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Schmerz - in welcher Form er auch immer erlebt wird - überzeugt uns unmittelbar und oft sehr eindrucksvoll von unserem Dasein in seiner körperlichen Begrenztheit, Bedrohtheit und letztendlichen Vergänglichkeit. Gregor Geißmann und Michael Feuser, seit über zwanzig Jahren miteinander unterwegs auf einer spirituellen "Reise ohne Entfernung", entdecken im Niederlegen des Widerstandes gegen den Schmerz die Möglichkeit einer alternativen, einer heilsamen Sicht: Im "Sein-Lassen" des Schmerzes eröffnet sich die Heilkraft des "ICH BIN" als das bruchlose Aufgehobensein in der LIEBE. Spiritualität als echte Lebenshilfe: "Der Weg nach innen geht mitten durch die Welt". Die Betrachtungen der Autoren werden durch zahlreiche Übungen begleitet, welche die "andere Sicht" unmittelbar erfahrbar werden lassen. ************************ Weitere Informationen auf der Buch-Homepage: www.spirituelles-willkommen.de
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Seitenzahl: 135
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Der Weg nach innen geht mitten durch die Welt
Ein spirituelles Willkommen
Das Rahmenkonzept
TEIL I: GREGOR
Der Ausdruck tätiger Liebe
Kapitel 1: Die Seele des Leidens
Kapitel 2: Schmerzmittel
Kapitel 3: Was ist mit dem Schmerz des Bruders?
TEIL II: MICHAEL
Aber die Liebe macht alles Ihr gleich
Kapitel 1: Phönix aus der Asche
Kapitel 2: Unendliche Geduld
Kapitel 3: Schmerz, wo ist dein Stachel?
Kapitel 4: Der Autor des Leids entlässt den Schmerz
NACHKLANG
Widerstand ist zwecklos
Literaturverzeichnis
Die Praxis
Im Netz
Was passiert, wenn zwei Weggefährten auf ihrer spirituellen Reise gemeinsam zwei Bücher geschrieben haben und ihnen plötzlich zu verschiedenen Anlässen das Stichwort »Schmerz« begegnet? Was für eine Frage: Sie greifen in einer inzwischen lieb gewordenen Gewohnheit erneut zur Schreibfeder!
Spätestens ab dem dritten Buch aber ist der Gedanke naheliegend: »Ein spirituelles Willkommen« ist der Titel einer Reihe. Das spricht im Unterton natürlich auch dafür, dass es möglicherweise weitere Bücher in dieser Reihe geben könnte. Aber wofür steht sie? Und wofür steht sie nicht?
Die zweite Frage ist – zumindest auf den ersten Blick – leichter zu beantworten: Michael und ich – das schon einmal zuallererst – sind nicht darauf aus, Ratgeber der Art »Wie werde ich meine Ängste los« oder »Glücklich in 30 Tagen« zu schreiben. Wir sind auch keine Therapeuten und werden daher keine Maßnahmen vorschlagen oder anregen, die im Einzelfall »medizinisch« als notwendig oder hilfreich anzusehen sind: Heilung im landläufigen Sinne ist das Metier anderer, und die entsprechenden Hilfestellungen sind in großer Vielfalt zu finden.
Unser Anliegen ist vielmehr, dich zu einer »anderen« Sichtweise auf die Welt und auf deine Rolle in dieser Welt einzuladen, um dir gerade angesichts ständig neuer »Herausforderungen«, die »das Leben« in vielfältigsten Formen und Intensitäten bietet, die Macht der eigenverantwortlichen Entscheidung zurückzugeben. Wir verwenden dazu dort, wo es hilfreich sein könnte oder erforderlich erscheint, einen bestimmten spirituellen Hintergrund oder Rahmen. Betrachte diesen Rahmen als Orientierungshilfe, als »Werkzeug« oder mögliche »Leitplanke«: Er ist Angebot und Gelegenheit, die Dinge auch konzeptionell in einem anderen Licht zu sehen.
Da für uns seit Jahren das spirituelle Werk »Ein Kurs in Wundern«Resonanz erzeugt, nutzen wir es als Anhalt für unseren Rahmen. Unsere Bücher richten sich jedoch ausdrücklich nicht speziell an Anhänger von »Ein Kurs in Wundern«. Daher setzen wir keine Kenntnisse über dieses Werk voraus. Nach der Auffassung, die wir hier vertreten, gibt es keine universelle Theorie oder Theologie, um Gott und die Welt zu erklären, nur eine universelle Erfahrung, unabhängig von jeder Theorie. Wir gehen davon aus, dass sich eine »andere Sichtweise« nicht durch Konzepte und Erklärungen erschließt. Daher laden wir dich ein, uns nicht nur auf der Basis von Worten zu folgen, sondern vielmehr unsere angebotenen Vorschläge, die »andere Sichtweise« zu erfahren, auszuprobieren und auf »Resonanz« zu prüfen.
*
»Schmerz« könnte man durchaus als eine andere Form von Angst betrachten. Von daher wäre es naheliegend, die »andere Sichtweise« auf die Angst, die wir bereits in unserem vorherigen Buch dargestellt haben, mit ein paar Anpassungen auch auf den Schmerz anzuwenden. Da der Zugang zur universellen Erfahrung jedoch individuell zu sein scheint, widerspräche das dem »Angebotscharakter« unserer Bücher: Innerhalb einer von uns als hilfreich angesehenen »Bandbreite« möchten wir dir die Gelegenheit geben,deinen eigenen Zugang in Bezug auf die ausgewählten Themenbereiche zu finden.
An dieser Stelle wollen wir kurz noch einmal zusammenfassend die Eckpfeiler des verwendeten Rahmenkonzepts darstellen, um uns später darauf beziehen zu können. Solltest du das Rahmenkonzept aus dem Buch über die Angst bereits kennen, kannst du dieses Kapitel getrost überspringen: Der Rahmen ist nahezu derselbe.
Lass es uns so sagen: Er ist unser »spirituelles Willkommen« an dich. Möge der dann folgende Inhalt diesem Rahmen gerecht werden.
Stell dir vor, deine unerschütterlichen Vorstellungen über Leben und Sterben, Geburt und Tod, Anfänge und Enden, Zeit und Ewigkeit, Du und Ich, Krieg und Frieden basierten auf einem klitzekleinen Irrtum.
Stell dir vor, die WIRKLICHKEIT hätte kein Gegenteil und Schmerz sei daher »nur« eine Form von falsch verstandener Identität.
Stell dir vor, Schuld wäre nur eine lächerliche Überzeugung und jedes Lebewesen sei unschuldig. Du natürlich eingeschlossen.
Stell dir vor, alle deine Versuche, in dieser Welt glücklich zu werden, sind vergleichbar mit dem Versuch der Welle, das Meer zu finden oder mit dem Versuch der Filmfigur, den Schauspieler zu entdecken.
Wäre nur eine dieser »Vorstellungen« kein Phantasiegebilde, sondern wahr, hätten wir eine ausgezeichnete Idee. Stelle dir bitte diese einfache Frage: »Wenn ich Schmerz empfinde, wäre es dann nicht einen Versuch wert, meine Sichtweise zu ändern?«
Es gibt wohl zwei grundlegend verschiedene Vorgehensweisen, die Sichtweise und damit das Erleben der Welt zu ändern: Die erste besteht darin, die Natur des Geistes zu verstehen. Sie bedient sich des Denkens, des Glaubens und des Lernens. Konzepte spielen dabei als Bezugsrahmen eine mitunter bedeutende Rolle (»Konzeptweg«). Bei der zweiten handelt es sich um die Hinwendung zur direkten Erfahrung, was hier und jetzt »wirklich« da ist – jenseits des Verstandes und seiner Überzeugungen (»Erfahrungsweg«).
Beide Vorgehensweisen haben für sich betrachtet Grenzen. Es kann beispielsweise passieren, dass Konzepte ein Eigenleben entwickeln und das Bemerken nützlicher »Wegweiser« verhindern, die über das Konzept hinausreichen. Konzepte an sich sind jedoch keine unmittelbaren Erfahrungen und führen daher nicht zu notwendigen Transformationen.
Tiefgreifende »positive« Erfahrungen ohne »Unterbau« wiederum können zu einer Sackgasse werden, da sie den brennenden Wunsch hervorrufen, sie zu wiederholen oder permanent zu machen. Da es keine »Leitplanke« und keinen Wegweiser gibt, kann dieser Wunsch dich aufhalten: Du merkst nicht, wenn dein eingeschlagener Weg ein Holzweg ist.
Wir sprachen oben von »Transformation« und bezeichnen damit einen andauernden Wechsel in der Wahrnehmung und im Erleben, der weit über spezifische positive oder gar spirituelle Erfahrungen hinausgeht. Die Welt verändert sich dabei nicht. Aber es ist alles anders geworden!
Wir bevorzugen einen Mittelweg aus Rahmenkonzept und »Techniken«, die Erfahrungen ermöglichen. Das scheint nach bisherigen Erkenntnissen das effizienteste und zielführendste Vorgehen zu sein. Damit entgehst du einerseits den Fallen des Konzeptweges als auch den Defiziten des Erfahrungsweges. Der konzeptionelle Rahmen soll uns als Leitplanke dienen, als Gehhilfe, ohne zu vergessen, dass wir sie eines schönen Tages weglegen müssen. Denn es gibt kein »universelles« oder »wahres« Konzept, aber eine universelle Erfahrung. Wenn es aber um Erfahrung geht, bedarf es der Praxis.
Könntest du das Lesen kurz unterbrechen und dir eine Minute Zeit nehmen, um einen Blick auf die Dinge zu werfen, die dich umgeben? Vielleicht ist da ein Bild an der Wand. Oder da ist eine Blume. Oder siehst du eine Uhr? Neben diesen Bildern hörst du möglicherweise auch Geräusche. Musik? Oder es ist so still, dass du deinen eigenen Atem hörst?
Kannst du mir zustimmen, dass du verschiedene »Dinge« wahrnimmst, seien es Bilder, seien es Geräusche? Gerade bei den Geräuschen: Verändern sie sich oder kommen und gehen sie? Könnte man sagen: Du nimmst Veränderungen wahr, Anfänge und Enden, genau abgegrenzte »Dinge«, die sich unterscheiden? Und stimmst du mir auch zu, wenn ich sage, dass du jedes der gesehenen »Bilder« und jedes »Geräusch« identifizieren, mit einem Namen benennen oder mit einer Bedeutung belegen kannst? Dann sind wir jetzt an der Stelle, an die ich gemeinsam mit dir gehen wollte.
Es ging mir um die bewusste Hinwendung deiner Aufmerksamkeit auf einen klitzekleinen Ausschnitt deiner Welt. Dieser Ausschnitt genügt, denn nichts in deiner Welt ist von anderer »Qualität«: Sie beruht auf Deutungen, nicht auf Tatsachen. Alles in dieser Welt ist erlernt. Alle deine Deutungen sind das Ergebnis gewaltiger, unglaublicher und äußerst hartnäckiger Lernanstrengungen. Die wurden unermüdlich so lange wiederholt und mit immer neuen Gesichtspunkten auf sich genommen, bis sie das Offensichtliche wirkungsvoll verschleierten.
Das Resultat des Lernens ist Wahrnehmung. Ich nehme »wahr«. Nun ja, nicht ganz. Denn die »Wahr-Nehmung« ist nicht nur das Resultat des Lernens, sondern das Lernen selbst. Ursache und Wirkung sind niemals getrennt – außer durch Zeit. Also durch eine Riesenillusion, einen Taschenspielertrick, wie die Zeit in »Ein Kurs in Wundern« auch genannt wird.
Erinnere dich: Die Kernaussage lautete, dass durch unser intensives Lernen »das Offensichtliche verschleiert« wird. Was ist offensichtlich? Die Wirklichkeit. Oder schreiben wir es in KAPITÄLCHEN: die WIRKLICHKEIT. Damit drücken wir aus, dass sie kein Gegenteil haben kann, denn sonst gäbe es ganz real »Etwas«, das unwirklich wäre – ein Widerspruch in sich. Die WIRKLICHKEIT kann daher nur unveränderlich, ewig und unzweideutig sein. »Unzweideutig« heißt, sie unterliegt keiner Deutung. Sie ist offensichtlich. Sie kann unerkannt sein, aber sie kann nicht verändert werden.
Aus den erlernten Wahrnehmungen entsteht ein komplettes, in sich geschlossenes, plausibles und folgerichtiges Denksystem: Zweifellos glaubst du an die Welt der Dinge, ihre Gesetze und ihre Einflüsse auf dich. Du lebst ja hier – sagst du. Aber das ist der Punkt: Alles das, was du als »Welt« bezeichnest und erlebst, hast du mit enormem Aufwand erlernt. Natürlich bist nicht »du« gemeint, dein Selbstkonzept, mit dem du dich identifizierst. Denn das bist du nicht. Es ist nur ein Konzept, ein gedankliches Konstrukt, eine Illusion – und nicht dieWIRKLICHKEIT.
Welche Rolle spielt eigentlich Gott in diesem »Rahmenkonzept«? Schließlich wohnen wir im christlichen Abendland (die Autoren zumindest).
Als Schöpfer der Welt spielt er keine Rolle. Weil eine Welt der Zeit, des Raumes, der Gegensätze, der Anfänge und der Enden, des Wechsels und der Veränderung keine QUELLE haben kann, die einfach existent, unveränderlich und ohne Gegenteil ist und in der weder Anfänge noch Enden möglich sind. Die angesprochene Lernfähigkeit ist daher auch keine Eigenschaft der WIRKLICHKEIT oder der QUELLE. Die QUELLE ist. SIE erkennt und nimmt nicht wahr. Erkenntnis braucht weder Wahrnehmung noch Bewusstsein. Wahrnehmung verhindert Erkenntnis.
Um es vorwegzunehmen: Es geht hier nicht um die Notwendigkeit, an Gott zu glauben. Ein Konzept, das Glauben postuliert, macht Unglauben möglich. Gott kann nur erkannt werden. Daher verwenden wir nun auch für GOTT Kapitälchen, um klarzumachen, dass wir nicht den traditionellen christlichen Gott meinen. Auch GOTT hat kein Gegenteil, daher gibt es keine wirkliche Alternative zur Erkenntnis. Damit ist nicht gemeint, dass du den Glauben an Gott als sinnfrei verwerfen sollst – im Gegenteil.Es heißt nur, dass der Glaube als Konzept einer unabdingbaren Notwendigkeit nicht sinnvoll ist. GOTT ist, Worte können das nicht erfassen.
Bisher fehlt in unserem Rahmenkonzept noch ein klitzekleines, aber wesentliches Detail: die SCHÖPFUNG. Dieser Begriff, dieses Symbol, ist in unserem Konzept ein »Pointer«, ein Hinweis, auf das »Wahre ohne Gegenteil«. Fangen wir mal vorsichtig an: Mit der EINEN SCHÖPFUNG bist du als Leser und sind wir als Autoren sowie die paar Milliarden anderen Mitglieder der Gattung Homo sapiens gemeint. Aber das ist noch nicht einmal die Spitze des Eisbergs. Hinzu kommen alle anderen Lebewesen, die nicht in den paar aufgezählten Milliarden enthalten sind. Nun wird’s etwas schwindelerregender: Wir meinen auch alle Lebewesen, die bereits gelebt haben und die noch »kommen werden«. Und nicht vergessen: Das Universum besteht nicht nur aus einer einsamen blaugrünen Kugel irgendwo in einem vergessenen Seitenarm der Milchstraße ...
Vorsicht: Das ist »nur« die »weltliche« Interpretation dessen, was wir als SCHÖPFUNG bezeichnen, um es »anfassbar« zu machen! Die EINE SCHÖPFUNG hat nicht wirklich etwas mit den getrennten Figuren zu tun, die du irrtümlich als eigenständige Lebewesen wahrnimmst.
Um es kurz und schmerzlos zu machen: Als die EINE SCHÖPFUNG bezeichnen wir das, was auf die QUELLE, das ABSOLUTE, das EINE, GOTT zurückgeführt werden kann. Sie ist die »innere Ausdehnung« der QUELLE. Sie ist die einzige Wirkung der QUELLE. Die SCHÖPFUNG ist nicht getrennt von der QUELLE, es gibt keine irgendwie geartete Grenze, wo die QUELLE aufhört und die SCHÖPFUNG beginnt. Man könnte auch vom »Geist an sich« oder neudeutsch vom »Spirit« sprechen.
Es gibt nie auch nur einen Zeitpunkt, an dem die SCHÖPFUNG nicht existiert, weder in Vergangenheit, Gegenwart noch Zukunft. Und auch darüber hinaus existiert sie, denn die Zeit ist nicht ewig: Sie wird verschwinden. Daher hat die SCHÖPFUNG alle Eigenschaften der QUELLE, ist also ihrerseits schöpferisch – aber sie ist nicht die QUELLE. Banal ausgedrückt: Egal, wie »erleuchtet« oder »verwirklicht« ich sein mag – ich bin nicht Gott! Und du leider auch nicht.
Ist dir das viel zu kompliziert? Bitte vergiss nicht: Komplexität kommt nicht von der QUELLE und ist keine Eigenschaft der SCHÖPFUNG. Wir bauen hier lediglich ein Rahmenkonzept als »Leitplanke« auf, da die universelle Einfachheit unverständlich und daher inakzeptabel ist. Alle diese Begriffe sind Symbole, Hinweise oder »Pointer« auf die WIRKLICHKEIT – die sich sämtlichen Begriffen, Gedanken, Gefühlen oder Bildern entzieht. Kein Wort kann GOTT, das EINE oder die WIRKLICHKEIT beschreiben. GOTT hat keinen Namen. Die einzig sinnvolle Frage lautet daher auch hier: Sind diese Worte, Symbole oder Namen hilfreich?
Welche Rolle spielt denn die Welt in diesem ganzen Zauber? In der einen WIRKLICHKEIT ohne Gegenteil taucht eine winzige verrückte Idee1 auf, so lächerlich und wahnhaft, dass es nur eine sinnvolle Reaktion auf diese Idee geben kann: herzhaft zu lachen. Du sagst, Gedanken an Unvollkommenheit, Trennung oder Dualität können in einer vollkommenen und allumfassenden Einheit, die kein Gegenteil haben kann, doch gar nicht vorkommen? Da in ihr keine Gegensätze möglich sind? Da liegst du goldrichtig. Die WIRKLICHKEIT kann tatsächlich kein Gegenteil haben, da sind wir uns einig! Denn ein Gegenteil der WIRKLICHKEIT wäre – unwirklich, also nicht existent. Daher kann es auch keine Wahnidee in der allumfassenden EINHEIT geben. Das bedeutet gleichfalls, dass es weder Zeit in der Ewigkeit noch Raum in der Unendlichkeit geben kann. Es ist in der Tat merkwürdig, dass ganz offensichtlich eine unwirkliche Welt der Illusionen und Träume gemacht werden kann – obwohl der Wille, der aus der EINHEIT kommt und nur EINHEIT wollen kann, unmöglich eine Welt »wollen« kann, die in allen Merkmalen der EINHEIT widerspricht.
Kommen wir also einfach wieder zurück zu den »Tatsachen« und stellen nach diesem geistigen Höhenflug beide Beine zurück auf den Boden. Hier kommt nun die bereits erwähnte Lernfähigkeit ins Spiel. Sie ist ein unabdingbarer Baustein der winzigen verrückten Idee, die wir mal hilfsweise so formulieren: »Was ist das Gegenteil dessen, das alles umschließt?« Wird diese Frage (Idee) ernsthaft erwogen und nicht auf Grund ihrer augenscheinlichen Absurdität mit schallendem Gelächter sofort verworfen, gibt es tatsächlich eine Möglichkeit, die »Antwort« zu finden – indem die Konsequenzen erlernt werden. So wird aus einem lächerlichen Gedanken eine umsetzungsfähige ernsthafte Idee mit »realen«Wirkungen.
Oder wir formulieren es »urknallmäßig«: Wir sind eins mit beständiger, allumfassender, unveränderlicher, zeitloser, glückseliger, freudiger LIEBE und ...
Bumm!
... da ist die Erfahrung des »Gegenteils«: die scheinbare Trennung von der WIRKLICHKEIT, von der LIEBE, von der QUELLE, von GOTT, das Gewahrsein erfüllt von Angst – getrennt, allein, verlassen, ängstlich, ungeliebt zu sein. Und weil wir denken, wir hätten das ganze Desaster tatsächlich verursacht, sind wir von Schuldgefühlen geplagt, dass wir unser Leben durch »unseren Fehler« für alle Ewigkeit ruiniert haben.
Der ganze (scheinbare) Schlamassel kommt nur durch die erste Entscheidung, wahrzunehmen statt zu erkennen. Damit ist die »Erfindung« des Bewusstseins gemeint. Denn in der WIRKLICHKEIT gibt es kein Bewusstsein, da es für die Erkenntnis nicht erforderlich ist. Wir können statt vom Bewusstsein auch von der Entscheidung zu lernen sprechen, d.h. von der Erfindung der Lernfähigkeit–was dasselbe ist.
Dieser »Vorgang« führte zu einer scheinbaren »inneren« Spaltung des Geistes (dem »aktiven« Aspekt der EINEN SCHÖPFUNG) in den Teil, der nach wie vor die WIRKLICHKEIT repräsentiert, und in den Teil, der die Trennung, die Möglichkeit von Gegensätzen, Anfängen und Enden, Subjekt und Objekt, Wahrnehmendem und Wahrgenommenem, Leben und Tod, Liebe und Angst repräsentiert. Letzteren Teil nennen wir das Ego-Denksystem oder kurz: das Ego – nicht zu verwechseln mit dem herkömmlichen Ego-Begriff, der sich ausschließlich auf die individuelle Person bezieht.
Schau dich doch mal um und staune über das scheinbare Ergebnis deiner Lernfähigkeit. Du nimmst ein ganzes Universum aus Raum und Zeit wahr, bevölkert von einer Unzahl unabhängiger und voneinander getrennter Lebewesen, wirkungsvoll zusammen- und aufrechterhalten vomKitt der Schuld und der Angst. Mit ihr – der Angst – hast du das perfekte Mittel erfunden, um GOTT zu vergessen. Und mit der Angst kam auch der Schmerz in deine Welt.
1 Vgl. Kurs 2019, Textbuch, Kapitel 27, Abschnitt VIII, Absatz 6
»Schmerz ist ein Fall von falsch verstandener Identität!«