragte Alex verblüfft.