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Das Buch für alle, die mit schwierigen Menschen souverän umgehen wollen. Die ihre Nerven schützen, Konflikte entschärfen und ihre Kommunikation verbessern möchten – mit praktischen Tipps, klaren Strategien und einer großen Prise Humor. Den cholerischen Chef, die nervige Nachbarin, die pausenlos quasselnde Freundin, den gönnerhaften Vereinskollegen oder die anstrengende Schwiegermutter… es gibt sie wirklich. Leider. Und sie rauben uns den letzten Nerv! Wie halten wir schwierige Zeitgenossen in Schach? Und verhindern, dass sie unseren Alltag verpesten? Wie können wir ihnen Grenzen setzen und uns innerlich gegen sie wappnen? Und wann ist es besser, sie aus unserem Leben zu verbannen? Bestsellerautorin Heike Abidi verrät, wie man im Umgang mit Kontrollfreaks, Dramaqueens, Querulanten, Klatschmäulern, Energievampiren, Nörglern, Aufmerksamkeitsjunkies und anderen anstrengenden Mitmenschen souverän und entspannt bleibt. Oder ihnen notfalls das finale Tschüss anbietet …
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eBook: © 2025 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Grillparzerstraße 8, 81675 München
GU ist eine eingetragene Marke der GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie Verbreitung nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages. Die automatisierte Analyse des Werkes, um daraus Informationen insbesondere über Muster, Trends und Korrelationen gemäß § 44b UrhG (»Text und Data Mining«) zu gewinnen, ist untersagt.
www.gu.de/kontakt | [email protected]
ISBN 978-3-8338-9879-2
1. Auflage 2025
GuU 8-9879 08_2025_01
DIE BÜCHERMENSCHEN HINTER DEM PROJEKT
Verlagsleitung: Eva Dotterweich
Projektleitung: Johanna Müller
Lektorat: Ulrike Auras
Covergestaltung: ki 36 Editorial Design München, Anika Neudert
eBook-Herstellung: Liliana Hahn
BILDNACHWEIS
Fotos: Autorinnenfoto Heike Abidi: Gaby Gerster
Syndication: Bildagentur Image Professionals GmbH, Tumblingerstr. 32, 80337 München, www.imageprofessionals.com
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WARUM UNS DAS BUCH BEGEISTERT
Heike Abidi schreibt über die Leute, die dir den letzten Nerv rauben – und du lachst trotzdem bei jedem Kapitel.
Eva Dotterweich, Verlagsleitung
LIEBE LESERIN, LIEBER LESER,
wie wunderbar, dass du dich für ein Buch von GU entschieden hast! In unserem Verlag dreht sich alles darum, dir mit gutem Rat dein Leben schöner, erfüllter und einfacher zu machen. Unsere Autorinnen und Autoren sind echte Expertinnen und Experten auf ihren Gebieten, die ihr Wissen mit viel Leidenschaft mit dir teilen. Und unsere erfahrenen Redakteurinnen und Redakteure stecken viel Liebe und Sorgfalt in jedes Buch, um dir ein Leseerlebnis zu bieten, das wirklich besonders ist. Qualität steht bei uns schon seit jeher an erster Stelle – jedes Buch ist von Büchermenschen für Buchbegeisterte gemacht, mit dem Ziel, dein neues Lieblingsbuch zu werden. Deine Meinung ist uns wichtig, und wir freuen uns sehr über dein Feedback und deine Empfehlungen – sei es im Freundeskreis oder online. Viel Spaß beim Lesen und Entdecken! P.S. Hier noch mehr GU-Bücher entdecken: www.gu.de
ZUR AUTORIN
Heike Abidi ist vor allem für ihre humorvollen und unterhaltsamen Romane sowie Sachbücher bekannt, darunter auch der 2024 bei GU erschienene Titel »Ab heute mach ich’s mir selber recht«. Neben ihrer Arbeit als Autorin ist die studierte Sprachwissenschaftlerin freiberuflich als Werbetexterin tätig und lebt mit ihrer Familie in der Pfalz.
Weitere Bücher der Autorin:
Ab heute mach ich's mir selber recht | GUEine wahre Freundin ist wie ein BH | Penguin VerlagIch dachte, älter werden dauert länger | Penguin Verlag
Besuche Heike Abidi auf:
Die Gedanken, Methoden und Anregungen in diesem Buch stellen die Meinung bzw. Erfahrung der Verfasserin dar. Sie wurden von der Autorin nach bestem Wissen erstellt und mit größtmöglicher Sorgfalt geprüft. Sie bieten jedoch keinen Ersatz für persönlichen kompetenten medizinischen Rat. Jede Leserin, jeder Leser ist für das eigene Tun und Lassen auch weiterhin selbstverantwortlich. Weder Autorin noch Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gegebenen praktischen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.
Du hoffst immer noch, dass deine nervigen Mitmenschen ihr Verhalten ändern?
Vergiss es!
Deine Freundin wird trotz aller Tipps zum idealen Zeitmanagement auch künftig zu spät kommen, dein Onkel wird den Klimawandel weiterhin leugnen und auch die Trolle im Internet wirst du nicht zum Schweigen bringen können.
Andere zu ändern, ist so gut wie unmöglich – aber du kannst entscheiden, wie du mit ihnen umgehst. Ob Miesepeter, Störenfriede oder Nervensägen – es gibt Wege, ihnen entspannt zu begegnen, ohne dass sie dir den Tag vermiesen. Und wenn wirklich nichts mehr hilft? Dann ist Schlussmachen auch eine Option.
Mach dir keinen Stress – Heike Abidi hält die perfekten Strategien für dich parat!
Alles wäre einfacher, gäbe es nicht so viele schwierige Menschen auf der Welt.
Und mit schwierig meine ich: geltungssüchtig, pessimistisch, dominant, eifersüchtig, manipulativ, passiv-aggressiv, übergriffig, geschwätzig, unzuverlässig, selbstgerecht, unnahbar, überkritisch, opportunistisch, rücksichtslos, verlogen, engstirnig, kritikunverträglich, aufdringlich, herablassend, nachtragend, unzufrieden … Dir fallen garantiert noch jede Menge weitere Charakterzüge nerviger Zeitgenossen ein, wetten? (Und okay, manchmal entdecken wir sogar an uns selbst einige dieser Eigenschaften und Verhaltensweisen, aber das zu ändern, liegt ja in unserer eigenen Hand.)
Anstrengende Mitmenschen begegnen uns überall – im Familien- und Freundeskreis, in der Nachbarschaft, beim Hobby, in Gremien, im Job, live ebenso wie online. Du kennst das. Den cholerischen Chef, die aufdringliche Nachbarin, den besserwisserischen Kollegen, die pausenlos quasselnde Freundin, den gönnerhaften Vereinskollegen, die pedantische Schwiegermutter … es gibt sie wirklich. Leider. Und sie rauben uns den letzten Nerv!
Tatsache ist: Wir können nichts dagegen tun, dass es all diese herausfordernden Typen in unserem Leben gibt. Und wir können auch nichts an ihrem Verhalten ändern.
Worauf wir allerdings sehr wohl einen Einfluss haben, ist unser eigener Umgang mit Energievampiren, Dramaqueens, Klatschmäulern, Nörglern, Klugscheißern, Aufmerksamkeitsjunkies und Co.
Wenn du keine Lust auf ein Einsiedlerdasein hast, bleibt dir wohl nichts anderes übrig, als irgendwie mit Menschen aller Art auszukommen. Und mit den Gefühlen umzugehen, die sie in dir auslösen.
Lass nicht zu, dass sie deinen Alltag verpesten! Sondern grenze dich von ihnen ab, wappne dich innerlich gegen sie, halte sie in Schach, reduziere den Kontakt auf das Notwendige. Wenn alles nicht hilft, biete ihnen das finale Tschüss an und verbanne sie aus deinem Leben – auch wenn so ein Kontaktabbruch gar nicht so einfach ist, wie du vielleicht denkst. Doch er kann sich als Akt der Befreiung erweisen.
Dieses Buch zeigt dir nicht nur, wie du mit schwierigen Individuen souveräner umgehen kannst, sondern auch, dass du mit dem Problem nicht allein bist. Einige der Beispiele sind so krass, dass dir deine Mitmenschen vergleichsweise fast harmlos vorkommen mögen. Und schwupps, geht’s dir schon besser.
Vor allem aber verliere bei alledem deinen Humor nicht! Denn wenn’s hart auf hart kommt, ist er das Einzige, was dich retten kann …!
Diese eine Freundin, die immer zur Unzeit anruft und dann stundenlang nur über sich selbst redet, ohne auch nur zu fragen, wie es dir geht. Dieser Bekannte, der nie pünktlich ist und die meisten seiner Versprechen vergisst.
Diese Nachbarin, die in ihrem Vorgarten eine Tratschzentrale betreibt und einfach alles über jeden und jede zu wissen scheint. Dieser Mitbewohner, der aus jeder Mücke eine ganze Elefantenherde macht …
Du kennst sie. Jeder kennt sie. Sie strapazieren unsere Nerven bis aufs Äußerste!
Tja, aber Tatsache ist: Wir haben sie uns selbst ausgesucht. Auch wenn wir das im Nachhinein selbst nicht mehr verstehen können. Und nun müssen wir mit ihnen und ihren Marotten leben. Oder?
Sie verleihen ihrer Begeisterung mit spitzen Schreien Ausdruck, brechen bei jeder Kleinigkeit in Tränen aus, lachen lauter und schriller als alle anderen und verursachen mit links einen Sturm im Wasserglas … Auch du hast Dramaqueens und -kings in deinem Umfeld? Na, dann weißt du ja, wovon ich rede.
In den meisten Fällen steckst du ihr überspanntes Verhalten einfach weg und schmunzelst vielleicht sogar darüber. Aber zuweilen geht es dir auch gehörig auf den Senkel? Beispielsweise, wenn sie Nebensächlichkeiten zu Katastrophen aufbauschen, nur aus Freude am Drama. Oder wenn sie Konflikte schüren, statt sie zu schlichten, weil jede Form von Krise ihr Lebenselixier ist.
Puh, anstrengend, oder? Umso wichtiger, dass du im Umgang mit ihnen deine Nerven schonst …
Neulich erreichte mich kurz vor der Mittagspause eine verzweifelte Nachricht meiner Freundin Damaris. Es sei eine KATASTROPHE passiert und sie müsse sich UNBEDINGT mit mir treffen. Ich sei die EINZIGE, die sie RETTEN könne. Und ja, sie verwendet Großbuchstaben tatsächlich inflationär. Dass Großbuchstaben in Textnachrichten im Allgemeinen als Gezeter interpretiert werden, will sie nicht wahrhaben.
Wie auch immer – ich las ihren Hilferuf und bot natürlich umgehend an, mich mit ihr zu treffen. In einer halben Stunde im Café um die Ecke. Wohlgemerkt: um ihre Ecke. Für mich bedeutete das Ganze eine viertelstündige Autofahrt, aber es erschien mir nicht gut, wenn Damaris sich in ihrem aufgelösten Zustand in den Straßenverkehr stürzen würde.
Ich war vor ihr da. Um keine Zeit zu verlieren, bestellte ich schon mal für uns beide – einen doppelten Espresso für mich und einen Kräutertee für Damaris, die gewiss kein zusätzliches Aufputschmittel brauchte, sondern eher etwas Beruhigendes. Meine Tasse war längst leer, als meine Freundin ihren Auftritt hatte: Sie stürmte herein, beide Hände voller Einkaufstüten aus teuren Edelboutiquen, die sie wie Trophäen emporreckte, um mir zuzuwinken. »Da bist du ja!«, flötete sie laut, als wäre sie diejenige, die auf mich gewartet hatte, und stöckelte dann auf mich zu, warf die Tüten zu Boden, umarmte mich und ließ sich dann seufzend auf den freien Stuhl sinken. »Ich habe ein Date«, verkündete sie schwer atmend, »und NICHTS anzuziehen.«
»Und was ist das in all diesen Einkaufstüten?«
»In meiner Verzweiflung war ich shoppen. Aber ich kann mich einfach nicht entscheiden, welches dieser neuen Outfits ich heute Abend tragen soll. Es soll sexy sein, aber nicht zu freizügig, und edel, aber nicht zu mondän.« Damaris legte die Hände an ihre Schläfen, als erfordere diese Aufgabe übermenschliche Konzentration, und ergänzte mit zitternder Stimme: »Für den ersten Eindruck gibt es nun mal keine zweite Chance. Ich fühle mich total überfordert.« Sie nippte an ihrem Tee. »Der ist ja total kalt. Bedienung?!«
Muss ich noch mehr sagen? Dir ist längst klar: Damaris ist eine Dramaqueen erster Güte. Nicht umsonst nenne ich sie insgeheim »Dramaris« – aber das hält mich nicht davon ab, immer wieder auf ihre Nummer reinzufallen. So wie an jenem Tag im Café. Dabei enthielt schon ihre Textnachricht eine Reihe von Alarmsignalen. Noch mal soll mir das aber nicht passieren – und dir auch nicht. Deshalb nehmen wir das Ganze jetzt mal unter die Lupe.
Typisch Dramaqueen?
Das überbordende Verhalten von Damaris und anderen Dramaqueens und -kings mag auf den ersten Blick völlig chaotisch und unberechenbar wirken. Doch bei genauerem Hinsehen gibt es ein paar typische Aspekte, die dir immer wieder begegnen werden.
Übertreiben bis zum Gehtnichtmehr
Selbst alltägliche Probleme und harmlose Ereignisse werden als Krisen dargestellt. Dass Damaris in ihrer Textnachricht von einer »Katastrophe« schrieb, hätte mir schon zu denken geben sollen.
Meisterschaft im Manipulieren
Der simple Dreisatz lautet: Emotionen schüren, Schuldgefühl erzeugen, den eigenen Willen durchsetzen. Damaris beherrscht diese Kunst aus dem Effeff. Mir zu schreiben, ich sei die Einzige, die sie retten kann, war eine klassische Falle.
Das Zentrum des Universums
Jeder ist sich selbst der Nächste. Aber Dramakings und -queens wollen mehr: nämlich im Mittelpunkt stehen. Dabei nehmen sie kaum Rücksicht auf andere. Damaris setzte einfach voraus, dass ich für sie alles stehen und liegen ließ.
Gefühle ohne Grenzen
Aus dem Stand in Tränen ausbrechen? Kein Problem für Damaris. Ebenso schnell kann sie losjubeln oder einen Wutanfall bekommen. Dass die Situation solch ein Übermaß an Emotionen eigentlich nicht hergibt, stört sie kein bisschen.
Instabile Beziehungen
Immer mal wieder hat Damaris ein erstes Date. Ihre Beziehungen halten nie lange, und das, obwohl sie anfangs immer über beide Ohren verknallt ist. Emotionale Achterbahnfahrten verlaufen selten harmonisch …
Leg dich nicht mit ihnen an!
Dramaqueens und Dramakings können vieles, aber sachlich bleiben gehört nicht zu ihren Stärken. Weil sie sich gern als Opfer sehen, neigen sie dazu, anderen die Schuld zu geben. Ich sage nur: »Der Tee ist kalt.«
Immer für eine Überraschung gut
Auch wenn ich Damaris schon lange kenne, schafft sie es doch immer wieder, mich zu überraschen. Sie ist so impulsiv, dass es kaum möglich ist, ihr emotionales Verhalten und ihre irrationalen Entscheidungen vorherzusehen.
Du fragst dich, warum ich überhaupt noch mit Damaris befreundet bin? Nun, nach Szenen wie neulich im Café wundere ich mich selbst ein bisschen darüber. Aber mein Ärger über ihr Verhalten verraucht meist ganz schnell. Denn ich mag vieles an Damaris: ihre Spontaneität, ihre Begeisterungsfähigkeit, ihre Kreativität, ihre Lebensfreude, ihre Entschlossenheit, ihren Humor … Außerdem ist sie, auch wenn man es auf den ersten Blick kaum vermuten mag, durchaus ein empathischer Mensch. Wenn es mir mal schlecht geht, ist sie eine großartige Zuhörerin und eine noch bessere Trösterin. Einmal hat sie mich – »Keine Widerrede!« – einfach in ihr Auto verfrachtet und ist mitten in der Nacht mit mir nach Paris gefahren, um dort am nächsten Morgen zu frühstücken. Damaris würde ich also niemals das endgültige Tschüss anbieten. Bei weniger nahestehenden Queens und Kings könnte ich es mir aber durchaus vorstellen.
Eigentlich weiß ich ja, was hinter Damaris’ Dramaqueen-Verhalten steckt. Denn wir waren schon als kleine Mädchen miteinander befreundet, und ich kenne ihre herrische Mutter und ihren gefühlskalten Vater. Nichts, was Damaris je tat, war gut genug für die beiden. Sie spielte die Hauptrolle im Weihnachtsstück – aber ihre Eltern glänzten mit Abwesenheit. Sie bestand das Abitur mit einem Durchschnitt von 1,4 – und sie fragten nur, warum es nicht für 1,0 gereicht hatte. Damaris kämpfte von Kindesbeinen an um die Aufmerksamkeit und die Anerkennung ihrer Eltern – vergebens. Entsprechend niedrig ist ihr Selbstwertgefühl, und das trotz all ihrer Erfolge. Ich weiß also nur zu gut, aus welchem Grund sie sich ihr überdrehtes Verhalten angewöhnt hat. Inzwischen hat es sich verselbstständigt, und ich glaube nicht, dass sich Damaris in diesem Leben noch mal ändern wird. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als damit zurechtzukommen.
WIE DU EINE SITUATION ENTDRAMATISIERST
Du kannst die Dramaqueens und -kings in deinem Umfeld nicht ändern, wohl aber deinen Umgang mit ihnen. Ob die folgenden Tipps im Eifer des Gefechts immer umsetzbar sind, kann ich nicht versprechen. Probier sie einfach aus!
Gelassen bleiben statt sich anstecken lassen
Wenn jemand von »Drama«, »Desaster« oder »Katastrophe« spricht, schrillen bei uns alle Alarmglocken. Und ruckzuck reagieren wir, als wären wir wirklich im Krisenmodus. Deshalb gilt (wie auch in echten Notfällen): Ruhe bewahren!
Empathisch reagieren …
Das »Problem«, von dem dir die Dramaqueen oder der Dramaking erzählt, ist in deinen Augen eine Bagatelle? Egal – du hörst trotzdem aktiv zu, zeigst Verständnis und erkennst die Gefühle deines Gegenübers an.
… aber nicht zu sehr
Es ist eine Gratwanderung: Du zeigst zwar Mitgefühl, doch deine Reaktionen sollten das Drama natürlich auf keinen Fall befeuern. Je emotionaler dein Gegenüber ist, desto rationaler und unaufgeregter solltest du bleiben.
Wenn’s sein muss, Grenzen setzen
Dramaqueen oder Dramaking fordert vehement deine Unterstützung ein? Klar, Freunde helfen einander, aber du hast durchaus das Recht, mit deiner Zeit und deiner Energie zu haushalten. Lass dich nicht vereinnahmen!
Zurück auf die Sachebene!
Je emotionaler dir das Problem geschildert wird, desto sachlicher solltest du darauf reagieren, damit sich das Drama nicht noch weiter hochschaukelt. Lenke das Gespräch stattdessen auf Lösungen und sei pragmatisch!
Und was ist mit den eigenen Gefühlen?
Wenn dein Gegenüber herzzerreißend schluchzt, lässt dich das natürlich nicht kalt. Du fühlst mit – oder reagierst vielleicht sogar wütend. Beobachte deine Gefühle, reflektiere sie, aber steigere dich nicht hinein.
Alles eine Frage der Kommunikation
Es empfiehlt sich, die eigenen Bedürfnisse und Grenzen klar zu kommunizieren. Und zwar ohne Vorwürfe, sondern mit Ich-Botschaften. Also nicht »Du nervst«, sondern »Ich fühle mich überfordert und muss kurz in Ruhe nachdenken.«
Wenn Damaris mir wieder einmal eine aufgeregte Nachricht schickt, rufe ich sie erst mal an, um die Lage zu checken. Stellt sich dann heraus, dass es sich um einen weiteren Date-Outfit-Notfall handelt, gratuliere ich ihr erst mal zu ihrer Verabredung und versichere dann, dass sie in allem umwerfend aussieht. Ihrer Bitte, sofort anzutanzen, um ihr bei der Auswahl zu helfen, komme ich nur dann nach, wenn ich wirklich Zeit dafür habe. Ansonsten bitte ich sie, mir Fotos von ihrer engeren Auswahl zu schicken. Die bewerte ich dann nach sachlichen Kriterien (passend zum Anlass, zur Wetterlage, zur Jahreszeit?). Schließlich wünsche ich ihr einen schönen Abend. Und halte dann das Telefon ein Stückchen vom Ohr weg, damit ihr dankbarer Jubel (»Du bist ein Goldstück! Was täte ich nur ohne dich?«) keinen bleibenden Hörschaden verursacht.
Du siehst: Ich bin perfekt vorbereitet. Du auch?
Als mein Mann und ich Anfang der Neunzigerjahre in die Pfalz zogen, kannten wir dort zunächst nur meine Großeltern, mit denen wir zusammen in einem Haus wohnten, und natürlich die Kolleginnen und Kollegen auf der Arbeit. Mein Mann ist nicht so der Typ, der schnell Kontakte knüpft – ganz im Gegensatz zu mir. Spätestens als ich anfing, im Chor zu singen und einen Sportkurs zu besuchen, ergaben sich neue Freundschaften. Und ich freute mich immer, wenn sich die Gelegenheit bot, Leute kennenzulernen. Einmal kam ich nach einem Chorauftritt mit einer Frau ins Gespräch und fand das so nett, dass ich meinen ursprünglichen Plan, nach dem offiziellen Teil der Veranstaltung nach Hause zu fahren, um mich wieder meiner Arbeit zu widmen, spontan über den Haufen warf. Denn ich spürte, dass Stella und ich auf einer Wellenlinie waren. Wir redeten und redeten … Und ehe ich mich’s versah, waren anderthalb Stunden vergangen. Wir tauschten noch schnell Telefonnummern aus, denn wir wollten unbedingt in Kontakt bleiben, dann musste ich aber wirklich los.
Am nächsten Wochenende verabredeten Stella und ich uns zu einem Spaziergang und unterhielten uns wieder prächtig.
»Kennst du eigentlich Frau Schlüter?«, fragte sie mich.
Ich überlegte kurz, ob vielleicht eine von Omas Bekannten so hieß, aber der Name war mir fremd. »Nein, da klingelt gar nichts«, erwiderte ich. »Wieso?«
Stella lachte. »Weil die sich neulich, kaum dass du gegangen warst, zu mir gesetzt und mich über dich aufgeklärt hat.«
Ich stutzte. »Einfach so? Und was hat sie so erzählt?«
Stella wiederholte, was diese ominöse Frau Schlüter, die ich übrigens bis heute nicht kenne, alles zu berichten wusste. Nämlich dass ich meinen Opa bis zu seinem Tod hingebungsvoll gepflegt hätte und dass mein Mann Arzt im städtischen Klinikum sei. Beides war haarsträubender Unsinn. Mein Opa war nach einem Schlaganfall ins Krankenhaus gekommen und dort am nächsten Tag gestorben. Und mein Mann ist Koch. Das Einzige, was er mit einem Arzt gemeinsam hat, sind die unorthodoxen Arbeitszeiten und die weiße Berufskleidung.
Ich hätte es ja noch halbwegs verstanden, wenn Stella diese Frau Schlüter über mich ausgefragt hätte und die – in Ermangelung echter Fakten – etwas erfunden hätte, weil ihr »Kenn ich nicht, keine Ahnung« einfach nicht über die Lippen kommen wollte. Aber andersrum? Diese Frau Schlüter kannte mich offenbar ebenso wenig wie ich sie. Wieso dachte sie sich Fake News über mich aus?
Wobei – zugegeben, Geschichten über Leute, die ich nicht kenne, denke ich mir selbst auch gerne aus. Das geht vermutlich vielen so. Sehe ich einen alten Mann an der Bushaltestelle stehen, erfinde ich schwuppdiwupp eine passende Biografie (Förster im Ruhestand, sein treuer Dackel ist gerade gestorben, er ist einsam, aber heute besucht er seinen alten Schulfreund, um eine Partie Schach mit ihm zu spielen und einen guten Cognac zu trinken, und das gibt ihm Auftrieb). Und kommt mir irgendwo eine junge Joggerin entgegen, verpasse ich ihr umgehend eine Lovestory (ihre Schuhe sind schon recht ausgelatscht, morgen wird sie sich neue kaufen und im Laden die Liebe ihres Lebens treffen).
Wie gesagt – Fremden etwas anzudichten, ist an sich nicht verwerflich. Aber diese Storys anderen als Tatsache zu verkaufen, ist doch eine völlig andere Hausnummer.
»Mach dir nichts draus«, sagte Stella, »die Schlüter ist nun mal eine richtige Tratschtante.«
»So wie bei Gossip Girl, dieser Serie, in der eine anonyme Bloggerin die Geheimnisse der New Yorker High Society veröffentlicht?«
»Oder bei Tratsch im Treppenhaus mit Heidi Kabel«, erwidert Stella und lacht. »Vielleicht sollte man über Frau Schlüter auch mal ein Theaterstück schreiben.«
Warum Menschen tratschen
Die meisten von uns lieben es, sich zu unterhalten. Auch über Abwesende. Die Grenze zum Gossip ist manchmal fließend. Manchmal tratschen wir, ohne es zu wollen. Was aber ist echter Klatsch? Und was treibt Menschen dazu an?
Reine Neugierde
Wohlwollend könnte man diese Charaktereigenschaft auch als »Wissensdurst« bezeichnen, aber wenn es um die intimen Geheimnisse anderer geht, sind meist grenzüberschreitende Neugier und schamlose Sensationslust im Spiel.
Volle Aufmerksamkeit
Harmloser Klatsch hat durchaus eine Funktion – er stärkt soziale Bindungen. Echte Tratschmäuler wollen mehr: nämlich im Mittelpunkt stehen. Als Top-Informationsquelle für Gerüchte zu gelten, gibt ihnen das Gefühl, wichtig zu sein.
Knisternde Spannung
Was sonst nur ein blutrünstiger Thriller schafft, erleben Gossip-Junkies auch beim Verbreiten pikanter Geschichten aus der Gerüchteküche. Empathie ist dann häufig geheuchelt, in Wahrheit geht es um den Sensationswert der Neuigkeiten.
Gnadenlose Urteile
Obwohl Klatsch oft nur auf Gerüchten basiert, neigen Tratschmäuler zu vorschnellen Bewertungen und strengen Urteilen. Umso überlegener stehen sie dann selbst da.
Leichte Übertreibung
Wenn der Gossip zu harmlos daherkommt, muss man ihn eben ein bisschen würzen. Ein paar erfundene Details hier, ein paar verdrehte Fakten da, und schon sorgt man mit der Story für Aufmerksamkeit. Für Tratschprofis ein Kinderspiel!
Keine Bedenken
Von Diskretion halten Tratschmäuler wenig – ebenso wie von Privatsphäre oder Datenschutz. Auch die Gefühle von denjenigen, über die sie reden, sind ihnen herzlich egal. Was zählt, ist die Story und wie sie damit punkten können.
Auch Sonja kennt sich mit der Thematik »Klatschbase« sehr gut aus. Ihre Nachbarin Inge ist so etwas wie die dörfliche Informationszentrale. Was auch passiert, sie gehört zu den Ersten, die Bescheid wissen – und sorgt dafür, dass bald alle davon erfahren.
»Eigentlich interessiert es mich gar nicht, ob die Tochter des Apothekers eine Affäre mit dem noch verheirateten Inhaber des Gemüseladens hat oder ob der Künstler, der angeblich ein mehrmonatiges Aufenthaltsstipendium in Barcelona hatte, in Wahrheit in einer Entzugsklinik war«, erzählt mir Sonja. »Und ich lasse sie das auch spüren, aber das beeindruckt Inge kein bisschen. Sie quatscht mich nicht nur pausenlos mit all diesen Gerüchten voll, sondern versucht mit ausgefeilten Verhörmethoden außerdem, mir spannende Informationen für weiteren Gossip zu entlocken. Ohren auf Durchzug stellen reicht leider nicht.«
Inges Verhörtrick besteht in gnadenloser Direktheit. Stand am Vorabend ein fremdes Auto vor Sonjas Haus, wird Inge morgens beim Bäcker garantiert fragen, wer denn zu Besuch da war, ob es Verwandte oder Freunde waren, woher Sonja diese Leute kennt und ob sie ein Gastgeschenk mitgebracht haben. »Ihre Fragen sind so konkret, dass ich gar nicht anders kann, als sie zu beantworten. Am liebsten würde ich ja sagen, dass sie das einen feuchten Kehricht angeht und dass ich mir ihr Getratsche in Zukunft auch nicht mehr anhören werde, aber ich will ja nicht unhöflich sein.«
Ich finde schon, dass es da noch andere Möglichkeiten gibt, und gehe sie mit Sonja durch. Am Ende haben wir für alle erdenklichen Tratschsituationen potenzielle Erwiderungen vorbereitet. Sonja muss sie jetzt nur noch anwenden. Ich bin schon gespannt, wie Inge darauf reagiert.
TRATSCHATTACKEN ERFOLGREICH ABWEHREN
So kannst du verhindern, dass man dich aushorcht:
»Du wurdest im Urlaub ausgeraubt? Erzähl doch mal.«
»Spannende Story. Ist die von Stephen King?«»Ich hab gehört, du planst eine Weltreise.«
»Nein, wir fliegen nur übers Wochenende zum Mond.«»Stimmt es, dass die Polizei dich verhört hat?«
»Ich wollte, mein Leben wäre so aufregend.«»Du warst in der Klinik? Hoffentlich nichts Schlimmes!«
»Da hat wohl jemand eine blühende Fantasie.«»Du sollst dich ja mit deinem Chef gezofft haben.«
»Ich bin wohl wichtig, wenn man Fake News über mich erfindet.«»Die Nachbarin hat erzählt, du wurdest entlassen. Du Ärmste.«
»Du willst wissen, ob es stimmt? Dann frag doch einfach.«»Du hattest gestern Besuch? Mit Berliner Autokennzeichen.«
»Apropos … morgen soll’s Regen geben.«»Find ich ja super, dass ihr eine Paartherapie macht.«
»Stimmt zwar nicht, aber brauchst du eine Adresse?«Und so reagierst du cool auf Tratschgeschichten:
»Schon gehört? Der Müller soll Geld unterschlagen haben.«
»Wer so was verbreitet, muss ja Langeweile haben.«»Die arme Lisa hatte schon wieder eine Fehlgeburt.«
»Schlimm, wenn’s stimmt. Tratschen macht es nicht besser.«