Unterhaltsame Aufsätze - Georg Christoph Lichtenberg - E-Book

Unterhaltsame Aufsätze E-Book

Georg Christoph Lichtenberg

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Beschreibung

Dieser Band enthält ein Sammelsurium von Lichtenbergs Werken. Inhalt: Von dem Nutzen, den die Mathematik einem Bel Esprit bringen kann Patriotischer Beitrag zur Methyologie der Deutschen nebst einer Vorrede über das Methyologische Studium überhaupt Briefe aus England An den Herausgeber des Museums (Von ein paar alten deutschen Dramen) Vorschlag zu einem Orbis pictus für deutsche dramatische Schriftsteller, Romanen-Dichter und Schauspieler Gnädigstes Sendschreiben der Erde an den Mond Prof. Lichtenbergs Antwort auf das Sendschreiben eines Ungenannten über die Schwärmerei unserer Zeiten Simple, jedoch authentische Relation von den curieusen schwimmenden Batterien, Von den Kriegs- und Fast-Schulen der Schinesen, nebst einigen andern Neuigkeiten von daher Verzeichnis einer Sammlung von Gerätschaften, welche in dem Hause des Sir H. S. künftige Woche öffentlich verauktioniert werden soll Rede der Ziffer 8 am jüngsten Tage des 1798ten Jahres im Grossen Rat der Ziffern gehalten Dass du auf dem Blocksberge wärst

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Unterhaltsame Aufsätze

Georg Christoph Lichtenberg

Inhalt:

Georg Christoph Lichtenberg – Biografie und Bibliografie

Unterhaltsame Aufsätze

Von dem Nutzen, den die Mathematik einem Bel Esprit bringen kann

Patriotischer Beitrag zur Methyologie der Deutschen  nebst einer Vorrede über das Methyologische Studium überhaupt

Briefe aus England

An den Herausgeber des Museums  (Von ein paar alten deutschen Dramen)

Vorschlag zu einem Orbis pictus für deutsche dramatische Schriftsteller, Romanen-Dichter und Schauspieler

Gnädigstes Sendschreiben der Erde an den Mond

Prof. Lichtenbergs Antwort auf das Sendschreiben eines Ungenannten über die Schwärmerei unserer Zeiten

Simple, jedoch authentische Relation von den curieusen schwimmenden Batterien,

Von den Kriegs- und Fast-Schulen der Schinesen, nebst einigen andern Neuigkeiten von daher

Verzeichnis einer Sammlung von Gerätschaften,  welche in dem Hause des Sir H. S. künftige Woche öffentlich verauktioniert werden soll

Rede der Ziffer 8 am jüngsten Tage des 1798ten Jahres im Grossen Rat der Ziffern gehalten

Dass du auf dem Blocksberge wärst

Unterhaltsame Aufsätze, G. C. Lichtenberg

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

Loschberg 9

86450 Altenmünster

ISBN: 9783849624552

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

Frontcover: © Vladislav Gansovsky - Fotolia.com

Georg Christoph Lichtenberg – Biografie und Bibliografie

Satiriker und Physiker, geb. 1. Juli 1742 in Oberramstadt bei Darmstadt als Sohn eines Predigers, gest. 24. Febr. 1799 in Göttingen, wurde als Kind durch einen unglücklichen Fall bucklig, zeigte früh, als Schüler des Darmstädter Gymnasiums, hervorragendes Talent für mathematische Studien und bezog 1763 die Universität Göttingen, wo Kästner und Meister seine Lehrer und bald seine Freunde wurden. Er erhielt 1769 eine außerordentliche Professur daselbst und wurde 1774 Mitglied der Göttinger Sozietät der Wissenschaften. Zwei Reisen nach England (1769 und 1774) brachten ihn in Verkehr mit einer Reihe der wissenschaftlich bedeutendsten Persönlichkeiten und verschafften ihm gründliche Kenntnis englischer Verhältnisse; seine »Briefe aus England« erschienen 1776 und 1778 in Boies »Deutschem Museum«. Besonders zog ihn auch das englische Theater an, wo damals Garrick glänzte. Bald nach der Heimkehr (1775) zum ordentlichen Professor ernannt, redigierte er seit 1778 den »Göttingischen Taschenkalender«, der in einer Reihe von Jahrgängen zahlreiche wissenschaftliche und populär-philosophische Aufsätze von klassischer Klarheit und unübertrefflicher Laune aus seiner Feder brachte; 1780 gründete er mit Georg Forster das »Göttingische Magazin«. Die spätern Jahre seines Lebens verlebte er infolge von Körperleiden in hypochondrischer Abgeschlossenheit. Als Naturforscher ist er vorzüglich wegen seiner durch ausgezeichnete Apparate unterstützten Vorlesungen über Experimentalphysik sowie durch die Entdeckung der nach ihm benannten elektrischen Figuren berühmt geworden. Weitverbreiteten Ruf erwarben ihm aber besonders seine witzigen und satirischen Aufsätze populär-philosophischer Art, in denen er sich namentlich als schonungsloser Gegner der sentimentalen Phantastik der Sturm- und Drangperiode und alles wirklichen und vermeinten Mystizismus erwies. Als besonders charakteristisch sind unter Lichtenbergs satirischen Aufsätzen vor allen zu bezeichnen: die gegen den berüchtigten Nachdrucker Tobias Göbhard in Bamberg gerichteten Episteln, der Aufsatz »Über den deutschen Roman«, der sich wider Lavaters törichten Bekehrungseifer wendende »Timorus« und das köstliche »Fragment von Schwänzen«, in dem sich desselben Schwärmers dithyrambisch-hyperbolische Ausdrucksweise im Text seiner »Physiognomik« ergötzlich karikiert findet. Seit 1794 ließ L. fünf Lieferungen einer »Ausführlichen Erklärung der Hogarthschen Kupferstiche« mit Kopien derselben von Riepenhausen (der Text zu den spätern Lieferungen rührt von Bouterwerk her) erscheinen, in denen er die glänzendsten Proben seiner witzigen Beobachtungsgabe durch die Interpretation der Werke des großen englischen Humoristen gab (s. Hogarth). L. gehört zu den besten deutschen Stilisten. Ungemeine Klarheit und Natürlichkeit der Darstellung zeichnen seine Schriften aus. Sie erschienen als »Vermischte Schriften« (Göttingen 1800–05, 9 Bde.), vollständiger, mit Lichtenbergs »Erklärung der Hogarthschen Kupferstiche« und dem Briefwechsel, herausgegeben von seinen Söhnen (das. 1844–53, 8 Bde.); eine Auswahl veranstaltete Bobertag (in Kürschners »Deutscher Nationalliteratur«, Bd. 141) und A. Wilbrandt (Stuttg. 1893); Lichtenbergs »Aphorismen« veröffentlichte nach den Handschriften Albert Leitzmann (Berl. 1902–04, 2 Bde.); derselbe gab Aufsätze, Gedichte, Tagebuchblätter und Briefe u. d. T.: »Aus Lichtenbergs Nach laß« (Weim. 1899) und mit Schüddekopf »Lichtenbergs Briefe« (Leipz. 1901–02, 2 Bde.) heraus, denen Grisebach »Lichtenbergs Briefe an Dieterich 1770–1798« (das. 1898) hatte vorangehen lassen. Vgl. Grisebach, Gedanken und Maximen aus Lichtenbergs Schriften (mit Biographie, Leipz. 1871) und Die deutsche Literatur seit 1770 (4. Ausg., Berl. 1886); R. M. Meyer, Jonathan Swift und L., zwei Satiriker (das. 1886); Lauchert, Lichtenbergs schriftstellerische Tätigkeit (Götting. 1893); F. Schäfer, Georg Christoph L. als Psychologe und Menschenkenner (Leipz. 1899); Focke, Chodowiecki und L. (das. 1901).

Unterhaltsame Aufsätze

Von dem Nutzen, den die Mathematik einem Bel Esprit bringen kann

Ohneracht wir jetzt in so aufgeklärten Zeiten leben, daß niemand leicht mehr den Nutzen der Mathematik leugnet, von dem Logiker an, der sie sonst beschuldigte, sie machte ihre Verehrer zu Zweiflern, da er hätte sagen sollen, zu Leuten, die nicht glauben können, was nicht wahr ist, bis zu dem galanten, allerliebsten leeren Kopfe, der, weil er nicht Geld genug hat, seinen Verstand und seine Sitten zu Paris in loco selbst zu verderben, sich in Deutschland mit Histoires amoureuses und Lettres galantes eben so weit bringt; ohneracht sage ich, diese den Nutzen der Mathematik nicht mehr leugnen, so kann es doch zuweilen nützlich sein, ihn noch in besonderen Fällen darzutun, wo er nicht so deutlich in die Augen fällt. Auf diese Art hat uns ein großer deutscher Meßkünstler ihren Nutzen in der Moral gezeigt, und ihren Wert gewiesen, wenn man sie als einen Zeitvertreib betrachtet.

Ohne meine Untersuchung im geringsten, sowohl was die Richtigkeit des Gegenstandes, als die Ausführung selbst betrifft, den eben erwähnten Abhandlungen an die Seite zu setzen, will ich meinen Lesern zeigen, daß auch die sogenannten Schöndenker oder witzige Köpfe von Profession, Nutzen aus der Mathematik ziehen könnten, wenn sie deutsch genug dächten, dieselbe weiter zu erlernen, als bis an die Geometrie im Wolffischen Auszuge aus einem Auszuge. Dieses ist freilich schon viel von einem schönen Geist verlangt. Ich habe dieses etwas zu spät bedacht. Wenn mich also die meisten, denen ich eigentlich nützlich sein wollte, nicht verstehen sollten, so muß ich mich mit der Unmöglichkeit entschuldigen, Leuten deutlich zu schreiben, die in der ganzen Reihe der menschlichen Wissenschaften überhaupt nur bis an die freundschaftlichen Briefe, oder bis auf die gemeine poetische Kenntnis von Mägden, Wein und Westwinden gekommen sind.

Die Gelegenheit zu dieser Untersuchung gab mir das Vorurteil, welches ich schon längst unter einigen Leuten bemerkte, daß sie nämlich glauben, die Schäfer-Natur sei nur allein fähig, Gleichnisse und Anspielungen abzugeben, alle andere Dinge hätten die Kraft nicht, und die Mathematik sei ganz ungeschickt dazu. Ich werde also diesen Herren zu Gefallen einen Versuch machen, und ein paar, auch in andern Absichten erbauliche Wahrheiten mit solchen Anspielungen vortragen; vielleicht, wenn sie dieselben loben hören, so werden sie aus Neugierde Meßkünstler, so wie sie aus Neugierde Steganographen oder Freimäurer werden.

Der Begriff von entgegengesetzten Größen, und der schöne Ausdruck, weniger als nichts, sind von vielen Schriftstellern mit Vorteil gebraucht worden. Jedermann weiß es, wie erbaulich der letzte schon längst dem Stutzer geworden ist.

Denn weniger als nichts, ist vielmals ihr Vermögen.

Kästner.

Ich gestehe gerne, daß er schon schön vor sich ist, ohne daß man ihn als eine Anspielung auf gewisse Lehren in der Mathematik betrachtet. Er ist es auch würklich ohnedem gewesen. Im 62ten Psalm wird er gebraucht, und er sagt so vieles mit so vieler Kühnheit, als 20 Hexameter mit aller ihrer genauen Weitläuftigkeit nicht sagen würden. Einige Schriftsteller haben sich sehr an diesem Ausdrucke geärgert. Herr von Justi greift ihn in einer Schrift an, wo man es vielleicht nicht gesucht hätte , allein auf eine Art, die mich zweifeln läßt, ob er ihn jemals, so wie ihn der Mathematiker braucht, verstanden habe. Er sagt, das Nichts habe keine Grade; aber wer wird denn dieses nicht wissen? Und wer wird mit allen Zurüstungen der Metaphysik einen so unschuldigen Ausdruck anfallen? Heißt dieses nicht so viel, als Anstalten zum Begräbnis machen, wenn ein Erschrockener spricht: Ich bin des Todes, oder wenn ein verliebter Marquis mit gesundem Herzen sagt: Je meurs d'amour. Meine Absicht ist nicht, diesen Ausdruck zu erklären; es ist dieses schon längst geschehen , und wem nach dieser Erklärung, auf die ich hier den Leser verweise, noch einige Zweifel übrig bleiben, der tut überhaupt besser, wenn er sich mit anderen Dingen abgibt, die den Verstand nicht so angreifen, und ihn in der Falte ruhig lassen, die er im 15ten Jahre angenommen hat. Ich will hier nur überhaupt erinnern, daß sich der Meßkünstler oft solcher Ausdrücke bedient, um schnell und kurz zu sagen, was sonst kaum ein langsam konvergierender Paragraphe würde gesagt haben, und dieses verdiente in allen Wissenschaften, wo es ohne Undeutlichkeit geschehen kann, nachgeahmt zu werden; allein vielleicht fürchtet man sich vor einer solchen Erfindung in denen Wissenschaften, wo noch Platz übrig ist, und wo nicht, wie in der Mathematik alles noch voll bliebe, wenn man auch gleich ganze Kapitel durch eine einzige Zeile darstellte.

Wem bekannt ist, was man in der höheren Geometrie Asymptote nennet, wird vieles in der Natur kurz, und dennoch mit einer Deutlichkeit beschreiben können, deren selten eine Umschreibung fähig ist. So kann man sagen, Homer und Virgil seien die Asymptoten der neueren epischen Dichter, Praxiteles und Lysippus der Bildhauer, Raffael der Zeichner; wenn ich sagen wollte, die Natur sei es, so ist dieses nicht mehr so eigentlich gesprochen; die Künstler bleiben bei der größten Näherung noch immer unendlich weit von der Natur weg; das Bild in der Camera obscura ist schon viel weiter, als der Künstler jemals kommt; hier ist die Wolke gemalt, daß sie sich bewegt, und die Sonne ist nicht allein rund und helle, sondern sie brennt auch. Ich hoffe, es wird niemanden befremden, daß ich den Homer und Virgil zu Asymptoten gemacht habe. Sie waren es würklich bisher, man hat nach diesem Muster gearbeitet, und dieses mit Recht. Diese Schriftsteller sind so zu reden Charten von der Natur, auf die man sich fast immer verlassen kann, wenn man in diesem Felde gehen will. Allein man konnte mit der größten Bemühung nicht richtiger gehen als sie, weil so gehen wie sie, bloß richtig hieß. Da man aber jetzt anfängt, die Regeln nicht mehr im Homer, sondern da zu suchen, wo sie Homer selbst gesucht hat , so ist vielleicht noch eine andere Linie die eigentliche Asymptote, da es Homer nur in einer sehr großen Länge noch zu sein schien, und mein Gedanke falsch.

Gleichung. Wenn ich sage, die Gleichung für manchen Herrn käme heraus, wenn ich in der Gleichung für seinen Bedienten verschiedene Eigenschaften = 0 setzte, so erhalte ich dadurch, wenn ich nur einen Bedienten recht kenne, zugleich einen Begriff von vielen Herrn, der noch den moralischen Nutzen hat, daß er uns die nahe Verwandtschaft von beiden sehr lebhaft zu erkennen gibt, und zeigt, wie alle Tage einer aus dem andern werden kann. Um ein sehr lehrreiches Exempel zu geben, so setze man einmal, die relative Grobheit des Bedienten werde absolut, ich glaube nicht, daß ein stolzerer Herr möglich ist, als der, den diese Formel gibt.

Moment. Das Moment des Eindrucks, den ein Mann auf das gemeine Volk macht, ist ein Produkt aus dem Wert des Rocks in den Titel. Eben so kann man den Schaden, den ein Staat leidet, wenn ein Mann in demselben leidet, nach dem Produkt aus der Wichtigkeit des Mannes in die Größe seines Unglücks schätzen. Man hat bemerkt, daß dieses Produkt verschwindet, wenn ein Goldmacher den Hals bricht, da nun das Halsbrechen gewiß nichts Geringes ist, so muß wohl der andere Faktor sehr klein sein.

Größte und Kleinste. Dieses Kapitel in der Rechnung des Unendlichen ist überhaupt sehr lehrreich für viele Leute, die es verstehen könnten, aber nicht verstehen. Denn ich wüßte nicht, ob es einen Stand in der Welt geben kann, worin es unnütz sei zu wissen, daß bei immer zunehmenden Bemühungen zu einem Endzwecke zu gelangen, der Endzweck zuweilen gänzlich verfehlt werden kann. Ich bin bei Gelegenheit einer Haus-Apotheke auf diesen Gedanken gekommen: denn es ist hier klar, daß bei wachsender Vorsorge für die Gesundheit, diese ein Größtes werden kann, wenn die Vorsorge offensiv wird.

Mittlere Richtung der Kräfte. Ich habe bemerkt, daß die Denkungsart vieler Leute die mittlere Richtung ist, die der Geist nehmen muß, wenn er von Jurisprudenz und Possen, Medizin und Possen, oder belles lettres und Possen zugleich gezogen wird.

Schwerpunkt. Wenn man den gemeinschaftlichen Schwerpunkt der Häuser in einer Stadt suchte, und hernach den gemeinschaftlichen Mittelpunkt der Wichtigkeit der Leute, die darinnen wohnen, so würden sie oft weit voneinander liegend angetroffen werden. Mir ist eine Stadt bekannt, wo der erste auf den Markt, der andere ganz nahe an die Stadtmauer fallen würde.

Ich übergehe hier die Lehren vom anziehenden Mittelpunkt, von der zusammengesetzten Verhältnis und anderer Dinge, die von neuern Schriftstellern mit vielem Vorteil sind gebraucht worden, sehr geschwind und kräftig zu sagen, was sie sagen wollten. Außerdem aber, daß man zuweilen mit der Mathematik witzig tun kann, so werden ihre Lehren ganz, wie sie sind, in ein Gedicht gebracht, wenn es mit Kunst geschiehet, für den denkenden Teil der Gelehrten (denn es gibt ja noch einen andern) allemal ein Vergnügen sein. Die alten, und die ihnen ähnlichen neuern Dichter sind voll davon. Aber wie viel unter unsern schönen Geistern in Duodez wissen wohl, was aquosus Orion ist. Ja, wenn sich Minellius deutlicher erklärte. Und was sind die Hundstage? Warum heißen sie so! Ei, weil die Hunde um diese Zeit toll werden. Gut! Also werden im Jänner die Eselstage fallen, weil um diese Zeit alle Esel erfrieren würden, wenn sie nicht im Stalle stünden, oder keine Motion hätten. Solche Folgerungen lassen sich aus einer so ungeschickten Erklärung machen.

Dieses waren einige Proben, wie sich Lehren der Mathematik im Discours gebrauchen lassen, und wie wenig man sie auch in Kleinigkeiten entbehren kann. Dem ohngeachtet wird sie von dieser Gattung von Leuten, die ich oben erwähnt habe, nie erlernt werden, so lange man nur ihren Nutzen im Ernst zeigt. Vernünftige erlernen zwar immer die Wissenschaften ihres Nutzens wegen, aber der galantere Teil der Welt fängt erst alsdann an zu lernen, wenn man ihm durch einen Beweis, der auch ein Spaß sein muß, zeigt, daß man auch eine Wissenschaft zum Spaß lernen kann, oder um damit zu spielen. Daher sind die Recreations mathématiques, die Erquickstunden, die Methoden Schiffe zu rechnen entstanden; daher muß oft der größte Naturkündiger in seinem Vortrag einen mittleren Weg zwischen dem Lustigen und Ernsthaften nehmen. Schwenters Aufgabe, eine Sonne zwischen zween Monde zu malen, hat mehr Stutzer, glaube ich, zum Nachdenken gebracht, als eine Mondfinsternis. Ich tadele dergleichen nützliche Betrügereien nicht, nur muß man sie nicht in Bücher einmischen, die auch der Vernünftige lesen soll, der sich dergleichen Dinge selbst erfindet, oder, wenn er sie lesen will, sie unter dem Titel Spielsachen, und nicht in einer erleichterten Geometrie sucht. Ich finde, daß eine gewisse lustige Nation diese Methoden liebt. Alles soll leicht gemacht werden, und man glaubt dazu nur zwei Wege offen; das Flüchtige und das Lustige. Vermutlich wird man auch bald anfangen, die Religion so vorzutragen, zumal da man selbst im Spanischen geistliche Komödien hat. In Deutschland wollen diese Methoden nicht recht fortkommen. Euklides und seine großen Nachfolger haben bei uns ihr Glück gemacht, und sie werden nicht eher wieder durch die obigen verdrängt werden, als bis der Hanswurst wieder die Bühne betritt; und wie vor sechs Jahren in einer berühmten Hauptstadt mitten in der rührendsten Szene der ganzen Alzire die Hosen hebt, und das weinende Parterre versichert, daß seine Katze sechs Jungen bekommen habe.

Göttingen. G. C. Lichtenberg.

Patriotischer Beitrag zur Methyologie der Deutschen nebst einer Vorrede über das Methyologische Studium überhaupt

Allen Hochwürdigsten, Hochgebornen, Hochwürdigen, Hochwohlgebornen Wohlwürdigen, Wohlgebornen, Ehrwürdigen und Hochedelgebornen, wie auch allen Großachtbaren, Wohledeln und Wohlehrenfesten

launigtenRoten Nasen namentlich also und schlechterdings ausgeschlossen, alle diejenigen, die hier und da an Haubenstöcken oder Haubenstöcken ähnlichen Köpfen sitzen, eignet diesen Beitrag in Untertänigkeit zuDer Sammler

Vorrede

Unter uns Deutschen gesprochen

Wo ich nicht sehr irre, so sind die Zeiten da Europa die Systeme so von den Deutschen nehmen mußte, wie das Gewürz von den Holländern, ihrem Ende sehr nahe oder vorbei. Ein Teil unsrer Landsleute ist jetzt in den allgemeinen kritischen Aufstand und in das Rezensieren omnium contra omnes so verflochten, daß er nicht hört, und der andere hat seine Augen in Empfindsamkeit so geschlossen, daß er nicht sieht, was um ihn vorgeht. Der tabellarische Vortrag liegt gänzlich und überall gebricht es an Händen für das System- Wesen. Es können keine Systeme mehr gemacht, folglich auch keine mehr verführt werden. Was ist natürlicher, als daß die Ausländer auf den Einfall geraten sich selbst welche zu bauen und es uns am Ende, da es ihnen weder an Materialien noch an Polhöhe fehlt, darinnen gleich, oder wohl gar zuvortun und den ganzen Handel an sich ziehen? Was auf einem schlechten Boden gerät, kommt auch wohl auf einem guten fort, aber nicht umgekehrt. Der Geist der Freiheit und was davon sein Leben hat, erfordert, was man auch darwider einwenden mag, guten Wiesenwachs. Man kann es, anderer Beweise zu geschweigen, schon allein aus dem Umstand schließen, daß man heut zu tage kaum sagen kann welches besser schmeckt, Holländische, Schweizerische und Englische Freiheit, oder Holländische, Schweizerische und Englische Käse. So daß es uns schwer werden wird, wieder ein Branche des Handels jener Nation an uns zu ziehen. Hingegen der Geist des Systems und was unter ihm lebt, kommt so gar in den nordlichen Ländern fort, wo man zuweilen statt plumpudding Eichenrinden kaut. Wir haben uns also in Zeiten wohl vorzusehen.

Was mich hauptsächlich hierauf aufmerksam gemacht hat, ist der Einfall, den ein Engländer zwar noch nicht gehabt hat, denn sonst käme mein guter Rat zu spät, aber vermutlich haben wird, ich meine den Gedanken die Kunst zu trinken systematisch zu behandeln, wozu wir Deutschen, da wir, was das Praktische hierin betrifft, nun einmal bei Auswärtigen zum Sprüchwort geworden sind, nächst den Lapithen und Centauren vorzüglich aufgelegt wären. Daß ihn aber dieser Gelehrte früh oder spät haben wird, fürchte ich daher, weil er in irgend einem Magazin 85 Redensarten angibt, die seine Nation habe, die Trunkenheit eines Menschen zu bezeichnen. Jedermann, dem bekannt ist, wie bald man mit einer Wissenschaft fertig ist, wenn man einmal die Kunstwörter weg hat, wird dieses mit mir fürchten. Ich habe also, so bald als möglich, meinen teuresten Landesleuten eben dieses herrliche Hülfsmittel in die Hände geben, und zugleich dadurch zeigen wollen, daß wir den Engländern, wie überhaupt in nichts, also auch nicht in diesem Punkt zu weichen Ursache haben. Ich übergebe ihnen nämlich hier 144 oder gerade 12 Dutzend ähnliche Redensarten, worunter keine einzige ist, die nur bloß in einem einzigen Haus gebräuchlich wäre, deren doch der Engländer eines oder etliche in seinem Verzeichnis anführt. Ich zweifle nicht, daß sich überhaupt nicht noch viele, zumal in unserem seefahrenden Deutschland, sollten hinzufinden lassen, da kein Gegenstand in der Natur geschickter ist die Bewegungen, Richtungen und Zufälle eines Betrunkenen, geschickter, lebhafter und lehrreicher auszudrücken als ein Schiff. Ja ich zweifle sehr ob ich einmal alle die ganz allgemein rezipierten werde gefunden haben. Es ist der menschlichen Unart sehr angemessen, in allen Dingen, vornehmlich aber in philosophicis, immer erst im weiten Feld und dann zu Hause zu suchen, wie denn auch nicht zu leugnen ist, daß das Weithergeholte durch etwas Gewisses reizt, wovon niemand als der Weitherholende selbst einen Begriff hat und haben kann. Zur Bestättigung dessen, was ich hier sage, dient der Umstand, daß würklich unter den angegebenen Redensarten der Ausdruck: er ist berauscht einer von den letzten gewesen ist, die man gefunden hat.

Ich habe aber noch ungleich mehr zur Erweiterung dieser Wissenschaft beigetragen, ich habe die Wörter Methyologie und methyologisch, Methystik und methystisch, Pinik und Pinisch eigenhändig zusammengesetzt, und gedenke über den allgemeinen Methyologischen Blick und das Methyologische Gefühl Abhandlungen zu schreiben; die ihren Tituln vielleicht entsprechen sollen. Überhaupt habe ich mir bei der Wörterfertigung den Plan gemacht in allen Bezeichnungen meiner Begriffe die Züge so zu verwaschen, daß ein jeder das Seine darinnen zu erkennen glaubt, welches eine Liebe zur Wissenschaft in jungen Gemütern erweckt, die nicht zu beschreiben ist.

Was aber die Wissenschaft selbst betrifft, so ist allzu bekannt, daß die Methystik, oder, mich deutlicher auszudrücken, die Wissenschaft die Länder jenseit der Bouteille mit Nutzen zu bereisen, bisher in einer schändlichen Vergessenheit geschmachtet, und man braucht nicht die stärkste Vergrößerung aufzustecken um zu sehen, daß dem menschlichen Geschlecht durch eine philosophische Behandlung dieses Süjets wichtige Vorteile zuwachsen müssen. Es ist hier gar der Ort nicht dieses umständlich und wie es wohl die Wichtigkeit des Gegenstandes verdiente, aus einander zu setzen, doch kann ich eine Betrachtung nicht ganz übergehen: Der berühmte Baco von Verulam sagt in seinem schönen Buch de augmentis scientiarum, daß in einer Wissenschaft nicht viel mehr geleistet werde, sobald man sie systematisch zu behandeln anfange. Vielleicht würde also dadurch den kühnen Versuchen in dieser Wissenschaft etwas vorgegriffen, oder mich populärer auszudrücken, dem leidigen Trinken gesteuret. Ich denke die großen Trinker, die Genies, sollen nach und nach abnehmen, so wie die Vorschriften es mit Absicht und vernunftmäßig zu tun, zunehmen. Denn ehe dieses geschieht, zumal ehe das Terminologische Fach gut versehen ist und man etwas hat, das man einstweilen vorläufig brauchen kann, bis man die Wissenschaft erlernt hat, ist an keine Stümper zu gedenken. Außerdem ist ja den Kindern bekannt, daß ohne etwas Wein und etwas Beifall keine poetische Ader offen gehalten werden kann, und es verdient wenigstens einmal versucht zu werden, was auch die Vernunft auf den Flügeln des Champagners ausrichten könne, da die Einbildungskraft Wunder auf denselben tut.

Narratur et prisci Catonis Saepe mero caluisse virtus

Da ich Euch also, lieben Landesleute, nicht allein den Nutzen dieser Wissenschaft selbst, sondern auch die Gefahr die uns augenscheinlich von England aus droht, mit solchen Gründen als es meine Fähigkeit und die Nähe der Messe erlaubt, vorgestellt, ja da ich euch selbst vorgearbeitet habe: so ersuche ich euch freundschaftlich, steckt die kritischen Schwerter und Messer ein, verlaßt die Nüße der Tändelei und nützt die Felder, die unsere Vorfahren schon ernähret haben, anstatt, daß ihr mit einem ungewissen Erfolg neue anbaut. Lacht aber auch nicht, daß ich euch diesen Rat in einem Büchelchen gebe, das kaum 3 gr. kostet, denn es wäre mir ein leichtes gewesen es zu 12 gr. auszuarbeiten, ohne daß ihr für einen Pfennig mehr Ware bekommen hättet, welches ich auch würklich, wann es meine Zeit und Kräfte erlauben, bei einer zweiten Auflage einmal zu tun gedenke.

Geschrieben vor der Jubilate-Messe 1773.

Der Beitrag selbst

Redens-Arten, womit die Deutschen die Trunkenheit einer Person andeuten.

α) Hochdeutsche

Er spürt den Wein. Er hat einen Schuß. Er ist angeschossen. Er hat einen Hieb. Er hat einen Strich. Er hat einen Jesuiter. Er hat etwas zu viel. Er ist besoffen. Er ist benebelt. Er hat einen heiligen Schein. Er hat einen Rausch. Er ist begeistert. Er ist voll.Er hat etwas im Kopf. Er hat genug. Er hat einen Haarbeutel. Er hat ein Glas zu viel getrunken. Er hat zu tief ins Glas geguckt. Er ist illuminiert. Er taumelt. Die Zunge ist ihm schwer. Er kann die Zunge nicht mehr heben. Er kann auf kein Bein mehr stehen. Er ist berauscht. Er ist betrunken. Er ist dabei gewesen. Er ist fertig. Er ist hin. Er ist weg. Er ist selig. Er sieht den Himmel für eine Baßgeige an. Er sieht die Buchstaben doppelt. Er ist himmelhageldick. Er hält einen Calenberger Bauern für eine Erdbeere. Der Kopf ist ihm schwer. Er hat trübe Augen. Er ist im Oberstübchen nicht richtig. Er hat Glas-Augen. Er wackelt. Er hat etwas im Dach. Er ist toll und voll. Er hat seine Ladung. Er war an einen guten Ort. Er ist geliefert. Er ist gedeckt. Er sieht zwo Sonnen. Er ist pudelhageldick. Er geht als wenn alle Häuser sein gehörten. Er ist ganz weg. Er segelt mit vollen Segeln. Er hat sich an Laden gelegt. Er ist pudeldick. Er hat seinen Talis. Er hat sein Teil. Er kann nicht mehr über den Bart spucken. Er macht einen pas frisé. Er ist dick. Er hat des Guten zu viel getan. Er hat pokuliert. Er schwebt. Er kreuzt. Er hat satt. Er sah Schleifkannen am Himmel. Er ist so voll, daß er es mit den Fingern im Halse fühlen kann. Er kann keine Ecke vorbei kommen. Er hat sich einen Bart gemacht. Er geht einen M-Strich. (il fait des SS) Er ist gut gesegnet. Er hat schief geladen. Er hat sich schwarz gemacht. Es spükt ihm im Giebel. Er laviert. Er hat etwas im Krüsel. Er ist katzendick. Er hat sich bespült. Er hat geschnapst. Er hat sich was bene getan. Er hat sich gut vorgesehen. Er hat einen Tummel. Er kann kaum lallen. Er hat Moses Zunge. Er ist herumgeführt. Er ist unter dem Tische. Er sieht eine Turm-Spitze für einen Zahnstocher an. Er hat sich besäbelt. Er hat sich die Nase begossen. Er hat sich begabet. Er kann nicht mehr lallen. Er hat sich etwas zu Gemüte geführt. Er ist à tout. Er hat sich betudelt. Er hat einen Schnurren. Er hat einen Ditto. Er ist sternblinddick. Er riecht nach der Fuselbulle. Die Zunge ist ihm gelähmt. Man hat ihn begraben. Er ist blindhagelvoll. Er ist so voll wie ein Dudelsack. Er sieht aus wie ein gestochen Kalb. Er sieht aus wie eine Ente wenns wetterleuchtet.

β) Plattdeutsche

He het veel unter de Nase gegoten.He is fette. He is to lange up der Döeßke wesen. He is knüppeldicke. He is so dick as en Täck. He hefft to veele püchelt. He is to lange unter den Wachholder-Baume wesen. He is snerrt. He hat sich todecket. He hat wat in de Krone.He hat wat im Timpen. He is ähmig. He heft de Planken to leev. He heft to veele sipsölket. He hat wat im Sticksel. He geht up den Knobben na Huß. He kann keen Küken nöhmen.He is so dicke as en Beest. He heft de Jacke voll. He hat wat im Knaupe.He heft to veele knipset. He kükt ut fif Augen. He heft den Tecken dicke.He is en Swinigel. He hett flammet. He heft den Pigel dicke. He is so dicke as en Pedde. He is so dicke as en Swin. He hat den Boden sehen.He is bemüselt. He het in kenen Rauk arbetet. He grallögt. He is duhn. He is carthövven. He is so dicke as en Schinder-Tieve. He swimslaget. He is kartaunendick. He hat sich wat ins Auge wisket. He hette qualmet. He is half sieven. He heft to veele pullet. He is so stramm as en Trummel. He is jöhlig.

Briefe aus England

An Heinrich Christian Boie

(Erster Brief)

London, den 1. Oktob. 1775

Ihr Verlangen, mein lieber B., Ihnen etwas von Herrn Garrick zu schreiben, kann ich nun hoffentlich besser befriedigen, als damals, da Sie es zum erstenmal gegen mich äußerten. Ich hatte diesen außerordentlichen Mann zu der Zeit gerade zweimal gesehen, und das war zu wenig, um ihn ruhig zu beobachten, und nicht lange genug her, um an einen Freund ruhig darüber zu schreiben. Hier kommen nun einige meiner Bemerkungen; nicht alle; Sie sollen künftig die übrigen haben, wenn Sie wollen; Beobachtung und Raisonnement durch einander, und wahrscheinlicher Weise mehr Ausschweifung als beide zusammen; alles, wo möglich, gerade weg, ich meine in der Ordnung und mit den Ausdrücken, die mir die Laune der Minute darbietet, in welcher ich schreibe. Ich weiß, Sie verzeihen mir dieses; ich mache mich gar nicht gerne an Briefe, wo ich das nicht tun darf, oder vielmehr, ich schreibe sie immer lieber morgen und dann – in Ewigkeit nicht. Noch eins, ob ich gleich, nächst deklariertem Nonsense, nichts im Stil mehr hasse, als den Boswellischen festlichen, weissagenden Ton, womit manche Schriftsteller gleich jeden großen Mann, den sie beschreiben, zum Engel und sich zum Propheten erheben, und eine gewisse Feiertagsprose zu stammeln anfangen, die der Wahrheit so trefflich zu statten kömmt, so könnte es doch sein (ich hoffe es nicht) daß mir mein Gegenstand einen kleinen Streich spielte. Merken Sie so etwas, mein Freund, so berechnen Sie den Rabatt gleich selbst, und danken mir indessen, daß ich Ihnen nicht gleich anfangs geschrieben habe.

Ich habe Herrn Garrick nunmehr gerade achtmal spielen sehen, und darunter in einigen seiner vorzüglichsten Rollen. Einmal als Abel Drugger in Ben Jonsons sehr veränderten Alchimisten; einmal als Archer in Farquhars stratagem; einmal als Sir John Brute in Vanbrughs provoked wife; zweimal als Hamlet; einmal als Lusignan in der von Hill veränderten Zaire; einmal als Benedikt in Shakespears much ado about nothing, und endlich als Don Leon in Beaumonts und Fletchers rule a wife and have a wife. Außerdem habe ich ihn selbst gesprochen, und habe nunmehr freien Zutritt in seine Loge.

Unter den erwähnten Charakteren soll es ihm Weston im Abel Drugger gleich tun, so wie Quin ehmals im Sir John Brute, allein noch hat kein Mann seinen Fuß auf ein britisches Theater gesetzt, der es ihm in den übrigen gleich getan hätte, auch ist itzt keiner da, der zu einem solchen Manne nur im einzelnen die mindeste Hoffnung gäbe, und am allerwenigsten zu einem, der alles zugleich werden könnte. Vermutlich leidet auch jene Vergleichung mit Quin und Weston noch eine Einschränkung. Quin im Sir John Brute habe ich zwar nicht sehen können, und den Weston im Abel Drugger nicht gesehen, allein ähnliche Urteile über Garricken, und zwar in Rollen, wo ich die Vergleichung anstellen konnte, haben mich sehr mißtrauisch gemacht. Ich bin nunmehr ziemlich überzeugt, daß ihn in Rollen, die er einmal übernimmt, schlechterdings niemand übertrifft, der nicht Garrick ist, ich meine, in dessen Seele und Körper sich kein solches System von Schauspielertalenten findet, als bei ihm, und einen solchen Mann hat England außer ihm noch nicht gesehen, wenigstens auf seinen Schaubühnen nicht. Was es mit dem Urteil jener Personen über Weston für eine Bewandtnis hat, und über Quin gehabt haben mag, muß ich erklären; es wird sich hierbei manches von Herrn Garrick beibringen lassen, das ich sonst vergessen möchte, und außerdem wollte ich auch nicht, da ich einmal so viel gesagt habe, daß Sie lange glaubten, es gefiele mir Weston nicht, ein Mann, der itzt der Liebling des Volks ist, und der mich mehr lachen gemacht hat, als alle übrige englische Schauspieler zusammen genommen. Ich sage Ihnen künftig einmal mehr von ihm, itzt mag zu meiner Absicht folgendes genug sein:

Weston ist eines der drolligsten Geschöpfe, die mir je vor die Augen gekommen sind. Figur, Stimme, Anstand, und alles erweckt Lachen, ob er es gleich nie zu wollen scheint, und nie selbst lacht. Kaum erscheint er auf dem Theater, so vergißt ein großer Teil der Versammlung wohl gar ihm zu Gefallen das Stück und sieht ihn isoliert seine Künste machen. Sie sehen, vor solchen Richtern kann ein solcher Mann nicht schlecht spielen. Die Leute wollen nur ihn sehen. Mit Garrick ist es ganz anders, man will immer in ihm den wirksamen Teil des Ganzen, und den täuschenden Nachahmer der