Überleben in Natur und Umwelt - Carsten Dombrowski - E-Book

Überleben in Natur und Umwelt E-Book

Carsten Dombrowski

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Beschreibung

Der Survival-Bestseller!

Das kompakte Standardwerk Überleben in Natur und Umwelt gehört in die Ausrüstung von Fern- und Abenteuerreisenden, Bergwanderern, Pfadfindern, Jägern, Rucksacktouristen, Campern und Soldaten!

  • Beispiele für Wochenend- und Tageskurse im Überlebenstraining sowie Schulungen und Übungsanlagen zum Führungs- und Gruppenverhalten
  • Zahlreiche Checklisten für richtiges und schnelles Handeln in Notlagen
  • Viele Illustrationen zum Bau von Unterschlupfen und Behelfsgeräten sowie aus der Tier- und Pflanzenwelt
  • Mit Übungs- und Ausbildungsplänen sicher durch das Survivaltraining
  • Richtig handeln im Katastrophenfall dank umfangreichem ABC-Teil

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Seitenzahl: 546

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19. Auflage

© WALHALLA Fachverlag, Regensburg

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Kurzbeschreibung

Der Survival-Bestseller!

Das kompakte Standardwerk Überleben in Natur und Umwelt gehört in die Ausrüstung von Fern- und Abenteuerreisenden, Bergwanderern, Pfadfindern, Jägern, Rucksacktouristen, Campern und Soldaten!

Beispiele für Wochenend- und Tageskurse im Überlebenstraining sowie Schulungen und Übungsanlagen zum Führungs- und GruppenverhaltenZahlreiche Checklisten für richtiges und schnelles Handeln in NotlagenViele Illustrationen zum Bau von Unterschlupfen und Behelfsgeräten sowie aus der Tier- und PflanzenweltMit Übungs- und Ausbildungsplänen sicher durch das SurvivaltrainingRichtig handeln im Katastrophenfall dank umfangreichem ABC-Teil

Autor

Hauptmann Carsten Dombrowski, über 25-jährige Erfahrung der präklinischen Versorgung. Zivile und militärische Einsätze im In- und Ausland. Ausbilder für Tactical Combat Casualty Care (TCCC).

Schnellübersicht

Inhaltsübersicht

Vorwort

Einführung

Grundsätzliche Regeln für Notfälle und Notlagen

Erste Überlebensmaßnahmen, Orientieren, Marsch

Spuren, Fährten, Markierungen und Notzeichen

Wie wird das Wetter?

Feuermachen

Wassersuche und -aufbereitung

Beschaffung von Verpflegung

Fallen, Schlingen, Angeln und Netze

Behelfsgeräte und Notbekleidung

Notunterschlupf und -unterkunft

Die wichtigsten Knoten und Seilverbindungen

Überwinden von Gewässern, Sümpfen und gebirgigem Gelände

Erste Hilfe im Überlebensfall

Die wichtigsten Heilpflanzen und ihre Anwendung

Außergewöhnliche Bedingungen und Situationen

Überlebensausbildung

Inhaltsübersicht

Vorwort zur 18. Auflage15Einführung19Grundsätzliche Regeln für Notfälle und Notlagen33Erste Überlebensmaßnahmen, Orientieren, Marsch411.Allgemeine Maßnahmen412.Orientierungsgrundsätze42Orientierung mit Hilfe von Karte und Kompass42Orientierung mit Hilfe der Gestirne46Orientierung mit Hilfe von Beobachtungen in der Natur513.Grundlagen der Marschplanung und Grundregeln für den Marsch53Die Marschplanung und -vorbereitung53Der Marsch56Spuren, Fährten, Markierungen und Notzeichen671.Grundsätze672.Spuren von Menschen683.Tarnen und Täuschen724.Fährten und Spuren von Tieren775.Kennzeichen einzelner Tiere786.Markierungen84Arten von Richtungsmarkierungen857.Notzeichen87Sichtzeichen mit Schattenwirkung87Boden-/Bord-Notsignale89Feuer- und Rauchsichtzeichen90Lichtsignale918.Alpines Notsignal929.Sonstige Signalmöglichkeiten93Wie wird das Wetter?951.Wolkengattungen952.Wolken, Wetter, Wettervorhersage1003.Wetterregeln, Wettertipps103Feuermachen1091.Vorbereiten einer Feuerstelle1092.Behelfsmäßige Anzündstoffe1103.Feuermachen ohne Streichhölzer oder Feuerzeug111Methoden des Feuermachens1124.Brennmaterial1175.Verschiedene Feuerarten118Gitterfeuer118Kaminfeuer118Jägerfeuer119Grubenfeuer120Balkenfeuer120Sternfeuer1216.Sonstige Kniffe beim Feuermachen122Wassersuche und -aufbereitung1271.Wo finde ich Wasser?130Grundwasser131Oberflächenwasser133Regenwasser und Wasser aus anderem natürlichen Niederschlag (Tau, Schnee, Eis)133Sonstige Möglichkeiten zur Beschaffung trinkbarer Flüssigkeiten1362.Wie mache ich Wasser trinkbar?137Beschaffung von Verpflegung1411.Pflanzliche Nahrung141Wie erkenne ich die verschiedenen Baumarten?154Kleine Auswahl essbarer Pflanzen1572.Tierische Nahrung1673.Herstellung von Brot im Kochgeschirr oder in einer Steinplattenfeuerstelle171Zutaten171Hilfsmittel171Verfahren zur Herstellung von Holzmehl172Verfahren zur Herstellung des Brotes1724.Tipps und Rezepte zum Kochen und Braten175Maße und Gewichte175Verwendung von Fleisch von Rindern, Kälbern, Schweinen, Hammeln oder Wild175Zubereiten von Geflügel und Wildgeflügel176Zubereiten von Fischen176Zerlegen von größeren Tieren177Garzeiten für Fleisch177Bewährte Kochrezepte178 5.Hinweise für die Jagd183Enthäuten185Fallen, Schlingen, Angeln und Netze187  1.Einfache Würgeschlinge188  2.Schlagfalle mit Stein189  3.Springfalle an gebogenem Baum190  4.Zugfalle mit Gegengewicht191  5.Weitere Fallenarten192  6.Vogelfallen195  7.Angelhaken195  8.Kescher196  9.Fischspeer19710.Krabbenfalle19811.Schwimmer für Angelköder19812.Fischfallen199Behelfsgeräte und Notbekleidung2011.Öfen201Notöfen aus Konservendosen201Behelfswärmeofen mit Steinen202Notofen aus Fahrzeug- oder Flugzeugteilen2032.Rucksack2083.Schneeschuhe2104.Schleuder, Totschläger und Steinaxt2115.Krankentragen2126.Schlitten2137.Notbekleidung215Behelfssandalen215Fußlappen217„Mukluk“-Stiefel217Sonnen- und Kälteschutz218Sonnenbrille219Netzhemd aus weicher Schnur219Überanzug aus einer Plane, einem Tuch oder einem anderen geeigneten Stoff222Behelfsmittel zum Schutz gegen Kälte2228.Sonstige Hilfsmittel224Notunterschlupf und -unterkunft2251.Segeltuchzelte226Dreimastzelt226Schrägdach228Hängematte229Fallschirmspitzzelt230Zelt in Junggehölz2332.Unterschlupf aus natürlichen Hilfsmitteln234Schrägdach aus Geäst und Zweigen234Zweighütte in Dachform235Runde Zweighütte in Spitzzeltform2363.Schneeunterschlupf237Windschutz bei einer Rast im Winter237Windschutz mit Zeltplane238Windschutz aus Schnee239Schneeunterschlupf bei Schneesturm241Schneenische in einem Steilhang für mehrere Personen242Schneeblockdach in flachem Gelände und bei geringer Schneetiefe243Schneebiwak244Die Zwei-Mann-Schneehöhle246Der Zwei-Mann-Iglu248Schneeunterschlupf in Schnellbauweise bei lockerem, ungepresstem Schnee und großer Kälte251Inneneinrichtung des Schneeunterschlupfes253Verhalten beim Beziehen des Schneeunterschlupfes und bei längerem Aufenthalt im Schneebiwak254Die wichtigsten Knoten und Seilverbindungen259Überwinden von Gewässern, Sümpfen und gebirgigem Gelände2631.Gewässer2632.Sumpfgebiete269Leicht gangbare Sümpfe269Schwer gangbare Sümpfe269Nicht gangbare Sümpfe2693.Gebirgiges Gelände271Erste Hilfe im Überlebensfall2731.Grundsätze der persönlichen Hygiene2732.Krankheiten2863.Verletzungen/Vergiftungen3184.Gefährdung durch Insekten und parasitäre Kleintiere333Die wichtigsten Heilpflanzen und ihre Anwendung3431.Heilkräuterübersicht3452.Bei welcher Krankheit hilft welches Kraut?365Außergewöhnliche Bedingungen und Situationen3691.Fallschirm-Notsprung369In der Luft370Vor der Landung373Bei der Landung376Nach der Landung377Der Fallschirm als Ersatzteillager3792.Seenot3803.Arktische Verhältnisse3874.Dschungelgebiete3975.Wüstenregionen4076.Gefangenschaft, Geiselnahme413Lageraufenthalt414Verhalten in Gefangenschaft419Schlussbemerkung4307.Überleben unter ABC-Gefährdung431Die Bedrohung431ABC-Warndienst und andere Möglichkeiten zur Erkennung von Bedrohungsfaktoren434Behelfsmäßige Schutzmöglichkeiten451Überlebensverpflegung/Notverpflegung474Zusammenfassende Übersichten über Schutz und Selbsthilfe bei einer ABC-Gefährdung4798.Epidemien/Pandemie493Überlebensausbildung4951.Vorbemerkung4952.Vorschlag für eine Survival-Wochenendausbildung496Erster Ausbildungstag496Zweiter Ausbildungstag524Nachtübung „Survival-Express“537Dritter Ausbildungstag5453.Zeitplan für einen Überlebens-Kurzausbildung (1 Tag)5474.Schulung und Testanlage für Führungsund Gruppenverhalten in Notfällen549Station 1552Station 2554Station 3557Station 4560Station 5562Station 6565Stichwortverzeichnis568

Vorwort zur 19. Auflage

Im Jahr 2015 ist Heinz Volz, der Schöpfer dieses Werks leider im hohen Alter verstorben. Nun gilt es dieses Buch am Leben zu erhalten, dieses einzigartige Wissen an die heutige Zeit anzupassen. Aus diesem Grund trat der Walhalla Verlag an mich heran und gemeinsam wollen wir das Buch „Überleben in Natur und Umwelt“ weiterhin gestalten.

Mein Name ist Carsten Dombrowski. Ich bin wie Herr Volz es war, Soldat und habe in dieser Tätigkeit umfangreiche Erfahrungen auf dem Gebiet der Überlebensausbildung im nationalen und internationalen Umfeld sammeln können.

So besuchte ich ebenfalls den deutschen Einzelkämpferlehrgang, aber auch Kommandolehrgänge und Überlebenslehrgänge befreundeter Nationen.

Durch meine berufliche Tätigkeit, aber auch durch Reisen war ich viele Male im Ausland. Diese Touren brachten mich weltweit teils in exotische Regionen. Vom Regenwald Südamerikas, über Fjorde des Nordens in den vorderen Orient aber auch in die Wüste der Sahara.

Einen ganz besonderen Augenmerk habe ich bei diesen Unternehmungen stets für mich persönlich aber auch für jeden Einzelnen auf die individuelle Vorbereitung gelegt. Nicht blind auf andere verlassen, sondern Verantwortung für sich selbst zu übernehmen ist meine Devise. Dies gilt auch in medizinischen Bereichen, wie z.B. der Versorgung Verletzter in Ausnahmesituationen. Die in diesem Zusammenhang erworbenen Fähigkeiten habe ich in einem anderen Buch als Arbeitsbuch niedergeschrieben und mit zahlreichen Bildern ergänzt. Das Buch dazu, „Taktische Verwundetenversorgung für Militär – Polizei und Rettungskräfte” ist ebenfalls im Walhalla Verlag zu beziehen.

Die Welt scheint in Aufruhr zu sein. Jeden Tag sind die medialen Nachrichten voll mit Informationen über Krieg und Terror. Die Zeit scheint kriegerischer denn je zu sein. Wahre apokalyptische Bedrohungsszenarien werden beschrieben. Auch wenn ich diesen oft sehr negativen Meldungen nicht immer Glauben schenken mag, gilt es Wachsamkeit zu bewahren. Die Zeit des unbedarften Träumens ist sicher vorbei. Für einzelne unter uns hat es diese Zeit eh nie gegeben. Wachsamkeit ist der Preis der Freiheit. Dieser Satz ist sehr aktuell.

Was kann ich also tun, um meinen Beitrag für diese Wachsamkeit zu bringen. Beginnen Sie vor allem im Kopf, die Bereitschaft etwas tun zu müssen, muss von Ihnen kommen. Sie müssen die Notwendigkeit dafür akzeptieren. Haben Sie dies verinnerlicht, lassen Sie sich nicht durch die Horrormeldungen der Medien hetzen oder frustrieren. Machen Sie genau Ihr Ding. Überlebenstraining und Vorbereitung für mögliche Katastrophen sind sehr induviduell, quasi maßgeschneidert.

Beginnen Sie einen Vorsorgeplan, individuell für sich zu gestalten. Legen Sie einen Alarmierungsplan für sich und Ihre Angehörigen fest. Einen Ampelplan mit den Ihnen bekannten Farben grün – gelb – rot. Legen Sie darin fest, in welcher Phase Sie sich gerade befinden und welche Dinge im In- und Ausland geschehen müssen, damit für Sie die nächste Phase erreicht ist.

Ein Beispiel für eine veränderte Sicherheits/- Bedrohungslage könnte sein, anhaltende Unruhen mit massiven Ausschreitungen nach einem Putsch oder Putschversuch in der Türkei. Dies wäre zwar vordergründig weit weg, hat aber unmittelbar Auswirkung auf Ihre persönliche Sicherheit, wenn Sie in einer Gegend leben, in der viele sog. Deutsch–Türken oder Kurden ansässig sind. Diese Konstellation könnte einen Übergang zur Phase gelb bedeuten, sobald die ersten Protestbewegungen auf deutschen Straßen stattfinden, die dann evtl. in Gewalt ausarten. Aber auch die Krise in der Ukraine gibt Möglichkeiten Szenarien dieser oder ähnlicher Art zu diskutieren, nur um noch ein weiteres Beispiel zu benennen. Beispiele für mögliche Szenarien gibt es so einige. Informieren Sie sich auch außerhalb von TV und Zeitung, etwa durch Bücher. Bleiben Sie informiert über dass, was sich in Wirklichkeit um Sie herum abspielt.

Nun müssen Sie für sich festlegen, was eine solche Phasenveränderung praktisch bedeutet. So könnte die Phase Gelb die Verkleinerung Ihres alltäglichen Bewegungsradius um Ihr “Safe House”, also Ihre Schutzburg, in der Sie sich sicher fühlen, bedeuten. Ein Ort, in dem Sie Ihr persönliches Überlebensmaterial gesammelt haben. Weiterhin könnte der Übergang zur verschärften Sicherheitslage Gelb bedeuten, dass Sie Anschaffungen tätigen, für die Sie in der Vergangenheit die Gelder nicht freigeben wollten. So ist der Kauf eines Notstromaggregats teuer und das dafür benötigte Geld wurde bisher doch lieber für persönliche Dinge des Alltags oder Reisen genutzt.

All diese Punkte gehören in eine persönliche Krisenvorsorge. Sprechen Sie diese Punkte auf alle Fälle mit Ihren Angehörigen durch. Dabei gilt es gerade bei Kindern darauf zu achten, keine Ängste zu schüren. Erklären Sie diesen Personen, was sich hinter all diesen Planungen verbirgt.Krisenvorsorge und die Befähigung zum Überleben in der Natur und Umwelt ist aber nicht nur für den sog. “Worst Case”, also den Fall der Fälle, wenn alles in Scherben zu liegen droht, notwendig. Schon bei Reisen oder Touren abseits der vermeindlichen Normalität ist es ratsam, über Fähigkeiten zu verfügen, die einem in der Notlage helfen können. So wie Herr Volz mit diesem einzigartigen Buch fundierte Grundlagen geschaffen hat, Wissen bereitstellt, das in einer Vielzahl von Gefahren helfen kann.

Nehmen Sie sich Zeit, Seite für Seite zu lesen, durchzuarbeiten, dann aber gilt es auf die Theorie die Praxis folgen zu lassen. Dadurch werden Sie zunehmend sicherer bei Ihren Unternehmungen, wissen worauf es ankommt und gewinnen deutlich an Selbstsicherheit. Selbstsicherheit, die ein gutes Fundament und eine gute Grundlage ist, in Notlagen zu überstehen.

Noch eine Anmerkung zum Schluss. Lassen Sie sich nicht durch in letzter Zeit in verschiedenen sozialen Medien publizierte Überschriften verunsichern.

Prepper, Bushcrafter oder andere Personengruppen die sich mit Survival oder Überlebensfähigkeiten beschäftigen, werden in diesen meist polemischen Beiträgen als Verschwörungstheoretiker oder gar Menschen mit verfassungsfeindlichen Umsturzgedanken beschrieben. Distanzieren Sie sich von klar rechtsextremen Gruppierungen und verfolgen Sie Ihre eigene, ganz persönliche Vorbereitung. Hängen Sie dieses Wissen nicht unbedingt an die viel zitierte große Glocke. Sollte es denn tatsächlich zu einer Katastrophe, wie aktuell der Corona-Pandemie, kommen, in der Sie Ihr Wissen zum Überleben anwenden müssen, sollten Sie ruig agieren um Ihnen und Ihren Angehörigen ein Überleben mit eingeschränkten Ressourcen zu ermöglichen. Geht es um das nackte Überleben, können auch aus Nachbarn plötzlich Feinde werden und warum sollten diese schon im Vorfeld wissen, was Sie persönlich bei sich eingelagert haben.

Carsten Dombrowski

Einführung

Wenn sich der Leser dieses Büchleins mit Fragen des richtigen Verhaltens in extremen Notlagen auseinander setzen und dafür Problemlösungen angehen will, dann macht es zunächst – vor allem für den Anfänger, das „Greenhorn“ – wenig Sinn, sich sogleich auf schwierigste „Survival-Bedingungen“ im tropischen Regenwald, im „Tal des Todes“ oder auf die Spuren eines Reinhold Messner oder Arved Fuchs unter arktischen/antarktischen Bedingungen zu begeben (obwohl auch für solche Extremsituationen so mancher heiße Tipp in diesem Buch enthalten ist).

Es kommt vielmehr zunächst darauf an, sich klar zu machen, wann und wo im überschaubaren mitteleuropäischen Raum, insbesondere aber in Deutschland, den angrenzenden Ländern und bevorzugten Urlaubsgebieten Situationen eintreten können, die wegen eigenen Fehlverhaltens, umweltbedingt, wegen nicht vorhersehbarer Auswirkungen militärischer Auseinandersetzungen oder auch kriegsähnlichen Terrors zu „Überlebensmaßnahmen“ zwingen.

In erster Linie ist hier an die Gefährdung in gebirgigen Landschaften zu denken, aber es sind auch solche Gebiete ins Auge zu fassen, die durch dünne Besiedelung, zurückgebliebene forstwirtschaftliche Erschließung und raue klimatische Bedingungen unter bestimmten Umständen zu Maßnahmen zwingen, an die man in gewohnten Verhältnissen mit allem technischen und kulturellen Komfort nicht denken würde.

Das mit diesem Buch zu vermittelnde Wissen über die Möglichkeiten zur Bewältigung von Notsituationen geht davon aus, dass aufgrund der Anpassung menschlicher Gewohnheiten an Kultur, Umweltbedingungen, moderne Technik, Erleichterung der Lebensbedingungen und – teilweise – an den Überfluss der Wegwerfgesellschaft, im Verlaufe der evolutionären Entwicklung natürliche Instinkte weitgehend verkümmert sind. Den Urvorfahren der heutigen Menschheit noch einprogrammierte Reflexe, bei Gefahr rechtzeitig, spontan und richtig zu reagieren, haben sich im Laufe der Menschheitsgeschichte immer mehr zurückentwickelt. Naturnahes Wissen ist unter den Ablenkungen und Belastungen des technischen Zeitalters, aber auch gerade wegen der Fülle technischer Hilfen vergessen. Die Kunst zu improvisieren ist unterentwickelt und fast verkommen. Der moderne Mensch ist nur noch bedingt in der Lage, ohne die heute üblichen vielseitigen technischen, automatisch arbeitenden Hilfsmittel auszukommen. Er fühlt sich Problemsituationen gegenüber oft absolut hilflos, wird von ihnen beherrscht, anstatt sie zu beherrschen, verliert rasch das Selbstvertrauen, wird unsicher, bekommt Angst, ist geistig wie gelähmt, gerät in Panik und streckt – bei ständig sinkender Moral – zuletzt die Waffen. Er gibt sich selbst auf und hat den Kampf ums Überleben verloren, noch ehe er ihn recht begonnen hat.

Es kommt daher darauf an, in einer Lage, in der gewohnte und herkömmliche materielle Quellen auf ein äußerstes Maß reduziert sind und keine Aussicht auf rasche Hilfe besteht, die akute Überlebenssituation rechtzeitig zu erkennen, zu beurteilen und dann unverzüglich sachlich, kompetent, kühl und entschlossen alle Chancen nutzend zu handeln. Jedes Zögern verschlimmert nur die prekäre Situation.

Die Falschbeurteilung einer Lage allerdings und darauf beruhendes Fehlverhalten können tödliche Folgen haben. Die bewusste Nutzung verbleibender Möglichkeiten innerhalb des schmalen Überlebensgrenzbereiches unter Anwendung selbst primitivster Hilfsmittel und -methoden, unter vollem Einsatz der Kunst zum Improvisieren, können die Phase des Überlebens so verlängern helfen, dass letztendlich eine reelle Chance zur Rettung besteht.

Ergänzend müssen aus aktuellem Anlass auch noch einige weitere Gedanken zur „Falschbeurteilung von Situationen und deren Folgen“ angefügt werden.

Bei der heute immer größer werdenden Zahl jener Urlauber, die einen „ultimativen Kick“ als Reizstimulanz gegen Büro- und Berufsstress oder nach außergewöhnlichen Wegen der Selbstverwirklichung suchen, kann eine falsche Beurteilung der Lage und deren mögliche Entwicklung zu einer fatalen oder sogar tödlichen Bedrohung führen.

Das Schicksal der beim „Canyoning“ in der Saxeten-Schlucht in der Nähe von Interlaken in der Schweiz, am 27. Juli 1999, getöteten 19 Abenteurer mag ein Hinweis darauf sein. Sie wurden durch einen Gewitterregen überrascht, der wohl einen Stau des Wassers im oberen Teil der Schlucht gesprengt hatte, in Sekundenschnelle zu Tal gerast war und die dort kletternden jungen Menschen mitgerissen hatte. Sie hatten in diesem Augenblick keine Chance mehr. Hätten sie zuvor den Verlauf der Schlucht erkundet und sie bei Gewitterbeginn verlassen, wären sie vielleicht am Leben geblieben.

Vor Beginn eines selbst geplanten, gefährlichen Unternehmens sollten alle denkbaren Umstände sorgfältig überdacht und bei drohender Gefahr jede gewagte Aktion rechtzeitig abgebrochen werden.

Vor „Nervenkitzelaktivitäten“ muss geklärt sein: die Bewertung der eigenen Kondition, die Beherrschung und sichere Handhabung des benutzten Geräts, die Kenntnis des Geländes und seiner Tücken und die eingehende Beurteilung des Wetters und seiner voraussichtlichen Entwicklung.

Gefährliche ExtremsportartenRiver-RaftingWildwasserfahrt mit SchlauchbootWild Water SwimmingWildwasserschwimmenRiver-RidingWildwasserfahrt auf einem bananenförmigen LuftschlauchCanyoningRutsch-, Kletter- und Sprungpartie durch unberührte SchluchtenRockclimbing/FreeclimbingFreies Klettern in blankem Fels ohne SicherungMountainbikingVerschärfte Form von Steilabfahrten von Berggipfeln („Actiontours“)Bungee-JumpingSeilspringen in Schluchten oder von hohen BrückenEiskletternKlettern an gefrorenen Wasserfällen

Neben der Schulung körperlicher Fitness und Ausdauer, welche stets physische Voraussetzung für das Durchstehen von Notlagen, außergewöhnlicher körperlicher Belastungen und womöglich länger andauernder Entbehrungen sind, hängt das Überleben weitgehend von der geistigen Einstellung, der psychischen Widerstandskraft und einem unbeugsamen Willen ab.

Der von einer Reihe von Faktoren beeinflusste Lebenswille (Glaube an Gott, Sehnsucht nach der Familie, den Eltern, Trotzreaktionen nach dem Motto „Und nun erst recht!“ etc.) hilft, Schock, Furcht, Angst, Depression und Verzweiflung, Kälte oder Hitze, Einsamkeit, Verletzung, Erkrankung, Durst, Hunger, Erschöpfung, Unbilden der Witterung, Mangel an gewohnten technischen Hilfsmitteln und Komfort, leichter zu überwinden. Selbstdisziplin und Geduld, Ausdauer, Selbstbeherrschung und ein unbändiger Selbsterhaltungstrieb sind weitere Faktoren, die nüchternes und rationales Denken begünstigen, das Aufkommen von Panikgefühlen verhindern und zweckmäßiges Planen und Handeln zur Überwindung der Notlage fördern.

Oft kann Gedankenlosigkeit und Unterschätzung der gefährlichen Situation zu einem tragischen Ende führen, wie dies das nachfolgende Beispiel beweist: Als im Januar 1970 fürchterliche Schneestürme in Norddeutschland zahllose Fahrzeuge auf Autobahnen blockierten und regelrecht zuwehten, fühlten sich zwei junge Männer in ihrem voll aufgetankten Auto sicher wie zu Hause. Sie ließen den Motor laufen, um nicht zu frieren – und wurden am nächsten Tag tot aufgefunden. Sie waren an den Abgasen gestorben, die wegen ihres vom Schnee verstopften Auspuffs ins Wageninnere gedrungen waren. Ein kleiner offener Spalt im Seitenfenster hätte für das Überleben bereits genügt.

Eine Notiz in der „Münsterschen Zeitung“ vom 7. April 1987 dürfte dies belegen: Ein älteres Ehepaar im US-Staat Kansas hat ohne gesundheitliche Schäden zwei Wochen in seinem Wagen in einer Schneewehe überlebt. Am 23. Dezember 2011 schaffte das in Arizona auch eine Studentin, die neun Tage mit dem Auto im Schnee feststeckte. Zum Überleben reichten ihr geschmolzener Schnee und ein paar Schokoriegel und Kekse. Aber auch richtiges Verhalten und der feste Glaube an eine Rettung hatten ihr die Kraft zum Durchhalten gegeben.

Es sind nicht immer die abenteuerlich klingenden „Überlebens-Storys“, auf die wir hie und da in der Presse stoßen und die teilweise publikumswirksam „aufgemotzt“ werden, sondern oft die zunächst unbedeutend erscheinenden Ereignisse, die sich unversehens und ohne Vorwarnung zu lebensbedrohenden Situationen auswachsen können. Technische und Naturkatastrophen können uns auch heute noch im Zeitalter hochtechnischer Entwicklungen vor Situationen stellen, die nur unter höchstem persönlichen Einsatz, größtmöglicher Improvisationskunst und mit kühlem Kopf zu bewältigen sind.

Darauf eingestellt zu sein, Überlebenstechniken theoretisch und praktisch gelernt zu haben, ist die eine Seite der Medaille; im geeigneten Augenblick aber auch richtig zu entscheiden, eine Gefahrenlage rasch zu erkennen und unverzüglich zu handeln, ist die andere.

An den Weihnachtstagen 2004 verloren über 200 000 Menschen an den Küsten des Indischen Ozeans aufgrund eines Tsunamis ihr Leben, weil die natürlichen Anzeichen für eine, durch ein schweres Seebeben ausgelöste, riesige Flutwelle nicht beachtet wurden oder in den meisten Fällen nicht bekannt waren.

Erdbebenforscher warnen und raten daher: Bei ungewöhnlichem Verhalten von Tieren, z. B. wenn diese plötzlich und ohne erkennbaren Grund ufernahe Bereiche massenhaft verlassen, sollte deren Verhalten als Frühwarnung erkannt werden; man sollte ebenfalls strandnahe Gebiete sofort verlassen und höher gelegene Landstriche aufsuchen. Vögel, Wild, Eidechsen flüchteten vor dem Tsunami an Weihnachten 2004 landeinwärts, bevor auch nur das geringste Anzeichen einer Gefahr durch die Menschen wahrgenommen worden war. Das Verhalten der Delphine und das aufgeregte Gezwitscher der Vögel hatte den auf den Andamanen lebenden Ureinwohnerstamm der Shompen gewarnt, so dass er sich rechtzeitig retten konnte. Wenn sich das Meer plötzlich weit zurückzieht und weite Flächen des Meeresbodens freigibt, ist dies eine markante Vorwarnung, und man sollte keineswegs neugierig auf die freigegebene Fläche hinauslaufen. Das Meer nimmt gewissermaßen „Anlauf“ und kommt in rasender Geschwindigkeit mit bis zu 20 m hohen Wellen zurück, alles vernichtend, was sich in seinem Einwirkungsbereich befindet. Bei einem erkannten oder gemeldeten Erd- oder Seebeben sollten strandnahe Gebiete sofort verlassen und höher gelegene Bereiche aufgesucht werden.

Die Erfahrung zeigt: Tsunamis können jederzeit und in aller Welt an Küsten auftreten, die selbst vom Ort der Auslösung weit entfernt liegen. Sie entstehen in Folge einer plötzlichen Verdrängung großer Wassermengen aufgrund seismischer und vulkanischer Einflüsse oder riesiger Lawinen. Es kommt daher immer darauf an, rechtzeitig auf Anzeichen für einen drohenden Tsunami zu achten, entsprechenden Vorwarnungen zu folgen und gefährdete Bereiche unverzüglich zu verlassen.

Zwar wird versucht, die Menschen in gefährdeten Gebieten rechtzeitig mit Hilfe technischer Frühwarnsysteme zu informieren, die Natur bleibt jedoch unberechenbar und jedermann sollte in Gefahrenbereichen an Küsten selbst auf Anzeichen von bedrohlichen Entwicklungen achten. Nach einem Tsunami gelten in den zerstörten Gebieten viele der in diesem Buch beschriebenen „Überlebensregeln“, da Logistik, Unterkünfte, Versorgung mit Trinkwasser und Lebensmitteln sowie eine geregelte medizinische Betreuung nicht mehr existieren.

Jährlich schlittern tausende von Menschen leichtsinnig und gedankenlos in Gefahrenlagen hinein, in denen sie oft – meist unnötig – zuerst „den Kopf“ und dann ihr Leben verlieren. Dies gilt vor allem für das Verhalten in den Bergen. Weil dies im Allgemeinen der Bereich ist, in dem „Survival-Lagen“ in Mitteleuropa am ehesten vorkommen können, möchte ich auch hierzu einige Beispiele anführen. Die dabei verdeutlichten Fehler sowie Hilfen und richtigen Verhaltensweisen sind aber auch auf andere ähnliche Notsituationen übertragbar. Gefahrenlagen in den Bergen sind nicht an den Winter gebunden und werden oft selbst von geübten und erfahrenen Bergsteigern zu spät erkannt, von Freizeitwanderern leicht unterschätzt.

Vor einiger Zeit war in einer Tageszeitung folgende Notiz zu lesen: Mehr als 17 Stunden kauerte eine 17-jährige Schülerin aus Kreuztal bei Siegen auf einem schmalen Felsvorsprung über ihrem tödlich abgestürzten Freund aus Traunstein in einem schwierigen Klettersteig der Hörndlwand bei Ruhpolding. Erst dann hörten Wanderer ihre Hilferufe und alarmierten die Bergwacht. Die Schülerin hatte ihren Urlaub bei einem Freund aus Traunstein verbracht, und beide hatten sich beim Aufstieg auf den 1 639 m hohen Berg in einer fast senkrechten Wand mit bröckeligem Gestein so verstiegen, dass sie weder vor noch zurückkonnten. Beim Versuch, aus der Wand auszusteigen, war der junge Mann dann tödlich abgestürzt. Beide waren weder bergerfahren noch zweckentsprechend gekleidet oder ausgerüstet.

Ich kenne persönlich die Touren, die auf den Gipfel der Hörndlwand führen. Es gibt dort völlig harmlose „Familiensteige“, aber auch – an der Nordwand (wo viele Marterln für tödlich verunglückte Bergsteiger die Gefahr signalisieren) – extrem schwierige Kletterteile, die nur erfahrene Alpinisten begehen können oder die der Kletterschulung unter Anleitung von Bergführern vorbehalten sein sollten.

Das Gefährliche, nicht nur an diesem Berg, ist, dass sich bergunerfahrene, meist junge Leute, denen oft auch noch die vernünftige Bekleidung und die richtige Ausrüstung fehlen und die ihre Kraft, ihr Können und ihre Ausdauer überschätzen, ohne Routenvorbereitung leicht versteigen können. Oft fehlt dann auch noch die Einsicht, ehe es wirklich gefährlich wird, umzukehren und den Weg zurückzugehen, den man bis zur Gefahrenstelle gegangen ist. Die Folgen sind dann entweder Absturz oder mühevolle Bergung durch Männer der Bergwacht, die oft genug für den Leichtsinn von Mitmenschen ihr eigenes Leben riskieren müssen.

Praxis-Tipp:

Eine einfache Bergwandertour ohne Vorbereitung auf einem anscheinend harmlosen Berg kann für den Ungeübten, Unerfahrenen und Leichtsinnigen ebenso gefährlich werden wie eine extreme Hochtour für den Geübten. Jeder Bergwanderer sollte sich darüber im Klaren sein, dass das „Überleben“ bereits mit der Vorbereitung der Tour beginnt.

Kein Bergwanderer ohne Kletterausbildung und entsprechende Ausrüstung darf markierte Steige verlassen. Die Gefahr, dass Gestein losgetreten wird, dass man sich versteigt oder auf einem steilen Grashang ausrutscht oder auf einem Schneefeld den Halt verliert, ist stets und ständig gegenwärtig.

Hat man sich aber einmal trotz aller Vorsicht verstiegen und ist vom markierten Weg abgekommen, dann sollte man den Mut haben – auch gegenüber Begleitern – umzukehren, bis man wieder auf den markierten Weg stößt.

Der Berg verzeiht weder Fehler noch Unvorsichtigkeit, geschweige denn Leichtsinn. Man bezahlt dafür womöglich mit seinem Leben.

Ein weiteres Beispiel soll deutlich machen, wie gefährlich eine fröhlich begonnene Bergfahrt werden kann, wenn man durch Leichtsinn, Unachtsamkeit, mangelhafte Planung und Ausrüstung die Herausforderung des Berges nicht beachtet.

Beispiel:

Vor einigen Jahren klingelte sonnabends bei Heinz Volz das Telefon. Die Bergwacht aus Ruhpolding informierte ihn, dass am etwa 1 900 m hohen Sonntagshorn einer der ihm damals unterstellten Soldaten bei einer privaten Bergtour im Bereich der „Vorderen Kraxenbäche“ abgestürzt sei. Man wollte mit Hilfe seines Bataillons versuchen, ihn trotz der hereinbrechenden Nacht und bei starkem Schneetreiben zu finden und zu bergen, bevor er zugeschneit sei. Der Unfall, kurz zuvor von einem Begleiter des Abgestürzten gemeldet, hatte sich bereits gegen 13.00 Uhr ereignet. Der Verunglückte war ein erfahrener Alpinist der Sektion Heilbronn des Deutschen Alpenvereins. Die Männer der Bergwacht schlossen die Möglichkeit nicht aus, ihn noch lebend finden zu können, da er in ein tief verschneites Kar gestürzt zu sein schien.

Bei immer stärker werdendem Schneefall begann nach fackelbeleuchtetem Aufstieg auf vereistem Steig die Suche im tiefen Schnee des Kars in etwa 1 500 m Höhe. Man fand dann den Kameraden tatsächlich auch kurz nach Mitternacht in einer Schneemulde. Er lebte noch, starb jedoch unter den Händen infolge völliger Unterkühlung.

Wie war es zu dem Unfall gekommen?

Die beiden Soldaten hatten an einem zunächst klaren, trocken-kalten Wintertag eine im Sommer relativ ungefährliche Tour über die „Hintere Kraxenbäche“ bis zum Gipfel des Sonntagshorn gemacht. Da sich das Wetter gegen Mittag zu ändern schien, planten sie wohl den Abstieg über den – wie sie meinten – kürzeren Weg über die „Vordere Kraxenbäche“. Beim Einstieg vom Gipfel auf ein dachschräges Schneefeld war es dann geschehen. Der vorausgehende bergerfahrene Soldat war plötzlich ausgerutscht (Seilsicherung fehlte natürlich), auf das vereiste Schneefeld gestürzt und – ohne die geringste Chance bremsen zu können – über eine 100 m hohe Wand auf ein darunter liegendes Schneefeld geschleudert worden. Trotz seiner dabei erlittenen Verletzungen hatte er, so ergab die spätere Rekonstruktion des Geschehens vor Ort, versucht, talwärts zu kriechen, war dann wohl erneut ins Rutschen gekommen und nochmals über einen Steilhang in die Tiefe gestürzt. Nunmehr unfähig, sich in dem Kar selbst zu helfen, war er bei Minustemperatur in den 12 Stunden, bis er gefunden wurde, so unterkühlt, dass er nicht überlebte. Tragisch war, dass man ihn nur etwa 50 m oberhalb einer Forsthütte gefunden hatte und dass die Sturzverletzungen nicht unbedingt tödlich gewesen wären.

Auch hier seien exemplarisch die Fehler aufgezeigt, die selbst ein erfahrener Alpinist gemacht hatte:

Im Dezember, zu einer Zeit, zu der auf den Berggipfeln ab etwa 1 000 m Schnee lag, war die Tour ohne entsprechende Ausrüstung mit Steigeisen, Seil und Winterausrüstung im Rucksack auf den etwa 1 900 m hohen Berg, der durch vielfache Wetterwechsel an vielen Stellen vereist war, unverantwortlich, leichtsinnig und gefährlich.

Die entgegen der ursprünglichen Absicht gewählte Abstiegsroute zeigte, dass die beiden Bergwanderer sich vorher nicht über die Tücke dieses Steiges im Winter informiert hatten. Die Tour kann selbst im Sommer für Ungeübte schon gefährlich werden.

Nach dem offenbar noch einigermaßen heil überstandenen Sturz in das obere Kar führte der Versuch, selbst einen Weg zurückzufinden, zur endgültigen Katastrophe. Ein Verbleiben an der ersten Unfallstelle – womöglich unter Nutzung der durch den Sturz verursachten tiefen Schneemulde als Kälte- und Wetterschutz – hätte die Chance, den Unfall zu überleben, sicher erhöht.

Anders gelagert, aber durchaus typisch und exemplarisch für unerwartete Ereignisse am Berg, ist auch der Fall eines französischen Ehepaares, das in der Nähe des Montblanc eine viertägige Tour geplant hatte. Bei der ordnungsgemäß angemeldeten Tourenabsicht ahnten beide nicht, dass sie erst nach drei Wochen aus der Schnee- und Eiswüste des Hochgebirges zurückkehren würden. Grund dafür: Sie hatten sich auf die Angaben eines alten „Alpenführers“ verlassen, die unvollständig, überholt und irreführend waren. Sie hatten dadurch jede Orientierung verloren. Nur ihrer erstklassigen Ausrüstung, ihrem umsichtigen Verhalten, der frühzeitigen Rationierung ihres Proviantes, ihrem unerschütterlichen Überlebenswillen und der Tatsache, dass sie sich schließlich angesichts der aussichtslos gewordenen Lage entschlossen, trotz eines einsetzenden Schneesturmes ihren Aufstiegsweg zurückzugehen und sich dabei auf Kompass, Höhenmesser, Karte und ihre lange Bergerfahrung, aber auch auf ihre gute Überlebensausbildung zu verlassen, verdanken sie, dass sie unter unsäglichen Mühen wieder heil zurückfanden.

Diese und ähnliche Beispiele zeigen immer wieder, dass meist Folgendes die Gründe für das Eintreten von Überlebenssituationen am Berg sind:

Wetterstürze

Mängel in der Ausbildung

Mängel in der Ausrüstung

Überschätzung der eigenen Kräfte und des Könnens

Unachtsamkeit, Übermut, Wichtigtuerei und Leichtsinn

Gerade wegen der immer wieder festzustellenden Unterschätzung der unsicheren Wetterbedingungen in Bergregionen möchte ich ein weiteres Beispiel anfügen.

Beispiel:

Im Juli 1969 unternahmen Offiziere eines Bataillons eine Tour auf den 1972 m hohen Berchtesgadener Hochthron am Untersberg. Der Wetterbericht hatte trübes, aber trockenes Wetter angesagt. Die Gruppe hatte sich aber vorsorglich auf schlechtes Wetter eingestellt. Die Tour war als Konditionstour gedacht und sollte zügig in einem halben Tag bewältigt werden.

An jenem Tag aber muss wohl die gesamte Geophysik gegen die Gruppe gewesen sein. Etwa eine Stunde nach Beginn des Aufstiegs fing es leicht zu „nieseln“ an, und als die Soldaten in Höhe der Schellenberger Eishöhle waren, hatten sie die plötzlich abgesunkene Frostgrenze erreicht. Die Sicht war aber zunächst noch ausreichend, und sie waren guten Mutes, das Ziel ohne Probleme zu erreichen. Alle hatten ausreichend Bergerfahrung, waren gut ausgerüstet, und einige einheimische Kameraden kannten den Weg von vielen Begehungen her sehr gut. Auch für einen Notfall war man gut ausgerüstet, und außerdem war auch noch ein Arzt dabei. Was sollte da noch schief gehen? Spätestens an jenem Stück, an dem man einige Stufen auf einer Holzleiter höher steigen musste, hätten den Soldaten aber doch Bedenken kommen müssen. Die Leiter war von einem feinen Eisfilm überzogen und nicht ganz ungefährlich zu überwinden. Sie schafften aber auch dieses Stück unbeschadet. Wenig später aber sahen sie sich zunächst immer stärkerem Schneefall, der rasch in einen Schneesturm überging, ausgesetzt. Zudem war die Wolkendecke tief herabgesunken, und sie fanden sich plötzlich in einer Waschküche wieder, die gerade noch die Sicht von Mann zu Mann zuließ. Auf Tuchfühlung ging es dann auf der Kammhöhe Mann hinter Mann weiter, weil in dem dichten Gebräu aus Nebel, Schnee und Wolkenfetzen der Steig kaum noch zu erkennen war.

Wer den Untersberg kennt, weiß, wie gefährlich es ist, dort praktisch ohne Sicht zu gehen und Gefahr zu laufen, die Markierungen und den Steig zu verfehlen. Weniger die Absturzgefahr als die Gefahr, sich in tückischen, vom Schnee zugewehten Felsspalten Füße und Beine zu brechen und dann hilflos der Natur ausgesetzt zu sein, ist hier das Problem. Die Gruppe schlich förmlich Schritt für Schritt vorwärts und hatte Glück. Nach etwa zweistündigem Vorwärtstasten „rochen“ sie plötzlich die Hütte, die uns als Zwischenstation dienen sollte. Im Schutz der Hütte unterbrachen sie dann die Tour bis zur Wetterbesserung.

Auch dieses Beispiel zeigt, wie ungemein gefährlich ein unerwarteter Wettersturz werden kann, wenn er Bergwanderer mitten im Hochsommer in nur 2 000 m Höhe überrascht. Ungeübte und unerfahrene Bergwanderer, womöglich unzureichend ausgerüstet, in leichter sommerlicher Bekleidung und ohne Kenntnisse von Überlebenstechniken, geraten dann leicht in Bergnot.

Dem aber kann durch entsprechende Vorsorge, gute Vorbereitung und vor allem durch gute Ausbildung begegnet werden. Nachfolgendes Beispiel soll das zeigen:

Beispiel:

1959 waren Soldaten einer damaligen Luftlande-, Lehr- und Versuchskompanie in der Nähe von Bolsterlang auf der Kemptener Hütte, um Methoden des Überlebens unter winterlichen Verhältnissen zu erproben und Lehrunterlagen zu erarbeiten. Die Lehrgangsteilnehmer waren mit Bedacht aus einer Mischung erfahrener Skiläufer, Alpinisten und völlig unerfahrener Soldaten aus Norddeutschland ausgewählt worden. Nach einigen Tagen intensiver Schulung und Ausbildung in Überlebenstechniken im Winter stand eine Nachttour mit vollem Gepäck auf Skiern in unbekanntem Gelände auf dem Programm. Schneefall war angesagt.

Keiner der Teilnehmer, wohl aber der zum Lehrgang gehörende Arzt und der Hüttenwirt, waren informiert, dass man in dazu geeignetem, vorher erkundetem, lawinensicherem Gelände die gesamte Gruppe mindestens zwölf Stunden in unterschiedlichen Schneeunterschlupfen übernachten lassen wollte. Nach etwa zweistündigem, beschwerlichem Aufstieg gab man die Lage – einen angenommenen Notfall – aus und befahl, so schnell wie möglich unter der Schneedecke zu verschwinden und sich auf einen Verbleib bis zum Hellwerden einzurichten. Zu diesem Zeitpunkt herrschten minus 2 Grad Celsius und es gab extrem starken, feinkörnigen Schneefall. Selbstverständlich war jeder Soldat vorher im Bau und in der Nutzung eines Notbiwaks im Schnee ausgebildet. Als man am nächsten Morgen den Weg fortsetzen wollte, musste man erst einen halben Meter Neuschnee über den Notunterschlupf wegräumen. Alle Teilnehmer aber waren wohlauf und hielten den Rest der anstrengenden Tour bis zum Abend mühelos durch.

Das Beispiel zeigt, dass Schnee – zur rechten Zeit in einer Notlage genutzt – nicht als Feind des Menschen, sondern auch als Freund zu seinem Schutze gelten kann.

Das aber macht deutlich, dass man seine Möglichkeiten, in Notlagen zu überleben, kennen und sein Verhalten danach richten muss.

Mögen die vielseitigen Anregungen und Tipps, die in den folgenden Kapiteln gegeben werden, dabei helfen. Sie versprechen jedoch nur dann Erfolg, wenn im Ernstfall folgender Grundsatz beachtet wird: „Erhoffe zwar stets das Beste, sei aber immer auf das Schlechteste vorbereitet!“

Grundsätzliche Regeln für Notfälle und Notlagen

Mit den Hinweisen, Tipps und Kniffen unserer „Überlebensfibel“ allein ist eine kritische Situation nicht zu überwinden. Ausschlaggebend für den glücklichen Ausgang einer Notlage sind vor allem psychische Faktoren wie Selbsterhaltungstrieb und Wille zum Durchhalten.

Überlebensgrundsätze

Überleben kannst du nur, wenn du den Willen dazu hast!

Behalte die Ruhe, teile deine Kräfte sinnvoll ein!

Erregung kostet Nervenkraft und führt zu übereilten Entschlüssen!

Rettung ist nur möglich, wenn du Panik vermeidest und Furcht überwindest!

Lasse nie Mut und Selbstvertrauen sinken!

Erhoffe stets das Beste, sei aber immer auf das Schlechteste vorbereitet!

Beherrsche jede Situation! Lass dich nicht von ihr beherrschen!

Erdenke immer neue Aushilfen! Improvisiere!

Nur wer sich selbst aufgibt, ist verloren!

Die beste „Überlebensvorsorge“ aber ist stets die der zu erwartenden oder möglichen Notsituation angepasste Vorbereitung vor Beginn eines Unternehmens.

Dies betrifft sowohl die für das Vorhaben erforderliche Kondition und körperliche Fitness sowie das der Planung angepasste Können (zum Beispiel am Berg), als auch Bekleidung, Ausrüstung und Verpflegung. Ein Notfallgepäck („Survival-Kit) sollte immer mitgeführt werden. Sein Inhalt kann in vielen kritischen Lagen hilfreich sein. Dieses unter Umständen lebensrettende Päckchen kann sich jedermann – dem Vorhaben entsprechend – selbst zusammenstellen. Es sollte stets im Rucksack mitgeführt werden.

Ein „Survival-Kit“ sollte immer aus zwei Teilen bestehen: dem eigentlichen „Survival-Kit“ mit wichtigen Hilfsutensilien und dem Erste-Hilfe-Päckchen (auch Outdoor-Apotheke genannt).

Unabhängig davon sollte stets ein Handy griffbereit und stoßgesichert mitgeführt werden. Es ist zu empfehlen, bei jeder Tour ein modernes, satellitengestütztes Handy mitzuführen, über das im Notfall der eigene Standort/Unfallort festgestellt und mit dem rasch Hilfe geleistet werden kann (soweit das Wetter es zulässt).

Dank ihres Handys und unter Einsatz des Blitzlichtes ihres Fotoapparates hat im Herbst 1998 zum Beispiel eine norwegische Frau sich und ihren zwei Kindern das Leben gerettet. Sie hatte sich in unwegsamem Gelände verirrt, mit dem Handy einen Notruf abgesetzt und dem nach ihr suchenden Rettungshubschrauberpiloten mit dem Kamerablitz ihre Position angezeigt. Wie der Pilot berichtete, war der Blitz noch über eine Entfernung von ca. 8 km zu sehen gewesen.

Checkliste: Survival-Kit-Grundausstattung

1 Lupe (als Brennglas zum Entzünden eines Feuers, aber auch als Vergrößerungsglas verwendbar, wenn es gilt, einen Dorn oder Holzsplitter aus einem Körperteil oder einen Fremdkörper aus einem Auge zu entfernen)

1 Mehrzwecksignalspiegel, der meist mit einem Messer oder einer kleinen Schere, einem Dosen- und Flaschenöffner, einer kleinen Lupe, einer Nagelfeile, einer kleinen Säge, einem Schraubenzieher und einem Schraubenschlüssel, einer Zentimeter- bzw. einer Zolleinteilung und einem kleinen Schleifstein ausgestattet ist

1 Magnesium-Feueranzünder: ein einfaches und wirksames Mittel, auch bei widrigem Wetter ein Feuer zu entfachen (Gebrauchsanweisung liegt dem Anzünder bei)

1 Päckchen „Waterproof-matches“ (Wasser abweisende Streichhölzer)

1 Päckchen Sturmstreichhölzer (in wasserdichtem Behälter und mit Ersatzreibefläche)

1 Esbit-Kocher mit 2 Päckchen Esbit

4 Kälteschutzfolie (Rettungsdecken)

1 Drahtsäge: Anwendungsarten

2 Kerzen

1 scharfes Taschenmesser

1 Ersatzkompass

30 m Nylonfaden (für die Herstellung von Angeln oder Fallen oder beim Bau von Behelfsunterkünften etc. verwendbar)

4-5 Plastiktüten (zum Wassersammeln, zur trockenen Aufbewahrung von Zunder zum Feuermachen)

1 Dynamotaschenlampe oder 1 wasserdichte Taschenlampe mit Ersatzbatterien (z. B. LED-Lampe XL 100)

1 Taschenradio mit Kopfhörer und Ersatzbatterien (für den Fall eines länger andauernden Unternehmens) zum Abhören von Wettermeldungen und von Warnhinweisen

1 Sonnenschutzsalbe/-lippenstift zum Schutz gegen Gletscherbrand

1 kleine Signalrakete mit Stift (wenn längere Tour in unwegsamem, einsamem Gelände geplant ist)

1 Päckchen Mineralsalztabletten (zum Ausgleich der durch Schwitzen verloren gegangenen Mineralsalze)

1 Päckchen Wasserentkeimungstabletten (100 Stück)

1 Röhrchen Vitamin-C-Tabletten mit Dextrose: zur Mobilisierung der Widerstandskräfte und der Leistungsstabilität

1 Päckchen Salz (wasserdicht verpackt)

2 Päckchen Kaugummi

1 bis 2 Beutel Fertigsuppe (die mit Wasser aufgekocht zweimal 1 Liter heiße Suppe ergeben)

2 Beutel Tee

2 Beutel Nescafé

2 bis 3 Riegel Kompaktnahrung

Diese Grundausstattung kann natürlich den zu erwartenden Bedingungen angepasst und entsprechend variiert werden. Alle genannten Gegenstände kann man in einer leichten Aluminiumdose von L = 21 cm, B = 13 cm und H = 10 cm (ca.-Maße) unterbringen. Die Aluminiumdose kann als Kochtopf oder Trinkgefäß benutzt werden, wenn andere Ausrüstung dafür fehlt.

Checkliste: Zusatzausstattung Survival-Kit

1 Plastikflasche mit 2 Litern Flüssigkeit (die Flasche ist später vielseitig verwendbar!)

1 US-Poncho oder einen dünnen Plastikumhang (der in jeder Hosentasche mitgeführt werden kann). Beide sind im Notfall neben ihrer Funktion als Regenschutz auch beim Bau eines Behelfsunterschlupfes, eines Windschutzes, eines Transportbootes etc. verwendbar

ausreichend Ersatzunterwäsche, Ersatzstrümpfe aus Wolle

1 Pullover

warme Fingerhandschuhe

1 Halstuch

Taschentücher (eventuell Tempotaschentücher, die auch Toilettenpapier ersetzen können)

Kleinstregenschirm (in Seitentasche des Rucksackes)

1 Reepschnur von 2 bis 2,50 m Länge (die aber auch, je nach geplantem Vorhaben, bis zu 30 m lang sein und als Kletterhilfe oder beim Überwinden von Gewässern dienen kann) und mindestens einen Karabinerhaken

1 Leichtmetallbecher (eventuell aber auch eine Dose mit Kraftnahrung, die man nach dem Verbrauch des Inhalts als Trink- oder Kochgefäß verwenden kann)

1 Überlebenshandbuch

Checkliste: Einfachausstattung Outdoor-Apotheke

2 Pflasterstreifen 2 × 4 cm

2 Pflasterstreifen 2 × 6 cm

2 Pflasterstreifen 2 × 8 cm

2 Verbandpäckchen

1 Rolle Leukoplast

Idealbinde

1 Erste-Hilfe-Anleitung

1 Dreieckstuch mit 2 Sicherheitsnadeln

Kleine Rucksackapotheken mit vorstehend aufgeführtem Inhalt gibt es in einschlägigen „Survival-Shops“.

Checkliste: Zusatzausstattung Outdoor-Apotheke

Natrontabletten (für Zahn- und Mundpflege, zum Weichkochen zum Beispiel von Hülsenfrüchten, zum Weichmachen von Trinkwasser, als Verdauungshilfe, bei Magenbeschwerden etc.)

Schmerztabletten

Kohletabletten

Grippetabletten

Lutschtabletten gegen Halsentzündung

2 Idealbinden 4 cm

1 Fläschchen Jodtinktur

1 Schere, 2 magnetisierte Rasierklingen

1 Pinzette, 2 magnetisierte Nähnadeln

1 Döschen Kaliumpermanganat-Kristalle

1 kleine Tube Bepanthen (gegen Entzündungen)

1 Tube Mobilat (gegen Prellungen und Verstauchungen)

1 Brandbinde

steril verpackter Verbandmull zum Abdecken offener Verletzungen

Heftpflaster in verschiedenen Größen

Diese „medizinische Grundausstattung“ – für spezielle Zwecke variabel und ausbaufähig – muss in einer gut verschließbaren Dose (Plastik, Leichtmetall) übersichtlich verpackt und im Rückengepäck leicht erreichbar untergebracht werden.

Der Inhalt kann unter Umständen für die eigene Rettung, aber auch für die Hilfe bei in Not geratenen anderen Menschen von entscheidender Bedeutung sein, zumal sich aus vielen der genannten Dinge bei einiger Phantasie und einer gewissen Fingerfertigkeit eine Menge zusätzlicher Hilfsmittel und Behelfsgeräte herstellen lassen.

Beispiel:

Plastikbeutel

Wasserbehälter

Schuhüberzug zum Trockenhalten der Schuhe bei Nässe und im Schnee

Transportbeutel für Feueranzündmaterial

Kopfbedeckung bei Regen

Wasserauffangfolie bei Regen etc.

Rasierklingen

Ersatzskalpell

nach Magnetisierung mit Hilfe einer Taschenlampenbatterie und eines um die Klinge gewickelten dünnen Drahtes Verwendung als Behelfskompassnadel

Leukoplast

Abdichtungsmaterial für Zelt oder Ponchofloß

Flickmaterial für zerrissene Bekleidung

Dreieckstuch

Halstuch

Wassersieb

Natrontabletten

Ersatz für Backpulver beim Brotbacken

Jodtinktur oder Kaliumpermanganat

Herstellung keimfreien Wassers, wenn Wasserentkeimungstabletten fehlen oder aufgebraucht sind

Desinfizierung von Wunden

Plastikwasserflasche

Wasserentkeimung (vgl. Seite 140)

–Wasserfilter aus dem Unterteil–Trichter}aus dem Oberteil–Trinkbecher–Messbecher

Kaliumpermanganat

Hilfsmittel beim Feuermachen

Kälteschutzdecke

Transportdecke für Verletzte

Hülle für Transportfloß

Reepschnur

Herstellung von Näh- oder Angelfäden aus den Seelen und der Umhüllung der Schnur

Herstellung von Fäden für den Fallen- oder Unterschlupfbau

Mit diesen Beispielen sind nur einige wenige Möglichkeiten aufgezeigt, wie man mit Geschick und Phantasie Hilfen schaffen kann, die es erleichtern oder gar erst ermöglichen, einen Notfall zu überstehen. Der Improvisationskunst sind im Überlebensfall keine Grenzen gesetzt. Man muss oft nur ein wenig nachdenken, um eine geeignete Lösung für ein schier unüberwindlich erscheinendes Problem zu finden, wie zum Beispiel das Anzünden eines Feuers durch die konzentrierte Spiegelung des Sonnenlichtes in dem Oberteil einer Taschenlampe, in deren Brennpunkt man leicht entzündbares Material eingebracht hat. Oft braucht man aber viel Geduld, bis man mit Aushilfsmitteln zum Erfolg kommt. Aber Geduld zahlt sich im Überlebensfalle oft aus, und alleine die Beschäftigung mit einem Problem ist schon wieder eine psychologische Hilfe, einen Notfall leichter zu überwinden, zu überleben!

Erste Überlebensmaßnahmen, Orientieren, Marsch

1. Allgemeine Maßnahmen

2. Orientierungsgrundsätze

3. Grundlagen der Marschplanung und Grundregeln für den Marsch

1. Allgemeine Maßnahmen

Gerät der Mensch in eine Notsituation, die zu einer derart außergewöhnlichen Lage führt, dass nur mit allerletzter Anstrengung, unter Einsatz aller psychischen und physischen Kräfte, unter Heranziehung aller, auch einfachster Hilfsmittel aus der Natur und unter Einsatz der ganzen verfügbaren Improvisationskunst eine Überwindung der lebensbedrohenden Lage möglich ist, dann spricht man vom „Überleben“.

Praxis-Tipp:

In einer Notsituation gilt zuerst einmal:

Behalte die Nerven und bleibe ruhig!

Die belebte und unbelebte Umwelt ist an sich weder Freund noch Feind; sie nutzbar zu machen, sie einzusetzen ist das Ziel unserer Anstrengungen. Mit der Kenntnis der vielen Möglichkeiten, sich am Leben zu erhalten, geht man psychologisch gerüstet, moralisch gestärkt und mit einem gesunden Überlegenheitsgefühl an die Bewältigung einer Notlage heran.

Praxis-Tipp:

Man hoffe dabei immer auf das Beste, sei aber in jeder Situation auf das Schlechteste vorbereitet!

Überlebenslagen können jederzeit auf einzelne oder Gruppen von Menschen zukommen. Sie rechtzeitig zu erkennen und möglichst rasch richtig zu handeln, ist eine entscheidende Voraussetzung für den Erfolg.

Gleich, wann, wo, wie und weshalb der Überlebensfall eintritt, muss man zunächst einen witterungsgeschützten Platz aufsuchen, sich über seine Lage und seinen Gesundheitszustand klar werden, alle vorhandenen Vorräte und Hilfsmittel zusammenlegen und nüchtern überdenken, was nunmehr zu tun ist. Planlose Aktivität kostet nur unnötige Kraft, die später unter Umständen fehlt! Sodann ist festzustellen, wo man sich befindet, ob Maßnahmen der Ersten Hilfe erforderlich sind und ob es zweckmäßig erscheint, auf Hilfe zu warten oder einen Marsch zu riskieren.

Diese Entscheidungen nimmt dem in Not geratenen Individuum niemand ab. Man ist mit sich oder wenigen anderen alleine und für seine Entschlüsse auch allein verantwortlich. Manchmal ist es besser, an dem Platz zu bleiben, an dem der Notfall eingetreten ist, vor allem dann, wenn mit großer Wahrscheinlichkeit in dem Raum gesucht werden wird, in dem man zuletzt mit anderen Menschen in Verbindung stand oder wo man aufgrund zurückgelassener Pläne nach einfacher Zeitberechnung gesucht werden könnte.

Mitunter aber bleibt keine andere Wahl, als den Marsch zu beginnen und sich durchzuschlagen.

Jeder Fall kann anders sein und erfordert nach Einschätzung der Lage einen Entschluss, der erleichtert wird, wenn Selbstvertrauen, Ausdauer, körperliche Leistungsfähigkeit und Zielstrebigkeit geschult worden sind.

2. Orientierungsgrundsätze

Orientierung mit Hilfe von Karte und Kompass

In einer Notfallsituation gilt es zunächst, den eigenen Standpunkt zu bestimmen, die Himmelsrichtungen herauszufinden und für den Fall der Marschplanung die Richtung zu fixieren, in der man am sichersten erwarten kann, auf Hilfe zu stoßen.

In Mitteleuropa dürfte es nicht schwer sein, sich zu orientieren. Schwieriger allerdings ist es nach einer Notlandung auf See oder nach einem Notsprung mit dem Fallschirm in einem Dschungel, einer Steppe oder Wüste. Man wird aber auch in diesen Fällen aufgrund seiner Flugposition zumindest meist grobe Anhaltswerte für den eigenen Standort haben.

Hat man eine Karte zur Hand, wird das Zurechtfinden erleichtert, indem man zunächst die Karte mit Hilfe eines Kompasses oder durch Vergleiche mit der Natur einrichtet.

Einen Kompass-Ersatz kann man sich behelfsmäßig aus einer Eisen- oder Stahlnadel, einer aufgebogenen Büroklammer, einer Rasierklinge und einer Aufhängevorrichtung für die Magnetnadel herstellen.

Man magnetisiert die behelfsmäßige Magnetnadel, indem man sie mit einem Magneten (aus dem Lautsprecher eines Radios, aus dem Anlasser eines Autos oder Flugzeuges) in einer Richtung hin überstreicht. Wenn man zur Nadelspitze hin oder zur gekennzeichneten Stelle der Büroklammer oder Rasierklinge hin streicht, zeigt anschließend die Spitze bzw. die markierte Stelle nach Norden.

Behelfskompass und Behelfskarte

Der magnetisierte Anzeiger kann im Wasser auf einer schwimmenden Unterlage (dünne Rinde, Papier, Blatt, Korken etc.) fixiert werden. Die Spitze bzw. markierte Stelle der Behelfskompassnadel pendelt sich nach Beruhigung der Wasseroberfläche nach Norden ein. Die Wasseroberfläche muss sorgfältig gegen Windeinfluss abgeschirmt werden, da die Nordrichtung sonst zu ungenau angezeigt wird.

Hängt man den Anzeiger an einen dünnen Faden, so zeigt auch hier die Nadelspitze nach kurzem Einpendeln grob in die Nordrichtung.

Es ist zweckmäßig, einen Korken und eine magnetisierte Rasierklinge oder Nadel im behelfsmäßig vorbereiteten Überlebensgepäck mitzuführen.

Das Einrichten der Karte kann – von der Verwendung des Kompasses, dessen Handhabung als bekannt vorausgesetzt wird, abgesehen – dadurch geschehen, dass man von einem übersichtlich gelegenen Punkt des Geländes aus die Karte mit der Natur vergleicht und so lange dreht, bis sich Straßen, Flüsse, Berge, Waldstücke oder andere auffällige Geländemerkmale mit dem Bild der Karte decken. Der obere Rand der Karte zeigt immer nach Norden (zumindest grob in nördlicher Richtung), der untere nach Süden, der linke nach Westen und der rechte nach Osten.

Den eigenen Standort findet man im Gelände und auf der Karte dadurch, dass man zwei genau bestimmbare, hintereinander liegende Geländepunkte heraussucht, die auch auf der Karte eingedruckt sind. Man verbindet diese Punkte mit einer Linie und wiederholt den Vorgang mit 2 anderen Punkten. Der Schnittpunkt der beiden Linien auf der Karte ist der eigene Standpunkt.

Hat man Karten zur Verfügung, erleichtert das den Marsch und das Zurechtfinden im Gelände. Für die Beurteilung der Marschstrecke ist der Maßstab der Karte entscheidend. Nachstehende Tabelle soll eine Hilfe beim Umrechnen der gebräuchlichsten Kartenmaßstäbe sein.

Umrechnung der gebräuchlichsten KartenmaßstäbeMaßstabUm-rech-nungentsprichtin der NaturUm-rech-nungentsprichtauf der Karte1:        5 000       50 m (1/20 km)20 cm1:      10 000     100 m (1/10 km)10 cm1:      25 000     250 m (1/4 km)  4 cm1:      50 0001 cm     500 m (1/2 km)1 km  2 cm1:    100 000auf der  1 000 m (1 km)in der  1 cm1:    200 000Karte  2 000 m (2 km)Natur  0,5 cm1:    500 000  5 000 m (5 km)  0,2 cm1: 1 000 00010 000 m (10 km)  0,1 cm

Bei der Entfernungsberechnung muss man jedoch die in Marschrichtung liegenden Höhen, eventuell zu umgehenden Hindernisse und den Genauigkeitsgrad der Karte berücksichtigen. Zuschläge sind hier bei der Planung immer besser als optimistische „Messungen“. Eine ausführliche Darstellung des Gesamtgebietes „Orientierung“, hierbei insbesondere die Bedeutung der Missweisung, die Bestimmung des Breiten- und Längengrades, die Festlegung der Himmelsrichtung und des Standortes eines Schiffes auf See oder die Handhabung des Kompasses würden den Rahmen dieses Buches sprengen. Die für einen Abenteuerurlaub oder einen mit Gefahren in abgelegenen Gebieten oder auf See verbundenen Aufenthalt erforderlichen Spezialkenntnisse auf diesem Gebiet sollte man sich vorher aus dafür geeigneten Spezialbüchern aneignen. Für den mitteleuropäischen Bereich und für Notsituationen dürfte die in diesem Buch gewählte Darstellung genügen. Nicht immer aber wird man geeignete Orientierungshilfsmittel zur Verfügung haben.

Dann wird man sich im überraschend eintretenden Überlebensfall oft ohne Karte und Kompass zurechtfinden müssen. In diesem Falle hilft nur die sogenannte „Wildorientierung“, die auf der Beobachtung der Gestirne bei Tag und Nacht und auf der Auswertung bestimmter Naturerscheinungen beruht.

Orientierung mit Hilfe der Gestirne

Himmelsrichtungen nach dem Stand der Sonne bzw. des Mondes

Diese Zeiten gelten exakt für Frühlings- und Herbstanfang. Sie können sich zur Winter- und Sommersonnenwende hin geringfügig ändern. Ausnahme: Die Sonne steht um 12 Uhr immer im Süden! Befindet man sich auf der südlichen Halbkugel, steht sie im Norden.

Diese allgemeine Regel ändert sich in den Tropen zwischen dem Wendekreis des Krebses und dem Wendekreis des Steinbocks. Die Sonne steht über dem Wendekreis des Krebses am 22. Juni und über dem Wendekreis des Steinbocks am 22. Dezember im Zenit. Am Äquator steht sie am 21. März und am 21. September im Zenit.

Die dunklen (gerasterten) Flächen stellen die Wüstengebiete der Erde dar

Auch mit Hilfe einer Uhr kann man, wenn die Sonne nicht gerade völlig hinter den Wolken steckt, die Himmelsrichtung bestimmen.

Man richtet den kleinen (Stunden-)Zeiger auf die Sonne und halbiert den Winkel zwischen 12.00 Uhr und dem kleinen Zeiger.

Die Winkelhalbierende zeigt dann nach Süden. Die Südrichtung ist vormittags im Winkel zwischen 12 Uhr und dem kleinen Zeiger, nachmittags zwischen kleinem Zeiger und 12 Uhr (immer gegen den Uhrzeigersinn) abzulesen! Man kann dieses Verfahren auch dann anwenden, wenn man nur über eine Uhr mit Digitalanzeige verfügt. Die angezeigte Uhrzeit wird wie auf einem Zifferblatt auf ein Stück Papier aufgezeichnet und dann wie beschrieben verfahren.

Wird dieses Verfahren in der südlichen Hemisphäre angewandt, muss man sich eine Linie durch die 12 gezogen denken, die genau auf die Sonne zeigt. Die Mitte zwischen der 12 und dem Stundenanzeiger gibt die Nordrichtung an.

Orientierung nach Uhr und Sonne

Mit einer anderen Methode kann man im arktischen Bereich mit Hilfe der Auswertung des Schattens über die Dauer eines Tages hin zu recht genauen Werten kommen.

Man hängt an die Spitze eines Stockes einen Stein (mit Schnur, Wollfaden, Draht etc. frei hängend festgebunden) und lässt den Stock mit etwa einer Neigung von 45 Grad in die Luft ragen. Einige Stunden vor der Mittagszeit wird der Punkt auf der Erde markiert, auf den der Schatten des Steines fällt (A). Etwa 6 Stunden später wird die Stelle markiert, auf die nun die Nachmittagssonne den Schatten wirft (B). Die Strecke zwischen A und B ist dann zu halbieren, und von dort wird eine Verbindungslinie zu dem Punkt gezogen, der unmittelbar senkrecht unter dem aufgehängten Stein liegt. Die Linie zeigt – vom Stein auf die Halbierung zwischen A und B verlaufend – ziemlich genau nach Norden.

Orientierung nach der Schattenmethode

Eine weitere Methode, die Himmelsrichtung mit Hilfe des Schattens zu bestimmen, besteht darin, einen etwa einen Meter langen Stock in ebenem und möglichst unbewachsenem Gelände senkrecht in die Erde zu stecken. Die Spitze des Schattens, den der Stock wirft, ist zu markieren (Stein, Holzpflock). Nach 10 bis 15 Minuten ist die Spitze des Schattens, der nun ausgewandert ist, erneut zu markieren. Die Verbindungslinie zwischen diesen beiden Punkten gibt ziemlich zuverlässig die Ost-Westrichtung an. Osten liegt immer in Richtung der zweiten Schattenmarkierung. Die Bestimmung der Ost-Westrichtung stimmt immer, gleichgültig, an welchem Ort der Erde oder zu welcher Tageszeit diese Methode angewandt wird.

Weitere Möglichkeiten, die Nordrichtung zu finden, bietet der Sternenhimmel.

Der Polarstern, der über die 5- bis 6-malige Verlängerung der „Rückseite“ des Sternbildes „Großer Bär“ und als erster Stern des Sternbildes „Kleiner Bär“ zu finden ist, zeigt die Nordrichtung an.

Orientierung nach dem Polarstern

Auch mit Hilfe des „Orion“, der im Osten auf- und im Westen untergeht, kann man die Himmelsrichtung bestimmen. Für den Beobachter nördlich des Äquators bewegt sich der Orion südlich des eigenen Standpunktes. Steht der Beobachter südlich des Äquators, sieht er den Orion nördlich von Ost nach West vorüberziehen.

Auf der südlichen Halbkugel kann die Südrichtung auch durch das „Kreuz des Südens“ festgestellt werden, indem man die Längsachse des Kreuzes viereinhalbmal verlängert und mit dem Endpunkt die ungefähre Südrichtung festgelegt hat.

Orientierung nach dem OrionOrientierung nach dem Kreuz des Südens

Orientierung mit Hilfe von Beobachtungen in der Natur

Die nachfolgenden Orientierungshilfen können für eine genaue Festlegung von Himmelsrichtungen nicht verwandt werden. Sie geben jedoch ungefähre Erfahrungswerte aufgrund wetterbedingter Auswirkungen auf den Pflanzenwuchs wieder und können vor allem als ergänzende Orientierungsfaktoren zur Festlegung und Einhaltung einer Marschrichtung herangezogen werden.

In Mitteleuropa wehen die Winde bevorzugt von West-Nordwest in Richtung Ost-Südost. Da in gleicher Richtung auch der Regen getrieben wird, haben sich oft an der Wetterseite von Bäumen, Steinen und Felsen Moos und Flechten in wesentlich stärkerem Umfang als an der Gegenseite angesetzt. Einzelstehende Bäume sind in unseren Breiten oft nach Südost geneigt und haben im Nordwesten die kürzeren, vom Sturm zerzausten, verwitterten Äste. Selbst für die Tundra im hohen Norden gilt diese Feststellung. Nur sind dort die Steine und Bäume auf der Nordseite am stärksten bemoost.

An den Rändern von Wegen, auf Schutthalden und steinigen Flächen, oft auch an Bahndämmen wächst der bis zu 1,30 m hohe Stachel-Lattich, auch Kompass-Pflanze genannt. Seine Blattränder und -spitzen sind in Nord-Süd-Richtung ausgerichtet. Die hochkant aufgestellten Blattflächen weisen nach Ost-West.

Man erkennt die Pflanze an ihren weißlich-grünen, scharf gezahnten Blättern, die am Stengel pfeilförmig beginnen. Von Juli bis Oktober trägt sie gelbe, rispig angeordnete Blüten.

Ein weiteres Orientierungsindiz ist hier die Erle, deren Rinde an der Südseite heller gefärbt ist als an der Nordseite.

Auch der Flechtenbewuchs an Steinen kann eine Orientierungshilfe darstellen. Im subarktischen Bereich ist er am stärksten an der Südseite von Felsen anzutreffen, weil er dort am kräftigsten von der Sonne angewärmt und zum Wachstum angeregt wird.

Im Winter wird der Schnee durch den Wind oft in der Hauptwindrichtung an kleinen Hindernissen auf der „Leeseite“ abgelegt. Es entstehen auf freien Flächen in gleicher Richtung verlaufende „Schneegangeln“. Sie lassen eine Groborientierung und auch die Einhaltung einer ziemlich genauen Marschrichtung zu, wenn man sie immer im gleichen Winkel kreuzt.

Bei der Orientierung nach diesen natürlichen Hilfsmitteln verlasse man sich jedoch nicht nur auf ein einzelnes Anzeichen oder Merkmal. Erst wenn mehrere Beobachtungsergebnisse übereinstimmen, kann man mit einem nutzbaren Verlässlichkeitsgrad rechnen.

3. Grundlagen der Marschplanung und Grundregeln für den Marsch

Ist man in eine Notlage geraten und gezwungen, einen Marsch anzutreten, um zu überleben, dann sollte man sich an einige Grundregeln der Marschplanung halten.

Die Marschplanung und -vorbereitung

1.

Standortbestimmung

2.

Festlegung des nächsten bewohnten Ortes, wo vermutlich mit Hilfe gerechnet werden kann

3.

Festlegung der Marschroute unter Berücksichtigung von:

günstigen Fortbewegungsmöglichkeiten (zum Beispiel Ausnutzung von Flüssen oder sonstigen Gewässern auf selbst gebautem Floß)

vorhandenen Lebensmitteln und Trinkwasserbeständen

Möglichkeiten, in Wald- oder Tundragebieten Verpflegung aus der Natur zu gewinnen

möglichen Wasserstellen oder Quellgebieten

Geländehindernissen wie Sümpfe, Gebirge, nicht nutzbare Gewässer

Jahreszeit und Witterung, die (zum Beispiel im Winter) Einfluss auf den Marschweg haben können

Erfahrungen haben gezeigt, dass nicht immer der kürzeste auch der beste Weg sein muss. Umwege können eventuell sicherer zum Ziele führen.

4.

Überprüfung, was an verfügbaren Hilfsmitteln unbedingt bei der in das Auge gefassten Marschroute benötigt wird. Nichts Unnötiges mitschleppen, aber auch nichts vergessen, was später wertvolle Dienste leisten könnte.

5.

Zusammenstellung des Marschgepäcks. Ist kein Rucksack vorhanden, muss eine Rückengepäckrolle mit den vorhandenen Hilfsmitteln hergestellt werden, damit man beim Marsch die Hände frei hat. Das Gewicht des Gepäcks soll 15 kg nicht überschreiten und vor allem keine für das Überleben nicht benötigten Dinge enthalten. Ständig benötigte Gebrauchsgegenstände sind nicht im Rückengepäck zu verstauen, sondern in den Hosentaschen oder außen am Rucksack mitzuführen. Wenn vorhanden, sollten die in der nachfolgenden Checkliste aufgeführten Gegenstände auf alle Fälle eingepackt und mitgeführt werden:

Nehmen Sie auch – je nach Lage, Jahreszeit, Witterung und örtlichen Erfordernissen – geeignete Gegenstände mit, die unter normalen Umständen vielleicht als (Wohlstands-)Müll fortgeworfen würden. Hier muss der in Not Geratene Ideen entwickeln und seine Phantasie walten lassen.

Je gewissenhafter und sachkundiger diese Zusammenstellung erfolgt, umso leichter wird es sein, auf dem Marsch im Bedarfsfall auch improvisieren zu können. Andererseits kann dann unachtsam weggeworfener Draht fehlen, wenn man Schlingen und Fallen herstellen muss. Man wird unter Umständen zurückgelassene Plastikbezüge aus dem Auto oder dem Flugzeug bitter vermissen, wenn es notwendig wird, Wasser abweisende „Überschuhe“ herzustellen.

6.

Neben der Zusammenstellung des Marschgepäcks ist die Überprüfung der Bekleidung und vor allem des Schuhzeuges wichtig. Wenn notwendig, müssen vor Marschbeginn die erforderlichen Verbesserungen (Herstellen behelfsmäßiger Regenschutzbekleidung [Behelfsregenschirm aus großen Blättern oder geflochtenem Schilf etc.], von Sonnenschutzhüllen, Sonnenbrillen, von Schneeschutz für die Füße, Behelfshandschuhen, von Behelfswaffen, von Kopfschutz gegen Mücken und Moskitos etc.) durchgeführt werden. Meist ist es dafür zu spät, wenn man erst den Marsch angetreten hat, da dann unter Umständen zurückgelassene Hilfsmittel fehlen.

Checkliste: Marschgepäck

Zündhölzer, Feuerzeug, Kerzen, Batterien, Magnesiumanzünder

Karten, Kompass bzw. magnetisierte Nadel oder Rasierklinge mit Korken

Verbandszeug, Medikamente (Schlangenserum), Wasserentkeimungstabletten

Dolch oder starke Messer, Drahtsäge

Wasser und Nahrungsmittel

Uhr, Signalspiegel (sollte im Kompass sein), Signalpistole mit Munition

Tarp, Biwaksack

Wäsche und Strümpfe zum Wechseln

Wetterbekleidung, Sonnenbrille, Schlafsack

Waffen und Munition

Taschenradio (zum Abhören von Wetter- und Warnmeldungen)

Weitere wichtige Hilfsmittel können sein:

Plastiktüten durchsichtig

Benzin, Öl

Bindfaden, Draht, Nylonschnur, Dornen und spitze Knochensplitter als Nähnadeln

ein Beil, eine Schaufel

ein Schlauchboot

7.

Wenn es vorhandenes Gerät oder der Bewuchs ermöglichen, wird ein 2,50 m langer Wanderstab angefertigt, der nicht nur beim Durchwaten von Gewässern, beim Überqueren von Sumpfgebieten und beim Durchschreiten bewaldeter oder dschungelartiger Gebiete hilft, sondern auch beim Gehen am Berg, aber auch zur Abwehr kleinerer, angriffslustiger Tiere dienlich sein kann. Der Stock darf nicht zu kurz und nicht zu dünn sein, da er sonst nicht für alle angedeuteten „Allzweck-Aufgaben“ verwendet werden kann. Besser sind handelsübliche Wanderstöcke aus Leichtmetall, die sich zusammenschieben lassen, mit großen Tellern bei sumpfig nassen Untergrund.

8.

Vor dem Marschantritt beurteile man selbstkritisch auch seinen Gesundheitszustand, den eventuellen Grad der Erschöpfung und die Notwendigkeit, durch eine Phase der psychischen und/oder physischen Erholung die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Weg zurück in die Zivilisation zu verbessern.

Der Marsch

1.

Der Zeitpunkt des Marschantrittes richtet sich nach Jahreszeit, Witterung und örtlichen Bedingungen und Erfordernissen (zum Beispiel Marsch in Wüstenregionen bei Nacht).

2.

Das Tempo des Marsches wird bestimmt von

körperlichem Zustand

Gelände (Flachland, Gebirge, Sumpfgebiet, Wüste, Bewuchs etc.),

Witterung und