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Claudia Kleinert

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  • Herausgeber: Ariston
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2016
Beschreibung

Eine Frau, die begeistert. Ein Buch, das überzeugt.

Claudia Kleinert, Deutschlands prominenteste Wettermoderatorin, wird von vielen wegen ihrer natürlichen Ausstrahlung bewundert. Doch niemand weiß, wie hart sie an sich gearbeitet hat, um mit so viel Selbstsicherheit auf nahezu jede Situation souverän reagieren zu können. »Das ist mir nicht in die Wiege gelegt worden«, erzählt die Autorin. Auch sie hatte Schicksalsschläge zu bewältigen und weiß, wie viel Kraft es kostet, sein Leben und seine Grenzen anzunehmen und einen Weg für sich zu finden. Claudia Kleinerts großer Erfolg ist in kleinen Schritten entstanden, bis sie wusste, was ihre wahre Persönlichkeit ausmacht.

Ein Buch voller Impulse und konkreter Fallbeispiele aus Claudia Kleinerts Leben, mit vielen Ideen und Möglichkeiten, sein Charisma zu verbessern. Jeder kann seine Wirkung auf andere Menschen steigern!

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Seitenzahl: 298

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Mit Charisma und persönlicher Wirkung Menschen begeistern

Marilyn Monroe, Lady Di und Steve Jobs hatten es; George Clooney, Barack Obama oder der Dalai Lama haben es – und jeder kennt aus seinem privaten oder beruflichen Umfeld jemanden, der darüber verfügt: Charisma. Gemeint sind Menschen, die eine besondere Ausstrahlung und Wirkung auf andere haben. Menschen, die einen Raum erhellen, wenn sie ihn betreten, die allein durch ihre Präsenz in Erinnerung bleiben und es schaffen, uns voll und ganz für sich einzunehmen.

Auch Claudia Kleinert, Deutschlands prominenteste Wettermoderatorin, wird von vielen wegen ihrer Ausstrahlung bewundert. Doch die, sagt sie, sei ihr keineswegs in die Wiege gelegt worden. Ist Charisma also nicht angeboren? Kann man Charisma lernen? Und was ist Charisma, diese besondere Wirkung auf andere Menschen, eigentlich genau?

Claudia Kleinerts Charisma-Formel umfasst alle Bereiche, die an der Ausstrahlung und Wirkung eines Menschen beteiligt sind: Sprache, Gestik, Mimik, Stimme, Stimmlage und die Art und Weise, wie kommuniziert wird: Und damit Charisma überhaupt bemerkt wird, bedarf es immer eines Gegenübers. Es kann nur in einem Kommunikationsprozess entstehen. Anhand zahlreicher Beispiele aus ihrem Leben und mit einer Fülle von Ideen und Impulsen vermittelt Claudia Kleinert ein überzeugendes Konzept, mit dem jeder sein Charisma verbessern kann. Und »Erfolg«, sagt Claudia Kleinert, »ist da ein ganz selbstverständliches Nebenprodukt«.

Die Autorin

Claudia Kleinert moderiert seit 15 Jahren Sendungen fürs Fernsehen, unter anderem zahlreiche Wettersendungen. Genauso lange moderiert die gelernte Bankkauffrau und Diplom-Betriebswirtin Veranstaltungen für Wirtschafts- und Finanzunternehmen, von Galas über Preisverleihungen bis zu Kick-offs. Ergebnisorientiert und unterhaltsam führt sie durch Mitarbeiterschulungen, Führungskräfte-Trainings und Diskussionsrunden. Zudem ist Claudia Kleinert ein gefragter Coach für Persönlichkeitsentwicklung sowie Key-Note-Speakerin zu den Themen »Klimawandel« und »Kommunikations- und Wirkungstraining«.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Die Verlagsgruppe Random House weist ausdrücklich darauf hin, dass im Text enthaltene externe Links vom Verlag nur bis zum Zeitpunkt der Buchveröffentlichung eingesehen werden konnten. Auf spätere Veränderungen hat der Verlag keinerlei Einfluss. Eine Haftung des Verlags für externe Links ist stets ausgeschlossen.

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.ddb.de abrufbar.

© 2016 Ariston Verlag in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Straße 28, 81673 München

Alle Rechte vorbehalten

Redaktion: Evelyn Boos-Körner

Illustrationen: Stephan Pick, Abb. 1, Abb. 2, Abb. 3, Abb. 4, Abb. 5, Abb. 6; Heinz Augé, Abb. 1, Abb. 2, Abb. 3, Abb. 4, Abb. 5, Abb. 6, Abb. 7, Abb. 8, Abb. 9

Umschlaggestaltung: Eisele Grafik-Design, München

unter Verwendung einzelner Fotos von Heinz Augé

Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering

ISBN: 978-3-641-19289-1V001

Für meine wunderbaren Eltern, die mir die Anlagen zu einer charismatischen Persönlichkeit mitgegeben haben.

Und für meinen Bruder Stephan, der mir jeden Tag zeigt, dass Charisma ganz viel mit einer positiven Einstellung zum Leben und mit Empathie zu tun hat.

Inhalt

Vorwort

1 Was ist Charisma eigentlich?

2 Brauche ich Charisma überhaupt?

3 Was Charisma auszeichnet

4 Meine Charisma-Formel

Die vier Elemente der charismatischen Kommunikation

Wirkung ist alles

5 Ich bin immer Feuer und Flamme

Meine Glut ist Intuition

Ich muss immer für etwas brennen: innere Überzeugung und Glaubenssätze

Mich für andere erwärmen: Emotionen und Empathie

Bei mir bleibt die Flamme fest im Blick: Fokussierung

6 Immer schön auf der Erde bleiben

Vom Flamingo in der Wüste: Erscheinung

Der Griff nach den Sternen: Gestik

Das Spiel mit der Oberfläche: Mimik

Statt Kätzchen lieber Löwe: Präsenz

7 Worte, die mehr als heiße Luft sind

Wie ich dem Gesagten Leben einhauche: Bildhaftigkeit

Nur keine Töne spucken: Aussprache und Betonung

Darum erobere ich Herzen im Sturm: durch Stimme mehr Stimmung

Ich liebe die frische Brise: Wortschatz

8 Warum ich nicht gerne im Trüben fische

Wenn ich segle, dann auf Kurs: Zielorientierung

Von der Quelle bis zur Mündung: Strukturiertheit

Mein Tauchgang auf den Grund: Analytik

Aus Wasser mache ich H2O: Sachlichkeit

9 Ich bleibe immer ich selbst

10 Lampenfieber

Nachwort

Danke

Quellenverzeichnis

Vorwort

In fast jedem Interview werde ich zumindest einmal gefragt, ob mein beruflicher Erfolg nicht auch vor allem meinem Aussehen zu verdanken ist. »Groß, blonde lange Haare, ein hübsches Gesicht…, da gehen doch gleich viel mehr Türen auf, als wenn Sie nicht so attraktiv wären. Das ist doch ein Geschenk, wenn einem so etwas in die Wiege gelegt wird.«

»In die Wiege gelegt«, das hieße ja, ich war schon immer so, wie ich jetzt bin, und grundsätzlich bereits durch mein Aussehen privilegiert. Selbst heute noch muss ich bei einer solchen Frage erst einmal nachdenken, bevor ich mich dazu äußere. Was ist denn attraktiv, also anziehend? Liegt »gut aussehen« nicht ganz erheblich im Auge des Betrachters? Nicht jeder findet den Typ Frau, den ich verkörpere, unbedingt attraktiv. Und: Ist es gutes Aussehen, das Türen öffnet, oder nicht vielmehr das Gesamtpaket an Ausstrahlung und Wirkung?

Sicherlich bin ich aufgrund meiner Erziehung und meiner wunderbaren Eltern ein optimistischer und lebensbejahender Mensch. Oft werde ich auf meine unschlagbar positive Einstellung, selbst in schwierigen Situationen, angesprochen. Das ist sicherlich ein Aspekt, der meine Wirkung auf andere prägt, aber natürlich kommt man mit Optimismus und einem strahlenden Lächeln allein trotzdem nicht allzu weit. Attraktivität genügt höchstens, um den ersten Schritt in Richtung Ausstrahlung und Wirkung zu gehen, für die nächsten Kilometer aber braucht es weitaus mehr. Ich kenne viele schöne Menschen, hübsche Frauen und gut aussehende Männer. Aber die finde ich bei Weitem nicht alle attraktiv, genau genommen sogar nur einen kleinen Prozentsatz davon. Andererseits gibt es eine ganze Reihe von Menschen, die vielleicht auf den ersten Blick nicht unbedingt gut aussehend oder im herkömmlichen Sinn hübsch sind, die ich aber extrem anziehend oder interessant finde. Menschen, die ich bewundere und die eine ganz besondere Wirkung auf mich ausüben, denen ich gerne zuhöre, die mich begeistern und auch mitreißen. Also ist es vielleicht weniger das Aussehen, das beruflichen Erfolg erleichtert, als die Ausstrahlung? Doch was genau ist Ausstrahlung? Ausstrahlung ist das Gesamtpaket aus einem ganzen Bündel von Einzelaspekten: Wie jemand auf mich wirkt, wie er mich durch das, was er sagt und wie er es sagt, anspricht oder auch in seinen Gedanken mitnimmt, mich begeistert, mich interessiert. Wie er oder sie mich in den Bann zieht, ob ich stundenlang zuhören könnte und das Gesagte sogar hängen bleibt.

Als ich anfing zu moderieren, hatte ich sicherlich schon eine ganz gute Ausstrahlung, aber lange noch nicht die Wirkung und das Auftreten, wie ich es heute besitze und mir in Teilen auch hart erarbeitet habe. Ich konnte damals Sätze geradeaus sprechen und sah ganz gut aus, war aber vor der Kamera sehr steif und traute mich kaum, von den Texten, die ich mir damals in den Teleprompter geschrieben hatte, auch nur einen Millimeter abzuweichen. Das führte zu einem starren Blick in die Kamera, einem bemühten Lächeln und reiner Informationsvermittlung ohne allzu viele Emotionen. Damals habe ich für den WDR die Programmvorschauen moderiert, war also die klassische, heute völlig ausgestorbene Ansagerin. Sprechübungen hatte ich hinter mir, Texte konnte ich gut vorlesen, und betont habe ich einwandfrei. Aber dem Ganzen auch eine Ausstrahlung zu geben, die über ein Lächeln hinausging, das fiel mir unheimlich schwer, ohne dass es mir zu dieser Zeit bewusst war. Zur Übung habe ich mich dann vor eine Wand gestellt, auf die ein Zettel mit einem Smiley geklebt war. Diese Übung hatte mir meine Sprechlehrerin als besonders wirkungsvoll empfohlen: dem Smiley auf der Wand, der die tote schwarze Kameralinse darstellt, lustige, traurige, spannende Geschichten zu erzählen und mir dabei vorzustellen, es sei ein wirklicher Mensch. Ich stellte mir dann immer meine Großmutter vor, weil ich sie sehr mochte, bei ihr langsam und deutlich sprechen musste und sie mich immer angelächelt hat, wenn ich ihr etwas erzählt habe. Mit der Zeit merkte ich, dass meine Moderationen mehr Leben bekamen, ich wirklich erzählen und nicht nur vortragen konnte und plötzlich auch mal ganz spontan etwas völlig anderes sagte, als auf meinem Teleprompter stand. Bei Moderationen auf Messen und Veranstaltungen, für die ich damals schon gebucht wurde, fiel mir das freie Sprechen und Spielen mit meinen Texten dagegen überhaupt nicht schwer. Denn da konnte ich Menschen ansehen, bekam über Blicke und Gesten direktes Feedback, Lacher, betroffene Gesichter, ein Schmunzeln je nach Situation. Obwohl ich damals bestimmt noch nicht die Selbstsicherheit hatte, über die ich heute verfüge, schien ich die Menschen davon zu überzeugen, dass ich weiß, wovon ich spreche, und dieses Wissen mit Leidenschaft und Engagement weitergebe. Egal, um welches Thema oder Produkt es ging, ich wollte begeistern. Doch um zu begeistern, reicht gutes Aussehen nicht aus!

Mein größtes Kompliment bekam ich auf einer Veranstaltung, bei der zwei Tage lang von Ingenieuren aus aller Welt eine neue Motorengeneration vorgestellt wurde. Auf Englisch! Ich wusste, dazu brauchte ich Detailwissen, um Diskussionsrunden und Interviews führen zu können. Fünf Tage lang habe ich mich intensiv auf dieses Symposium vorbereitet und mir so viel Hintergrundinformationen über Motoren, deren Funktionsweise, Unterschiede und neueste Entwicklungen wie nur möglich auf Englisch durchgelesen. Meine Moderationsstichpunkte habe ich so lange überarbeitet, bis ich mich perfekt vorbereitet fühlte. Am Ende der Veranstaltung kam eine Ingenieurin aus Indien auf mich zu, beglückwünschte mich zu der tollen Moderation und fragte mich, wo ich Ingenieurwissenschaften studiert hätte. Wow! Drei Tage lang lief ich fünf Zentimeter größer durch die Gegend.

Ist es also nicht das Aussehen, was mich in meinem Beruf so erfolgreich sein lässt, sondern mein Fachwissen? Meine gute Vorbereitung? Nein, das kann es nicht (nur) sein, denn ich erinnere mich gut an meine Zeit an der Uni. Da gab es etliche Professoren, die sicher extrem gut ausgebildet und mit enormen Kenntnissen ausgestattet waren, jedoch mit ihren Vorträgen den Hörsaal zum Einschlafen brachten, obwohl das Thema gar nicht langweilig, sondern im Grunde hochspannend war. Aber die Art, wie sie es vortrugen und uns Studenten näherbringen wollten, war so desinteressiert und emotionslos, dass der Vortrag langweilig rüberkam und sich kaum einer für den Inhalt begeistern konnte. Warum gelingt es manchen Menschen, völlig unabhängig von ihrem Aussehen, ihre Zuhörer mitzureißen, zu begeistern und für ihre Themen zu erwärmen, und anderen überhaupt nicht? Weshalb betreten manche Menschen einen Raum, und die Sonne scheint aufzugehen, während andere gar nicht auffallen und erst nach Stunden ihrer Anwesenheit wahrgenommen werden? Warum gibt es Redner, die erzählen können, was sie wollen, und man hängt an ihren Lippen, und solche, denen man überhaupt nicht zuhört, obwohl sie wirklich wichtige Inhalte zu vermitteln haben?

Aus zwei Gründen beschäftige ich mich intensiv mit den Themen Ausstrahlung und Charisma. Zum einen hinterfrage ich mich immer wieder selbst und arbeite gewissenhaft an meinen Auftritten, zum anderen erhalte ich häufig Anfragen, ob ich nicht andere coachen könne, wie man auf der Büh-ne locker, spontan, mitreißend und witzig wird. Ist besondere Ausstrahlung angeboren? Kann man Charisma lernen? Wenn ja, wie? Und was ist Charisma, diese besondere Wirkung auf andere Menschen, eigentlich genau? Diesen Fragen nachzugehen und vor allem die Erkenntnis, dass man sich Charisma aneignen kann und auch ich das gelernt, verfeinert, verbessert und an meiner Wirkung immer wieder gearbeitet habe, haben mich zum Coaching gebracht. Seit vielen Jahren trainiere ich Führungskräfte, Verkaufsmitarbeiter, ganze Unternehmen, in denen häufig Präsentationen gehalten werden, oder Menschen, die immer mal wieder auf Bühnen auftreten. Dazu gekommen bin ich, weil ich bei Veranstaltungsproben oftmals die Mitwirkenden neben meiner eigenen Moderation auch noch auf ihre Performance vorbereitete. Das ging natürlich nur in sehr eingeschränktem Umfang, da die Zeit meistens begrenzt war und drei bis vier Stunden vor einem Auftritt keine umfangreichen Schulungen möglich und sinnvoll waren. Viele dieser spontan Gecoachten baten mich dann um ein detaillierteres und profunderes Einzelcoaching. Hinzu kamen mit den Jahren auch immer mehr Gruppencoachings, weil ich zunehmend weiterempfohlen wurde. Um meine Professionalität im Bereich der Aus- und Weiterbildung zu verbessern, ließ ich mich vor vielen Jahren bei Andreas Bornhäußer als Coach ausbilden. Er hat die S.C.I.L.-Performance-Strategie entwickelt, ein System zur Optimierung der Präsentationsfähigkeiten von Führungskräften und Mitarbeitern aus Vertrieb und Marketing. Was mich an dieser Methode von Anfang an faszinierte, war die Einzigartigkeit, mit der sie die Außenwirkung von Menschen transpartent macht. Damit liefert sie konkrete Ansätze für hocheffiziente Trainings. Darauf werde ich im vierten Kapitel detailliert und fundiert eingehen. Sowohl in meinen Coachings als auch in diesem Buch beziehe ich mich immer wieder auf Andreas Bornhäußers Erkenntnisse und seine vier Bereiche der für die Wirkung relevanten Faktoren. Seit meiner Ausbildung im S.C.I.L-Institut beschäftige ich mich intensiv mit der Entwicklung von Bühnenpräsenz, Wirkung und Charisma, was mich unter anderem zu diesem Buch geführt hat. Denn auch ich habe Charisma lernen müssen. Manchmal eher intuitiv, ganz oft allerdings sehr bewusst. Und zwar selten mit der Intention, charismatischer zu werden, sondern mit dem Ziel, erfolgreicher in meinem Beruf zu sein. Um besser begeistern, verkaufen, Inhalte vermitteln und Menschen geistig wie emotional mitnehmen zu können, bei dem, was ich jeden Tag tue: Ideen und Inhalte an Zuschauer und Zuhörer zu bringen.

Eine Anmerkung habe ich noch, bevor es losgeht:

Da ich auf sehr viele Veranstaltungsmoderationen, Coachings und Kommunikationssituationen zurückblicken kann und mich diese Erfahrungen auch zu diesem Buch über Wirkung veranlasst haben, lasse ich in den folgenden Kapiteln immer wieder Beispiele und Praxisfälle aus meinem Berufsalltag einfließen. Keine der hier beschriebenen Personen oder Situationen sind natürlich eins zu eins wiedergegeben, es wird sich also niemand, mit dem ich schon einmal zusammengearbeitet habe, hier wiederfinden. Namen, Unternehmen und Personen sind so verändert, dass Ähnlichkeiten rein zufällig sind. Es handelt sich jeweils um lediglich beispielhafte Situationen, die ich so oder so ähnlich erlebt habe.

1

Was ist Charisma eigentlich?

Marylin Monroe, Lady Di, Mildred Scheel und Steve Jobs hatten es, George Clooney, Melinda Gates, Helene Fischer oder der Dalai Lama haben es, und jeder kennt einen der Öffentlichkeit unbekannten Menschen, der darüber verfügt: Charisma. Denn wenn wir von Menschen sprechen, die eine ganz besondere Ausstrahlung und Wirkung haben, fällt oft der Begriff »Charismatiker«. Menschen, die den Raum erhellen, die es schaffen, uns voll und ganz für sich einzunehmen, solche, die eine so unglaubliche Präsenz ausstrahlen, dass sie allein damit in Erinnerung bleiben. Diese Personen beeindrucken uns während einer Unterhaltung oder eines Vortrags so, dass wir ihnen förmlich an den Lippen hängen. Wir folgen deren Ideen, würden ihnen sofort alles abkaufen, egal, ob es sich um eine Idee oder ein Produkt handelt. Diese Persönlichkeiten erobern unser Herz im Sturm nicht oder nicht nur, weil sie äußerlich attraktiv sind, sondern weil uns diese Menschen ein gutes Gefühl geben und uns mitreißen. Wir vertrauen ihnen, obwohl wir vielleicht gar nicht einmal erklären können, warum die Atmosphäre, die diese Person erzeugt, sich so gut anfühlt. Sie merken, das sind eine ganze Menge Adjektive und Beschreibungen, aber noch keine konkreten Definitionen in zwei, drei Sätzen.

Gibt es die denn überhaupt?

In der Literatur findet man zahlreiche Abhandlungen, Beschreibungen und Definitionen, was Menschen mit Charisma auszeichnet. Beispielsweise, dass Charisma eine Frage des inneren Feuers sei. Das sagt also etwas darüber aus, was ein Charismatiker im Gegensatz zu anderen Menschen besitzt: Feuer. Und was man beim einen spürt, beim anderen nicht.

Für die bezaubernde Sophia Loren ist Charisma »der unsichtbare Teil der Schönheit, ohne den niemand wirklich schön sein kann«.

Andere wiederum sprechen von der nonverbalen Kompetenz, von der Fähigkeit mit dem Körper zu sprechen. »Nur 10 Prozent von dem, was wir sagen, wird über die Sprache vermittelt. Der Rest ist nonverbal: Gesten, Mimik, Körperhaltung«, sagt der Psychotherapeut und Kommunikationsexperte Ulrich Sollmann. Vielleicht meint das auch Sokrates, wenn er sagt: »Rede mit mir, damit ich dich sehen kann.« Kann man jemanden besser »sehen«, wenn man seine Stimme hört? Sind hier Mimik und Gestik beim Sprechen mit einbezogen? Oder ist allein schon die Stimme vielleicht das Geheimnis für eine besondere Ausstrahlung? Könnte sogar sein, denn um sich ihrer Bedeutung klar zu werden, müssen wir nur mal zusammen einen Blick auf das Wort »Person« werfen. Dieser Begriff leitet sich vom lateinischen Verb personareab, was übersetzt durchtönen oder erklingen bedeutet. Die Stimme stellt somit einen wichtigen Ausdruck der Persönlichkeit dar.Aber das ist ja sicher nicht alles, was Charisma ausmacht.

Die Rhetorikerin und Buchautorin Gloria Beck stellt die These auf, dass man einen Menschen charismatisch findet, der anders ist als man selbst, und zwar genauso, wie man selbst gern wäre. Aha. Das würde heißen, dass ich mich selbst nie als charismatisch empfinde und auch niemanden, der so ähnlich ist wie ich selbst.

Der Philosoph Friedrich Nietzsche erklärte: »Ein jeder trägt eine produktive Einzigkeit in sich, als den Kern seines Wesens, und wenn er sich dieser Einzigartigkeit bewusst wird, erscheint um ihn ein fremdartiger Glanz, der des Ungewöhnlichen.« Aber ist ungewöhnlich gleich charismatisch? Und ist jemand, der gewöhnlich, also wie alle anderen ist, damit automatisch nicht charismatisch?

Sie merken schon, es ist alles andere als einfach, eine simple und eindeutige sowie allgemeingültige Definition für Charisma zu finden. So ging es mir auch, als ich mit Freunden und Familie dieses Thema diskutiert habe. Jeder hatte eine andere Definition, wer denn nun warum charismatisch ist oder auch nicht, worin sich Charisma ausdrückt oder woran man es festmachen kann.

Vielleicht funktioniert es, wenn man sich auf den Begriff an sich konzentriert. Das Wort »Charisma« stammt ursprünglich aus dem Griechischen und wurde abgeleitet von Charis, der Göttin der Anmut und der Liebe. Es bedeutet so viel wie »Gnadengabe« oder »etwas von Gott Geschenktes«. Das würde bedeuten, dass Charisma ein Geschenk ist, das man von Natur aus hat oder eben nicht. Eine ziemlich frustrierende Aussicht für all diejenigen unter uns, denen das Gottesgeschenk nicht gleich mit in die Wiege gelegt wurde. Das hieße auch, dass wir das Buch an dieser Stelle zuklappen und uns auf der Tatsache ausruhen könnten, dass wir beim Verteilen der Gottesgeschenke nicht laut genug »hier« geschrien haben und der Zug jetzt eben abgefahren ist. Stopp – warten Sie noch kurz. An dieser Stelle möchte ich heftig protestieren. Vielleicht weiß der eine besser seine natürlichen Fähigkeiten einzusetzen als andere. So wie manche Menschen von Geburt an musikalischer sind oder sportlicher. Deshalb haben aber diejenigen unter uns, die nicht gleich als zweiter Mozart oder als neue Angelique Kerber geboren wurden, keinesfalls die Chance auf ein sportliches oder musikalisches Leben vertan. Genauso verhält es sich mit dem Charisma. Auch wenn die Umstände unseres Aufwachsens und unsere Erfahrungen mit den Eltern, in der Schule, im weiteren Leben und im Umgang mit anderen Menschen bei uns allen unterschiedlich sind: Sämtliche Anlagen zu einem charismatischen Menschen sind uns qua Geburt mitgegeben.

Über Steve Jobs kann man lesen, dass er als ein schüchterner und zurückhaltender Nerd seine Karriere begann, beseelt von seinen Ideen und Produkten. Durch Übung, minutiöse Planung seiner Auftritte und Vorbereitung seiner Verkaufsgespräche entwickelte er sich über die Jahre zu einem mitreißenden und beeindruckenden Geschäftsmann, der es wunderbar verstand zu präsentieren und sich selbst zu inszenieren. Er hat es gelernt, seine Entwicklungspotenziale genutzt und geübt. Für eine solche Entwicklung gibt es viele Beispiele sowohl von Menschen, die erst im hohen Alter diese besondere Ausstrahlung erlangt haben, als auch von anderen, die bereits in früher Jugend vom schüchternen Mauerblümchen zum strahlenden Blumenstrauß geworden sind.

In uns grundsätzlich angelegte Fähigkeiten sind eine Sache – diese auch einzusetzen, weiterzuentwickeln und immer wieder daran zu arbeiten, ist die andere. Wie bereits erwähnt, hatte ich bestimmt schon zu Beginn meiner Moderationstätigkeit ein ganz hübsches Gesicht und eine gewisse Ausstrahlung. Aber es sind Welten, die hinsichtlich meiner Wirkung zwischen damals und heute liegen. Dafür habe ich aber auch einiges tun müssen. Um kompetenter zu wirken, feilte ich an meiner Artikulation und meinem Wortschatz. Ich nahm Sprechunterricht und las viel. Je nach Thema einer Veranstaltung recherchierte ich Begriffe, um mich sachkundig, klar und verständlich in der Sprache meiner Kunden ausdrücken zu können.

Mehr Gelassenheit und Spontaneität habe ich mir dagegen eher unbewusst angeeignet, nicht um meine Wirkung oder Kompetenz zu verbessern, sondern um mit Stress besser umgehen zu können. Gelernt habe ich auch, weniger perfektionistisch an Dinge heranzugehen. Fehler sind keine Schande, sondern lassen mich nahbarer werden. Obwohl ich nie möglichst fehlerfrei moderieren wollte, um unnahbar zu wirken, ist dieser Eindruck wohl das ein oder andere Mal entstanden, ohne dass ich mir dessen bewusst war.

Ich hoffe, aufgrund meiner Erfahrungen und der vieler weiterer Persönlichkeiten, die ihre Wirkung bewusst entwickelt haben, ist die Definition »von Gott gegeben und nicht beeinflussbar« widerlegt.

Was genau diese besondere Wirkung aber ausmacht, ist immer noch nicht klar definiert. Vielleicht kann uns ja der Soziologe Max Weber weiterhelfen. Er unterscheidet nämlich drei Arten von Charisma, zu denen unter anderem die charismatische Herrschaft gehört. Anfang des 20. Jahrhunderts formulierte er eine spezielle Theorie der Herrschaftsausübung, den charismatischen Führungsstil. Er beruht in erster Linie auf den persönlichen Qualitäten des Herrschers und auf dessen Anziehungskraft – seinem Charisma. »Personales Charisma ist die außeralltägliche Erscheinungsform eines Menschen, die diesen Menschen (…) auf außergewöhnliche Art und Weise befähigt, Nachfolge zu produzieren, manchmal wider besseren Wissens der Nachfolgenden.« Übersetzt auf die heutige Zeit bedeutet es, dass Menschen, die über diese besondere Ausstrahlung verfügen, mit den richtigen und entscheidenden Führungsqualitäten aufwarten können. Unabhängig davon, ob es vielleicht zu unserem eigenen Verderben ist, folgen wir ihnen. Selbst unsere jüngste Geschichte scheint das ja zu bestätigen. Aber auch hier wird nur ein kleiner Teil beziehungsweise nur die Auswirkung von Charisma abgebildet. Worauf diese außergewöhnliche (oder wie hier außeralltägliche) Erscheinungsform fußt und auf was sie sich bezieht, bleibt offen. WAS ist denn an dieser Erscheinung so außergewöhnlich?

Im Hinblick auf Politiker stellt sich die Frage: Wer ist uns in besonderer Erinnerung geblieben? Das sind Persönlichkeiten wie Martin Luther King, dessen legendäre Rede »I have a dream« 1963 in Washington als eine der fesselndsten Ansprachen in die Geschichte einging. Oder John F. Kennedy, dessen Auftritt in West-Berlin mit seinem Ausruf »Ich bin ein Berliner« unvergessen bleibt. Aber natürlich auch bei Helmut Schmidt, Willy Brandt, Franklin D. Roosevelt oder Barack Obama findet man das gewisse Etwas, das sie zu mehr als nur irgendeinem beliebigen Politiker macht. Sie alle vereint ihre unglaubliche Präsenz und ihre Aura. Was sie gesagt, wie sie es gesagt haben. Wer Charisma hat, dem hören die Menschen zu und folgen ihm. Ein wenig charismatischer Mensch hingegen wird es schwerer haben, andere mitzureißen und von den eigenen Ideen zu überzeugen.

Der US-Führungsexperte Robert J. House beschäftigte sich intensiv mit der Ausstrahlung von einunddreißig US-amerikanischen Präsidenten und untersuchte den Zusammenhang zwischen ihrer Strahlkraft und ihren messbaren politischen Leistungen. Das Ergebnis war verblüffend: Je charismatischer der Amtsantritt des Präsidenten war, desto größer war später sein Erfolg. Aber auch diese Studie zeigt nur, was Charisma bewirkt, keine Spur von: »Was ist es denn nun, das andere so einnimmt und begeistert. Was macht diese Menschen so charismatisch?«

Da hilft uns der US-Psychologe Ronald Riggio vom Kravis Leadership Institute am Claremont McKenna College. Er hat versucht, mit einem Testbogen die Faktoren für eine charismatische Persönlichkeit herauszufinden. Bei seinen Untersuchungen kam er zu dem Schluss, dass viele komplexe Verhaltensweisen zu Charisma führen. Sein Fazit lautet: »Menschen mit Charisma sind vor allem brillante Kommunikatoren.« Als einer der wenigen Forscher, die sich diese mystische Qualität eingehend angesehen haben, erklärt er das genauer. Riggio behauptet, dass Charisma aus einer Mischung von Expressivität und Sensibilität, Disziplin, Eloquenz, Weitblick und Selbstvertrauen besteht. Diese Mischung muss aber auch vom Gegenüber so empfunden werden. Denn was nutzt es, wenn man all diese Eigenschaften in sich vereint, sie aber bei demjenigen, mit dem man kommuniziert, gar nicht ankommen? Zur Kommunikation werden ja immer zwei Menschen benötigt: ein Sender und ein Empfänger. Charisma kann also nur in der zwischenmenschlichen Begegnung entstehen. Charisma kann nur entstehen, wenn wir kommunizieren. Entscheidend ist jedoch, wie wir kommunizieren, damit sich Charisma entfaltet. Jetzt fehlt nur noch, dass Sender und Empfänger in der Kommunikation auf einem Kanal funken, das heißt, dass das, was der eine ausstrahlt auch beim anderen die erwünschte Wirkung erzielt.

Die Zeitschrift Focus hat tausend deutschen Testpersonen zwanzig Prominente vorgeführt und einschätzen lassen, wen sie für charismatisch halten und wen nicht. Obwohl viele Meinungen übereinstimmten, sorgten einige Ergebnisse auch für Überraschungen. Dies waren beispielsweise der zweite Rang für den ehemaligen südafrikanischen Staatschef Nelson Mandela, die relativ hohen Werte für Bill Clinton, Roman Herzog und Marcel Reich-Ranicki, Steffis Sieg über Boris und der schlechte Wert für Papst Johannes Paul II. Warum sind wir da nicht alle einer Meinung? Müsste ein charismatischer Mensch nicht von jedem auch als solcher empfunden werden? Der Münchner Sozialpsychologe Felix Brodbeck erklärt dieses Phänomen mit der Sender-Empfänger-Hypothese. Charisma wird nur dann als solches empfunden, wenn sich die Vorstellungen, die der »Empfänger« von Charisma hat, mit dem vom »Sender« angebotenen Charisma weitgehend überschneiden. Es ist keineswegs immer der Fall, dass beide Aspekte deckungsgleich sind. Es gibt allerdings Eigenschaften, die wir alle als besonders angenehm oder beeindruckend in der Wirkung empfinden. So wird in der Kommunikation das Fehlen von Emotionalität, Empathie, deutlicher und klarer Sprache, Mimik, Gestik oder Präsenz eines Menschen als wenig charismatisch bewertet. Das Vorhandensein dieser Eigenschaften steigert dagegen die Wirkung und den nachhaltigen Eindruck einer Person.

Das bestätigten mir auch die zahlreichen und intensiven Gespräche, die ich in Vorbereitung auf dieses Buch geführt habe. Mir sind sehr viele verschiedene Definitionen von Charisma genannt und erklärt worden. Die oben aufgeführten Elemente der Kommunikation wurden dabei immer erwähnt und als wirkungsvoll bestätigt. Aber es gab auch heftige Diskussionen und Diskrepanzen, denn diese ganz gewisse, in alle Richtungen leuchtende Ausstrahlung, die Charisma ausmacht, empfinden nicht alle Menschen gleich. Es gibt sowohl Persönlichkeiten, bei denen sich die Geister scheiden, als auch solche, bei denen sich ganz viele Befragte über die charismatische Erscheinung einig sind.

Vielleicht schaffen es wahre Charismatiker einfach, sich auf die Wellenlänge ihres jeweiligen Gegenübers einzustellen und damit viele unterschiedlich denkende und fühlende Personen gleichermaßen abzuholen. Deshalb gelingt es ihnen, so zu wirken, wie sie es wünschen und beabsichtigen.

Sie sehen: Es gibt viele Ansätze und Versuche der Erklärung und Definition von Charisma, die aber meiner Meinung nach oft nur Teilaspekte abbilden. Für das, was ich Ihnen in den nächsten Kapiteln näherbringen möchte, lege ich daher zunächst dar, wie ich ganz persönlich Charisma definiere und was für mich aufgrund meiner Erfahrungen einen wirklich beeindruckend wirkungsstarken Menschen ausmacht.

Das ist zum einen die außergewöhnliche und im eigenen Sinne des Wortes »bemerkens-werte« Art zu kommunizieren. Aber was macht Kommunikation wert, bemerkt zu werden und als außergewöhnlich zu gelten? Da sind zum einen die Worte, die durch Gestik unterstrichen und mit entsprechender Mimik betont werden. Außerdem sind die Stimme und die Stimmlage entscheidend, ebenso wie die Art und Weise, in der Gesprächspartner oder Publikum gefesselt und abgeholt werden. Dies gelingt mit Bildern, die Tempiwechsel, Fantasie und Struktur in dem, was erzählt wird vereinen. Charismatisch ist also jemand dann, wenn er mit sämtlichen Fähigkeiten und Facetten seiner Persönlichkeit sowie einem umfangreichen Wortschatz und bildhafter Darstellung gezielt und für sich einnehmend kommuniziert. Dann ist es eine Persönlichkeit, die Dinge so vermittelt, dass man sie versteht und sie sich merken kann. Ein solcher Mensch überzeugt durch seine Wirkung, unabhängig davon, ob er blond,schwarzhaarig oder glatzköpfig, dick oder dünn ist. Dieser Vortragende ist präsent und bewegt, ja berührt seine Zuhörer durch das, was er sagt und wie er das sagt. So erreicht er seine Zuhörer dort, wo sie gerade gedanklich beziehungsweise emotional stehen. Er gewinnt das Vertrauen und die Sympathie seiner Zuhörer, auch durch ein Lächeln an den richtigen Stellen und Ernsthaftigkeit, wo nötig. Eine derartige Persönlichkeit steht mit beiden Beinen im Leben und wirkt selbstbewusst, aber nicht arrogant. Ihre Mitmenschen trauen ihr zu, das Richtige am richtigen Ort und zur richtigen Zeit zu tun. Mit dem Begriff »er« möchte ich bitte sowohl männliche als auch weibliche Persönlichkeiten eingeschlossen wissen, denn so ist es gemeint. Wenn ich im Verlauf dieses Buches »er« (statt sie/er, weiblich/männlich) benutze, dann meine ich damit: er, der Mensch. Und wenn ich lediglich »sie« verwende, dann bezieht sich das jeweils auf sie: die Persönlichkeit.

Eine charismatische Persönlichkeit, wie ich sie definiere, gewinnt im Laufe ihres Lebens immer mehr an Wirkung und Ausstrahlung, insbesondere wenn sie sich regelmäßig hinterfragt und an sich und ihrer Wirkung arbeitet. Ich bin absolut sicher, dass auch aus Ihnen ein Mensch mit einer außergewöhnlichen Wirkung und Ausstrahlung werden kann. Vielleicht sind Sie es schon, aber wissen nur nicht, wie Sie diese Wirkung einsetzen und umsetzen müssen. Ich möchte Ihnen dazu verhelfen, das Maximum aus Ihrer Person herauszuholen und nach außen zu tragen. Dazu braucht es eine ganze Reihe von Schubladen, die Sie gezielt öffnen müssen, damit Sie bei Ihrem jeweiligen Gegenüber Ihre Wirkung bewusst steuern und hervorrufen. Charisma wird ja nur im Kontakt mit anderen Menschen überhaupt bemerkt. Weitere Vorbedingungen für die Entwicklung Ihres Charismas sind: Erstens, sich selbst zu hinterfragen und herauszufinden, wie Sie wirken und warum Sie so wirken. Zweitens, die Elemente, die Ihre Wirkung ausmachen, bewusst einzusetzen und an den Faktoren zu arbeiten, die noch Entwicklungspotenzial bieten oder Defizite aufweisen. In den folgenden Kapitel beschreibe ich für Sie, wie Sie von sich ein Gesamtbild entstehen lassen, das Ihr Umfeld kommentiert mit: »Wow – ist das ein charismatischer Mensch.« Ich zeige Ihnen, welche Schubladen es gibt, was jeweils darin ist, wann Sie welche öffnen müssen und wie das geht. Aber natürlich auch, wie Sie mehr über Ihre Wirkung erfahren und das Fremdbild zum Eigenbild machen. Dass Sie das können, steht jetzt schon fest!

2

Brauche ich Charisma überhaupt?

Wenn Sie wie Robinson Crusoe alleine auf einer einsamen Insel leben, kann ich eindeutig sagen: Charisma ist für Sie völlig unwichtig. Da dies aber bei den wenigsten von Ihnen der Fall sein dürfte, komme ich schnell zur weitaus verbreiteteren Variante: Sie leben, egal ob urban oder ländlich, eingebettet in ein soziales Umfeld, in dem Sie automatisch mit anderen Menschen in Kontakt treten. Laut einer Studie des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung tun Sie dies im Durchschnitt achtmal täglich. Jeder von Ihnen kommuniziert also pro Tag mit acht unterschiedlichen Menschen und hat dabei jeweils die Chance, DEN Eindruck zu hinterlassen, den Sie hinterlassen möchten. Wäre es nicht großartig, wenn nach jeder Begegnung über Ihnen und Ihrem Kommunikationspartner die Sonne ein wenig heller scheinen würde? Und Sie jeweils auch die Wirkung erzielen könnten, die Sie erzielen möchten? Das setzt allerdings voraus, dass Sie überhaupt wissen, was Sie ausstrahlen und wie Sie wirken. Außerdem sollten Sie sich darüber bewusst sein, was Sie bewirken oder hinterlassen wollen.

Sobald Sie mit jemandem kommunizieren, sei es auch nur über einen Blick, eine Geste oder ein Lächeln, steht dahinter immer eine bestimmte Absicht. Der Kollege fragt Sie, ob er für Sie einen Kaffee aus der Küche mitbringen soll, Sie lächeln kopfschüttelnd. Auch ohne ein Wort werden Sie verstanden. Und wahrscheinlich kommt beim Gegenüber an: »Danke, dass du fragst (Lächeln), nein (Kopfschütteln).« Ohne Lächeln würde dieser Austausch genervt, unhöflich oder in Gedanken versunken wirken. Nur Lächeln würde dem anderen keine Antwort auf seine Frage geben. Warum machen wir uns eigentlich viel zu selten Gedanken darüber, was wir mit unserer Kommunikation überhaupt beabsichtigen und wie das, was wir absenden, ankommen könnte?

Wenn ich bei den genannten acht Kontakten pro Tag bleibe, fange ich doch gleich mal mit dem an, der bei vielen von uns der erste des Tages ist. Aufstehen, duschen, anziehen, dem Partner noch schnell einen Kuss geben und los. Der Kuss ist Kommunikation. Das Anlächeln, weil der andere morgens die Zähne nicht auseinander bekommt, ist Kommunikation. Den Partner nicht zu fragen, was denn los ist, obwohl er besorgt vor sich hinstarrend am Küchentisch sitzt, ist ebenfalls Kommunikation. Möglicherweise sind sie sich in diesem Fall gar nicht bewusst, dass Sie als desinteressiert wahrgenommen werden und wenig empathisch wirken. Dabei sind Sie vielleicht nur in Eile und fragen aufgrund ihrer Zeitnot nicht nach, oder Sie interpretieren das besorgte Gesicht Ihres Partners als Müdigkeit.

Da die Zeit für ein ruhiges Frühstück also mal wieder nicht gereicht hat, springen Sie auf dem Weg ins Büro noch schnell beim Bäcker rein, womit Sie auch schon beim zweiten Kontakt wären. Es eilt, die Schlange ist lang, und als Sie endlich an der Reihe sind, bestellen Sie hastig und ungeduldig. Sie wirken gehetzt, jede Faser Ihres Körpers, die Stimme und der Gesichtsausdruck drücken aus: »Schnell her mit dem Brötchen, ich muss weiter.« Die Verkäuferin wird Ihnen das Brötchen kommentarlos in eine Tüte packen, vielleicht noch kurz etwas murmeln und dann den nächsten Kunden bedienen. Bestellen Sie aber mit einem Lächeln, einer offenen Haltung und ein paar freundlichen Worten, wird Ihnen die Mitarbeiterin der Bäckerei genauso höflich entgegentreten, wie Sie es ihr gegenüber getan haben. Ihr Handeln bewirkt etwas auf der Gegenseite, das wiederum bewirkt etwas bei Ihnen. Auch wenn Sie dazu vorher nicht meditieren oder großartig über Ihre Brötchenbestellung nachdenken müssen, gehen Sie nach so einer Begegnung einfach besser gelaunt durch den weiteren Tag. Denn allein durch das, was Sie aussenden, erhalten Sie bei der freundlichen Variante eine viel positivere Resonanz. Der Besuch beim Bäcker ist vielleicht nicht lebensentscheidend, er sorgt aber für einen guten Start in den Tag und für ein angenehmes Gefühl auf beiden Seiten. Vielleicht bewirkt er sogar, dass Ihnen Ihr Lieblingsbrötchen zukünftig direkt ungefragt in die Tüte gelegt oder sogar heimlich reserviert wird.

Danach eilen Sie weiter ins Büro, und Sie erwartet bereits der dritte Kontakt: mit Kollegen und Mitarbeitern. Wenn Sie dort kurz angebunden hereinschneien, sich auf Ihren Stuhl fallen lassen und die kommenden Gespräche mit unter dem Ohr eingeklemmten Telefonhörer führen, dabei Ihr Brötchen kauen und zwischendurch auf das Display Ihres Handys blicken, drücken Sie damit Ablehnung, Stress, Zeitmangel und wenig Interesse an Ihrem Gegenüber aus. So werden Sie weder sich selbst noch den anderen Mitarbeitern ein gutes Gefühl geben.

Damit können Sie vielleicht noch leben, wie aber sieht es aus, wenn wir den möglichen Kontakt Nummer vier betrachten: Es steht ein Meeting an, bei dem Sie als Teamleiter unangenehme Themen ansprechen müssen und höhere Zielvorgaben oder Einsparungsmaßnahmen verkünden sollen. Wenn Sie in diese Besprechung gehen, ohne sich vorher Gedanken darüber gemacht zu haben, was Sie genau sagen möchten und müssen, wie Sie es mitteilen und welche Wirkung Sie anhand welcher Stilmittel oder Elemente auf Ihr Gegenüber erzielen wollen, besteht die Gefahr, dass Sie gnadenlos scheitern. Sie beschränken sich möglicherweise auf die Fakten und machen Ihre Vorgaben, doch Sie geben Ihrem Team das schlechte Gefühl, unter Druck zu geraten, übertragen Ihre eigene Unzufriedenheit und schüren Angst vor dem Scheitern. Das vermittelt weder ein wie auch immer geartetes Wir-Gefühl, noch zeigt es Empathie und Führungsqualitäten. Auch die wichtigen Botschaften »wir schaffen das« oder »wir gehen das an« bleiben auf der Strecke. Formulieren Sie hingegen klar und deutlich die Fakten und verhalten sich trotzdem verständnisvoll und empathisch, mitreißend und motivierend, so vermitteln Sie Ihren Mit-arbeitern ein positives Gefühl im Sinne von »Gemeinsam schaffen wir alles«, »Ich weiß, wie es geht«, »Lasst es uns anpacken«.