Unbändig berührt - Jessica Martin - E-Book

Unbändig berührt E-Book

Jessica Martin

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Beschreibung

Jonas ist frisch geschieden und will sich eigentlich erst mal selbst neu kennenlernen, bevor er sich in die nächste Beziehung stürzt. Als sein Nachbar Marek mit einer Grippe zu kämpfen hat, ist es für Jonas selbstverständlich, ihm unter die Arme zu greifen. Dass er Marek kurz darauf auf einer BDSM-Party über den Weg läuft, hat er allerdings nicht erwartet. Die gegenseitige Anziehung ist unbestreitbar und dass sie auch auf dieser speziellen Ebene miteinander harmonieren, könnte perfekt sein. Aber Marek will nicht als Experiment herhalten und Jonas ist sich nicht sicher, ob er sich so bald schon wieder fest binden will. Doch wahre Liebe lässt sich nicht bändigen… Band 4 der "Berührt"-Reihe. Buch ist in sich abgeschlossen.

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Seitenzahl: 496

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Deutsche Erstausgabe (ePub) November 2020

© 2020 by Jessica Martin

Verlagsrechte © 2020 by Cursed Verlag

Inh. Julia Schwenk, Taufkirchen

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,

des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung

durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile,

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit

Genehmigung des Verlages.

Bildrechte Umschlagillustration

vermittelt durch Shutterstock LLC; iStock

Satz & Layout: Cursed Verlag

Covergestaltung: Hannelore Nistor

Druckerei: CPI Deutschland

Lektorat: Debora Exner

ISBN-13: 978-3-95823-852-7

Besuchen Sie uns im Internet:

www.cursed-verlag.de

Liebe Lesende,

vielen Dank, dass ihr dieses eBook gekauft habt! Damit unterstützt ihr vor allem die*der Autor*in des Buches und zeigt eure Wertschätzung gegenüber ihrer*seiner Arbeit. Außerdem schafft ihr dadurch die Grundlage für viele weitere Romane der*des Autor*in und aus unserem Verlag, mit denen wir euch auch in Zukunft erfreuen möchten.

Vielen Dank!

Euer Cursed-Team

Klappentext:

Jonas ist frisch geschieden und will sich eigentlich erst mal selbst neu kennenlernen, bevor er sich in die nächste Beziehung stürzt. Als sein Nachbar Marek mit einer Grippe zu kämpfen hat, ist es für Jonas selbstverständlich, ihm unter die Arme zu greifen. Dass er Marek kurz darauf auf einer BDSM-Party über den Weg läuft, hat er allerdings nicht erwartet. Die gegenseitige Anziehung ist unbestreitbar und dass sie auch auf dieser speziellen Ebene miteinander harmonieren, könnte perfekt sein. Aber Marek will nicht als Experiment herhalten und Jonas ist sich nicht sicher, ob er sich so bald schon wieder fest binden will. Doch wahre Liebe lässt sich nicht bändigen…

Kapitel 1

Jonas

Der Mann tat es schon wieder. Es war das vierte Mal innerhalb der letzten anderthalb Stunden. Jonas wusste das so genau, weil sein Bad direkt unter dem seines Nachbarn lag und dieses Haus verdammt hellhörig war.

»Meine Güte«, murmelte er, denn es klang schrecklich gequält. Als es im nächsten Moment laut schepperte, war Jonas schneller im Hausflur und drückte auf den Klingelknopf seines Nachbarn, als er darüber nachdenken konnte, was er da überhaupt tat.

»Herr Zając?«, rief er durch die Tür, wobei er sich nicht sicher war, ob er den Namen richtig aussprach, und klopfte laut. Als sich drinnen nichts regte, klingelte er erneut und ließ den Finger diesmal länger auf dem Knopf.

Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und sein Nachbar stand vor ihm. Er sah furchtbar aus. Sie waren einander bisher nur gelegentlich im Hausflur begegnet, aber da war er stets ordentlich frisiert gewesen, hatte Jeans und T-Shirt getragen und nett gelächelt. Im Moment jedoch war von all dem nichts zu sehen, denn seine Haare waren zerzaust und glänzten fettig und unter dem schmuddeligen Bademantel trug er augenscheinlich Schlafzeug. »Was?«

»Bitte entschuldigen Sie die Störung. Ich wollte mich nur vergewissern, dass bei Ihnen alles in Ordnung ist«, begann Jonas und versuchte, den muffigen Geruch zu ignorieren, der aus der Wohnung kam. »Ich konnte Sie im Bad hören und auch das laute Scheppern.«

Schwerfällig sackte sein Nachbar gegen die Flurwand und lehnte die Stirn an die Tapete. »War nur 'n Glas«, brummte er und Jonas fiel auf, wie blass der Mann war.

»Sind Sie krank?«

Herr Zając drehte langsam den Kopf, sodass er ihn ansehen konnte, und rang sich ein müdes Lächeln ab. Seine Augen waren blutunterlaufen. Er sah echt elend aus. »So krank wie noch nie in meinem Leben.«

»Kann ich irgendwas tun? Brauchen Sie Medizin?«, bot Jonas an.

Sein Nachbar schüttelte den Kopf und zog wenig elegant die Nase hoch. »Ich sterb hier einfach vor mich hin.«

Da er das ganz sicher nicht ernst meinte, schmunzelte Jonas. »Darf ich reinkommen?« Auf ein schwerfälliges Nicken hin, wagte er sich in die fremde Wohnung, denn sie konnten nicht länger an der offenen Tür rumstehen. Außerdem hatte er wirklich Bedenken, dass sein Nachbar umkippte, so schwach wie er auf den Beinen war, und allein könnte er den muskulösen Mann nicht wieder aufrichten, daher bedeutete er ihm, von der Tür wegzugehen, damit er sie hinter sich schließen konnte. »So schnell stirbt es sich nicht.«

»Woher wollen Sie das wissen?«, murmelte Herr Zając und schleppte sich vor ihm her den Flur entlang und ins Schlafzimmer.

Auf dem Weg dorthin warf Jonas einen Blick ins Bad, dessen Fußboden von Scherben übersät war. »Ich bin Zahnarzt«, meinte er schulterzuckend, als sein Nachbar endlich auf dem Bett saß. »Mir erzählen die Menschen regelmäßig, dass sie vor Angst oder Schmerzen sterben, aber dann verlassen sie die Praxis doch aus eigener Kraft und auf zwei Beinen.«

Hier musste dringend gelüftet werden, daher ging er zum Fenster und nachdem er es geöffnet hatte, sah er sich genauer um. Auf dem Fußboden herrschte ein ziemliches Klamottenchaos und dem Berg benutzter Taschentücher neben dem Bett nach zu urteilen, war sein Nachbar im Moment nicht in der Lage, für Ordnung und Hygiene zu sorgen.

»Zahnarzt? Sadist, also?«

Lachend schüttelte Jonas den Kopf, denn Herr Zając hätte nicht weiter danebenliegen können. »Nicht wirklich. Ich mag es lieber, Leute von ihren Schmerzen zu befreien oder davor zu bewahren, als ihnen welche zuzufügen.«

Sein Nachbar murmelte etwas vor sich hin, während er sich unter seiner Decke verkroch, obwohl es Ende August und somit warm war.

»Waren Sie schon beim Arzt?«

»Gestern«, bekam er leise zur Antwort, bevor ein Seufzen ertönte, gefolgt von einem offensichtlichen Fluchen, dessen Übersetzung er jedoch nicht kannte. Vermutlich war sein Nachbar Russe oder Pole, denn obwohl er fließend Deutsch sprach, hatte er einen leichten Akzent. Leider beherrschte Jonas keine der osteuropäischen Sprachen. Trotzdem war es bestimmt kein nettes Wort gewesen.

»Wie bitte?«

Herr Zając seufzte erneut und schlug die Decke zurück. »Ich muss meiner Chefin den Krankenschein noch schicken.«

»Bleiben Sie liegen!«, bat Jonas eilig. »Wenn Sie mir die Adresse geben, stecke ich den Zettel in einen Umschlag und werfe ihn in den Briefkasten. Ist ja gleich unten an der Ecke.«

»Ich hab keine Briefmarke hier.«

»Ich kann ihn auch am Montag mit in die Praxispost geben«, entgegnete er, denn er war sich sicher, dass sein Nachbar weder jetzt noch in zwei Tagen in der Lage wäre, selbst zur Post zu laufen.

Der Mann musterte ihn einen Moment, doch es fiel ihm sichtlich schwer, die Augen offen zu halten. Sie wirkten glasig und die Wangen waren nun gerötet, wohingegen der Rest seines Gesichts weiterhin blass und eingefallen wirkte. Vermutlich hatte er Fieber und sicherlich auch zu wenig getrunken.

»Ich werde Ihnen etwas zu trinken bringen, ja?«, bot Jonas an, als Herr Zając sich wieder hinlegte und damit kämpfte, wach zu bleiben. »Sie sehen wirklich nicht gut aus.«

»Vielen Dank auch«, kam es matt zurück, aber es schwang ein Lachen mit.

Schmunzelnd verließ Jonas das Schlafzimmer und ging in die Küche, die jeder Apotheke hätte Konkurrenz machen können. Zwischen diversen Erkältungsmitteln lag der gelbe AU-Schein und Jonas konnte sich nicht davon abhalten, einen Blick darauf zu werfen. Sein Nachbar hieß mit Vornamen Marek, war erst zweiunddreißig – also elf Jahre jünger als Jonas – und für die nächsten zehn Tage krankgeschrieben. Ihm fiel auf, dass sein Hausarzt im gleichen Ärztehaus praktizierte, in dem Jonas seine Praxis hatte, was aber wohl nicht verwunderlich war, da es die einzige Allgemeinarztpraxis in diesem Viertel war.

»Herr Nachbar? Sind Sie noch da?«

»Ja!«, rief Jonas zurück, nahm ein Glas von der Ablage, um es an der Spüle zu füllen, und trug es ins Schlafzimmer. »Hier, bitte. Sie haben sich ziemlich oft übergeben, da sollten Sie viel trinken.«

»Haben Sie mich gehört?« Herr Zając wirkte eindeutig unbehaglich, während er ihm das Glas abnahm.

Jonas zuckte nur mit den Schultern, denn es musste seinem Nachbarn nun wirklich nicht peinlich sein. »Das Haus ist ziemlich hellhörig.«

»Können Sie das Fenster wieder zumachen?«

Jonas eilte zum Fenster und nachdem er es geschlossen hatte, zog er den Vorhang zu. »Soll ich Ihnen eines der Medikamente bringen, die Sie in der Küche horten? Ein Schmerz- und Fieber-mittel vielleicht?«

»Das zögert das Unvermeidbare nur hinaus«, murmelte sein Nachbar und schenkte ihm ein müdes Lächeln, während er die Decke bis zum Kinn hochzog. »Es geht schon ohne. Danke für Ihre Sorge, aber ich werd's überleben. Der Arzt meint, es ist die Grippe, also halten Sie sich lieber nicht länger als nötig in meiner Gegenwart auf.«

Jonas musste schmunzeln. »Okay, wenn Sie meinen. Aber ich werde Ihr Badezimmer fegen, da liegt überall Glas. Ich bin geimpft, also werde ich mich nicht gleich anstecken.«

»Stimmt, das Glas wollte ich noch zusammenkehren.« Das auf diese Worte folgende resignierte Seufzen artete in einen Hustenanfall aus, den Jonas besorgt beobachtete. Schließlich beruhigte sich sein Nachbar und ließ sich völlig fertig ins Kissen sinken.

Als Jonas sich sicher war, dass Herr Zając nicht erstickt, sondern lediglich weggenickt war, machte er sich auf die Suche nach Besen und Kehrblech.

Kapitel 2

Marek

Sein Kopf dröhnte und sein Hals brannte wie Feuer, während sein Magen offenbar Achterbahn fuhr. Mit der Befürchtung, schnell ins Bad zu müssen, versuchte Marek, die Augen zu öffnen, aber sie waren wie zugeklebt. Ein paar Minuten lang lag er reglos da, bis sein Magen nicht mehr so stark rebellierte.

Schwerfällig rollte er sich schließlich auf den Rücken und blinzelte ins schummrige Licht, das aus dem Flur ins Zimmer fiel. Er konnte sich gar nicht daran erinnern, es angelassen zu haben. Allerdings erinnerte er sich daran, dass er Besuch gehabt hatte. Sein neuer Nachbar aus der Wohnung unter ihm hatte geklingelt und sich beschwert, dass er zu laut gewesen war. Oder hatte er sich Sorgen gemacht? Kerzengerade saß Marek im Bett. Hatte er ihm seinen Krankenschein mitgegeben?

Verwirrt und verdammt noch mal viel zu zittrig auf den Beinen quälte er sich aus dem Bett und schleppte sich in die Küche. Zum Glück hatte sich sein Magen etwas beruhigt, dafür hing er ihm in den Kniekehlen, aber er hatte keinen Appetit auf irgendwas.

Da er zudem keine Ahnung hatte, wie spät es war, warf er einen Blick auf die Küchenuhr und zuckte zusammen. Heilige Scheiße, er hatte den ganzen Samstag verschlafen! Eigentlich sollte er bereits auf dem Weg zu einer Exklusivparty sein, aber dafür war er nicht mal annähernd fit genug. Dabei fanden die nur ein paarmal im Jahr statt und die Eintrittskarten kosteten ein Vermögen. Psiakrew!

Er musste auf jeden Fall seinem besten Freund Frank Bescheid geben, damit er und sein Partner nicht unnötig auf ihn warteten. Auf der Suche nach seinem Handy fegte Marek beinahe eine Packung Halsschmerztabletten vom Tisch und steckte die Schachtel gleich mal in die Tasche seines Bademantels, damit er sie griffbereit hatte.

Sein Handy lag auf seinem Krankenschein – Gott sei Dank –, doch als er es hochnahm, fiel ihm ein gelber Zettel auf, der an der Hustensaftpackung klebte. Das war definitiv nicht seine Handschrift und auch keine Dosierungsanleitung. Im Gegenteil, die Nachricht samt Handynummer ließ ihn blinzeln.

Hallo, Herr Nachbar. Bitte melden Sie sich, wenn Sie wach sind, dann bringe ich Ihnen Suppe. Jonas Bender

Er hatte keine Ahnung, wie der Typ auf eine solche Idee kam, aber er musste sich erst mal bei Frank melden. Sprechen konnte er nicht, denn sein Hals war staubtrocken und brannte immer noch fürchterlich. Außerdem lief ihm ununterbrochen die Nase. Nachdem er Frank eine Nachricht geschickt hatte, steckte er sich eine Halsschmerztablette in den Mund, lehnte sich auf dem Stuhl zurück und atmete so tief durch, wie sein Hustenreiz es zuließ. Gott, er war wirklich noch nie dermaßen außer Gefecht gesetzt gewesen.

Bevor er sich entscheiden konnte, ob er das Risiko, etwas zu essen, eingehen sollte oder sich lieber wieder hinlegte, vibrierte sein Handy. Es war Frank.

Was für ein beschissenes Timing. Keine Chance, dass es mit einer Tablette geht?

Resigniert tippte er eine Antwort. Nicht mal, wenn ich die ganze Schachtel einwerfe. Die Grippe hat mich voll im Griff.

Wir haben einen neugierigen Single-Sub im Schlepptau... Erinnerst du dich an den Newbie von der Party neulich?

Oh, das konnte doch wohl nicht sein Ernst sein. Der Kerl, den Frank meinte, war absolut niedlich und aufgrund seiner Unerfahrenheit auch herrlich unbeholfen gewesen. Leider war er gegangen, bevor sie sich näher hatten kennenlernen können. Genauer gesagt, hatte der Kleine die Flucht ergriffen, aber Marek hatte Subs, die eine Herausforderung waren, schon immer bevorzugt. Er hätte ihn wirklich gern noch mal wiedergesehen, aber heute war das ausgeschlossen. Alter, wenn ich könnte, wäre ich dabei, aber ich sterbe hier! Ohne Scheiß, nenn mir irgendein Grippesymptom – ich habe es.

Verdammt, tut mir leid, Mann. Ich melde dich beim Gastgeber ab und komme morgen Mittag rum. Brauchst du was?

Nachdenklich ließ er seinen Blick über den Tisch schweifen. Bin versorgt, aber danke. Gehe gleich wieder ins Bett. Viel Spaß. Eigentlich wollte er sich gern sofort hinlegen, aber er konnte sich selbst nicht mehr riechen – trotz verstopfter Nase –, daher schleppte er sich ins Bad. Irgendwas war anders, aber ihm fiel erst beim Zähneputzen auf, dass sämtliche Handtücher nicht mehr an ihren Haken hingen und die Waschmaschine END anzeigte. Er konnte sich gar nicht daran erinnern, sie angestellt zu haben.

Kurze Zeit später lief der Trockner und gerade als Marek debattierte, ob er noch die Anstrengung einer Dusche auf sich nehmen sollte, klingelte es an der Tür. Er warf einen Blick durch den Spion und war irritiert, als er seinen Nachbarn auf der anderen Seite stehen sah. Machte der Mann sich wirklich so große Sorgen oder warum tauchte er schon wieder bei ihm auf?

»Keine Sorge, ich lebe noch«, sagte er, als er die Tür öffnete. Seine Stimme klang schrecklich und sein Hals schmerzte immer noch höllisch.

Herr Bender grinste verlegen. »Das ist gut.«

»Haben Sie mich wieder im Bad belauscht?«, hakte Marek argwöhnisch nach, woraufhin sein Nachbar die Augen aufriss und eilig den Kopf schüttelte.

»Nein! Also, ja, ich habe Sie gehört, daher wusste ich, dass Sie auf sind, aber das war Zufall, weil ich auch gerade im Bad war. Ich habe nicht darauf gewartet oder will Sie kontrollieren oder so.«

»War nur ein Witz«, versicherte er, aber Herr Bender schluckte nur schwer und senkte den Blick.

»Ich will mich nicht aufdrängen. Tut mir leid, wenn ich diesen Eindruck gemacht habe.«

»Nein, schon gut. Sind Sie noch mal mutig genug, reinzukommen? Ich muss mich hinsetzen.«

»Natürlich!«, platzte es aus seinem Nachbarn heraus und er schob Marek regelrecht ins Wohnzimmer zur Couch. »Haben Sie schon etwas gegessen?«

»So lange bin ich noch nicht wach.«

Seltsamerweise schien sein Nachbar mit dieser Antwort zufrieden zu sein, denn er nickte. »Ich gehe gleich runter und hole die Suppe.«

Ungläubig blinzelte Marek, während Herr Bender ihm ein Kissen aufschüttelte. »Sie haben nicht wirklich extra was gekocht, oder?«

»Doch, natürlich. Das hatte ich doch versprochen. Darf ich mir Ihren Wohnungsschlüssel borgen? Dann müssen Sie nicht noch mal aufstehen.«

»Das war aber wirklich nicht nötig«, brachte er perplex hervor, obwohl die Aussicht auf eine warme Mahlzeit gerade himmlisch klang.

»War kein Problem. Haben Sie den Tee getrunken?«

»Tee?«

»Den ich Ihnen auf den Nachtschrank gestellt habe.«

»Hab ich nicht gesehen«, entgegnete er, wobei ihm nun doch mulmig zumute wurde. »Wie lange waren Sie denn noch da, nachdem ich eingeschlafen bin?«

Sein Nachbar schluckte. »Wirklich nur kurz. Weil der Tee noch ziehen musste. Ich habe nebenbei die Scherben im Bad aufgefegt und mir erlaubt, Ihre Handtücher in die Waschmaschine zu stecken. Gerade wenn man krank ist, sollte man besonders auf Hygiene achten.«

»Okay.« Es klang irgendwie schon plausibel, zumal – wenn seine Erinnerung ihn nicht trog – sein Nachbar Arzt und daher in diesen Dingen wohl pingeliger war. Trotzdem war der Typ ein Fremder. »Danke... schätze ich.«

Herr Bender strahlte. »Sehr gern. Ich hol mal eben das Essen, ja? Wenn Sie den ganzen Tag geschlafen haben, haben Sie doch sicher Hunger.«

Das hatte er in der Tat, daher nickte er. »Der Schlüssel steckt von innen.«

»Ist gut. Ich beeile mich.« Mit diesen Worten rauschte er aus dem Wohnzimmer und im nächsten Moment fiel auch schon die Tür ins Schloss.

Marek wusste absolut nicht, was er von dem Verhalten seines Nachbarn halten sollte, und holte sicherheitshalber sein Handy aus der Küche. Schnell schob er es in die Tasche seines Bademantels, denn kaum lag er wieder auf dem Sofa, hörte er auch schon, wie seine Wohnungstür aufgeschlossen wurde.

Kapitel 3

Jonas

Nachdem er den Suppentopf sowie den Brötchenkorb in die Küche seines Nachbarn balanciert hatte, sah er durch die angrenzende Tür zur Couch. »Darf ich Teller von Ihnen nehmen?«

»Im Schrank neben dem Herd«, krächzte Herr Zając. Seine Stimme klang wie ein Reibeisen und er sah immer noch elend aus. »Besteck ist in der Schublade darüber.«

»Alles klar.«

Die Suppe war noch lauwarm, daher brauchte sie nur ein paar Minuten auf dem Herd. »So. Ich hoffe, Sie mögen Hühnersuppe.« Mit einem abwartenden Lächeln stellte Jonas wenig später einen vollen Teller auf den Couchtisch und eilte in die Küche zurück, um sich ebenfalls etwas zu holen.

Als er schließlich sein Essen ins Wohnzimmer trug, blickte Herr Zając ihn dermaßen erwartungsvoll an, dass Jonas auffordernd auf den Teller deutete. Im gleichen Moment knurrte der Magen seines Nachbarn unüberhörbar.

»Das war deutlich«, bemerkte Jonas schmunzelnd.

Sein Nachbar wartete noch, bis er saß, und wünschte ihm guten Appetit, doch dann machte er sich über das Essen her. Sein Enthusiasmus räumte Jonas' Bedenken aus, dass die heiße Suppe im Hals brennen könnte, aber er hatte sie auch extra nicht zu stark gewürzt. Als er ihm ein Brötchen anbot, griff sein Nachbar ebenfalls beherzt zu. Er hoffte, dass sein Magen das Essen drin behalten konnte, aber etwas Warmes im Bauch half bestimmt bei der Genesung.

Außerdem fand Jonas es nett, mal nicht allein essen zu müssen. Auch wenn seinem Gegenüber wegen der heißen Suppe die Nase lief und er ständig schniefen musste. Als Jonas ihm eine Packung Taschentücher aus der Küche holte, nahm Herr Zając sie verlegen an.

»Danke. Das Essen ist wirklich lecker«, murmelte er, nachdem sie ein paar Minuten schweigend gegessen hatten. Sein Blick fiel auf den Brötchenkorb und er stutzte. »Sind die Brötchen etwa auch selbst gebacken?«

Jonas nickte. »War kein Problem. Ich koche und backe gern, aber für mich allein lohnt es sich nicht so richtig. Und meine Tochter steht eher auf Pizza als auf gesunde Suppe.« Betont lässig zuckte er mit den Schultern und hoffte, dass sein Nachbar ihn dank der persönlichen Infos nicht mehr so argwöhnisch musterte, auch wenn er verstand, warum er ihn im Auge behielt. Immerhin hatte er sich schon zweimal quasi selbst eingeladen. Besser gesagt aufgedrängt. Eigentlich war das Fremden gegenüber überhaupt nicht seine Art und er konnte es sich nur mit seinem Medizinerherz erklären, das einen offensichtlich Leidenden nicht sich selbst überlassen konnte.

»Wie alt ist sie denn?«, wollte Herr Zając wissen.

»Sechzehn.« Er konnte ein leises Seufzen nicht verhindern, was seinen Nachbarn zum ersten Mal überhaupt die Mundwinkel heben ließ.

»Ein Teenager. Mein Beileid.«

Jonas musste lachen. »Danke. Ich habe Thea nur jedes zweite Wochenende bei mir, daher muss ich zugeben, dass ich sie mehr verwöhne, als ich sollte.«

»Verstehe.«

Er glaubte ihm kein Wort, denn Herr Zając hatte sicherlich keine Kinder. Zwar war Jonas nicht in den Raum gegangen, der direkt über Theas Zimmer lag, aber wenn sein Nachbar eine Familie hätte, würde er hier sicher nicht allein vor sich hin vegetieren.

»Solange sie gern bei Ihnen ist, können Sie an zwei Tagen nicht so viel falsch machen, oder?«

Er hatte definitiv keine Kinder. »Meine Ex würde Ihnen da wohl widersprechen.«

»Scheidung?«, wollte Herr Zając wissen und als Jonas nickte, verzog er das Gesicht. »Tut mir leid.«

»Eigentlich ist es schon okay«, sagte er abwinkend und mittlerweile meinte er das auch so. Er hatte ein paar Wochen gebraucht, um sich an den neuen Alltag zu gewöhnen, aber so war es besser. Auf jeden Fall besser, als eine Ehe zu führen, die keinen mehr glücklich machte. »Zwar ist es ungewohnt, allein zu wohnen. Außer, wenn Thea da ist, natürlich. Aber die Scheidung kam nicht wirklich überraschend. Wir haben uns einvernehmlich getrennt.«

»Deswegen der Umzug hierher?«

»Ja, genau. Anja behält das Haus, weil wir Thea nicht komplett aus ihrer gewohnten Umgebung reißen wollten, und ich habe einen kürzeren Arbeitsweg.« Er zuckte mit den Schultern. Es war eine logische Entscheidung, auch wenn er das Haus hin und wieder vermisste und die Wohnung ihn einengte. Dafür hatte er hier im Mietshaus seine Nachbarn sehr viel schneller kennengelernt als in der Vorstadt, wo kaum einer mal über seinen Gartenzaun guckte und wenn, dann höchstens, um über anderer Leute seltsamen Lebensstil zu lästern. Dabei fiel ihm etwas ein. »Ich hoffe, ich habe Ihren Nachnamen heute Mittag richtig ausgesprochen. Falls nicht, tut mir das sehr leid.«

»Hm... Ich kann mich nicht mehr daran erinnern«, meinte sein Nachbar und zog die Augenbrauen zusammen. Er musterte ihn ziemlich intensiv und Jonas spürte, dass er rot wurde, daher richtete er seinen Blick auf den Teller. »Wie haben Sie ihn denn ausgesprochen?«

»Oh nein«, entgegnete Jonas mit einem peinlich berührten Lachen. »Darauf lasse ich mich gar nicht erst ein. Immerhin kann ich dabei nur danebenliegen.«

Sein Nachbar grinste. »Okay, das stimmt wohl.« Er hatte ein schönes Lächeln und die kleinen Fältchen um seine Augen zeigten, dass er es oft tat. »Mein Nachname wird Sajontz ausgesprochen. Mit stimmhaftem S.«

»Ist das Russisch?«, fragte Jonas und hoffte, nicht zu neugierig zu wirken.

»Polnisch. Wir können uns aber gern duzen.«

Er nickte sofort, denn er war sich nicht sicher, ob er die Aussprache des Nachnamens richtig hinkriegen würde. »Sehr gern. Ich bin Jonas.«

»Marek«, sagte sein Nachbar und deutete auf die leeren Teller. »Vielen Dank fürs Essen. Es war großartig.«

»War wirklich nicht der Rede wert«, versicherte Jonas ehrlich. Marek sah schon wieder ziemlich müde aus, aber so krank, wie er war, brauchte er auch viel Ruhe. »Okay, dann lasse ich dich mal wieder allein. Darf ich was von der restlichen Suppe hierlassen? Sonst muss ich noch drei Tage davon essen.«

Marek lächelte. »Da sage ich nicht Nein.«

Zufrieden sammelte Jonas ihre Teller ein und brachte sie in die Küche. Zum Glück hatte sein Nachbar einen Geschirrspüler. Einen Topf fand er auch schnell und füllte Marek ein paar Kellen ab. Die Brötchen ließ Jonas ihm auch da, denn er konnte sich ja jederzeit neue backen.

»Wenn ich wieder fit genug bin, revanchiere ich mich.«

Er sah über seine Schulter zu Marek, der am Türrahmen lehnte und kaum noch die Augen aufhalten konnte. »Ist doch keine große Sache. Ich hätte nicht ruhig schlafen können, ohne zu wissen, ob du in Ordnung bist.«

»Du kennst mich doch gar nicht.«

Er zuckte mit den Schultern, denn er hätte für so ziemlich jeden anderen das Gleiche getan. Ganz der verweichlichte Samariter, der er laut seiner Ex schon immer war und immer sein würde. Früher hatte sie es zuvorkommend genannt und vor ihren Freundinnen damit geprahlt, wie aufmerksam er war. Achtzehn Jahre später störte es sie plötzlich so sehr, dass sie es nicht mehr ertrug, mit einem übersensiblen Klammeraffen verheiratet zu sein, sondern ihre Freiheit brauchte.

»Hey, alles klar?«

Jonas zuckte zusammen, denn er hatte nicht erwartet, dass sein Nachbar ihn so genau beobachten würde, und angesichts des besorgten und dennoch irgendwie unnachgiebigen Tonfalls musste er schlucken. »Ja. Sicher.« Er rang sich ein Lächeln ab und griff nach den Topfhenkeln, um sich irgendwo festzuhalten. »Ruh dich gut aus. Ich hatte dir meine Handynummer aufgeschrieben. Ruf gern an, wenn ich noch irgendwas für dich tun kann. Was vom Einkaufen mitbringen oder Nachschub aus der Apotheke holen.«

»Mein bester Freund kommt morgen vorbei, aber danke.«

»Okay. Na, mein Angebot steht. Falls deinem Freund was dazwischenkommt.« Er war sich nicht sicher, warum er gerade irritiert war, denn es sollte ihn eigentlich beruhigen, dass Marek schließlich doch jemanden hatte, der sich um ihn kümmern konnte.

Sein Nachbar lächelte und das seltsame Gefühl in Jonas' Bauch war wie weggeblasen. Als Marek im nächsten Moment gähnte und den Kopf gegen den Türrahmen lehnte, schaltete er sofort.

»Dann mal ab ins Bett mit dir. Du siehst aus, als würdest du gleich umkippen.«

»Ja«, seufzte er. »Aber ich glaub, ich wechsle auf die Couch rüber. Mir tut schon alles weh vom Liegen.«

»Gute Idee. Viel trinken, nicht vergessen«, empfahl Jonas, bevor ihm einfiel, dass er wohl wieder zu aufdringlich war. Marek war erwachsen und brauchte keinen überfürsorglichen Nachbarn mit Helfersyndrom, der sich ständig selbst einlud und dann auch noch ungefragt Ratschläge erteilte. »Okay, ich bin dann mal weg.«

»Danke für deine Hilfe, Jonas.« In Mareks Stimme schwang ehrliche Dankbarkeit mit, die Jonas das Gefühl gab, vielleicht doch nicht ganz so unwillkommen zu sein.

»Gern geschehen.« Er ging lieber, solange sein Nachbar noch einen positiven Eindruck von ihm hatte. »Gute Besserung noch.«

»Danke schön. Die Suppe hilft garantiert dabei.«

Jonas erwiderte Mareks aufrichtiges Lächeln. »Wir sehen uns.«

Sein Nachbar hielt die Wohnungstür auf und nickte ihm noch mal freundlich zu, als Jonas im Hausflur stand. »Bis dann.«

»Bis bald.«

Als er in seine Wohnung kam, war es wie so oft viel zu still, aber heute fühlte es sich nicht so beklemmend an, allein zu sein, sondern mehr nach... Freiheit.

Anja und er waren ein tolles Team gewesen – zumindest bis sie es nicht mehr gewesen waren. Sie hatten gut zueinander gepasst und zusammen eine wundervolle Tochter großgezogen, aber irgendwann hatten sie sich wohl in der Routine des Alltags verloren. Sie hatten die Wünsche und Harmonie als Familie zu lange über ihre individuellen Bedürfnisse gestellt und waren zwangsläufig enttäuscht worden. Daraus konnte er Anja genauso wenig einen Vorwurf machen wie sie ihm. Sie hatte es nur eher erkannt als er und den Mut gehabt, die Konsequenzen zu ziehen.

Aber so langsam fing Jonas an, wieder zu spüren, wer er war. Was er brauchte und was ihn glücklich machte. Früher hatte er es gewusst und gedacht, es von Anja zu bekommen. Nur hatte er es ihr nicht gesagt, daher hatte wiederum sie es nicht gewusst und es ihm auch nicht geben können. Obwohl er sich nicht sicher war, ob sie eine solche Beziehung gewollt hätte.

Dennoch bereute er die Ehe nicht. Sie hatten so viele schöne Jahre zusammen gehabt und natürlich hatten sie Thea. Seine Tochter war sein Ein und Alles und kam für ihn an absolut erster Stelle, auch wenn sie in ein paar Jahren selbst erwachsen sein würde.

Vermutlich war genau jetzt der richtige Zeitpunkt, um ab und an ein wenig egoistisch zu sein und sich selbst wiederzufinden.

Kapitel 4

Marek

»Alter, siehst du scheiße aus!« Mitleidig lachend schloss sein bester Freund die Tür hinter sich und musterte ihn von oben bis unten, bevor er die Nase rümpfte. »Wann hast du das letzte Mal geduscht, sag mal?«

»Donnerstag?«, überlegte Marek laut, konnte sich aber nicht wirklich daran erinnern. Es konnte auch Mittwochabend gewesen sein.

Frank schüttelte den Kopf. »Heute ist Sonntag. Hast du Fieber?«

»Grad eben nicht. Hab vorhin eine Tablette genommen, nachdem es heute Vormittag immer schlimmer wurde«, antwortete er und war froh, dass es ein Kombipräparat auch gegen Schmerzen gewesen war, denn sein Hals brachte ihn immer noch um.

Frank schürzte die Lippen und der Dom in ihm blitzte hervor. »Dann geh jetzt duschen. Mit Fieber ist das echt unangenehm, also nutz die Gelegenheit. Ich mach uns derweil Kaffee.«

»Keinen Kaffee«, protestierte Marek, denn das hatte er heute früh schon probiert und es war nicht so gut ausgegangen. »Aber du kannst mir einen Tee machen.«

Der ungläubige Blick seines Freundes war herrlich. Oder er wäre es gewesen, wenn es ihm nicht immer noch so beschissen gegangen wäre. »Tee? Du stirbst ja wirklich.«

»Arsch«, knurrte er und machte sich auf den Weg ins Bad.

Frank lachte jedoch nur. Marek schloss die Tür hinter sich und schälte sich aus seinem Bademantel und dem Schlafzeug. Die Dusche war herrlich, aber lange konnte er das heiße Wasser nicht genießen, denn sein Kreislauf war immer noch im Keller.

Eingewickelt in zwei flauschige Handtücher direkt aus dem Trockner schleppte er sich leicht fröstelnd in sein Schlafzimmer und seufzte angesichts der Schmutzwäsche auf dem Boden. Wenn er gewusst hätte, dass aus dem kleinen Kribbeln in der Nase binnen weniger Stunden eine ausgewachsene Grippe werden würde, hätte er die Wäsche am Donnerstag noch erledigt.

Immerhin fand er frische Unterwäsche, einen Kapuzenpullover sowie eine noch halbwegs saubere Jogginghose und ging anschließend ins Wohnzimmer zurück. Bei Franks Anblick musste er unweigerlich lachen.

Ganz Dom hatte er das Zepter an sich gerissen. Auch wenn Marek das sonst kaltließ, musste er zugeben, dass ihm Franks Bedürfnis, die Kontrolle zu übernehmen, jetzt mehr als entgegenkam. Frank hatte alle Fenster aufgerissen, bereits den Tisch abgeräumt und sammelte gerade benutzte Taschentücher in eine Plastiktüte, wobei er ein Paar Einmalhandschuhe sowie einen Mundschutz trug.

»Hat Noah dich dazu gezwungen?«, fragte Marek amüsiert und deutete auf die Schutzausrüstung.

Frank verdrehte die Augen, nickte aber. »Sonst lässt er mich zu Hause nicht mehr rein. Und ich muss mich desinfizieren, bevor ich wieder ins Auto steige. Ich wette, er hat die Flasche mit dem Desinfektionsmittel abgewogen, um zu überprüfen, ob ich es auch wirklich benutzt habe.«

»Paranoider Hypochonder.« Schwerfällig ließ Marek sich aufs Sofa fallen. »Danke fürs Aufräumen.«

»Kein Ding, auch wenn du offenbar immerhin in der Lage warst zu kochen.«

Blinzelnd schüttelte er den Kopf. »Ich hab nicht gekocht.«

Frank zog die Augenbrauen hoch. »Da steht ein halb voller Topf Suppe auf deinem Herd.«

»Oh. Die ist von Jonas.«

»Wer ist denn Jonas?«

»Mein neuer Nachbar. Er war gestern zweimal hier.« Marek erzählte von Jonas' Besuchen und als er fertig war, grinste sein bester Freund.

»Steht er auf dich?«

»Ach, Quatsch«, entgegnete er abwinkend. Sein strohblonder Nachbar war zwar echt attraktiv, aber nach allem, was er erzählt hatte, wohl eher hetero. »Er lässt sich gerade von seiner Frau scheiden. Ich denke, er wollte einfach nur nett sein. Und sichergehen, dass in der Wohnung direkt über ihm keiner verreckt.«

Frank schürzte die Lippen und nickte. »Kann ich nachvollziehen.« Er brachte die Mülltüte in die Küche und kam mit zwei dampfenden Tassen zurück. Marek war sich sicher, dass in Franks Kaffee war, aber dieser stellte einen Pfefferminztee vor ihm ab. Langsam konnte er Tee nicht mehr sehen, nur vertrug er im Moment nichts anderes.

»Wie war es gestern? Hattet ihr Spaß?«, wollte er wissen, nachdem er einen Schluck getrunken hatte, und zog die Beine auf die Couch hoch, denn er fing wieder an zu frieren.

»Und ob.« Franks Augen fingen richtig an zu leuchten, sodass Marek noch mehr bereute, es nicht zur Party geschafft zu haben. »Die Location ist schon der Hammer und die Gäste waren bunt gemischt. Allerdings weiß ich nicht, ob dir die Workshops gefallen hätten, aber Noah und ich haben einiges über Atemkontrolle gelernt. Das wollte er ja schon lange mal ausprobieren, aber es war mir zu gefährlich, ohne fachkundige Anleitung an seinem Hals rumzudrücken oder ihm Mund und Nase zuzuhalten.«

»Und die gab es gestern?«

»Ja. Du kennst Hektor?«

Marek nickte, denn er hatte sich auf der Frühlingsparty kurz mit dem Dom unterhalten. Er hatte eine süße Sub, mit der er alle Hände voll zu tun hatte. »Flüchtig.«

»Der hat es demonstriert.«

»Ah, cool.« Frank hatte recht, Atemkontrolle war nicht unbedingt etwas, das Marek heißmachte, aber er freute sich, dass Frank es mit seinem Sub hatte ausprobieren können. »Und wie hat es Noah gefallen?«

Franks Grinsen war Antwort genug.

»Hat euer Anhängsel sich auch amüsiert?«, fragte er betont beiläufig, aber sein bester Freund durchschaute ihn natürlich.

Auf das wissende Schmunzeln folgte jedoch ein mitfühlender Blick. »Ich fürchte, Ian ist vergeben. Jedenfalls habe ich Noah gerade bei ihm und seinem Dom abgesetzt.«

»Oh. Das ging schnell«, bemerkte Marek überrascht. »Hast du nicht geschrieben, dass er auf der Suche ist?«

»Ja, war er eigentlich auch, aber anscheinend hat er sich da selbst was vorgemacht. Wenn ich es richtig verstanden habe, ist sein bester Freund sein Dom. Oder wäre es gern... So richtig habe ich die Hintergründe nicht kapiert. Noah weiß da besser Bescheid, wollte mir aber keine Details verraten. Subgeheimnis, meint er.« Frank verdrehte die Augen, aber Marek verstand, was er ihm sagen wollte. Nur weil er ein Dom war, bedeutete das nicht, dass sein Sub keine Privatsphäre haben durfte. »Ich glaube, den Dom kennst du aber auch. Dieser gebürtige Russe, der ziemlich gut mit Hektor und seiner Sub befreundet ist.«

Überrascht blickte er von seiner Tasse auf. »Du meinst Boris? Dunkle Haare, hübscher Kerl, etwa so groß wie ich?« Als Frank tatsächlich nickte, zog Marek die Augenbrauen hoch. »Bist du dir sicher? Der ist doch hetero.« Zumindest hatte er ihn bisher immer nur mit Frauen gesehen, aber so gut kannten sie sich eigentlich nicht.

»Ich habe vorhin kurz mit ihm persönlich gesprochen, also ja, ich bin mir sicher, dass es Boris ist. Anscheinend ist er bi.«

»Ah, okay, das kann natürlich sein.« Er freute sich für Ian, dass dieser so schnell jemanden gefunden hatte, der sich seiner annahm, denn er hatte damals tatsächlich ziemlich verloren gewirkt. Auch wenn das Marek die Aussicht auf ein baldiges Ende seiner Sexflaute nahm, allerdings war er gerade sowieso nicht in der Lage, auch nur an ein Spiel zu denken.

»Konntest du meine Eintrittskarte zurückgeben?«, fragte er hoffnungsvoll.

Frank verzog das Gesicht. »Leider nicht. Aber du bekommst einen Nachlass auf das Ticket für die Adventsparty im Dezember. Meld dich einfach bei Roland, wenn du weißt, ob du hinkommst.«

»Na ja, immerhin.« Während sein bester Freund von der Party und dem Workshop schwärmte, trank Marek seinen Tee und genoss es, mal länger als eine Stunde wach zu sein und sich mit jemandem zu unterhalten.

Jonas war am Vortag ja nur kurz da gewesen und die meiste Zeit hatten sie sich angeschwiegen. Dabei war er ihm gar nicht schüchtern vorgekommen. Im Gegenteil, so offen, wie sein Nachbar über seine Familie und die Scheidung gesprochen hatte, schien er keine Berührungsängste gegenüber Fremden zu haben. Aber vermutlich war Marek keine sehr angenehme Gesellschaft gewesen und Jonas hatte es recht schnell bereut, dass er extra für ihn gekocht hatte.

»Hörst du mir noch zu, Hase?«

Mit zusammengekniffenen Augen sah er Frank an, der ihn amüsiert musterte. Er hätte ihm nie bestätigen dürfen, was sein Nachname auf Deutsch bedeutete, aber der Kerl war einfach neugieriger, als gut für ihn war. »Fick dich.«

Sein bester Freund grinste. »Woran hast du denn so intensiv gedacht, dass du mir nicht mehr zuhören konntest? An deinen sexy Nachbarn?«

»Woher weißt du, dass er sexy ist?« Die Worte waren raus, ehe er seinen Fehler bemerkte. Normalerweise war er nicht so dämlich, aber sein Hirn war Matsch.

Frank nahm darauf keine Rücksicht, sondern lachte sich ungeniert kaputt. »Das war schon fast zu einfach.«

Seufzend schüttelte Marek den Kopf. »Ja, ich hab gerade an Jonas gedacht. Aber nicht so, wie du denkst.« Okay, er log gerade seinen besten Freund an, aber was forderte der ihn auch heraus, wenn er krank war? »Wie soll ich mich bei ihm für das Essen bedanken, ohne dass es komisch wirkt?«

»Komisch?«

»Na, eigentlich würde ich ihn einfach zum Essen beim Asiaten um die Ecke einladen und wir sind quitt, aber was, wenn er es als Date versteht?«

Frank schmunzelte. »Wäre es denn eins?«

»Nein!« Er musste husten und nachdem er sich beruhigt hatte, schaute er Frank grimmig an. »Es wäre kein Date. Nur ein Dankeschön.«

»Ist ja schon gut.« Amüsiert hob Frank abwehrend die Hände und tat wenigstens so, als würde er über das Problem nachdenken. »Lad ihn doch einfach hierher auf eine Pizza ein. Das wirkt unverfänglicher und er war ja schon mal hier. Ist also nicht so, als würdest du ihm dein Schlafzimmer zeigen wollen.«

»Nee, das geht nicht. Dann denkt er, ich hab ihm nicht zugehört, als er sich darüber beschwert hat, dass seine Teenagertochter lieber Pizza isst als sein selbst gekochtes Essen«, warf Marek ein, auch wenn Frank das vorher nicht hatte wissen können.

Der seufzte. »Dann bring ihm einfach ein Sixpack Bier runter und sag brav Danke schön, dass Sie mich nicht sterben gelassen haben.«

»Und wenn er Weintrinker ist? Das weiß ich ja nicht.«

Frank lachte. »Ist doch scheißegal! Die Geste zählt.«

»Hm.« Marek spürte, dass sein Gesicht langsam wieder warm wurde und er allmählich stärker fror, also schien das Fiebermittel seine Wirkung zu verlieren. »Ich glaub, ich muss wieder ins Bett. Vielleicht fällt mir später noch was Besseres ein.« Das Glucksen seines besten Freundes ließ ihn argwöhnisch zu ihm rübersehen. »Was?«

»Schon gut. Geh ins Bett und denk weiter über deinen sexy Nachbarn nach.«

»So habe ich das überhaupt nicht gemeint«, verteidigte Marek sich und stand demonstrativ auf. »Findest du allein raus?«

Franks Schultern bebten. »Ein bisschen mehr Dankbarkeit wäre angebracht, immerhin habe ich deine keimverseuchte Bude aufgeräumt. Hey, lad mich doch zum Essen ein. Kein Date natürlich, nur ein kleines Candle-Light-Dinner unter Freunden.«

»Ty idioto!«, motzte er und musste dann selbst lachen, denn wenn der Idiot es so formulierte, klang es in der Tat nach einem Date, auch wenn er selbst nie etwas von Kerzenschein gesagt hatte. »Ich bin krank, Mann. Mein Gehirn läuft nur auf Stand-by.«

»Dann ab ins Bett. Ich komme die Tage noch mal her. Schreib mir eine Einkaufsliste, wenn du fit genug bist, um dir wieder selbst was zu kochen.« Franks Grinsen war fies, aber Marek wusste seine Fürsorge zu schätzen.

»Danke. Bestell Noah schöne Grüße.«

»Mach ich.«

»Und huste ein bisschen in seiner Gegenwart für mich, ja?«

Frank lachte. »Such dir bloß mal einen eigenen Sub, den du ärgern kannst.«

Seufzend wandte Marek sich um und ging ins Schlafzimmer. »Wenn das so einfach wäre...«

Es war ja nicht so, als hätte er noch nicht versucht, jemanden für eine langfristige Beziehung zu finden. Zwar lebten sie in einer Großstadt, aber die Anzahl schwuler oder bisexueller Subs war dennoch begrenzt. Im Prinzip sah man auf den Partys immer nur die gleichen Gesichter. Außerdem war er über dreißig und hatte einen osteuropäischen Akzent. Bisher hatte er noch keinen Sub getroffen, der mehr als nur ein bisschen Spielen hinter geschlossenen Türen zugelassen hatte. Das war okay, da waren schließlich nie romantische Gefühle beteiligt gewesen. Aber in einer Beziehung würde er sich auf keinen Fall wie ein schmutziges Geheimnis behandeln lassen.

»Hey, da findet sich schon einer«, meinte Frank mitfühlend und blieb an der Schlafzimmertür stehen. »Vielleicht hast du Glück und er wäscht gern Wäsche.«

»Verpiss dich einfach«, murmelte Marek, woraufhin sein Kumpel lachte.

»Bis die Tage.«

»Bis dann.«

Er hörte noch, wie die Wohnungstür zugezogen wurde, dann konnte er sich nicht mehr gegen die Müdigkeit wehren.

Kapitel 5

Jonas

Er liebte seine Tochter und mochte ihre Freundinnen, aber Teenager waren verdammt anstrengend. Vor einer Stunde hatten sie zu dritt das Wohnzimmer in Beschlag genommen, um die Präsentation für ihre Gruppenarbeit zu basteln. Statt sie am Computer zu erstellen, wie Jonas vorgeschlagen hatte – immerhin hingen sie sonst auch ständig an den Handys oder chatteten an ihren Laptops –, wollten sie lieber eine altmodische Präsentation mit einem Plakat und Anschauungsmaterial. Was sie noch nicht hatten, aber zumindest ein Stück Seife war ja schnell besorgt.

Offenbar war ihnen jedoch nicht klar gewesen, dass man zur Plakaterstellung mindestens Schere, Kleber und Papier, im Idealfall noch Texte und Bilder zum Präsentationsthema brauchte. Daher verbrachten sie eine gefühlte Ewigkeit damit, das Material zusammenzusuchen, was Jonas kopfschüttelnd und ungeduldig beobachtete. Er hasste es, untätig rumzusitzen, aber solange die Mädels noch zum Inhalt ihres Vortrags recherchierten, blieb ihm nichts anderes übrig.

Mit dem Biologiebuch und einer Liste mit Seitenzahlen fuhr er schließlich noch mal in seine Praxis und kopierte gefühlt das halbe Buch. Er hatte keine Ahnung, ob er sich damit strafbar machte, aber seine Mitarbeiterinnen waren schon gegangen und die Ruhe war gerade sehr angenehm.

Als er sich auf den Heimweg machte, kam er im Treppenhaus an der Praxis von Mareks Hausarzt vorbei und warf unweigerlich einen Blick auf die Tür. Es wäre natürlich ein zu großer Zufall gewesen, aber er hatte seit anderthalb Wochen lediglich Schritte und das Plärren des Fernsehers von oben gehört, seinen Nachbarn aber nicht getroffen. Marek bewegte sich allerdings wieder mehr, daher brauchte er sicher keine Hilfe und Jonas wollte sich auch nicht aufdrängen, nur weil es ihn auf seltsame Weise in die fremde Wohnung zog.

Er wusste nicht mal, wieso der Mann ihn dermaßen faszinierte und er immerzu an ihn denken musste, schließlich hatte Jonas ihn nicht gerade in seinem besten Zustand kennengelernt. Aber vielleicht war es genau das, was ihn noch umtrieb. Sicher wäre seine Neugierde befriedigt, wenn er ein paar Worte mit Marek gewechselt hatte, ohne dass der dabei drei Taschentücher vollschnodderte.

Auch wenn Jonas nur wenige gute Freunde hatte – wovon die meisten, um nicht zu sagen alle, im Moment zu Anja hielten, weil sie offenbar der bescheuerten Ansicht waren, dass man nur noch mit einem von ihnen befreundet sein konnte –, lernte er gern neue Leute kennen. An seinem Arbeitsplatz kam es leider meist nur zu eher einseitigen Unterhaltungen, denn mit offenem Mund sprach es sich so schlecht.

Als er die Haustür hinter sich schloss und die Treppe zu seiner Wohnung hinaufstieg, ertönte Theas Stimme: »Soll ich ihm sagen, dass Sie hier waren?«

»Schon gut. Ich schreibe ihm einfach.«

»Okay. Sagen Sie mir trotzdem, wer Sie sind? Mein Vater wird das wissen wollen.«

Jonas war die Treppe hochgeeilt, bevor Marek antworten konnte. »Hey!«

Sein Nachbar drehte sich zu ihm um und lächelte. »Hallo.« Er sah schon viel besser aus, nicht mehr so verrotzt, und seine Augen strahlten viel mehr. Außerdem umgab ihn eine ganz andere Aura. Ohne Fieberwangen und schmuddeligen Bademantel strahlte Marek Autorität aus.

»Oh, gut. Hast du die Kopien?«

Theas Frage unterbrach ihren Blickkontakt. Jonas händigte ihr die Zettel samt ihrem Biobuch aus und als sie ins Wohnzimmer verschwunden war, bedeutete er Marek, ihm in die Küche zu folgen.

»Darf ich dir was anbieten?«

»Ich wollte mich für deine Hilfe bedanken.«

»Oh, das hast du doch schon«, entgegnete Jonas, als Marek ihm eine Flasche reichte, in der Wein, Met oder auch einfach nur Apfelsaft hätte sein können, denn er verstand die Worte auf dem Etikett nicht. »Danke schön.«

Marek blickte über seine Schulter, doch was auch immer er hatte sagen wollen, verkniff er sich und sah sich stattdessen neugierig um. Ihre Wohnungen waren identisch geschnitten, nur dass Jonas eine offene Küche hatte und bei Marek eine Wand eingezogen worden war.

»Was treiben die drei da?«

Er folgte Mareks Blick zum Esstisch im Wohnzimmer. »Sie basteln ein Plakat für die Schule.«

»Scheiße, der Kleber hält nicht. Wie alt ist der denn?«, wollte Maria prompt wissen.

Thea zuckte mit den Schultern und drehte sich zu Jonas um. »Hast du noch Kleber?«

»Ich schaue gleich mal.«

»Kannst du jetzt nachsehen?«

Da er wusste, dass sie das Plakat am nächsten Tag brauchten, sah er Marek entschuldigend an. »Tut mir leid, ich mache uns gleich Kaffee, ja?«

Lächelnd nickte dieser und folgte ihm ins Wohnzimmer. Die Mädels berieten energisch, fast schon hysterisch, wo sie Text und Bilder platzieren sollten, während Jonas zum Schrank ging und in der Schublade wühlte, aber außer Briefumschlägen, Kulis und Büroklammern fand er nichts Brauchbares.

»Ist das ein Provisorium oder schon euer richtiges Plakat?«

Überrascht sah Jonas zum Tisch hinüber. Thea und ihre Freundinnen starrten Marek an, als hätte er sie gerade persönlich beleidigt, während dieser abschätzig die Collage aus sechs weißen Blättern betrachtete.

Thea fasste sich als Erste und stemmte auch gleich die Hände in die Hüften. »Was haben Sie gegen unser Plakat?«

»Es sieht unmöglich aus.« Ohne auf das empörte Keuchen der Teenager zu achten, deutete sein Nachbar auf das Papier. »Die Blätter sind krumm und schief zusammengeklebt und man sieht überall lose Ecken. Damit blamiert ihr euch doch, egal, was ihr noch drüberpappt.«

»Wir hatten nicht mehr genug Klebestreifen«, verteidigte Maria ihr... Werk.

Marek nickte verständnisvoll. »Ich habe Packpapier oben.« Er blickte zu Jonas rüber und schmunzelte. »Kleber auch.«

»Echt? Klasse!«

»Oh, das ist nicht nötig«, versicherte Jonas im gleichen Moment, doch Marek winkte nur ab.

»Ist kein Problem.« Mit diesen Worten verließ er das Wohnzimmer und kurz darauf wurde die Wohnungstür geöffnet.

Da er sie anscheinend offen ließ, ging Jonas in den Flur und musste schmunzeln, als sein Nachbar keine zwei Minuten später mit einer Rolle Packpapier zurückkam und grinsend zusätzlich zwei Klebestifte schwenkte.

»Du bist meine Rettung«, sagte er nun doch eher erleichtert, dass er nicht noch ins Schreibwarengeschäft musste.

»Nicht der Rede wert. Schon gar nicht so wertvoll wie Suppe zur Genesung.« Marek zwinkerte und für einen Moment verschlug es Jonas die Sprache, sodass er lediglich blinzeln konnte, während sein Nachbar an ihm vorbei ins Wohnzimmer ging. Hat der gerade... geflirtet?

»Perfekt!«, jubelten die Mädels, was ihn aus seiner Starre holte.

Eilig schloss er die Tür und folgte Marek.

»Wieso haben Sie so was parat? Sind Sie Künstler?«

»Künstler? Weil ich Packpapier und Kleber besitze?« Mareks Lachen war ansteckend, sodass Jonas unweigerlich lächelte, während er zu ihnen an den Tisch trat. »Nein, ich brauche das Papier, um die Pakete an meine Eltern einzuschlagen.«

»Aha.« Thea blickte ihn argwöhnisch an. »Wer sind Sie überhaupt?« Ihr Blick zuckte zu ihrem Vater. »Woher kennst du ihn?«

»Oh, tut mir leid, Schatz. Das ist Herr Zając.« Jonas sah unsicher zu Marek rüber, weil er seinen Namen sicherlich nicht richtig ausgesprochen hatte, woraufhin dieser grinste.

»So ähnlich.«

Mist. »Tut mir leid.«

Marek winkte ab und wandte sich wieder Thea und ihren Freundinnen zu. »Sagt einfach Marek.«

Sie musterte ihn irritiert, denn es kam nicht so oft vor, dass Erwachsene ihr kurz nach dem Kennenlernen erlaubten, sie beim Vornamen zu nennen. Ihre Freundinnen hingegen starrten Marek wenig verhohlen und viel zu verträumt an.

»Er wohnt in der Wohnung über uns«, erklärte Jonas, woraufhin Thea sich entspannte, nickte und sich dann daran machte, ein ausreichend großes Plakat von der Rolle zu schneiden. »Danke für das Material«, sagte Jonas an seinen Nachbarn gewandt. »Was bekommst du dafür?«

»Den versprochenen Kaffee«, antwortete er grinsend und Jonas musste erneut unweigerlich lachen.

Wenn das so weiterging, verwandelte er sich noch in einen ständig kichernden Teenie. Bevor er sich noch mehr blamieren konnte, ging er in die Küche und setzte Kaffee auf. Marek folgte ihm und beobachtete ihn, wobei er sich gegen den Schrank lehnte.

»Was ist das? Wein?«, fragte Jonas und deutete auf die Flasche, die sein Nachbar ihm mitgebracht hatte.

»Wodka. Polnischer Wodka. Der beste, den du kriegen kannst.«

Beeindruckt betrachtete er die Flasche, deren gewöhnliches Etikett offenbar täuschte. Er war nicht der größte Trinker, aber hin und wieder wusste er einen guten Tropfen zu schätzen. »Etwas für den besonderen Moment also. Danke schön.« Lächelnd sah er Marek an, der zufrieden nickte.

Während Jonas Kaffeetassen und Milch rausholte, wurden die Stimmen der Mädels lauter und er befürchtete, dass die Plakatklebeaktion heute noch in Streit ausarten würde.

Marek schien es auch mitzubekommen, denn er beugte sich vor und warf einen Blick zum Esstisch. »Sieht so aus, als würdest du den Wodka früher brauchen als erwartet, hm?«

Jonas musste lachen. »Kann durchaus so kommen.«

Sein Nachbar grinste. »Wieso ist sie denn hier? Hattest du nicht gesagt, sie kommt immer nur am Wochenende?«

»Jedes zweite, ja. Aber da sie den Vortrag zu dritt halten müssen und die anderen hier in der Innenstadt wohnen, wäre es heute Abend ziemlich spät geworden bis nach Unterbach raus. Deswegen hat sie gefragt, ob sie mit ihren Freundinnen herkommen und dann über Nacht bleiben kann. Ich hab mittwochs nur vormittags Sprechstunde, daher war es kein Problem.«

»Ah, verstehe.«

Der Kaffee war mittlerweile durchgelaufen, sodass Jonas ihn in Tassen füllte und auf Mareks deutete. »Milch oder Zucker?«

»Schwarz, bitte.«

Er reichte ihm eine Tasse, kippte Milch in seine eigene und überlegte, ob sie es sich antun sollten, sich ins Wohnzimmer zu setzen, oder ihren Kaffee lieber im Stehen tranken. Beides war nicht gerade prickelnd, aber in der Küche hatte er keine Sitzgelegenheit und das Schlafzimmer wäre wohl auch kein passender Ort.

»Papa?«

»Ja?« Erwartungsvoll drehte er sich zu Thea um, die tief durchatmete. »Braucht ihr noch was fürs Plakat?«

»Nein, aber wir werden uns bei der Aufteilung nicht einig. Kannst du mal gucken?«

»Oh, klar.« Er hatte keine Ahnung von Plakaten, aber er fühlte sich geehrt, dass sie es überhaupt in Erwägung zog, ihn zu fragen. Zusammen mit Marek folgte er ihr zum Tisch. »Wo liegt das Problem?«

Minutenlang ließ er sich sämtliche infrage kommenden Positionen für Text und Bilder zeigen, aber letztlich war es nur eine optische Entscheidung. Den fachlichen Teil hatten die Mädels gut gelöst.

Bevor er sich für eine der Möglichkeiten entscheiden musste, stellte Marek seine Tasse auf dem Tisch ab und verschob ein paar der Zettel. Seine Idee wirkte systematischer und damit übersichtlicher, daher sprach Jonas sich dafür aus, aber das war offenbar nicht das, was die Mädels sich vorgestellt hatten.

»Wir machen es doch lieber selbst«, beschloss seine Tochter, lächelte dabei aber wenigstens höflich.

Marek schien nicht böse zu sein, nahm kopfschüttelnd und sichtlich amüsiert seine Tasse und zuckte mit den Schultern, bevor sie sich aufs Sofa setzten.

»Bist du eigentlich wieder fit genug für die Arbeit?«, wollte Jonas wissen, auch wenn Marek völlig gesund wirkte.

»Ja, morgen geht es wieder los. Mir ging es am Montag schon wieder ganz gut, aber da ich in einer Kita arbeite, meinte der Arzt, ich soll sicherheitshalber bis heute zu Hause bleiben, um kein Kind anzustecken.«

Ziemlich überrascht sah Jonas zu ihm rüber. »Du bist Erzieher?«

»Oh, Gott bewahre, nein!«, entgegnete Marek sofort gespielt erschrocken, bevor er grinste. »Ich bin Haustechniker. Ich mag die Kleinen. Sie sind süß und freuen sich immer so drollig, wenn sie mir helfen dürfen, aber ich würde mich nicht den ganzen Tag um sie kümmern wollen.«

Jonas sah zu Thea und ihren Freundinnen rüber, die immer noch über die endgültige Gestaltung ihrer Präsentation diskutierten, und nickte. »Kann ich verstehen.«

Marek lachte leise, trank seinen Kaffee aus und stand auf. In der Hoffnung, dass er sich eine zweite Tasse holte, blickte Jonas ihm nach, aber sein Nachbar stellte die Tasse in die Spüle und kam zurück.

»Ich verabschiede mich dann mal«, verkündete er und machte einen Schritt auf die Mädels zu. »Viel Erfolg bei eurer Präsentation über... Seife?«

Thea nickte. »Zusammensetzung und Herstellung.«

»Ah, cooles Thema«, meinte Marek und lächelte sie an. »Ihr rockt das schon. Sieht auf jeden Fall echt gut aus.«

Die Mädels strahlten um die Wette. Seine freundliche, fast schon kumpelhafte Art faszinierte Jonas zutiefst. Die meisten seiner Freunde konnten schon mit ihren eigenen Teenagern kaum was anfangen, geschweige denn mit fremden. Er hatte die Erfahrung gemacht, dass viele Leute zwar kleine Kinder mochten und kein Problem damit hatten, zu deren Vergnügen mal ein paar Bausteine übereinanderzustapeln oder einen Buntstift in die Hand zu nehmen, sie aber blockierten, sobald jemand mit Pubertätshormonen vor ihnen stand.

Marek hatte definitiv keine Berührungsängste. Er zwinkerte ihnen noch mal zu, was bei allen dreien für rote Wangen und verlegenes Lächeln sorgte, dann begleitete Jonas ihn zur Wohnungstür.

»Danke für den Kaffee.«

»Danke für Papier und Kleber«, entgegnete er, woraufhin sein Nachbar schmunzelte. »Ich bringe dir die Klebestifte zurück, sobald die Mädels damit fertig sind.«

Marek nickte und zog die Tür auf. »Also, ich schätze, wir sehen uns.«

»Ja, ganz bestimmt«, antwortete Jonas eilig nickend und war überrascht davon, wie sehr er sich bereits jetzt auf das nächste Treffen freute, denn er fand es sehr schade, dass Marek schon ging. »Zur Not hast du ja meine Nummer. Falls du einen Rückfall oder so erleidest und dein Kumpel nicht gleich kommen kann. Oder was anderes ist.« Halt die Klappe, Jonas, du plapperst.

Marek lächelte jedoch. »Stimmt. Soll ich dir noch meine geben, falls bei dir mal was ist?«

»Ja!«, platzte es viel zu schnell aus Jonas raus und er zerrte eilig das Handy aus der Hosentasche. Er wurde nervös und da er die Funktion zum Erstellen eines neuen Kontakts nicht gleich fand, nahm Marek ihm das Smartphone aus der Hand, tippte seine Nummer auf dem Hauptbildschirm ein und drückte auf Zu Kontakten hinzufügen. Er speicherte die Nummer unter seinem Namen ab und gab Jonas dann das Handy zurück.

»Einfach anrufen oder per WhatsApp schreiben. Kein Badezimmerstalking mehr.«

Mareks strenge Stimme und die beschämende Rüge schickten ein Kribbeln durch Jonas' Bauch. Seine Wangen wurden kochend heiß und er heftete seinen Blick auf den Fußboden. Kurz klang es, als würde Marek nach Luft schnappen, doch als er zaghaft in dessen Gesicht sah, lächelte sein Nachbar.

»Bis bald, Jonas.«

»Bis bald. Und danke für den Wodka und das Papier und den Kleber. Noch mal.«

Marek schmunzelte. »Kein Problem. Schönen Abend noch.«

»Dir auch!« Er wartete noch, bis sein Nachbar den Treppenabsatz verlassen hatte, dann schloss er die Tür und lehnte sich tief durchatmend dagegen.

Wow. Er hatte keine Ahnung, was gerade passiert war, aber... heilige Scheiße, wow.

Kapitel 6

Marek

»Ich habe Nein gesagt.« Er sah Noah streng an, der in Mareks Küche saß und absolut unbeeindruckt aussah.

»Ach komm schon, sei kein Griesgram. Frank und ich langweilen uns ohne dich.«

»Noah«, warnte er mit einem Topf in der Hand, woraufhin sein Kumpel die Augen verdrehte. Oh, das würde er noch bereuen. Sobald sein Dom hier war, denn Marek würde niemals Hand an einen fremden Sub legen. »Ich hab kein Date und will nicht euer fünftes Rad am Wagen sein. Fragt doch Ian und seinen Dom, ob sie mitgehen.«

Noah seufzte. »Ian und sein Sir haben keinen Bock auf Party. Du weißt schon, frisch verliebt, da wollen sie lieber zu Hause spielen.«

Ja, das konnte er verstehen. Trotzdem hatte Marek keine große Lust, dort mit den beiden aufzuschlagen, denn auf den Fetischpartys im Gewerbegebiet hatte er noch nie jemanden getroffen, der ihn langfristig interessierte. Meist waren Heteros und Lesben allen Alters da, ein paar Doms, selten der eine oder andere Newbie und ansonsten immer die gleichen Twinks, die sich jedem Dom anbiederten, der nicht bei drei auf dem Baum war.

Zweimal war er auf diese Tour schon reingefallen und hatte seine Lektion gelernt. Diese sogenannten Subs suchten in der Regel niemanden, der sie wirklich dominierte, sondern falteten artig die Hände auf dem Rücken und klimperten ein bisschen mit den Wimpern, in der Hoffnung, dass der Dom ihrer Wahl nicht bemerkte, dass sie ihn manipulierten, um zu bekommen, was immer sie wollten.

Natürlich wollte Marek seinen Spielpartner befriedigen und ihm geben, was er brauchte, aber als Dom hatte er das Kommando und entschied, ob, wie und wann er seinen Sub quälte oder belohnte.

»Wirklich nicht, Kleiner«, wiegelte er daher ab, woraufhin Noah frustriert schnaubte.

»Hast du was Besseres vor, als mit deinen besten Freunden abzuhängen?«

»Vielleicht rufe ich Jonas an und frage, ob er Zeit hat.«

Noahs Blick lag irgendwo zwischen Entsetzen und Belustigung, während er sich viel zu theatralisch eine Hand auf die Brust presste. »Du hast deinen Nachbarn lieber als uns?«

Verdammter Schauspieler. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn Noah war tatsächlich Schauspieler am Theater. Dass er es draufhatte, sah man an seiner sehr gut gefakten Empörung, die im nächsten Moment einem viel zu süffisanten Grinsen wich. Kein Wunder, dass Frank anfangs gezögert hatte, eine Beziehung mit ihm einzugehen. Mit Noah hatte er definitiv alle Hände voll zu tun.

»Wann stellst du ihn uns eigentlich mal vor?«

»Jonas?« Als Noah nickte, runzelte Marek die Stirn. »Wieso sollte ich euch meinen Nachbarn vorstellen?« Er wusste genau, worauf Noah hinauswollte. Er war ja nicht blöd. Frank hatte ihm sicher erzählt, dass Marek im Grippedelirium eingeräumt hatte, Jonas heiß zu finden. »Machen wir so was neuerdings? Wann lerne ich denn eure Nachbarn kennen?«

Noah verdrehte die Augen. »Du weichst meiner Frage aus.«

»Ich habe nicht vor, ihn euch vorzustellen. Er ist einfach nur mein Nachbar.«

»Dein Nachbar, mit dem du in den letzten Wochen ziemlich oft abgehangen hast.«

»Wir haben uns zweimal getroffen, seit ich wieder gesund bin, und beim ersten Mal war seine Tochter anwesend«, entgegnete er lachend. »Ehrlich, Noah, ich weiß, was das werden soll, und es ist lieb, dass du dir offenbar so große Sorgen um mein Sexleben machst, aber das mit Jonas und mir ist wirklich nicht mehr als eine lockere Freundschaft. Er ist hetero und macht gerade eine Scheidung durch.«

»Ist er kinky? Vielleicht sogar ein Sub?«

»Das weiß ich nicht.« Das war nicht die ganze Wahrheit, denn hin und wieder verhielt Jonas sich durchaus devot, doch das war kein Beweis. Es konnte schließlich auch einfach sein, dass er schnell peinlich berührt war. Jedenfalls deuteten seine Reaktionen gelegentlich darauf hin. Davon abgesehen hatte Marek ihn noch nie auf einer Fetischparty gesehen und nichts an ihm deutete auf ein Interesse an BDSM hin. Da er sich also nicht wirklich sicher war, wollte er kein Gerücht in die Welt setzen.

Noah blinzelte. »Was? Wie kannst du das nicht wissen? Du bist ein spitzenmäßiger Dom.«

Kopfschüttelnd räumte Marek weiter den Geschirrspüler aus. »Aber ich bin kein Hellseher.«

»Na, aber es gibt doch Anzeichen. Frank hat es bei mir sofort gemerkt.«

Ja klar, weil Noah ihm seinen devoten Hintern quasi auf dem Silbertablett präsentiert hatte. »Das kannst du nicht vergleichen. Und selbst wenn er ein Sub wäre, falle ich wohl kaum in sein Beuteschema.«

»Wieso denn nicht?«

Das konnte jetzt nicht sein Ernst sein. »Weil ich einen Schwanz habe! Ich weiß nicht mal, was er über Schwule denkt. Er könnte genauso gut homophob sein.«

»Ach so.« Noah klang tatsächlich überrascht. »Okay, aber er wäre auch nicht der erste Schwule, der alibimäßig heiratet und Kinder kriegt, um weiter in Narnia leben zu können.«

»Das ist jetzt reine Spekulation«, verdeutlichte Marek, woraufhin sein Kumpel erneut die Augen verdrehte. »Du legst es wirklich drauf an, dass Frank dich nachher noch übers Knie legt, oder?«

Noah konnte sein Grinsen nicht schnell genug hinter dem unschuldigen Blick verstecken. »Wieso denn?«

Kopfschüttelnd stellte Marek die letzten Kaffeetassen in den Schrank und klappte den Geschirrspüler zu.

»Also, wann treffen wir uns?«, ergriff Noah wieder das Wort, als er ihn offenbar zu lange ignoriert hatte. »Gegen halb neun? Die erste Vorführung ist um halb zehn, also sollten wir nicht zu spät ankommen.«

Seufzend lehnte Marek sich an die Arbeitsfläche und ließ seinen Kopf gegen den Hängeschrank fallen. »Du kannst nicht vergessen haben, dass ich vor fünf Minuten gesagt habe, ich komme nicht mit. Ich habe kein Date. Du weißt, wie es da abgeht, sobald sie ein grünes Armband sehen.«

»Dann nimm doch ein rotes.«

»Um dann was zu tun? Die halbe Nacht als euer Anhängsel an der Bar zu stehen?«

Noah schnaubte. »Dann nimm halt erst ein rotes und wenn du jemand Interessantes gesehen hast, kannst du dir immer noch ein grünes holen. Das ist doch der Sinn hinter den neuen Armbändern.« Bevor Marek etwas sagen konnte, leuchteten Noahs Augen auf und ihm schwante Böses. »Oh, ich habe eine noch bessere Idee: Du fragst deinen Nachbarn einfach, ob er mitkommen will! So siehst du auch gleich, ob er auf BDSM steht.«

»Okay, ich spiele für einen Moment mit. Angenommen, ich frage Jonas, ob er mitkommen möchte, und er zeigt tatsächlich Interesse, statt mich für einen besonders plumpen Perversling zu halten, ja?« Noah nickte so eilig, dass er wie ein Wackeldackel auf der Hutablage bei einer Fahrt über Kopfsteinpflaster aussah. »Wieso sollte ich mich selbst damit quälen ihm zuzusehen, wie er sich eine Domme sucht? Ich bin hier nicht der Masochist.«

Noah kicherte. »Also, erstens hast du mir gerade mehr darüber verraten, wie wenig egal er dir tatsächlich ist, als dir vermutlich lieb ist, daher kommentiere ich es nicht weiter. Und zweitens ist es nicht verwerflich, ein Masochist zu sein.«

»Natürlich nicht, aber ich bin nun mal keiner«, erinnerte Marek und ignorierte Noahs andere Worte einfach. »Wie dem auch sei, es ändert nichts daran, dass ich ihn nicht fragen werde, ob er mich auf eine BDSM-Party begleiten will.«

»Na schön.« Schmollend verschränkte Noah die Arme vor der Brust. »Dann hängt halt auf dem Sofa ab wie zwei langweilige Rentner.«

»Ganz dünnes Eis, Noah«, warnte Marek, woraufhin sein Kumpel zumindest die Arme sinken ließ.

»Oh, komm schon, Mann. Allein langweilen Frank und ich uns, aber ich will die Vorführungen sehen.«

Gott, wie konnte man nur so quengelig sein? Wäre er Mareks Sub, hätte er die meiste Zeit einen Knebel im Mund. »Nein.«