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Mara Andeck hat und studiert. Heute schreibt sie mit viel Freude Kinderbücher und rettet heimat-lose Tiere – von der einsamen Schildkröte bis zum süßen Siebenschläfer. Mit ihrem Mann und zwei Hunden lebt sie in der Nähe von Stuttgart. Phine Wolff hatstudiert und lebt in Berlin. Mit ganzem Herzen hat sie sich dem Erzählen in Bildern verschrieben und es, Alltagsheldinnen und Superhühner zu zeichnen. In ihrer Freizeit engagiert sie sich bei einem Recycling-Projekt.Weitere Informationen zum Kinder- und Jugendbuchprogramm der S. Fischer Verlage finden Sie unter www.fischerverlage.de© www.tomasrodriguez.de© Natascha Lawiszus
Aus V
5Ich heiße Tabea. Meistens. Manchmal auch ,nämlich, wenn ich habe.Das ist bei Superhelden ja immer so, sie haben einen Namen für ihr normales Leben und einen für die Abenteuer. Mein bester Freund Jonas hat sogar drei Namen: einen, den er bei der Geburt bekommen hat, einen Spitznamen aus der ersten Klasse, den er behalten hat, weil er ihn mag, und jetzt auch noch einen Heldennamen. Mir reichen zwei. Ich will meine Spitznamen nämlich lieber ganz schnell vergessen.
6Das Wusch auf dem Bild zeigt, wie Einstein und ich uns verwandeln, wenn wir und werden. Man muss dafür nur irgendwas richtig stark
7Und wir haben noch viel mehr vor! Wie alle Helden wollen wir die Welt retten. Aber wir nehmen uns natürlich nicht gleich die ganze vor. Das kann nicht funktionieren. Wir retten jeden Tag ein kleines Stück, und wenn das alle tun, wird sie besser und besser.
Kapitel Mama hat Urlaub! Und sie hat sich dafür ein neues Buch gekauft! Es heißt Natürlich ist das wieder mal ein Erziehungsratgeber.Und natürlich steht lauter Quatsch drin. Aber Mama merkt so was nie! Sie wird von solchem Geschreibsel magisch angezogen. Und verhext! Sie glaubt jedes Wort!
9Was aber das Schlimmste ist: Sie probiert immer alles an uns aus. Und sie checkt nie, wenn was nicht funktioniert. Na, irgendwann merkt sie es dann schon. Aber immer erst, wenn wir alle total mit den Nerven am Ende sind. Mama kann im Labor super mit Experimente machen, darin ist sie gut, und sie ist unter Bakterienforschern sogar ein bisschen berühmt. Aber wir scheinen komplizierter zu sein. Dieses neue Buch ist besonders schlimm. Jeder Satz, den Mama gerade mit lauter Stimme vorliest, lässt mir das Blut in den Adern gefrieren!
10Eltern und Kinder müssen im Urlaub ganz viel zusammen machen: »Darf ich wenigstens noch allein aufs Klo?«, fragt meine Schwester Feli, genannt Fee, die ganz eindeutig schlechte Laune hat . Sie ist eben erst im Bademantel ins Esszimmer geschlurft, hat noch ganz kleine Augen vom Schlafen und will hier eigentlich in Ruhe frühstücken.Wie wir alle, auch mein Bruder Leon und ich. Aber das können wir vergessen.: Weil es kein richtiges Frühstück gibt, nur Müsli. Mama liest uns ja die ganze Zeit dieses doofe Buch vor.Und:Wie soll man in Ruhe essen, wenn man sich so was anhören muss?.
11Leon, Fee und ich wechseln schnell einen Blick, und ich sehe ihnen an, dass sie dasselbe denken wie ich: Leon will weiter seine Muskeln trainieren. Das hat er sich für die Ferien vorgenommen. Fee will heute ein Video über ihr Make-up und ihre Frisur drehen, und im Moment hat sie noch keins von beidem. Ihre Haare sehen aus, als hätten sie eine Party auf ihrem Kopf gefeiert. Aber die besten Pläne habe ich! Es ist nämlich so:
Auf meiner Liste für heute stehen richtig tolle Sachen. Und ich will endlich damit anfangen. Einstein wartet bestimmt schon!
13Aber wie sag ich das jetzt, ohne Mama was von Mafalda und Dörte zu erzählen? Und ohne gemein zu klingen?Hilfe, ich brauch jetzt ein Wunder. Oder ein Einhorn. Oder eine Zauberfee. Auf einmal macht unser Telefon:Wow! Die Zauberfee? Mit einem Sprung hechte ich zum Apparat und schnappe mir den Hörer.»Tabea, bist du das?«, fragt eine Stimme an meinem Ohr, die ich sehr gut kenne.
14Keine Fee. »Hallo Omi! Ja, ich bin’s«, sage ich möglichst fröhlich und versuche, meine Enttäuschung herunterzuschlucken. Natürlich hab ich nicht wirklich geglaubt, dass uns eine anruft. Aber irgendein Wunder wäre schon super gewesen.»Du ahnst nicht, was passiert ist!«, sagt Omi empört.Sie hat recht, ich ahne wirklich nichts. Aber es scheint nichts Gutes zu sein, das höre ich ihr deutlich an.»Was denn?«, frage ich.»Barbara hat jetzt ein Mondhoroskop!«, sagt Omi mit einer Stimme, die nach Weltuntergang klingt.Barbara ist ihre Freundin, das weiß ich. Aber den Rest kapiere ich nicht. »Was ist ein Mondhoroskop?«, will ich wissen.»Darin steht für jedes Sternzeichen, was man bei Vollmond oder Halbmond oder Neumond tun soll, um glücklich und gesund zu bleiben.«»Aha!«, sage ich. »Und das ist schlimm?«»Nein«, antwortet Omi. »Eigentlich ist das sogar gut. Aber Barbara ist Wassermann. Und bei ihr steht für morgen … Warte, ich lese es dir vor.«
»Aha«, sage ich wieder. Ich versteh immer noch nicht, was daran schlimm sein soll. »Und was bedeutet das?«ruft Omi so laut in den Hörer, dass ich ihn ein bisschen von meinem Ohr weghalten muss, damit mein Trommelfell nicht platzt. »Barbara und ich! In die Berge! Drei Tage lang! Wir wollten Seilbahn fahren und zum höchsten Gipfelkreuz wandern. Aber jetzt will Barbara plötzlich nicht mehr mit. Weil die Berge fern und hoch sind. Und weil eine Seilbahn nichts mit dem Boden der Tatsachen zu tun hat. Ich soll allein fahren,
16»Aber ich will nicht allein in die Berge. Mit wem soll ich denn da reden? Mit den Murmeltieren etwa?«Oh, das verstehe ich! Ich mag Berge, aber ich würde da auch nicht allein hochwollen.Omi seufzt. »Ach Mensch, und ich hatte mich schon so auf die Reise gefreut!«Das verstehe ich noch besser. Ich weiß ja, wie es ist, wenn Ferienpläne nicht klappen. Und ich würde meiner lieben Omi so gern helfen. Ich will es wirklich sehr,sehr, sehr!Und auf einmal entsteht in meinem Kopf eine Super-idee. Eine, die Omi und mir hilft. Sogar uns allen.
17Sie starrt mich entsetzt an und wedelt abwehrend mit den Händen. Aber Omi sagt: »Stimmt eigentlich!«Deswegen rede ich weiter. »Wie jeder weiß, sollten Eltern und ihre Kinder in den Ferien ganz viel zusammen machen. Zusammen wandern. Zusammen einkaufen. Zusammen kochen. Das schweißt Und so was ist ja sooo wichtig!«Mama sinkt völlig entkräftet auf das Buch.Omi allerdings sagt: »Aha. Interessant!«Darum erkläre ich ihr auch den Rest: »Mama ist ja dein Kind, und sie fährt einfach mit dir in die Berge. Statt Barbara! Na, was sagst du zu dieser wundertollen Idee?«Kurz ist es ganz still im Hörer. Dann fragt Omi: »Und wer passt so lange auf euch auf?«»Na, Papa«, antworte ich. »Außerdem sind wir echt schon groß. Wir passen meistens selbst auf uns auf.«.
Wieder ist es still im Hörer. Bis Omi sagt: »Gib mir doch bitte mal deine Mutter.« Ich höre einen sehr entschlossenen Unterton in ihrer Stimme.Mama sitzt jetzt ganz aufrecht. Als ich ihr den Hörer gebe, starrt sie ihn an wie ein Kaninchen eine Schlange.Aber sie nimmt ihn trotzdem. »Horoskope sind Quatsch!«, ruft sie hinein. »Das müsst ihr doch nicht glauben!« Weiter kommt sie allerdings nicht, denn jetzt redet Omi. Und zwar lange. Sehr lange. Mama sagt nur noch einzelne Wörter wie und und Leon, Fee und ich versuchen alle drei, die Münder ganz gerade zu halten. Jetzt bloß nicht lachen!
Ein paar Minuten später ist klar: Mama muss heute ihren Koffer packen. Und morgen fährt sie dann in die Berge.Eigentlich war Omi gerade doch so was wie ein Wunder!
2 Bevor ich gehen kann, muss ich natürlich fragen, ob ich darf. Und ich frag lieber Papa. Mama braucht noch ein bisschen Zeit zum Nachdenken.Papa sieht allerdings auch nicht viel entspannter aus. Er steht im Garten und starrt unseren Rasenmäher an, als säße darauf ein ekliges Da ist aber keins. Vor ihm steht