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Jan Fedder gehörte zu den beliebtesten Schauspielern. Aber auch als Synchronsprecher machte er sich einen Namen. Bekannt wurde er durch die Darstellung norddeutscher Charaktere. Dazu zählt insbesondere die Rolle des Polizisten Dirk Matthies in der Fernsehserie "Großstadtrevier" und Kurt Brakelmann in "Neues aus Büttenwarder". Als Pressefotograf und Journalist hatte der Autor dieses Buches mehrfach die Möglichkeit, auf Schauspieler Jan Fedder zu treffen. Einige dieser Begegnungen werden in diesem Buch erläutert - mit aussagekräftigen Fotos versehen. Seine Sprüche, seine Art, sein Leben in Hamburg. Auch der Abschied wird in diesem Buch thematisiert. Übrigens: Jan Fedder liebte das Alte. Seine Oldtimer. Seinen alten Kiez. Deshalb gebe ich diesem Buch den veralteten Titel "Tschüß, Jan" - anstatt "Tschüss" oder "Tschüs".
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Seitenzahl: 94
Veröffentlichungsjahr: 2020
Jan Fedder gehörte zu den beliebtesten Schauspielern. Aber auch als Synchronsprecher machte er sich einen Namen. Bekannt wurde er durch die Darstellung norddeutscher Charaktere. Dazu zählt insbesondere die Rolle des Polizisten Dirk Matthies in der Fernsehserie „Großstadtrevier“ und Kurt Brakelmann in „Neues aus Büttenwarder“. Als Pressefotograf und Journalist hatte der Autor dieses Buches mehrfach die Möglichkeit, auf Schauspieler Jan Fedder zu treffen. Einige dieser Begegnungen werden in diesem Buch erläutert – mit aussagekräftigen Fotos versehen.
Seine Sprüche, seine Art, sein Leben in Hamburg. Auch der Abschied wird in diesem Buch thematisiert. Übrigens: Jan Fedder liebte das Alte. Seine Oldtimer. Seinen alten Kiez. Deshalb gebe ich diesem Buch den veralteten Titel „Tschüß, Jan“ – anstatt „Tschüss“ oder „Tschüs“.
Meinen Einkauf habe ich gerade in der Küche abgelegt, da klingelt mein Smartphone. Es ist Montag, der 30. Dezember 2019. Das Mobiltelefon klingelt immer, wenn ich eine Whats-App-Nachricht oder E-Mail empfangen habe. So auch jetzt: „Schauspieler Jan Fedder ist tot“.
Eine Nachricht, die mich einen Moment atemlos werden lässt. Das darf doch nicht wahr sein. Wie viele Hamburger bin auch ich eher in Feierlaune – schließlich steht die Jahreswende 2019/2020 unmittelbar bevor. Nun schwenkt meine Stimunng vom Fröhlichen ins Traurige. Ich leite die Nachricht sofort an einige meiner Kollegen weiter, die die Nachricht zu einem Zeitungsartikel verarbeiten. Nach dem Prinzip „eine Hand wäscht die andere“ geben wir uns untereinander einige Informationen und Pressetermine weiter. Ich habe die Nachricht kaum verbreitet, da kommen auch schon die ersten Antworten: „traurig“, „wie schade“ und „ist es wahr?“ Ja, es ist wahr. Der Tod von Jan Fedder hat uns, hat mich traurig gemacht und mitgenommen.
Immerhin habe ich ihn privat – wie Tausende Menschen auch – gerne im Fernsehen gesehen. Insbesonde die Rolle des Dirk Matthies im „Großstadtrevier“ hat mich fast drei Jahrzehnte begleitet. „Neues aus Büttenwarder“ war nicht so mein Fall, ich kann mit dem Humor nichts anfangen. Aber dafür sah ich ihn gerne in Filmen wie „Zwei für alle Fälle – Ein Song für den Mörder“, „Der Hafenpastor“ oder beispielsweise „Der Mann im Strom“. Einmal stand ich als Komparse mit Jan Fedder vor der Kamera. Es war ein Dreh in Hamburg-Altona. Da stand ich als Gerichtsvollzieher vor einer Wohnung, für die der Vermieter in der Episode eine Räumungsklage beauftragt hatte. Dirk Matthies alias Jan Fedder kam im Rahmen der Amtshilfe hinzu – so standen wir und ein paar Möbelpacker vor der Wohnungstür. Eine Szene, die ich nicht vergessen werde.
Beruflich hatte ich auch ein paar Male mit Jan Fedder zu tun. Als Pressefotograf und Journalist, der sich hauptsächlich auf die „Prominenten-Schiene“ spezialisiert hat, gab es im Laufe der vergangen fast 20 Jahre meiner Selbständigkeit auch Termine, auf denen ich Fedder antraf. Über genau diese Termine berichte ich in diesem Buch.
Ich gebe einen kleinen Einblick in meine Arbeit und beschreibe die Begegnungen mit Volksschauspieler Jan Fedder. Das erste berufliche Treffen mit ihm fand im Jahr 2003 statt. Ich saß an meinem Arbeitsplatz in der Redaktion des Wochenblatts „Moin Moin“ (Kopp & Thomas Verlag in Flensburg), als meine damalige Chefin mich fragte: „Matthias, möchtest du morgen nach Angeln fahren? Dort finden Dreharbeiten fürs ‚Großstadtrevier‘ mit Jan Fedder statt.“ Ich musste nicht lange überlegen und sagte diesen Termin zu. Was sie nicht wusste: ich kenne diese Serie schon von Kindesbeinen an und hatte natürlich dementsprechend großes Interesse an diesem Termin.
Am nächsten Morgen fuhr ich von Flensburg nach Rundhof (Kreis Schleswig-Flensburg, bei Kappeln). Gegen 10 Uhr kam ich in dem kleinen Ort an. Am Straßenrand der einzigen Hauptstraße sah ich zahlreiche Produktionsfahrzeuge stehen (Generatorwagen, Maskenmobile, Gerätewagen, Wohnmobile für die Schauspieler). Auch ich parkte meinen Wagen an der Straße, ging dann zum Filmteam und stellte mich vor. Da ich als Journalist und Pressefotograf angemeldet war, wurde ich gleich direkt ins Innere des kleinen Gasthauses „Weißer Hirsch“ geführt. Dort fanden bereits Innenaufnahmen statt. Am Set waren Brigitte Janner als Wirtin Elli, Peter Heinrich Brix als Polizist Lothar Krüger, Ann-Cathrin Sudhoff als Svenja Menzel und Jan Fedder als Dirk Matthies.
Ich begrüßte die Schauspieler mit einem Handschlag, stellte mich als Journalist vor und bat zugleich um ein Foto, weil das Set gerade umgebaut wurde. Brigitte Janner stellte sich hinter den Tresen, während Peter Heirnich Brix im Gästebereich Platz nahm. Ich drückte auf meinen Auslöser und hörte dann schon die Tiefe Stimme von Fedder. Er kam zuzsammen mit Ann-Cathrin Sudhoff in die Gaststätte und fragte mich, für welches „Schmierblatt“ ich denn arbeiten würde. Ich lachte und sagte, dass ich für ein lokales Wochenblatt hier sei und mich unwahrscheinlich freuen würde, wenn ich ihn fotografieren könne. Er willigte ein und setze sich zusammen mit Kollegin Sudhoff inmitten der Gaststätte an einen Gästeplatz. Ich hatte Schwierigkeiten ein vernünftiges Foto zu machen, weil im Hintergrund ständig irgendwelche Mitarbeiter herumwuselten. Mal war es jemand aus der Abteilung Beleuchtung, mal ein Crew-Mitglied aus dem Bereich Requisite. Ich drückte schließlich mehrfach auf den Auslöser meiner Kamera und hoffte auf Glück, dass beide zusammen mit Blick in meine Kamera schauten. Zugleich stellte ich meine Fragen an Fedder – schließlich gehören zu einem Zeitungsartikel auch immer so genannte O-Töne. Das sind Originaltöne, die im Zeitungsbericht als Zitate veröffentlicht werden. So wollte ich beispielsweise wissen, wie es ihm hier oben in Schleswig-Holstein gefalle. Seine Antwort: „Ich mag das Ländliche, die Leute.“ Dann wurde er auch schon zusammen mit Ann-Cathrin geholt für die bevorstehende Szene. Mein Problem: ein längeres Interview war leider aus produktionstechnischen Gründen nicht möglich. Also musste ich mich mit kurzen Antworten zufrieden geben. Aber das war mir von vornherein bekannt, so dass ich sehr aufmerksam bei den Dreharbeiten zuhörte, ob Fedder in den Drehpausen irgendwelche interessanten Sätze von sich gibt, die ich eventuell in den Zeitungsartikel einbauen kann. Regisseur Guido Pieters betrat die Gaststätte und sagte zu Fedder. „Du kommst rein, gehst an den Tresen zu Elli und bleibst dann bitte genau hier stehen.“ Dann wurde die Szene auch schon gedreht. Beim Dreh selbst durfte ich nicht fotografieren, nur bei den vorherigen Proben. Ich stand direkt an der Tür neben einem Scheinwerfer. Als Fedder zu seiner Position ging, zwinkerte er mir mit dem Auge zu und sagte: „Jetzt siehst du mal, wie wir erstklassiges Fernsehen machen.“
Zweimal wurde geprobt, zweimal gedreht. Kleinigkeiten mussten während der Probe verändert werden. So stand Brigitte Janner einmal zu weit links von der eigentlichen Position, so dass sie „einen Schatten im Gesicht“ hatte. Auch Jan Fedder bekam eine Ansage vom Regisseur, dass er seine Position noch einmal ändern solle. Für mich als Beobachter interessant, wie Schauspieler auf die Ansagen des Regisseurs reagieren.
Nach den Innenaufnahmen in der Gastgästte ging es fürs gesamte Team nach draußen. Die Szene: Jan Fedder liegt barfuß als Dirk Matthies in einer Hängematte und spricht mit Wirtin Elli: „Elliiiiii? Elliiiiiii!“ Sie nimmt ihm fast unentdeckt das Handy weg, das er auf seinem Körper drapiert hat. Dann setzt sie sich an einen Tisch und schnippelt Wurzeln. Fedder schlägt unterdessen mit der Hand ins Gesicht. Grund: eine nervige Mücke.
Die war natürlich in Wirklichkeit nicht vorhanden – für den Fernsehzuschauer aber nicht zu erkennen. Auch diese Szene wurde – aus unterschiedlichen Perspektiven – mehrfach gedreht. „Wie oft muss ich mir noch auf die Wange hauen?“, fragte Fedder in die Runde und steckte sich in den Pausen eine Zigarette an. Damit seine Füße nicht kalt wurden, hatte ein Mitarbeiter eine Wolldecke parat, die seine Füße abdeckten. Zwischendurch wurde er immer wieder abgepudert, damit er in der Sonne nicht glänzte. Ich hatte das Gefühl, dass es ihm nicht immer angenehm war. Professionell kneifte er sich seine Augen zu und ließ es über sich ergehen. Leise sappelte er vor sich hin – verstehen konnte ich es nicht. Vermutlich war es der Text für die nächste Einstellung.
Die Wochenzeitung „Moin Moin“ berichtete mit zwei Fotos und einem ausführlichen Text über die Dreharbeiten in Rundhof.
Komparsen saßen draußen an einem Tisch und spielten Gäste der Gaststätte. Bei einer größeren Umbauphase griff Jan Fedder zu einer Zigarette und ging an dem Komparsentisch vorbei. Ein Mann und eine Frau fragten nach einem gemeinsamen Foto. Fedder willigte ein, stellte sich zwischen ihnen und ließ sich fotografieren. Das Foto machte ein Crewmitglied. Dann ging er in die Gaststätte.
Drei Folgen des Dauerbrenners „Großstadtrevier“ wurden fast ausschließlich im Kreis Schleswig-Flensburg (bei Kappeln / Gelting) produziert. Auch im Folgejahr hatte ich die Möglichkeit, wieder als Pressevertreter am Set dabei zu sein.
Jan Fedder und Ann-Cathrin Sudhoff. Links: Fedder raucht in der Drehpause.
Ex-Wirtin Elli alias Brigitte Janner bei Dreharbeiten in Stangheck.
Die zweite Landpartie-Folge mit dem Titel „Bullen-Kür“ wurde ebenfalls in der Gemeinde Stangheck produziert. Drehorte waren die Schleifähre Arnis, Lindaunis, Rundhof, Stangheck, Gelting und Umgebung.
Auch dieses Mal hatte ich einen angemeldeten Pressetermin am Set und ich freute mich wieder, die Crew vom „Großstadtrevier“ live erleben zu dürfen. Leider war dieser Termin aber auch mehr oder weniger nur auf Fotos ausgerichtet. Für längere Interviews standen die Darsteller nicht zur Verfügung. Also hieß es auch dieses Mal wieder, O-Töne zu sammeln.
Auf einer Koppel wurde eine Szene mit einem Schimmel gedreht. Es schien, als hätte sich Fedder mehrfach mit dem Pferd unterhalten. Vielleicht, damit sich das Pferd an ihn gewöhnt?
Jan Fedder bei Dreharbeiten.
Jan Fedder redet dem Pferd gut zu.
Noch am selben Tag wurde eine Szene an einer Schleifähre gedreht – wenige Kilometer von der Pferdekoppel entfernt. Jan Fedder fuhr mit seinem Oldtimer von der Koppel zum neuen Drehort, ich mit meinem Auto hinterher. Einmal vergass er zu blinken – Schwamm drüber. Brigitte Janner und Jan Fedder mussten mit der Fähre über die Schlei schippern. Ich hatte vom Ufer aus die Möglichkeit, tolle Fotos zu machen.
Jan Fedder mit seinem Oldtimer auf der Schleifähre Arnis. Die Überfahrt wurde in der Folge „Urlaubsfreuden“ im „Großstadtrevier“ ausgestrahlt.
Nach den Filmaufnahmen auf der Schleifähre war Drehschluss. Fedder fuhr mit seinem Wagen an Land, parkte noch einmal am Wegesrand. Dann verabschiedete er sich von der Filmcrew, gab noch ein paar Autogramme an Kinder und Jugendliche, die sich die Dreharbeiten anschauten. Ich sprach ihn bei der Gelegenheit noch einmal an, ob ich Fotos machen könnte. Er willigte ein, stellte sich noch einmal extra für mich hin. Klasse. Dann fragte ich ihn, ob er jetzt direkt wieder nach Hamburg fahren würde. Er antwortete mit einem knappen „Jo“ und stieg auch schon ein. Dann ging es für ihn Richtung 203 auf dem Weg in die Hansestadt.