McQuade - Der Kopfgeldjäger, Teil 1-12 der Saga (Western) - Pete Hackett - E-Book

McQuade - Der Kopfgeldjäger, Teil 1-12 der Saga (Western) E-Book

Pete Hackett

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Beschreibung

McQuade, ein Mann aus Granit in einer beispiellos harten Zeit. Doch McQuade ist härter - und dies ist seine Saga. (999) Ein epischer, packender Western von archaischer Kraft - eisenhart und bleihaltig. Dieses E-Book enthält die auch separat erschienenen Teile 1-12 aus Pete Hacketts einzigartiger Western-Serie "Der Kopfgeldjäger", mit der es einem Autor erstmalig seit langer Zeit wieder gelang, die Epoche des Wilden Westens in ihrerer epischen Breite darzustellen. UMFANG: Mehr als 500 Normseiten! ÜBER DEN AUTOR: Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren.

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McQuade: Der Kopfgeldjäger Teil 1-12 der Saga in einem Band

Pete Hackett

Published by BEKKERpublishing, 2022.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author / COVER EDWARD MARTIN

© dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen 

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Alles rund um Belletristik!

Pete Hackett

McQUADE

Der Kopfgeldjäger

Teil 1-12 der Saga in einem Band

––––––––

Ein CassiopeiaPress E-Book

© by Author Peter Haberl (Pete Hackett)

© 2012 der Digitalausgabe 2012 by AlfredBekker/CassiopeiaPress

www.AlfredBekker.de

––––––––

Kopfgeldjäger-Sammelband (Band 1-12)

Inhalt:

1 Jeder zahlt für seine Schuld

2 Am Ende der Fährte wartet der Tod

3 Bring mir den Kopf von Lester Quinn

4 Fährte in die Hölle

5 Eine Kugel für Emmett Dunn

6 Gib Curly Bassett eine Chance

7 Die Blutnacht von Indian Wells

8 Er spuckte dem Teufel ins Maul

9 Folge den Wölfen und töte sie

10 Die Satansbrut von Tonto Basin

11 Hetzjagd durch die Hurricane Cliffs

12 Höllenritt nach Sierra Viesta

Inhaltsverzeichnis

Title Page

Copyright-Seite

Copyright-Seite

Jeder zahlt für seine Schuld | Band 1 | Western von Pete Hackett

Am Ende der Fährte wartet der Tod | Band 2 | Western von Pete Hackett

Bring mir den Kopf von Lester Quinn | Band 3 | von Pete Hackett

Fährte in die Hölle | Band 4 | von Pete Hackett

Eine Kugel für Emmett Dunn | Band 5 | Western von Pete Hackett

Gib Curly Bassett eine Chance | Band 6 | Western von Pete Hackett

Die Blutnacht von Indian Wells | Band 7 | Western von Pete Hackett

Er spuckte dem Teufel ins Maul | Band 8 | Western von Pete Hackett

Folge den Wölfen und töte sie | Band 9 | Western von Pete Hackett

Die Satansbrut von Tonto Basin | Band 10 | Western von Pete Hackett

Hetzjagd durch die Hurricane Cliffs | Band 11 | Western von Pete Hackett

Höllenritt nach Sierra Vista | Band 12 | Western von Pete Hackett

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About the Publisher

Jeder zahlt für seine Schuld

Band 1

Western von Pete Hackett

Vince McQuade ritt zwischen die ersten Häuser von Southton. Mit entzündeten Augen schaute er in die Runde. Hier sah alles noch so aus wie vor vier Jahren, als er dem Ruf General Lees folgte und in den Krieg gegen die Yankees zog.

Der Sechsundzwanzigjährige verspürte Erleichterung. Seit Wochen war er unterwegs. Die Entbehrungen und Strapazen des Trails hatten unübersehbare Spuren in sein Gesicht gegraben. Aber auch vier Jahre Krieg hatten es gezeichnet ...

Es war heiß. Die Hitze setzte Pferd und Reiter zu. Müde zog das Tier die Hufe durch den knöcheltiefen Staub. Unter der Haut des Rotbraunen zeichneten sich deutlich die Rippen ab.

Die breite Hauptstraße der kleinen Stadt in der Nähe von San Antonio war wie leergefegt. Es war Mittagszeit, die heißeste Zeit des Tages, und die Menschen hatten sich in ihre kühlen Behausungen zurückgezogen. Der Wind, der von Süden kam, der kleine Staubspiralen aufwirbelte und über die Fahrbahn trieb, brachte keine Linderung.

Du bist zu Hause, Vince, durchfuhr es den ausgemergelten Mann auf dem müden Rotfuchs. Endlich!

Er lenkte sein Pferd zu einem Tränketrog am Straßenrand und saß ab. Das Tier prustete mit geblähten Nüstern. McQuade nahm seinen verbeulten und abgegriffenen Hut ab und hängte ihn an den Sattelknauf. Mit der flachen Hand tätschelte er den Hals des Tieres. »So ist es, mein Bester. Wir sind fast am Ziel. Bis zur Ranch sind es nur noch vier Meilen.«

Das Tier senkte seine trockene Nase ins Wasser, auf dem ein dünner Staubfilm schwamm, und begann seinen Durst zu löschen. McQuade wusch sich Staub und Schweiß aus dem Gesicht. Das Wasser war warm und abgestanden. Dennoch belebte es ihn ein wenig. Er fuhr sich mit den gespreizten Fingern seiner Rechten durch die sandfarbenen Haare und strich sie nach hinten.

Etwa fünfzig Yard weiter, auf der linken Straßenseite, befand sich der Saloon. In der Gasse dahinter wusste McQuade den Mietstall. McQuade trocknete sich mit dem Halstuch das Gesicht ab. Als der Rotbraune getrunken hatte, zog ihn der Mann am langen Zügel hinter sich her quer über die Fahrbahn. Unter den harten Sohlen seiner brüchigen Reitstiefel knirschte der Staub.

Am Holm band er das Pferd an. Das Tier peitschte mit dem Schweif. Steifbeinig stieg McQuade die abgetretenen Stufen zum Vorbau hinauf. Dann betrat er den Schankraum. Es war hier düster und es roch nach kaltem Tabakrauch sowie verschüttetem Bier. Einige runde Tische, um die jeweils sechs Stühle gruppiert waren, bildeten das Mobiliar. An der der Schwingtür gegenüberliegenden Wand befand sich die Theke. An den beiden Frontfenstern tanzten Fliegen auf und ab. Nicht ein einziger Gast war zu sehen.

Unter McQuades Gewicht knarrten die Fußbodendielen, als er den Raum durchquerte. Seine Absätze tackten. Er erreichte den Schanktisch. Hinter der Theke ging eine Tür auf und ein Mann um die fünfzig erschien. »Guten Tag, Fremder.« Unverhohlen taxierte er McQuade. Sein forschender Blick wanderte an ihm hinauf und hinunter. »Sie sehen ziemlich mitgenommen und verstaubt aus. Haben wohl 'nen weiten Ritt hinter sich.«

»Das kann man wohl sagen, Dave. Erkennst du mich denn nicht?«

Der Salooner kniff die Augen zusammen und begann an seiner Unterlippe zu nagen. »Sicher, du kommst mir bekannt vor. Aber ich komme nicht drauf, wer du bist. Sage es mir.«

»Vince McQuade. Fällt jetzt bei dir der Groschen?« McQuade grinste vage. Das Grinsen erreichte die müden Augen nicht.

Über Dave Sanders Gesicht glitt der Schimmer des Begreifens. Er schlug sich mit der flachen Hand leicht gegen die Stirn und stieß hervor: »Es ist August, McQuade. Der Krieg ist seit vier Monaten zu Ende. Du kommst spät.«

»Ich war Gefangener der Yanks. Bei Gettysburg fiel ich ihnen in die Hände. Als sie mich laufen ließen, machte ich mich sofort auf den Heimweg.«

Dave Sanders ging zum Zapfhahn, angelte sich einen gläsernen Bierkrug und schenkte ihn voll. Als er ihn vor McQuade hinstellte, murmelte er: »Du kommst nicht nur spät, McQuade, du kommst zu spät.«

Die letzten Worte waren wie Hammerschläge gefallen.

»Was heißt das?« McQuades Blick schien den Salooner zu durchbohren, in sein Hirn einzudringen und dessen Gedanken zu erforschen. Der Heimkehrer spürte das Unheil tief in der Seele. Er atmete etwas schneller.

»Du musst jetzt ganz stark sein, McQuade«, gab der Mann hinter dem Tresen zu verstehen. »Vor knapp zwei Monaten erhielt eure Ranch höllischen Besuch. Es war eine Bande von Abenteurern, von Kerlen, die nach dem Krieg nicht mehr den Weg in ein geordnetes Leben gefunden haben ...«

»Was ist geschehen?« Eine fast fieberhafte Erregung ergriff Besitz von McQuade. Die drei Worte platzten regelrecht über seine rissigen Lippen.

»Deine Eltern und Joana sind tot.«

McQuade hielt die Luft an. Seine Mundwinkel zuckten. Ungläubig starrte er den Mann auf der anderen Seite der Theke an. Dumpf schlug das Herz in seiner Brust, und das Echo seiner Herzschläge hallte in seinen Ohren wider. Dann stieß McQuade abgehackt hervor: »Sie – sind – tot?«

Dave Sanders nickte. »Es waren vier Männer. Einer wurde zwei Wochen später geschnappt, als die Bande versuchte, die Bank in San Antonio zu überfallen. Er wird in wenigen Tagen gehängt.«

Wie eine furchtbare Flut überkam McQuade das Verstehen. In ihm zerbrach etwas.

*

Lange hatte McQuade an den Gräbern seiner Angehörigen gestanden. Er hatte sich seine Heimkehr anders vorgestellt – ganz anders. Nun stand er vor den Trümmern seiner Illusionen von Ruhe und Frieden auf der elterlichen Ranch.

Jetzt war er auf dem Weg nach San Antonio. Er benutzte den Fahr- und Reitweg, der von der Ranch in die Stadt führte. Er war von Wagenrädern zerfurcht und von Hufen aufgewühlt. Alte Büsche säumten ihn. Auf den Weiden zu beiden Seiten standen dicht gedrängt Longhorns. Die meisten besaßen kein Brandzeichen. In den vergangenen vier Jahren war niemand da, der sie gebrandmarkt hätte.

McQuade erreichte die Stadt, als die Sonne unterging und einen rötlichen Schein auf das Land legte. Die Schatten waren lang, die Hitze war nach wie vor unerträglich. Das Pferd ging mit hängendem Kopf, die Hufe rissen kleine Staubfontänen in die heiße Abendluft.

Vor dem Büro des Countysheriffs saß McQuade ab. Er band das Pferd an den Hitchrack und ging in das Office. Sam Miller, der Mann, der seit Jahren den Stern in San Antonio trug, saß an seinem Schreibtisch und schrieb etwas in eine Kladde. Als McQuade eintrat, blickte er auf und legte den Tintenbleistift zur Seite.

McQuade grüßte, blieb vor dem Schreibtisch stehen und sagte mit staubheiserer Stimme: »Guten Tag, Sheriff. Schätzungsweise erkennen Sie mich nicht. Ich bin Vince McQuade.«

Die Brauen des Gesetzesmannes zuckten in die Höhe. Er lehnte sich auf dem Stuhl zurück, nickte und sagte: »Sie sind also heimgekehrt, McQuade. Nun, Ihre Heimkehr stand unter einem verdammt schlechten Stern. Einer der Mörder Ihrer Angehörigen wartet in meinem Gefängnis auf seine Hinrichtung. Sein Name ist Wade Sheridan.«

»Ich will mit dem Mann sprechen.«

»Warum?«

»Ich möchte ihm einige Fragen stellen.«

»Er hat ein umfassendes Geständnis abgelegt und die Namen seiner Kumpane verraten. Auf die Kerle wurde ein Kopfgeld von jeweils 300 Dollar ausgesetzt. Sheridan denkt, dass ihnen in Texas der Boden zu heiß geworden ist und dass sie sich nach Arizona abgesetzt haben.«

McQuade stemmte sich mit beiden Armen auf den Schreibtisch. »Wieso Arizona?«

»Die Wiege eines der Schufte stand in Willcox. Das ist ein Nest an der Überlandstraße, die über Tucson und Casa Grande nach Yuma führt. Der Kerl, der von dort stammt, heißt Cole Weston.«

»Nennen Sie mir die Namen der anderen Mörder, Sheriff.«

»Bud Logan und Hal Carter.« Der Gesetzeshüter befeuchtete sich mit der Zungenspitze die Lippen. »Was haben Sie vor, McQuade?«

»Ich habe am Grab meiner Angehörigen geschworen, die Mörder zur Rechenschaft zu ziehen.« McQuade sprach mit harter, fester Stimme. Sein Tonfall ließ keinen Zweifel darüber aufkommen, dass sein Entschluss unumstößlich war. Sein Gesicht mutete an wie aus Granit gemeißelt.

Der Sheriff verzog den Mund. »Sie sehen nicht aus wie ein Mann, der Bäume ausreißen könnte, McQuade. Sie sehen vielmehr ausgemergelt und krank aus. Außerdem tragen Sie keine Waffe. Schätzungsweise verfügen Sie auch über kein Geld. Der Weg nach Arizona ist weit. Falls es Ihnen gelingt, die Mörder Ihrer Angehörigen zu stellen – was dann? Wollen Sie auf die Schufte mit einem Knüppel losgehen?«

»Ich verkaufe die Ranch«, murmelte McQuade. »Sicher bekomme ich genug Geld dafür, um mich auszurüsten.«

»Kein Mensch kauft ihnen die Ranch ab«, versetzte der Gesetzeshüter mit geschürzten Lippen. »Weder Grund und Boden noch die Rinder, die zu hunderttausenden auf den Weidegründen stehen, sind in Texas etwas wert.«

»Ich werde es versuchen«, knurrte McQuade. »Wenn ich nur so viel bekomme, dass ich mir einen Revolver, ein Gewehr und ein gutes Pferd kaufen kann. Kann ich jetzt mit Sheridan sprechen?«

Der Sheriff nickte und erhob sich. Ehe er aber Anstalten machte, sich zur Tür zum Zellentrakt zu bewegen, sagte er: »Ich glaube, ich kann Ihnen helfen, McQuade. Sie bekommen von mir die Waffen und das Pferd Sheridans. Nach allem, was Ihnen dieser Schuft zusammen mit seinen Kumpanen angetan hat, denke ich, dass Sie einen Anspruch darauf haben.«

Nach dem letzten Wort wandte sich der Sheriff ab und setzte sich in Bewegung. McQuade folgte ihm.

*

Es war später Nachmittag, als McQuade am Stadtrand von Willcox sein Pferd parierte. Der kleine Ort war von Bergen eingerahmt. Auf ein Holzschild, das an einen Pfahl genagelt war, war der Name der Ortschaft gepinselt. Die Farbe blätterte schon ab. Von den Pferchen und Corrals, die die Bewohner außerhalb der Stadt errichtet hatten, wehte beißender Uringeruch heran.

Die Sonne stand über den Dragon Mountains im Südwesten. Soweit das Auge reichte, erstreckte sich unfruchtbares Land. Kreosot und dornige Comas wucherten in den Ebenen und auf den Abhängen.

McQuade ließ die Eindrücke, die sich ihm boten, auf sich wirken. Willcox war eine Ansammlung von Häusern und Hütten, die zu beiden Seiten der Überlandstraße errichtet worden waren, die innerhalb des Ortes als Main Street diente. Hier und dort waren auf den Fensterbänken Blumenkästen mit verstaubten Geranien zu sehen. Im Straßenstaub glitzerten winzige Kristalle. Klirrende Hammerschläge waren zu hören. Auf den Gehsteigen waren nur wenige Menschen zu sehen.

McQuade trieb sein Pferd an. Die Gebisskette klirrte, das Sattelleder knarrte, dumpf pochten die Hufe. Einige Passanten blieben stehen und beobachteten den Mann, der mitten auf der Hauptstraße ritt. In McQuades Gesicht wucherte ein tagealter Bart. Auf seinem Kopf saß ein flachkroniger, schwarzer Hut. Er war mit einem langen, braunen Staubmantel bekleidet. Die tiefen Linien in seinem Gesicht ließen ihn älter wirken als er tatsächlich war. Seine Augen waren in ständiger Bewegung. Er machte sich mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut.

McQuade fand den Mietstall und lenkte sein Pferd in den Wagen- und Abstellhof. Sattelsteif saß er ab, nahm seinen Vierbeiner am Kopfgeschirr und führte ihn in den Stall. Bei jedem Schritt, den er machte, rieselte feiner Staub von seinen Schultern und der Krempe seines Stetsons. Er überschritt die Schattengrenze unter dem hohen Tor und der Geruch von Heu, Leder und Pferdeausdünstung empfing ihn.

Der Stallmann, der dabei war, mit einer Forke eine Box zu reinigen, richtete sich auf, lehnte das Werkzeug weg und wischte sich die Hände an der Hose ab, dann setzte er sich in Bewegung und ging McQuade entgegen. Es war ein grauhaariger Bursche mit faltigem, verkniffenem Gesicht und dem scharfen Blick eines Raubvogels. »Hallo, Fremder, an Ihnen haftet der rote Staub der Peloncillo Berge. Das sagt mir, dass Sie von Osten kommen. Ihr Pferd sieht ziemlich abgetrieben aus. Sie hatten es wohl sehr eilig."

Er musterte, während er sprach, McQuade eindringlich, als versuchte er, in dessen Zügen zu lesen.

McQuade wischte sich mit dem Halstuch den Schweiß aus den Augenhöhlen, räusperte sich und antwortete: »Falls Sie erfahren möchten, ob ich vom Gesetz verfolgt werde, dann sollen Sie wissen, dass es dem nicht so ist. Aber Sie haben Recht: Ich hatte es eilig, nach Willcox zu kommen. Denn ich vermute, dass sich hier die Männer aufhalten, die vor etwa drei Monaten in Texas meine Familie brutal ermordet haben. Ihre Namen sind Cole Weston, Bud Logan und Hal Carter.«

Jeder Zug im Gesicht des Stallmannes verriet tiefe Betroffenheit. Er blinzelte, kratzte sich am Hals, nickte und sprach: »Brad Weston, Coles Vater, bewirtschaftet etwa drei Meilen südlich der Stadt eine Farm. Cole hat den Landstrich vor langer Zeit verlassen. Ich habe niemals mehr wieder etwas von ihm gehört. Bei allen Heiligen! Getaugt hat der Bursche noch nie sehr viel. Aber dass er zum Mörder wird ...« Der Stallmann schüttelte ungläubig den Kopf. »Dabei sind seine Eltern und sein Bruder ausgesprochen anständige Leute.  Sie sind ins Territorium gekommen, um die Mörder Ihrer Angehörigen zur Rechenschaft zu ziehen, wie?«

»Ja. Ich gehe etwas essen. Kann ich mein Pferd so lange bei Ihnen unterstellen?«

»Natürlich.«

McQuade griff nach der Henrygun und zog sie aus dem Scabbard. »Versorgen Sie das Pferd gut«, murmelte er. »Es darf ihm an nichts fehlen.«

»Machen Sie sich keine Sorgen, Mister. Darf ich Ihren Namen erfahren?«

»McQuade.«

Der erschöpfte Mann legte sich das Gewehr auf die Schulter, schwang auf den Absätzen herum und stakste davon. Leise und melodisch klirrten die Räder seiner Sporen. Der lange Staubmantel schlug beim Gehen um seine Beine.

McQuade fand den Saloon, betrat ihn und setzte sich an einen leeren Tisch. Das Gewehr lehnte er gegen die Tischkante. An einem anderen Tisch saßen drei ältere Männer, die ihn unverhohlen musterten. Der Keeper kam hinter dem Tresen hervor. »Was darf ich Ihnen bringen, Mister?«

»Ich habe Hunger und Durst.«

»Ich kann Ihnen ein Steak braten.«

»Hervorragend.«

»Was möchten Sie trinken?«

»Lediglich ein Glas Wasser.«

»Wie Sie meinen.« Der Keeper machte kehrt und strebte der Theke zu. Kurz darauf brachte er einen Krug voll Wasser, den er wortlos vor McQuade hinstellte, und entfernte sich wieder, um gleich darauf durch eine Tür hinter dem Tresen zu verschwinden.

McQuade trank einen Schluck. Die Männer am anderen Tisch schienen das Interesse an ihm verloren zu haben, denn sie beachteten ihn nicht mehr und sprachen gedämpft miteinander. Draußen wuchsen die Schatten schnell, krochen über die heiße Fahrbahn und stießen gegen die Fronten der Häuser auf der anderen Seite. Schnelle Schritte riefen auf dem Vorbau ein hallendes Echo wach. Dann wurden die Flügel der Pendeltür aufgestoßen und ein hochgewachsener, hagerer Mann betrat den Schankraum. Knarrend und quietschend schlugen die rot gestrichenen Pendel der Tür hinter ihm aus. Der Stern, der an seiner linken Brustseite funkelte, sprang McQuade regelrecht in die Augen.

Der Sheriff trug eine Schrotflinte am langen Arm. An seinem linken Oberschenkel hing das Holster mit dem schweren Coltrevolver. Der Gesetzeshüter bewegte sich geschmeidig, jede seiner Bewegungen mutete gleitend und katzenhaft an. McQuade war sofort klar, dass dieser Gesetzeshüter ein bemerkenswerter Mann war - ein Mann, an dem alles gefährlich und unberechenbar erschien und von dem eine starke, zwingende Strömung ausging.

Vor McQuades Tisch blieb der Sheriff stehen. Der Blick seiner blauen Augen saugte sich regelrecht am Gesicht McQuades fest. Sekundenlang schien er den Mann aus Texas einzuschätzen, sich ein Bild von ihm zu machen, dann stieß er hervor: »Bei mir war Stan Butcher vom Mietstall. Er hat mir berichtet, was Sie nach Willcox getrieben hat.«

Sekundenlang schien McQuade den Worten hinterher zu lauschen, dann nickte er und sagte: »Dem Gesetz in Arizona sind die Hände gebunden. Weston und seine Kumpane werden hier im Territorium nicht gesucht. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass sie niederträchtige Mörder sind. Darum müssen Sie büßen. Ich will den Schuften eine blutige Rechnung präsentieren.«

»Sie sind voll Hass. Hass aber führt in die Hölle.«

McQuade verschränkte die Arme vor der Brust. »Vielleicht hasse ich die Killer. Aber das spielt keine Rolle. Sie müssen bestraft werden. In einem Fall wie meinem versagt das Gesetz. Deshalb ...«

»... wollen Sie es selbst in die Hand nehmen!«, schnitt der Sheriff McQuade schroff das Wort ab. In seinen Mundwinkeln setze sich ein harter Zug fest, seine Augen verengten sich und wurden zu schmalen Schlitzen, zwischen denen es unheilvoll glitzerte. »Sie sind weder Richter noch Henker, McQuade. Ich dulde in meinem Bezirk keine Selbstjustiz. Sollten Sie dennoch meinen, hier den wilden Mann spielen zu dürfen, werde ich Ihnen in die Suppe spucken. Nehmen Sie sich meine Worte zu Herzen. Ich trete ihnen verdammt empfindlich auf die Zehen, wenn Sie gegen meine Regeln verstoßen.«

McQuade spürte, wie in ihm der Zorn in die Höhe kroch. Sekundenlang presste er die Lippen zusammen, so dass sie nur noch eine dünne, blutleere Linie in seinem Gesicht bildeten. Dann stieg es rau aus seiner Kehle: »Soll das eine Drohung sein, Sheriff?«

»Eine Warnung, Mister. In diesem Landstrich verkörpere ich das Gesetz.« Er tippte sich mit dem Daumen seiner linken Hand gegen die Brust. »Und daran sollten Sie immer denken – egal was Sie tun.«

»Damit wären die Fronten ja geklärt«, knurrte McQuade.

»Sie sollten sich meine Warnung zu Herzen nehmen«, versetzte der Gesetzeshüter, schwang herum und verließ den Saloon. Seine Schritte verklangen.

Gedankenvoll nagte McQuade an seiner Unterlippe.

*

Es war finster. Die Nacht war sternenklar. Der Mond hing als dünne Sichel im Südosten über den Hügeln. Das Säuseln des Windes und das Zirpen der Grillen umgaben McQuade. Er hatte das Pferd zwischen einigen Büschen angehalten. Das Tier trat unruhig auf der Stelle und schnaubte. McQuade bändigte es mit harter Hand. Vor seinem Blick lagen die flachen Gebäude der Weston-Farm. Aus einem der Fenster fiel Licht.

Über eine Viertelstunde beobachtete McQuade die Farm. Kein Mensch ließ sich sehen. Schließlich trieb der Texaner sein Pferd an und ritt auf die Gebäude zu. Als er bis auf fünfzig Yard heran war, begann ein Hund zu bellen. Eine Kette rasselte. Die Tür des Farmhauses ging auf, Lichtschein flutete ins Freie, dann zeigte sich die Kontur eines Mannes, die scharf vom Licht umrissen wurde, und eine grollende Stimme erklang: »Ruhig, Silver!«

Augenblicklich hörte der Hund auf zu bellen. Die Stimme des Mannes erklang erneut: »Wer ist da?«

»Einer, der müde ist und Hunger hat«, rief McQuade, ohne sein Pferd anzuhalten. »Ich habe das Licht gesehen und mir gedacht, dass ...«

»Meine Jungs stehen mit geladenen Gewehren an den Fenstern«, warnte der Farmer. »Wenn Sie also irgendwelche schlechten Absichten haben ...«

»Keine Sorge. Ich bin ein harmloser Pilger.«

McQuade ritt in den Farmhof. Für den Farmer war er nur schemenhaft auszumachen. Aber mit jedem Schritt des Pferdes, den McQuade näher kam, nahm der Schemen Formen an. Und dann parierte der Texaner das Tier, hob das rechte Bein über das Sattelhorn und ließ sich zu Boden gleiten. »Wo bin ich hier gelandet?«

»Mein Name ist Brad Weston. Das ist die Weston-Farm.«

Deutlich spürte McQuade den Strom des tief sitzenden Misstrauens, der ihm entgegenschlug.

Der Hund knurrte leise und gefährlich.

Eine andere Stimme erklang: »Ich beobachte dich über Kimme und Korn meines Gewehres, Stranger. Ein kleiner Fingerdruck genügt.«

McQuade hob die Hände in Schulterhöhe. »Ich bitte lediglich um etwas Gastfreundschaft.«

»Und die wollen wir Ihnen nicht verweigern«, murmelte Brad Weston. »Also binden Sie Ihr Pferd an und kommen Sie ins Haus, Fremder. Nennen Sie mir Ihren Namen?«

»James O'Connor.«

»Okay, O'Connor, folgen Sie mir ins Haus. Einer meiner Söhne wird sich um Ihren Gaul kümmern.«

McQuade zog die Henrygun aus dem Scabbard.

»Das Gewehr brauchen Sie nicht, O'Connor!«, stieß der Farmer hervor.

»Ich lasse es nicht gerne unbeaufsichtigt«, versetzte McQuade.

»Es gibt hier draußen niemand, der es Ihnen stiehlt.«

»Na schön.« McQuade versenkte die Waffe wieder im Sattelschuh, führte das Pferd zum Holm – einer verkrümmten Stange, die auf zwei Pfosten genagelt war -, und band es fest.

Brad Weston ging vor ihm ins Haus. In der Küche trafen sie auf die beiden Farmersöhne und die Gattin des Farmers. Es war eine Frau um die fünfzig mit grauen Haaren und verhärmtem Gesicht, von dem man ablesen konnte, dass ihr das Leben noch nichts geschenkt hatte. Über dem Tisch hing eine Petroleumlampe von der Decke. Ihr Licht reichte nicht aus, um den Raum bis in die Ecken auszuleuchten. Groß und verzerrt wurden die Schatten der Menschen gegen die Wände geworfen. Es roch nach Bohnerwachs.

»Setzen Sie sich, O'Connor«, lud der Farmer McQuade ein, Platz zu nehmen.

Sie ließen sich nieder. Die beiden Söhne des Farmers schoben sich heran und blieben beim Tisch stehen. Beide hielten Gewehre in den Händen. Der lauernde Ausdruck in ihren Augen, die im düsteren Licht wie poliertes Glas glitzerten, blieb McQuade nicht verborgen.

»Das sind meine Söhne Cole und Lester«, gab der Farmer zu verstehen. »Cole war lange weg. Aber Sue und ich haben die Hoffnung niemals aufgegeben, dass er eines Tages wieder nach Hause zurückkehrt. Und vor etwa anderthalb Monaten erfüllte sich unsere Hoffnung.«

McQuade richtete seinen Blick auf den Burschen, der einer der Mörder seiner Angehörigen war. Und der Hass kam bei ihm kalt und stürmisch wie ein Blizzard ...

*

McQuade hatte die Nacht im Heuschober verbracht. Als der Morgen graute, saß er im Sattel. In dem Moment, als er sein Pferd antrieb, verließ Cole Weston das Farmhaus. Der Bursche war siebenundzwanzig Jahre alt, hatte dunkle Haare, maß etwas über sechs Fuß und war ziemlich hager. Sein Gesicht wies die Spuren eines lasterhaften Lebens auf. Der brutale Zug, der um seinen Mund lag, war nicht zu übersehen. Er gehörte zu der Sorte, die aus Niedertracht, Skrupellosigkeit und brutaler Härte zusammengesetzt war, aus allem, was unmenschlich und grausam macht.

»Willst du dich nicht verabschieden, O'Connor?« Cole Weston hatte angehalten und die Daumen hinter den Revolvergürtel gehakt, der um seine Hüften lag. Im Holster steckte ein langläufiger Sechsschüsser. Sein kühler Blick hing an McQuades Gesicht.

»Ich wollte euch nicht wecken«, antwortete der Texaner und spürte, wie sich der Hass auf den Anderen in ihm staute. Es kostete ihn Anstrengung und erforderte all seinen Willen, ruhig zu bleiben und seinen Gefühlen nicht freien Lauf zu lassen. »Bei deinen Eltern habe ich mich noch am Abend für ihre Gastfreundschaft bedankt.«

»Was hat dich eigentlich bewogen, Texas zu verlassen, O'Connor?«

»Es geht dort drunter und drüber, nachdem der Süden den Krieg verloren hat«, erklärte McQuade und legte beide Hände übereinander auf den Sattelknauf. »Die Yanks haben das Sagen. Außerdem gab es in Texas nichts, was mich hielt.«

»Na denn – so long, O'Connor.«

McQuade hob die linke Hand zum Gruß, dann zerrte er das Pferd herum und trieb es an. Im Trab verließ er die Farm. Bald markierte nur noch der aufgewirbelte Staub seinen Weg. Nach etwa anderthalb Meilen lenkte McQuade das Tier zwischen hohe Büsche, stieg ab und band das Pferd an einen armdicken Ast. Bienen summten, Vögel zwitscherten. McQuade angelte sich die Henrygun aus dem Scabbard, repetierte und postierte sich so, dass er den Weg zur Farm im Auge hatte.

Brad Weston hatte am Abend zuvor seinem Sohn Cole aufgetragen, am Morgen nach Willcox zu fahren, um Vorräte einzukaufen.

Die Würfel des Schicksals rollten...

Nach einer Stunde etwa – die Sonne war längst aufgegangen und begann, das Land in eine Gluthölle zu verwandeln -, vernahm McQuade fernes Rumoren. Langsam wurden die Geräusche deutlicher, und dann kam das Gespann über die Bodenwelle, an deren Fuß McQuade wartete. Es war ein leichter Schlutterwagen, vor den ein schwerer Kaltblüter gespannt war. Auf dem Wagenbock saß Cole Weston. Das Fuhrwerk polterte und rumpelte, das Pferd ging mit hängendem Kopf, manchmal klirrte es, wenn ein Huf gegen einen Stein stieß.

Als das Fuhrwerk auf zehn Yard heran war, verließ McQuade den Schutz der Büsche. Das Gewehr hielt er auf Cole Weston gerichtet, den Kolben hatte er sich unter die Achsel geklemmt, sein Zeigefinger lag um den Abzug.

Weston stemmte sich gegen die Zügel, das Gespann kam zum Stehen. Der Mörder schluckte würgend, dann blaffte er: »Bist du unter die Wegelagerer gegangen, O'Connor?«

»Mein Name ist McQuade«, erklärte der Texaner grollend. »Als ich vor einigen Wochen nach Southton in der Nähe von San Antonio heimkehrte, fand ich dort nur noch drei Gräber vor – Gräber, in denen meine Eltern und meine Schwester ihre letzte Ruhe gefunden haben, nachdem sie von einer Bande skrupelloser Banditen ermordet worden waren.«

McQuades Stimme klang brechend, sie erinnerte an zersplitternden Stahl. Seine Augen blickten hart wie Bachkiesel.

Cole Weston duckte sich. Unruhe prägte jeden Zug seines Gesichtes. Sein Blick war unstet geworden. Seine rechte Hand löste sich von den Zügeln, Weston legte sie auf seinen Oberschenkel und zog sie langsam zurück in Richtung des Holsters, aus dem der Griff des Revolvers ragte. »Warum erzählst du mir das?«, knirschte er.

»Halt die Hand ruhig, Weston!«, mahnte McQuade. »Ich werde dich jetzt für den Mord an meiner Familie zur Rechenschaft ziehen. Vorher aber habe ich noch eine Frage an dich.«

Cole Weston atmete schwer. Ein heimtückisches Glitzern war in seine Augen getreten. »Was für eine Frage?«

»Wo finde ich deine Kumpane Bud Logan und Hal Carter?«

»Such sie in der Hölle, McQuade!«, brach es aus Weston heraus und seine Rechte fuhr zum Revolver.

McQuade zog durch. Der peitschende Knall des Schusses wurde über Cole Weston hinweggeschleudert, der sengende Hauch der Kugel streifte seine Wange. Seine Hand, die schon den Griff des Revolvers umspannt hatte, zuckte zurück, als hätte er sie sich an glühendem Eisen verbrannt.

Die Detonation war noch nicht verrollt, als McQuade schon wieder durchgeladen hatte. »Heb die Hände und steig ab, Weston!«, befahl McQuade. »Und lass dich zu nichts mehr hinreißen. Eine zweite Kugel werde ich nicht vergeuden.«

»Verdammt, was willst du von mir? Ich war nicht in Texas, und ich kenne weder einen Mann namens Logan noch einen namens Carter.«

»Steig ab!«

Cole Weston erkannte, dass McQuade keine Kompromisse eingehen würde. Sein Herz schlug einen hämmernden Rhythmus, er zermarterte sich das Hirn nach einem Ausweg. »Was hast du vor?«, fragte er, um Zeit zu gewinnen.

»Ich werde das Versteck deiner Kumpane aus dir herausprügeln, Weston. »Und dann ...«

Ein Schuss peitschte. McQuades Kopf zuckte herum. Cole Weston ergriff die Gelegenheit beim Schopf. Seine Gestalt wuchs in die Höhe, dabei riss er den Colt aus dem Futteral und schoss auf McQuade, dann sprang er vom Wagenbock aus zwischen die Büsche.

Die Kugel streifte McQuade am Oberarm und verursachte ein heftiges Brennen. Der Texaner jagte einen Schuss in das Zweiggespinst, dann ließ er sich seitlich vom Pferd kippen. Ein Geschoss pfiff über den leeren Sattel hinweg. Die Detonationen verschmolzen ineinander und wurden von den Echos vervielfältigt. Zweige peitschten, dürre Äste, die am Boden lagen, zerbrachen mit trockenem Knacken. McQuades Pferd wieherte trompetend und stieg auf die Hinterhand. Schließlich verhallte der Schussdonner mit geisterhaftem Geraune.

McQuade kroch schnell in den Schutz der Büsche. Von Cole Weston war nichts mehr zu sehen oder zu hören. Stille war eingetreten, die nach kurzer Zeit von hämmerndem Hufgetrappel gesprengt wurde. Ein Reiter jagte den Abhang herunter, über den der Weg in die Stadt führte.

Es war der Sheriff von Willcox.

Bei dem Gespann angekommen riss er sein Pferd zurück. Das Tier kam zum Stehen. Die Stimme des Gesetzeshüters peitschte: »Zeigen Sie sich, McQuade!«

Der Texaner trat vor die Büsche. Er hielt mit beiden Händen das Gewehr schräg vor der Brust. »Welcher Teufel hat Sie geritten, Sheriff, als ...«

»Habe ich Sie nicht gewarnt, McQuade!«, polterte der Sheriff los und unterbrach McQuade. »Sie haben sich meiner Anordnung widersetzt. Dafür werde ich Sie einsperren. Lassen Sie das Gewehr fallen und nehmen Sie die Hände in die Höhe.«

»Sie haben einem Mörder zur Flucht verholfen, Sheriff«, stieß McQuade grimmig hervor.

»In Arizona hat Weston keinen Mord begangen!«, konterte der Gesetzeshüter. »Und wenn Sie ihn erschießen, kann Sie das an den Galgen bringen.«

»Gehen Sie zur Hölle, Sheriff.« Mit dem letzten Wort machte McQuade kehrt, bahnte sich einen Weg durch das Gestrüpp und erreichte sein Pferd. Er löste den Zügel vom Ast, mit einem Satz kam er in den Sattel, mit einem Schenkeldruck trieb er das Tier an. Nachdem er die Büsche verlassen hatte, gab er den Kopf des Pferdes frei und ließ es laufen. Trommelnder Hufschlag erhob sich.

*

McQuade hatte sich nicht getäuscht. Cole Westons Ziel nach seiner Flucht war die Farm seines Vaters. Er hatte die anderthalb Meilen in etwa zwanzig Minuten zurückgelegt. McQuade, der sich - geschützt vor Blicken von der Farm -, bei einem Busch positioniert hatte, entging nicht, dass der Bandit leicht hinkte. Wahrscheinlich hatte er sich beim Sprung vom Fuhrwerk den Fuß verstaucht.

McQuade zeigte sich nicht. Cole Weston sollte ihn zu seinen Kumpanen führen.

Der Bandit verschwand im Stall. Aus dem Haus trat die Farmersfrau, überquerte den Hof und ging ebenfalls in den Stall. McQuade vermutete, dass sich Brad Weston und sein Sohn Lester nicht auf der Farm befanden. Wahrscheinlich arbeiteten sie auf irgendeinem Feld.

Nach kurzer Zeit zerrte Cole Weston ein gesatteltes Pferd hinter sich her ins Freie. Seine Mutter folgte ihm. Sie gestikulierte mit den Händen. Cole Weston winkte ab und schwang sich auf das Tier, ruckte im Sattel und der Vierbeiner setzte sich in Bewegung. In dem Moment tauchte nördlich der Farm ein Reiter auf. Er kam schnell näher.

Es war der Sheriff. Wahrscheinlich hatte er in der Wildnis nach Cole Weston gesucht, ehe er sich entschloss, zur Farm zu reiten.

Der Bandit ritt dem Gesetzeshüter entgegen. Sie trafen aufeinander und zerrten die Pferde in den Stand. Eine hitzige Debatte entstand. Plötzlich zog der Sheriff den Revolver und richtete ihn auf Cole Weston. Dieser drosch seinem Pferd die Sporen in die Seiten. Aus dem Stand vollführte das Tier einen Satz nach vorn und rammte den Vierbeiner, auf dem der Sheriff saß. Das Tier brach hinten ein, der Gesetzeshüter wurde aus dem Sattel katapultiert. In dem Moment, als er sich hoch kämpfte, feuerte Cole Weston mit dem Colt auf ihn. Die schwere 45er Kugel fegte den Gesetzeshüter von den Beinen. Cole Weston spornte sein Pferd an.

McQuade hatte tatenlos zusehen müssen. Jetzt warf er sich in den Sattel. »Lauf!« Sein Pferd streckte sich. Im stiebenden Galopp jagte er auf die Farm zu. Bei dem Sheriff war Sue Weston abgekniet. McQuade riss an den Zügeln, sein Pferd brach hinten ein, die bremsenden Hufe zogen eine tiefe Spur in den Staub. »Ist er tot?«

Die Frau schüttelte den Kopf. Mit gequältem Blick schaute sie zu McQuade in die Höhe. Ihre Stimme klang belegt, als sie rief: »Er hat die Kugel in die rechte Brustseite bekommen. Mein Gott, warum hat Cole auf ihn geschossen.«

»Schaffen Sie ihn in die Stadt!«, gebot McQuade, dann setzte er das Pferd unter sich in Bewegung. Cole Weston verschwand gerade über eine Bodenerhebung. Er hatte den Weg verlassen. Die Spur, die sein Pferd hinterlassen hatte, zeichnete sich deutlich im staubigen Gras ab.

McQuade folgte ihr. Die Fährte führte nach Westen. Nach etwa drei Meilen bog sie nach Norden ab und endete schließlich an der breiten, staubigen Überlandstraße, die sich wie der riesige Leib einer Schlange nach Westen schlängelte und in Yuma endete.

McQuade schwenkte den Blick nach Osten, dann nach Westen. Die Straße bohrte sich zwischen die Hügel der Little Dragon Mountains.

McQuade musste sich entscheiden.

Nach kurzer Überlegung entschloss er sich, der Straße nach Westen zu folgen.

Die Sonne stieg höher und höher. Die Hitze füllte beim Atmen die Lungen wie mit Feuer. Die Konturen der Hügel und Felsen schienen in der flirrenden Luft zu zerfließen. Feiner Staub hatte McQuades Augen gerötet. Unbeirrbar ritt er. Wenn sich ihm die Möglichkeit bot, tränkte er sein Pferd. Meile um Meile legte er zurück. Um die Mitte des Nachmittags schälten sich aus dem Sonnenglast die Gebäude einer Pferdewechselstation von Wells & Fargo.

Vor dem Stationsgebäude stieg McQuade vom Pferd. Alles wirkte grau in grau. In einem großen Corral standen über ein Dutzend Pferde. Das Stalltor stand offen. Ein bärtiger Mann kam ins Freie.

McQuade führte sein Pferd zum Tränketrog, überließ das Tier sich selbst, wandte sich dem Stationer zu und schob sich den Hut aus der Stirn. »Ich verfolge einen Mann. Er ist Mitte zwanzig und dunkelhaarig.«

»Hat er etwa Ihre Größe und ist er hager wie ein Wüstenwolf?«

»Ja. Ist er hier vorbeigekommen?«

Der Stationer nickte. »Er schien es höllisch eilig zu haben, der Hombre hat nicht mal angehalten. Was hat er denn ausgefressen? Weshalb verfolgen Sie ihn? Ich sehe keinen Stern an Ihrer Brust.«

»Es bedarf nicht unbedingt eines Sterns, um für Gerechtigkeit zu sorgen«, murmelte McQuade. »Wie groß ist sein Vorsprung?«

Der Stationer wiegte den Kopf, dann antwortete er: »Eine Viertelstunde etwa. Wenn er den Gaul weiterhin so jagt, wird er ihn zuschanden reiten. Ist auf den Burschen eine Prämie ausgesetzt? Sind Sie Kopfgeldjäger?«

»Er ist ein Mörder«, knurrte McQuade. »Aber ich jage ihn nicht wegen des Geldes.«

McQuade wandte sich seinem Pferd zu, hakte die Wasserflasche vom Sattel, füllte sie mit frischem Wasser, wusch sich das Gesicht und setzte seinen Weg fort. Tief in seinem Innersten meldete sich eine Stimme, die ihm sagte, dass seine Rechnung möglicherweise aufging.

Die Entschlossenheit, die ihn erfüllte, grenzte an Besessenheit. Am Ende seines Weges sollten drei Särge stehen ...

*

Drei Tage später kam McQuade nach Tucson. Es handelte sich um eine verhältnismäßig große Stadt. MCQuade erregte kein Aufsehen. Tagtäglich kamen Menschen nach Tucson. Die meisten verschwanden wieder. Nur wenige blieben.

McQuade betrat die Stadt und nahm ihren höllischen Atem wahr. Bösartiger Lärm zog durch den Ort. In Städten wie diesen war die Sünde zu Hause. In den Nächten erwachten sie zur Lasterhaftigkeit, sie zogen Abenteurer, Geschäftemacher, Gestrauchelte und eine Menge lichtscheuen Gesindels an. Sie waren auf der Jagd nach dem schnell verdienten Dollar und der Revolver saß oftmals verdammt locker.

Auf der breiten Hauptstraße und den Gehsteigen herrschte reges Treiben. McQuade fand einen Mietstall, gab sein Pferd dort ab, nahm sein Gewehr, hängte sich die Satteltaschen über die Schulter und begab sich zum Hotel, um sich ein Zimmer zu mieten. Es war Mittagszeit. Der Texaner verspürte nagenden Hunger. Ehe er das Zimmer verließ, um ein Restaurant aufzusuchen, holte er aus der Satteltasche den Steckbrief, der in Texas ausgestellt worden war und mit dem die Mörder seiner Angehörigen gesucht wurden. Er faltete ihn zusammen und steckte ihn in die Innentasche seines Staubmantels.

Nachdem McQuade gegessen hatte, erkundigte er sich beim Keeper nach dem Marshal's Office, bezahlte und machte sich auf den Weg. Er fand das Büro des Town Marshals, klopfte gegen die Tür und betrat es. Hinter dem Schreibtisch saß ein grauhaariger Mann mit eingefallenem Gesicht. Ein dicker Schnurrbart verdeckte seine Oberlippe. Vor ihm auf dem Schreibtisch war eine vergilbte Zeitung ausgebreitet, auf der die Teile eines Revolvers lagen. Der Marshal war gerade dabei, den Lauf der Waffe zu reinigen.

»Guten Tag«, grüßte McQuade und drückte die Tür hinter sich ins Schloss.

Der Marshal erwiderte den Gruß und fragte dann: »Was führt Sie zu mir?« Er legte den Lappen weg, mit dem er die Teile der Waffe gereinigt hatte und begann, den Revolver zusammenzusetzen. Leise und monoton tickte der Regulator, der an der Wand hing. Es roch nach Pfeifentabak.

»Ich suche drei Männer, Marshal«, erklärte McQuade, griff in die Tasche und holte den Steckbrief hervor, faltete ihn auseinander und reichte ihn dem Marshal. Dieser nahm ihn und heftete seinen Blick darauf, dann knurrte er: »Der ist in Texas ausgestellt und gilt im Arizona-Territorium nicht.«

McQuade nahm den Steckbrief wieder und steckte ihn ein. »Ich weiß. Es handelt sich bei den drei Kerlen um die Mörder meiner Familie. Cole Weston habe ich in Willcox aufgestöbert. Er ist mir entkommen und nach Westen geflohen. Ich denke, er befindet sich in Tucson.«

»In Tucson wimmelt es von Fremden. Ich kümmere mich schon lange nicht mehr um die Leute, die sich in der Stadt ein Stelldichein geben. Doch trete ich sehr schnell auf den Plan, wenn einer Ärger macht.«

»Ich verstehe«, murmelte McQuade. »Nun, ich wollte keine Möglichkeit außer Acht lassen. Vielleicht ...«

»Tut mir leid, Junge. Ich kann Ihnen wirklich nicht helfen. Aber ich werde die Augen offen halten. Wo finde ich Sie gegebenenfalls?«

»Ich wohne im Hotel beim Mietstall. Sollte ich es verlassen, sage ich dem Mann an der Rezeption Bescheid.«

»Fragen Sie Maria«, gab der Marshal zu verstehen. »Sie führt am westlichen Stadtrand so etwas wie ein Boardinghouse. Bei ihr steigen viele Durchreisende ab, weil ihre Preise günstig sind.«

»Maria?«

»Maria Alvarez, eine Mexikanerin.«

»Ich werde sie fragen«, erklärte McQuade und machte kehrt, um das Office zu verlassen. Bei der Tür holte ihn die Stimme des Marshals ein: »Nennen Sie mir Ihren Namen.«

»McQuade«, sagte der Texaner über die Schulter.

»Ich bin Marshal Wes Rafferty. Sagen Sie Maria, dass ich Sie geschickt habe.«

McQuade trat ins Freie. Auf der Straße, zwischen den Häusern, ballte sich die Hitze. Im Schatten der Vorbaudächer begab sich McQuade zum westlichen Stadtrand. Er fand die Pension und betrat sie. Hinter der Rezeption saß eine Frau, deren lange, schwarze Haare bereits von grauen Fäden durchzogen waren. McQuade konnte nur ihr Gesicht sehen, das aber ließ den Schluss zu, dass die Frau ziemlich dick war.

»Buenos Dias«, begrüßte die Mexikanerin den Ankömmling. »Möchten Sie sich bei mir einquartieren?«

»Mich schickt Marshal Rafferty«, versetzte McQuade und legte beide Hände auf die Rezeption. »Ich bin auf der Suche nach drei Männern. Ihre Namen sind Cole Weston, Bud Logan und Hal Carter. Weston dürfte erst vor wenigen Stunden in Tucson angekommen sein.«

Die Frau dachte kurz nach. »Die Namen sagen mir nichts, Señor«, murmelte sie dann. »Können Sie mir die Burschen beschreiben?«

McQuade gab ihr den Steckbrief. Maria Alvarez las ihn aufmerksam, dann nickte sie. »Sie haben falsche Namen angegeben, als sie bei mir Zimmer mieteten. Ja, Logan und Carter wohnen bei mir. Si, si, vor einigen Stunden kam Weston an. Wenig später haben die drei die Pension verlassen.«

»Sie sind doch nicht etwa weitergeritten!«, entfuhr es McQuade regelrecht entsetzt.

»Nein. Sie hatten lediglich ihre Gewehre bei sich.«

Auf der Treppe ins Obergeschoss erklangen Schritte. McQuade drehte ein wenig den Kopf. Sein Blick erfasste eine junge Frau, die ihm fast den Atem nahm, so sehr faszinierte sie ihn. Sekundenlang vergaß er alles um sich herum. Und er zuckte zusammen, als Maria Alvarez' Stimme erklang: »Das ist meine Tochter Juanita. Sie hilft mir in der Pension.«

Jetzt erwachte McQuade aus seiner Erstarrung, er griff nach dem Hut und lüftete ihn. »Sehr erfreut, Ma'am.«

Juanita lächelte. Ihre Zähne waren makellos.

»Für die Kerle, die bei mir absteigen, ist sie tabu!«, stieß Maria Alvarez mit harter Stimme hervor.

Juanitas Lächeln zerrann.

»Ich... Ich ...«, stammelte McQuade.

»Juanitas Anblick hat Sie ziemlich aus der Fassung gebracht, Señor. Nun, ich kenne das. Meine Tochter ist nicht für Ihre Sorte geschaffen.  Geh in die Küche, Juanita. Presto, presto!« Zuletzt hatte ihre Stimme ausgesprochen energisch geklungen.

Die junge Frau, die den Texaner so sehr in ihren Bann zog, entfernte sich schnell.

McQuade fand seine Sprache wieder. »Keine Sorge, Señora. Wenn ich in Tucson meinen Job erledigt habe, verlasse ich die Stadt wieder. Ich will nichts von Ihrer Tochter.«

*

Als McQuade auf den Vorbau trat, wurde er angerufen: »Da bist du ja, McQuade! Wir haben dich erwartet!«

Etwas in dem Texaner versteifte. Jähe Anspannung befiel ihn. Unwillkürlich legte sich seine Hand auf den Griff des Revolvers. Er blickte in die Richtung, aus der die brechende Stimme gekommen war. Die Atmosphäre war plötzlich angespannt und gefährlich. Der Tod schien die Knochenfaust auszustrecken.

McQuade konnte den Mann, der gerufen hatte, nicht ausmachen. Seine Stimme klirrte: »Bist du es, Weston?«

»Sicher. Und ich habe zwei Freunde bei mir. Weißt du eigentlich, dass wir eine Menge Spaß hatten mit deiner Schwester?«

Menschen blieben stehen. Etwas Beklemmendes lag plötzlich in der Luft; Unheil braute sich über der Straße zusammen wie eine Gewitterwolke. Die Luft schien mit Elektrizität aufgeladen zu sein.

Kälte überfiel MCquade. Aber es lag etwas darunter - eine schwelende Glut aus Hass und Leidenschaft, vielleicht sogar Begierde.

Die drohende Gefahr verlangte einen raschen Entschluss.

McQuade stieß sich ab und spurtete los. Dabei riss er den Revolver aus dem Holster. Er schalt sich einen Narren, weil er das Gewehr im Hotel gelassen hatte.

Ein Schuss dröhnte. Der donnernde Knall stieß durch die Stadt, aufbrüllend antworteten die Echos. Auf der Straße entstand Hektik. Die Passanten flohen wie von Furien gehetzt in Deckung. Erregtes Geschrei vermischte sich mit der verhallenden Detonation.

McQuade bog in eine Gasse ein. Sein Atem ging etwas schneller. Wie hineingeschmiedet lag der Colt in seiner Faust. Der Daumen lag quer über der Hammerplatte. Der Texaner ging an der Ecke in Deckung und presste seinen Körper hart an die Wand des Gebäudes, das ihm Schutz bot. Den Revolver hielt er in Gesichtshöhe. Die Mündung wies zum Himmel.

McQuade lugte um die Ecke. Die Straße war jetzt wie leergefegt. Stille hatte sich wie ein Leichentuch in die Stadt gesenkt. Der Tod schlich auf leisen Sohlen durch Tucson.

Als es knallte, zog McQuade den Kopf zurück. Die Kugel meißelte den Putz von der Wand und jaulte als Querschläger davon. Das grässliche Heulen schmerzte geradezu in den Ohren. In den zerflatternden Schussdonner hinein schrie Cole Weston: »Du bist so gut wie tot, McQuade. Wenn du mit der Nase im Dreck liegst, werde ich auf deinen Kadaver spucken.«

Der Texaner gab keine Antwort. Das Verhältnis stand drei zu eins. Seine Gegner kannten keine Skrupel, und sie waren tödlicher als die Pest im Mittelalter. Einen Fehler konnte er sich nicht erlauben. Er wäre tödlich gewesen.

McQuade sicherte in die Gasse hinein, dann zog er sich zurück. Als eine andere Gasse kreuzte, wandte er sich nach rechts. Geduckt schlich er an einem Gartenzaun entlang, dann deckte ihn ein windschiefer Schuppen, und an diesen schloss sich wieder ein hüfthoher Bretterzaun an. Kurz entschlossen flankte McQuade darüber hinweg, landete in einem Garten und durchquerte ihn, erreichte ein Haus und schob sich an dessen Längsseite entlang, bis wieder die Straße vor seinem Blick lag.

Die Stille war lastend und zerrte an den Nerven. Zwischen den Häusern lauerte die Gefahr, der Tod war allgegenwärtig. McQuade wappnete sich mit kalter Ruhe. Und plötzlich sah er auf der anderen Seite der Fahrbahn in einer düsteren, engen Nische zwischen zwei Häusern eine huschende Bewegung. Da glühte es auch schon auf und der Schussdonner wurde über die Straße geschleudert. McQuade ließ sich auf die Knie niederfallen und feuerte. Trampelnde Schritte erklangen. Der Texaner jagte eine zweite Kugel in den schmalen Durchlass, dann kam er mit einem Ruck hoch und rannte über die Straße.

Rechterhand begann es zu krachen. McQuade wirbelte halb herum, sein Blick erfasste einen Mann, der neben einem Vorbau kniete und mit dem Gewehr aus der Hüfte feuerte. Er schoss in rasender Folge, die Projektile pfiffen wie giftige Hornissen heran, aber der Bandit feuerte viel zu hastig und ohne richtig zu zielen.

McQuade hechtete nach vorn, rollte sich über die linke Schulter ab, lag lang im Staub und wälzte halb herum, die Mündung seines Revolvers stach ins Ziel und dann bäumte sich die Waffe auf in seiner Faust.

Der Bursche mit dem Gewehr kippte zur Seite. Seine Waffe verstummte.

McQuade kam hoch und rannte los. Es begann ohrenbetäubend zu krachen. Er wurde jetzt von zwei Seiten unter Feuer genommen. Haken schlagend wie ein Hase erreichte er den Banditen, den er niedergeschossen hatte, bückte sich und raffte dessen Gewehr an sich. Dann verschwand er um ein Haus. Noch zweimal krachte es, dann stellten die Banditen das Feuer ein.

»Der elende Hurensohn hat Hal erwischt!«, erklang es rau.

»Dafür schießen wir ihn in Stücke!«, antwortete eine andere Stimme.

»Yeah. Wir schicken das verdammte Stinktier in die Hölle.«

*

McQuade war auf das Dach eines Gebäudes geklettert und äugte über die Fassade aus Bohlen hinweg hinunter auf die Straße. Sein Colt steckte jetzt im Holster. Das Gewehr, das er erbeutet hatte, war schussbereit. Jeder seiner Sinne war aktiviert, seine Augen waren in ständiger Bewegung, sein Mund war eine harte, entschlossene Linie. Und er war kalt wie ein Eisblock.

Keiner der beiden Banditen, die Jagd auf ihn machten, ließ sich blicken. Wahrscheinlich hatten sie erkannt, dass er ihnen ebenbürtig war und dass sie ihn auf keinen Fall unterschätzen durften. Diese Sorte trug ihre Haut nicht unnötig zu Markte.

Sie Zeit schien stillzustehen. Irgendwo in der Stadt begann ein Hund zu bellen. Einige Artgenossen stimmten ein. Heiß brannte die Sonne auf McQuades Rücken. Mücken, vom Schweißgeruch angelockt, schwirrten um seinen Kopf.

McQuade hüllte sich in Geduld. Die Sekunden reihten sich aneinander, wurden zu Minuten und zu einer Viertelstunde. Und plötzlich sah er einen der Kerle. Es war nicht Cole Weston, es konnte sich nur um Bud Logan handeln. Lange, blonde Haare quollen unter seinem braunen Hut hervor. Der Bandit war hinter einem Gebäude hervorgetreten. Das Gewehr hielt er an der Seite im Anschlag. Der Lauf reflektierte das Sonnenlicht. Nach wie vor trieb das Bellen der Hunde durch Tucson.

Logan blieb im Schatten des Hauses stehen und drehte den Kopf erst nach rechts, dann nach links, dann rief er heiser: »Die Kanaille scheint sich in Luft aufgelöst zu haben. Es hat sicherlich keinen Sinn, nach ihm zu suchen. Gleich werden einige Deputys aufkreuzen. Verschwinden wir. McQuade entgeht uns nicht.«

In der Gassenmündung auf der anderen Straßenseite erschien Cole Weston. Er hielt das Gewehr mit beiden Händen schräg vor seiner Brust. »Wir haben erst dann Ruhe vor dem Bastard, wenn er in der Hölle ist.«

»Es ist nur eine Frage der Zeit«, knurrte Logan und setzte sich in Bewegung.

»Ich bin hier!«, brüllte McQuade und richtete sich auf. Sein Oberkörper wuchs über die falsche Fassade des Gebäudes hinaus. Ein mitleidloser Zug hatte sich Bahn in sein Gesicht gebrochen.

Auf der Straße warfen sich die beiden Banditen herum. Den Sekundenbruchteil, der zwischen Erkennen und Reagieren liegt, benötigten sie scheinbar nicht. Durch die Gefahr, die von McQuade ausging, waren sie auf blitzartige Reaktion eingestellt. Und sie reagierten wie Klapperschlangen.

Die Waffen brüllten auf. Heißes Blei pfiff durch die Luft. Der Lärm steigerte sich und mutete an wie ein höllischer Choral. Auf der Straße brach Bud Logan zusammen. Cole Weston zog sich rückwärts gehend und wie rasend feuernd in die Gasse zurück, aus der er vor etwa einer Minute gekommen war. Schließlich schleuderte er sich herum und floh. Mit dem nächsten Herzschlag war er aus McQuades Blickfeld verschwunden.

»Nummer zwei!«, knirschte McQuade und verspürte nicht die geringste Gemütsregung. Diese Kerle hatten den Tod verdient. Das Gesetz hatte versagt. Und er – McQuade -, hatte einen Schwur zu erfüllen. Die Verbrechen, die diese Banditen begangen hatten, legitimierten ihn. Er redete mit ihnen in ihrer Sprache – der Sprache der Gewalt. Die einzige Sprache, die diese Halunken verstanden. Sein Gesetzbuch war der Colt.

McQuade rannte über das Dach, sprang hinunter auf den niedrigen Schuppen, der ihm auch dienlich war, als er auf das Dach stieg, und landete nach einem weiteren Sprung im Hof. Er rannte auf die Straße, bewegte sich am Fahrbahnrand bis zu der Gasse, in der Cole Weston verschwunden war, und sah aus den Augenwinkeln, wie sich Bud Logan, der seitlich im Staub gelegen hatte, herumwälzte und hochdrückte. McQuade hielt an. Logan kam auf die Knie, er zog den Colt und schlug ihn auf den Texaner an. In seinen Augen glitzerte die Mordlust. 

McQuade schoss aus der Hüfte und repetierte sofort. Die Hülse wurde ausgeworfen und landete im Straßenstaub. Logans Faust mit dem Colt sank nach unten. Sein Oberkörper pendelte vor und zurück, sein Kinn sank auf die Brust. Schließlich fiel Logan auf das Gesicht, seine Beine zuckten unkontrolliert, dann lag er still.

Vor McQuades Gesicht zerflatterte Pulverdampf. Sein Kopf zuckte herum, sein Blick bohrte sich in die Gasse. Cole Weston blieb verschwunden, als hätte es ihn nie gegeben. McQuade rannte los.

Er erinnerte sich daran, dass er auf dem Weg zu Maria Alvarez' Boardinghouse ganz in der Nähe der Pension einen Mietstall gesehen hatte und vermutete, dass die Banditen dort ihre Pferde untergestellt hatten. Dieser Mietstall war sein Ziel. Er beeilte sich. Als er noch zwanzig Schritte vom Hoftor entfernt war, kam trommelnder Hufschlag auf, und dann jagte Cole Weston auf einem Pferd durch das Tor. Er sah McQuade und feuerte mit dem Revolver auf ihn, riss das Pferd nach links und hämmerte dem Tier rücksichtslos die scharfen Radsporen in die Flanken.

McQuade riss das Gewehr an die Schulter. Über die Zieleinrichtung der Henrygun hinweg verkrallte sich sein Blick am Rücken des Banditen. Aber er drückte nicht ab. Es war nicht seine Art, einen Mann in den Rücken zu schießen. Er ließ das Gewehr sinken. Seine Kiefern mahlten. Das Lodern in seinen Augen legte sich nur nach und nach. Er wandte sich um und ging zu der Stelle, an der er Bud Logan niedergeschossen hatte. McQuade hatte einen blutigen Schlussstrich unter das Dasein des Banditen gezogen.

Zwei Männer hetzten näher. Einer von ihnen war Town Marshal Wes Rafferty, der andere trug ebenfalls einen Stern an der Brust. Sie waren mit Gewehren bewaffnet. Atemlos hielten sie bei McQuade und dem toten Banditen an. Rafferty keuchte: »Man hat es mir schon erzählt, was sich zugetragen hat, McQuade. Die drei Schufte haben Ihnen den Kampf aufgezwungen. Ein Stück weiter die Straße hinauf liegt ein weiterer Toter. Was ist mit dem dritten Mann?«

»Weston hat sich abgesetzt. Aber ich werde ihm auf den Fersen bleiben. Und irgendwann hole ich mir den Mörder vor die Mündung.«

»Vor zwanzig Minuten ist die Stagecoach nach Tucson gekommen«, sagte Rafferty. »Der Kutscher hat die Nachricht in die Stadt gebracht, dass Weston den Sheriff von Willcox erschossen hat. Weston ist also auch in Arizona ein Vogelfreier, ein Verfemter. Ich denke, die Regierung wird auf seinen Kopf ein hohes Lösegeld aussetzen.«

»Ich bringe Ihnen den Mörder, Marshal«, versicherte McQuade und stapfte los, um sein Pferd zu holen.

*

Bald war klar, dass Cole Weston in südliche Richtung aus der Stadt geflohen war. Marshal Wes Rafferty sagte: »Wahrscheinlich will Weston nach Mexiko. Bis zur Grenze sind es von hier aus etwa hundert Meilen. Die Gegend ist wild und unwegsam. Ein Mann kann in dieser Einöde verschwinden wie ein Staubkorn in der Wüste. Und es wimmelt zwischen Tucson und Nogales wahrscheinlich von Apachen. Ein Ritt zur Grenze ist mit Selbstmord gleichzusetzen, McQuade.«

Der Gesetzeshüter hatte mahnend und eindringlich gesprochen.

McQuade zuckte mit den Schultern. »Weder Tod noch Teufel können mich davon abhalten, Weston zu folgen. Ich will auch keine Zeit verlieren.«

Sie befanden sich mitten auf der Straße. Der Marshal hielt das Pferd, auf dem McQuade saß, am Kopfgeschirr fest. Jetzt löste sich seine Hand und er trat einen Schritt zur Seite. »Sicher, ich hätte wissen müssen, dass meine Worte in den Wind gesprochen sind. Sie gehen den Weg, den Sie eingeschlagen haben, wenn es sein muss bis zum bitteren Ende. Gott sei mit Ihnen, McQuade.«

»Adios, Marshal. Ich komme wieder.« Er schnalzte mit der Zunge und das Pferd setzte sich in Bewegung. Bald lag Tucson hinter dem Texaner. Hügeliges Land um gab ihn, im Südosten und im Südwesten erhoben sich die Höhenzüge der Sierrita und der Santa Rita Mountains. Es gab keinen Weg. Überall waren Gruppen von Comas und Mesquites zu sehen, dazwischen wuchsen ganze Felder von Kreosot. Wie eine zerfließende Scheibe aus Weißgold stand die Sonne im Südwesten. Die Hitze brachte die Luft zum Kochen. Die Hölle hatte einen Namen ...

McQuade schonte das Pferd. Es war nicht auszuschließen, dass er auf die Kraft und die Ausdauer des Tieres noch angewiesen war. Wie ein Bluthund folgte er der Spur des Banditen.

Es wurde Abend. Der rötliche Schein, den der purpurne Horizont auf das Land legte, verblasste. Die Schatten lösten sich auf. Von Osten her schob sich die Dämmerung ins Land.

McQuade näherte sich den Bergen im Süden. Hoch oben trat der Abendstern aus dem dunkler werdenden Blau des Himmels hervor. Die Anhöhen wiesen eine Reihe von Einschnitten auf, in denen schon die düsteren Schatten der beginnenden Dunkelheit woben.

Da wehte ferner Schussdonner heran. McQuade fiel seinem Pferd in die Zügel, als das Tier stand, lauschte er. Er hatte sich nicht getäuscht. Weit vor ihm wurde geschossen. Ohne lange nachzudenken trieb er das Pferd wieder an. Im raumgreifenden Galopp stob er nach Süden. Als er nach einer Weile das Pferd erneut in die Kandare nahm, waren die Schüsse deutlich zu hören. McQuade ritt weiter. Es ging eine Anhöhe hinauf. Oben riss McQuade das Tier in den Stand. Unten, in der Ebene, erhob sich ein zerklüfteter Felsen, an dessen Basis mannshohes Strauchwerk wucherte.

Dieser Felsen wurde von verschiedenen Stellen aus unter Feuer genommen. Und das Feuer wurde verbissen erwidert. McQuade sah einige ungesattelte Pferde herumstehen und ahnte, dass es sich bei den Angreifern um Apachen handelte. Sie waren hinter Büschen und vereinzelt herumliegen Felsblöcken in Deckung gegangen. Die Mündungsfeuer zuckten durch die einsetzende Dunkelheit, das Krachen der Schüsse verschmolz ineinander und sickerte wie eine Botschaft von Tod und Verderben nach allen Seiten zwischen die Hügel.

McQuade zog das Gewehr aus dem Scabbard, sprang vom Pferd und führte das Tier in den Schutz eines Buschwerks, wo er es anleinte. Dann glitt er durch die Düsternis. Jede Deckung nutzend, die sich ihm bot, arbeitete er sich den Abhang hinunter. Schließlich sah er einen der Kerle, die drauf und dran waren, dem Mann bei dem Felsen das Tor zur Hölle aufzustoßen. Es war ein Indianer. Er kauerte hinter einem Felsklotz und jagte Schuss um Schuss darüber hinweg.

McQuade pirschte weiter, und als er sich etwa zwanzig Schritte hinter dem Krieger befand, repetierte er. Der metallische Klang erreichte das Gehör des Apachen und er warf sich herum, schlug das Gewehr auf McQuade an, doch der Texaner wartete nicht, bis der Apache durchzog. Sein Schuss dröhnte, die Kugel trieb den Indianer hoch, er machte das Kreuz hohl und kippte um.

Der Texaner rannte weiter. Er kam keine zehn Yard weit, als ein weiterer Apache hinter einem Busch hervor sprang und auf ihn schoss. Er spürte den Gluthauch der Kugel an der Wange und feuerte ebenfalls. Als hätte ihn die Faust des Satans von den Beinen gefegt krachte der Apache der Länge nach auf den Rücken. Er brüllte irgendetwas in seiner Sprache, dann war nur noch sein Röcheln zu vernehmen.

McQuade hetzte in den Schutz eines Strauches. Die anderen Apachen waren auf ihn aufmerksam geworden und schickten ihm heißes Blei. Aber als ihre Schüsse brachen, lag McQuade schon auf dem Bauch und kroch schlangengleich auf die andere Seite des Busches. Die Kugeln, die ihm galten, fetzten Blätter von den Zweigen und richteten sonst keinen Schaden an.

McQuades Ziel war eines der Mündungslichter. Ein erschreckter Aufschrei erklang. Er robbte weiter. Die niedrigen Kreosotstauden deckten ihn. Eine Serie von Schüssen donnerte. Eine Kugel traf einen Felsblock und quarrte durchdringend.

Plötzlich erhob sich Hufschlag.

McQuade hob den Kopf.

Ein Reiter jagte von dem Felsen weg in Richtung Westen davon. Er lag regelrecht auf dem Pferdehals, die Hufe des Tieres schienen kaum den Boden zu berühren. Einer der Apachen stieß einen schrillen Kampfschrei aus. Im nächsten Moment brüllte ein Gewehr auf. Das Pferd brach auf der Hinterhand ein, wieherte gequält, legte sich auf die Seite und keilte mit den Hufen aus. Der Reiter rollte über den Boden, kam hoch und rannte auf einen Busch zu.

McQuade erkannte ihn.

Es war Cole Weston.

Der Bandit verschwand im Schutz des Strauches.

McQuade verspürte tiefe Zufriedenheit.

*

Der Apache schnellte vom Boden auf McQuade zu und riss den Arm mit dem Tomahawk in die Höhe. Der Texaner wirbelte herum, warf sich zur Seite, und schlug mit dem Gewehr zu. Der Krieger gab einen gurgelnden Laut von sich, stolperte zwei Schritte zur Seite, und brach auf die Knie nieder. Ein langer Schritt brachte McQuade an ihn heran, er zog auf, um ihm mit dem Gewehrkolben den Rest zu geben, als er aus den Augenwinkeln einen weiteren Angreifer wahrnahm. McQuade ließ sich einfach fallen. Die Kugel des Apachen verfehlte ihn. Er rollte über den Boden und zog den Revolver. Das Gewehr hielt er mit der Linken am Kolbenhals fest. Plötzlich wuchs vor ihm der Krieger, den er niedergeschlagen hatte, in die Höhe. McQuade sah das verzerrte Gesicht und den glühenden Hass in den dunklen Augen und schoss. Die 45er Kugel fällte den Apachen wie einen morschen Baum.

McQuade richtete sich halb auf, sein Blick suchte den Apachen, der eben auf ihn geschossen hatte. Der Krieger stand neben einem Strauch und zielte auf ihn. Die Entfernung war zu weit für einen Schuss mit dem Revolver. McQuade ließ den Sechsschüsser fallen und nahm das Gewehr in Anschlag, aber da brach der Krieger mit dem Brechen eines Schusses wie vom Blitz getroffen zusammen. Und sofort peitschte es erneut. Die Kugel strich dicht über McQuades Kopf hinweg. Weston schrie: »Jetzt holt dich der Teufel, McQuade. Grüße Logan und Carter von mir. Die beiden sind doch tot, oder etwa nicht?«

»Ja, sie haben ihre gerechte Strafe erhalten, Weston. Und auch du wirst büßen.«

Höhnisches Kichern erklang, dann stieg es aus der Kehle des Banditen: »Deine Gebeine werden hier in der Ödnis verrotten, McQuade. Denn ich werde dich als Fraß für die Kojoten und Aasgeier zurücklassen. Farewell, du Narr!«

Aus seiner kauernden Stellung hechtete McQuade zur Seite. Das Geschoss des Banditen verfehlte ihn nur knapp. McQuade sah das Mündungsfeuer und hielt darauf, repetierte, schoss, repetierte ...

Eine ganze Weile geschah nichts. Plötzlich tauchte Weston auf. Er kam um einen Busch herum. Seine Schritte waren unsicher. McQuade hörte ihn stöhnen. »Die Hölle verschlinge dich, McQuade«, entrang es sich dem Banditen, und seine Stimme hatte keine Kraft mehr. »Du bist ein verdammter ...«

Weston brach auf die Knie nieder. Er hatte beide Hände vor der Brust verkrampft. Sein Atem rasselte. Ein Laut, der sich wie Schluchzen anhörte, kämpfte sich in seiner Brust hoch und brach sich Bahn aus seinem Mund.

McQuade drückte sich hoch. Das Gewehr an der Hüfte im Anschlag ging er langsam auf den Banditen zu. »Jeder zahlt für seine Schuld, Weston«, stieß der Texaner hervor. »Dein Trail ...«

Cole Weston kippte zur Seite um. Mit einem verlöschenden Laut auf den zuckenden Lippen starb er.

McQuade starrte auf den leblosen Körper hinunter. Er empfand nichts. Weston und seine Kumpane hatten den Tod verdient. »Yeah«, murmelte McQuade rau, »jeder zahlt für seine Schuld, Weston. Der Preis, den du bezahlt hast, war hoch – verdammt hoch.«

*

Gegen Mittag des darauf folgenden Tages zügelte McQuade sein Pferd vor dem Marshal's Office in Tucson. Er führte eines der Apachenpferde an der Longe. Dem Tier hatte er Cole Westons Sattel aufgelegt, quer über den Pferderücken hing die leblose Gestalt des Banditen.