Unter dem Licht des Nordsterns - Marc Short - E-Book

Unter dem Licht des Nordsterns E-Book

Marc Short

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Beschreibung

Tibor macht sich auf den Weg zur alten Welt der Götter, um seine entführte Mutter zu suchen. Der Wikinger Liftar, ein Gesandter aus Walhall, soll ihm dabei helfen. Ein Zwischenstopp auf einem nahezu einsamen Eiland führt sie zum Grab der Mutter aller Schildjungfern: Freyjas Grab. Mit ihrer Magie und seinem Mitbringsel möchte Liftar den Bann lösen, der über seiner Ehe mit der Schildjungfer Kyrija liegt und sie davon abhält, gemeinsam auf der Erde zu wandeln. Tibor ahnt nicht, dass er dabei mehr als nur ein Zuschauer sein wird...

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Seitenzahl: 40

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Unter dem Licht des Nordsterns

SHORTS SHORT STORYSHORT STORYInfos & weitere VeröffentlichungenImpressum

SHORTS SHORT STORY

Eine Shorts Short Story

Unter dem Licht des Nordsterns Das Grab der Schildjungfer

Eine nordische Kurzgeschichte

Cover: © Gunnar Assmy - Fotolia.com / © Michael Rosskothen - Fotolia.com

by Tom Jay

2. Auflage

Herstellung und Verlag: BoD - Books on Demand, Norderstedt

Alle Rechte vorbehalten. Keine Übernahme des 

Kurzgeschichtenblocks in digitale Verzeichnisse, 

keine analoge Kopie ohne Zustimmung des Autors. 

Die Namen und Handlungen sind frei erfunden. 

Evtl. Namensgleichheiten oder Handlungsähnlichkeiten sind zufällig.

SHORT STORY 

Unter dem Licht des Nordsterns

Das Grab der Schildjungfer

Eine nordische Kurzgeschichte

Der Winter nahte, selbst hier war das zu spüren. Tibor hatte keine Angst vor Kälte, doch diese war anders, sie fraß sich von außen durch bis ins Innere. Und kühlte das warme, schlagende Herz herab. Tibor verlagerte seine Aufmerksamkeit wieder auf die HAITHABU. Das Drachenschiff segelte durch Nebel, Schneewehen und Sonnendunst über das Meer. Aber weder segelte es wie ein gewöhnliches Schiff, noch war es eines. Ich bin hier vielleicht noch das menschlichste, dachte er. Denn die HAITHABU, ein Museumsschiff aus Schleswig-Holstein, gebaut aus dem abgestorbenen Holz des ehemaligen Weltenbaums Yggdrasil, war es ganz sicher nicht. Tibor sah zu seinem großen, steinern wie eine Statue stehenden Begleiter. Ein gefallener Wikinger, ein von der Schildjungfer Gesandter, wenn ich seinen Worten glauben mag, dachte er. Tibor seufzte. Und wer wird mir glauben? Er sah in den Himmel und dort, über dem Nebel sah er den Vollmond leuchten. Welchem Pfad sie wohl gerade folgten? Ob es der richtige war?

Tibor war jetzt seit mehreren Wochen mit Liftar unterwegs, um die Bruchstücke der Götterwelt, die nach dem Weltenbrand noch übrig waren, zu finden. Mit Liftar, einem Einherjer, der an Odins Tafel gespeist hatte!

»Warum nur habe ich mich darauf eingelassen?«, murmelte Tibor zum wiederholten Male. Er blickte an dem dunklen Holz hinab und auf die spiegelnde, schäumende See.Ich bin doch erst siebenundzwanzig und so weite Reisen waren noch nie mein Wunsch gewesen, dachte er. Seine Hände krallten sich in das alte, mahagonibraune Holz und er spürte, wie sich seine Armmuskulatur anspannte. Tief sog Tibor dabei die kalte Nordluft ein, die brannte, wie zu heiß getrunkener Kaffee, doch er wurde nicht müde, noch mehr Luft in seine Lungen zu pumpen. Im kalten Nass des Meeres spiegelte sich sein blondes Haar wieder, das Wellen warf. Der Siebenundzwanzigjährige musterte seine tiefblauen Augen. Habe ich mich bereits verändert?, fragte er sich. Horchte Tibor in sich hinein, fühlte er Misstrauen, Wut und Ärger, was sich zu einem kalten Feuer mischte. Aber da waren auch ein Funken Hoffnung und ein Funken Neugier. Wenn man seine Mutter verliert, ist das letzte fast ein Wunder, dachte er. Wenn man davon ausgeht, dass sie entführt wurde und man nur hoffen kann, dass sie noch lebt und nicht mehr geschehen ist! Plötzlich ging ein Ruck durch das Drachenschiff, so unverhofft und stark, dass es ihn seitlich gegen die Reling warf. Tibor spannte seinen Torso an und stellte sich vor, mit dem Schiffsdeck verwurzelt zu sein. Die Hände stemmte er mit aller Macht gegen den Druck, der ihn über den Rand und hin zum Wasser zog. Noch nie hatten sie während ihrer Fahrt über das Meer angehalten, noch nicht eine Pause hatten sie eingelegt. Warum also gerade jetzt, wo er doch nichts als das Rauschen des Ozeans hörte und der Nebel weiter die Sicht nahm? »Beim Gott der Ozeane und Odins Bart, was soll der Mist?«, brauste Tibor auf, hoffend, dass Liftar ihn hörte.

Im Nachgang wunderte er sich über seine kühnen Worte. Hatte Liftars Gegenwart bereits so stark auf ihn abgefärbt, dass er jetzt schon dessen Götter erwähnte? Denn eigentlich glaubte Tibor weder an den einen, noch an andere Götter. Er glaubte auch nicht, dass es ein Schicksal oder eine Bestimmung gab. Nein, allein den Moment gab es und Entscheidungen, die durch den Menschen allein getroffen wurden – also ihn.Was sich ergibt, liegt in meiner Hand, durch mein Tun. Tibor wischte sich mit einer wirschen Geste eine Strähne aus dem Gesicht. Dann wandte er sich an Liftar, den Lenker des Schiffes. »Warum halten wir hier?«

Eine Wand aus Schneeflocken wallte plötzlich auf, zog sich zu einem Orkan zusammen, nur um sich kurz darauf zu lichten.

Tibor hatte noch keine Antwort von dem ehemaligen Wikinger bekommen, aber er brauchte diese auch nicht mehr, denn als sich sein Blickfeld diesmal erweiterte und er von der Reling auf das Panorama vor sich sah, füllte Festland dieses. Die letzten Nebelschwaden waren im Begriff sich aufzulösen. Eine weite Graslandschaft, teils durchsetzt von braunen Hügeln, teils von mannshohen Findlingen, breitete sich vor dem jungen Mann aus. Einsame weiße Flocken glitten stumm und träge darauf zu, verliehen Gras und Stein den Anschein, als wären sie mit Puderzucker bestäubt, wie bei ihm zuhause die Tannen in den Wintermonaten. In der Tat musste hier dieselbe Jahreszeit herrschen.Du bist fernab der Heimat und das mit einem Wikinger, sei also kein Narr! Jetzt ist nicht die Zeit für Sentimentalitäten, weder für emotionale Bilder noch für Trauer!, sagte er sich.

Liftars nächste Worte bewiesen das. »Auch wenn ich dir nicht alles sagen kann, so doch eines: Hier ruht das Grab einer Göttin, das Grab der Mutter der Schildjungfern.«