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Den eigenen Verlag in andere Hände abzugeben, fällt den meisten Unternehmer:innen nicht leicht. Ist er doch das persönliche Lebenswerk, in dem Jahre, mitunter auch Jahrzehnte der eigenen Existenz stecken – mit viel Arbeit, bisweilen hohem Risiko, manchem Ärger, aber auch Freude und ganz viel persönlicher Identität. Der geordnete Stabwechsel ist die letzte große Herausforderung. Dieter Durchdewald begleitet mit dem Team der BerlinHorizonte GmbH Transaktionsprozesse für Verlage, Agenturen, Software-Firmen und andere Dienstleister der Medienbranche. Im Rahmen seiner Beratungstätigkeit hat er einen Nachfolge-Kompass in sechs Schritten entwickelt, wobei jeder Schritt für eine Phase des Übergangs steht: ➣ Nachfolge-Voraussetzungen schaffen, ➣ Nachfolge- und Beteiligungsform wählen, ➣ Unternehmenswert ermitteln und Art des Verkaufs festlegen, ➣ Nachfolge-Interessenten finden, ➣ Verkaufsverhandlungen führen, ➣ Übertragung umsetzen. Der Leitfaden stellt die einzelnen Phasen der Unternehmensnachfolge vor, benennt typische Stolpersteine und präsentiert praxiserprobte Tipps, um zügig voran und am Ende auch zu einem gelungenen Abschluss zu kommen. Damit bietet er Planungssicherheit für die Ausgestaltung des stets individuellen Übergabeprozesses. Obwohl das Buch in erster Linie an die ›Abgebenden‹ adressiert ist, enthält es auch Wissenswertes für Kaufinteressierte und potenzielle Nachfolger:innen, so Ausführungen zur Wertermittlung und Kaufpreisfindung, zur Due-Diligence-Prüfung sowie zu der Frage, wann ein Share Deal und in welchen Fällen ein Asset Deal zu bevorzugen ist. Ein fünfseitiges Glossar mit den wichtigsten Fachtermini rundet die Ausführungen ab.
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Seitenzahl: 88
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Dieter Durchdewald
Ein Praxisleitfadenunter Mitarbeit vonAnja Krauß,Inci Bürhaniye,Ralf Alkenbrecher
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet einsehbar unter http://dnb.d-nb.de.
© 2024 Bramann Verlag, Frankfurt am Main
Alle Rechte vorbehalten
Typografie und Layout
Margarete Bramann
Umschlagabbildung
© LongQuattro / istockphoto.com
Druck und Bindung
ScandinavianBook, Druckhaus Nord
Printed in Denmark 2024
ISBN (Print)978-3-95903-023-6
ISBN (EPUB)978-3-95903-116-5
Vorwort
Phase 01:Nachfolge-Voraussetzungen schaffen
Lebensplanung überprüfen und persönliche Chancen erkennen
Loslassen und Entscheidung treffen
Fragen, die helfen können
Bewusstsein für den richtigen Zeitpunkt entwickeln
Mit der Übergabe ist nicht alles vorbei
Längere Übergangsphase einplanen
Veränderungsziele erarbeiten
Übergabe, Verkauf, Ausstieg – das zeitliche Procedere
Phase 02:Nachfolge- / Beteiligungsform wählen
Vorbereitung der Unternehmensübergabe
Externe Hilfe lohnt sich
Verkaufschancen für das Unternehmen einschätzen
Risiken und Chancen einer Minderheitsbeteiligung
Beteiligung oder kompletter Verkauf zu einem bestimmten Zeitpunkt
Heimliche Tests sind nicht sinnvoll
Management-Buy-Out
Phase 03:Unternehmenswert ermitteln und Art des Verkaufs festlegen
Kaufpreisvorstellung und Unternehmensbewertung
Bewertungsmethoden
Ertragswert–Methode
Phantasie Verlag GmbH – GuV-Übersicht 2020–2022
Wertermittlung des Ertragswertes
Ertragswert-Methode – Vor- und Nachteile
Substanzwert-Methode
Phantasie Verlag GmbH – Wertermittlung des Substanzwertes
Substanzwert-Methode – Vor- und Nachteile
Mittelwert aus Ertragswert und Substanzwert
Ermittelter Wert versus Marktwert
Angebot und Nachfrage
Asset und Share Deal
Phase 04:Nachfolge-Interessenten finden
Käuferprofil entwickeln und Liste möglicher Kaufinteressenten erstellen
Unternehmensexposé entwerfen
Interessenten akquirieren
Transaktionsberater hinzuziehen
Vertraulichkeit vereinbaren
Unternehmensexposé übergeben
Phase 05:Verkaufsverhandlungen führen
Kennenlern- und Sondierungsgespräch
Letter of Intent (LoI)
Erweiterter Teilnehmerkreis und Breakup Fee
Due-Diligence-Prüfung
Informationen, die dem Kaufinteressen zur Verfügung gestellt werden
Prüfungsdauer festlegen und Fragen bündeln
Bonität prüfen
Der erste Schuss ist nicht immer ein Treffer
Frühzeitig über die Kaufpreisvorstellung sprechen
Vom Brutto- zum Nettokaufpreis
Letzte Hürden
Varianten der Kaufpreiszahlung - Einmalzahlung, Ratenzahlung oder Kaufpreisrente
Kaufvertrag schließen
Unterschiede beim Unternehmensverkauf
Asset Deal
Share Deal
Übergangszeiten und finaler Übertrag
Phase 06:Übertragung umsetzen
Wer ist wann über die Veränderung zu informieren?
Arbeitsrechtliche Situation gemäß § 613 BGB
Arbeitnehmer kann Widerspruch einlegen
Was bei einer Team-Zusammenlegung wichtig ist
Übergabe leben
Spezifika der familieninternen Nachfolge
Frühzeitig über Nachfolge sprechen
Regeln für eine steuerfreie Übergabe an die nächste Generation
Die Entscheidung will gut überlegt sein
Zukunftsfähigkeit prüfen
Einen Strategieplan entwickeln
Anhang
Anstatt eines Nachworts
Glossar
Zum Autor
Danksagung
Den eigenen Verlag abzugeben und in andere Hände zu legen, fällt den meisten Unternehmer:innen nicht leicht. Ist er doch das persönliche Lebenswerk, in dem Jahre, ja Jahrzehnte der eigenen Existenz stecken – mit viel Arbeit, bisweilen hohem Risiko, manchem Ärger, aber auch Freude und ganz viel persönlicher Identität. Der geordnete Stabwechsel ist die letzte große Herausforderung, die Sie als Verleger:in zu bewältigen haben. Wie einst die Unternehmensgründung als erster Akt am Anfang, steht die gelungene Nachfolge als letzter am Ende. Erst mit der vollständigen Übergabe ist das Stück tatsächlich zu Ende.
Als Berater der Buch- und Medienbranche ist uns das Thema Unternehmensnachfolge organisch über die Jahre zugewachsen. Es liegt in der Natur der Sache, dass bei einer kontinuierlichen Beratung über Jahre hinweg ältere Verleger:innen irgendwann in den Ruhestand gehen und ihr Unternehmen in jüngere Hände legen möchten. Mit deren Wunsch nach Begleitung auch in dieser Unternehmensphase zunehmend konfrontiert, haben wir uns vor einiger Zeit intensiv ins Thema eingearbeitet, inzwischen viele Erfahrungen gesammelt und die Infrastruktur für eine professionelle Transaktionsberatung geschaffen. Mittlerweile konnten wir zahlreiche Unternehmen, nicht nur Fach- und Publikumsverlage, sondern auch Buchhandlungen, Software-Unternehmen, Agenturen und andere Dienstleister der Buch- und Medienbranche erfolgreich bei der Nachfolge begleiten.
Da es kaum praktische Handreichungen zur Unternehmensnachfolge in Verlagen gibt, möchten wir mit dieser Publikation die am Thema Interessierten an unserem erworbenen Know-how teilhaben lassen. Als eine Art Praxisleitfaden möchten wir Ihnen die einzelnen Schritte der Unternehmensnachfolge vorstellen, typische Stolpersteine benennen und praxiserprobte Tipps geben, um zügig voran und am Ende auch zu einem gelungenen Abschluss zu kommen. Das Buch ist in erster Linie an die Abgebenden adressiert, aber es enthält auch Wissenswertes für Kaufinteressierte und potenzielle Nachfolger:innen.
Nach Schätzung des Instituts für Mittelstandsforschung in Bonn stehen in Deutschland im Zeitraum 2022 bis 2026 rund 190.000 Unternehmen zur Übergabe an. Das sind nahezu 40.000 Firmen in der Hand von Einzelunternehmer:innen oder Familien, die jährlich zu übergeben sind. Die Suche nach einer Nachfolgerin, einem Nachfolger gestaltet sich mitunter schwierig, weil oft niemand aus der Familie nachrücken kann oder möchte. Nur noch vier von zehn Unternehmen werden innerhalb der Familie weitergegeben. So bleiben die Inhaber:innen immer länger an Bord. Fast ein Viertel der mittelständischen Unternehmer:innen ist heute älter als 60 Jahre. Und das Nachfolge-Problem wird eher größer, da sich viele Unternehmer:innen aus den geburtenstarken Jahrgängen dem Ruhestandsalter nähern und gleichzeitig weniger Übernehmende heranwachsen. Dadurch wird der demografische Wandel den Mangel an Nachfolger:innen weiter zuspitzen.
Genaue Untersuchungen und Studien zur Unternehmensnachfolge in der Buch- und Medienbranche fehlen bisher. Wir beobachten allerdings, dass die Entwicklung parallel verläuft. Denn die meisten Verleger:innen der Gründerwelle der 1970er und 1980er Jahre sind mittlerweile im Ruhestand. Derzeit erreichen die Gründer:innen der 1990er Jahre das Rentenalter oder haben es bereits erreicht. Sie gehören zumeist der Generation der Babyboomer an, die es zunehmend schwer haben, geeignete jüngere Nachfolger:innen zu finden.
Aus der Praxis als Transaktionsberater heraus haben wir den ›Nachfolge-Kompass‹ entwickelt, der Orientierung bei der Übergabeplanung geben soll. Demnach durchlaufen inhabergeführte kleinere und mittlere Verlage bei der Unternehmensnachfolge folgende sechs Phasen:
Phase 01:
Nachfolge-Voraussetzungen schaffen
Phase 02:
Nachfolge- / Beteiligungsform wählen
Phase 03:
Unternehmenswert ermitteln / Art des Verkaufs festlegen
Phase 04:
Nachfolge-Interessenten finden
Phase 05:
Verkaufsverhandlungen führen
Phase 06:
Übertragung umsetzen
Nach unserer Erfahrung kommen diese Phasen in einem Nachfolgeprozess tatsächlich alle vor. Allein die Dauer und der Umfang der Abschnitte sind in jedem einzelnen Fall unterschiedlich. Man kann jedoch davon ausgehen, dass der Zyklus deutlich mehr als ein Jahr dauern dürfte. Oft braucht es bereits in der ersten Phase viel Zeit, überhaupt eine persönliche Entscheidung – für und wider den Unternehmensverkauf – zu treffen. Manchmal gestaltet sich das Finden geeigneter Nachfolger:innen als schwierig, vorwiegend dann, wenn bei den Verkäufer:innen noch keine oder zu konkrete Vorstellungen zur Nachfolge bestehen. In den wenigsten Fällen führen die Verkaufsverhandlungen schnell zum Ziel. Eine Einigung zieht sich oft über viele Monate hin, manchmal sogar über zwei bis drei Jahre.
Abschließend ein Wort zum Thema gendergerechte Sprache. Im Vorwort haben wir uns mehrheitlich für den Doppelpunkt zwischen der männlichen und weiblichen Form entschieden. Im folgenden Textteil orientieren wir uns an den Fallbeispielen und verwenden in den jeweils folgenden Absätzen konsequent die dort verwendeten Geschlechter.
Dieter Durchdewald
Berlin, im Januar 2024
Beispiel
Ein Unternehmer-Ehepaar betreibt seit Jahrzehnten gemeinsam einen Special-Interest-Verlag. Sie sprechen den Transaktionsberater auf das Nachfolge-Thema an. Zu diesem Zeitpunkt ist sie Anfang 60 und er Mitte 70. Die Verlegerin möchte das Unternehmen so schnell wie möglich abgeben, da sie sich zukünftig sozial engagieren und ihren Freundeskreis intensiver als bisher pflegen möchte. Ihr Kalkül dabei ist auch, dass sie als deutlich Jüngere nach Ableben ihres Gatten nicht ohne soziales Umfeld dastehen möchte. Der Verleger möchte ›eigentlich‹ auch aufhören, bringt im Gespräch aber immer wieder Einwände vor, die eine Nachfolgeregelung aus seiner Sicht in den nächsten Jahren unmöglich machen. Weil sich das Ehepaar nicht auf ein Ausstiegsdatum einigen kann, ist das Unternehmen nach fünf Jahren noch immer nicht übergeben und die Jahresumsätze haben sich nicht zuletzt aufgrund der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen deutlich verringert.
Wie an diesem Beispiel deutlich wird, haben nicht nur äußere Faktoren Einfluss auf die Übergabe eines Unternehmens. In vielen Fällen entscheiden persönliche Aspekte über das Gelingen oder Misslingen der Unternehmensnachfolge. Machen Sie sich deshalb bewusst, dass die Unternehmensnachfolge mit dem persönlichen Ablösungsprozess beginnt, und stellen Sie sich deshalb die Frage: »Möchte und kann ich das Unternehmen tatsächlich abgeben?«
Ob in einem Einzelunternehmen, als Unternehmer-Ehepaar in einer GbR oder als Gesellschafter bzw. Geschäftsführer einer Kapitalgesellschaft – zunächst sollten Sie sich darüber klar werden, ob das Unternehmen wirklich und – falls ja – zu welchem Zeitpunkt übergeben werden soll. Sind mehrere Personen an der Entscheidung zu beteiligen, muss zudem Einigkeit darüber bestehen, wer wann aus der Gesellschaft ausscheiden möchte.
Viele Unternehmer können sich dann am besten und leichtesten von der gewohnten Tätigkeit verabschieden, wenn sie eine Idee oder eine Perspektive für das DANACH entwickelt haben. Falls diese Frage noch nicht abschließend beantwortet ist, nehmen Sie sich ausreichend Zeit zum Nachdenken und setzten Sie sich Ihren individuellen Zeitrahmen. Führen Sie Gespräche mit Freunden, der Familie und vielleicht mit einem Coach. Wenn das Loslassen für Sie noch nicht möglich ist, verschieben Sie die Stabweitergabe eben noch eine Zeit lang. – Warten Sie aber nicht zu lange.
Es ist verantwortungsvoll, frühzeitig über die Nachfolge nachzudenken und sie zu planen. Offenheit schafft auch in diesem Fall bei den Mitarbeitenden Vertrauen. Selbst wenn Sie nicht über die Nachfolgethematik sprechen, machen sich Mitarbeitende umso mehr Gedanken zum Fortbestand des Betriebs, je älter die Unternehmerin bzw. der Unternehmer ist.
Wenn es um unsere eigene Zukunft geht, haben wir oft Wünsche und Vorstellungen, die vage sind, sich manchmal sogar widersprechen. Oft spaßig gesagt, aber ernst gemeint, sind Sätze wie dieser: »Ich weiß genau, was ich nicht möchte«. Die geäußerten Ideen für die Zeit, die der Unternehmensübergabe folgt, sind daher oft unspezifisch und unpräzise. Das wird spätestens dann zum Problem, wenn es darum geht, konkrete Schritte für die Weitergabe des Unternehmens einzuleiten. Nur wenn das Zukunftsbild genügend Leuchtkraft hat, es lebendig und bunt vor Augen steht, es bereits ›Sehnsuchtspotential‹ birgt, ist der erste entscheidende Schritt zum Loslassen getan.
Die eigene Zukunftsvision kann man am besten und schnellsten in einem Coaching mit unterschiedlichen Kreativitätsmethoden entwickeln, beispielsweise mit der Walt-Disney-Strategie oder der Zukunftsprojektion. Falls Sie Ihr vorläufiges Traumbild, Ihre Wunschvorstellung für die Zeit danach bereits vor Augen haben, überprüfen Sie es bitte auf Realitätstauglichkeit. Die Fragen auf der folgenden Seite können Ihnen helfen, etwaige noch bestehende Ungereimtheiten zu klären.
Der Übergang vom Unternehmer zum Privatier bringt eine merkliche Identitätsveränderung mit sich. Eine neue Identität für sich zu finden und aufzubauen, stellt in der Regel eine große Herausforderung dar. Über Jahrzehnte waren Sie die wichtigste Person im Unternehmen und standen als Verleger im Licht der Öffentlichkeit. Plötzlich gibt es diese Aufmerksamkeit nun nicht mehr, und es fehlen die fixen Termine für Branchenevents, die Ihr Jahr strukturiert haben. Berechtigterweise fällt vielen der Abschied von Status und Terminkorsett schwer.
Ist meine Wunschvorstellung auf Dauer für mich umsetzbar?
Wird sie mich genügend ausfüllen oder wird mir etwas fehlen?
Bin ich bereits ein wenig ungeduldig, sie endlich umsetzen zu können?
Ist sie mit den Vorstellungen mir naher und wichtiger Menschen vereinbar?