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Und der Drache wartete, Band 2 der Reihe "Leise Pfade" Wie geht man weiter, wenn das, was fehlt, nicht verschwindet? Dieses Buch ist eine leise Reise durch Trauer - nicht als Ausnahmezustand, sondern als ständiger Unterton im Leben. L'eyo, eine tastende, zögernde Figur, durchstreift Erinnerungen, Körperwahrnehmungen und innere Räume, um mit dem zu leben, was nicht gesagt, nicht geheilt, nicht geblieben ist. Sie begegnet darin nicht nur ihrem früheren Ich, sondern auch tiefen inneren Archetypen: dem ungelebten Kind, dem verlorenen Zwilling, dem Schachspieler, der lieber geplant als gefühlt hat, der Mutter mit dem Kalender, den Seelen, die nicht geboren wurden, einem leeren Bilderrahmen - und dem Drachen, der nicht kämpft, sondern einfach nur wartet. Diese Gestalten stehen nicht für Schuld - sondern für all das, was in der Trauer keinen festen Platz hat, aber da ist. Unübersehbar. Und still. "Und der Drache wartete" ist kein Ratgeber. Kein Roman. Sondern ein Zwischenraum aus Szenen, Symbolen, Atem und Text - für Menschen, die ihre Trauer nicht wegschieben - sondern sie würdigen und verwandeln möchten. Ein ergänzendes Kartenset mit Gesten, Zeichen und kleinen Ritualen lädt dazu ein, das Gelesene in den eigenen Alltag zu verweben - nicht als Methode, sondern als Mitgehen. >> Für alle, die niemand fragen muss, ob es noch weh tut. >> Und für jene, die bleiben - auch ohne Erklärung.
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Seitenzahl: 67
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Dieses Buch begleitet anders
Vorwort
Wer ist L’eyo?
Was ist der Drache?
1: Der Springer
Der Moment am Rand
Danach
Der Mann mit dem Schachbrett
Der Moment mit der Tasse
Der Springer
Der Drache im Nebel
Die Donnerstage
2: Noch nicht
Nachts im Kinderzimmer
Gedankenflimmern
Ein Moment allein mit dem Drachen
Zwischenwelt
Der Garten
Das Mädchen im Garten
Was bleibt
3: Die, die nie geboren wurden
Stimme im Zwischen
Das Handtuch auf der Heizung
Ich kam, um dich zu fühlen
Die Straße mit dem Schaufenster
Der leere Platz an der Wand
Ich glaub, ich war mal nicht allein
Zwei Zahnbürsten
4: Entscheidungen
Zwischen Türrahmen und Papierlicht
Über Schuld, die keine ist
Zwischenraum – L’eyo
Spaziergang mit Stille
Das ungelebte Kind
Leerer Rahmen an der Wand
Fremd und doch nah
Wut, die keinen Ausgang fand
L’eyo und das Kind
Solange das Licht noch blinkte
Ich halte nur noch, weil ich merke,
du hältst mich fest
Danach
Der Drache, der blieb
5: Fehlentscheidungen
Der erste Riss
Rückblick – Jahre später
Die Entscheidung, die damals stimmte
Innengedanke – L’eyo
Das große Schweigen
Der stille Preis
Der Moment der Vergebung
Draußen
Eine Erinnerung
L’eyo und das damalige Ich
6: Schmerz der bleibt
Konflikte, die über den Tod hinaus wirken
Was vom Gehen bleibt, wenn Besitz bleibt
Wer da war – und wer nicht
Was als Form beginnt, wird schnell zur Wunde
Nicht alles wird mitbegraben
Wem etwas gehört – und wem nicht
Wem Nähe erlaubt wird – und wem nicht
Wenn Dinge mehr tragen als Platz brauchen
Wer zählt – und wer nicht genannt wird
Was auftaucht, wenn niemand mehr fragt
Wenn Trennung vor dem Tod war – aber nicht vor dem Schmerz
Wer dich Mutter nennt –und wer nicht mehr
Am Rand der Konflikte
Ein letzter Blick
Rituale & Heilimpulse
Ich verzeihe mir
Vielleicht war es kein Zeichen
Nachwort: Für dich, der liest
Für den Weg danach
Dieses Buch begleitet anders
In diesem Band aus der Reihe Leise Pfade begleiten dich L'eyo und der Drache in Bildern, Stimmen und Zwischenräumen durch Entscheidung, Verlust und innere Bewegung. Nicht chronologisch. Nicht erklärend. Sondern tastend – wie Erinnerung.
Du findest: – Themenkapitel mit realen und inneren Szenen – Reflexionen & poetische Nachsätze – stille Zwischenräume...
...zum blättern, verweilen, weiterspringen. Und das behalten, was in dir leise nachhallt.
Und als zubuchbare Erweiterung: Impulskarten – Runen, Chakren, Symbole – Rituale, Steine, Gesten – Impulse zum Mitnehmen...
Shop: https://www.artworkandspirit.de
Vorwort
Nach Weil Flügel auch leise wachsen blieb etwas offen. Nicht wie eine Lücke – eher wie ein Raum. Ein leiser Zwischenraum, den man nicht füllen kann, sondern betreten.
Dieses Buch ist für jenen Raum geschrieben.
Für die Zeit des Abschieds, die manchmal keine Worte kennt. Für die Stunden zwischen Hoffnung und Wissen. Für die, die begleiten. Für die, die gehen. Für die, die zurückbleiben – nicht weil sie stärker sind, sondern weil sie noch da sind.
Und für den Drachen, der nicht fliegt. Nicht kämpft. Sondern wartet. Neben dem Bett. Im Wind. Im letzten Blick. Im den Tagen danach.
Dies ist kein Buch über das Ende. Es ist ein Buch über das Bleiben.
Still. Wie du.
L’eyo
Wer ist L’eyo?
L’eyo ist eine Figur, aber keine Heldin. Keine Retterin. Keine, die Antworten gibt.
Sie ist jemand, der mit sich selbst zu leise wurde. Der lange gewartet hat – nicht auf andere, sondern auf einen Moment der Erlaubnis.
Sie trägt keine Handlung – sie trägt Erinnerung. Nicht die große Wendung, sondern das kleine Bleiben, wenn alles in ihr gehen will.
L’eyo begegnet dem kindlichen Teil in sich, dem stummen Ich, dem Drang, sich zu verlieren. Und dem Drachen, der nicht kämpft, sondern still bleibt.
Wer ihr folgt, betritt kein Abenteuer – sondern einen inneren Ort. Nicht leicht. Aber wahr.
L’eyo ist nicht die Geschichte. Sie ist das Spüren dazwischen.
Was ist der Drache?
Ein Archetyp: Er könnte für die innere Kraft stehen, für das Urvertrauen, für die Seele selbst.
Ein stiller Begleiter: Er spricht nicht. Aber er bleibt, wenn alles andere geht.
Ein Seelenraum: Nicht handelnd, sondern haltend – wie der Raum, den du den Leser gibst.
Vielleicht sogar das unsterbliche in uns: Der Teil, der nicht stirbt, sondern wartet, wandelt, weiterträgt.
Und genau darum ist der Titel so stark:
Und der Drache wartete →
während jemand starb →
während jemand trauerte →
während jemand blieb →
während alles sich veränderte
Er ist keine Figur mit Dialog – er ist eine Qualität, ein leiser Herzschlag unter der Geschichte.
Manchmal beginnt etwas nicht
mit einem ersten Schritt –
sondern mit dem Moment davor.
Der Moment am Rand.
Wo noch alles möglich scheint.
Und nichts mehr haltbar ist.
Dieses Kapitel erzählt nicht vom Fallen. Sondern von der Schwerkraft davor. Von der Spannung im Brustkorb. Von der stillen Frage: Was, wenn doch?
Es begegnet dem Menschen, der da steht – mit einer Tasse in der Hand, einem Satz im Kopf, und einem Springer, der nicht zieht, sondern innehält.
Vielleicht ist der Drache nur Nebel. Vielleicht ist Donnerstag nur ein Wochentag. Aber vielleicht – ist es der Tag, an dem alles kippen könnte.
Oder beginnt.
Der Moment am Rand
Sie war zu früh da. Oder zu spät. Der Flur war leer, nur eine Pflegekraft ging mit schnellen Schritten vorbei und nickte flüchtig.
L’eyo hatte ihren Mantel anbehalten, obwohl es warm war. Sie hielt sich an der Thermoskanne fest wie an einem Gedanken, den man nicht denken will.
Im Zimmer: Stille. Nicht friedlich. Eher wie ein Raum, der nicht mehr gefragt wird. Der Mensch im Bett – blass, die Stirn kühl, der Blick irgendwo zwischen zwei Welten.
Ein flüchtiges Zucken der Lider. Kein Gruß. Kein Erkennen. Aber sie setzte sich trotzdem.
Für Minuten – vielleicht Stunden – sagte niemand etwas. Manchmal bewegt man sich nicht, weil jedes Geräusch wie eine Lüge wäre.
L’eyo wusste nicht, ob er spürte, dass sie da war. Aber plötzlich fiel ihr auf: Es war nicht mehr wichtig.
Sie musste nichts erklären. Nicht danken. Nicht versöhnen.
Sie war da. Und das reichte.
Für einen Moment glaubte sie, er atmete ruhiger. Aber es war vielleicht nur ihr eigener Rhythmus, der sich veränderte.
Dann hob er die Hand. Nur wenig. Ein Zittern, ein Strecken, ein unsichtbarer Faden.
Sie legte ihre Hand dazu. Kein Druck. Nur Nähe. Und da war keine Botschaft. Kein letzter Satz. Nur die Wärme einer Geste, die nicht retten will.
Sie blieben so sitzen. Bis es draußen dämmerte. Bis jemand leise die Tür öffnete, einen Blick warf – und wieder ging.
In diesem Schweigen lag alles: Was nicht gesagt wurde. Was nicht gekonnt wurde. Was trotzdem war.
Danach
Die Tage hatten keine Namen. Nur Farbe: Grau. Blasser. Weiß. Und manchmal Licht – aber nur ganz kurz, wie wenn jemand eine Tür vergisst zu schließen.
L’eyo stand oft lange in der Küche, ohne etwas zu tun. Nicht aus Lähmung. Mehr aus: Hier bin ich noch.
Sie legte sich keine Routinen zurecht. Aber sie begann, kleine Dinge zu halten: das warme Handtuch auf der Heizung, der Klang des Wassers im Glas, die Stelle im Buch, an der sie nie weiterlas – und es trotzdem aufschlug.
Am schwierigsten waren die Nachmittage. Wenn niemand ruft.
Wenn auch die Vögel nur Geräusche machen, aber keine Gesellschaft sind.
Manchmal stellte sie zwei Tassen hin. Nicht weil sie dachte, jemand käme. Sondern weil das Fehlen einen Platz bekommen musste.
Und der Drache?
Er war nicht zu sehen. Aber wenn sie die Augen schloss, spürte sie ihn manchmal an der Rückenlehne. Wie eine Hand, die nichts tut, aber alles weiß.
Der Mann mit dem Schachbrett
