Umkehr des Schicksals - Tina Folsom - E-Book

Umkehr des Schicksals E-Book

Tina Folsom

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Beschreibung

Im Jahre 2085 steht die Menschheit am Rande des Aussterbens. Ein mutiertes Virus aus einer weltweiten Pandemie aus dem Jahr 2025 hat 99 % aller Frauen unfruchtbar gemacht. Da es jedoch auf Männer keinerlei Auswirkung hat, gibt es eine einzige Hoffnung für das Überleben der Menschheit: Junge Männer sollen in die Vergangenheit reisen und Frauen finden, bevor diese sich anstecken. Allerdings darf dabei das Raum-Zeit-Kontinuum nicht gestört werden, denn jegliche Veränderung in der Vergangenheit könnte die Zukunft auslöschen. Deshalb dürfen nur Frauen, die während der 2025er Pandemie gestorben wären, gewählt werden. Doch werden diese freiwillig mit in die Zukunft reisen? Carter Ambrose ist der erste junge Mann, der durch die Zeit reist. Er soll Julie Schneider finden, eine junge Studentin, die in der ersten Welle der Pandemie sterben soll. Doch bei der Zeitreise in die Vergangenheit geht etwas schief und Carter findet sich in einem Rennen gegen die Zeit wieder, denn in weniger als einer Woche muss er Julies Vertrauen und Zuneigung gewinnen und sie davon überzeugen, mit ihm in die Zukunft zurückzureisen.   Der Club der ewigen Junggesellen: Buch 1: Begleiterin für eine Nacht Buch 2: Begleiterin für tausend Nächte Buch 3: Begleiterin für alle Zeit Buch 4: Eine unvergessliche Nacht Buch 5: Eine langsame Verführung Buch 6: Eine hemmungslose Berührung Jenseits des Olymps Band 1 - Ein Grieche für alle Fälle Band 2 - Ein Grieche zum Heiraten Band 3 - Ein Grieche im 7. Himmel Band 4 – Ein Grieche für Immer Hüter der Nacht Band 1 – Geliebter Unsichtbarer Band 2 – Entfesselter Bodyguard Band 3 – Vertrauter Hexer Band 4 – Verbotener Beschützer Band 5 – Verlockender Unsterblicher Band 6 – Übersinnlicher Retter Band 7 – Unwiderstehlicher Dämon Scanguards Vampire Band 1 - Samsons Sterbliche Geliebte Band 2 - Amaurys Hitzköpfige Rebellin Band 3 - Gabriels Gefährtin Band 4 - Yvettes Verzauberung Band 5 - Zanes Erlösung Band 6 - Quinns Unendliche Liebe Band 7 – Olivers Versuchung Band 8 – Thomas' Entscheidung Band 8 1/2 – Ewiger Biss Band 9 – Cains Geheimnis Band 10 – Luthers Rückkehr Band11 – Blakes Versprechen Band 11 1/2 – Schicksalhafter Bund Band 12 – Johns Sehnsucht Novelle – Brennender Wunsch Band 13 – Ryders Rhapsodie (Scanguards Hybriden - Band 1) Band 14 - Damians Eroberung (Scanguards Hybriden - Band 2) Codename Stargate Band 1 - Ace – Auf der Flucht Band 2 - Fox – Unter Feinden Band 3 - Yankee – Untergetaucht Band 4 – Tiger – Auf der Lauer Der Clan der Vampire Der Clan der Vampire (Venedig 1 – 2) Der Clan der Vampire (Venedig 3 – 4) Der Clan der Vampire (Venedig 5)

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Über die Autorin

Copyright

Time Quest

 

Umkehr des Schicksals

 

von

 

Tina Folsom

 

 

Copyright© 2021 Tina Folsom

Kurzbeschreibung

 

Im Jahre 2085 steht die Menschheit am Rande des Aussterbens. Ein mutiertes Virus aus einer weltweiten Pandemie aus dem Jahr 2025 hat 99 % aller Frauen unfruchtbar gemacht. Da es jedoch auf Männer keinerlei Auswirkung hat, gibt es eine einzige Hoffnung für das Überleben der Menschheit: Junge Männer sollen in die Vergangenheit reisen und Frauen finden, bevor diese sich anstecken.

Allerdings darf dabei das Raum-Zeit-Kontinuum nicht gestört werden, denn jegliche Veränderung in der Vergangenheit könnte die Zukunft auslöschen. Deshalb dürfen nur Frauen, die während der 2025er Pandemie gestorben wären, gewählt werden. Doch werden diese freiwillig mit in die Zukunft reisen?

Carter Ambrose ist der erste junge Mann, der durch die Zeit reist. Er soll Julie Schneider finden, eine junge Studentin, die in der ersten Welle der Pandemie sterben soll. Doch bei der Zeitreise in die Vergangenheit geht etwas schief und Carter findet sich in einem Rennen gegen die Zeit wieder, denn in weniger als einer Woche muss er Julies Vertrauen und Zuneigung gewinnen und sie davon überzeugen, mit ihm in die Zukunft zurückzureisen.

1

 

Los Angeles, Freitag, 20. Juli 2085

Die einwöchige Schulung neigte sich dem Ende zu. Sieben Tage lang hatten die Rekruten – junge Männer wie Carter Ambrose – einen Crash-Kurs in Sachen ‚Leben im Jahr 2025‘ erhalten. Ein Historiker nach dem anderen, nach Carters Ansicht alle uralt, hatte Einzelheiten heruntergeleiert, die sogar einen Schlaflosen in den Tiefschlaf hätten versetzen können. Mehrere Hundert Rekruten im Alter von achtzehn bis fünfundzwanzig legten unterschiedliche Aufmerksamkeitsspannen an den Tag. Alle wollten, dass die Sache endlich losging. Doch Professor Henley, der grauhaarige Mann, der das Programm leitete, hatte sich das Beste für den Schluss aufgehoben: die Details ihrer bevorstehenden Zeitreise.

Die Aussicht auf eine Zeitreise war überhaupt der Grund, warum der Professor – mit dem Segen der Regierung – es geschafft hatte, so viele junge Männer zu rekrutieren, die gewillt waren, ihr Leben im Dienst der Menschheit zu riskieren. Welcher junge Mann würde nicht die Chance nutzen, in die Vergangenheit zu reisen? Es war ein Abenteuer und auch der Hauptgrund für Carter, sich zu verpflichten. Seine Eltern waren stolz auf ihn und seine Schwestern besorgt, doch hoffnungsvoll, dass er unversehrt zurückkehrte und seine Mission erfolgreich vollendete.

Ein klopfendes Geräusch aus den Lautsprechern des großen amphitheaterartigen Saales ließ die Anwesenden verstummen. Jeder Einzelne schenkte nun Professor Henley, der an einem kleinen Podium stand, seine volle Aufmerksamkeit. Die Wand hinter ihm und der Boden unter seinen Füßen war eine ständig wechselnde Leinwand von Grafiken, die die Ausführungen des Sprechers veranschaulichten. Die Wände und Böden leuchteten jetzt in einem volltönigen Blau auf, das sogleich an mehreren Stellen verblasste, bis überall das gleiche Wort auftauchte.

„Romeos. So nennen wir eure Gruppe“, sagte Professor Henley mit seiner tiefen Baritonstimme.

Es gab ein Gemurmel, doch niemand sagte oder fragte etwas. Sie waren schlau genug, die Zeit des Professors nicht zu verschwenden.

„Ich erkläre euch den Grund später, aber lasst mich zuerst wiederholen, wie dringend und wichtig eure Mission ist.“

Hinter ihm erschienen Diagramme. Carter warf kaum einen Blick darauf. Er hatte sie schon zuvor gesehen und wusste, was sie darstellten, denn sein Vater war einer der Männer, einer der Wissenschaftler, die ausschlaggebend dafür gewesen waren, die Regierung auf die Schwere des Dilemmas der Menschheit aufmerksam zu machen.

„Die Menschheit hat viele Katastrophen überlebt: den Klimawandel, der unsere Küsten und Küstenstädte mit steigendem Meeresspiegel zerstörte, und die großen Feuer, die den Amazonas-Regenwald verwüsteten; die Kriege, die wir führen mussten, um uns von Diktatoren und Tyrannen zu befreien; die Rassenunruhen, die Nachbarn zu Feinden machten. Wir haben AIDS geheilt; wir haben Hunger und Armut in der ganzen Welt ausgemerzt; wir haben den Klimawandel in den Griff bekommen und pflegen unsere Erde gesund. Doch die Pandemie, der im Jahr 2025 fünfzig Millionen Menschen weltweit zum Opfer gefallen waren, quält uns immer noch. Wir dachten, das wir aus deren Klauen entkommen waren, doch das war nur eine Illusion.“

Er stieß ein freudloses Lachen aus. Niemand im Raum atmete.

„Als ein Virus, das vom südamerikanischen Kontinent stammte, sich im Herbst und Winter 2025 auf der ganzen Welt verbreitete, handelten die Regierungen viel zu spät, um die Verbreitung zu verhindern. Wir hatten keine Ahnung, dass wir es mit einem Virus zu tun hatten, das ganz anders als jegliche andere Erkrankung war. Es verankerte sich in den DNA der weiblichen Überlebenden der Pandemie. Dort schlummerte es für Jahrzehnte im Verborgenen und mutierte viele Male. Selbst unsere besten Wissenschaftler waren verblüfft, als diese Erkenntnis uns am Kern unserer Existenz traf: der Fortpflanzung. Seit den 2050ern fielen die Geburtsraten weltweit rapide, doch die wahre Ursache wurde erst 2069 entdeckt. Zu spät. Neunundneunzig Prozent der weiblichen Weltbevölkerung sind nun unfruchtbar und unfähig, neues Leben zu schaffen.“

Hinter dem Professor änderten sich die Diagramme und Fotos. Leere Kinderbetten und Entbindungsstationen formten eine unheimliche Collage.

„Hier kommt ihr ins Spiel. Ihr, die Romeos.“ Er lächelte, stolz darauf, dass er diesen Spitznamen erfunden hatte. „Wir erwarten von euch, dass ihr in die Zeit vor dem Ausbruch des Virus zurückreist, um diejenigen Frauen im gebärfähigen Alter zu finden, die laut den historischen Aufzeichnungen an dem Virus starben. Ihr müsst sie finden, euch mit ihnen anfreunden, sie umwerben – daher der Name Romeo – und sie in unsere Zeit, nach 2085, zurückbringen, bevor sie sich anstecken und dann wertlos für uns sind.“

Carter hob eine Augenbraue. Schlechte Wortwahl, Professor. Selbst Carter als Zwanzigjähriger wusste so viel über Frauen, dass er sie nicht wertlos nennen würde.

„Irgendwelche Fragen, bevor ich weitermache?“

Über hundert Hände schossen hoch.

Professor Henley deutete zu einem Mann in der ersten Reihe. „Sie.“ Er warf einen Blick auf das Namensschild. „Joshua Fletcher.“

„Warum können wir nur Frauen zurückbringen, die während der Pandemie starben? Hätten wir nicht eine bessere Auswahl, wenn wir die Kriterien etwas erweitern? Ich meine, was, wenn sie alle hässlich sind?“

Mehrere Rekruten lachten. Andere verdrehten die Augen.

Professor Henley verengte die Augen. „Weil ihr alle zu der Welt zurückkehren wollt, die ihr verlassen habt, oder etwa nicht? Ihr wollt zu dieser Version des Jahres 2085 zurückkehren, nicht einer anderen.“

Er blickte in die Menge, wo genug Rekruten verwirrt dreinschauten, sodass der Professor es für nötig ansah, ausführlicher zu antworten. „Wenn ihr bei Frau Professor Dorchester, die euch in Quantenphysik und dem Raum-Zeit-Kontinuum unterrichtete, aufgepasst hättet, dann würdet ihr mich jetzt nicht wie ahnungslose Fische anstarren.“

Er seufzte. „Na dann. Ein Auffrischungskurs. Solltet ihr irgendeine beliebige Frau aus dem Jahre 2025 herausnehmen und sie ins Jahr 2085 bringen, dann habt ihr die Vergangenheit verändert. Stellt euch vor, diese Frau hätte ein Kind gehabt, das dann eine wichtige Erfindung machte, zum Beispiel in der Medizin, Physik, Stadtplanung, oder sogar Kunst. Die Abwesenheit dieser Person, dieses Kindes und seiner Nachkommen, würde bedeuten, dass unsere Zukunft, die Welt, in der wir jetzt leben, sich verändern würde. Ihr würdet eine neue Zeitleiste erschaffen, eine, in der eure Familien vielleicht gar nicht existieren.“

„Meinen Sie so, als wenn Albert Einsteins Mutter hierher in die Zukunft gereist wäre, bevor ihr Sohn geboren wurde?“, rief ein Rekrut aus.

„Genau. Wir haben diese Frauen bedachtsam ausgesucht, und zwar aus der Gruppe derer, die in der 2025 Pandemie starben, damit ihr keine Sorge haben müsst, das Raum-Zeit-Kontinuum zu stören. Nur Frauen, deren Schicksal es ist zu sterben, dürfen in unsere Zeit zurückgebracht werden. Das ist die einzige Regel, die ihr nie brechen dürft, egal was geschieht.“ Dann sah er Joshua Fletcher an. „Egal wie hässlich die Frau ist, die euch zugewiesen ist.“

Dieser Kommentar löste lautes Lachen in der Menge aus und Joshuas Gesicht lief rübenrot an.

Carter zog einen Mundwinkel hoch. Er hatte den gleichen Gedanken gehabt wie Joshua, doch war er schlauer: Er hatte diesen nicht geäußert, sonst wäre er jetzt derjenige mit dem roten Gesicht.

2

 

Einige Augenblicke nach Professor Henleys Vortrag wurde die große Gruppe in mehrere kleine aufgeteilt. Carters Gruppe von zwei Dutzend Rekruten war die erste, die zu einem großen Aufzug geführt wurde, der zur untersten Etage des riesigen Komplexes hinabfuhr.

„Autorisierung Level A für Zugang notwendig“, forderte eine Stimme aus dem Lautsprecher, kurz bevor der Aufzug anhielt.

Eine ältere Frau im weißen Kittel blickte in einen Netzhautscanner und einen Augenblick später verkündete die Computerstimme: „Netzhautscan akzeptiert.“

Die Türen öffneten sich.

„Nach links zum ersten Raum. Meine Kollegin erwartet euch schon“, wies sie an.

In dem Moment, als der letzte Rekrut den Aufzug verlassen hatte, trat sie wieder hinein und die Aufzugstüren schlossen sich.

Carter erreichte als Erster die offene Tür. Er betrat den großen Raum. Er war hell, mit weißen Wänden, die aus demselben glänzenden Material gemacht waren, mit dem alle Labors ausgestattet waren, um den Bereich steril zu halten. Tatsächlich sah dieser Untergrundraum sehr wie ein Labor aus, auch wenn dort scheinbar keine Experimente durchgeführt wurden. Stattdessen war der lange Tresen sauber, wenn auch nicht leer. Große – ziemlich dicke – Briefumschläge warteten darauf, einer für jeden Rekruten.

Hinter dem Tresen stand eine gut aussehende Frau, die höchstens fünfunddreißig sein konnte. „Rekruten“, grüßte sie sie und bedeutete ihnen, sich zu nähern. „Bitte stellt euch jeweils vor einen der Umschläge. Darin werdet ihr alles finden, was ihr für eure Mission im Jahr 2025 braucht.“

Als sich die Rekruten entlang des Tresens aufstellten, landete Carter direkt vor der Frau. Er wollte gerade nach dem Umschlag greifen, als sie ihn an sich nahm und hineingriff. Sie zog etwas heraus, hielt es hoch und sagte: „Zuerst macht euch mit dem ganz normalen Handy vertraut.“

Sie übergab es an Carter, der, genau wie die anderen Rekruten, es von allen Seiten begutachtete.

„Dies ist das Neueste vom Neuesten im Jahr 2025. Das iPhone 17.“

Carter wechselte einen Blick mit dem Typen neben ihm. „Nicht mal meine Großmutter würde so etwas Altertümliches benutzen“, flüsterte er seinem Nachbarn zu.

„Ja, meine Schwester würde mir das an den Kopf werfen. Billiges Zeug“, erwiderte der Rekrut.

Die Dozentin schlug mit der Faust auf den Tresen, um alle zum Schweigen zu bringen. „In euren Augen ist das vielleicht billiges Zeug, doch im Jahr 2025 stellten sich Jungs wie ihr tagelang an, um an so ein Handy ranzukommen. Und nur damit ihr euch dessen bewusst seid: Dieses Handy war der Vorläufer der Kommunikationsmittel, die wir alle heute benutzen. Ohne die Innovationen der Männer und Frauen von Apple wäre die Technologie von heute nie entwickelt worden.“

Niemand traute sich, noch ein weiteres kritisches Wort von sich zu geben.

„Eine Gebrauchsanleitung ist bereits auf euer Holocom geladen. Macht euch damit vor eurem Zeitsprung vertraut.“

Instinktiv berührte Carter sein Holocom, das dünne Band, das um sein linkes Handgelenk lag und für alle außer den Träger unsichtbar erschien. Die Forschung, wie ein Chamäleon seine Farbe und seine Textur an seine Umgebung anpassen konnte, hatte die Entwicklung dieses Gerätes ermöglicht. War es erst einmal um das Handgelenk des Eigentümers gelegt, verschmolz es mit dessen Haut. Das Holocom war das iPhone des Jahres 2085, nur viel fortschrittlicher, schneller und scheinbar ohne Grenzen.

Ein Hologramm öffnete sich plötzlich und schwebte über Carters linkem Arm.

„Nicht jetzt!“, tadelte die Dozentin genervt.

„Tut mir leid“, sagte Carter schnell und schloss das Hologramm.

Sie entnahm dem Umschlag einen weiteren Gegenstand und hob ihn hoch. „Das ist eure Brieftasche. Sie enthält einen gültigen Führerschein in eurem Namen. Prägt euch die Einzelheiten ein. Euer Geburtsjahr wurde angepasst, sodass ihr im Jahr 2025 genauso alt seid wie jetzt. Merkt euch das Geburtsjahr. Hier findet ihr auch eine Karte mit eurer Sozialversicherungsnummer. Lernt sie auswendig.“

Irgendjemand am anderen Ende des Tresens hob seine Hand.

„Ja?“, forderte ihn die Dozentin auf.

„Was ist eine Sozialversicherungsnummer?“

„Sie kommt eurem Globalausweis gleich, hat aber weniger Ziffern. Also, weiter: Jeder hat auch etwas Bargeld in der Brieftasche. Das Geld stammt aus dem historischen Archiv und deshalb war der Vorrat begrenzt. Benutzt es nur, wenn ihr nicht anders bezahlen könnt. Euer iPhone hat mehrere Zahlungs-Apps, die im Jahr 2025 benutzt wurden. Wir haben diese mit gültigen Firmenkonten aus dieser Zeit verknüpft. Sie sollten keine roten Fahnen aufwerfen, bis ihr wieder zurück seid. Die Zahlungs-Apps funktionieren ähnlich wie euer Holocom.“

Bargeld gab es nicht mehr. Alle Zahlungen wurden digital durchgeführt, entweder über das persönliche Holocom oder in Form einer elektronischen Überweisung, die von verschiedenen mobilen Zahlungsorten getätigt werden konnte, wo ein Netzhaut-Scan als Identifikation diente. Carter konnte sich nicht vorstellen, wie unorganisiert das Leben im Jahr 2025 gewesen sein musste, wo das Geld an verschiedenen Orten verteilt war, wo es ganz einfach verloren gehen oder gestohlen werden konnte.

Wieder griff die Dozentin in den Umschlag. Dieses Mal zog sie zwei Armbanduhren heraus, eine in schwarz, die andere in silber. „Dies sind eure Zeitreiseuhren. Die schwarze ist für euch, die silberne für die Frau, die ihr zurückbringt. Sie sind gepaart. Die silberne funktioniert nur in Verbindung mit der schwarzen.“

Alle probierten schon ihre Zeitreiseuhren an. Die Dozentin übergab Carter seine Geräte.

„Rekruten, bitte wartet im Raum nebenan. Ihr werdet einzeln aufgerufen, um die Details eurer Mission zu erfahren. Viel Glück.“

Carter sah etwas in ihren Augen, als sie ihnen viel Glück wünschte. War es dasselbe Gefühl, das auch seine zwei Schwestern, die nie eigene Kinder haben würden, gezeigt hatten? Hatte er in ihren Augen Hoffnung aufblitzen sehen, dass man auf Entbindungsstationen und in jedem Zuhause bald wieder die Schreie von Babys hören würde?

3

 

Das Wartezimmer war genauso spärlich eingerichtet wie der Raum, in dem die Romeos ihre Geräte erhalten hatten. Nur gab es einen Unterschied: Die Wände dienten als ein nahtloser Bildschirm, auf dem zur Auffrischung Informationen über das Jahr 2025 gezeigt wurden: an welche Regeln man sich halten musste und wie man die ausgegebenen Geräte bediente. In einem Kreis in der Mitte des Raumes standen vierundzwanzig Stühle nach außen gerichtet, damit jeder Rekrut mühelos die Projektionen anschauen konnte.

Carter hatte kaum damit begonnen, als er auch schon in einen separaten, viel kleineren Raum gerufen wurde. Dort gab es nur einen Schreibtisch und zwei Stühle. Das Zimmer erinnerte Carter an die Verhörräume, die er in klassischen Filmen aus den 2020ern gesehen hatte.

„Ich bin Dr. Mandell“, stellte sich ein afroamerikanischer Mann vor und schloss die Tür hinter Carter. Er war etwa Mitte Vierzig und hatte einen Spitzbart. Er trug einen Laborkittel, auf dem sein Nachname mit einem Laser bedruckt stand. Stickerei war nicht mehr in.

„Setzen Sie sich.”

Carter kam der Aufforderung nach und beobachtete, wie Dr. Mandell auf eine Stelle auf seinem Tisch tippte. Ein großes Hologramm öffnete sich. Zuerst erschienen scheinbar wahllos Ziffern und Buchstaben, während Dr. Mandell auf der im Tisch eingebetteten Tastatur tippte. Schließlich öffnete er eine Akte und das Foto einer jungen Frau erschien in der oberen linken Ecke.

Carter fokussierte das Foto. Das Mädchen konnte nicht älter als achtzehn oder neunzehn sein. Ihr langes Haar war dunkelbraun und ihre Augen von einem hübschen Blau. Aber das wahrlich Schöne an ihr war ihr Lächeln: offen und natürlich, warm und einladend.

„Ihnen wurde Julie Schneider zugeteilt. Sie ist im 2. Jahr ihres Studiums an der UCLA. Sie wird Anfang Oktober 2025, zu Beginn des neuen Semesters, mit dem Virus infiziert. Innerhalb von zwei Tagen wird sie ins Krankenhaus eingeliefert und fällt am selben Tag in ein Koma. Sie wird am 8. Oktober sterben, ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben.“

„Tragisch. Sie ist so jung“, sagte Carter und dachte an seine eigenen Schwestern. Sie waren elf und zwölf Jahre alt, doch für ihr Alter ungewöhnlich weise. Sie waren die letzten ihrer Generation. Wenn das Romeo-Projekt scheiterte, würde es keine weitere mehr geben.

„Sie wird im August 2025 zwanzig Jahre alt. Wir haben all die Informationen zusammengesammelt, auf die wir Zugang hatten: Schulzeugnisse, Social-Media-Posts, rechtliche Dokumente, alles, was wir im historischen Archiv finden konnten. Sie dokumentierte ihr Leben recht eifrig auf Social Media. Nur gut, dass es Facebook und Instagram gab, nicht wahr?“

Carter zuckte mit den Schultern. „Kann sein.“ Doch wenn er ehrlich war, dann musste er zugeben, dass er sich nicht vorstellen konnte, warum Menschen im Jahr 2025 – und dem gesamten ersten Quartal des 21. Jahrhunderts – so erpicht darauf gewesen waren, jede Einzelheit ihres Privatlebens auf einer öffentlichen Plattform zu dokumentieren, auf die jeder Zugriff hatte.

„Tja, ich sehe den Anreiz dazu auch nicht“, gestand Mandell. Er holte tief Luft. „Zumindest gibt uns das genügend Informationen über die Frau, damit Sie sich schnell in ihr Leben einbinden können. Sie haben sechs Monate, sie auf Ihre Seite zu bringen.“

Carter lachte leise. „Ich brauche keine sechs Monate, das dürfen Sie mir glauben. Geben Sie mir sechs Wochen und sie wird wie Wachs in meinen Händen sein.“

Mandell seufzte. „Aha, ich sehe, wir haben wieder mal einen übermütigen Idioten dabei. Das ist nichts Neues.“

„Ich bin kein –“

“Wenn Sie schon in einer Grube stehen, dann graben Sie doch nicht weiter, Mr. Ambrose.“

Carter unterdrückte den Fluch, der auf seiner Zunge lag.

„Ihr Vater hat uns schon von Ihnen erzählt.“

Das verärgerte ihn aber jetzt richtig. Sein Vater hatte ihm zugeredet, sich als einer der Ersten für dieses Programm zu verpflichten. Sein Vater hatte ihm gesagt, dass er an ihn glaubte, und trotzdem hatte er hinter Carters Rücken so über ihn gesprochen?

„Nachdem ich mich verpflichtet habe, unserem Volk zu helfen, redet mein Vater hinter meinem Rücken schlecht über mich?“

Jetzt war Mandell derjenige, der leise lachte. „Er hat nicht schlecht über Sie geredet. Er hat sie nur einen Hitzkopf genannt. Da hat er nicht unrecht. Er hat uns auch gesagt, dass Sie eine Herausforderung brauchen, sonst nehmen Sie den Job nicht ernst.“

„Eine Herausforderung?“

Mandell nickte und zeigte auf das Hologramm. „Das Mädchen ist Jungfrau.“

4

 

Dr. Mandell bedeutete Carter, durch eine zweite Tür in einen angrenzenden Warteraum zu gehen. Dieser war so nüchtern eingerichtet wie der vorherige, nur zeigten die Wände keine Videos an.

Carter verdaute immer noch die Information, dass die Frau – oder eher das Mädchen –, das er umwerben und mit sich zurück in das Jahr 2085 bringen sollte, noch Jungfrau war. Nicht, dass Carter noch nie mit einer Jungfrau geschlafen hätte – das hatte er, einmal! Er hatte es nicht unbedingt vergnüglich gefunden und auch nicht vor, diese Erfahrung zu wiederholen. Das Mädchen hatte keine Ahnung gehabt, was sie tat, und die ganze Sache war ein epischer Fehltritt gewesen. Und jetzt sollte er eine Jungfrau umwerben, um die Menschheit zu retten? Machte sich da jemand einen Spaß auf seine Kosten?

„Na dann danke, Dad“, murmelte er zu sich selbst. Er hatte eine gute Beziehung zu seinem Vater, besser als die meisten Teenager oder Zwanzigjährigen. Doch gab es Zeiten, wo sie aneinander gerieten.

Tja, Carter musste einfach das Beste aus der Situation machen. Er nahm im Wartezimmer Platz und studierte zuerst die Gebrauchsanleitung für seine Zeitreiseuhren. Diese war einfach: die Zeit und das Datum einstellen, zu dem man reisen wollte, und dann draufdrücken. Davon überzeugt, dass er das im Griff hatte, öffnete er die Akte des Mädchens auf seinem Holocom, um sie zu lesen.