Und Jahwe fuhr herab - Peter Hoeft - E-Book

Und Jahwe fuhr herab E-Book

Peter Hoeft

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Beschreibung

Peter Hoeft hat ein Buch geschrieben, das schon längst überfällig war. Es ist das Werk eines einstigen Fundamentalisten, der sich dennoch das Denken nicht hat verbieten lassen. Lesenswert! Walter-Jörg Langbein, Theologe, SchriftstellerPeter Hoeft liefert in seinem Buch "Und Jahwe fuhr herab …" die interessante Sichtweise eines ehemaligen Fundamentalisten zur Welt der fliegenden Götter und zeitreisenden Propheten. Dabei formuliert er aus unkonventionellen Gedanken kontroverse Fragestellungen, oftmals der unbequemen Art, und kratzt so an allzu selbstgefälligen Lehrmeinungen. Roland Roth, Autor und Herausgeber Magazin "Q´Phaze"

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Contents

Impressum

Vorwort von Walter-Jörg Langbein

Zitate

1 Einleitung

2 Ein Leben in Extremen

3 Geister, UFOs, Mikrochips

4 UFOs und Leben im All

5 Und wenn es sie nun doch gibt

6 „Wer sind diese, die da fliegen?“

7 Reisen durch die Zeit

8 Elohim, Jahwe oder Abba?

9 Woran kann man denn noch glauben?

Literaturverzeichnis

Buchempfehlungen vom mysteria Verlag

Peter Hoeft

Und Jahwe fuhr herab

Gedanken eines ehemaligen Fundamentalisten

Über den Autor: Peter Hoeft, geboren 1957 in Helmstedt, ist Autor mehrerer Romane, Sachbücher und Biografien, die bei verschiedenen deutschsprachigen Verlagen erschienen sind. In mehreren Anthologien ist er mit Beiträgen vertreten. Unter dem Pseudonym Gerit Bertram veröffentlichte er gemeinsam mit einer Co-Autorin eine Reihe erfolgreicher historischer Romane, die im Blanvalet-Verlag veröffentlicht wurden.

Peter Hoeft lebt mit seiner Frau in der Nähe von Hannover.

Peter Hoeft hat ein Buch geschrieben, das schon längst überfällig war. Es ist das Werk eines einstigen Fundamentalisten, der sich dennoch das Denken nicht hat verbieten lassen. Lesenswert!

Walter-Jörg Langbein, Theologe, Schriftsteller

Peter Hoeft liefert in seinem Buch „Und Jahwe fuhr herab …» die interessante Sichtweise eines ehemaligen Fundamentalisten zur Welt der fliegenden Götter und zeitreisenden Propheten. Dabei formuliert er aus unkonventionellen Gedanken kontroverse Fragestellungen, oftmals der unbequemen Art, und kratzt so an allzu selbstgefälligen Lehrmeinungen.

Roland Roth, Autor und Herausgeber Magazin „Q´Phaze»

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte Daten sind im Internet über

›http://dnb.dnb.de‹ abrufbar.

Alle Texte, Textteile, Grafiken, Layouts sowie alle sonstigen schöpferischen Teile dieses Werks sind unter anderem urheberrechtlich geschützt. Das Kopieren, die Digitalisierung, die Farbverfremdung, sowie das Herunterladen z. B. in den Arbeitsspeicher, das Smoothing, die Komprimierung in ein anderes Format und Ähnliches stellen unter anderem eine urheberrechtlich relevante Vervielfältigung dar. Verstöße gegen den urheberrechtlichen Schutz sowie jegliche Bearbeitung der hier erwähnten schöpferischen Elemente sind nur mit aus-drücklicher vorheriger Zustimmung des Verlags und des Autors zulässig. Zuwiderhandlungen werden unter anderem strafrechtlich verfolgt!

2. überarbeitete Ausgabe

Die Originalausgabe erschien Januar 2014

im mysteria Verlag als Paperback & eBook

© 2014 mysteria Verlag

Publishing Rights © 2014 Peter Hoeft

Buchsatz & eBook Erstellung:www.AutorenServices.de

Buchcover & Lektorat: Marlon Baker

Auch als Paperback erschienen bei:

CreateSpace Independent Publishing Platform

mit der ISBN-13: 978-1494406257

Vorwort von Walter-Jörg Langbein:

Vom Himmel hoch ...

Für den gläubigen Christen galt viele Jahrhunderte lang eine unumstößliche Wahrheit: Die Bibel ist Gottes Wort. Gott selbst – davon war die christliche Welt überzeugt –, hat die sogenannte Heilige Schrift verfasst oder doch zumindest den Schreibern in die Feder diktiert. Und so befiel den frommen Bibelleser geradezu ängstliche Scheu, wenn er im „Buch der Bücher“ las.

Ist nun die Bibel das Wort Gottes? Angesichts zahlreicher offensichtlicher Fehler, die wir in den Schriften des Alten wie Neuen Testaments finden, fällt es schwer, das zu glauben. Denn müsste nicht das Wort Gottes makellos und fehlerfrei sein?

Ein Studium der Originaltexte ergibt: Zahlreiche Widersprüche der Bibel basieren auf eindeutigen Übersetzungsfehlern. Um solche zu entdecken, bedarf es nicht einmal eines Theologiestudiums. So hieß es noch bis ins 19. Jahrhundert in deutschen Bibeln im Psalm 150: „Lobet ihn mit Saitenspiel und Orgelklang!“ Doch als die Psalmen entstanden, gab es keine Orgeln. Ein Blick auf den Originaltext genügt: Da ist von einem Instrument namens ugaf die Rede. Als der hebräische Text ins Griechische übertragen wurde, wusste der Übersetzer schon nicht mehr, um was für ein Instrument es sich dabei handelte. Also wählte er den Sammelbegriff für „Musikinstrumente“: organon. Und aus organon wurde dann bei der Erstellung einer lateinischen Übersetzung die Orgel. Das ist nachvollziehbar – aber falsch.

Solche Übertragungsfehler können aber zu ganz entscheidenden Verfälschungen führen. Beispiel: Wo in heutigen Übersetzungen vom „Wort Gottes“ die Rede ist, findet sich im Hebräischen dawar, was so viel heißt wie „Sache Gottes“, „Anliegen Gottes“, „Angelegenheit Gottes“. Daraus wurde in der griechischen Übersetzung logos, „Rede“, „Aussage“ etwa. Und logos wurde in der lateinischen Übersetzung mit „verbum dei“ festgemacht … mit dem „Wort Gottes“. So wurde also aus dem recht allgemeinen „Angelegenheit/ Sache Gottes“ das „Wort Gottes“.

Fakt ist: Die ursprünglichen Texte des Alten Testaments behaupten gar nicht, von Gott diktiert oder inspiriert worden zu sein. Wer oder was war denn dieser Gott? Sein Name lautet im Alten Testament Jahwe. „Vom Himmel hoch, da komm ich her. Ich bring' euch gute neue Mär ...“ ließ Martin Luther angeblich bereits anno 1535 einen Engel verkünden. Anno 1539 erschien Luthers Chormelodie zum frommen Text. Seither ist Luthers „Kinderlied auf die Weihnachten“ fester Bestandteil der Gottesdienste im Zeichen von Krippe, Adventskranz und Stern von Bethlehem. Zur Weihnacht füllen sich die sonst eher schwach besuchten Gotteshäuser, und aus voller Brust wird die Botschaft des Engels gesungen. Wer aber glaubt heute noch an Engel, die vom Himmel herab kommen?

Gott Jahwe, so erfahren wir aus den Schriften des Alten Testaments, stieg gelegentlich vom Himmel herab, sei es, um Moses die Gesetzestafeln auszuhändigen, sei es, um den Turm zu Babel zu zerstören. Wer war dieser Jahwe, der oft ganz und gar nicht so handelte, wie man das von einem Geistwesen der Liebe erwarten dürfte?

Einzigartig war und ist dieser Jahwe, der vom Himmel herabstieg, nicht. Seine göttlichen Kollegen taten es ihm gleich, zum Beispiel in Zentralamerika! In der „weißen Mayastadt“ Tulum finden sich deutliche Hinweise auf einen mysteriösen Gott, der wie Luthers Engel, Babels Gott und Babylons Götter „vom Himmel hoch“ zur Erde kam. Wir kennen seinen ursprünglichen Namen nicht mehr. In der Mythologie der Mayas wird er als „herabstürzender“ oder „herabsteigender Gott“ bezeichnet. Ob auf diese Weise an Außerirdische erinnert wird, die einst aus dem All zur Erde kamen? Stellen die „herabsteigenden Götter“ von Tulum also einen Astronauten der Vorzeit dar … oder doch nur einen „Bienengott“, den göttlichen Honigsammler „Ah Mucen Cab“?

Anno 1968 erschien Erich von Dänikens BuchErinnerungen an die Zukunft- und wurde zum Weltbestseller. Von Däniken stellte die These auf, Gott Jahwe wie seine Kollegen in Zentralamerika seien Astronauten gewesen, die in grauer Vorzeit zur Erde kamen.

Damals stand die erste Landung von Menschen auf dem Mond bevor. Und als schließlich Apollo 11 anno 1969 gar den ersten und den zweiten Mann auf den Mond brachte, wurde eine Frage heiß diskutiert: Wir Menschen sind ins All aufgebrochen. Wir haben den ersten fremden Trabanten im All besucht. Wieso sollte es dann einer außerirdischen Zivilisation nicht schon vor Jahrtausenden gelungen sein, aus den Weiten des Universums zur Erde zu kommen? Meiner Erinnerung nach waren es vor allem religiös skeptisch angehauchte Zeitgenossen, die Besuche von Astronautengöttern zumindest für möglich hielten.

Überspitzt ausgedrückt: Muss man Atheist sein, um im biblischen Jahwe, der vom Himmel herabstieg, einen vorzeitlichen Astronauten zu sehen?

Peter Hoeft hat ein Buch geschrieben, das schon längst überfällig war. Es ist das Werk eines einstigen Fundamentalisten, der sich dennoch das Denken nicht hat verbieten lassen. Peter Hoeft hat ein bewundernswert offenes, dabei brisantes Buch verfasst. Allen Widerständen zum Trotz ist er zu spannenden Erkenntnissen gekommen! Er macht Mut! Jeder Mensch kann sich selbst von den Fesseln religiöser Zwänge befreien, kann denkend frei werden. Das gilt für große wie kleine Glaubensgemeinschaften. Übrigens: Das vermeintlich „wissenschaftliche Weltbild“ ist ständigem Wandel unterworfen, auch wenn es „Wissenschaftler“ gibt, die ihre Weisheiten verteidigen wie Sektenführer ihre Glaubenssätze.

Sektierertum hat keine Chance, wenn man die Kraft der Logik wirken lässt, anstatt anderen das Denken zu überlassen! Diese Kraft ist es, die seit Jahrtausenden jeglichen Fortschritt erst möglich macht. Neue Gedanken – wie jene über prähistorische Astronauten als Besucher auf Planet Erde – müssen sich erst mühsam gegen altvordere Lehren durchsetzen!

Ich habeUnd Jahwe fuhr herab... von der ersten bis zur letzten Zeile förmlich verschlungen. Folgen Sie, liebe Leserinnen und Leser, Peter Hoeft auf seiner spannenden Reise: Aus einer Welt des fundamentalistischen Christentums zum logisch denkenden Zeitgenossen, der die Welt der fliegenden Götter und zeitreisenden Propheten für sich entdeckte.

Lesen SieUnd Jahwe fuhr herab... und Sie werden viel Interessantes, Überraschendes und Nachdenkenswertes erfahren: über fundamentalistisches Sektierertum und die Kraft der Logik, über die fantastischen Seiten der Realität und über die Welt des Glaubens!

Mein Fazit: Ein wirklich wichtiges Werk, das man nicht nur einmal lesen sollte! Und das unvoreingenommen! Es lohnt sich wirklich. Man sagt, wer überkommene Ideen bekämpft, wirbelt Staub auf. Dann wird der eine oder der andere Vorgestrige zwangsläufig husten. Peter Hoeft ist so einer, der keine Angst vor kühnen Gedanken hat! Das macht sein Buch so herrlich lesenswert.

Walter-Jörg Langbein

„Was wir wissen, ist ein Tropfen. Was wir nicht wissen, ist ein Ozean.“

Sir Isaak Newton

„Statt zu denken, dass so viele Sterne und Teile der Himmel unbewohnt sind und dass nur unsere Erde bevölkert ist – und das von Wesen vielleicht eher minderwertiger Art – nehmen wir an, dass es in jeder Region Bewohner gibt, die sich durch ihre Natur im Rang unterscheiden und die ihren Ursprung alle Gott verdanken, der Mittelpunkt und Umkreis aller Sternenregionen ist.“

Nikolaus von Cues (1401 – 1464), katholischer Kardinal, Mathematiker, Physiker, Astronom

1Einleitung

Es lässt sich nicht leugnen, über weite Strecken liest sich die Bibel – sowohl im Alten als auch im Neuen Testament – wie ein spannender Science-Fiction-Roman. Da ist von fliegenden Wagen die Rede, in denen Menschen von der Erde zum Himmel auffahren, von einem mächtigen Wesen, das unter lautem Getöse über dem Berg Sinai erscheint und mit den Führern des Volkes Israel Kontakt aufnimmt, da werden Menschen quasi „weggebeamt“, wie man es sonst nur aus TV-Serien wie Star Trek kennt, da reisen Boten Gottes, aber auch Menschen durch die Zeit und greifen mehr oder weniger massiv in die Geschichte Israels ein!

Aus eigener, langjähriger Erfahrung und durch verschiedene Mailwechsel weiß ich, dass sich gläubige Menschen mit diesen eher unverständlichen Aussagen der Heiligen Schrift schwertun. So halten die meisten Christen – gerade in fundamentalistischen Kreisen, in denen ich viele Jahre lang in der Jugendarbeit und als Autor mehrerer Bücher aktiv war – es für gefährlich, sich mit dem Thema UFOs und Außerirdische zu befassen. Eine etwas intensivere Beschäftigung damit wird von vielen Gläubigen, Pastoren und christlichen Autoren als okkulte, sprich satanische Verführung eingestuft! Ich weiß, wovon ich schreibe – schließlich habe ich selbst früher so gedacht und einige entsprechende Artikel sowie ein in christlichen Kreisen erfolgreiches Büchlein und einen Roman darüber geschrieben.

Es liegt mir fern, mit dem vorliegenden Büchlein irgendjemanden von seinem Glauben abbringen zu wollen. Es sollte nicht als Angriff auf das Christentum verstanden werden. Doch sollte jeder Leser der Bibel sich auch mit den weitgehend unbekannten und oft überaus rätselhaften Texten befassen dürfen, ohne gleich in den Verdacht zu geraten, vom Glauben abgefallen zu sein. Wer sich allzu kritisch mit den biblischen Texten auseinandersetzt, muss sich diesen Vorwurf leider immer wieder gefallen lassen, mag er auch noch so sehr beteuern, ein „gottgläubiger Mensch“ zu sein, wie Erich von Däniken im Vorwort zu dem Buch eines Autorenkollegen schrieb: „Ich weiß, dass die grandiose Schöpfung und damit der Geist Gottes existiert. Ich gehöre sogar zu denen, die jeden Tag noch beten.“ Auch der 2005 verstorbene Autor Peter Krassa betonte, „alles andere als atheistisch eingestellt“ zu sein, „ganz im Gegenteil: Aus durchaus logischen Motiven (…) bin ich von der Existenz eines kosmischen Wesens, dem die gesamte Schöpfung zugeschrieben werden muss, restlos überzeugt.“

Dem schließe ich mich ausdrücklich an, auch wenn ich mich im Laufe der letzten Jahre von einigen meiner früheren, in über einem Dutzend Bücher vertretenen Überzeugungen trennen musste. Trotzdem glaube ich, dass es einen allmächtigen Gott gibt, der hinter den Kulissen agiert, auch wenn wir Menschen ihn oft nicht verstehen.

Es bleibt noch zu sagen, dass manche der hier geäußerten Gedanken nicht neu sind. Schon vor mir haben weitaus klügere Köpfe sich damit beschäftigt und sie in eigenen Werken und Artikeln veröffentlicht. Einige davon sind am Ende aufgeführt.

2Ein Leben in Extremen – persönliche Erfahrungen mit dem fundamentalistischen Christentum

„Bist du glücklich?“

Mit diesen Worten sprachen mich im Sommer 1976 zwei hübsche, junge Mädchen in der Fußgängerzone von Hannover an und drückten mir ein eng bedrucktes und im Comic-Stil illustriertes Faltblatt in die Hand. „Jesus liebt dich und wir lieben dich auch! Willst Du uns nicht einmal besuchen? Wir gehören zu den Kindern Gottes und wohnen hier ganz in der Nähe! Komm doch einfach mal abends vorbei!“

Ich war neunzehn Jahre alt, stand kurz vor dem Abschluss meiner zweijährigen Ausbildung zum staatlich-examinierten Altenpfleger und lebte mit meiner Freundin Julia (Name geändert) in einer netten Wohnung am Stadtrand von Hannover zusammen. Abgesehen von gelegentlichen depressiven Phasen, die mich seit meinem fünfzehnten Lebensjahr begleiteten, ging es mir also gut – und doch fehlte mir etwas. Wie so viele junge Menschen in den Siebzigerjahren war auch ich auf der Suche nach dem Sinn des Lebens. Manche engagierten sich politisch, andere versuchten diesen Sinn mithilfe von Drogen, wieder andere in der Beschäftigung mit den verschiedenen Religionen zu finden. So auch ich. Eine Zeit lang hatte ich sogenannte Evangelisationen besucht, Veranstaltungen, die damals meist in großen Zelten stattfanden und in denen der Redner am Ende zur „Entscheidung für Jesus“ aufrief. Dazu kam man nach vorn, um mit sich beten zu lassen und Jesus Christus „anzunehmen“. Auch ich war dieser Aufforderung irgendwann gefolgt, trotzdem war ich nicht zufrieden mit meinem Leben. Irgendetwas fehlte mir, das spürte ich. Manchmal besuchte ich in dieser Zeit den Jesustreff, eine Teestube der sogenannten Jesus People in der Nähe des Rotlichtviertels. Viele der jungen Leute, die sich dort allabendlich trafen, waren ehemalige Drogenabhängige, einige auch frühere Obdachlose sowie Rocker, die zum christlichen Glauben gefunden hatte. Über die Jesus People hatte ich auch schon in der Presse gelesen. Sie waren Teil der weltweiten Jesusbewegung, die in den USA ihren Anfang genommen hatte und sich aus verschiedenen Gruppierungen zusammensetzte, unter ihnen auch die Children of God.

Als ich in der Stadt von den beiden jungen Mädchen angesprochen wurde, war mir der Name Kinder Gottes daher bereits ein Begriff, vor allem aber, weil ich ein Jahr zuvor einen jungen Mann kennengelernt hatte, der mich in die Wohngemeinschaft der Gruppe eingeladen hatte. Dort sangen mir einige sehr glücklich wirkende Mitglieder der Kinder Gottes ein fröhliches Lied vor, dessen Refrain lautete: „Du musst ein Baby sein, um in den Himmel zu kommen!“ Es ging darum, möglichst einfach zu werden und sich unter Ausschaltung des Verstandes – ganz so, wie ein neugeborenes Kind –, in die Arme Gottes fallen zu lassen.

Obwohl mich die Begegnung mit der kleinen Gruppe berührt hatte, schloss ich mich den Kindern Gottes damals nicht an. Zu seltsam erschien mir ihr Auftreten. Doch jetzt, ein Jahr später, war ich „reif“. Ich wusste zwar fast nichts über diese Leute, sechs Erwachsene und ein paar Kleinkinder, aber nachdem ich an mehreren Abenden in der Kolonie, ihrer Wohngemeinschaft, gewesen war und wir miteinander gegessen, gesungen und erzählt hatten, wusste ich plötzlich, dass ich von nun an dazugehören wollte. Julia trat den Kindern Gottes einige Tage später ebenfalls bei, wohl auch, um mich nicht zu verlieren. Wir kündigten unsere Wohnung, brachen unsere Ausbildung ab und zogen in die Kolonie!

In den nächsten Monaten lernten wir täglich einen Bibelvers auswendig, lasen die Schriften des Gründers der Gruppe, eines gewissen Mose David, den alle nur Mo nannten und waren von morgens bis abends auf den Straßen unterwegs, um Menschen für die Bewegung zu gewinnen. Schließlich stand das Ende der Welt bevor, wenn wir auch nicht genau wussten, wann Jesus wiederkommen würde. Wahrscheinlich würde es Anfang der 90er Jahre geschehen, wie Mo errechnet hatte.

Wir, die Kinder Gottes, waren seine Revolutionäre, und revolutionär waren auch die Methoden, die Mo sich einfallen ließ, um Menschen in die Familie der Liebe, wie wir uns auch nannten, hinein zu bekommen. Eine dieser Methoden hieß „Flirty Fishing“ und bedeutete Menschenfischen durch Flirten und Sex! „Ihr müsst bereit sein, alles hinzugeben für Gott“, hieß es in Mo-Briefen mit Titeln wie „Gottes Liebessklaven“ und „Du bist die Liebe Gottes“ – was für die Männer bedeutete, ihre Frauen potenziellen Interessenten zu überlassen, damit diese glauben konnten, dass die Kinder Gottes sie tatsächlich so sehr liebten wie Christus es getan hatte. „Jesus ließ sich für dich kreuzigen“, schrieb Mo in einem Brief an die weiblichen Mitglieder. „Bist du bereit, dich nageln zu lassen? Kann eine Couch dein Kreuz sein?“

Es erscheint unglaublich, aber tausende befolgten damals Mo´s Anweisung, denn schließlich war er Gottes Endzeitprophet! In seinen Briefen berichtete er detailliert von seinen Reisen mit Maria, seiner Sekretärin und Freundin, von seinen Visionen und Träumen und von seinen Ansichten zu allen möglichen Bereichen des Lebens. Diese Schriften waren für uns absolut bindend. Gottes Revolutionäre hatten zu gehorchen, „ohne murren und daran denkend, dass niemand größere Liebe hat als dass er sein Leben lässt für seine Freunde“, wie Mose David damals schrieb. Was blieb uns auch anderes übrig? Unsere Ausbildung hatten wir abgebrochen, die Wohnung gekündigt, der Kontakt zu Freunden, Eltern und Geschwistern bestand nicht mehr, hatte doch Jesus selber gesagt, dass ein Jünger „allem absagen müsse, was er hat“ und dass, „wer Vater und Mutter mehr liebe als ihn, seiner nicht wert sei“! So hatte es Mo in einem seiner frühen Briefe geschrieben, von denen es inzwischen mehrere hundert gab.

Unsere neue Familie war jetzt die Family of Love, wie sich die Gruppe auch nannte. Ihr hatten wir unser Eigentum übergeben, für sie und Mo waren Julia und ich in verschiedenen deutschen Städten tätig. Doch schon bald hegte ich erste Zweifel an meiner Entscheidung. Hauptsächlich wegen der „Flirty Fishing“-Briefe, deren Titelbilder oft reinste Pornografie waren, aber auch, weil Mo´s Prophezeiungen wie der Untergang Kaliforniens im Jahre 1973 nicht eingetroffen war. Aber nun war es zu spät. Die Familie zu verlassen war schließlich nicht so einfach. Zweimal versuchte ich es in den nächsten Monaten. Zwar kehrte ich beide Mal mehr oder weniger reumütig zurück, doch beobachten die Koloniehirten mich von nun an genauer, und als ich Anfang 1977 Kritik an einigen Dingen übte, warf man mich schließlich hinaus.