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"Wenn ich wüsste, wie ich außerhalb der Schule Geld verdiene, wäre ich hier schon längst weg!" Wie oft hast du diesen Satz gedacht – und dir in der nächsten Sekunde geantwortet, dass du als Lehrer nichts Besonderes kannst, um in der freien Wirtschaft einen Job zu bekommen? Da du nichts anderes kannst, als zu lehren, musst du also an der Schule bleiben. Denn ohne einen neuen Job kannst du nicht kündigen. Schließlich brauchst du Geld für die Miete, die Familie und vieles mehr. Stelle dir nun vor, es gäbe ein Buch, in dem du Schritt für Schritt erfährst, wie du als verbeamteter oder als angestellter Lehrer eine erfüllende Alternative zum Lehrerberuf findest. Ja, ich spreche von einem Beruf, der dir Freude macht, den du als sinnvoll erachtest. Der zu deinen Werten und zu deinem Naturell passt und dich natürlich finanziell trägt. Letztlich ein Beruf, den du so gut findest, dass du dich abends, wenn du ins Bett gehst, schon auf den nächsten Arbeitstag freust. Das klingt für dich so weit weg wie der Mond? Verstehe ich. Jedoch ist der Weg zu diesem Beruf, für den du morgens gern aufstehst, viel leichter, als du jetzt denkst. Wenn du dich ernsthaft auf diesen spannenden Weg zu deiner persönlichen Alternative zum Lehrerberuf machen willst, darfst du dich freuen. Denn du hältst gerade das Buch in der Hand, das dir genau aufzeigt, wie du den Beruf findest, mit dem du glücklich wirst und dich ein für alle Mal am richtigen Platz fühlst. Angekommen. Zögere nicht. Lies das Buch und finde den Beruf, für den du gemacht bist. Viel Freude😊
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Seitenzahl: 582
Veröffentlichungsjahr: 2023
Tschüss Schule – Hallo Freiheit!
Tschüss Schule – Hallo Freiheit!
Finde deine erfüllende Alternative zum Lehrerberuf und kündige souverän
Impressum
1. Auflage 2023
© 2023 Victoria Ghorbani
www.victoriaghorbani.de
ISBN Softcover:
978-3-347-95528-8
ISBN Hardcover:
978-3-347-95529-5
ISBN E-Book:
978-3-347-95530-1
Lektorat: Tanja Giese
Cover, Layout und Satz: glyphenwerkstatt.de, Berlin
Buchmentorin: Janina Lücke
Druck und Distribution im Auftrag des Autors: tredition GmbH,
An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Germany
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig.
Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter:
tredition GmbH, Abteilung „Impressumservice“, An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Deutschland.
Ich widme dieses Buch allen Menschen, die sich für die Freiheit einsetzen und sie als wertvoller einstufen als Sicherheit. Ein Hoch auf die Freiheit!
Cover
Halbe Titelseite
Titelblatt
Urheberrechte
Widmung
Wunder und Magie – Statt tristem Beamtendasein
Vom trostlosen Beamtendasein zum atemberaubenden Leben
Warum es ein Buch nur für Lehrer gibt, die eine Berufsalternative suchen
Schritt 1: Was ist das Problem? Der Lehrerberuf ist doch gut!
1.1 Warum du dich immer noch als Lehrer in die Schule quälst
1.2 Warum du trotz des Beamtenstatus als Lehrer kündigen solltest
1.3 Was du brauchst, um nach der Kündigung glücklich zu sein
1.4 Willst du dich wirklich verändern – und wenn ja: wie weit?
Schritt 2: Los geht’s in Richtung Traumjob
2.1 Wo du auf deinem Weg in Richtung Freiheit stehst
2.2 Welches wunderschöne Ziel du ansteuerst
2.3 Notwendige Fähigkeiten, um einen erfüllenden Beruf zu finden
2.4 Achte auf diese Stolpersteine, damit du nicht schon beim Start hinfällst
Schritt 3: Deine Arbeit – von der Lästigen Angelegenheit zur fabelhaften Möglichkeit
3.1 Diese Denkweisen über die Arbeit machen dich unglücklich
3.2 Diese Vorstellungen von Arbeit bringen dich wirklich an dein Ziel
3.3 Warum eine erfüllende Arbeit dein Leben bereichert
3.4 Philosophierst du noch über deinen Traumjob oder suchst du ihn schon?
Schritt 4: Was tun mit Geld – vom Hassen zum Lieben
4.1 Warum Geld weder das Problem noch die Wurzel allen Übels ist
4.2 Wie eine schlechte Beziehung zu Geld deine Lebensträume zerstören kann
4.3 Welche Beziehung zu Geld du brauchst, um deine Träume zu leben
4.4 Wie du nach der Kündigung mehr Geld verdienst als in der Schule
Schritt 5: Das Wertvolle, das du als Lehrer besitzt
5.1 Finde heraus, ob du dich kleinhältst oder wirklich nichts kannst
5.2 Warum deine Freude nicht egal, sondern Gold wert ist
5.3 Was dich auszeichnet und wertvoll für den freien Markt macht
5.4 Mit dieser Haltung zeigst du der Arbeitswelt souverän dein Können
Schritt 6: Die Magie der Handlung: Jetzt legst du los!
6.1 Wie du die richtige Entscheidung triffst
6.2 Wie du die Magie der Handlung entfachst
6.3 Wann der richtige Zeitpunkt zu kündigen ist
6.4 Wie du dir sicher sein kannst, dass du das Richtige getan hast
Tschüss Schule – Hallo Freiheit!
Über die Autorin
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Wunder und Magie – Statt tristem Beamtendasein
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Wunder und Magie – Statt tristem Beamtendasein
Ich freue mich riesig darüber, dass du als verbeamteter Lehrer, angestellter Lehrer oder als Beamter hier bist und diese Zeilen liest. Denn das zeigt deutlich, dass du aus dem grauen Beamtensystem in ein freies, farbenfrohes Leben durchzogen von Magie und Wunder wechseln willst. Bevor du das Buch jetzt zurücklegst, weil du „Magie“ und „Wunder“ mit Märchen und infantilem Gerede assoziierst, lass uns anschauen, was Magie konkret ist.
Bekanntlich steht Magie für die Fähigkeit, etwas sekundenschnell hervorzurufen. Dabei sagt ein Magier einen Zauberspruch auf und zaubert sofort das Gewünschte herbei. Genau das machst du jeden Tag. Glaubst du mir nicht? Dann denke bitte an deinen letzten Einkauf. Du bist in einen Laden gegangen, hast an der Kasse deine Karte herausgeholt und innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde deinen Einkauf bezahlt, ohne haptisch Geld an den Kassierer zu geben, richtig? Das ist Magie. Genauso ist es, wenn du elektronische Nachrichten (z. B. E-Mails) verschickst oder viele andere digitale Möglichkeiten, die wir mittlerweile als alltäglich wahrnehmen, nutzt. Folglich leben wir im technologischen Bereich schon auf der Ebene der Magie und wundern uns über das ein und andere, was wir machen können, ohne es zu sehen, greifen und exakt erklären zu können. Somit zaubern wir täglich aus dem Unsichtbaren etwas in die sichtbare Welt.
Genau diese Fähigkeit kannst du anwenden, um dein Leben nach deinen Wünschen zu verändern. Dafür musst du deine unsichtbaren Kräfte in Form von Gedanken, Gefühlen und Verhaltensmuster verstehen und den Umgang mit ihnen lernen. Sobald du diese mentale und seelische Ebene meisterst, zauberst du in der physischen Welt deine Wünsche. Glaubst du mir nicht? Dann lies dieses Buch mit offenem Geist, mache die Aufgaben und staune über die zauberhafte Magie, die in deinem Leben zu wirken beginnt. Dabei liegt die Betonung auf „machen“.
Denn während deiner Reise vom tristen Beamtendasein zu einem freien Leben voller Magie und Wunder durchläufst du sechs Schritte, während derer du bedeutende Übungen machst. Erst durch das Ausführen dieser Übungen kommst du immer ein Stück näher an dein Ziel, in einem Job zu arbeiten, der dich erfüllt und dein Leben finanziert. Demnach wirst du durch das Lesen dieses Buches zu einem Wissenden, jedoch nicht zu einem Könner. Mit anderen Worten: Du wirst zu einem Magier, der zwar theoretisch weiß, wie es mit dem Zaubern funktioniert, der aber nicht zaubern kann. Wenn es dein Ziel ist, dich von den typischen Gedanken, wie „Zum Lehrerberuf gibt es keine Alternativen“, „Nach der Kündigung kann ich mir nichts mehr leisten“ oder „Mit dem, was ich kann, verdiene ich kein Geld“, zu verabschieden, lies das Buch von der ersten bis zur letzten Seite und mache alle Übungen. Nachdem du das getan hast, gehörst du nicht mehr zu den Lehrern, die sagen: „Wenn ich wüsste, wie ich außerhalb der Schule Geld verdienen kann, wäre ich hier schon längst weg“, sondern zu denjenigen, die fröhlich eine Abschiedsfeier veranstalten und „Tschüss Schule – hallo Freiheit“ sagen.
Damit alles, was du liest, bei dir ankommt und sich in dir entfalten kann, mache die Pausen, zu denen ich dich am Ende der jeweiligen Schritte einlade. Denn erst die Erholung ermöglicht es dir, die effektiven Methoden, wie das Gedankenmagie-Modell, die sieben Phasen, die Geld-Freiheit-Methode und andere, die ich aufgrund meiner Arbeit mit Lehrern und Beamten kreiert habe, zu verinnerlichen. Auf diese Weise kannst du alles in dir neu sortieren, um zum Beispiel Altes loszulassen. Ohne die Pausen gehst du beladen mit viel Wissen durch dein Leben und fühlst dich schwer anstatt leicht und frei, um ins Handeln zu kommen.
Um die Magie in dein Leben einzuladen, lies dieses Buch an Orten, die du als kraftvoll, magisch und zauberhaft wahrnimmst. Ich habe beispielsweise alle großen Entscheidungen meines Lebens mit einer zimtig duftenden, heißen Tasse Schokolade in der Hand und einem Notizbuch vor mir in magischen Schokoladen-Cafés getroffen. Von diesen großen Entscheidungen erzähle ich dir erst einmal, bevor wir uns zusammen auf den Weg zu deinem freien Leben machen.
Vom trostlosen Beamtendasein zum atemberaubenden Leben
„Ich werde den Job nicht bis zur Pension machen. Das weiß ich“, sagte ich meiner Mutter, nachdem ich zwei Wochen lang als Beamtin auf Lebenszeit gearbeitet hatte. Ja, zwei Wochen im echten Schulbetrieb reichten für mich aus, um zu wissen, dass ich so ein Leben nicht wollte. Dabei hatte ich vorher als angestellte Lehrerin gearbeitet und fand den Job gut. Naja, das Referendariat war eben das, was es bei einem Großteil der angehenden Lehrer war: grauenhaft. Dennoch wollte ich weitermachen und eine richtige Lehrerin werden. „Damals hatte ich ein klares Bild von einer ‚richtigen‘ Lehrerin vor Augen: Sie arbeitete an einer staatlichen Schule und war zudem verbeamtet.“ Genau das war ich dann auch, als ich feststellte, dass der Job nicht passte. Meine Mutter verstand das nicht: „Du hast deine tollen Arbeitsstellen gekündigt, um dieses unwürdige Referendariat zu machen und Lehrerin zu werden. Und nun hast du dein Ziel erreicht und sagst nach zwei Wochen, dass du das nicht willst!?“
Um in den Schuldienst zu kommen, kündigte ich nämlich einen recht gut bezahlten Angestelltenjob in der freien Wirtschaft und verließ damit, ohne es damals zu wissen, meine Welt vom gelassenen „kündigen und den Beruf wechseln“. Für mich war es bislang vollkommen natürlich, den Job zu kündigen, wenn er nicht passte. „Es gibt zigtausend andere Jobs, die ich machen kann“, sagte ich Freunden, die sich wunderten, dass ich ohne schlaflose Nächte gute Festanstellungen kündigte. Aber da ich schon mit 13 Jahren mit dem Arbeiten angefangen hatte, hatte ich im Laufe meines Lebens bereits einige Arbeitsverträge beendet. Auch während des Ökotrophologie-Studiums wechselte ich öfter meine Jobs. Folglich war eine Kündigung für mich weder etwas Neues noch eine große Angelegenheit. Als ich jedoch tief in mir spürte, dass ich als Beamtin kündigen musste, um wieder ich selbst sein zu können, erlebte ich meine Frau Sofa in Bestform.
Als „Frau Sofa“ bezeichne ich die vorsichtige, sicherheitsliebende, gemütliche, bequeme Seite in uns, die Gedankenkarussells liebt und in Kleingeist-Manier durch die Welt geht. Aufgrund ihrer Katastrophen-Geschichten, die sie mir ständig – unterstützt von meinem Umfeld – erzählte, kündigte ich nicht nach zwei Wochen. Diese Katastrophen-Geschichten kennst du bestimmt: „Wenn du kündigst, ruinierst du dich finanziell. Du kannst doch als Lehrerin nichts, was außerhalb der Schule gebraucht wird. Was willst du denn machen!? So einen sicheren Status kündigt man nicht. Gerade jetzt in den unsicheren Zeiten musst du daran festhalten. Eine Kündigung ist doch dumm!“ Wie es dazu kam, dass sogar ich diesen Gedanken Glauben schenkte, obwohl ich vor dem Lehrerdasein bereits in der freien Wirtschaft gearbeitet und neben dem zweiten Staatsexamen auch ein Diplomzeugnis hatte, erfährst du im vierten Schritt. Dort gehen wir nämlich ausführlich auf die typischen Ängste ein, die sich um das Geld drehen. Denn viele Lehrer kündigen nur deshalb nicht, weil sie befürchten, danach alles, was sie sich aufgebaut haben, zu verlieren. Das ist falsch. Du kannst deinen Lebensstandard halten und deine Lebensträume verwirklichen. Wenn du jetzt denkst: „Aber ich weiß doch gar nicht, was ich beruflich machen will“, ist das kein Problem. Wir werden im fünften Schritt unserer Reise in Richtung Freiheit zusammen herausfinden, was du machen willst.
Da ich aufgrund meiner starken Frau Sofa nicht nach zwei Wochen Lehrerdasein kündigte, machte ich das, was die meisten unglücklichen Lehrer machen: Ich reduzierte meine Unterrichtsstunden. Als ich dann entmutigt feststellte, dass mich das nicht glücklich machte, nahm ich Funktionsstellen an – für die ich jedoch nie das entsprechende Geld bekam. Ich stand dazu in der Beförderungsschlange ganz weit hinten. Demnach war ich zwar gut genug für die Mehrarbeit, aber für das Geld entweder zu jung, zu wenig Jahre an der Schule, hatte zu wenig Erfahrung, war zu ungeduldig … Dadurch erlebte ich selbst den ausbeuterischen Umgang des Schulsystems, von dem angestellte Lehrer mir oft berichteten. Nachdem mir bewusst wurde, dass ich in dem System keine Karriere machen möchte, begann ich, meine Schulen zu wechseln. Du siehst, ich bin die klassischen systemtreuen Veränderungen angegangen, um endlich wieder glücklich zu werden. Auf diese gehen wir im zweiten Schritt ein.
Zurück zu meinen Schulwechseln, die meine Frau Abenteuer unwiderruflich wachrüttelten. Als „Frau Abenteuer“ bezeichne ich die Seite in uns, die frei, mutig, selbstbestimmt, weltoffen, aktiv und lösungsorientiert durch die Welt geht. Im Gegensatz zu Frau Sofa will unsere Frau Abenteuer leben, erleben, erfahren und ein atemberaubendes Leben führen. Sie meldete sich bei mir, als ich von meiner damaligen Schulleitung keine Freistellung für einen Schulwechsel bekam. Diese Tatsache regte mich enorm auf, sodass ich zu meiner Schulleitung mutig sagte: „Ich muss als erwachsene Frau von keinem Menschen freigestellt werden, weil ich frei bin!“ Darauf entgegnete sie mir, dass sie mich gehen ließe, wenn ich einen Ersatz für mich fände. Da ich lang genug bei einem Personaldienstleister gearbeitet hatte, konnte ich diesen kleinen Auftrag zeitnah erledigen. Demnach bot ich ihr einen Ersatz für mich an.
Danach passierte etwas, was für mich unvorstellbar war, weil es das in meiner Welt nicht gab. Du musst wissen, dass ich in einer alteingesessenen persischen Kaufmannsfamilie aufgewachsen bin, die nach hohen Wertvorstellungen lebte. Deshalb war es für mich normal, auf das Wort eines Menschen zu setzen. Somit kannst du dir gut vorstellen, wie es mir erging, als ich trotz des Ersatzes die dämliche Freistellung nicht bekam. Meine Welt zerbrach in Millionen Teile und ich lernte die Worte „Wortbruch“ und „Vertrauensbuch“ kennen. „Du bist am Tag der persischen Revolution auf die Welt gekommen, hast den Iran-Irak-Krieg, die Auswanderung nach Deutschland und viele andere Schicksalsschläge erlebt und nun sitzt du hier wie ein Häufchen Elend und heulst, anstatt dich zu befreien!? Keiner bekommt die Freiheit geschenkt. Du musst für sie kämpft so wie deine Familie!“, brüllte mich meine Frau Abenteuer an, die mich nicht wiedererkannte.
Nach zahlreichen schlaflosen Nächten, vielen Grübeleien und das Gefühl, allein zu sein, weil keiner verstand, warum ich diesen sicheren Job kündigen wollte, kündigte ich die Lebenszeitverbeamtung, um die Schule wechseln zu können. Ja genau, meine erste Kündigung, die mich emotional stark beanspruchte, diente dazu, die Schule zu wechseln. Denn dafür hatte ich, wie du nun weißt, keine Freistellung bekommen. Als ich an der neuen Schule ankam und nach einer verkürzten Probezeit meine zweite Urkunde zur Lebenszeitverbeamtung erhielt, wusste ich, dass alle, die vorher gesagt hatten, eine Wiederverbeamtung sei unmöglich, komplett falschlagen. Ich habe im Schulsystem so viele Sachen geschafft, die angeblich unmöglich waren. Es geht mehr, als viele annehmen. Trotz der Wiederverbeamtung, der lieben Kollegen und der kompetenten Schulleitung kündigte ich erneut. Weil ich nach fünf Schulen in drei Bundesländern, vielen traurigen Tagen und einer chronischen Krankheit (Endometriose) wahrhaftig wusste, dass die Enge des Beamtentums und die konformistische Haltung an der Schule nicht zu mir passten. Daher kündigte ich endgültig, auch wenn alle in meinem Umfeld dagegen waren und ich ständig hörte: „Du kannst nicht ohne Erbschaft, ohne ein dickes Geldpolster, ohne einen Partner, der erst einmal die Miete zahlt, kündigen, wenn du eine derart schmerzhafte chronische Krankheit hast! Wie willst du das finanziell stemmen?“ Doch ich wollte nicht als jemand, der innerlich gekündigt hat, in diesem Job bleiben. Welche schwerwiegenden Folgen die Haltung zur Arbeit hat, erfährst du im dritten Schritt.
Entweder mache ich etwas aus Überzeugung oder ich lasse es sein. Auch wenn das jetzt klar und entschlossen wirkt, sah das während der Entscheidungsphase ganz anders aus. Ich verlebte zahlreiche verzweifelte Tage, kämpfte mit Unsicherheiten und wünschte mir einen Menschen, der mich verstand und dabei unterstützte, diesen inneren Prozess strukturiert zu durchlaufen. Da es jedoch solch einen Menschen nicht gab, versprach ich mir, alle Infos, alle Erfahrungen und mein komplettes Wissen allen Lehrern und Beamten zur Verfügung zu stellen, wenn ich erfolgreich gekündigt hatte. Ich wollte nicht, dass irgendjemand anders einen derart steinigen und einsamen Weg zur Freiheit geht, wie ich ihn damals gehen musste.
Nachdem ich es tatsächlich geschafft hatte, meine Frau Abenteuer ausreichend genug zu stärken, um erfolgreich aus dem Beamtentum entlassen zu lassen, wollte ich mein Versprechen an mich selbst einlösen. Jedoch stellte ich fest, dass ich zu alledem Abstand brauchte und es abgesehen davon noch viele andere spannende Tätigkeiten gab, denen ich gern nachgehen wollte, wie zum Beispiel die Ernährungsberatung.
Eines Tages ging ich an einer Schule vorbei und sah die Lehrer, während sie die Schüler in der Pause beaufsichtigten. Dabei erinnerte ich mich an meine eigene Zeit als Lehrerin und meine Abneigung gegenüber der Pausenaufsicht. Auch Konferenzen hatte ich verabscheut. Während ich in Gedanken versunken war und mich darüber freute, dass ich nicht mehr zu diesen Lehrern gehörte, sprach meine innere Stimme zu mir: „Hey Victoria, kannst du dich an dein Versprechen erinnern? Du wolltest dein Wissen und deine Erfahrung den anderen unglücklichen Lehrern zur Verfügung stellen. Du hast die Kündigung mit Bravour gemeistert. Willst du dein Versprechen nicht einlösen?“ Ich hatte dieses Vorhaben von damals tatsächlich vergessen. Nachdem ich nun durch diese Lehrer, die ich bei der Aufsicht gesehen hatte, an mein Versprechen erinnert wurde, begann ich, Schritt für Schritt das zu tun, was ich mir versprochen hatte.
Nun führe ich mittlerweile die umfangreichste Online-Seite im deutschsprachigen Raum zum Thema „Alternativen zum Lehrerberuf und als Lehrer souverän kündigen“. Allein dank meiner Blogartikel, meines Podcasts und meiner YouTube-Videos haben unzählige Lehrer und Beamte gekündigt. Dazu kommen diejenigen, mit denen ich zusammengearbeitet hatte. Ich kann dir nicht sagen, wie viele Lehrer und Beamte schon durch meine Arbeit gelassen, entschlossen und fröhlich den Beruf gewechselt haben. Es sind zu viele, um sie alle zu zählen. Aber eines kann ich dir sagen: Ich habe mein Versprechen zu 100 Prozent eingelöst.
Damit auch du sowohl von meinen persönlichen Erfahrungen als auch von meiner jahrelangen praktischen Arbeit mit den vielen Lehrern und Beamten, die erfolgreich den Beruf gewechselt haben, profitierst, gibt es dieses Buch. Auch wenn der Weg zur Berufsalternative und zur Kündigung individuell ist, gibt es doch ein zentrales Thema, das uns alle verbindet. Deshalb wirst du dich in diesem Buch immer wieder selbst erkennen und viele deiner Fragen beantwortet bekommen. Schließlich ist dieses Buch keine theoretische Abhandlung, sondern ein Buch aus der Praxis, das dich dabei unterstützt, zu handeln. Denn genau darum geht es, wenn du ein glückliches, freies und selbstbestimmtes Leben führen willst. Ohne zu handeln, erweckst du weder deine Ideen noch dein Können zum Leben. Demnach kannst du die Magie der Handlung nicht erleben. Ja, das Handeln entfacht eine besondere Magie. Darüber sprechen wir im sechsten Schritt.
Handeln solltest du aber bitte nicht am Ende des Buches, sondern gleich vom ersten Schritt an. Denn du willst bestimmt dein Leben verändern und die Magie erleben und nicht nur davon lesen, richtig? Um es dir leicht zu machen, dich mit den jeweiligen Schritten auseinanderzusetzen, habe ich mich nach langer Überlegung dazu entschlossen, dir Geschichten aus der Praxis vorzustellen. Diese Entscheidung fiel mir schwer, weil ich ein äußerst verschwiegener Mensch bin. Dann habe ich jedoch eine gute Lösung gefunden, wie ich dir Fallbeispiele präsentieren kann und mir selbst treu bleibe: Ich habe die Erzählungen so weit verändert, neu zusammengesetzt und die Namen geändert, dass die Anonymität der Menschen gewahrt bleibt.
An dieser Stelle bedanke ich mich ganz herzlich bei allen mittlerweile Ex-Lehrern und Ex-Beamten, die mir ihr Vertrauen geschenkt haben und die ich auf ihrer ganz besonderen, tiefgreifenden Reise zum neuen Leben begleiten durfte.
Anders als üblich angenommen, geht es beim Ausstieg aus dem Beamtentum nicht vorrangig um die Regelung der privaten Krankenversicherung und der Pension, sondern um einen weitreichenden inneren Prozess. Schließlich hast du nur aufgrund dieser inneren Verwandlung die Gewissheit, dass es richtig ist, zu kündigen. Damit du exakt dieses Gefühl hast, befassen wir uns in diesem Buch mit diesen Themen.
Nun ist es an der Zeit, dass wir zusammen losgehen und dein Leben in deinem Sinne umkrempeln. Ich freue mich riesig, dass ich dich bei diesem zauberhaften Veränderungsprozess begleiten darf.
Liebe Grüße und nicht vergessen: Mache dein Leben zu einer atemberaubenden Reise.
Deine Victoria
Ein Hoch auf die Freiheit!
P. S.: Noch eine Info: Ich spreche und schreibe im Maskulinum generalis.
Warum es ein Buch nur für Lehrer gibt, die eine Berufsalternative suchen
Es war einmal eine junge Frau, die es liebte, qualitativ hochwertige Arbeit abzuliefern. Deshalb investierte sie viel Zeit und Liebe in ihren Beruf. Aber als sie wahrnahm, wie respektlos die Menschen, für die sie arbeitete, mit ihren Werken umgingen, war sie am Boden zerstört. Eines Tages sah sie beispielsweise, wie aus ihren liebevoll gestalteten Arbeitsblättern Papierflieger entstanden, die am Ende im Mülleimer landeten. Das brach ihr Herz in Stücke und Tränen der Wut stiegen in ihre Augen. Immerhin hatte sie für die Erstellung dieser Arbeitsblätter und alles, was dazu gehörte, viele Stunden am Schreibtisch gesessen, anstatt Zeit mit ihrer Familie und ihren Freunden zu verbringen. Trotz dieser Erfahrung gab sie weiterhin ihr Bestes. Dabei nahm sie immer deutlicher eine Stimme in sich wahr, die sie aufforderte, sie solle sich nach einem anderen Beruf umschauen. Das erschien ihr jedoch übertrieben. Vielleicht war sie selbst das Problem und müsste nur an sich arbeiten, damit alles gut werde. Also versuchte sie, alles positiv zu sehen. Aber als ihre Arbeit immer mehr und ihre Nächte immer kürzer wurden, konnte sie sich ihre berufliche Situation nicht mehr schönreden. Als ein Kollege zu ihr sagte: „Du musst die Arbeit schlecht machen, ansonsten machst du hier bald alles und wirst krank“, war ihr glasklar, dass sie am falschen Ort war. Somit musste sie weiterreisen. „Aber wohin soll ich? Was will ich stattdessen machen? Ist die Entscheidung, den Beruf zu wechseln, wirklich das Richtige?“, fragte sie sich.
Um Klarheit zu erlangen, las sie unzählige Berufsfindungsbücher, arbeitete mit bekannten und unbekannten Methoden der beruflichen Neuorientierung und ging zu Coaches, Hypnotiseuren und Therapeuten. Am Ende hörte sie, sie müsse lernen, Grenzen zu setzen, ihr Zeitmanagement überdenken und ihre Erwartungen herunterschrauben. Sie sei zu idealistisch, müsse lernen, abzuschalten. „Den Beamtenstatus gibt man doch nicht auf!“ Kennst du diese Sätze? Als ich damals kündigen wollte, hörte ich sie Abermillionen Mal. Sie machten mich wütend, entmutigten mich und führten zu Selbstzweifeln. Auch die Lehrer, die einen Therapeuten, einen Coach oder ähnliche Experten besucht hatten, bevor sie mit dem Wunsch, den Beruf zu wechseln, bei mir waren, hören diese Einwände.
Wenn du in deinem Beruf, wie oben beschrieben, dein Bestes gibst und ständig Enttäuschungen anstatt Anerkennung und Dankbarkeit erfährst, tut es im Herzen verdammt weh, wenn du von Menschen, die keine Ahnung von deiner Situation haben, hörst, dass du etwas falsch machest. Anstatt dich mit deinem Wunsch, den Beruf zu wechseln, ernst zu nehmen und mit dir auf Augenhöhe zu arbeiten, wirst du belehrt. Denn bei jedem dieser Gespräche schwingt zwischen den Zeilen deines Gegenübers der Gedanke mit, dass man doch einen ferienreichen Beruf mit den Privilegien des Beamtentums nicht aufgeben könne.
Da jeder in Deutschland in der Schule gewesen ist, glaubt jeder, sich mit der Schulwelt auszukennen. Demnach glaubt auch jeder, zu wissen, wie der Lehrerberuf konkret aussieht. Eben ferienreich, familienfreundlich, sicher, zwar etwas nervig, aber nach wenigen Jahren ein gut bezahlter Halbtagsjob. Sie denken, dass du nach einer kurzen Zeit nichts mehr vorzubereiten hast und 40 Jahre lang mit den gleichen Unterlagen unterrichtest. Doch: Da der Lehrerberuf und das Beamtentum wie die gesamte Schulwelt geschlossene Systeme sind, kennen nur diejenigen den Beruf, die ihn jahrelang ausgeübt haben. Alle anderen haben eine Vorstellung von dem Beruf, aber kein ernstzunehmendes Wissen, geschweige denn Erfahrung. Deshalb können dich allgemeine Bücher über Berufsfindung nicht effektiv dabei unterstützen, deine Alternative zu finden, Hindernisse aus dem Weg zu räumen und erfolgreich den Beruf zu wechseln. Schließlich fehlen in diesen Büchern unter anderem diese neun spezifischen Kenntnisse:
1. Wer das Schul- und Beamtensystem nicht als Lehrer und Beamter erlebt hat, kann nicht einschätzen, welche Probleme individuell und welche systemisch sind. Somit bekommst du keine bewährten Methoden an die Hand, um Klarheit darüber zu gewinnen, ob die Kündigung tatsächlich die richtige Entscheidung sein kann oder nicht.
2. Wer kein Lehrer gewesen ist, weiß lediglich aus der Perspektive des Schülers oder der Eltern, was ein Lehrer tagtäglich leistet. Das ist natürlich nur ein mickriger Teil der Palette an Aufgaben, die ein Lehrer tatsächlich minütlich meistert. Folglich kann dir dieser Mensch dein vielschichtiges Können und dessen Wert nicht verdeutlichen. Das ist fatal. Denn die meisten Lehrer, bestimmt auch du, glauben selbst, nichts Wertvolles für die freie Wirtschaft leisten zu können. Demnach benötigen sie jemanden, der ihnen glaubwürdig aufzeigt, was sie alles können. Solange ein Lehrer dieses Wissen nicht hat, bleibt er bei der Denkweise, dass er nichts Besonders kann, womit er auf dem freien Markt Geld verdienen könnte. Diese Sichtweise ist komplett falsch. Denn du kannst als Lehrer verdammt viel! Das wirst du beim Lesen dieses Buches feststellen.
3. Der Beruf, den wir ausüben, verändert natürlich unsere Denkweise und dadurch unser Wesen. Deshalb werden Lehrer und Beamte aufgrund des starren Regelwerks im Schul- und Beamtensystem mit der Zeit risikoscheu. Sie sind vorsichtiger, ängstlicher und wollen um jeden Preis Fehler vermeiden. Das macht sie zu Menschen, die mehr grübeln als tatsächlich umzusetzen. Dadurch treffen sie keine eindeutigen Entscheidungen, sondern verschieben sie auf später. Diejenigen, die nicht selbst als Lehrer im Schulsystem gearbeitet haben, kennen diese Dynamik nicht. Deswegen sind sie von dieser passiven Haltung überfordert und werden ungeduldig. Folglich bedrängen sie dich, endlich mal aktiv zu werden, anstatt dir effektive Übungen aufzuzeigen, die dich fröhlich und zuversichtlich ins Tun bringen.
4. Wer weder den Wert deines Könnens als Lehrer noch die dominierende Mentalität im Schul- und Beamtensystem kennt, kann dich nicht dabei unterstützen, herauszufinden, was du noch alles kannst. Weil er nicht einschätzen kann, was deine Grenzen und was lediglich berufsbedingte Limitierungen sind. Daher ist dieser Mensch viel zu vorsichtig, um dein verstecktes Leistungsvermögen herauszulocken und zum Leuchten zu bringen. Es besteht die Gefahr, dass du nie entdeckst, welche Paletten an Fähigkeiten und beruflichen Möglichkeiten du wahrhaftig hast. Aber glücklicherweise liest du dieses Buch, mit dem du dein vielschichtiges Können entdeckst, es wertschätzt und dir damit ein freies Leben nach deinen Vorstellungen aufbaust.
5. Jemand, der nicht selbst als Lehrer den Weg aus der Schule gegangen ist, kennt die Hindernisse dieser Reise nicht. Deshalb kann er dir nicht sagen, worauf du zu achten und welche inneren Zerreißproben du zu bewältigen hast. Folglich kann er dir keine bewährten Methoden präsentieren, die dich dabei unterstützen, gewinnbringend mit diesen Widerständen umzugehen. Das kann am Ende dazu führen, dass du irgendwo auf deiner Reise in Richtung Freiheit feststeckst, nicht weiterkommst und wieder zurückgehst. Da ich das traurig finde, habe ich für dich dieses ausführliche Buch geschrieben.
6. Aufgrund der Besonderheiten des Beamtentums, über die wir natürlich in diesem Buch sprechen werden, spielt das Thema Geld und Existenzangst eine zentrale Rolle bei der Suche nach einer beruflichen Alternative sowie beim endgültigen Berufswechsel. Dieses Thema wird jedoch bei den üblichen Berufsfindungsbüchern ausgeklammert, da sie vordergründig für Angestellte in der freien Wirtschaft geschrieben sind. Eine berufliche Neuorientierung bringt für sie nicht solche Veränderungen in dem Ausmaß wie bei Beamten mit sich, weshalb bestimmte Themen wie Geld nicht berücksichtigt werden. Dieses Buch ist jedoch ausschließlich auf die Bedürfnisse ausgerichtet, die du als Lehrer und Beamter bei einer beruflichen Neuorientierung hast. Deswegen gehen wir detailliert auf das Thema Geld und Existenzangst ein. Schließlich ist es mein Ziel, dich dabei zu unterstützen, souverän deinen Beruf zu wechseln.
7. Da in Deutschland Sicherheit über allem steht, wird der Beamtenstatus mit seinen Absicherungen wie der Pension als kostbar eingestuft. Dabei wird die Kehrseite oder der Preis, den du für diesen Status zahlst, nicht beachtet. Demnach kann dir jemand, der das Beamtendaseins nicht erlebt hat, nicht aufzeigen, welche gravierenden Nachteile dieser Status für dich hat und inwieweit er dich verändert. Folglich kann er dich nicht dabei unterstützen, eine souveräne Entscheidung zu treffen. Das ist fatal, weil du dann eine ängstliche Entscheidung triffst, die geprägt ist von deiner Erziehung – obwohl du doch dein Leben in deinem Sinne leben willst. Daher ist es fabelhaft, dass du dieses Buch liest.
8. Der Ausstieg aus dem Lehrerdasein und dem Beamtentum ist ein Prozess, der gefühlsbetont ist. Deshalb erleben wir eine quälende innere Zerrissenheit, die sich in der Außenwelt in der Form zeigt, dass wir einen Schritt nach vorn gehen und in der nächsten Minute zwei Schritte zurück. Demnach durchlebst du während der gesamten Reise eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Damals habe ich in mir innere Zustände wahrgenommen, die ich vorher noch nie hatte. Daran erkennst du, wie essentiell es für deinen erfolgreichen Berufswechsel ist, wenn du einen erfahrenen Menschen an deiner Seite hast, der dich dabei unterstützt, mit deinen Gefühlen souverän umzugehen. Ansonsten bist du von ihnen überwältigt oder ertrinkst gar in ihnen. Menschen, die diese Erfahrung in der Tiefe nicht gemacht haben, können dich bei diesen facettenreichen Gefühlen und inneren Zuständen nicht unterstützen.
9. Wer selbst diesen herausfordernden und emotionalen Weg nicht gegangen ist, hat keinen Überblick über die Reise. Deshalb neigt er aus Unerfahrenheit dazu, Situationen als gefährlich einzustufen, obwohl sie bei guter Vorbereitung harmlos sind. Durch diese Unkenntnis bremst er dich auf deiner Entdeckungsreise zu deinem erfüllenden Beruf, anstatt dich exzellent darauf vorzubereiten. Es ist auch klug, sich bei einer Safari von einem Ranger und nicht von einem Zoowärter begleiten zu lassen. In diesem Sinne ist es großartig, dass du dieses Buch für deine spannende Entdeckungsreise zu deiner erfüllenden Berufsalternative liest.
Man muss zwar nicht alles selbst erlebt haben, um es nachzuempfinden. Aber nur wer selbst den Weg gegangen ist, kann die Schwierigkeiten, Hindernisse, Probleme und Gefühle präzise benennen und dafür effektive Lösungen anbieten. Lass uns jetzt zusammen diese aufregende Reise in Richtung Freiheit antreten.
Schritt 1
Was ist das Problem? Der Lehrerberuf ist doch gut!
1.1 Warum du dich immer noch als Lehrer in die Schule quälst
Sandra ist unglücklich, weil sie täglich mit den Kindern kämpfen muss, anstatt mit ihnen tolle Inhalte zu erarbeiten. Diese täglichen Machtkämpfe mit „Setz dich doch hin!“ und „Pack dein Handy weg!“ nerven sie. Sie möchte lehren und nicht erziehen. Leider nimmt jedoch die erzieherische Arbeit ständig zu. Damit es im Unterricht dennoch gut läuft, investiert sie viel Zeit in die Vorbereitung ihrer Unterrichtsstunden. Trotzdem interessiert sich kaum einer der Schüler wirklich für ihre Arbeitsblätter, ihre Methoden und den Inhalt. So bleibt die erhoffte Dankbarkeit, Freude und das harmonische Miteinander aus. Dazu kommen die vielen administrativen Arbeiten, die Elterngespräche und die nie enden wollende Arbeit. Sie kann und will nicht mehr. Ihre Unzufriedenheit zeigt sich bereits körperlich. Sie leidet an Migräne, Magenschleimhautentzündung, Bluthochdruck und ist seelisch erschöpft. Obwohl sie seit Jahren im Lehrerberuf leidet, nimmt sie den Gedanken, zu kündigen, erst seit vier Monaten ernst. Dann dauert es noch weitere drei Monate, bis sie sich bei mir meldet und wir uns endlich sprechen. Innerhalb dieser Zeit hat sie viele meiner Videos auf YouTube angeschaut, Blogartikel von mir gelesen und die Kündigungsgeschichte auf meiner Website gehört. Das Erste, was sie bei unserem Gespräch sagte, war: „Ich muss kündigen. Ich weiß das. Aber das geht nicht. Es geht um den Beamtenstatus. Den kann ich nicht aufgeben. Wäre ich angestellt, wäre ich bereits weg. Aber um den Beamtenstatus kündigen zu können, muss schon etwas Schlimmes und Großes passieren. Da gebe ich doch so viel auf. Deswegen kann ich nicht kündigen.“
„Es muss etwas Schlimmes und Großes passieren, bis ich den Beamtenstatus kündigen kann“, höre ich immer wieder. Jedoch nicht mit einer entschlossenen Stimme, sondern unsicher und fragend. So als wenn der Sprecher mich fragt, ob tatsächlich etwas Schlimmes und Großes passieren muss, damit er endlich kündigen darf. Denn wenn ich mein Gegenüber frage, was er konkret mit „etwas Schlimmes und Großes“ meint, bekomme ich dazu keine Antwort. Dafür erzählt er mir, was seine Eltern und seine Freunde zu seinem Kündigungswunsch gesagt haben. Demnach ist der Gedanke, „etwas Schlimmes und Großes“ müsse passieren, bis man den Beamtenstatus kündigen darf, eher die Einstellung des Umfelds meines Gegenübers als seine persönliche Überzeugung. Folglich konnte mir Sandra ebenso wenig sagen, was sie mit diesem „etwas Schlimmes und Großes“ meinte. Stattdessen erzählte sie mir mit Tränen in den Augen von ihrer besten Freundin und ihrem Freund. Sie hatte mit den beiden über ihre Situation gesprochen und die beiden hatten zwar das schulische Problem verstanden, aber zu dem Ausstieg sagten sie: „Das kannst du nicht machen. Du hast überhaupt keine Ahnung, wie das Leben außerhalb der Schule ist. Du lebst als Beamtin im Schlaraffenland. Du kannst nichts leisten und kriegst dennoch Geld. Das bekommst du nirgends wieder! Mache doch einfach weniger. Du machst dir immer viel zu viele Gedanken. Weißt du, wenn es dem Esel zu wohl wird, geht er aufs Eis!“
Bekommst du von den Menschen in deinem Umfeld auch solche Dinge gesagt, wenn du über die Kündigung sprichst? Oder traust du dich erst gar nicht, das Wort „Kündigung“ in den Mund zu nehmen, weil du den Familienfrieden nicht zerstören willst? Dann verstehst du Sandras Gedanken, sie müsse einfach alles geben, um diesen Status nicht zu verlieren. Da sie ständig hörte, wie gut sie es als Beamtin hat, ist es nachvollziehbar, dass sie dachte, alles – wirklich alles – für den Beamtenstatus geben zu müssen. Demzufolge gab sie alles, um den Beamtenstatus zu behalten. Dabei wünschte sie sich im Geheimen, entlassen zu werden. Dann wäre sie den stressigen Lehrerjob los, ohne von ihren Freunden und ihrer Familie als „total übergeschnappt“ bezeichnet zu werden. Vielmehr würde man sie bemitleiden und ihr beistehen. Das heißt, Sandra will kündigen, tut es jedoch nicht, weil sie unter anderem Angst davor hat, danach als eine total übergeschnappte Frau von ihrem Freundes- und Familienkreis ausgestoßen zu werden. Vielleicht hast du ähnliche Gedanken und traust dich deswegen nicht, bestimmte Dinge zu sagen oder zu tun. Dann freue dich auf den Abschnitt 3.4. Dort erfährst du, warum solche Befürchtungen menschlich sind, ob sie berechtigt sind und wie du mit ihnen umgehst.
Lass uns jetzt genauer anschauen, was dieses „alles“ ist, was Sandra gab, um den Beamtenstatus zu behalten. Um das herauszufinden, fragte ich sie danach, wie ihr Weg zur Beamtin auf Lebenszeit ausgesehen hatte. Dann erzählte sie mir, dass ihre Qual bereits im Referendariat anfing. Denn schon damals arbeitete sie bis spät in die Nacht, nahm aufgrund ihrer Kopfschmerzen dutzende Schmerztabletten und hatte Schweißausbrüche, wenn sie in bestimmten Klassen unterrichten musste. Trotzdem beendete sie das Referendariat erfolgreich, weil sie nicht als Versagerin oder Schwächling dastehen wollte. Außerdem wusste sie nicht, was sie sonst tun sollte. Nach dem Referendariat kam sie auf eine Schule eines furchtbaren Schulleiters, mit dem sie nicht klarkam. Deshalb tat sie alles, um die Schule zu wechseln. Das hatte sie geschafft: Schließlich „überlebte ich die Probezeit und bekam endlich die Lebenszeitverbeamtung. Das hat mich echt meine Nerven gekostet. Und wenn ich nun kündige, war das alles umsonst“, erzählte Sandra mit zittriger Stimme. Auch wenn der Gedanke, dass man mit der Kündigung alles bisher Erreichte zunichtemache und bei null beginnen müsse, bei Lehrern weit verbreitet ist, stimmt er nicht. Denn du nimmst deine Berufserfahrung, dein Wissen und dein Können mit in den neuen Beruf. Eine Kündigung ist keine Reset-Taste, mit der du alles in dir löschst und deine Qualifikationen aberkennen lässt. So ist es nicht. Stattdessen lässt du mit der Kündigung lediglich los und gehst weiter, anstatt das Erreichte festzuhalten und es um jeden Preis zu behalten. Demnach bereicherst du mit dem Berufswechsel deine Lebens- und Berufserfahrung, sodass du später im Alter nicht mit Bedauern und „Hätte ich doch …“ auf dein Leben zurückschaust – sondern mit Zufriedenheit. Schließlich blickst du dann auf ein ereignisreiches und erfülltes Leben zurück. Das ist Gold wert.
Nachdem Sandra realisierte, wie viel Zeit, Energie und Geld sie bereits investiert hatte, um Beamtin auf Lebenszeit zu werden, wurde sie nachdenklich. Später als ich sie fragte, ob ihr bewusst sei, was sie zu zahlen hat, um weiterhin Beamtin auf Lebenszeit zu bleiben, war sie irritiert. „Zahlen? Gar nichts. Ich kriege doch Geld, wenn ich bleibe. Wenn ich kündige, kriege ich nichts“, erwiderte sie skeptisch. Ist dir bewusst, was du für deinen Beamtenstatus zahlst? Oder anders gefragt: „Was kostet dich dein Beamtenstatus?“ Obwohl Sandra verstand, worauf die Frage abzielte, dauerte es, bis sie ihre Liste „Kosten meines Beamtenstatus“ erstellte. Diese Frage hatte sie sich noch nie zuvor gestellt. Ihre Gedanken waren nämlich stets darauf ausgerichtet, dass der Beamtenstatus über allem stünde und sie deshalb alles für ihn geben müsse. Dabei berücksichtigte sie nicht, dass „alles geben“ die Kosten für ihr Beamtendasein aufzeigte. Denn immer wenn du etwas gibst, kostet dich das etwas, weil du im Gegenzug etwas bekommst. Wir als Menschen leben nämlich nach dem Prinzip „Geben und Nehmen“. „Geben“ verursacht Kosten unterschiedlicher Art, wie Lebenszeit, Geld, Werte, Gewissen, Würde, Selbstachtung, Gesundheit, Einstellung und vieles mehr. Somit ist es logisch, dass es dich etwas kostet, Beamter zu werden und zu bleiben. Im Grunde genommen weißt du das, weil du als Landesbeamter laut § 38 Beamtenstatusgesetz einen Diensteid leisten musstest. Dort hast du geschworen, das Grundgesetz zu wahren und deine Amtspflichten gewissenhaft zu erfüllen. Demnach hast du nicht geschworen, dir selbst treu zu bleiben oder die Dinge zu tun, die du für sinnvoll erachtest. Du hast geschworen, das Grundgesetz, das gern von Politikern verändert wird, zu wahren. Du hast dich mit deinem Schwur dazu verpflichtet, die Regeln, Erlasse und Verordnungen, wie fragwürdig sie auch sein mögen, zu erfüllen. Das ist der Preis des Beamtenstatus, den du, solange du Beamter bist, zahlst.
Vielleicht ist dir noch nicht klar geworden, was der Preis des Beamtenstatus ist, weil du das zu abstrakt findest. Deshalb habe ich dir die häufigsten Antworten auf die Frage mitgebracht: „Was kostet es dich, deinen Beamtenstatus zu behalten?“
Meine Freiheit.
Meine Werte.
Meine kostbare Lebenszeit.
Meine Kreativität.
Meine Gesundheit.
Meine Würde.
Meine Freude.
Meine Selbstachtung.
Meine Seele.
Mein Menschenbild.
Meine Lebensqualität.
Meine Lebensträume.
Alles, was mich ausmacht.
Wie ist es bei dir? Was kostet es dich, deinen Beamtenstatus zu behalten?
Ich selbst kann allen obigen Antworten zustimmen. Aufgrund der Fremdbestimmung im Lehrerberuf fühlte ich mich zum Beispiel meiner Freiheit beraubt. Schließlich brauchst du als Beamter für alles, was du machen willst, eine Erlaubnis. Du willst die Schule wechseln, dann brauchst du eine Freistellung. Eine FREIstellung. Wer freigestellt werden muss, ist nicht frei. Wäre er bereits frei, müsste er nicht freigestellt werden. Du willst einen Tagesausflug mit deiner Klasse unternehmen? Vorher brauchst du eine Erlaubnis. Du willst für deine Schüler bestimmte Bücher bestellen? Vorher brauchst du eine Erlaubnis. Kurzum: Du brauchst im starren Beamtensystem für alles, was einen Millimeter vom vorgegebenen Weg abweicht, eine Erlaubnis. Ein Beamter, den ich aus diesem Beruf begleite habe, sagte treffend, er hab nicht selbst bestimmen können, weil er im Beamtensystem sein Selbst aufgeben musste. Somit brauchte er den Fremden, der für ihn bestimmte.
Zu dieser Fremdbestimmung kamen die sinnentleerten Erlasse und Verordnungen, die ich nicht ernst nehmen konnte. Dennoch setze ich sie um. Ja, auch ich habe meine Werte und meine Intuition missachtet, die oft sagte: „Das ist doch totaler Blödsinn.“ Beispielsweise musste ich in einer Klasse Jugendliche mit Deutsch als Muttersprache zusammen mit Flüchtlingen unterrichten, die erst seit drei bis fünf Jahren in Deutschland waren! Sie alle sollten innerhalb eines Jahres den Hauptabschluss machen. Oft habe ich mich mit meiner Abteilungsleitung und der Schulleitung auseinandergesetzt, aber es blieb bei dieser Klassenzusammensetzung.
Dazu kamen die „fantastischen“ pädagogischen Konzepte, die umgesetzt werden mussten, wie zum Beispiel fächerübergreifend zu unterrichten. Um dieses Konzept umzusetzen, verbrachten wir Lehrer sehr viele Stunden nach dem Unterricht in Teamsitzungen und pädagogischen Halbtagen, um Szenarien zu konzipieren und uns fachübergreifend zu besprechen. Danach konnte so gut wie nichts von den Plänen umgesetzt werden, weil der Stundenplan für Absprachen mit den Kollegen nicht passte, Materialien fehlten, Lehrer krank wurden, die Schüler innerhalb einer Klasse in ihren Vorkenntnissen zu heterogen waren oder sie nicht selbstständig arbeiten konnten. Somit dauerte es viel länger, bis die Inhalte aus dem Lehrplan vermittelt waren. Das war eine Farce und mit dem Satz „Papier ist geduldig“ redeten wir uns im Lehrerzimmer gelassen. Abgesehen davon kann ich mich bestens an die unzähligen Stunden erinnern, die ich damit verbrachte, didaktische Jahrespläne für den Ordner zu schreiben, die für die Qualitätsprüfung erstellt wurden. Immer wieder komme ich zu dem Schluss, dass das Schul- und Beamtensystem mit der kostbarsten Ressourcen von Menschen – nämlich die Zeit – respektlos umgeht. Leider übernehmen eine beachtliche Anzahl von Lehrern diese respektlose Haltung gegenüber ihrer Lebenszeit. Anstatt den Dienstherren auf die Kostbarkeit ihrer Zeit hinzuweisen, hörte ich in meiner Wut, erneut in einer sinnfreien Konferenz sitzen zu müssen, von meinen Kollegen: „Komm, das sitzen wir mit einer Pobacke ab.“
Ja klar, du kannst jede Konferenz und jeden verhassten Schultag über dich ergehen lassen. Nur eines kannst du nicht: dir die Zeit zurückholen. Jede Sekunde, die vergeht, ist vergangen. Das heißt, jede Sekunde, in der du etwas machst, was dich unglücklich macht, kostet dich sowohl deine Zeit als auch dein Wohlbefinden. Demnach verbuchst du mit der Einstellung „auf einer Pobacke absitzen“ auf mindestens zwei Ebenen einen Verlust, den du dir entweder gar nicht mehr zurückholen kannst (deine Lebenszeit) oder den du mit viel Einsatz vielleicht wieder zurückbekommst (dein Wohlbefinden). Das wird dir deutlich, wenn du auflistest, was du tagtäglich im schulischen Kontext ohne ein zufriedenstellendes Ergebnis machst und wie viel Zeit dich das kostet. Deswegen gehören „Lebenszeit“ und „Gesundheit“ zu den häufigsten Antworten, die Beamte auf die Frage, was sie der Beamtenstatus koste, nennen. Zudem erscheinen sie in der Liste der Kosten für den Beamtenstatus ganz weit oben – und das zu Recht. Schließlich sind das wertvolle limitierte Ressourcen, die du als Mensch hast. Dennoch denkst du vielleicht wie Sandra und andere Beamten, dass die Kündigung zu heftig sei. Weil du das Gefühl hast, etwas extrem Wertvolles loszulassen. Immerhin geht es um den Beamtenstatus, der uns so verkauft wird, als wenn er der Koh-i-Noor selbst wäre. Dieser Diamant ist der größte und kostbarste Diamant der Welt und befindet sich aktuell im Tower of London. Der Name „Koh-i-Noor“ stammt aus dem Persischen und bedeutet „Berg des Lichts“.
Der Koh-i-Noor in Deutschland heißt „Beamtenstatus“ und beinhaltet fünf Faktoren, die du alle sehr gut kennst: die geliebte Pension, die attraktive finanzielle Versorgung bei Krankheit, die geschenkte private Krankenversicherung mit der Beihilfe, die angenehme Unkündbarkeit und die lukrativen Bezüge ohne Sozialversicherungsabgaben. Ja, das sind die fünf Karate des Schmuckstücks namens „Beamtenstatus“, also der Goldanteil des Schmuckstücks. Denn Karat beschreibt in der Sprache der Edelsteine den Goldanteil eines Schmuckstücks und die Gewichtsangabe eines Goldstücks. Und da alle dir erzählen, dass der Beamtenstatus Gold wert sei, bleiben wir in der Sprache des Goldes. Bist du startklar, um mit mir zusammen einen tiefen Blick in die fünf Karate zu werfen? Super, dann starten wir.
Erster Karat: Pension – Die fette Beute im Alter
Bekanntlich bekommt der Pensionär mehr ausgezahlt als der Rentner. Warum das so ist, hat viele Gründe, die für dieses Buch irrelevant sind. Allein die Tatsache, dass der Beamte die fette Pension und nicht die magere Rente bekommt, reicht für einige Beamte aus, zu glauben, nicht kündigen zu dürfen oder dumm zu sein, wenn sie als Beamter kündigen. Nach dem Prinzip „Wenn es Geld gibt, muss ich dabei sein“ denken sie, alles geben zu müssen, um für die angeblich fette Pension, die es in X Jahren geben soll, Beamter zu bleiben. Rechne schnell für dich aus, für welche Zahl dein X steht. Vielleicht 20 Jahre, 30 Jahre, 40 Jahre oder 5 Jahre?
Da sich der Gedanke, die Pension sei Gold wert, über Generationen hinweg in den Köpfen der Menschen eingenistet hat, beginnen viele Beamte, die über eine Kündigung nachdenken, sich als Allererstes mit den Details der Pensionsregelung beim Ausstieg zu beschäftigen – ohne sich vorab mit den Faktoren zu befassen, die eine Pension überhaupt ermöglichen. Glücklicherweise liest du dieses Buch und machst diesen großen Fehler nicht. Denn wenn du die Voraussetzungen für eine Pension nicht erfüllst, bringt es nichts, deine Entscheidung von ihr abhängig zu machen. Deshalb beantworte bitte die folgenden drei Fragen.
1. Um eine Pension zu erhalten, musst du 67 Jahre alt werden. Wer garantiert dir, dass du 67 Jahre alt wirst?
Niemand. Auch wenn alle in deiner Familie alt geworden sind, kann es bei dir anders laufen. Natürlich wünsche ich dir, dass du so alt wirst, wie du es willst. Aber eine Garantie dafür, dass du 67 Jahre und älter wirst, hast du nicht. Dafür spürst du jeden Tag, wie du ein Stückchen mehr deine Kraft und Lebensfreude verlierst. Wie eine Blume, die dabei ist, zu verwelken.
2. Wer garantiert dir, dass du die nächsten X Jahre an der Schule gut verlebst, um gesund 67 Jahre alt zu werden und munter in die Pension zu gehen?
Niemand. Schaue dir deine älteren Kollegen an. Hast du das Gefühl, dass sie Freude und Lebenskraft versprühen? Ich hatte dieses Gefühl damals bei meinen Lehrerkollegen nicht. Vielmehr haben sie mir mit ihren frustrierten Gesichtern, ihrer resignierten Art, ihren Krankheiten und diesem ätzenden Zählen der Tage bis zur Pensionierung gezeigt, was es heißt, im Lehrerberuf alt zu werden. Ich wollte so ein Leben für mich auf keinen Fall haben. Von den vielen lebensbedrohlichen Diagnosen und den Todesfällen kurz vor oder nach der Pension möchte ich nicht anfangen. Es ist für mich so traurig, dass es mir im Herzen wehtut.
3. Wer garantiert dir, dass es in X Jahren, wenn du 67 Jahre alt geworden bist, noch so etwas wie eine fette Pension gibt?
Niemand. Außer du hast ein unerschütterliches Vertrauen in den Staat – also in Politiker. Vertraust du Politikern? Falls du das tust, bleibt es trotzdem eine Tatsache, dass die Zukunft ungewiss ist. Alles, was wir als Menschen haben, ist die Gegenwart. Du weißt und spürst, dass es dir heute an der Schule schlecht geht. Deshalb solltest du jetzt aktiv werden und eine Lösung finden – anstatt deine Gegenwart in Unzufriedenheit und Krankheit zu verbringen, weil du in X Jahren eine angeblich tolle Pension erhalten könntest.
Im Grunde genommen macht die Sprache die Irrelevanz der Pension für die Gegenwart deutlich. Denn die gesamten Grübeleien hinsichtlich der Pension fallen unter den Begriff „Altersvorsorge“. Der Begriff „Vorsorge“ beinhaltet bereits die „Sorge“. Du hast in der Gegenwart nur dann die Zeit, dir Sorgen um die Zukunft zu machen, wenn du im Jetzt nichts Besseres zu tun hast. Wenn du in der Gegenwart tolle Projekte, spannende Abenteuer, fantastische Veränderungen für die nächsten Monate planst, hast du keine Zeit, dir Sorgen zu machen, was wohl in 30 Jahren passiert, wenn du keine Pension bekommst. Demnach funktioniert das Konzept „Vorsorge“ nur in Gesellschaften, die nicht in der Gegenwart, sondern in der Zukunft leben. Dazu kommt es, wenn unbewusst – also im Autopilotmodus – gelebt wird. Sobald du dir bewusst machst, dass dein Leben jetzt stattfindet und endlich ist, sorgst du dich nicht um die nächsten 30 Jahre. Du beginnst stattdessen, genau in diesem Moment dein Leben so zu gestalten, dass du frei, glücklich und selbstbestimmt lebst. Demnach empfehle ich dir, deine kostbare Lebenszeit nicht darin zu investieren, dir Sorgen darüber zu machen, wie schlimm dein Leben in X Jahren sein könnte, wenn du 67 bist und ohne Pension in den Ruhestand gehst. Werde stattdessen in der Gegenwart aktiv. Nicht in der Form, dass du wie einige andere von A bis Z rennst, um irgendjemanden zu finden, der dir ausrechnet, was du für die X Jahre Beamtendasein wohl bekommen wirst, wenn du erstmal 67 Jahre bist und in den Ruhestand gehst. Das ist Zeitverschwendung. „Aber es ist doch wichtig, vor der Kündigung zu wissen, was man sich als Pension für den Ruhestand schon erarbeitet hat“, denkst du bestimmt. Warum soll das wichtig sein? Denn ausgerechnet wird es schon. Jedoch nachdem du deinen Antrag auf Entlassung – so heißt das Kündigungsschreiben für Beamte – abgegeben hast. Wer Zeit investiert, um diese Summe vor der Abgabe des Kündigungsschreibens berechnen zu lassen, macht seine Entscheidung in der Gegenwart von einer Zahl auf dem Papier für eine entfernte Zukunft abhängig. Das willst du sicherlich nicht tun.
Deswegen ist es wichtig, dass du in der Gegenwart einem Beruf nachgehst, der dir Freude macht, dir Geld einbringt und dich erfüllt. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass du fröhlich und gesund alt wirst. Zudem gestaltest du mit dem Geld tagtäglich selbst dein Leben im Alter. Das ist gelebte Freiheit und Selbstbestimmung. Auf den gütigen Vaterstaat zu vertrauen und alles daran zu setzen, den Beamtenstatus zu behalten, damit er dir in X Jahren die Pension auszahlt, ist gelebte Fremdbestimmung. Denn in diesem Fall bestimmt der Papa Staat, was in X Jahren mit deiner Pension passiert. Da du gern selbst über dein Leben bestimmen willst, ist dieses Setzen auf den Staat nicht dein Weg. Auch dann nicht, wenn alle Menschen um dich herum sagen: „Nein, du darfst wegen der Pension nicht als Beamter kündigen.“ Das ist lediglich eine Meinung, die, ohne darüber nachgedacht zu haben, von Generation zu Generation weitergegeben worden ist. Sie ist jedoch haltlos, wie du nun weißt. Dass sie eine Generationsweitergabe ist, macht das Lied „Ich will ´nen Cowboy als Mann“, das 1963 von Gitte Haennig veröffentlicht worden ist, deutlich. Dort singt sie, dass sie gern einen Cowboy als Mann möchte. Daraufhin erwidert im Lied ihre Mutter: „Nimm gleich den von nebenan, denn der ist bei der Bundesbahn.“ Als sie dazu diese Zeilen singt: „No no no no no mit dem werde ich des Lebens nicht froh“, antwortet ihr ihre Mutter: „Aber warum denn nicht, Kind. Da hast du doch deine Sicherheit. Denke doch mal an die schöne Pension bei der Bundesbahn.“
Wer die Gegenwart an die Zukunft verkauft, verliert beides. So meine Erfahrung.
Zweiter Karat: Gutes Geld bei Krankheit
Während in der Regel Angestellte lediglich in den ersten sechs Wochen ihrer Krankheit ihr volles Gehalt bekommen, sieht es bei Beamten anders aus. Denn sie bekommen bei Krankheit gefühlt ewig ihre Bezüge voll ausgezahlt. Folglich existiert für Beamte eine Grenze für ihre Bezüge im Krankheitsfall nicht. Für angestellte Lehrer existiert sie schon. Weil für sie in diesem Fall die gleichen Regeln gelten wie für andere Angestellte. Das heißt, sie erhalten nach sechs Wochen Krankheit im Allgemeinen 70 Prozent des Bruttoverdienstes, jedoch nicht mehr als 90 Prozent des Nettoverdienstes. Erst als mir in der Schulwelt dieser Unterschied zwischen angestellten und verbeamteten Lehrern bewusst wurde, verstand ich, warum meine angestellte Kollegin immer im Krankheitsfall exakt nach fünf Wochen wieder erschien, aber meine verbeamteten Kollegen oft deutlich länger als sechs Wochen krank waren. Wenn du glaubst, dass ich falsche Schlussfolgerungen aus meinen insgesamt 16 Jahren in der Lehrerwelt ziehe, schaue dir bewusst deine eigenen Erfahrungen an. Du wirst überrascht sein.
Natürlich ist diese umfassende Art der Fürsorge des Dienstherren seinem Staatsdiener gegenüber sehr nett. Zugleich ist sie aber auch sehr fatal, da sie den Beamten lähmt. Denn durch die monatelang Überweisung der vollen Bezüge glaubt der todunglückliche Lehrer, das Problem „Schule“ gelöst zu haben. Schließlich ist er alles, was ihn belastet, mittels der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung los. Er geht nicht mehr in die Schule, er muss sich nicht mit Unterrichtsstörungen und Co. befassen und bekommt dennoch weiterhin sehr lange zu 100 Prozent seine Bezüge. Ja klar, irgendwann kommt das Schreiben von der Behörde und die Einladung zum Amtsarzt. Aber vorher kann der Lehrer durch die Wiedereingliederung an die Schule zurück. Nach einigen Wochen bis Monaten an der Schule wird er wieder krank. Logisch, da die Schule sich nicht zum Guten verändert hat. Um es schnell auf den Punkt zu bringen: Jeder kennt Lehrer, die öfter krank zu Hause sitzen, als in der Schule zu arbeiten. Diese Lehrer sind leider in der Krankheitsfalle gefangen, wie ich diese Lebensart nenne. Das heißt, diese Beamten bleiben aufgrund ihrer Angst vor dem Ausstieg aus dem Beamtentum krank. Schließlich ist die logische Konsequenz bei Unzufriedenheit im Beruf ein Berufswechsel und nichts anderes. Demnach muss sich ein Lehrer, der unzufrieden ist und den Willen hat, den Beruf zu wechseln, zeitnah mit diesem Sachverhalt befassen. Alles andere macht ihn krank. Wie willst du in einem Umfeld, das dich seelisch und körperlich belastet, gesund bleiben? Das geht nicht. Somit musst du aus dem für dich toxischen Umfeld herausgehen. Wenn du das machen willst, hörst du jedoch oft andere Lehrer, die kündigen wollen, sagen: „Kündigen ist dumm! Da bekommst du doch kein Geld. Lass dich so lange wie möglich krankschreiben und gehe dann über die Dienstunfähigkeit in den vorzeitigen Ruhestand. So kriegst du Geld.“
Aufgrund solcher Aussagen wünschte sich Sandra, entlassen zu werden. Weil sie dachte, in diesem Fall, Mitgefühl von ihrem Umfeld zu erfahren, anstatt bei einer Kündigung als total übergeschnappt bezeichnet zu werden. Diese Vorstellung von Sandra, dass sie als Opfer des Schulsystems von ihrem Umfeld umsorgt wird, ist weitverbreitet. Denn es gibt inzwischen vermehrt eine belohnende Haltung gegenüber Menschen, die einen Opferstatus einnehmen oder diesen für sich deklarieren. Demnach erlebt jemand, der in der Gesellschaft eine Opferhaltung einnimmt, oft eine anerkennende Aufmerksamkeit im Vergleich zu demjenigen, der selbstständig und eigenverantwortlich handelt. Auch wegen dieses Sachverhalts wählen einige Beamte den Krankheitspfad, anstatt den Beruf zu wechseln. Immerhin werden sie dann bemitleidet und müssen ihrem Umfeld nicht den Ausstieg und damit den Verzicht auf Sicherheiten und Geld erklären. Dabei wissen sie bereits, dass sie einen anderen Beruf brauchen, um gesund zu werden und zu bleiben. Folglich müssen sie kündigen. Aber da es sich anstrengender anfühlt, sich der eigenen Angst und der Verständnislosigkeit der anderen zu stellen, als eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung zu bekommen, bleiben sie in der Krankheitsfalle. Exakt von dieser Erfahrung erzählte mir eine Ex-Beamtin vor zwei Tagen: „Als ich gestern spazieren ging, sah ich eine Bekannte, mit der ich ins Gespräch kam. Während wir so plauderten, erzählte ich voller Freude von meinem neuen Job. Dann flippte sie aus und konnte sich nicht mehr einkriegen. Ständig fragte sie, wie man nur den Beamtenstatus mit seinen Sicherheiten aufgeben und als Angestellte arbeiten könne. Das wäre undankbar und der beste Weg in die Altersarmut. Ich konnte mir das irgendwann nicht mehr anhören. Deshalb ging ich weiter und ließ sie vor sich hin schimpfen.“ Anstatt ihr zum neuen Job und ihrer mutigen Entscheidung zu gratulieren und sich mit ihr zu freuen, verfiel die Bekannte meiner Kundin in Angst und Panik. Dazu passend hörte ein krankgeschriebener Beamter, der über eine Kündigung nachdachte, von vielen in seinem Umfeld: „Der Staat hat dich krank gemacht, da kannst du es ihm nicht so einfach machen und kündigen.“ Selbstverständlich hat der Staat niemanden krank gemacht. Denn er zwingt keinen dazu, als Lehrer an der Schule zu arbeiten. Das macht der Lehrer selbst. Weil er und sein Umfeld die fünf Karate des Schmuckstücks „Beamtenstatus“ als wichtiger erachten als sein seelisches und physisches Wohlbefinden.
Genau deshalb dachte Sandra, nicht kündigen zu dürfen – obwohl sie unglücklich im Beruf war und an Migräne, Bluthochdruck, Magenschleimhautentzündung und Erschöpfung litt. Warum sie so dachte, weiß du mittlerweile. Ja genau, weil man nun mal als Beamter nur kündigen dürfe, wenn etwas Schlimmes und Großes passiert ist. Dabei missachtete sie, dass ihr schmerzhafter seelischer und physischer Zustand bereits etwas Schlimmes und Großes waren. Als ihr das während der Zusammenarbeit mit mir bewusst wurde, entschied sie sich dazu, zu kündigen. Trotz ihrer Entschlossenheit hörte sie weiterhin von einigen Menschen in ihrem Umfeld, sie solle doch aufgrund des Geldes über die Krankheit aus dem System herausgehen. Abgesehen davon, dass du beim Ausstieg über den Krankheitspfad nicht das System, sondern lediglich die Schule verlässt, wirst du nicht gesund. Falls du es wirst, musst du wieder in die Schule. Da du das nicht willst, musst du krank bleiben. Letztlich legitimiert dir nur das Kranksein, zu Hause zu bleiben. Das heißt, der Fokus auf Geld bedeutet in diesem Fall immer krank sein. Das erinnert mich an die unzähligen Gespräche, die ich selbst als Lehrerin an der Schule erlebte. Nur eines davon will ich dir erzählen: Es gab mal während einer Pause im Lehrerzimmer eine Unterhaltung darüber, dass man bei Krankheit mehr Geld auf dem Konto habe, als wenn man zur Schule fahre, weil dann die Fahrtkosten wegfielen. Sobald jemand auch nur ansatzweise nach dem Motto: „Wenn es Geld gibt, muss ich bleiben“ lebt, wählt er für sich den Krankheitspfad und damit die Abhängigkeit von Krankheit, Ärzten und dem Dienstherrn. Denn ohne Krankheit gibt es weder Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen noch Gutachten für die frühzeitige Versetzung in den Ruhestand.
„Ja, aber wenn man krank ist, kann man doch nicht kündigen!?“, sagst du. Eine Krankheit fällt nicht vom Himmel. Vorher zeigt sie sich subtil wie bei Sandra oder bei mir selbst. Ich habe im Lehrerberuf eine schmerzhafte chronische Krankheit diagnostiziert bekommen – Endometriose. Natürlich hat sie sich deutlich vor der Diagnose in unterschiedlicher Form, wie in unregelmäßigen, schmerzhaften, blutungsstarken Menstruationen sowie Schwächeanfällen und nie enden wollender Müdigkeit gezeigt. Jedoch habe ich sie ignoriert, weil ich funktionieren wollte. Aber die Krankheit wurde schlimmer, weil ich in dem Umfeld blieb, das mich krank gemacht hatte. Als ich später kündigen wollte, hörte ich die gleichen Dinge wie Sandra und unzählige andere Lehrer: „Du wirst es bereuen, keine Beamtin mehr zu sein. Für Kranke ist das doch das Beste überhaupt. Gehe über die Krankheit heraus, sonst bekommst du kein Geld. Wie willst du dann deine Operationen und Arztbesuche bezahlen?“ Da es für mich klar war, dass ich auf keinen Fall krank sein wollte, war die frühzeitige Versetzung in den Ruhestand keine Option. Schließlich musst du für den Krankheitspfad krank sein. Letztlich wäre das meine Legitimation dafür gewesen, zu Hause zu bleiben. Aber ich wollte nicht krank, sondern wieder gesund werden. Daher war die Kündigung die einzige logische Entscheidung. Ja, es erfordert enorme Klarheit, die eigenen Wünsche und Ziele so entschlossen zu verfolgen. Genau an dieser Klarheit und Entschlossenheit arbeiten wir zusammen in diesem Buch. Denn wenn es tatsächlich dein Wunsch ist, gesund, frei, fröhlich und glücklich zu sein, kündigst du.