U.S. Marshal Bill Logan 1 - Die Spur führt zum Red River (Western) - Pete Hackett - E-Book

U.S. Marshal Bill Logan 1 - Die Spur führt zum Red River (Western) E-Book

Pete Hackett

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Beschreibung

U.S. Marshal Bill Logan – die neue Western-Romanserie von Bestseller-Autor Pete Hackett! Abgeschlossene Romane aus einer erbarmungslosen Zeit über einen einsamen Kämpfer für das Recht.

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U.S.-Marshal Bill Logan

Band 1

Die Spur führt zum Red River

Western von Pete Hackett

U.S. Marshal Bill Logan – die neue Western-Romanserie von Bestseller-Autor Pete Hackett! Abgeschlossene Romane aus einer erbarmungslosen Zeit über einen einsamen Kämpfer für das Recht.

Über den Autor

Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F.Unger eigen war - eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.

Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung."

Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.

Ein CassiopeiaPress E-Book

© by Author www.Haberl-Peter.de

© 2012 der Digitalausgabe 2012 by AlfredBekker/CassiopeiaPress

ISBN 9783956170089

www.AlfredBekker.de

Inhalt

Cover

Titelseite

Über den Autor

Impressum

Die Spur führt zum Red River

Die Spur führt zum Red River

Ich verhielt auf einem Hügelkamm. Vor meinem Blick lag eine Ortschaft. Von hier oben aus konnte ich die breite Main Street einsehen. Zwei Reiter trieben ihre Pferde wild hin und her und feuerten mit ihren Colts mal hierhin, mal dorthin. Die Mündungsfeuer verschmolzen mit dem grellen Sonnenlicht. Ein dritter Reiter, der drei Sattelpferde hielt, schoss ebenfalls, aber er bannte sein Pferd auf der Stelle.

Schlagartig begriff ich. Da unten fand ein hold up statt. Mit ihren blindwütigen Schüssen wollten die Banditen die Bewohner in ihren Behausungen festnageln. Einem jähen Impuls folgend jagte ich im gestreckten Galopp die Hügelflanke hinunter. Ich führte die Zügel mit der Linken. Mit der Rechten zog ich das Gewehr aus dem Scabbard...

Drei Kerle verließen jetzt ein ziemlich ausladendes Gebäude. Es war die Bank dieser Stadt. Einer der Hombres bewegte sich rückwärtsgehend und feuerte Schuss um Schuss in Richtung Tür. Der zweite trug ein Satteltaschenpaar am Verbindungsriemen. Er lief zu einem der ledigen Sattelpferde, das sein Kumpan hielt, warf die Satteltaschen über den Widerrist des Braunen und zog sich in den Sattel. Der dritte schoss ebenfalls blindlings um sich und erreichte sein Pferd.

Ich stob zwischen die ersten Häuser. Die Banditen vernahmen das Hufgetrappel und wandten sich mir zu. Nur einer von ihnen war noch nicht im Sattel. Ich zerrte mein Pferd zurück und nahm es halb um die linke Hand. Als die Schüsse krachten, waren wir schon in einer Passage zwischen zwei Häusern in Sicherheit. Noch ehe das Tier stand, sprang ich ab. Ich repetierte und rannte zurück zur Straße. Jetzt saß auch der letzte der Banditen auf seinem Vierbeiner. Ich zielte von der Gebäudeecke aus auf einen der Kerle.

Er starrte zu mir her.

Ich sah sein Gesicht. Seine Augen lagen im Schatten der Stetsonkrempe. Den unteren Teil, also Nase, Mund und Kinn, konnte ich klar erkennen. Unter dem breitrandigen Hut mit dem Band aus Klapperschlangenhaut lugten blonde Haare hervor.

Es traf mich wie ein eisiger Guss. Der Mann hatte frappierende Ähnlichkeit mit - mir.

Im nächsten Moment aber wurde ich abgelenkt. Ihre Colts stimmten ein höllisches Crescendo an. Heißes Blei sengte heran und harkte in die hölzerne Wand des Hauses, an dessen Giebelseite ich Schutz gesucht hatte. Späne flogen. Es klirrte und knirschte. Ich hatte den Kopf zurückgezogen.

Ebenso plötzlich, wie sie auf mich das Feuer eröffneten, stellten sie es wieder ein. Sie zerrten an den Zügeln. Raues Geschrei, mit dem sie ihre Pferde anfeuerten, erklang.

Ich zuckte hinter meiner Deckung hervor, zielte kurz und drückte ab. Einer der Kerle warf beide Arme in die Höhe. Sein Eisen flog in hohem Bogen davon. Sein Oberkörper pendelte nach hinten. Als das Tier unter ihm ansprang, verlor er den Halt. Er stürzte aus dem Sattel. Staub wallte unter seinem aufschlagenden Körper auseinander. Im Pulk seiner Kumpane schleifte ihn sein Pferd noch ein Stück mit, denn sein Fuß war im Steigbügel hängen geblieben.

Das Tier hielt nach einigen Yards an. Die anderen Banditen donnerten in wilder Karriere weiter. Weiter unten rannten zwei Männer mit Gewehren aus einer Gasse in die Main Street. An der Weste des einen funkelte ein Stern. Wieder spuckten die Banditencolts Feuer, Rauch und Blei. Die beiden mutigen Hombres fielen und lagen regungslos auf der Straße.

Der prasselnde Hufschlag entfernte sich mit Windeseile. Die Banditen passierten die letzten Häuser der Town und stoben zwischen die Hügel. Das Hufgetrappel verklang...

*

Die Main Street füllte sich schnell mit Menschen.

Ich führte Blacky - so nannte ich mein Pferd -, am Zügel und ging zu dem Banditen hin, den meine Kugel aus dem Sattel gerissen hatte. Er lag auf dem Rücken. Die Winchester lag in meiner Armbeuge. Den Kolben hatte ich unter die Achsel geklemmt. In meiner Nähe brüllte jemand mit kippender Stimme: "Wo bleibt der Doc, verdammt? Der Sheriff lebt noch..."

Ich schaute auf den Outlaw hinunter. In seinen unterlaufenen Augen wütete der Schmerz, aber da war auch die Angst. Seine rechte Brustseite war voll Blut.

Schnell bildete sich um uns ein Kreis von Menschen. Männer und Frauen, Junge und Alte. Drohendes Geraune erhob sich. Die Augen des verwundeten Banditen flackerten. Jemand hinter mir sagte mit belegter Stimme: "Heiliger Rauch, Bannister ist tot. Die Schufte haben ihn kaltblütig niedergeknallt. Man sollte diesem Hundesohn dafür den Hals lang ziehen."

Ich spürte den Anprall einer unguten, vielleicht sogar bösen Strömung. Solche Äußerungen waren oft wie ein Funke, der in ein Fass voll Pulver fällt.

Ein Keuchton, den ihm das Grauen abnötigte, entrang sich dem Banditen.

Ich drehte den Kopf und sagte über die Schulter: "Ich nehme an, Bannister ist der Mann, der zusammen mit dem Sheriff auf die Straße lief. Als er starb, saß dieser Mann schon nicht mehr im Sattel. Er hat nicht geschossen. Es gibt also zunächst keinen Grund, ihn aufzuknüpfen."

Der Bursche, der vom Lynchen gesprochen hatte, starrte mich fast feindselig an. Vielleicht hatte ich einen Ton zu scharf gesprochen.

Ich wandte mich wieder dem Banditen zu und kniete bei ihm ab. Seine Augen glänzten fiebrig. Sein Gesicht hatte sich verkrampft. Schweiß perlte auf seiner Stirn und rann über seine Wangen. Der Tod griff bereits mit kalter, gebieterischer Hand nach ihm.

"Sag mir die Namen deiner Kumpane, Amigo", forderte ich eindringlich.

"Hast - du mich vom Pferd geschossen?", röchelte er.

Ich nickte. Viel konnte ich nicht für ihn empfinden. Er wusste, worauf er sich einließ, als er den Pfad der Gesetzlosigkeit beschritt. Dennoch spürte ich Trockenheit in meiner Mundhöhle. Es löste weder Triumph noch Genugtuung in mir aus, ihn niedergeschossen zu haben.

"Dann - dann - geh zum Teufel", keuchte er. Seine Brust hob und senkte sich unter schweren, pfeifenden Atemzügen.

Ich kniff die Lippen zusammen. Bei dieser Sorte reichte der Hass bis über den Tod hinaus. "Wie heißt der Mann mit dem Hutband aus Schlangenleder", hakte ich unbeirrt nach. "Sag es mir. Heißt er Robin?"

Seine rotgeränderten Lider flatterten. Seine Lippen zuckten. Sein Körper bäumte sich auf. Ein Blutfaden sickerte aus seinem Mundwinkel. "Woher - weißt - du - seinen Namen?" Die Stimme des Banditen kam nur noch schwach und zerrinnend wie ein Windhauch. Speichel vermischte sich mit dem Blut. "Kennst - du – Robin? - Wer bist..."

Sein Kopf fiel zur Seite. Seine Augen brachen. Die Gestalt erschlaffte.

Ich richtete mich auf. Meine Gedanken wirbelten. Es gelang mir nicht, eine klare Linie in mein Denken zu zwingen. Ein Jungengesicht schälte sich aus den Nebeln der Vergangenheit. Robins Gesicht. Hass prägte seine Züge.

"Du kannst ja aufgeben, Bruder!", hatte Robin damals hervorgestoßen. "Ich werde Big Jim Howard nachweisen, dass er den Ruin der Logan-Ranch und den Tod unseres Vaters auf dem Gewissen hat. Wir stehen vor dem Nichts, Bill, wir sind arm wie Kirchenmäuse, wir sind Bettler. Aber ich werde mir holen, was man uns genommen hat."

Robin war am nächsten Morgen verschwunden gewesen. Er war vierzehn...

Das war 13 Jahre her.

Seitdem habe ich nie wieder etwas von ihm gehört oder gesehen.

Eine grausig kalte Hand aus längst vergangenen Zeiten griff nach mir und hielt mich fest. Die Erinnerung drohte mich zu erdrücken.

Der verworrene Lärm, der in der Main Street wogte und den die Gebäude zu beiden Seiten der Main Street festzuhalten schienen, erreichte lediglich den Rand meines Bewusstseins. Mein Blick schien sich in weiter Ferne zu verlieren. Geschäftige Hektik machte sich breit. Ein Mann sprach mich an:

"Heh, Stranger, wir bilden ein Aufgebot, um den Banditen zu folgen. Sie haben über 10000 Dollar in der Bank erbeutet. Aber was noch viel schlimmer ist - sie haben einen Mann ermordet und den Sheriff schlimm verwundet. Haben Sie Lust, mitzukommen?"

"Nein", erwiderte ich geistesabwesend. Dann noch einmal: "Nein..."

Sollte ich meinen kleinen Bruder jagen wie einen tollwütigen Hund? Das konnte keiner von mir verlangen.

Der Mann schaute mich mit einer Mischung aus Betroffenheit, Unglauben und Grimm an. Wortlos wollte er sich abwenden. Ich hielt ihn an der Schulter zurück. "Wie heißt diese Town?".

"Alpine." Er riss sich los und stapfte davon. Er war böse auf mich, weil ich sie nicht führte. Der Sheriff war übel verwundet. Jetzt fehlte den Burschen, die sich auf die Fährte der Bande heften wollten, der Leitwolf. Wahrscheinlich hatte der Mann erwartet, dass ich diese Rolle übernahm.

Nun, er wusste ja nicht, wie es in mir aussah.

Ich schwenkte meinen Blick die Fahrbahn hinauf und hinunter. Einige Männer und Frauen starrten mich an. Ich glaubte einen stummen Vorwurf in ihren Blicken zu erkennen. Wo waren sie alle, als vor der Bank die Colts krachten?, fragte ich mich bitter. Nur ein einziger Mann hatte genug Herz, um sich an der Seite des Sheriffs den Banditen in den Weg zu stellen. Lausige Town!

So etwas wie Verachtung kroch in mir in die Höhe.

Ich stieß das Gewehr in den Sattelschuh und führte Blacky quer über die Straße zu einem Saloon. Lose warf ich die Leine über den Haltebalken. Steifbeinig stieg ich die vier Stufen zum Vorbau empor. Ich stieß die Batwings der Tür auf. Sie knarrten in den Scharnieren.

Im Schankraum war kein Mensch. Auch der Keeper war auf die Straße gelaufen, auf der sich inzwischen alles, was in Alpine zwei Beine hatte, zusammenrottete.

Ich kehrte um, fragte einen Halbwüchsigen nach dem Mietstall, und führte wenig später mein Pferd in die bezeichnete Richtung.

Ich hatte Robin gefunden! Wie ein Blitz fuhr es mir ins Gemüt. Es war kein böser Traum. Der Zufall hatte Schicksal gespielt, als er mich nach Alpine lenkte.

Mir erschien es dennoch wie ein Alptraum. Robin ritt mit einer Horde Outlaws, mit einem Rudel Gesetzloser. Er war Bandit geworden. Das Begreifen war für mich von schmerzhafter Schärfe, die Erkenntnis legte sich tonnenschwer auf mich.

Stickige Luft, vermischt mit dem Geruch von Stroh und Pferdeschweiß, empfing mich im Mietstall. Fliegen summten. Ich sah mich um. In den Ecken woben verstaubte Spinnennetze. Das rückwärtige Tor stand offen. Grelles Sonnenlicht fiel herein. Winzige Staubpartikel tanzten in der schrägen Bahn.

Es war der Ausgang zum Corral. Einige Pferde tummelten sich zwischen der Einzäunung. Ich beschloss, Blacky in eine der Boxen zu stellen. Vom Stallmann war nichts zu sehen. Er hatte sich mit dem Rest der Stadt vor der Bank auf der Main Street zusammengerottet.

Während ich Blacky absattelte, ihm das Zaumzeug abnahm, einen Eimer voll Hafer vor ihn hinstellte und Heu in die Futterraufe stopfte, kreisten meine Gedanken unablässig um Robin. Ich fragte mich, wie tief er schon im Sumpf der Gesetzlosigkeit stecken mochte. Gehörte er schon zu den Verlorenen dieses Landes, auf die nur noch eine Kugel oder der Strick warteten?

Ich war innerlich total zerrissen. Enttäuschung, Verbitterung, Zorn und eine ganze Reihe von Gefühlsregungen mehr wühlten mein Innerstes auf.

Als ich einen Eimer voll Wasser vom Brunnen im Hof holte, kam der Stallbursche. Es war ein bärtiger Oldtimer, der mich verkniffen anschaute. Er ging neben mir her, als ich den Eimer in den Stall schleppte. Wasser schwappte über die Ränder. Blacky hatte sich schon über den goldenen Hafer hergemacht.

Der Oldtimer legte den Kopf schief und gab gedehnt zu verstehen: "Einige Leute haben die letzten Worte des Halunken aufgeschnappt, ehe er zur Hölle fuhr. Jetzt zerbricht sich die halbe Stadt den Kopf darüber, was es wohl mit diesem Robin auf sich hat, den du zu kennen scheinst, Stranger. Reitest du auf seiner Fährte, weil du eine blutige Rechnung mit ihm zu begleichen hast, oder ist er ein Freund von dir?"

Ich stellte den Eimer voll Wasser in der Box ab. "Weder - noch", versetzte ich, und es war nicht die Unwahrheit. Ihm mehr zu erzählen hatte ich nicht im Sinn. Er schien es von meiner Miene abzulesen, denn er gab sich damit zufrieden.

"Soll ich dein Pferd abreiben, Stranger", fragte er achselzuckend. "An euch beiden, so scheint es mir, klebt der Staub vieler, vieler Meilen."

Ich nickte, nahm mein Gewehr und die Satteltaschen und warf sie mir über die Schulter. Ich wollte mich abwenden. Die Stimme des Oldtimers hielt mich zurück.

"Heh, Stranger, hast du einen Namen?", fragte er.

"Nenn mich Logan."

Ich stakste aus dem Stall.

Ja, an mir klebte der Staub vieler, vieler Meilen. Ich kam von Mariscal herauf, einer kleinen Stadt in der Big Bend, nur einen Steinwurf von Mexiko entfernt. Plan- und ziellos war ich nach Norden gezogen. Es war wohl tatsächlich eine Fügung des Schicksals, die mich ins Brewster County, Westtexas, verschlagen hatte. Seit Jahren ritt ich einen ruhelosen, oftmals rauchigen Trail. Mit Jobs, in denen ich mal das Lasso, mal den Revolver schwang, schlug ich mich durchs Leben.

Es schien keinen Platz zu geben auf der Welt, an dem ich mich niederlassen und sesshaft werden konnte. Rastlos zog ich kreuz und quer durchs Land auf der Suche nach Robin, meinem jüngeren Bruder. Der Verstand hämmerte mir ein, aufzugeben. Mein Herz jedoch wollte es nicht akzeptieren. Also trieb es mich immer wieder über die Hügel, trieb es mich von einem Ort zum anderen.

Ich gab nicht auf.

Doch Robin blieb verschollen...

Bis heute. Ich sah ihn kurz. Er verschwand mit einer Horde Banditen. Er war mir sozusagen davongeflattert wie ein Vogel. Doch ich wusste jetzt, dass meine ruhelose Suche in den vergangenen 13 Jahren nicht vergeblich gewesen war. Es befreite mich wie von einer inneren, drückenden Last.

Als ich auf die Main Street zurückkehrte, sah ich etwa ein Dutzend Reiter in stiebendem Galopp die Stadt verlassen. Es war das Aufgebot. Ich zweifelte am Erfolg der Männer. Insgeheim hoffte ich sogar, dass ihnen der Erfolg verwehrt blieb. Falls ihnen die Bankräuber und Mörder in die Hände fielen, durften sie kaum Verständnis, Entgegenkommen oder Gnade und Barmherzigkeit erwarten. Mit den Banditen aber ritt Robin. Ich hatte ihn nicht 13 Jahre lang gesucht, um ihn am Ende von einem Strick abzuschneiden.

Jetzt war der Saloon fast voll. Tabakrauch zog unter der Decke dahin. Ein Durcheinander von Stimmen empfing mich. An der Theke drängten sich die Männer. Und weil sie sich dort drängten, waren noch einige Tische frei. Der Lärm versickerte nach und nach, als ich zwischen den Tischreihen hindurchschritt. Ich wurde angestarrt, eingeschätzt, erforscht.

Am Tresen machte man mir respektvoll Platz. Ich spürte es ganz deutlich: Man begegnete mir mit Zurückhaltung, Misstrauen und Vorsicht. Mir haftete der Geruch von Pulverdampf an. Ich trug den schweren, langläufigen Remington tief am rechten Oberschenkel. Vielleicht hatte ich sonst noch einige Merkmale an mir, die mich in den Augen der Männer zum Revolvermann abstempelten.

Ich war keiner von ihnen. Sie sahen in mir einen einsamen Wolf, einen ruhelosen Satteltramp, der von seiner Schnelligkeit und Treffsicherheit mit dem Sechsschüsser lebte.

Sie hatten gar nicht so Unrecht. Eigentlich war ich ein streunender Hund, ein Einzelgängerwolf, einer, der sich selbst ausgeschlossen hatte.

"Ich habe Hunger", wandte ich mich noch immer staubheiser vom Ritt durch die Wildnis an den Keeper. "Bringen Sie mir außerdem ein Glas Bier zu dem Tisch dort." Ich wies mit dem Kinn in eine bestimmte Richtung.

Der Keeper nickte. Ich schwang herum, steuerte den Tisch an, setzte mich und legte die Satteltaschen neben mir auf den Boden. Sie beinhalteten alles, was ich an Habseligkeiten besaß. Die Winchester lehnte ich an den Tisch.