Unser Fertighaus-Handbuch - Magnus Enxing - E-Book

Unser Fertighaus-Handbuch E-Book

Magnus Enxing

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Beschreibung

Sorgfältige Planung – kurze Bauzeit! Bungalow, Landhaus, Schwedenhaus oder doch lieber eine Stadtvilla? Ein Fertighaus verspricht geringes Risiko, berechenbaren Aufwand und modernste Bautechnologie. Damit der Traum vom einfachen Hausbau wahr wird, muss viel bedacht und geplant werden. Von der Grundstückssuche über die Planung bis zur Finanzierung. Dieses Buch hilft Ihnen von der ersten Idee über die Auswahl des richtigen Standorts und geeigneter Anbieter bis zur Bauabnahme und darüber hinaus. Stiftung Warentest verschafft Ihnen eine Übersicht über Firmen, Häusertypen und Energiekonzepte - finden Sie heraus, was Sie brauchen und wo Sie am besten bauen. Sie erhalten ausführliche Beratung zur Auswahl der passenden Fertighausfirma, die auch aktuelle Umweltstandards erfüllt und Tipps für ein maßgeschneidertes, langfristig tragfähiges Finanzierungskonzept sowie die Einbindung aller öffentlichen Förderungen. - Was bietet der Markt? - Wie und wo will ich bauen? - Welche Anbieter nehme ich? - Wie finanziere ich klug? - Was sind meine Aufgaben?

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UNSERFERTIGHAUS-HANDBUCH

Magnus Enxing Michael Bruns

LIEBE LESERIN, LIEBER LESER.

„Wer bauen will, muss zwei Pfennige für einen rechnen“ und „Bauen macht den Beutel schlapp“, lauten zwei volkstümliche Sprüche, die für viele Bauherren sicher sehr nachvollziehbar sind. Vielfach beruht die hier durchscheinende Ungewissheit in punkto Baukosten auf der traditionellen Bauweise, bei der in Wochen und Monaten Stein auf Stein gesetzt wird. Bietet da das Fertighaus die günstige Alternative? Nur bedingt, weil auch im Fertighausbau teure Späße an der Tagesordnung sind. Und vom schlichten Ausbauhaus, der billigsten Lösung, bis hin zur bezugsfertigen luxuriösen Stadtvilla ist alles möglich.

Uns Menschen gilt das Haus als Ort der Sicherheit, Privatheit und Intimität, der Nestbau stillt unser Urbedürfnis nach Geborgenheit und trägt zu einem Teil auch zur Stiftung von Identität und Persönlichkeit bei. Das neue Eigenheim soll also den eigenen Wünschen möglichst exakt entsprechen, und nicht selten ist hier der Punkt erreicht, an dem die Kosten dann doch explodieren. Beachten Sie dabei immer: Der verlockende Einstiegspreis der Fertighausanbieter deckt meist nur die unterste Standardausführung eines Hauses ab, und man kann nicht wahllos nette Ausstattungsextras hinzubestellen, ohne dass dies gehörig ins Geld geht. Wer allerdings vor Vertragsabschluss alle Details geplant und bedacht hat, kann mit einem festen Kostenkorsett rechnen.

Wer sich für ein Fertighaus entscheidet, liegt im aktuellen Trend. Das Fertigbausegment konnte seinen Marktanteil an genehmigten Ein- und Zweifamilienhäusern für das Kalenderjahr 2019 auf 20,8 Prozent steigern – die magische Schelle von 20 Prozent wurde erstmals überschritten. Etwa 20 Jahre zuvor standen lediglich 13,5 Prozent zu Buche. Offensichtlich gewinnt das Fertighaus an Prestige, wobei sicherlich Umweltaspekte eine tragende Rolle spielen. Zunächst einmal hat man es im Fertigbau vorwiegend mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz zu tun. Dessen gute Dämmeigenschaften und der spezielle Wandaufbau – Hohlkammern werden mit Dämmmaterial gefüllt – tragen maßgeblich zur guten Energiebilanz bei.

Zwei weitere wichtige Argumente für ein Fertighaus bilden die Möglichkeit der vorherigen Besichtigung realer Modellhäuser in eigenen Musterhausparks und ein hoher Vorfertigungsgrad. Die standardisierten Produktionsabläufe garantieren zudem bestmögliche Terminsicherheit.

Schließlich erspart sich der Bauherr viele nervenaufreibende Wochen und Monate, da sämtliche Leistungen aus einer Hand kommen – der Fertighausbauer fungiert Ihnen gegenüber als Generalübernehmer. Bei Gewährleistungswie auch allen anderen Fragen hat man nur einen festen Ansprechpartner: den Fertighausanbieter.

Die Wahl des richtigen Anbieters ist bei der für die meisten Bauherren wichtigsten und einmaligen Anschaffung ihres Lebens also ein ganz entscheidender Punkt.

Begeben Sie sich mit diesem Buch auf eine Reise, auf der Sie viele Entscheidungen bis hin zum fertigen Haus treffen. Welche Stationen auf dieser Reise die wichtigsten sind und was während der Fahrt en passant berücksichtigt werden sollte, erfahren Sie hier. Und selbst wenn nach der Schlüsselübergabe noch Probleme auftreten, hilft Ihnen dieser Leitfaden bei deren Beseitigung.

INHALTSVERZEICHNIS

WAS BIETET DER MARKT?

Die Geschichte des Fertighausbaus

Industrielle Serienfertigung

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Boom seit den 1990er-Jahren

Kleine Häusertypologie

Der Bungalow

Das (Wohn-)Blockhaus

Das Fachwerkhaus

Das Schwedenhaus

Das Landhaus

Das mediterrane Haus

Die Stadtvilla

Die Villa (Residenz)

Das Designerhaus

Das Haus mit Pultdach

Weitere Haustypen

Die Bauweisen im Fertighausbau

Fertighäuser aus Holz

Massivfertighäuser

Luftdichtheit

Interview: Gesundes Wohnen

Die Umwelt- und Energiekonzepte

Die Haustypen nach Energiestandards

WO SOLL DAS HAUS STEHEN?

Die Lage bestimmt den künftigen Alltag

Makrolage

Mikrolage

Wertentwicklung

Ist das Grundstück geeignet?

Beschränkungen im Bebauungsplan

Baulasten

Baugrunduntersuchung

Grundwasser

Altlasten

Erschließung

Hanggrundstücke

Informationspflichten der Fertighausfirma

Der Preis des Grundstücks

WAS SUCHEN WIR?

Den Bedarf ermitteln

Die Wohnflächenverordnung (WoFlV)

Der Bauherr

Der Raumbedarf

Grundrisse

Geschossigkeit

Ausrichtung des Hauses

Das Dach

Keller, Bodenplatte & Co.

WIE FINANZIEREN WIR?

Die persönliche Situation

Der Finanzbedarf

Bestandsaufnahme: Das Vermögen

Die Belastbarkeit

Wege zum Geld

Der Klassiker – Hypothekendarlehen

Was ist Bausparen?

Wohn-Riestern

KfW- und Bafa-Förderung

Förderungen auf Landesebene

Förderungen durch Kommunen

Weitere Förderungen der öffentlichen Hand

Alternative Darlehen

WER IST DER RICHTIGE?

Die Suche beginnt

Von Zertifikaten, Siegeln & Labeln

Güte- und Qualitätsgemeinschaften im Fertighausbau

Der Anbietervergleich

Fertighaushersteller aus dem Ausland

Interview: Baustoffe und Zertifikate

Die Bemusterung

Smart Homes

Interview: Intelligente Häuser

WAS MUSS IM KAUFVERTRAG STEHEN?

Grundstück und Haus

Vertragspartner für das eigene Haus

Grund und Boden kaufen

Grundschulden

Den Vertragsentwurf prüfen

Auflassungsvormerkung und Verzichtserklärungen

Zahlung des Kaufpreises

Eintragung ins Grundbuch

Ein Fertighaus kaufen

Vertragstypen

BGB oder VOB

Die Bau- und Leistungsbeschreibung

Auf Vollständigkeit prüfen

Vorbereitung der Baustelle

Eigenleistungen berücksichtigen

Fertigstellungstermin

Vertragsstrafen für Verzögerungen

Der Preis

Zahlungsmodalitäten

Sicherheiten für beide Seiten

Rücktritts- und Widerrufsrecht

Weitere Vertragsbestandteile

Widersprüche zwischen Vertragsbestandteilen

Fallstricke im Vertrag

Den Bauantrag stellen

VERSICHERUNGEN FÜR BAUHERREN UND EIGENTÜMER

Verkehrssicherungspflicht

Die Bauherren-Haftpflichtversicherung

Versicherungssumme

Erweiterungen

Unfallversicherung für Helfer und Baufamilien

Bauleistungsversicherung

Feuerrohbauversicherung

Wohngebäudeversicherung

Elementarschadenversicherung

Photovoltaikversicherung

Baufertigstellungs- und Baugewährleistungsversicherung

Restschuldversicherung und Hausratversicherung

WIE SEHEN BAUABLAUF UND ABNAHME AUS?

Der Bauablauf

Der Fachmann für Bauüberwachung und -abnahme

Die Hausstellung

Der Innenausbau

Die Abnahme

Mängelliste und Protokoll

Konkludente und fiktive Bauabnahme

Verweigerte Abnahme

Prüffähige Schlussrechnung

Die rechtlichen Folgen

GEWÄHRLEISTUNG UND MÄNGELBESEITIGUNG

Beseitigung von Mängeln

Solarstromanlagen: zwei oder fünf Jahre Gewährleistung?

Garantien des Herstellers

Was machen Ombudsstellen?

Beweise sichern

Schlussbegehung vor Ablauf der Gewährleistung

Eigenleistung: Kaputte Fliesen aus dem Baumarkt

Rechnungen aufbewahren!

SERVICE

Glossar

Aus der QDF-Satzung

Profil der QDF

Einzelparameter aus der QDF

Adressen Gütegemeinschaften und Verbände

Adressen der Musterhausparks in Deutschland

Stichwortverzeichnis

Bildnachweis

Impressum

WAS BIETET DER MARKT?

Was genau ist eigentlich ein Fertighaus? Wie den meisten Produkten, die das „Fertig“ als erste Worthälfte in sich tragen, haftet auch der fertigen Immobilie landläufig noch ein fades und wenig glanzvolles Instant-Image an. Das ist heute überholt, wie sich bei näherer Betrachtung herausstellt.

Um sich ein genaues und ausgewogenes Bild der Branche und der Bauweise überhaupt machen zu können, ist ein Blick in die historische Entwicklung des Fertigbaus sinnvoll. Man erfährt aufschlussreiche Details über die aktuell gängigen Bauweisen und Konstruktionsarten, darüber hinaus rücken die unterschiedlichen Baustoffe, Energie- und Umweltkonzepte, Häusertypen und die Haustechnik allgemein in den Fokus. Um entscheiden zu können, was man will, muss man schließlich zunächst wissen, was es alles gibt.

DIE GESCHICHTE DES FERTIGHAUSBAUS

Schon in historischen Zeiten hat der Mensch Techniken verwendet, mit denen zur Errichtung von Gebäuden Einzelteile vorab hergestellt wurden, um schließlich an Ort und Stelle nur noch endmontiert zu werden. Die Römer zum Beispiel ließen Säulen, Statuen und andere Elemente zum Bau von Tempelanlagen zentral produzieren, verschiffen, an ihren Bestimmungsort bringen und am Zielort verbauen.

Es gibt auch Textzeugen, die von vorproduzierten Bauteilen für mobile Holzhäuser im Japan des 12. Jahrhunderts sprechen – die spezifischen Eigenschaften des Baustoffs Holz mit seinem relativ geringen Gewicht und seiner leichten Verarbeitung wurden maßgeblich für den Fertighausbau. Im beschriebenen Fall wurden ganze Siedlungen zum Schutz vor einer Naturkatastrophe abgebaut, auf Flöße verladen und andernorts wieder errichtet.

Diese Bauweise setzte sich zunehmend auch in Europa durch. Allroundgenie, Architekt und Maler Leonardo da Vinci hat im ausgehenden 15. Jahrhundert ein Haus entworfen und am italienischen Fluss Tigris errichten lassen, das in all seinen Einzelteilen im Vorhinein schon angefertigt worden war und am letztendlichen Standort nur noch zusammengesetzt werden musste. Hierbei handelte es sich um ein mobiles Gartenhaus, das der Tausendsassa für die Herzogin von Mailand, Isabella von Aragón, geplant hatte. Etwa 20 Jahre später hegte er zudem das Vorhaben, in Frankreich an der Loire eine ganze Musterstadt aus in Serie hergestellten Bauteilen zu errichten – dabei waren die Grundrisse aufgrund der vormodellierten Einzelelemente den unterschiedlichen Wünschen anpassbar. Weil Leonardo da Vinci hierzu eine der aktuellen Tafelbauweise ähnliche Konstruktionsart verwendete, gilt er gemeinhin auch als Erfinder und Urahn des heutigen Fertigbaus.

Doch muss man nicht in die Ferne italienischer oder französischer Flusslandschaften schweifen, um frühe Vorläufer dieser effizienten Bauart ausfindig zu machen. Schon im Mittelalter kamen bei der Erstellung von Fachwerkhäusern in weiten Teilen Deutschlands ähnliche Techniken und Konstruktionen zum Einsatz, die ebenfalls bis in die römische Antike zurückzuverfolgen sind. Die heute noch erhaltenen ältesten dieser Bauten auf deutschem Boden stehen in Esslingen am Neckar und datieren aus dem 13. Jahrhundert. Die Ständer, Riegel, Schwertungen, Rähme und sonstigen Bauteile für das Holzskelett eines Fachwerkhauses wurden hierbei nicht vor Ort baufertig verarbeitet, sondern vom Zimmerer in seiner Werkstatt passgenau vorbereitet, sodass das Gerüst an Ort und Stelle nur noch aufgerichtet und im Anschluss mit der Füllung für die Fachungen versehen werden musste. Theoretisch konnten derlei Häuser auf- und abgebaut und anschließend wieder aufgebaut werden – eine frühe Form der Modulbauweise, die auch als „ortsfremde Vorfertigung“ bezeichnet wird.

Sogar so eindrucksvolle und beständige Bauwerke wie die Stab- oder Mastenkirchen Skandinaviens bereiteten Zimmerer zunächst vor und fügten die zahlreichen Einzelteile an ihrem Standort zu einem komplexen Gesamtkunstwerk zusammen.

Was den modernen Fertigbau betrifft, so können die vornehmlich in kriegerischen Auseinandersetzungen eingesetzten Baracken als mobile Varianten angesehen werden. Diese provisorischen Behausungen standen noch ganz im Zeichen der Spontaneität und Notwendigkeit einer schnellen Beweglichkeit.

Ein Stadtteil der Stadt Freudenberg bei Siegen. Das auch „Alter Flecken“ genannte Viertel setzt sich aus 86 Fachwerkhäusern zusammen. Im 17. Jahrhundert nach einem Stadtbrand auf Weisung des Landesherrn Fürst Johann Moritz von Nassau errichtet, besteht der Stadtteil seitdem nahezu unverändert.

Auch im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist die Fertigbauweise schon lange Zeit zu Hause, denn als es in Colorado, Kalifornien, in den Black Hills und am Klondike River (Kanada) zum Goldrausch kam, wurden kurzfristig Unterkünfte notwendig, die mit Abflauen des Runs auch wieder abgebaut werden sollten – oder doch einfach stehen blieben. Nicht wenige der damals entstandenen Bauten können heute noch besichtigt werden, was nicht zuletzt für die Beständigkeit der in dieser Bauweise errichteten Gebäude spricht.

Industrielle Serienfertigung

Die an der Ostsee ansässige „Wolgaster Actien-Gesellschaft für Holzbearbeitung“ produzierte schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in industriellem Maßstab in Einzelteile zerlegbare und per Prospekt bestellbare „Wolgast-Häuser“. Noch heute sind einige dieser seriell vorgefertigten Häuser in Badeorten an der Ostsee zu bestaunen, so etwa im Ostseebad Binz und auf Rügen. Die „Baukasten-Domizile“ entwickelten sich sogar zum Exportschlager und wurden bis nach Afrika und Südamerika verschifft.

Wenn sie den Namen Lilienthal hören, denken die meisten Menschen wohl sofort an den Flugpionier Otto Lilienthal. Dass sein jüngerer Bruder Gustav sich auch mit der Fliegerei beschäftigte, wissen längst nicht mehr so viele. Nicht minder interessant scheinen aber die Verdienste dieses Vielbegabten auf dem architektonischen Sektor. Bereits in den 1870er-Jahren hat er gemeinsam mit seinem Bruder die Idee für den späteren Anker-Baukasten umgesetzt. Die Idee war, bei Kindern höchstmögliche Kreativität zu wecken. Mit den Bausteinen ließen sich mitunter ganze Häuser und herrschaftliche Villen errichten – die ersten Modelle der Lilienthals lassen sich heute noch im Steglitzer Heimatmuseum bestaunen. Später mussten die Lilienthals ihre Spielzeugerfindung aufgrund finanzieller Engpässe verkaufen. Doch die Methode des Bauens nach dem Baukastenprinzip hat Gustav Lilienthal wohl nachhaltig beschäftigt, ließ er als Architekt doch schließlich einige tragende Elemente zum groß angelegten Wohnungsbau für alle vorfertigen – darunter Hohlblocksteine aus Zement von großem Ausmaß, die aus Zementbeton, Zementestrich und einem aufgebrachten Linoleumbelag bestehende Terrast-Decke und auch reale in ihre Einzelteile zerlegbare Häuser, die er mit seiner Terrast-Baugesellschaft verwirklichte.

Im Jahre 1925 klügelte sich in Deutschland der Architekt Konrad Wachsmann ein ebenfalls auf dem Baustoff Holz basierendes Fertigbausystem aus und brachte es unter anderem 1929 mit Albert Einstein an einen sehr berühmten Mann, der sein Haus in Caputh am Schwielowsee, südlich von Potsdam gelegen, fortan zur Sommerfrische nutzte.

Ebenfalls in den 20er-Jahren des vorigen Jahrhunderts experimentierte Bauhaus-Begründer und Stararchitekt Walter Gropius mit ersten Entwürfen seiner sogenannten Montagehäuser. Die gesellschaftspolitisch initiierte Idee des bezahlbaren Wohnraums für alle, vor allem für die Arbeiter, der obendrein höchsten ästhetischarchitektonischen Ansprüchen gerecht wird, trieb den Mitbegründer der modernen Architektur zu der Vorstellung von „fabrikmäßiger Herstellung von Wohnhäusern im Großbetrieb auf Vorrat, die nicht mehr an der Baustelle, sondern in Spezialfabriken in montagefähigen Einzelteilen erzeugt werden“. Neben den immensen wirtschaftlichen Einsparungen verlor Gropius trotz der werksmäßigen Massenproduktion die Individualität nicht aus den Augen. Lediglich die Bauteile sollten „typisiert und industriell vervielfältigt“ werden, als Gesamtprodukt schwebten dem Architekten jedoch ganz unterschiedliche Typen vor – Eintönigkeit stehe somit nicht zu befürchten, da „nur die Bauteile typisiert werden, die daraus errichteten Baukörper dagegen variieren“ (aus: Die Zeit, Nr. 39 vom 27.09.1963) – es dauerte nicht lange und der Begriff vom „Wohn-Ford“ machte die Runde, woher womöglich die bisweilen auch heute noch mitschwingende abwertende Haltung rührt, wenn vom Fertighaus als solchem die Rede ist.

Das Stahlhaus in Dessau-Roßlau führt die rationale Linie Walter Gropius’ weiter, nur dass hier eben Stahl und nicht Beton das Basismaterial stellt.

Nachdem Walter Gropius städtebaulichen und sozioökonomischen Fragestellungen mit dem Massenwohnungsbau durch die Errichtung von Wohnsiedlungen etwa in Dessau-Törten und in Berlin (Siemensstadt, Wannsee) zu begegnen suchte, sahen er und auch sein Kollege Konrad Wachsmann sich durch die politische Entwicklung in Deutschland gezwungen, in die USA zu emigrieren. Bereits in Deutschland hatte der Bauhaus-Architekt ein Prinzip für den Wandaufbau entwickelt, wonach auf einem Holzrahmen als Basis ganze Wandtafeln vorgefertigt wurden. In Zusammenarbeit mit Konrad Wachsmann verfeinerte Gropius die Methode und etablierte das General-Panel-System schließlich erfolgreich auf dem US-amerikanischen Markt, das unter dem Namen Packaged House System populär wurde – im Lauf nur weniger Jahre konnten von diesem über den Versandhandel vertriebenen Fertighaus weit über 100 000 Stück verkauft werden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Aufgrund der weitreichenden Zerstörung von Wohnraum im Zweiten Weltkrieg – in Ballungsgebieten waren bis zu 80 Prozent der Wohneinheiten unbewohnbar oder vernichtet worden – entstand ein riesiger Bedarf an einerseits erschwinglichen, andererseits schnell zu erbauenden Häusern, der durch einen gewaltigen Flüchtlingszustrom aus dem Osten noch verstärkt wurde. Es mangelte außerdem an den bis dato verwendeten Baumaterialien und an Fachkräften. Neue Konstruktionsweisen mussten ersonnen werden, die letztlich auch in der Entstehung der Fertighausindustrie mündeten. Bei den Materialien waren die Unternehmen zum Tüfteln gezwungen, sie setzten zunächst Sperrholz für den Wandaufbau ein, das relativ einfach aus Holzabfällen gewonnen werden konnte. Doch auch Metall und unterschiedliche Kunststoffsorten als Baustoffe fanden verstärkt Eingang in den konstruktiven Hausbau. Die anfangs aus unterschiedlichen Interessenlagen motivierte Förderung des Fertighausbaus durch die amerikanische Regierung auch in Deutschland lief Ende der 1940er-Jahre aus.

Die Formensprache der Bauhaus-Architektur beweist sich als zeitlos, denn auch über 100 Jahre nach ihrem Ursprung erfreuen sich die charakteristischen Züge größter Beliebtheit.

Obwohl in Deutschland inzwischen also eine größtenteils aus Zimmereien und Sägewerken hervorgegangene Fertighausindustrie existierte, hatte sie in den 1950er- und 1960er-Jahren einen schweren Stand: Das Bild der Baracke hatte sich eingebrannt, klotzige Baukörper ohne Versätze wie etwa Balkone oder Erker waren unattraktiv. Die Banken wiederum sahen in Fertighäusern keine wertstabilen Objekte. Durch die Erfahrungen des Weltkriegs waren den Menschen die „weichen“ baulichen Eigenschaften des Rohstoffs Holz noch allzu lebhaft in Erinnerung. Die Versicherungen taten sich schwer, Fertighäuser angemessen abzusichern.

Erst nachdem der Fokus der breiten Mittelschicht sich im Lauf der 60er-Jahre auf das Eigenheim richtete, konnte die Fertighausbranche tatsächlich Fuß fassen und nennenswerte Zuwachsraten erzielen; die meisten Firmengründungen innerhalb des Sektors fallen in genau diese Zeit.

Um den nach wie vor herrschenden Vorurteilen wirksam entgegenzutreten, kamen Hausaustellungen auf, bei denen sich interessierte zukünftige Bauherren ein realistisches Bild von den konkreten Objekten machen konnten. Daneben entstand 1961 auch der Bundesverband Deutscher Fertigbau e. V. (BDF), in dem sich bis heute 48 Hersteller von Häusern in Holzfertigbauweise organisiert haben – auch dies ein erster Schritt in Richtung eines branchenübergreifenden Standards. Im Hinblick auf die Vermarktung machte sich jedoch am durchgreifendsten das Angebot von Fertighäusern über Versandkataloge bemerkbar – Firmen wie die Kaufhof AG, das Quelle-Versandhaus und Neckermann nahmen Fertighäuser ganz unterschiedlichen Typs mit beachtlichem Erfolg in ihr Programm auf.

Dem im Automobilbereich erfolgreichen Konzept des Volkswagens stellte ein Zusammenschluss von Fertighausherstellern das Volkshaus beziehungsweise den Volksbungalow an die Seite, womit die Verwirklichung des für jedermann erschwinglichen Wohnraums greifbar gemacht wurde. Für rund 50 000 Mark konnte 1965 ein solches Haus erworben werden. Dass diese Rechnung auf lange Sicht nicht aufging, hatte weniger finanzielle, sondern vielmehr Imagegründe: Das gleiche Billig-Eigenheim zu besitzen wie der Nachbar, war einfach nicht erwünscht.

Moderne Fertighaus-Architektur in ländlicher Umgebung: ein Landhaus in den österreichischen Alpen

Der Bauboom insgesamt setzte sich – nicht zuletzt wegen der besonderen Förderung des Eigenheims – auch in den 70er-Jahren fort; zwischen 160 000 und 220 000 Häuser jährlich entstanden im Verlauf dieser Dekade. Als Folge der Ölkrise 1973/74 und dem daraus resultierenden gesteigerten Umweltbewusstsein erkannte der Fertighausbau seine Möglichkeiten, verwies nachdrücklich auf das ressourcensparende Bauen vor allem im Zuge der typisierten Vorfertigung von Bauteilen und stieß Maßnahmen zur gesteigerten Wärmedämmung und Nutzung von Sonnenenergie an. So unterschritt der Wärmedurchgangskoeffizient (damals noch k-Wert genannt) der im Fertigbau zur Anwendung kommenden Wände seinerzeit schon den gesetzlich vorgeschriebenen Wert. Obwohl also deutlich innovatives Potenzial vorhanden war, konnten diese Erkenntnisse den weitgehenden Zusammenbruch des Industriezweigs in der zweiten Hälfte der 70er-Jahre nicht aufhalten.

Erst Ende der 70er-, Anfang der 80er-Jahre erholte sich die Branche und verzeichnete wieder Zuwächse, was sicherlich auch daran lag, dass inzwischen eine deutliche Ausdifferenzierung in Form und Gestaltung der Häuser stattgefunden hatte. Neben den massenkompatiblen Typenhäusern war man den weiter steigenden Wünschen der Kunden nach Individualität und Vorzeigbarkeit nachgekommen. Als Ausstattungsmerkmale traten nun immer häufiger auch Wellness- und Fitnesszonen hinzu. Rein äußerlich waren spielerische Anleihen geschichtlicher oder etwa regionaler Natur optional wählbar. Im Lauf der ökologisch motivierten Debatte hat ein uralter Gebäudetyp im Fertighausbau eine kleine Renaissance erlebt – das Fachwerkhaus. Das sichtbare Holzskelett mit wahlweise Glas- oder Putzausfachungen ist in Variationen bis heute ein Klassiker unter den verschiedenen Typen geworden und erfreut sich im Angebot unterschiedlicher Hersteller größter Beliebtheit.

Etwa zeitgleich kamen zwei weitere Haustypen auf den Markt, die sich in Variationen bis heute behaupten: das alpenländische Fertighaus und das „Landhaus“. Die nach außen sichtbare industrielle Produktion verschwand also zusehends, das Flachdach wich dem Steildach, die monotone Putzfassade der aus Klinker oder Fachwerk, anstelle der gesichtslosen Entwürfe brachten die Unternehmen nun regionale Baureihen mit Verweisen aufs Alpenland oder Skandinavien in ihr Sortiment – der lange Zeit zulässige Vorwurf der Vereinheitlichung wurde nach und nach entkräftet.

Trotz dieser baulichen und ausstattungsbezogenen Emanzipation beim Fertighausbau brachen die jährlichen Absatzzahlen ab 1983 erneut ein, bis sie 1989 den niedrigsten Stand seit 1949 erreicht hatten: Konnte man 1980 noch einen 13,3-prozentigen Anteil am Gesamtbauvolumen aller erstellten Einfamilienhäuser verzeichnen, war er 1989 auf nur noch 6,9 Prozent geschrumpft. Ungeachtet dessen wurden von den Anbietern weiter Themen wie Wohnbiologie und energieeffiziente Haustechnik in den Vordergrund gestellt – beflügelt durch gesellschaftspolitische Entwicklungen wie den Einzug der Grünen in den Bundestag im Jahr 1983 und die größere Präsenz umweltpolitischer Themen in den Medien. Die unterschiedlichen Hersteller erarbeiteten eine bessere Wärmedämmung der Außenhülle, verwendeten verstärkt ökologisch vertretbare Materialien und konzentrierten sich auf moderne Techniken zur Wärmegewinnung, beispielsweise Wärmepumpen und die Neuentwicklung der kontrollierten Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung als Bausteine für eine mögliche Energieversorgung. Auf diesem Gebiet war und ist der serielle Fertigbau Vorreiter.

Auch durch den offensiveren Umgang mit dem Baustoff Holz, den es nun nicht mehr um jeden Preis zu verstecken galt, erschloss sich die Fertigbauindustrie neue Kundenschichten. Die Nachfrage von Typenhäusern mit veränderbarem Grundriss gegenüber starr vorgegebenen Maßen eines Kataloghauses war signifikant gestiegen, die hinzuwählbaren Elemente wurden in ihren Variationen immer zahlreicher – der Bauherr konnte sich fortan sein Haus nach dem Baukastenprinzip immer freier zusammenstellen.

Boom seit den 1990er-Jahren

Vor allem für den Bereich des privaten Hausbaus stellten die politischen Ereignisse des „Wendejahrs“ 1989 eine entscheidende Wegmarke dar: Durch die verschwindend geringe Bedeutung des Eigenheimbaus in der DDR war bezüglich der Errichtung von Eigenheimen ein wahres Vakuum entstanden, das sich in den neuen Bundesländern in vollem Umfang ab 1994 zu nivellieren begann.

Ebenfalls im Jahr 1989 verpflichtete sich der BDF auf eigene qualitative Richtlinien und vergab fortan das Gütesiegel der Qualitätsgemeinschaft Deutscher Fertigbau (QDF). Mehr zur QDF und anderen Gütegemeinschaften im deutschen Fertigbau siehe die Seiten 130 ff..

Die Folgejahre bis zur Jahrtausendwende stellten eine Blütezeit dar. In den Jahren 1994 bis 1996 war ein Anstieg neu errichteter Einfamilienhäuser in Fertigbauweise um 12,5 Prozent zu verzeichnen – die Quote im Vergleich zu allen neu gebauten Einfamilienhäusern stieg um 1,5 auf 8,5 Prozent. Diese Tendenz setzte sich fort.

Unmittelbar nach Zusammenbruch des Ostblocks entstanden in den Ländern der ehemaligen DDR rasch Musterhauszentren. Auch der unbefangene Umgang der dortigen Bürger mit dem Thema Fertighausbau kann sicherlich als hilfreicher Faktor angesehen werden, der den Erfolg in den neuen Bundesländern begünstigte. Die Misserfolge der Branche in den ersten Jahrzehnten ihrer Entstehung hatten sie nicht mitbekommen.

Entwicklung des Fertighaussegments ab den 1990er-Jahren

Zeitraum

Anteil neu errichteter Einfamilienhäuser

Anzahl Fertighäuser jährlich

1990 – 1993

7 %

7 000 – 8 000

1994 – 1996

8,50 %

9 000

1997

10,80 %

13 000

1999

13,50 %

18 686

ab 2000

14,30 %

circa 14 000

2020

22,20 %

23 545

Quelle: Statistisches Bundesamt, BDF

Als vorteilhaft kann auch die gesteigerte Zusammenarbeit der Fertigbauer mit Architekten und Designern gelten: Die Vielzahl an Entwürfen ließ Gedanken an Konformität und mangelnde Inspiration kaum noch aufkommen.

Zudem hatten Ausbauhäuser in unterschiedlichen Fertigungstiefen Konjunktur, da diese unterhalb einer vom Staat festgesetzten Grenze für finanzielle Fördermaßnahmen lagen und denjenigen Vergünstigungen zusicherten, die kostengünstig bauen wollten. Glückliche Umstände gingen also einher mit einer gestiegenen Flexibilität der Fertighausanbieter.

Die finanzielle Schwelle, sich ein Haus leisten zu können, bedeutete somit nicht länger eine unüberwindbare Hürde, da die Banken nun nur noch relativ geringe Kredite zur Verfügung stellen mussten.

Gütesiegel der Qualitätsgemeinschaft Deutscher Fertig bau

Inzwischen hat in der Branche eine Segmentierung in Hochpreis- und Niedrig- bis Mittelpreisstufe stattgefunden. Um unterschiedliche Produktlinien getrennt voneinander vermarkten zu können, gründeten größere Wettbewerber eigene Tochterunternehmen, die den verschiedenen Marken (aus unterschiedlichen Preissegmenten) ein eigenes Gesicht geben.

Baugestalterisch ist das Pultdach zum beliebten Standard geworden, und das aus gleich mehreren Gründen: Häuser mit Pultdach verfügen meist über Glasfronten an der Sonnenseite, während die reduzierte Dachfläche weit niedrigere Wärmeverluste sicherstellt. Außerdem bieten diese Häuser an jeder Stelle unter dem Dach eine angenehme Raumhöhe.

Bauhaus trifft Pultdach: eine moderne Variation, in der auch Holz als Baustoff an der Fassade seinen Platz findet. Das Pultdach bietet bei passender Ausrichtung des Gebäudes reichlich Platz für sonnenenergetisch optimal nutzbare Flächen.

In den letzten Jahren (2016–19) wollten die meisten wunschmäßigen zukünftigen Immobilienbesitzer am liebsten eine Bestandsimmobilie kaufen (konstant gut zwei Millionen der Erwerbswilligen). Das Verhältnis unter den knapp zwei Millionen übrigen Käufern fällt interessant aus: Nur etwa ein Drittel könnte sich vorstellen, einen in traditioneller Bauweise errichteten Neubau zu kaufen, auf jedes dieser Häuser entfielen also zwei potenzielle Fertighäuser.

Wer bau- beziehungsweise erwerbswillig ist, hat noch nicht zwangsläufig sein Haus gebaut, und so tut sich zwischen Theorie und Praxis noch ein Graben auf, der sich jedoch zusehends schmälert. Allein im Lauf der letzten fünf Jahre (2015 – 2020) stieg der prozentuale Fertigbauanteil der Ein- und Zweifamilienhäuser in den Spitzenbundesländern im Süden nahezu sprunghaft an – in Baden-Württemberg und Hessen um knapp 10 Prozent und in Bayern um fast 6 Prozent –, wobei der dortige Anteil am Gesamtmarkt traditionell stark ist: In Bayern und Rheinland-Pfalz entsteht jedes vierte neugebaute Haus aus Fertigteilen, in Hessen jedes dritte und in Baden-Württemberg steuert man stramm auf jedes zweite Haus zu (knapp 40 Prozent im Jahr 2020). Im bundesdeutschen Durchschnitt entstand im Jahr 2019 jedes fünfte Haus im Fertigbau.

Diesen Zahlen lässt sich unweigerlich ein verstärktes Bewusstsein für Nachhaltigkeit auch beim Thema Bauen ablesen, weshalb es kaum verwundert, dass die Fertigbaubranche mit ihrem Fokus auf den nachwachsenden Baurohstoff Holz seit 2014 noch einmal einen deutlichen Wachstumsschub erlebt hat. Im Jahr 2019 kratzte das gesamte Genehmigungsvolumen der im Fertigteilbau erstellten Gebäude schon an der 20-Milliarden-Euro-Grenze, die inzwischen klar gerissen wurde.

Nimmt man heute die Sparte insgesamt in den Blick, überrascht es kaum, wie groß sowohl die stilistische als auch die funktionale Nähe zur Bauhaus-Architektur überhaupt oder noch immer ist: Der nachwachsende Baustoff Holz bildet die Grundlage für individuelle wie architektonisch klare und zugleich vielfältige Häusertypen, die dank der industriellen Vorproduktion zeitökonomisch und flexibel an der Baustelle montiert werden können.

KLEINE HÄUSERTYPOLOGIE

Wer sich heute ernsthaft mit dem Gedanken an den Erwerb eines Fertighauses trägt, muss sich zwangsläufig auch damit auseinandersetzen, dass er inzwischen die Qual der Wahl hat: Die Eintönigkeit aus den Zeiten, als der Fertighausbau noch in den Kinderschuhen steckte, ist längst passé. Schon bei der ersten Sondierung des Angebots fühlt sich der zukünftige Bauherr auf eine Reise durch deutsche Landen und sogar darüber hinaus versetzt, denn mittlerweile sind die schon von außen erkennbare Formensprache und Materialvielfalt derart riesig, dass sich der Fertigbau im Vergleich zum konventionellen Bauen Stein auf Stein im Hinblick auf die Möglichkeit der Entwürfe nichts mehr nimmt und sogar richtiggehend emanzipiert hat. Einige der häufigsten, bei den unterschiedlichen Anbietern immer wieder auftauchenden Häusertypen seien hier exemplarisch vorgestellt. Neben der ganz groben Einteilung in Einfamilien-, Doppel- beziehungsweise Reihen- und Mehrfamilienhäuser, die zwar funktional selbsterklärend sind, aber noch wenig über die äußere Erscheinungsform verraten, gibt es eine Reihe von gängigen Kategorien, die aussagekräftiger sind.

Der Bungalow

Der ursprünglichen Wortbedeutung nach bezeichnet das Wort Bungalow im Hindi etwas, das zur Region Bengalen gehört. Es bezog sich auf Häuser nach bengalischer Bauart. Die damaligen britischen Kolonialmächte nahmen sich im 17. Jahrhundert den Gebäudetyp zum Vorbild, um eigene Behausungen nach demselben Muster zu errichten, wodurch der Bungalow sich als Konstruktionsform über seine regionalen Grenzen hinaus verbreitete. Fälschlicherweise werden Bauten dieses Typs heute oft nur dann als „Bungalow“ verstanden, wenn sie ein Flachdach haben. Dabei stellt die Eingeschossigkeit das herausragende Merkmal dar, denn neben dem weitverbreiteten Flachdach können Bungalows sehr wohl mit einem Satteloder sogar Walmdach ausgestattet sein – ein Bungalow muss also kein Flachdachhaus sein.

Die in den USA seit jeher beliebte Hausform erlangte in Deutschland in den 1960er-Jahren den Höhepunkt ihrer Popularität. Berühmtestes Beispiel ist wohl der 1963 von Architekt und Designer Sep (Franz Josef) Ruf ins Werk gesetzte Kanzlerbungalow in Bonn, der seit 2001 unter Denkmalschutz steht. Im Fertighaussegment ist der Bungalow kaum mehr wegzudenken und ein echter Klassiker geworden, der seit über 50 Jahren in den Portfolios der verschiedenen Anbieter zu finden ist. Die heute noch gebauten Varianten sind zu unterscheiden nach Flachdach- oder Walmdachbungalow und in ihrer Anordnung nach Winkel-, Reihen- beziehungsweise Ketten- und Atrium-Bungalow. Als charakteristisches Merkmal darf eine breite umlaufende Veranda nicht fehlen.

Bungalow nach traditioneller Definition mit Flachdach

Robust, naturverbunden, umweltfreundlich, gesundes Wohnklima – das Blockhaus vermittelt auch nach außen ein Programm.

Das (Wohn-)Blockhaus

Unmittelbare Assoziationen zu Skandinavien oder ganz allgemein zur Bergwelt ruft das Blockhaus hervor, landläufig auch Blockhütte genannt. Es handelt sich um eine uralte Behausungsart, die bis ins 3. Jahrtausend vor Christus zurückverfolgt werden kann und auf der ganzen Welt verbreitet war. Hierbei handelt es sich um ein Gebäude, dessen Wände aus übereinander gelegten Baumstämmen unterschiedlichen Verarbeitungsgrads bestehen. Es kommen entweder geschälte Naturstämme, auf entsprechende Wandstärke gebrachte Balken oder standardisiert gefräste Stämme zur Verwendung. Wurden traditionell Moos, Leinen oder Schafwolle zur Abdichtung der entstehenden Fugen zwischen den Balken eingesetzt, wird aktuell synthetische Dichtmasse verwendet.

In der Fülle von Konstruktionsarten wird unter anderem nach Schichtung der Hölzer, Verwendung von Tür-, Fenster- oder Ständern in längeren Wänden und nach den zahlreichen Techniken für die Eckverbände (auch Schrot oder Zimmer genannt) unterschieden.

Die im Fertighausbau bevorzugten Techniken haben kaum mehr Gemeinsamkeiten zu herkömmlichen Verarbeitungsweisen, denn mehr als zwei Drittel aller auf diese Art gefertigten Bauten beruhen auf industrieller Vorfertigung. Die wichtigsten deutschen Hersteller auf diesem Gebiet haben den Deutschen Massivholz- und Blockhausverband gegründet, der sich unter anderem auf seiner Internetseite unter www.blockhausverband.de präsentiert.

Allgemein werden solche Fertighäuser heutzutage vielfach nach der Blockbohlenbauweise konstruiert. Aufgrund der spezifischen Isolierungseigenschaften bieten sich zumal für den Bau eines Blockhauses Nadelhölzer an, hier vor allem das Holz der Polarkiefer.

Das Fachwerkhaus

Nicht selten gilt das Fachwerkhaus als das typisch deutsche Haus schlechthin, dabei erfreute es sich auch in anderen Ländern großer Beliebtheit – im amerikanischen Englisch hat sich als Übersetzung für Fachwerkhaus unter anderen der Begriff „german house“ etabliert. Von der Entstehungsgeschichte dieser Konstruktionsart war bereits an anderer Stelle ausführlich die Rede (siehe Seiten 10 ff.). Die Holzbalken bildeten hierbei das tragende Gerippe, wobei mitunter bis zu acht jeweils überkragende Geschosse übereinander Platz gefunden haben.

Spiegelten sich Wohlstand und Status früher noch in Schnitzereien und Ziermalereien in Balkenköpfen und Schwellen – wie es vielerorts heute noch zahlreiche Bauwerke bezeugen –, transportieren Besitzer eines modernen Fachwerkhauses ihren Stolz vielfach mittels extravaganter und exklusiver Architektur.

Wo früher und teilweise heute noch Mauerwerk die Fächer der Ständerwände füllte, ist heutzutage Glas das Mittel der Wahl.

Dank der extremen Fortschritte auf dem Gebiet der Wärmeisolierung bei Glaswänden erfüllen auch derart gläserne Fachwerke inzwischen höchste Energiesparanfoderungen, sind bisweilen sogar echte Energiesparhäuser.

Das Schwedenhaus

Skandinavien ist in: Obwohl in der globalisierten Welt nur noch einen Katzensprung entfernt, haben die nordischen Länder kaum etwas von ihrem Reiz und ihrer Exotik eingebüßt. Da wundert es kaum, wenn eine skandinavische Architekturform zum Exportschlager wird, weil viele Menschen sich die spezielle Stimmung am liebsten rund um die Uhr nach Hause holen wollen. Das sogenannte Schwedenhaus ist dabei kein allein in Schweden vorkommender Architektur- und Bautyp: Solche Holzhäuser finden sich auch in Dänemark, Norwegen, Finnland und in Island. Wie dem auch sei, das bevölkerungsreichste skandinavische Land firmiert hier als Namensgeber.

Die typische Optik eines Schwedenhauses zeichnet sich durch abwechslungsreiche Außengestaltung aus: Viel sichtbares Holz, Rundbogenfenster, Schnitzereien, Giebel, Erker und weitläufige überdachte Veranden stehen für den besonderen Charme. Und natürlich darf auch der charakteristische Fassadenanstrich in kräftigem Rot, Himmelblau oder Zitronengelb nicht fehlen. Innen dominieren häufig auch Naturhölzer, zum Beispiel bei Türen und Fußböden. Für Bauherren mit weniger Geschmack fürs Verspielte lassen sich selbstverständlich auch nüchternere Entwürfe planen. Prinzipiell sind Schwedenhäuser in klassischem als auch modernem Stil, als Bungalow, Doppeloder Mehrfamilienhaus ausführbar.

Zahlreiche Fertighausbauer haben sich auf Schwedenhäuser spezialisiert, dazu müssen sie aber nicht ihren Sitz in Skandinavien haben. Hauptbaustoff schwedischer Holzhäuser ist häufig die skandinavische Fichte, die neben ihrer Wetterbeständigkeit und Langlebigkeit auch relativ leicht zu pflegen ist und gute Wärmedämmeigenschaften besitzt. Die meisten Schwedenhäuser können individuell geplant und dementsprechend mit den verschiedensten Dachformen ausgeführt werden. Manche Hersteller bieten sogar Dachbegrünungen an, damit sich die Bewohner dem nordischen Naturkreis noch stärker verbunden fühlen können.

Eine typische Variante des Schwedenhauses mit seiner charakteristischen Farbgebung, den weiß abgesetzten Fenstern sowie der Holzfassade. Sehr gut erkennbar – die bisweilen leicht verspielte Architektur.

Das Landhaus

Die Bezeichnung „Landhaus“ ist eher vage, da darunter je nach regionalspezifischer Prägung ganz unterschiedliche Erscheinungsformen verstanden werden. Historisch sind seine Wurzeln im 19. Jahrhundert bei den Landsitzen oder Sommerresidenzen der bessergestellten Familien aus der Stadt zu sehen. In der Entwicklungslinie des Klassizismus, Historismus und der Reformarchitektur pendelte das Landhaus im Hinblick auf die Größe zwischen villenähnlichem Ausmaß und doch eher größerem Einfamilienhaus. Den gemeinsamen Nenner bildet aber der traditionell-ländliche Stil, der bei allen Landhäusern deutlich hervortritt. Zeichnet sich ein Landhaus nördlichen Stils gern durch ein Reetdach aus, charakterisieren Anleihen an einen Kotten das westdeutsche Landhaus. Ein Landhaus aus dem Süden hingegen verfügt über deutlich mehr Holz und gern auch großzügige, umlaufende Balkone, während Landhäuser im Osten eher herrschaftlich daherkommen. Prinzipiell definieren sie eher die großzügige Oberklasse als das durchschnittliche Einfamilienhaus. Ein Landhaus steht immer frei und trägt erkennbar naturverbundene Züge, die nicht zuletzt durch eine umgebende Gartenanlage unterstrichen werden – es handelt sich also um ein ländlich stilisiertes freistehendes Wohngebäude. Dem derzeitigen Trend zum Landhaus liegt die Vertrautheit und Heimeligkeit vermittelnde Gesamterscheinung zugrunde, die einen bewussten Kontrast zu den als kantig und kalt empfundenen funktionalen Bauten in der Stadt bildet.

Bei diesem Anblick denkt man doch sofort: Urlaub. Die mediterrane Linie vieler Fertighäuser holt Mittelmeerflair nach Hause.

Das mediterrane Haus

Ihrer Vorliebe für den Mittelmeerraum verleihen die Deutschen nicht nur Ausdruck, indem sie die Region zu einem Lieblingsziel für den Urlaub auserkoren haben, sie wollen dieses Flair auch in ihrem Alltag genießen. Heute finden sich also folgerichtig immer mehr Wohnhäuser, die deutlich gestaltete Merkmale einer mediterranen Bauweise in sich tragen: mit Terrakottaziegeln gedeckte Dächer geringer Neigung, die zudem weit überkragen, in warmen Orange-, Ocker- oder Brauntönen gestrichene Fassaden und kreuzgangähnliche An- oder Umbauten, die jederzeit einen behaglichen Aufenthalt im Freien ermöglichen. Viele Bauherren holen sich somit ein wenig der südländischen Gelassenheit in die eigenen vier Wände, die ihnen im Urlaub so gut getan hat.

Die Stadtvilla

Seit Jahrhunderten schon ist die Ausführung von Wohnhäusern als Stadtvilla – seltener auch als Stadthaus bezeichnet – Tradition. Repräsentation, ausladende Gesamterscheinung in urbanem Kontext – das sind neben ihrer Eigenschaft als freistehende Gebäude die Eckpfeiler der modernen Stadtvilla. Häufig wiederkehrende Bauelemente dieses Fertighaustyps sind großzügige Terrassen und Balkone, auch Erker und verwinkelte Dachformen können bisweilen angetroffen werden, wobei dem zeitgenössischen Geschmack wohl eher eine kühle Zurückhaltung bei gleichzeitiger Eleganz in der architektonischen Formensprache entspricht. In den meisten Fällen ist die Fassade symmetrisch gegliedert. Während hinsichtlich der Dachform viele denkbare Varianten im Angebot sind (Flach-, Walm- oder Pultdach), sind zwei Vollgeschosse das absolute Muss für die heutige Stadtvilla, wodurch dem Bauherrn bei der inneren Gestaltung viele Freiräume offenstehen, verfügt er doch über zwei vollwertige Wohnbereiche.

Der Begriff als solcher vermittelt also nur in Grundzügen die tatsächliche Erscheinungsform einer Stadtvilla, da auch dieser Typus viele Spielarten kennt. Dem nach außen getragenen Wunsch nach Repräsentation folgt oftmals eine entsprechend großzügige Formensprache im Hausinnern: Ob frei angelegte, geschwungene Treppe mit anschließender Galerie im Obergeschoss, ob luxuriöses und großes Bad oder bequem ans Elternzimmer angeschlossener begehbarer Kleiderschrank – es darf gern etwas mehr sein. Schlaf- und Wohnräume sind meist zur ruhigeren Rückseite des Hauses angeordnet, sodass die Quirligkeit der Stadt bei Bedarf auch in den Hintergrund treten kann. Zur Ausnutzung der bebauten Fläche wird oftmals mit Keller geplant, der entweder zusätzlichen Wohnraum oder Platz für Garagen bietet.

Weil Stadtvillen über viel Wohnraum verfügen und sich meist in zentraler Lage befinden, stellen sie gerade für Familien mit berufstätigen Eltern eine besonders begehrte Immobilie dar. Hier macht allerdings der Grundstückspreis einen Großteil der Gesamtbaukosten aus, was die Stadtvilla einmal mehr zu einem prestigeträchtigen Objekt werden lässt. Aus diesem Grund fallen die zu diesem Haustyp gehörigen Grundstücksflächen für Vorgarten und Gartenanlagen in der Regel eher gering aus.

Die Villa (Residenz)

Ähnlich wie beim Landhaus fällt auch die eindeutige Zuordnung der Villa schwer. Ein Blick in die Baugeschichte und vielleicht auch in die eigenen Erinnerungen verrät, dass eine typische Villa deutlich größere Ausmaße aufweist als ein gewöhnliches Einfamilienhaus, sie ist gern zwei- oder dreimal so groß. Weitere Merkmale: freistehend und von einem parkähnlichen Grundstück umgeben, das Einblicke von außen allenfalls unter erschwerten Umständen erlaubt. Seine Ursprungsbedeutung bezieht das Wort Villa aus dem Lateinischen, wo es ein Landhaus oder Landgut bezeichnet und Repräsentationszwecken eines Landherren diente. Wenngleich eine Villa also auf dem Land beheimatet war, stand sie kaum je in landwirtschaftlichen Zusammenhängen. Heutzutage verkörpert sie nach wie vor gehobene Wohnkultur und exklusiven Lebensstil – die Größe allein ist nicht mehr entscheidend, die Lage als freistehendes, herrschaftlich anmutendes Gebäude schon eher. Mit dem herkömmlichen Bild der Villa stimmen die Entwürfe der Fertighaushersteller kaum mehr überein, denn seriell vorgefertigte Villen gibt es in beinahe jeder Preis- und Größenkategorie.

Das Designerhaus

Wo „der Designer“ ein Haus entwirft, dürfen Bauingenieur, Architekt und Statiker nicht fehlen, die konstruktive und vor allem optische Maßgaben auch handwerklich in die Tat umsetzen – das klappt allerdings nicht immer gleich gut. Da trifft es sich, dass die sich in der Formgebung vom üblichen Architektenhaus absetzenden Designerhäuser im Fertighausbau nicht einmalig, sondern in Serie produziert werden; extrovertierte Entwürfe haben den Praxistest also schon bestanden, wenn es an die Fertigung geht. Eigenwillig arrangiert ist dabei nicht nur der oft verschachtelte und verwinkelte Baukörper, auch das Dach wird mit gestalterischer Raffinesse in das Gesamtkonzept einbezogen. Maßgeblichen Einfluss auf diese Fertighausgattung übt eine altbekannte Größe aus: der Bauhausstil. Ließ dieser anfänglich kaum Abweichungen vom quaderförmigen Baukörper und Flachdach ohne Überstände zu, hat sich die heutige Form behutsam emanzipiert, wodurch beispielsweise zueinander versetzte Pultdächer möglich werden. Den Geist des Bauhausvaters Walter Gropius atmen die derzeitigen Varianten jedoch unentwegt weiter, denn nicht zuletzt das Gesamtensemble Fertighaus war dem architektonischen Vordenker schon vor 100 Jahren ein Herzensanliegen: „Architektur beginnt jenseits der Erfüllung ihrer technischen Aufgaben auf einem Gebiet höherer Ordnung, mit der Erschaffung von Eigenschaften, die allein ein bauliches Gebilde beleben und vermenschlichen können: räumliche Harmonie, Ruhe, edle Proportion. Wir haben genug von der willkürlichen Nachahmung historischer Stile. In fortschreitender Entwicklung, weg von architektonischen Launen und Verspieltheiten zu dem Diktat konstruktiver Logik haben wir gelernt, das Leben unserer Epoche in reinen, vereinfachten Formen auszudrücken.“

Gestalterisch ist inzwischen fast alles möglich – sogar der Einklang von Rustikalität und Moderne.

Sechs Fragen: Was ist mein Haustyp?

Als konstruktives Element des Bauwerks in diesem Stil kommt einer großzügigen Verglasung zur maximalen Lichtdurchflutung und öffnenden Gesamthaltung eine herausragende Bedeutung zu. Moderne Designerhäuser im Bauhausstil paaren Zeitlosigkeit mit höchster energetischer Effizienz – zum größten Teil werden diese Domizile als Niedrigenergie- oder Passivhäuser, teilweise sogar als Plusenergiehäuser gebaut.

Das Haus mit Pultdach

Steigt man dem deutschen Michel aufs beziehungsweise unters Dach, ist längst nicht mehr ausgemacht, dass man sich dort mit großer Wahrscheinlichkeit den Kopf stößt, denn die Dachschrägen sind keine Selbstverständlichkeit mehr. Gehörigen Anteil an dieser Entwicklung hat das vormals nicht gut angesehene Pultdach, dessen Vorteile sich in den letzten 25 Jahren zunehmend in den Vordergrund gespielt haben. Aus der Fertighausarchitektur ist dieser obere Hausabschluss nicht mehr wegzudenken, nicht zuletzt weil Photovoltaikanlagen zur Stromerzeugung auf ihm besonders gut Platz finden, die geringere Gesamtfläche im Vergleich zum herkömmlichen Satteldach etwa einen geringeren Wärmeverlust bietet und es obendrein volle Zweigeschossigkeit garantiert, also ein regelrechtes Raumwunder darstellt. Durch seine architektonische Leichtigkeit lockert es zudem die Dachlandschaft optisch angenehm auf.

Weitere Haustypen

Der Großteil der weiteren Kategorien hebt weniger auf Merkmale der Architektur ab als vielmehr auf energetische beziehungsweise funktionale Spezifika. So etwa kann man neben speziellen Allergikerhäusern und besonders auf Menschen mit Behinderungen ausgelegten Häusern genauso seniorengerechte und Mehrgenerationenhäuser oder Häuser für kinderreiche Familien finden.

Neben freistehenden Einfamilienhäusern werden auch Mehrfamilien- und Reihenhäuser angeboten, die allgemeine Kategorie von Gewerbebauten etwa für Kindergärten oder Bürogebäude fehlt freilich auch nicht.

Wendet man sich dem Thema Energiesparen zu, fällt das Spektrum nicht minder breit aus: Sonnen-, Effizienz-, 3-Liter-, Passiv- oder Plusenergiehäuser bieten mannigfaltige Energiekonzepte, deren Vor- und Nachteile zunächst gründlich erwogen werden müssen, bevor es zu einer Kaufentscheidung kommt (siehe Seiten 43 ff.).

Anhand der beschriebenen Typologie und der Checkliste oben wissen Sie nun schon ganz grob, welcher Architekturtyp Ihren persönlichen Wünschen am nächsten kommt. Doch über die äußere Erscheinung hinaus sind einige andere Kriterien zu berücksichtigen, beispielsweise die Bauweise, die Ausbaustufe (also der Grad der Fertigstellung Ihres Hauses) und die ganz spezifischen Anforderungen, die Sie an Ihr zukünftiges Heim richten.

DIE BAUWEISEN IM FERTIGHAUSBAU

Fertighaus ist nicht gleich Fertighaus, das haben wir bereits zeigen können. Markante Unterschiede bestehen aber nicht allein in der äußeren Gestaltung, sondern vor allem in der Bauweise. Sobald Sie sich auch nur ansatzweise mit dem Bau eines Fertighauses beschäftigen, werden Sie um die Kernfragen „Holzoder Massivfertighaus?“ und „Lasse ich dieses Haus bis zur Bezugsfertigkeit komplett fertigstellen oder wähle ich ein Selbstbau- oder Bausatzhaus?“ schon bald nicht mehr herumkommen. Bevor Sie sich also für den einen oder anderen Grundtyp entscheiden, sollten Sie wissen, welche Vor- und Nachteile diese im Einzelnen in sich bergen.

Fertighäuser aus Holz

Über 80 Prozent der in Deutschland tätigen Herstellerbieten Fertighäuser an, deren bauliche Grundsubstanz der natürlich nachwachsende Rohstoff Holz bildet. Neben den allgemeinen Vorzügen der Fertigbauweise wie schnelle Bauzeit und Unabhängigkeit von witterungsbedingten Einflüssen muss hervorgehoben werden, dass ein Fertighaus aus Holz unter konstruktiven Gesichtspunkten ein echtes Leichtgewicht darstellt, das weitaus geringere statische Anforderungen an Bodenplatte beziehungsweise Fundament, Erdreich und Wände respektive Decken stellt als ein konventionell gebautes Massivhaus. Und man muss dem Fertighaus das Holz von außen nicht ansehen, es sei denn, eine rustikalere Note wird, wie etwa bei Blockhäusern, gewünscht (siehe „Blockhausbauweise“, Seite 30).

Im Holzfertigbau können vier wesentliche Konstruktionsarten unterschieden werden:

Holzskelett- oder Ständerbauweise

Rahmenbauweise

Tafelbauweise (mit Tafelwand)

Blockhausbauweise

Skelett- oder Ständerbauweise

Die Holzskelett- oder Ständerbauweise ähnelt in ihrem Aufbau in vielen Punkten einer Fachwerkkonstruktion. Horizontale Holzbalken werden mit vertikalen Holzständern zu einem tragfähigen Gerüst stabil miteinander verschraubt. Dieses Gerüst allein erfüllt sämtliche statische Eigenschaften.

Der Vorteil dieser Konstruktionsform liegt eindeutig in der sehr flexiblen Wandgestaltung, da die Wände als Ganzes keine tragenden Funktionen mehr zu übernehmen haben. So können die Ausfachungen der Wände, also die Hohlräume zwischen den Balken, komplett mit Dämmstoffen gefüllt und anschließend beplankt (mit Span- oder Gipskartonplatten) und verputzt beziehungsweise vermauert werden. Türen und Fenster finden spielend ihren Platz, oder es können weitere größere öffnende Flächen bis hin zu einer kompletten Glasfassade problemlos umgesetzt werden. Sowohl in der Fassadengestaltung als auch in der inneren Grundrissplanung herrscht weitgehend freie Gestaltbarkeit, denn den Gesamtaufbau tragen ausschließlich die Holzständer, die Wände im Hausinnern können nach Belieben gesetzt und versetzt werden. Auf diese Weise lassen sich imposante und gleichermaßen filigrane Objekte errichten wie das heute so beliebte Glasfachwerkhaus (siehe „Das Fachwerkhaus“, Seite 18), aber auch gewerbliche Bauten wie Lager-, Werks- und Ausstellungshallen oder prinzipiell offene Überdachungsanlagen können mit der Skelettbauweise realisiert werden.

INFO

VOR- UND NACHTEILE DER HOLZSKELETTBAUWEISE

Die Holzskelett- oder Ständerbauweise ähnelt in ihrem Aufbau in vielen Punkten einer Fachwerkkonstruktion.

Pro Holzskelett:

Ökologisches tragendes Gerüst

Sehr gute Dämmeigenschaften im Wandaufbau möglich, da über gesamte Wandstärke umsetzbar

Variabilität in der Gestaltung der Fassade und des Grundrisses

Viele Bauabschnitte können in Eigenleistung vom Bauherrn übernommen werden.

Kontra Holzskelett:

Empfindliche Dampfbremse (auch Dampfsperre genannt: eine Folie, die ungewollt auftretende Feuchtigkeit nicht ins Wandinnere vordringen lässt) inwendig bei „geschlossenen“ Entwürfen, zum Beispiel bei Handwerkerarbeiten

Achtung: Holzständer als eventuelle Wärmebrücken von innen nach außen, wenn diese nicht mitgedämmt werden; Verarbeitungsweise unbedingt vorab erfragen!

Je nach Innenwandaufbau geringe Wärme- und Schallisolierung bei Leichtbauweise

Das Fachwerkhaus modern: Die traditionellen Ausfachungen aus Klinkern und Putz oder ähnlichen Materialien zwischen Balken und Ständern werden durch transparentes Glas ersetzt. Der Effekt: freie Sicht pur.

Rahmenbauweise

Die Bezeichnung Holzrahmenbau fußt auf „timber frame“ aus dem amerikanischen Englisch. Der Ausdruck jedoch geht wiederum auf eine durch europäische Emigranten „importierte“ Bauweise zurück: das Fachwerk. Zwischen Holzrahmen- und -tafelbau im deutschen Sprachgebrauch besteht also kein Unterschied, allein die Bezeichnung wurde sozusagen „reimportiert“. Traditionell wird mit der Holzrahmenbauweise die eher handwerkliche Fertigung der Tafelelemente bezeichnet. Die heute zur Anwendung kommende Tafelbauweise spielt vor allem für die industrielle Vorfertigung von ganzen Wänden, Dächern und Decken im Ein- und Zweifamilienhausbau, zunehmend aber auch im Mehrgeschossbau eine Rolle.

Der Holzrahmen stellt das Grundgerüst für eines der elementaren Holzbausysteme der Gegenwart und wird durch die Beplankung mit Plattenwerkstoffen zur großformatigen Holztafel. Hierbei bilden senkrechte Holzständer, auch Rippen genannt, in der Höhe eines vollen Geschosses mit jeweils horizontal damit verbundenen Schwellhölzern – auch Fußrippen beziehungsweise Ober- und Untergurt – in einem inzwischen meist standardisierten Abstand von je 62,5 Zentimetern (als Rastermaß) zueinander den Holzrahmen.

Auf das Rahmenständerwerk wird dann zunächst einseitig eine großflächige Beplankung aufgebracht (Span- oder OSB-Platten), die dem Gebilde seine Stabilität verleiht. Rippen, Fußrippen und Beplankung sorgen im Verbund für die Ableitung der auf das Wandelement einwirkenden Horizontal-, Vertikal- und Windlasten. Grundsätzlich sind inzwischen verschiedene Stufen der Vorfertigung möglich:

Offener Holzrahmen

Einseitig beplankter Holzrahmen

Beidseitig geschlossener und vollständig ausgedämmter Holzrahmen (meist bei industrieller Fertigung)

Holztafelbauart

Die Holztafelbauart ist ein normierter Begriff und spiegelt ihre statischen und konstruktiven Eigenschaften wider, nämlich die Tragfähigkeit in alle drei Richtungen und die Elementierbarkeit. Sie stellen die wesentliche Voraussetzungen für die moderne Vorfertigung im industriellen Fertigbau sowie für Transport und Montage dar. Entsprechend der Wandmaße können Tafelwände von bis zu 12,5 Meter Länge in witterungsunabhängigen Produktionsstätten vorgefertigt werden, die als Außenwandelemente oder Wandtafeln mit den Decken- und Dachtafeln an der Baustelle vor Ort kraftschlüssig miteinander verbunden werden. Die Grenzen der Tafelmaße werden im Wesentlichen durch die Transportier- und Montierbarkeit bestimmt.

INFO

DIFFUSIONSFÄHIGE BAUWEISE

Seit gut 25 Jahren ist diese Technik Standard im Holzrahmenbau. Die als lastabführendes und zugleich aussteifendes Element fungierende Werkstoffplatte, meist aus Holz, wird hier innenliegend angebracht, weshalb eine eigens aufzubringende Dampfsperre (in der Regel eine Folie) nicht mehr nötig ist.

Diese diffusionsfähigen Bauelemente haben gleich zwei Vorteile: Normalerweise tritt bei mit dieser Technik errichteten Räumen kein nennenswertes Maß an Kondenswasser auf, zudem verfügen sowohl der Raum als auch die Wand an sich über extrem gute Austrocknungseigenschaften – nach innen wie nach außen. Unerwünschte Feuchtigkeit bereitet demnach praktisch kein Kopfzerbrechen. Eine Prophylaxe durch einen chemischen Holzschutz muss ebenfalls nicht bedacht werden.

Gern möchte man im Haus aus folgenden Gründen ein gut bilanziertes Verhältnis von ein- und austretender Luft haben:

Zu viel Luftaustausch bedeutet hohe Energieverluste und große Gefahr von Tauwasser.

Zu wenig Wechsel der Wohnraumluft bringt mangelnde Luftqualität, hohe Konzentration von Luftfeuchtigkeit und somit Gefahr von Schimmelbildung mit sich.

Der hierbei entstehende Aufbau wird als ausgesteifter Baukörper bezeichnet, bei dem sämtliche Elemente statische Funktionen übernehmen. Alle Fenster und Türen, aber auch die innwendige Dämmung samt Verkleidung nach innen und außen (Putz, Klinker etc.), können im Werk ein- und aufgebracht werden.

Der Außenwandaufbau der unterschiedlichen Fertighaushersteller variiert naturgemäß, folgt grundlegend aber demselben Muster.

Die innere Außenschicht bildet oftmals eine Holzwerkstoffplatte (Span- oder OSB-Platte) oder eine Gipskartonplatte (nicht selten auch zusätzlich), die als Beplankung mechanisch (durch Schrauben oder Nägel) auf dem Holzrahmen fixiert wird.

Zwischen diesen und den Rahmen befindet sich in der Regel noch eine Folie, die Diffusionsbremse, die ein Eindringen von Feuchtigkeit in den hinter ihr befindlichen Dämmstoff verhindert.

Die weiteren Schichtungen im Wandinnern schwanken von Hersteller zu Hersteller – auch in Abhängigkeit von Wanddicke und gewünschtem Dämmwert (gemessen über den sogenannten U-Wert). Gemeinsam aber ist allen, dass in sie Kanäle eingezogen werden, die für Strom-, Wasser-, Heizungs- oder Lüftungsleitungen gedacht sind. Wandelemente mit solchen Leitungskanälen werden inwendig nur provisorisch verschlossen, um vor Ort an der Baustelle die entsprechenden Leitungen für die Haustechnik einzubringen.

Den äußeren Wandabschluss können abermals Werkstoffplatten bilden, gefolgt vom eventuell zusätzlichen Wärmedämmverbundsystem (WDVS) und Außenputz oder Ähnlichem.

Besonders die Außenwände sind im Fertighausbau also eine hochkomplexe Angelegenheit, denn jeder Schicht der Wand kommen unterschiedliche Funktionen zu, die jede für sich essentiell sind: Luftdichtheit, Winddichtheit, Wärmedämmung, Feuchteschutz, Schallschutz, Brandschutz, Holzschutz, Lastabtragung und Aussteifung.

INFO

REGALE, BILDER UND CO. ANBRINGEN

Wie dem Schema eines Beispiel-Wandaufbaus zu entnehmen ist (siehe Seite 37), gibt es mit der Anbringung von Regalen, Bildern oder sonstigen Gegenständen, die aufgrund ihrer tragenden Lasten nicht selten starke Zugkräfte entwickeln, beim Fertigbau keinerlei Einschränkungen. Es handelt sich nämlich längst nicht mehr nur um reine Gipskartonwände, in der Regel sind diese hinterlegt mit soliden Holzwerkstoffplatten (OSB – Oriented Strand Boards, MDF – Mitteldichte Faserplatten, Spanplatten), in denen sich Befestigungssysteme ebenso gut fixieren lassen wie in die Wände im Massivbau.

Sie sollten allerdings schon auf den Kauf geeigneter Dübel achten. Ihr Hersteller gibt im Zweifel gern Auskunft. In jedem Fall sollten Sie sich bei ihm erkundigen, was zu beachten ist, damit Sie später nicht aus Versehen mit dem großen Bohrer die Dampfsperre durchdringen, was sich sehr negativ auf die Energiebilanz auswirken kann.

Das Konstruktionsverfahren

Die Holzrahmen- und/oder Tafelbauweise beherrscht als das zeiteffizienteste und ökonomischste Konstruktionsverfahren den modernen Fertighausbau.

Auch wenn der augenscheinlichste Mangel, dass eine nachträgliche Veränderung der Grundrissstruktur erschwert möglich ist, zunächst gravierend erscheinen mag, muss man sich als zukünftiger Bauherr immer vor Augen führen, wie groß die Wahrscheinlichkeit dafür ist, dass überhaupt irgendwann einmal Veränderungen des Grundrisses vorgenommen werden sollen. Zusätzlich schafft hier eine kluge Planung im Vorhinein schon viele Probleme aus dem Weg, die später womöglich einmal auftreten könnten – dann müssen Wände gar nicht erst eingerissen und versetzt werden.

Eventuell eintretende Szenarien künftiger Nutzungen sollten also frühzeitig durchgespielt werden, die sich daraus ergebenden Bedingungen beschrieben und bei den Planungen mit berücksichtigt werden, denn bevor das Fertighaus gebaut ist, kann der Hersteller beinahe alles möglich machen. Ausgeschlossen sind Veränderungen im Nachhinein überdies keineswegs, allerdings sollten versierte und spezialisierte Unternehmen engagiert werden, damit gerade im Bereich der Haustechnik die Feinabstimmung erhalten bleibt.

INFO

VOR- UND NACHTEILE DER RAHMEN-/TAFELBAUWEISE

Dies ist die häufigste Konstruktionstechnik im modernen Fertighausbau.

Pro Rahmen-/Tafelbauweise:

Verarbeitung ökologisch unbedenklicher Primärwerkstoffe

Da als Bausatz-Fertighaus erhältlich, hohe bauherrenseitige Eigenleistungen möglich

Finanziell attraktiv als Ausbauhaus

Werkseitige Dämmung und Installation verschiedenartigster Elemente

Gute Wärmespeicherfunktion

Keine Wärmebrücken bei lückenlos durchlaufender Dämmung, wenn werkseitig vorgenommen

Kontra Rahmen-/Tafelbauweise:

Veränderung der Raumsituation im Nachhinein möglich, mitunter aufwendig

Gefahr von Wärmebrücken durch die Holzständer, wenn bei der Produktion nicht entsprechend berücksichtigt

Raumgreifenderer Wandaufbau reduziert Raumvolumen (allerdings nur im Vergleich zur Holzskelettbauweise; Vorteile gegenüber dem Massivhaus auch hier noch deutlich)

Das Wohnklima

Gute wärmedämmende Qualitäten der Gebäudehülle sorgen für ein unabhängig von der Jahreszeit angenehmes Wohlfühlklima in den eigenen vier Wänden: Im Winter soll es schließlich schnell warm werden und die erwünschte Temperatur auch möglichst lange erhalten bleiben (unter möglichst geringem Einsatz von Energie). Gleiches gilt umgekehrt für den Sommer, wenn die (zu) warme Luft von außen möglichst nicht so leicht in die Wohnräume vordringen soll. Ein möglichst hoher Wärmedurchgangswiderstand (siehe U-Wert, Seite 30) hält die warme Luft drinnen, wenn es draußen kalt ist, und die kühlere Luft drinnen, wenn es draußen heiß ist.

Zum guten Raumklima gehören allerdings auch Baustoffe, die möglichst frei von Schadstoffbelastungen sind. Im Fertighausbau hat sich zumindest in Deutschland weitgehend der Standard durchgesetzt, dass etwa die Holzwerkstoffplatten, die für den Wandaufbau zur Anwendung kommen, frei von Formaldehyd sind, dieses dann auch nicht in den Wohnraum abgeben können. Lesen Sie zum Thema Wohnklima auch das Interview auf Seite 40.

INFO

HOLZRAHMENBAU UND ENERGIE

Rahmenkonstruktion und in der Tafel beziehungsweise Ausfachung liegende Dämmung bieten hohe Wärmedämmeigenschaften. Obwohl durch die Holzträger selbst Wärmebrücken entstehen könnten, wäre der Energieverlust gering, weil der Rohstoff Holz selbst Wärme nicht gut leitet. Außerdem kann diese Schwachstelle durch einfache bautechnische Mittel (zusätzliches Wärmedämmverbundsystem etc.) nahezu gänzlich ausgeschaltet werden. Hier sollten Sie den Hersteller unbedingt nach der genauen Konstruktion des Wandaufbaus fragen und sich am besten an den U-Wert der Wand halten (siehe Seiten 30 ff.).

Schall- und Brandschutz im Fertigbau

Innenwandstärken von nur 16 Zentimetern sind im Fertighausbau keine Seltenheit. Die gute Wärmedämmung des Baustoffs Holz an sich und ein ausgeklügelter Wandaufbau ermöglichen eine effiziente Wohnraumnutzung des Baukörpers, weil weniger Platz für Wände benötigt wird als beim klassischen Mauerbau aus Stein.

Nachteilig wirken sich derart dünne Innenwände im Hinblick auf den Schallschutz aus; entsprechend ausgeführte Fertighäuser sind deshalb recht hellhörig. Man sollte die Ursache aber nicht im Baustoff Holz suchen, denn Wände gleicher Stärke in Massivbauweise schneiden schlechter ab als diejenigen im Fertigbau.

Unser Tipp deshalb: Prüfen Sie im Einzelfall, ob die Schallschutzvorschriften der DIN 4109 „Schallschutz im Hochbau“ garantiert werden; in ihr sind neben Luftschall- und Trittschallübertragung auch der Schutz gegen Installationsgeräusche und Geräusche anderer haustechnischer Anlagen geregelt.

Feuerwiderstandsklassen nach Brandschutznorm DIN 4102, Teil 2

Feuerwiderstands klasse

Funktionserhalt in Minuten

Bauaufsichtliche Bezeichnung (in Deutschland)

F 30 1

30

Feuerhemmend

F 60 1

60

Hochfeuerhemmend

F 90 1

90

Feuerbeständig

F 120 1

120

Hochfeuerbeständig

F 180 1

180

Höchstfeuerbeständig

1Der Buchstabe F steht hier für Wände, Decken, Gebäudestützen und -unterzüge, Treppen und Brandschutzverglasung; gewissen Sonderbauteilen können andere Buchstaben vorangestellt sein, die einen abweichenden Brandschutzfokus bedeuten.

Maßgeblich für den Brandschutz in Wohngebäuden sind die Landesbauordnungen (LBO) der Bundesländer. Im Großen und Ganzen kann festgehalten werden, dass die einzelnen Bauteile bei zwei- oder mehrgeschossigen Wohnhäusern mindestens über die Feuerwiderstandsklasse F 90 verfügen müssen (siehe Tabelle oben) – die tragende Konstruktion im Brandfall also mindestens 90 Minuten stehen bleiben muss. Holz als solches zählt zu den normal entflammbaren Baustoffen und wird der F 30-Klasse zugeordnet. Da dickere Holzstücke erfahrungsgemäß langsamer verbrennen, sprich länger Bestand haben, kann die Feuerwiderstandsklasse der tragenden Konstruktion durch entsprechend dick ausgeführte Holzbalken bereits auf F 60 hochgeschraubt werden. Werden Stützbalken, Träger, Wände und Decken zudem mit schwer brennbaren Materialien wie Gipskarton und/oder etwa Mineralwolle verkleidet, ist schnell die F 90-Klasse erreicht. Adäquater Brandschutz stellt im (Holz-)Fertigbau also kein Problem dar, da mit leichten baulichen Eingriffen eine passende Prophylaxe getroffen werden kann. Vielmehr ist die sachgemäße Ausstattung mit Feuermeldern und die Verwendung feuerhemmender Materialien an Decken, Wänden und Böden zu beachten.

Das Ausbauhaus

Wenn Sie einen Fertighaushersteller gefunden haben, dessen Objekte Ihnen prinzipiell zusagen und der diese auch als Ausbauhäuser anbietet, dann sollten Sie in der weiteren Planung sehr wachsam sein – denn der Begriff ist sehr schwammig und nicht eindeutig definiert. So zahlreich die Anbieter dieses Leistungstyps, so verschiedenartig nimmt sich auch die Auslegung aus, was jeweils unter Ausbauhaus tatsächlich verstanden wird. Das Spektrum bedient die gesamte Bandbreite vom Rohbau, bei dem mitunter nur die Mauern errichtet werden und darüber hinaus keine weiteren Leistungen inbegriffen sind, bis hin zum für die Trockenbauarbeiten vorbereiteten Haus.

Hier ist vor Vertragsschluss immer ein genaues Studium der Baubeschreibung (siehe Seiten 168 f.) erforderlich, damit Sie später keine unliebsamen Überraschungen erleben. Auch wenn die Preise in den Angeboten mitunter himmlisch günstig wirken, sollten Sie sich davon nicht blenden lassen und penibel darauf achten, ob etwa so elementare Leistungen wie die Grundstückserschließung, die Kosten für die Hausanschlüsse an die öffentlichen Versorgungsleitungen und die Baugrunduntersuchung inbegriffen sind. Jedes Ausbauhaus stellt eine eigene Ausbaustufe dar, und so jonglieren viele Anbieter eben auch mit Begriffen wie Mitbauhaus oder Rohbau. Deshalb: Stellen Sie immer sicher, was die verschiedenen Ausbaustufen beinhalten und wer beispielsweise für die Deckung des Daches, die Montage von Fenstern und Türen und für die Installation von Wasser- und Heizungsleitungen zuständig sein soll. Denn was unbedarften Bauherren selbstverständlich anmutet, ist noch längst keine abgemachte Sache, oder wussten Sie, dass in einem Ausbauhaus der Ausbaustufe „Rohbau“ bisweilen nicht einmal eine Treppe vorgesehen ist?

Als attraktive Lösung werden Ausbauhäuser gern von denjenigen empfunden, die über relativ wenig Eigenkapital verfügen und finanziell nicht die allergrößten Sprünge machen können und die mit der Variante Fertighaus in einer bestimmten Ausbaustufe eine sogenannte Muskelhypothek übernehmen.

Dagegen lässt sich im Grunde nichts sagen, solange die Bauherren sich vorab einige Punkte deutlich vor Augen geführt haben:

Welche handwerklichen Aufgaben traue ich mir tatsächlich zu?

Wie sieht es mit meiner verfügbaren Zeit aus? Bin ich etwa beruflich stark eingebunden, was die Bauzeit mitunter endlos lang hinauszögern kann?

Welche Arbeiten sollte ich unbedingt vom Fachmann erledigen lassen?

Wo gibt es Potenzial in meinem Freundesund Bekanntenkreis? Hier sollten Sie genau abwägen, wen Sie um welche Dienste bitten, damit Sie einschätzen können, ob die Arbeiten auch tatsächlich erbracht werden – Verlässlichkeit und Qualität genießen oberste Priorität. Denken Sie auch daran, private Kontakte nicht überzustrapazieren.

Denken Sie bei Inanspruchnahme von Hilfe auch an die Pflichtversicherungen auf der Baustelle (Bauhelfer-Unfallversicherung, siehe Seite 191).

Welche Kosten (Materialien etc.) kommen durch die Ausbaumaßnahmen noch auf mich zu, habe ich sie in die Gesamtkalkulation mit einfließen lassen?

Besonders die abschließende Sanitärinstallation und die Elektrik sollten Sie an ausgebildete Fachleute abgeben, da es hier letztlich auch um gesetzliche Gewährleistung geht, also um die Frage: Wer haftet, falls später Mängel auftreten? Einige der zu erledigenden Aufgaben müssen deshalb ohnehin dem fachkundigen Handwerker überlassen oder von diesem abgenommen werden, hier ist an erster Stelle die Strominstallation zu nennen.

Grundsätzlich gilt: Machen sich im Nachhinein gravierende Fehler bemerkbar, kann eine ursprünglich als günstig gedachte Lösung schnell zur teuren Kostenfalle werden, wenn schließlich doch ein Fachmann hinzugezogen werden muss, der bereits verbaute Materialien aufgrund von Fehlinstallation rückbauen und womöglich ersetzen muss. Der Arbeitslohn für solche zumeist zeitaufwändigen Maßnahmen schießt dabei leicht in die Höhe.

Entwicklung des Wärmedämmstandards anhand der Außenwand seit 1965

Als Minimallösung besorgt der Fertighausanbieter tatsächlich „nur“ die Erstellung der äußeren Hülle, der Bauherr übernimmt dann sämtliche noch ausstehenden Gewerke in Eigenregie: das Einbringen des Estrichs, die kompletten Trockenbauarbeiten, die Anbringung der Sanitärobjekte, die Wärmedämmung und so weiter bis hin zur Eindeckung des Daches neben sämtlichen Leitungsinstallationen. Die zu erledigenden Arbeiten können also durchaus anspruchsvoll sein und zahlreiche Fertigkeiten verlangen.

Länger als bei „schlüsselfertiger“ Übergabe dauert die Bauphase ohnehin, da meist erst nach Feierabend auf Ihrer Baustelle weitergearbeitet werden kann. Setzen Sie die potenziellen Ersparnisse mit dem Mehraufwand an Miete ins Verhältnis, den Sie aufbringen müssen, weil Sie noch nicht sofort in Ihr Eigenheim einziehen können. Bedenken Sie auch, dass ein Fertighausanbieter andere Konditionen im Einkauf aller Baumaterialien hat als Sie. Beurteilen Sie anschließend, wie lohnenswert die Übernahme von Eigenleistungen tatsächlich ist.

Die von vielen Bauherren favorisierte Variante ist das Ausbauhaus, das vom Hersteller im Erdgeschoss bewohnbar fertiggestellt wird, wogegen Ober- und Dachgeschoss noch auf ihren Ausbau warten. Der eindeutige Vorzug dieser Ausbaustufe liegt in der Kostenersparnis, da gleichzeitige Zahlungen für Miete und Kredittilgung beziehungsweise sonstige Finanzierungskosten durch den unmittelbaren Bezug des Hauses vermieden werden können.

Außerdem kann das Haus ohne Zeitdruck im Nacken Schritt für Schritt vollständig ausgebaut werden, ohne dass Anfahrten extra bedacht werden müssten, weil man sich schließlich schon vor Ort befindet. Auf diese Weise können auch verhältnismäßig kleine zur Verfügung stehende Zeitfenster optimal zur Arbeit am Eigenheim genutzt werden.

In der Regel bieten die Fertighaushersteller für den Ausbau auch qualitativ wie quantitativ genau auf das erworbene Objekt abgestimmte Baumaterialienpakete an, die womöglich nicht die preisgünstigsten sind, dafür aber den eigenen Bedürfnissen exakt entsprechen.

Außerdem kann sich der Bauherr die Betreuung durch Fachleute des Herstellers direkt sichern, was Komplikationen vermeiden hilft, da die Mitarbeiter des Fertighausherstellers sich speziell mit den Gegebenheiten des eigenen Produkts sehr gut auskennen.

U-Werte aus dem GEG 2020 (gültig seit 1.11.2020)

Bauteile/Systeme

Maximaler U-Wert in W/(m2 · K)

Außenwand (einschließlich Einbauten wie Rollladenkästen), Geschossdecke gegen Außenluft

0,28

Außenwand gegen Erdreich, Bodenplatte, Wände und Decken zu unbeheizten Räumen

0,35

Dach, oberste Geschossdecke, Wände zu Abseiten

0,2

Fenster, Fenstertüren

1,3

Dachflächenfenster

1,4

Lichtkuppeln

2,7

Außentüren

1,8

Quelle: Gebäudeenergiegesetz vom 8. August 2020

Die Bedeutung des U-Wertes

Eine gut gedämmte Wand hält den Innenraum im Winter warm, im Sommer aber dafür möglichst kühl. Der U-Wert (für Umkehr-Wert), auch unter der Bezeichnung Wärmedurchgangskoeffizient geläufig, zeigt an, mit welchem Energieverlust man durch eine entsprechende Wand (oder jedes andere Bauteil) zu rechnen hat, sprich wie gut oder schlecht eine Wand wärmegedämmt ist, wie viel Energie des beheizten Innenraums an die kühlere Umgebung abgegeben wird.

Hier eine Definition: „Der Wärmedurchgangskoeffizient oder U-Wert (früher k-Wert) eines Bauelements ist ein praktisches Maß für dessen Wärmedurchlässigkeit. Er kann angegeben werden für flache Bauelemente mit einer inneren und äußeren Fläche, also zum Beispiel für Dämmplatten und Dämmmatten, aber auch für zusammengesetzte Elemente wie Kombinationen von Platten aus verschiedenen Materialien oder auch für Fenster. Der U-Wert gibt an, welche Wärmeleistung durch das Bauelement pro Quadratmeter strömt, wenn die Außen- und Innenfläche einem konstanten Temperaturunterschied von einem Grad (1 K) ausgesetzt sind. Die Einheit des U-Wertes ist W/(m2·K) (Watt pro Quadratmeter und Kelvin).

INFO

U-WERT UND GUTE DÄMMUNG

Der U-Wert steht für die Menge an Energie, die in 1 Sekunde durch die Fläche von 1 m2 fließt – bei einem Temperaturunterschied zwischen beiden Seiten von 1 K. Der Wärmedurchgangswiderstand (R T) wird durch den Kehrwert des U-Werts ermittelt und in (K·m2)/W angegeben. Wie bedeutsam die Wärmedämmung der Gebäudehülle für den Gesamtenergiebedarf eines Hauses ist, lässt sich genauer im Buch „Richtig Dämmen“ der Stiftung Warentest (2020) erkunden. Bis zu 76 Prozent der in Wohngebäuden aufgewendeten Energie entfallen auf die Heizung, also jede Menge Einsparpotenzial. Doch bei den geringeren direkten Kosten ist noch nicht Schluss, denn auch der Wirkungsgrad einer Heizung sinkt, wenn die Vor- beziehungsweise Rücklauftemperaturen einer Anlage zu niedrig sind – was wiederum für einen höheren Heizenergiebedarf sorgt. Schließlich steigen auch Wohnkomfort und Lufthygiene, zugige Ecken, feuchte Wände und damit einhergehende Schimmelbildung sollten so aus Ihrem Problemhorizont getilgt sein.

Die Blockhausbauweise

Zur Errichtung von Blockhäusern werden massive Holzbalken verarbeitet, die zu einer äußerst stabilen Konstruktion führen. Die als Fertighäuser angebotenen Blockhäuser kennzeichnet oft ein doppelwandiger Aufbau, der zum einen für die Verfüllung von Dämmstoffen im Zwischenraum sinnvoll ist, zum anderen für zusätzliche Stabilität des Gebäudes sorgt. Diese Wände bestehen aus exakt in der Fertigungshalle vorgearbeiteten Holzbalken, die an der Baustelle aufeinander gelegt und besonders an den Eckpunkten mittels verschiedener Techniken (Sattelkerben, Schwalbenschwanzverbindungen etc.) miteinander verbunden werden. Zur Geschichte dieser Bauart siehe „Das (Wohn-)-Blockhaus“, Seite 18. Zur weiteren Stabilisierung tragen in regelmäßigem Abstand in die Holzbalken eingebrachte Holzdübel bei.

Die Holzbalken, auch Blockbohlen und je nach Ausgangszustand des Holzes auch Stämme genannt, gibt es in unterschiedlichen Varianten: Geleimte, gerade und runde Blockbohlen weisen unterschiedliche Verarbeitungsmerkmale auf, die sowohl maschinell als auch manuell erzielt werden können. Zwischen diese zur Doppelwand gestapelten Bohlen ist ein Isolierkanal eingearbeitet, der für die Isolierung zwischen den Stämmen sorgen soll, indem ein Dichtungsband und ein witterungsresistent bearbeiteter Dämmstoff, beispielsweise Schafswolle, eingebracht wird.

In der Regel ist ein Blockhaus als Fertigbausatz erhältlich, der prinzipiell sämtliche zur Errichtung des Gebäudes notwendigen Einzelteile und Materialien stellt; Fertighäuser in Blockbauweise sind vor allem für den Selbstbau gut geeignet.

Wenig überraschend kommt die traditionelle Baukonstruktion ursprünglich aus den skandinavischen Ländern, die Bezeichnung Schwedenhaus