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Lyrik im Trialog Wenn Nachrichten verunsichern und das Leben Gefühle erzeugt, für die keine Worte zu finden sind, dann trösten Gedichte. Sie öffnen den Blick für vielfältige Perspektiven, die dem Unsagbaren Flügel verleihen. Vorbilder für die drei Autorinnen des Gedichtbands sind Poetinnen, die in Unfreiheit, in Gefahr, unter Einfluss von Gewalt und im Exil geschrieben haben. Sie lassen sich inspirieren von Hoffnungslosigkeit, Trauer und Wut die zum Ausdruck kommt und von der Melancholie der Sprache, die auch Worte für Sehnsucht und Hoffnung findet. Ausgewählte Gedichte der Mentorinnen werden auch in Form und Rhythmus zur literarischen Vorlage. Unter diesem Einfluss haben sich die drei Autorinnen dieser Ausgabe konzeptioneller Lyrik auf den Weg gemacht. Sie haben sich auf eigene Ängste, Sehnsüchte und Hoffnungen eingelassen und sich mit Worten aneinander festgehalten. Gemeinsame Themen sind die Brücke zu aktuellen Auseinandersetzungen und zu Gedanken der heutigen Zeit. Die Gedichte entstehen im Dreierschritt - im Trialog. Sie beziehen sich als assoziativer Impuls direkt aufeinander, um danach in lyrischer Freiheit erkennbar eigene Wege des Ausdrucks zu finden. «Unsichere Zeiten» ist Band 5 der Serie «Konzeptionelle Lyrik»
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Seitenzahl: 31
Veröffentlichungsjahr: 2019
Stephanie von Below
Karin Harris-Hedder
Renate Haußmann (Hg.)
UNSICHERE ZEITEN
Gedichte zu Dritt
© 2019 Stephanie von Below, Karin Harris-Hedder, Renate Haußmann (Hg.)
Idee: Renate Haußmann, Schreibweise Hamburg
Satz und Gestaltung: Renate Haußmann
Verlag und Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
978-3-7497-4124-3 (Paperback)
978-3-7497-4125-0 (Hardcover)
978-3-7497-4126-7 (E-Book)
«Aneignung – Abstraktion – Wiederaneignungund erneute Abstraktion. Im lyrischen Trialog werdenWorte gerührt und geschüttelt, bis scheinbar nichts mehrvon den ursprünglichen Zutaten vorhanden ist.»
(Renate Haußmann)
Lyrik im Trialog
Wenn Nachrichten verunsichern und das Leben Gefühle erzeugt, für die keine Worte zu finden sind, dann trösten Gedichte. Sie öffnen den Blick für vielfältige Perspektiven die dem Unsagbaren Flügel verleihen. Vorbilder für die drei Autorinnen des Gedichtbands sind Poetinnen die in Unfreiheit, in Gefahr, unter Einfluss von Gewalt und im Exil geschrieben haben. Sie lassen sich inspirieren von Hoffnungslosigkeit, Trauer und Wut die zum Ausdruck kommt und von der Melancholie der Sprache, die auch Worte für Sehnsucht und Hoffnung findet. Ausgewählte Gedichte der Mentorinnen werden auch in Form und Rhythmus zur literarischen Vorlage.
Unter diesem Einfluss haben sich die drei Autorinnen dieser Ausgabe konzeptioneller Lyrik auf den Weg gemacht. Sie haben sich auf eigene Ängste, Sehnsüchte und Hoffnungen eingelassen und sich mit Worten aneinander festgehalten. Gemeinsame Themen sind die Brücke zu aktuellen Auseinandersetzungen und zu Gedanken der heutigen Zeit. Die Gedichte entstehen im Dreierschritt – im Trialog. Sie beziehen sich als assoziativer Impuls direkt aufeinander, um danach in lyrischer Freiheit erkennbar eigene Wege des Ausdrucks zu finden.
«Unsichere Zeiten» ist Band 5 der Serie «Konzeptionelle Lyrik».
Ungeklärte Fragen der Schuld
MENTORIN: SARAH KIRSCH
Die Gletscher schmelzen
Land in Sicht
Wind von vorn
Die Gletscher schmelzen
es ist an der zeit
du fragst
willst den bildern nicht glauben
sieh hin
der weiße bär sitzt auf der scholle
versunkenes land
ewiges eis
das war seine heimat
du traust
deinen augen nicht
lässt dich verführen von wortreichen
deren macht
zur wahrheit verpflichtet sein sollte
bleibst gefangen im glauben
dass werte prägen und haltung erzeugen
du hoffst
auf die vernunft und
auf das gute im menschen
und dass ich an deiner seite bin
wahrhaftig und
offen im kampf
gegen die giganten
(Renate Haußmann)
Land unter
Mehr Mehr Haben Haben
Schreit der Mensch
Gletscher schmelzen
Wasser sprudeln
Eisbären gleiten haltlos
Bäume kippen
Stürme jubeln
Das Universum lächelt
Alles ändert sich sagt die Weisheit
Ich vermeide Plastik
Genieße Samt und Tand
Steige in die U-Bahn
Putze meine Nase
Hoffend aufs Erwachen
(Karin Harries-Hedder)
Apfelbaum
Ich pflanze lieber einen Apfelbaum
als keinen
und hoffe lieber einen Tag
ich traue lieber einem Wort
als keinem und spüre lieber meinen Schmerz.
Ob das gewissenlos sei fragt er
ob das kurzsichtig ist fragt sie
oder zu wenig am Ende des Tages.
Ganz bestimmt sage ich und pflanze.
(Stephanie von Below)
Land in Sicht
Sommer 2019
Nachrichten verstören
Hitzewellen
Gewitter
Schlammmassen
Menschen ertrinken
Verwirrung im Herzen
Blut pocht rast
Chaos weitet den Kopf
Ein überhitzter Computer
Kurzschluss
Lösung in Sicht
Ohnmacht
Brüche in der Welt
Still schreit das Herz
(Karin Harries-Hedder)
Kopfsprung
Wetterflüsterer gurren das Lied vom Ende des Planeten es sei längst zu spät lese ich bedeutungsvolle Gesten ich putze meine Nase umweltverträglich.
Hoffnungslosigkeit nimmt mir den Atem Wut liegt in den offenen Handflächen leider total voll gekotzt.
Und dann springe ich wieder in den schwarzen Trichter des Vergessens als wäre es mein zweites Leben.
Wir müssen handeln uns vernetzten es gibt so viel zu tun hört man stündlich
ich schaue auf das Meer drücke es an mein Herz
Wut liegt in den offenen Handflächen gerne würde ich sie formen zu einem Golem vielleicht.
Und dann springe ich wieder in den schwarzen Trichter des Vergessens als wäre es mein drittes Leben.
(Stephanie von Below)