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Zwischen 1989 und 2015 hat sich eine medial betreute Mehrheit der mündigen Bürger unseres Landes zu gesellschaftspolitischen Klatschaffen entwickelt, und gleichzeitig hat sich der politische Fokus von Recht und technischem Verständnis zu GO-NGO-gestützter Moral und selbstkasteiender Ideologie verschoben. Das weit verbreitete Framing Andersdenkender als "Querdenker" und "Verschwörungstheoretiker" entbehrt nicht einer gewissen intrinsischen Komik, denn beides beschreibt, sprachlich korrekt, zulässige oder sogar wünschenswerte Verhaltensweisen. So war der fachübergreifende Querdenker einstmals das positive Gegenteil vom Fachidioten. Und eine Verschwörung ist nun mal eine heimliche Absprache weniger zum Nachteil anderer - und eine Theorie die schwach belegte Erkenntnis darüber. Diese 21 Essays sind zwischen 2023 und 2025 auf ANSAGE! erschienen und ihr Themenbogen spannt sich vom Vorschlag, Deutsche über 70 zu töten, über den Wandel von der Bonner Republik zum Berliner Leviathan bis hin zum Deutschland-Bild von Rudi Dutschke. Alle diese Essays liefern nachprüfbare Informationen jenseits des verbreiteten Mainstream-Blickwinkels. Denn medial verbreitete Gewissheiten können nur durch solche nachprüfbaren Informationen verändert werden; erst dadurch entsteht ein ganz neues Bild der Realität. Und so stehen auch die physikalischen Gesetze der Natur gegen die erzwungenen Ziele unserer Gesellschaft. Die Frage ist ganz allein, ob nach deren Scheitern noch ausreichend Substanz für den Rückweg vorhanden sein wird. Und je früher unsere Gesellschaft diese Problematik erkennt, desto schneller kann sie im Interesse unserer Kinder und Enkel zur Vernunft zurückfinden.
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Seitenzahl: 186
Veröffentlichungsjahr: 2025
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,Nimm das Recht weg – was ist dann ein Staat noch anderes als eine große Räuberbande', hat der heilige Augustinus einmal gesagt. Wir Deutsche wissen es aus eigener Erfahrung, daß diese Worte nicht ein leeres Schreckgespenst sind.
Papst Benedikt XVI. im Deutschen Bundestag am 22. September 2011
Vorbemerkung des Autors: Dieses Buch ist das Ergebnis meines zweiten Versuchs, die Welt mit gesellschaftspolitischen Essays zu retten. Aber nach der BT-Wahl 2025 wurden die Wahlversprechen für eine Normalisierung dieses Landes so schnell abgeräumt, dass ich mich bereits Anfang März 2025 gezwungen sah, mit der nachfolgend zitierten E-Mail an den Chefredakteur von ANSAGE! die Reißleine zu ziehen:
Lieber Herr Matissek,
ich melde mich jetzt erst mal mit einer gesellschaftspolitischen Schreiballergie in eine kreative Pause ab und widme mich meiner Wissenschaft.
Die jüngsten gesellschaftspolitischen Entwicklungen haben gezeigt, dass durch die Einvernahme von 4. Gewalt, Wissenschaft und Ordnungsstruktur wesentliche Kontrollfunktionen demokratischer Kultur in diesem Lande geschleift worden sind und „deren Demokratie" auf die Umsetzung eines 10%igen „Bürgerwillens" von alimentierten Aktivisten hinausläuft. Für eine kritische Beschreibung dieser Situation reicht der dynamische Umfang feiner Ironie im dritten Drittel meiner Spielzeit nicht mehr aus - und die großmäulige Derbheit der Jugend wäre wiederum keine dem Alter angemessene Ausdrucksform.
Mögen also die Tröge schließlich doch noch die Schweine überleben – etwas Besseres fällt mir zu den aktuellen Vorgängen nicht ein...
Herzliche Grüße und halten Sie die Stellung - Uli Weber
Danach wurde durch den geschäftsführenden alten Bundestag schnell noch die Schuldenbremse des GGs gelöst, und der Autor konnte sich durch Äußerungen und Verhalten unserer neugewählten Volksvertreter sowie Berichte über deren internationales Wirken davon überzeugen, dass deren Demokratie tatsächlich in der Ukraine verteidigt wird. In der Folge häufen sich nun die Zweifel, ob sich unsere demokratisch gewählten Volksvertreter denn aktuell wirklich noch an das zum Frieden verpflichtende Grundgesetz des deutschen Volkes gebunden fühlen, und ob sie auf dem Boden der Bundesrepublik Deutschland vielleicht eine globale Bedarfsgemeinschaft errichten wollen...
Die nachfolgenden Essays wurden zwischen 2023 und 2025 auf dem Internetblog ANSAGE! veröffentlicht, und ich danke Herrn Daniel Matissek für deren redaktionellen Feinschliff.
Moritz Neumeier, der Begründer der Soylent-Green-Comedy
Wo sind eigentlich die Songs der 68er in diesen kriegsgeilen Zeiten?
Vom Niedergang der Naturwissenschaften im Land der Dichter und Denker
Kulturelle Aneignung: Wolfs-„Bereicherung" in Deutschland mit fatalen Folgen
Bauern oder Klimakleber: Wer ist denn nun die „letzte Generation"?
Von der Bonner Republik zum Berliner Leviathan
Was bedeutet „Nie wieder" in dieser musterdemokratischen BRD?
In Deutschland regiert nicht der Wahn, sondern das Ikarus-Syndrom
Berliner Republik: Vom antiimperialistischen Schutzwall zum Reichstag-Burggraben
Rückkehr zur Geschichte: Geopolitik ist kein Ponyhof für „feministische Außenpolitik"
Mit unseren Vorurteilen verlieren wir auch unsere Orientierung in Raum und Zeit
Einige Anmerkungen zur globalen Machtergreifung der Sauropoden
Lügen haben kurze Beine: Es lebe die Bonner Republik!
Künstliche Intelligenz: Macht ist Herrschaft über die Information
EU-Klimakrake: Sprechen wir doch mal über Copernicus!
Vom vielfältigen Einheitsbrei in den Ethnozid
Und wenn die Beweise für den menschengemachten Klimawandel selbst menschengemacht sind?
Eine besinnliche Adventszeit – und überfahren Sie ja keinen philippischen Esel!
Selbstmord aus Angst vor dem Tod: Ist die FDP noch zu retten?
Kennen Sie den Unterschied zwischen Kieler Sprotten und Geschichtsvergessenheit?
Die Wiederentdeckung von Rudi Dutschke: Warum denken deutsche Linke nicht national?
Schlusswort
Erschienen auf ANSAGE am 23. November 2023
„Besser deutsche Rentner töten, als Ausländer abschieben.” Das war die sinngemäße „Pointe" des sogenannten „Comedians" Moritz Neumeier, die dieser bekanntlich auf dem öffentlich-rechtlichen Sender 3sat zum Besten gab. Als alter weißer Mann, der unter das obige Totschlag-Argument fällt, hatte ich zunächst einmal das Internet nach entsprechender Kritik aus den umstrittenen Mainstream-Medien durchsucht, die bei einer entsprechenden rechtsverdächtigen Satire sofort wie ein einziger Mann:in auf brennenden Barrikaden gestanden hätten.
Das Ergebnis für das Suchkriterium auf Google, „70-jährige töten”, Stand 20. November 2023 um 17:45 Uhr, war gar nicht so gut. Also noch mal ganz von vorne: In der 3sat-Sendung „Till Reiners' Happy Hour”, Sendetermin 19. November 2023 um 20.15 Uhr, hatte der „Standup-Comedian“ Neumeier wörtlich „gewitzelt" (siehe hier, etwa bei Minute 10.45-11.45):
„Wenn man sich dann also darüber aufregen möchte, dass nur eine ganz kleine Gruppe von Menschen, nur so ein winziger Anteil von der Gesellschaft, das Geld von den Krankenkassen und die Wartezimmer und die Terminlisten völlig überdurchschnittlich strapazieren und was dagegen tun möchte, dann musst du ja nicht noch mehr Menschen schneller abschieben, sondern einfach Deutsche über 70 – dass du die einfach tötest.”
Puh, da hat der Soylent-Green-Comedian aber gerade noch mal die Kurve gekriegt, denn jede andere Formulierung hätte ja einen Bezug zur jüngeren deutschen Geschichte herstellen können! Selbst ein nur in Verschwörungstheorien existenter medialpolitischer Komplex hätte den seinen dann nicht mehr zu schützen vermocht – und auch die deutsche Judikative wäre machtlos gewesen. Aber diese stark reduzierte Soylent-Green-Satire dürfte nach bundesrepublikanischen Maßstäben immer noch von der künstlerischen Fiegen-Zicker-Meinungsfreiheit unserer Gutmenschen-Grundstimmung getragen werden; denn schließlich wird hier ja kein ganzes Volk verhetzt, sondern lediglich dessen kostenträchtige Alt:innen. Retten können uns Altinnen jetzt eigentlich nur noch der TÜV und der Fahrlehrer:innen-Verband; schließlich würde für beide der gesamte Markt für die regelmäßigen EU-Führerschein-Erhaltungsprüfungen der über 70-jährigen wegbrechen.
Der darf das?
„Focus" meldete vorgestern auf seiner Internetseite unter der Überschrift „ZDF nimmt Kabarettist in Schutz und erklärt Kontext" folgendes:
„Der Sender (ZDF, die Red.) verteidigte den Witz des Comedians. ,ln seinem satirischen Vortrag setzt sich Moritz Neumeier kritisch mit der Meinung auseinander, Geflüchtete würden das deutsche Gesundheitssystem entscheidend belasten. Um diese aus seiner Sicht unmenschliche These zu kritisieren, konfrontiert er sie mit Hilfe des satirischen Stilmittels der Übertreibung in derselben Logik mit einer zynischen Gegenthese', erklärte der Sender. Anschließend distanziere Neumeier 'sich jedoch selbst sehr klar von dieser absurden Äußerung und spricht sich im Kontext seines Gesamtvortrags für mehr Menschlichkeit aus', so das ZDF in seinem Statement weiter."
Der Soylent-Green-Comedian Moritz Neumeier darf das? Es geht hier immerhin um einen Bevölkerungsanteil von etwa 13,5 Millionen Bürgerinnen und Bürgern aus Deutschland, von denen die meisten im Gegensatz ihr Berufsleben lang in die Sozial- und Vorsorgekassen eingezahlt hatten, wie aktuelle Daten von „Sozialpolitik aktuell" zeigen.
Zitat aus Wikipedia:
„Der Holocaust ['ho:lokast, holo 'kast, engl. (englisch, aus altgriechisch όλόκαυστος holόkaustos, deutsch vollständig verbrannt') oder die Schoa (auch Schoah, Shoah oder Shoa; hebräischhaSchoa für „die Katastrophe", „das große Unglück/Unheil") war der nationalsozialistische Völkermord an 5,6 bis 6,3 Millionen europäischen Juden während des Zweiten Weltkriegs, rund zwei Drittel aller damals lebenden europäischen Juden."
Zu der umstrittenen ZDF-„Satire" des Soylent-Green-Comedian Moritz Neumeier bieten sich daher – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – zahlreiche Fragen an, die die folgenden Stichpunkte tangieren: Menschenrechtskonvention, Grundgesetz, Strafgesetzbuch, Staatsvertrag, öffentlich-rechtliches Fernsehen, Zwangsgebühren, Satire, Freier Medienmarkt, Moritz Neumeier, Fernsehrat, Judikative, Geschichte, Geschichtsbewusstsein, Verharmlosung, Moral, Menschlichkeit, Täter-Opfer-Beziehung, Zeitzeugen, nächste Generation...
Nochmals zurück zu den Alt:innen. Diese nehmen der bundesrepublikanischen Gesellschaft und deren Schutzbefohl:innen aus aller Herr:innen Länder ja tatsächlich das wohlverdiente Geld der Krankenkassen weg. Man könnte also den deutschen Rentenbezugsberechtigt:innen vielleicht malthusianisch mitteilen, das Boot „Bundesrepublik Deutschland" sei inzwischen endgültig voll und die Krankenkassenbeiträge würden für über 70-jährige nicht mehr ausreichen. Und anstelle von profanem Greis:innen-Mord könnte man ja mal den Think-Tank Hollywood zu Rate ziehen, der mit Soylent Green bereits im Jahr 1973 den Weg zu mehr globaler Verteilungsgerechtigkeit vorgezeichnet hatte. Das würde dann nicht nur die Krankenkassen entlasten, sondern, verteilungsgerecht weiterentwickelt, auch dem angespannten Wohnungsmarkt erhebliche neue Ressourcen zuführen.
Indoktrinierende bildungsferne Traumwandler:innen
Neben der Optimierung der Verteilungsgerechtigkeit hätte man sich gleichzeitig auch noch alle gesellschaftspolitischen und wissenschaftlichen Mecker:innen vom Halse geschafft. Die Entwicklung im vergangenen Jahrzehnt hat nämlich klar genug aufgezeigt, dass erst das Rentenalter unabhängige Fachleut:innen hervorzubringen vermag. Denn die Kette der Abhängigkeiten vom indoktrinierten Schulkind über den beurteilungsabhängigen Azub:in/Student:in und den wirtschaftlich abhängigen Arbeitnehmerin und Familienvater:in endet üblicherweise erst mit dem Renteneintritt. Und ausgerechnet an dieser Stelle fängt plötzlich ein Teil der vorherigen Mitmacher:innen nicht nur an, aus dem über Jahrzehnte erworbenen Fachwissen heraus eine eigene kritische Meinung zu entwickeln, sondern diese auch noch öffentlich kundzutun, und stellt sich damit einer schönen neuen grünen Globalwelt entgegen.
Nun ist das ja eigentlich kein bloßes Problem unserer Zeit; indigene Bevölkerungsgruppen kannten einstmals neben den verantwortlichen Hauptleuten auch noch einen Ältestenrat. Ein solcher Ältestenrat war wegen seines Altersdurchschnitts im wahrsten Sinne des Wortes stockkonservativ und stellte gleichzeitig den gesamten Kenntnis- und Erfahrungsschatz der betreffenden Gesellschaft dar. Damit wurde den Betreibern des politischen Tagesgeschäftes ein trägewertekonservatives Korrektiv gegenübergestellt, das zwangsläufig einen stabilisierenden Einfluss auf die betreffende Gesellschaft ausübte. Und was indoktrinierende bildungsferne Traumwandler:innen angeht, so mag ein solcher Ältestenrat sogar noch sehr viel stabilisierender gewirkt haben.
Demokratie ist der Schutz von, nicht vor Meinungen
Unsere gemeinsame Grundordnung, das Grundgesetz, wurde von alten weisen Männern und Frauen im Angesicht der Nazidiktatur formuliert. Diese braune Schreckensherrschaft hatte nämlich einstmals mit einer selbst ermächtigten Einheitsmeinung, mit gleichgeschalteten Medien und mit dem Verstummen kritischer Stimmen ihren Anfang genommen. An dieser Stelle sei die Schneeflöckchen-Allianz aus Honeckers Enterbten, der vollalimentierten Resterampe unserer 68-er Generation und deren klerikalen Trittbrettfahrern daher noch einmal an einen Grundpfeiler unserer Demokratie erinnert: Die Meinungsfreiheit. Sie bedeutet nicht die Befreiung von einer unerwünschten Meinung, sondern das grundgesetzlich verbriefte Recht, solch eine unerwünschte Meinung jederzeit öffentlich äußern zu dürfen, solange diese auf dem Boden unserer freiheitlichdemokratischen Grundordnung steht. Demokratie ist also, entgegen dem herrschenden Zeitgeist, der ausdrückliche Schutz dieser unerwünschten Meinung durch die sie ablehnende Mehrheitsgesellschaft. In unserem Land hat unbemerkt eine gesellschaftliche Revolution stattgefunden, mit der sich radikale gesellschaftliche Randgruppen zu einer Beseitigung der vormals stabilisierenden wertekonservativen Mitte ermächtigt haben. Die Betrachtungsperspektive für gesellschaftliche Veränderungen in unserem Land hat sich dadurch diametral verändert.
Fehlen eines deeskalierenden werte konservativen Puffers
Der aktuelle gesellschaftliche Wandel wird nicht etwa aus einer wertekonservativen gesellschaftlichen Mitte heraus kommentiert, wie wir das bei unserer sogenannten 68-er Studentenrevolution erlebt hatten, sondern vielmehr ist heute diese wertekonservative gesellschaftliche Mitte selbst, vorgeblich als „alte weiße Globalisierungsverlierer:innen", das Subjekt einer vernichtenden öffentlichen Kritik. Ohne den deeskalierenden wertekonservativen Puffer muss der gesellschaftliche Zwang zu einer vorgegebenen politischen Einheitsmeinung also zwangsläufig in einer Konfrontation zwischen „gefühlt Gut" und „vorgeblich Böse" enden und unsere Gesellschaft auseinan derreißen – oder direkt in gutgemeint-totalitäre Strukturen führen. Und hinterher, wenn's mal wieder schief gegangen sein sollte, wird man von alledem erneut nichts gewusst haben wollen. Mitläufer, Aktivisten und Profiteure werden dann vielmehr die gesamte Schuld einer „GröKaZ“ zuschieben – was wir 68-er ja schon einmal in Bezug auf die Mitläufer, Aktivisten und Profiteure eines „GröFaZ“ heftig problematisiert hatten...
Dieser Beitrag enthält auch Gedanken aus dem Buch des Autors „17 Essays über den aktuellen Zeitgeist".
Erschienen auf ANSAGE am 30. November 2023
Die sogenannte „Studentenrevolution der 1968er" wird oft für alle politischen Verirrungen unserer Zeit verantwortlich gemacht. Das ist grundfalsch, denn diese Studentenrevolution war ein globales Freiheitsbegehren der jungen Erwachsenen in den westlichen Industrienationen. Damals haben sich hier bei uns beispielsweise auch erstmals Lehrlinge geweigert, am Samstag „freiwillig" das Auto vom Chef zu waschen. Und bei der Bundestagswahl 1969 erhielt die links von der SPD angesiedelte Aktion Demokratischer Fortschritt (ADF) gerade mal 0,6 Prozent; danach kamen nur noch Splitterparteien mit einer null vor dem Komma. Also: 0,6 Prozent – und das war'sl Das war keine kommunistische Studentenrevolution, sondern vielmehr eine Revolution bürgerlicher Studenten. Die Nation stand für diese Generation überhaupt nicht in Frage. Selbst der bei den konservativen Medien verhasste Studentenführer Rudi Dutschke hatte sich damals für eine Wiedervereinigung beider deutscher Staaten ausgesprochen.
Was man heute – geprägt aus einer reduzierten DDR-Sicht – unter den 68ern versteht, ist lediglich die studentische Resterampe aus damaligen Maoisten und K-Gruppen, die mit ihrem aggressiven öffentlichen Auftreten und ihren radikalen Forderungen die Titelseiten der überwiegend konservativen Westmedien gefüllt hatte und deshalb bis heute fälschlicherweise für die gesamte 68er Generation steht. Damals war allerdings auch viel weniger Kriegsbegeisterung als heute; denn auch diese Generation war geprägt vom Zweiten Weltkrieg, entweder hatte sie ihn selbst noch im Kindesalter erlebt oder kannte ihn aus Trümmern und Erzählungen; man erinnere sich nur an die globalen Proteste gegen den Vietnamkrieg. Und dieser Pazifismus drückt sich auch in den Liedern jener Zeit aus. Vielleicht noch bekannt und oft kopiert ist beispielsweise der „Universal Saldier“ von Buffy Sainte-Marie, über den sie schreibt:
„But without him how would Hitler have condemned him at Dachau
Without him Caesar would've stood alone
He's the one who gives his body as the weapon of the war
And without him, all this killing can't go on..."
Geschichtsvergessene Politdarsteller und Scharfmacher
Diese Generation hat dann nach dem Eintritt ins Berufsleben ganz fleißig weiter am deutschen Wirtschaftswunder gebaut und sie personifiziert heute, wenn man mal genau nachrechnet, das medial verbreitete Feindbild vom alten weißen Mann. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs wurde dann schließlich auch noch unsere professionelle Bürgerarmee heruntergefahren, die ursprünglich lediglich zur Selbstverteidigung unseres Landes angetreten war. Das mag in dieser „posthistorischen Zeit" die pazifistische Hoffnung des dunklen Poeten Leonard Cohen spiegeln, das Gute könne allein schon durch seine schiere Existenz das Böse überwinden, die er in seinem Song „The Traitor" folgendermaßen ausgedrückt hatte:
„The dreamers ride against the men of action / Oh see the men of action falling back..."
Vielleicht erinnert sich mancher noch an die wesentliche politische Leistung des in diesen Zeiten viel gescholtenen Altkanzlers Gerhard Schröder, der von Colin Powell 2003 herbeigezauberten „Koalition der Willigen" im Irakkrieg nicht beigetreten zu sein – wenn er auch die vorherige Bombardierung europäischer Städte unter seinem grünen Außenminister nicht verhindert hatte. Durch den Wegfall der Wehrpflicht wurde schließlich eine kaputtgesparte „Parlamentsarmee" geschaffen, die heute in abgelegenen Teilen der Welt für fremde Ziele verheizt wird. In unserer Zeit geilen sich nun erneut geschichtsvergessene Politdarsteller und Scharfmacher an „gewinnbaren" Kriegsspielereien auf – weil sie selbst niemals Vertreibung, Flucht und Tod erlebt und oft nicht einmal mehr aus erster Hand, aus den Erzählungen von Zeitzeugen, erfahren haben.
Resterampe aus Maoisten und K-Gruppen
Und so treffen denn die nachfolgenden Zeilen aus Bob Dylans „Masters of War" von 1963 nicht nur auf den Vietnamkrieg zu, sondern mitten ins Herz unserer kriegsgeilen Zeit:
„You fasten all the triggers
For the others to fire
Then you sit back and watch
When the death count gets higher
You hide in your mansion
While the young people's blood
Flows out of their bodies
And is buried in the mud..."
Der Witz ist, dass die überwiegend bürgerliche Studentenrevolution die latente gesellschaftliche Auseinandersetzung um einen pazifistischen deutschen Wohlfahrtsstaat längst verloren hat, und die Resterampe aus Maoisten und K-Gruppen den hier bei uns geschaffenen Wohlstand kriegslüstern in und an alle Welt verteilt. Die Mehrheit hat halt gearbeitet und Werte geschaffen – während eine kleine Minderheit weiterhin vollalimentiert die Politik ihrer Ideologie betrieben hat; und die erste Maßnahme jedes Putsches ist immer, sich der Fernsehstationen und Medien zu versichern. Und ganz plötzlich sind wir wieder wer im globalen Kriegsgeschäft, kämpfen – wie stets beide Seiten in allen Kriegen der Geschichte – als besonders Gute auf der Seite des absolut Guten gegen das absolut Böse... wobei die Maulhelden selbst niemals im Dreck an der Front liegen werden. Vielmehr hört man laut den Antipazifisten Olaf Scholz tönen:
„Und die, die hier mit Friedenstauben rumlaufen, sind deshalb vielleicht gefallene Engel, die aus der Hölle kommen, weil sie letztendlich einem Kriegstreiber das Wort reden."
Und nichts könnte die Metamorphose der verantwortungsmoralischen Bonner Republik zum gesinnungsmoralischen Berliner Leviathan, der sich mit einem denkwürdigen „Aha!"-Graben sichtfällig von seinem grundgesetzlichen Souverän glaubt distanzieren zu müssen, besser charakterisieren.
Erschienen auf ANSAGE am 19. Dezember 2023
Es befremdet mich seit geraumer Zeit zunehmend, dass Medienbetrieb und Politik seitenweise über ihre selbstgemachte Spaltung unserer Gesellschaft lamentieren, während Persönlichkeiten und Institutionen mit der erforderlichen gesellschaftspolitischen Reputation und Reichweite für diesbezüglich klare öffentliche Unterlassungsforderungen in tiefem Schweigen verharren oder eine solche Spaltung sogar noch aktiv befördern. Und wenn man dann in den sogenannten Qualitätsmedien irgendwo liest oder hört, „Forscher empfehlen" oder „Forscher fordern", dann verlese ich mich („Froscher" statt „Forscher") und denke spontan an wohlgenährte Opportunitätsfrösche, die gegen öffentliche Anerkennung und wirtschaftliche Sicherheit jegliches gesellschaftspolitische Ziel missionarisch unterstützen, bis hin zur Trockenlegung eines lange bekannten Sumpfes durch konsequente Erweiterung desselben. Dabei könnte man auch an hochmoralisch verbrämte Planwissenschaft denken, ehrlich bezahlt aus Zwangsbeiträgen und Steuergeldern, die mit Argumenten wie, „Es wird wärmer, weil es kälter wird", eilfertig ihr Orwell'sches Neudenk in die Öffentlichkeit trägt.
Mit der 1652 gegründeten Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina verfügt unser Land über die älteste ununterbrochen existierende naturwissenschaftlich-medizinische Akademie der Welt, die sich auf Mitglieder wie Marie Curie, Charles Darwin, Albert Einstein, Johann Wolfgang von Goethe, Alexander von Humboldt, Justus von Liebig und Max Planck berufen kann. Die Leopoldina und ihre Mitglieder haben also unser Land durch die Phase der Aufklärung mit ihrer wissenschaftlichen und gesellschaftspolitischen Entwicklung hin zu einem modernen Staatsgebilde begleitet.
Ist das noch Wissenschaft oder kann das weg?
Nichts liegt daher näher, als von der altehrwürdigen Akademie Leopoldina ein öffentliches gesellschaftspolitisches Bekenntnis zur Einhaltung der demokratischen und wissenschaftlichen Spielregeln im gesellschaftspolitischen Diskurs mit Andersdenkenden einzufordern. Ich hatte eine solche Forderung implizit in drei Nachfragen gekleidet, deren Vorgeschichte ich dort jeweils hinlänglich beschrieben zu haben glaube, und diese am 14. November 2023 als E-Mail an die Abteilung für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina e.V. – Nationale Akademie der Wissenschaften verschickt, sowie in cc. an die betroffenen Fachbereiche der Leopoldina und in bcc. an zwei vom Umweltbundesamt persönlich angegriffene Wissenschaftler.
Als Zieltermin für eine Antwort hatte ich zunächst einen Monat vermerkt, mich zugleich aber auch für jede vernünftige Terminabsprache offen erklärt. Nun – was soll ich sagen? Am 15. Dezember 2023 lag mir natürlich weder irgendeine Antwort noch ein alternativer Terminvorschlag der Leopoldina vor. Offenbar fehlt jegliche Absicht, auf meine Zusendung auch nur einzugehen. Es scheint mir deshalb geboten, die Öffentlichkeit im Wege eines Offenen Briefs über mein inhaltliches Anliegen aufzuklären. So erlaube ich mir nachfolgend, den leicht zusammengefassten Text meiner E-Mail vom 14. November – versehen mit einem aktuellen Nachtrag – als Offenen Brief an die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina zu veröffentlichen. Dieser soll nachfolgend dokumentiert werden.
Nachfolgend nun mein Offener Brief an die Leopoldina:
Sehr geehrte Damen und Herren, erlauben Sie, mich kurz vorzustellen, ich bin Geowissenschaftler und Wissenschaftsautor und recherchiere momentan zu einem Buchprojekt mit dem Arbeitstitel „Der Niedergang der Naturwissenschaften im Land der Dichter und Denker". Erst durch die lobenswerte Aufklärungsarbeit während der Corona-Pandemie hatte ich erfahren, dass die Leopoldina im Jahr 2008 zur Nationalen Akademie der Wissenschaften in Deutschland ernannt worden war. Mit Interesse habe ich dann später aus Ihrem Leitbild entnommen, Zitat:
„Die Leopoldina tritt für die Freiheit und Wertschätzung der Wissenschaft ein. Sie trägt zu einer wissenschaftlich aufgeklärten Gesellschaft und einer verantwortungsvollen Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse zum Wohle von Mensch und Natur bei."
Die Leopoldina ist also ein absolutes Schwergewicht in der deutschen Wissenschaftslandschaft und findet nicht nur in der Öffentlichkeit Gehör, sondern ist auch richtungsweisend für die öffentliche Meinungsbildung in unserem Lande. Mit Bezug auf Ihr Leitbild hatte ich daher drei Fragen an die Expertinnen Ihrer Fachsektionen/Ihres Ständigen Ausschusses formuliert.
1., betrifft die Fachsektion Wissenschaftsphilosophie:In der medialen Kommunikation werden bereits seit geraumer Zeit sehr eigenartige Vorstellungen über die Naturwissenschaften verbreitet, beispielsweise gäbe es eine Art von Konsenswissenschaft, bei der lediglich Leugner und Schwurbier aus der Reihe tanzen würden und zum Schweigen gebracht werden müssten. Vertiefend bemüßigen sich selbst staatliche Institutionen, dieses medial verbreitete Märchen zu stützen und gegen kritische Wissenschaftler in Stellung zu bringen. So hatte beispielsweise das Umweltbundesamt in einer Veröffentlichung mit dem Titel „Und sie erwärmt sich doch" nicht nur einen „Konsens" in der Klimaforschung betont (S.97), sondern, um nur zwei konsenskritische Persönlichkeiten herauszugreifen, die Herren Prof. Dr. Vahrenholt und Dr. habil. Lüning als „Klimawandelskeptiker" und fachfremde Einzelpersonen bezeichnet (S.111). Wenn wir uns jetzt aber einmal anschauen, welche Studiengänge das Deutsche Klima Konsortium als Klima-Studiengänge empfiehlt, dann finden sich dort unter 14 Studiengängen ganz zwanglos auch die Studiengänge Chemie (Vahrenholt) und Geologie (Lüning) wieder. Die Geschichte der Wissenschaft liefert überdies viele Beispiele, dass der sogenannte Konsens eines wissenschaftlichen Mainstreams die Weiterentwicklung dieser Fachrichtung über Jahrzehnte zu blockieren vermag; es sei hier stellvertretend an Semmelweis (medizinische Hygiene), Fuhlrott (Neandertaler) und Wegener (Kontinentalverschiebung) erinnert.
Meine erste Frage an die Fachleute der Leopoldina lautete also:
Was hat die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina getan, um in der deutschen Öffentlichkeit dem fehlerhaft vermittelten Eindruck entgegenzutreten, es könne in den Naturwissenschaften jemals einen dauerhaft stabilen Konsens über irgendeine beliebige wissenschaftliche Lehrmeinung geben?
2., betrifft die Fachsektion Geowissenschaften zum Thema Klimaforschung:In Ihrem Factsheet zum Klimawandel heißt es auf Seite 6 unter der Grafik „CO2-Gehalt der Atmosphäre in den letzten 800.000 Jahren", Zitat: „In den letzten 800.000 Jahren war der C02-Anteil nie so hoch wie heute." Unter der Überschrift „Die atmosphärische Konzentration von CO2 ist heute höher als je zuvor in den letzten 800.000 Jahren" heißt es darunter dann im ersten Bullet-Point, Zitat: „Der CO2 Gehalt der Atmosphäre (und damit das Klima) hat sich im Laufe der Erdgeschichte immer wieder stark verändert."
Meine zweite Frage an die Fachleute der Leopoldina lautete somit:
Welche konkret belegbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse liegen der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina vor, um einen solchen direkten Zusammenhang zwischen CO2-Gehalt der Atmosphäre und dem Paläoklima verbindlich herzustellen?
3., betrifft den Ständigen Ausschuss der Nationalen Akademie der Wissenschaften:In der Aufgabenbeschreibung des Ständigen Ausschusses heißt es, Zitat: „Seit ihrer Ernennung zur Nationalen Akademie der Wissenschaften am 14. Juli 2008 nimmt die Leopoldina verstärkt die Aufgabe der wissenschaftsbasierten Gesellschaftas- und Politikberatung wahr. Dabei arbeitet sie eng mit der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften acatech und der Union der Deutschen Akademien der Wissenschaften zusammen. Für diese Zusammenarbeit hat die Leopoldina einen Ständigen Ausschuss unter Vorsitz ihres Präsidenten eingerichtet."
Das bereits unter Punkt 2 erwähnte Factsheet zum Klimawandel vertritt höchst alarmistische Positionen zum sogenannten „menschengemachten Klimawandel" und bezieht sich dabei überwiegend auf Fremdzitate. Die 1652 gegründete Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina beruft sich als älteste ununterbrochen existierende naturwissenschaftlich-medizinische Akademie der Welt auf Mitglieder wie Marie Curie, Charles Darwin, Albert Einstein, Johann Wolfgang von Goethe, Alexander von Humboldt, Justus von Liebig und Max Planck.
Die Leopoldina hat unser Land also befruchtend durch die Phase der Aufklärung mit ihrer Entwicklung hin zu einem wissenschaftlichen und demokratischen Weltbild begleitet. Und heute bedient dieselbe ehrwürdige Leopoldina die schrillen Farben des medialen Klimaalarms, anstatt mit den eigenen Fachleuten eine seriöse wissenschaftliche Basis für einen kontrollierten Übergang in ein neues ressourcenschonendes Zeitalter zu schaffen?
Meine dritte Frage an die Fachleute der Leopoldina lautete daher:
