Und dann kamst du ... und ich liebte eine Frau - Sonja Schock - E-Book

Und dann kamst du ... und ich liebte eine Frau E-Book

Sonja Schock

4,4

Beschreibung

Ein Buch, das Frauen Mut macht, ihren lesbischen Gefühlen nachzugehen. Lebensentwürfe, Liebesbeziehungen. Plötzlich verliert der Mann an Bedeutung. Eine Frau nimmt seine Stelle ein. Wie kam das? Sonja Schock hat acht Frauen zu ihren Erfahrungen befragt. Frauen mit und ohne Kinder, Frauen in unterschiedlichen Lebenszusammenhängen. Allesamt Frauen, die einst glücklich und zufrieden heterosexuell gelebt haben. Frauen, die heute lesbisch leben. Wie kam es zu dieser Wandlung? Was bedeutet es, sich von alten Lebensentwürfen und Gewissheiten zu verabschieden? Die Familie, Freundinnen und Kollegen mit dieser Entscheidung zu konfrontieren? Was zieht dieser Bruch in der Biographie noch alles nach sich? Werden auch in anderen Lebensbereichen neue Aufbrüche gewagt? Oder bleibt ansonsten alles beim Alten? Die befragten Frauen haben unterschiedliche Wege für sich gefunden. Doch eines haben sie gemeinsam: Keiner von ihnen ist der Himmel auf den Kopf gefallen!

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FRAUEN IM SINN

 

Verlag Krug & Schadenberg

 

 

Literatur deutschsprachiger und internationaler

Autorinnen (zeitgenössische Romane, Kriminalromane,

historische Romane, Erzählungen)

 

Sachbücher und Ratgeber zu allen Themen

rund um das lesbische Leben

 

Bitte besuchen Sie uns: www.krugschadenberg.de.

Sonja Schock

Und dann kamst Du ... und ich liebte eine Frau

Für Uta

Vorwort

Am Anfang steht vielleicht ein verstohlener Kuß zwischen besten Freundinnen. Oder die Bewunderung für eine Lehrerin. Oder die Begeisterung für Fußball. Die Abneigung gegen Röcke. Im nachhinein wird es immer irgendwelche Anzeichen gegeben haben.

Ein wissendes Lächeln, wenn die alten Fotos herausgekramt werden. Die große Schlaksige mit dem schwarzen Cordoverall inmitten all der Mädchen mit weißen Blusen und schwarzen Röcken. Konfirmation. Kein Kind mehr und doch noch nicht erwachsen. Sie ist stolz auf ihren neuen Anzug und gleichzeitig verunsichert. Denn sie will auch dazugehören. Deshalb ist der erste schmale silberne Ring ein wichtiges Zeichen. Daß der Verehrer auf dem Rummel immer Raupe fahren will, weil ihm auf den schnellen Geräten schlecht wird, ist ein bißchen langweilig, wird aber in Kauf genommen.

Ein lautes Lachen der besten Freundinnen, als das Bild vom Abschlußball herumgereicht wird. Da steht sie, mit Dauerwelle und Faltenrock. Was auf dem Foto nicht zu sehen ist, die Freundinnen aber wissen: Die Aufmachung paßt nicht zum Gang. Daß die junge Frau wie eine Feder in den Armen ihres Tanzpartners geschwebt wäre, wird später niemand behaupten wollen.

Der nächste Freund kann küssen und auch sonst so einiges. Er ist vier Jahre älter als sie. Mit ihm kann sie Fußball spielen, Moped fahren und Sex machen. Und das ist ziemlich prima. Sie wird bei diesem Typ Mann bleiben. Kumpel und Liebhaber in einem. Vollbärtige, gutmütige Gesellen. Sie wird sie mögen, aber nicht lieben. Was ihr mangels Vergleichsmöglichkeiten gar nicht auffällt. Wenn sie weg sind, sind sie weg. Meist sorgt sie selbst rechtzeitig dafür, daß sie gehen. Kein Herzschmerz. Oder höchstens für einen halben Tag und dann eher aus gekränktem Stolz.

Nach dem Abi fallen die Haare. Radikal kurz. Röcke trägt sie schon lange nicht mehr. Jahre später taucht diese Frau neben ihr auf den Fotos auf. Noch größer als sie und genauso kurze Haare. Derbe Schuhe, derbe Lederjacke. Sie werden beste Freundinnen, und dabei bleibt es. Auch noch, als allein der Geruch dieser Lederjacke ein heftiges Verlangen in ihr hervorruft. Mit der Frau geht sie zum ersten Mal zu einer Party nur für Frauen. Und sieht, wie zwei sich küssen. Und mag gar nicht mehr weggucken. Die beste Freundin macht zu ihrem Bedauern einen Rückzieher. Und erklärt, daß sie weder die Gefühle noch das Begehren erwidere. Und sowieso nicht lesbisch sei. Bald darauf trennen sich ihre Wege. In eine Heterofrau verliebt sie sich nie wieder. Was Herzschmerz ist, lernt sie auch so ziemlich schnell. Aber auch, was es bedeutet, in den eigenen Endorphinen fast zu ersaufen vor lauter Liebe. Und was es heißt, sich völlig fallen zu lassen.

Im nachhinein betrachtet sie die Jungs und Männer in ihrem Leben als Anker in einer relativ wilden Entwicklungsphase. Denn möglicherweise wäre es gar keine Freude gewesen, groß, schlaksig, butch, pubertierend und dann auch noch lesbisch zu sein. Als die Beine endlich auf festem Grund standen, war dieser Halt dann nicht mehr nötig. Auf jeden Fall ist diese Phase ein Stück Lebenserfahrung, das Vergleichsmöglichkeiten bietet.

Das trifft auf alle Frauen zu, die in diesem Buch porträtiert werden. Und die erzählen werden, wie es dazu kam, daß sie sich nach jahrelanger Ehe oder mehreren Männerbeziehungen schließlich entschieden haben, mit Frauen zu leben. Vielleicht bleiben bei der Lektüre ein paar Klischees auf der Strecke. Zum Beispiel, daß Frauen deshalb den Männern den Rücken zukehren und sich schließlich in die Arme einer Frau stürzen, weil sie mit den Männern in ihrem Leben nur schreckliche Dinge erlebt haben und/oder nie einen Orgasmus mit ihnen hatten. Oder daß Lesbenbeziehungen im Vergleich zu Heterobeziehungen besonders harmonisch und friedfertig sind. Oder daß alles zusammenkracht, wenn frau sich aus der Heteronorm verabschiedet.

Ich danke allen Frauen, die in stundenlangen Gesprächen selbst weit zurückliegende und fast schon verblaßte Momente erinnert und mit großer Offenheit auch über solche Dinge gesprochen haben, die sie normalerweise nicht mit einer Fremden bereden würden. Ihre Namen sowie die Namen aller anderen Beteiligten und auch viele Ortsangaben sind geändert worden.

Sonja Schock

„Aber daß das was ist, was man leben kann …“

(Maike, 49Jahre)

Der alte Mann, der gerade mit der Sense im Garten beschäftigt ist, weiß Bescheid. „Frau Hansen? Jau, da fahrn Se man hier den Weg lang bis zur großen Eiche, dann links, und dann kommen Se zur Freiwilligen Feuerwehr, das steht dran, und dann ist es das Häuschen direkt gegenüber, das so ganz zurückgesetzt ist, das sehn Se von der Straße aus kaum.“

Aus dem Häuschen schießen zwei große, wild bellende Hunde. Ein Schild am Gartentor warnt vor ihnen. So richtig gefährlich sehen sie eigentlich nicht aus. Aber besser ist besser. Maike kommt langsam, leicht humpelnd den Weg herunter und öffnet das Tor. Ein fester Händedruck, zwei muntere blaue Augen, die die Besucherin aufmerksam taxieren. Die bellenden Monster verwandeln sich in schwanzwedelnde, verspielte Schmusetiere, kaum daß die Hand gereicht ist. Ob die wirklich beißen? Maike lacht verschmitzt. „Bis jetzt hat das noch keiner ausprobiert.“

Der Tisch auf der Veranda ist bereits gedeckt. Maike hat gekocht, köstlich gekocht, gefülltes Huhn mit Reis, Nüssen und Rosinen. Hinterher zündet sie sich ein Zigarillo an. Das Gespräch beginnt stockend. „Das ist doch alles schon so lange her“, stöhnt Maike mehrfach. Auf die Frage nach ihrer Kindheit antwortet sie erst einmal im Telegrammstil.

„Aufgewachsen, ganz normal, Eltern, kleiner Bruder, erst Mietwohnung, dann Haus am Stadtrand. Schule, wie gehabt, erst Gymnasium, dann runtergeflogen, ich war einsame Klasse im Sechsenschreiben, dann Mittelschulabschluß.“

Ganz normal?

Blättern durch Familienalben.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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