Until Us: Nox - Layla Frost - E-Book

Until Us: Nox E-Book

Layla Frost

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Beschreibung

Nicht jeder Held gehört zu den Guten. Killian Nox hat definitiv Blut an den Händen und wenn er etwas will, bekommt er es auch – was immer dafür nötig ist. Was die schottische Schönheit betrifft: Diese Frau will er nicht nur, er braucht sie. Augusta Gus Allan liebt billigen Wein, mexikanisches Essen und gute Filme. Bei Männern ist ihr Geschmack nicht ganz so erlesen. Als sich herausstellt, dass ihr Ritter in glänzender Rüstung in Wahrheit ein Arsch ist, sinken ihre Erwartungen auf ihr Glücklich-bis-ans-Lebensende gegen null. Niemals hätte sie gedacht, dass ihr wahrer Seelengefährte ein tätowierter Alpha mit sexy Akzent ist. Doch wie es scheint, ist Nox genau der Mann, der ihr Happy End in greifbare Nähe rückt ...

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Seitenzahl: 278

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UNTIL US:NOX

Layla Frost

© Die Originalausgabe wurde 2018 unter dem

Titel UNTIL NOX von Layla Frost in Zusammenarbeit mit Hershman Rights Management veröffentlicht.

© 2022 Romance Edition Verlagsgesellschaft mbH

8700 Leoben, Austria

Aus dem Amerikanischen von Jennifer Kager

Covergestaltung: © Sturmmöwen

Titelabbildung: © Dmytro Voinalovych (shutterstock)

Redaktion & Korrektorat: Romance Edition

ISBN-Taschenbuch: 978-3-903413-06-1

ISBN-EPUB:978-3-903413-07-8

www.romance-edition.com

Vorwort aus der perversen Seele der Autorin ...

Ich fasse mich kurz, denn ich bin eine Handvoll Worte davon entfernt, mein Limit zu erreichen.

Vielen Dank an Brynne Asher und Sarah Curtis für buchstäblich alles. Möge die Glückssträhne immer weitergehen, und alles Gute für Prinzessin Zoe!

Gi, Laurie, Lindsay, Penny, Sarah, Tonya: Danke! Euer Feedback ist von unschätzbarem Wert und eure Freundschaft unbezahlbar.

Mein M... Du versorgst mich mit Eiskaffee und gutem Sex, nicht unbedingt in dieser Reihenfolge. Du bist mein Fels in der Brandung, und ohne dich wäre ich verloren. Ich bin schon chaotisch mit dir, also stell dir vor, wie schlimm es ohne dich wäre. Ich liebe dich über alles.

Künstlerischen Dank an CP Smith für das tolle Layout, Dark Water Covers für das schönste Cover, das ich je gesehen habe, und Amber Ball Sachs für die traumhaften Teaser.

An die Autoren des Boomfactory Verlags, alle Blogger und Leser: Ich bin voller Ehrfurcht. Diese Gemeinschaft kommt zusammen wie keine andere, liebt und unterstützt sich gegenseitig. Wir sind keine Konkurrenten, sondern ein verdammtes Team. Danke, dass ihr mich in eure Runde aufgenommen habt.

Besonderer Dank gilt meinen Naughty Cupcakes. Wie durch ein Wunder ist es mir gelungen, eure subtilen Hinweise zu entschlüsseln: Ihr wollt mehr von der Hyde-Reihe. Ich war mir nicht sicher, ob ich diese Geschichte in einem Spin-Off unterbringen könnte, um euretwillen wollte ich es jedoch versuchen. Danke, dass ihr mich dazu ermutigt. Mich gedrängt. Mich mit Alkohol, Kaffee und unanständigen Witzen bestochen habt. Ich hoffe, ihr liebt Killian und Gus so sehr wie ich.

FÜR ARR

Jedes Wort in deinen Büchern ist wunderschön und macht sie zu einzigartigen Geschichten. Du hast ein wundervolles Herz und eine bezaubernde Seele. Danke, dass du uns deine Figuren und deine Welt für eine Weile geliehen hast. All das werde ich nie vergessen. Es ist mir eine Ehre mit dir zu arbeiten.

EINE ANMERKUNG VON AURORA ROSE REYNOLDS

Liebe Leserinnen und Leser,

willkommen in der Happily-Ever-Alpha-Welt.

Ich habe jede Autorin dieser Spin-Off-Reihe persönlich ausgewählt, weil ich ihre Bücher und die Art, wie sie Geschichten erzählen, liebe. Dieses Buch ist ausschließlich das Werk jener Autorin, die es verfasst hat, und ich hatte keinen Anteil am Schreibprozess.

Viel Freude mit diesem BOOM!

XOXO

Aurora Rose Reynolds

1

Das Biest in meinem Rücken

Gus

Alles gut. Es ist die richtige Entscheidung. Ich mache gerade nicht den größten Fehler meines Lebens.

Die Augen verdrehend balancierte ich die schwere Schachtel in meinen Händen, während ich mit der Hüfte die Autotür schloss. Die Nervosität, die mich überfiel, hatte ich bereits erwartet. Allein der Umzug in eine neue Wohnung war stressig genug. Da ich jedoch mein zukünftiges Zuhause mit einem Mann teilen würde, war es nicht verwunderlich, dass ich besonders aufgeregt war.

Ein verdammter Mann – und obendrein mein fester Freund.

Blake Hunt und ich trafen uns seit zwei Monaten. Er war in Boston geboren und aufgewachsen und lebte sein Leben auf der Überholspur. Auch in Beziehungsdingen. Da ich selbst aus den Südstaaten kam, legte ich lieber ein gemächliches Tempo an den Tag. Zwar hatte ich ihm nicht widersprochen, als er mich plötzlich allen als seine Freundin vorstellte, dennoch hatte ich unser Verhältnis noch nicht so ernst gesehen. Da ich jedoch im Begriff war, bei ihm einzuziehen – wenn auch nur vorübergehend –, sollte ich ihn ebenfalls als meinen Freund bezeichnen.

Mein Magen zog sich krampfhaft zusammen, als ich die Schachtel an meine Seite drückte und den Zugangscode für den Haupteingang eintippte. Nachdem das Licht zweimal rot aufleuchtete, versuchte ich mich zu erinnern, wo ich Blakes Notiz mit dem Code hingelegt hatte. Vor meinem geistigen Auge erschien ein Bild von mir, wie ich das Stück Papier dreist zerknüllte und in den Müll warf, weil ich mir sicher gewesen war, mir den Code gemerkt zu haben. Zahlen waren mein Ding. Doch das rote Lämpchen verhöhnte mich weiterhin, was meinem Ego einen herben Dämpfer versetzte.

Bevor ich auf die Klingel drücken konnte, öffnete ein Bewohner die Tür und sein flauschiger Hund hüpfte um seine Füße herum. »7A?«

Ich beugte mich hinunter und streichelte zaghaft das kleine Tier. »Ja.«

»Das System spielt mal wieder verrückt.« Er ließ mich hinein, seine Miene war gezwungen ernst. »Sagen Sie niemandem, dass ich so ein Regelbrecher bin.«

»Ihr Geheimnis ist bei mir sicher«, erwiderte ich und imitierte seinen düsteren Tonfall.

An der Seite der Schachtel trommelnd, ging ich zum Aufzug, der mich in den siebten Stock brachte.

Das wird schon klappen. Es ist das einzig Vernünftige, was ich in meiner Situation tun kann.

Bei diesen Gedanken stieß ich ein Schnauben aus. Sachlichkeit hatte in Beziehungen nichts zu suchen, und daran konnte auch mein analytischer Verstand nichts ändern. Es war an der Zeit, ein wenig wilder zu werden. Ich musste aufhören, so zu leben, als wäre ich immer noch in Tennessee, wo ich meiner armen Meema, meiner Großmutter, auf keinen Fall eine Schande machen durfte. Boston war eine große Stadt; hier interessierte es niemanden, ob ich den Gottesdienst schwänzte, die ganze Nacht wegblieb oder vor der Hochzeit mit meinem Mann zusammenzog. Niemand verfolgte kritisch mein Handeln.

Es war befreiend. Weshalb ich nicht verstand, warum ich mich so panisch fühlte, weil ich in einer schicken Wohnung mit einem erfolgreichen – und heißen – Anwaltleben würde. Ich hätte feiern sollen. In einer meiner Taschen befand sich ein knappes Stück Stoff, das ich tragen sollte, wenn Blake und ich genau das taten.

Als sich die Fahrstuhltüren öffneten, hatte ich den verrückten Drang, zurück in die Lobby zu fahren.

Und was dann? Im Auto leben?

Da die Alternative wenig ansprechend war, ging ich zu seiner Wohnung. Unserer Wohnung, zumindest für den Moment.

Die Schachtel zwischen dem Türpfosten und meiner Hüfte eingeklemmt, kramte ich in meiner Hosentasche nach dem Schlüssel, den er mir gegeben hatte. Als ich nichts fand, ließ ich den Kopf zurücksinken und versuchte, nicht wie Meema jeden Zufall als ein Zeichen zu verstehen.

Mit einem Seufzer klopfte ich an und hoffte, dass Blake wach war. Wenige Sekunden später öffnete jemand die Tür. Doch es war nicht Blake. Es sei denn, ihm waren seit unserer letzten Begegnung ein paar Brüste gewachsen.

Ich spähte an der Frau vorbei in die Wohnung, von der es auf jedem Stockwerk nur zwei gab. Ich stand definitiv vor Appartement A. Dennoch hoffte ich, dass ich in der falschen Etage ausgestiegen war und an die Tür einer glamourösen Fremden geklopft hatte.

Das war nicht der Fall.

Von meiner Position konnte ich den kurzen Flur sehen, der in Blakes riesiges Wohnzimmer führte. Sein überdimensionaler Fernseher hing an der Wand zwischen raumhohen Fenstern, davor stand seine L-förmige Couch.

»Kann ich Ihnen helfen?«, fragte die Frau, als mein Starren und Schweigen längst ins Unheimliche übergegangen waren.

»Ob Sie mir helfen können?«, wiederholte ich, und ihr Zusammenzucken verriet mir, dass ich viel lauter gesprochen hatte als beabsichtigt. Ich schaffte es nicht, leiser fortzufahren. »Das soll wohl ein Scherz sein.«

Ich vernahm einen dumpfen Knall, gefolgt von einem lauteren, ehe eine Tür zuschlug. Blake erschien auf der Bildfläche und stieß dabei fast eine Lampe um. »Ich kann das erklären.«

Mit hochgezogener Braue musterte ich die Schönheit mit Modelmaßen, die eines von Blakes Hemden trug. Als ich meinen Blick auf ihn richtete, sah ich, dass er zwar eine Hose angezogen hatte, der Knopf stand jedoch offen, und er trug keine Unterwäsche. Sein Haar war zerzaust und auf seinem Gesicht und seinem Oberkörper fanden sich verschmierte Abdrücke eines roten Lippenstifts, der an eine Prostituierte erinnerte.

Angewidert verzog ich die Lippen. »Du bist so ein Klischee. Diese Situation ist an sich schlimm genug, aber musstest du dich in flagranti erwischen lassen?«

Die Frau wich zurück und huschte an Blake vorbei ins Schlafzimmer.

Blake sah sie nicht einmal an. »Hör zu, ich habe es versaut.«

Mein Lachen klang bitter. »Meinst du?«

»Ich werde nicht versuchen, es zu leugnen, aber ...«

»Ich weiß es zu schätzen, dass du mich nicht für so dumm hältst, dass ich eine solche Lüge glauben würde, nachdem ich die Wahrheit buchstäblich vor Augen hatte.«

»Komm rein und ich erkläre es dir.«

Kopfschüttelnd fragte ich mich, ob er annahm, dass ich so nachgiebig wäre. »Das wird nicht passieren.«

Mit der Handfläche fuhr er über sein Gesicht und flehte mit sanfter Stimme: »Hör zu ...«

Ich presste die Kiefer so fest zusammen, dass ich befürchtete, meine Zähne würden zerbrechen. »Es gibt nichts, was du sagen könntest, um diese Situation zu retten.«

Die Frau kam in ihren eigenen Anziehsachen zurück. Verführerische Absätze, ein kurzes schwarzes Kleid und ein Gesicht frisch wie der Morgentau. Das andere Outfit war mir lieber gewesen. Übergroße Hemden an Frauen wirkten von Natur aus sexy, also hätte ich so tun können, als wäre das der Grund für ihre Attraktivität. In ihren eigenen Klamotten und so leichtfüßig, wie sie auf ihren Stöckelschuhen daherkam – nicht wie Bambi, das seine ersten Schritte wagte – musste ich leider zugeben, dass sie wirklich so makellos war, wie sie auf den ersten Blick gewirkt hatte.

Gott segne sie.

Mein Selbstwertgefühl war sonst nichtangeschlagen. Ich hatte mich nie darüber gewundert, warum ein gutaussehender Anwalt wie Blake ausgerechnet mich als seine Freundin auserwählt hatte. Doch im Angesicht dieser Schönheit – ihrer großen und eleganten Gestalt, die selbst dann noch sinnlich wirkte, als sie durch den Raum eilte – hatte ich plötzlich das Gefühl, nicht mithalten zu können. Als wäre ich immer noch ein Mädchen aus der hintersten Provinz in einer Weltmetropole. Der Gedanke schmerzte. Und das wiederum machte mich besonders wütend.

»Du bist ein Arsch«, zischte ich. »Ein klischeehaftes und langweiliges Arschloch.«

Bei meiner Beleidigung verengten sich Blakes Augen. Doch es war nicht das letzte Wort, das ihn störte – ich wusste, dass er diesen miesen Charakterzug wie ein Ehrenabzeichen trug. Als Anwalt brachte es ihn weiter, ein Arschloch zu sein. Es war das langweilig, das ihn verärgert hatte.

Die Frau griff nach ihrem Mantel und eilte umher, als würde sie etwas vermissen. Vor sich hinmurmelnd wurde sie nervöser, bis sie offenbar entdeckte, wonach sie suchte. Sie bückte sich, hob ihre Handtasche auf und schaute zur Tür. Ihr Blick glitt an mir vorbei und weitete sich, bevor sie ihre Habseligkeiten fallen ließ und der Inhalt herausquoll.

»Verdammt noch mal«, knurrte Blake.

Ich schaute über meine Schulter, um zu sehen, was die Frau so erschreckt hatte, bevor ich mich vollständig umdrehte.

Im Türrahmen der gegenüberliegenden Wohnung lehnte ein Mann, ein Bär von einem Mann – nein, ein Biest – und beobachtete die Show. Seine Arme waren über der breiten Brust verschränkt, die Beine am Knöchel gekreuzt. Er war bei weitem der größte Kerl, den ich je in meinem Leben gesehen hatte. Sein zerzaustes, kastanienbraunes Haar reichte bis zum Kragen seines T-Shirts. Sein etwas hellerer Vollbart war ebenso dicht und gut gepflegt. Seine Lippen, von seinem Bart halb verdeckt, verzogen sich bei meiner eingehenden Betrachtung zu einem kleinen Grinsen.

Ich riss die Augen auf und drehte mich wieder um. Das Biest von einem Mann gab einen amüsierten Laut von sich, was ich ignorierte. Es war peinlich genug, dass jemand Zeuge meiner persönlichen Seifenoper wurde, aber zu wissen, dass er über mich lachte, war etwas, womit ich gerade nicht umgehen konnte.

»Macht es Ihnen etwas aus?«, fragte Blake an unseren Zuschauer gewandt.

»Nah«, erwiderte der Mann, ohne sich von seinem Platz zu bewegen.

Blake wartete einen langen Moment, bevor er aufgab und sich auf mich konzentrierte. »Letzte Nacht war ein Fehler. Das ist mir klar.«

Die Frau, die ihre Sachen wieder in ihre Handtasche gesteckt hatte, richtete sich auf und kam auf mich zu. »Es tut mir leid«, murmelte sie mit gesenktem Blick.

»Warte.« Ich blockierte die Tür, so gut es mein zierlicher Körper zuließ. »War er betrunken?«

Sie verneinte und bedachte ihn mit einem finsteren Blick. »Wir hatten einen Drink, aber er hat seinen nicht geleert, bevor er mich mit hierher nahm und ...« Sie brach ab, weil es nicht notwendig war, all das auszusprechen.

»Natürlich. Kein Schlag auf den Kopf?«

»Nicht dass ich wüsste.«

»Also gibt es keine Entschuldigung, die er vorbringen kann, ausgenommen der, dass er ausgerutscht sei, dabei versehentlich mit seinem Ding in dir gelandet ist und vor lauter Schock gekommen ist?«

Bei meinen Worten wandte sie sich wieder mir zu, ihre Augenbrauen senkten sich, während sich ihre Mundwinkel leicht hoben. »Nein.«

»Gut. Okay.« Ich trat zur Seite, damit sie gehen konnte, und kämpfte gegen den Drang an, ihr zu folgen. Damit wäre Blake zu leicht aus dem Schneider gewesen.

Mit der Handfläche fuhr er sich über das Gesicht, was er immer tat, wenn er auf der Verliererseite stand. Diese Tatsache sollte ich den anderen Anwälten im Bundesstaat Massachusetts per E-Mail mitteilen.

»Komm rein und wir sprechen darüber«, versuchte Blake seinen Charme spielen zu lassen und legte den Kopf schief. Ein kleiner Schuss Selbstgefälligkeit schwang auch mit. »Wir holen dein Zeug aus deinem Auto, bestellen uns Frühstück und klären die Sache, denn du kannst nirgendwo anders hin.«

Mein Magen verkrampfte sich, denn das entsprach der Wahrheit. Ich hatte die Zeit in meiner alten Wohnung so lange wie möglich ausgekostet, aber es war mir nicht gelungen, eine weitere Mietverlängerung zu bekommen. Seit diesem Morgen war ich offiziell obdachlos. Allerdings nicht dämlich genug, um auf sein Angebot einzugehen.

Ich verdrehte die Augen. »Du spinnst doch, wenn du glaubst, dass ich noch bei dir bleibe.« Mit dem Daumen deutete ich auf den Hünen von Kerl in meinem Rücken. »Ich würde lieber bei ihm einziehen.«

»Aye«, grollte die tiefe Stimme hinter mir. »Das solltest du, Kleines.«

Ich schaute zu ihm hinüber und verlor mich kurz in dem schweren Akzent, der seine Worte durchzog. Als ihre Bedeutung zu mir durchgedrungen war, schenkte ich ihm ein zaghaftes Lächeln. Er stärkte mir den Rücken. Mit diesem Wissen wandte ich mich wieder an Blake und warf ihm einen finsteren Blick zu. »Siehst du? Ich habe Alternativen, und auf diese Weise musst du nicht lügen, wenn du ausgehst.«

»Ich war gestern Abend mit meinen Freunden unterwegs«, behauptete Blake, »aber als wir an der Bar standen, hat sie mich angemacht.«

»Dann hättest du nein sagen sollen«, entgegnete ich scharf und streckte meinen freien Arm aus. »Das ist ganz einfach. Hör zu. Möchtest du meine Pussy?« Ich senkte meine Stimme, um wie ein Mann zu klingen. »Nein danke, ich bin auf Pussy-Diät. Zack! Erledigt.«

Hinter mir war ein leises Lachen zu hören.

»Zwei Monate«, sagte Blake in einem fast weinerlichen Tonfall. »So lange hältst du mich schon hin. Das hält kein Mann durch.«

»Ist das dein Ernst?« Ich starrte ihn an. »Nein. Ist das dein verdammter Ernst? Zwei Monate sind kein gesamtes Leben. Befriedige dich selbst wie jeder normale Mensch.«

»Es ist ...«

In einem leichten Anflug von Wahnsinn drehte ich mich zu dem Biest um. »Du schaffst es zwei Monate nur mit deiner Hand, oder?«

»Aye«, antwortete er mit rauer Stimme und etwas in seinem Gesichtsausdruck veränderte sich.

Kurz flackerte dieses Bild in meinen Gedanken auf. Zusammen mit der Art, wie er mich ansah, und seinem sexy Akzent vernebelte er mir meinen Verstand.

»Siehst du, es ist möglich«, wandte ich mich atemlos an Blake.

»Ich weiß, es war dumm«, erwiderte er. »Meine Freunde haben herausgefunden, dass wir nicht ...«

»Wie?«

»Wie was?«

Ich sprach langsam, denn für einen Mann, der aus juristischen Büchern schlau wurde, war er ein Idiot. »Wie haben sie es herausgefunden? Es ist ja nicht so, als hätte ich es auf deine Stirn gestempelt.«

Er zuckte mit den Achseln. »Es kam im Gespräch auf, und ich habe es ihnen erzählt.« Mit stolzgeschwellter Brust fügte er hinzu: »Wenigstens habe ich nicht gelogen und damit geprahlt, dass wir schon im Bett waren.«

»Nein, du hast gejammert wie ein schwanzgesteuertes Arschloch.«

Meine Beleidigung ignorierend, fuhr er mit seinem Versuch einer Rechtfertigung fort. »Sie sagten, du würdest mich hinhalten. Dass eine Frau einen Mann nicht so lange warten lässt, wenn sie nicht hinter seinem Geld her wäre. Ich habe angefangen, das zu glauben.«

»Nun, jetzt brauchst du dir keine Sorgen mehr zu machen. Von mir aus kannst du dir eine verdammte Drehtür einbauen, um eine ganze Parade von Frauen bei dir aufzunehmen.« Die Zügel für mein Temperament waren mir längst entglitten, ebenso wie mein Filter. »Aber dir muss klar sein, dass sich keine Pussy und kein Mund so magisch anfühlen werden, wie es meine getan hätten.«

Es war nicht unbedingt wahr, aber an der Art, wie er sein Gesicht verzog, konnte ich erkennen, dass der Schlag den von mir gewünschten Schaden angerichtet hatte.

Er sah verzweifelt aus. »Ich weiß, dass ich es versaut habe, okay? Es war eine letzte Affäre, bevor du bei mir einziehst. Sie sollte weg sein, bevor du hier auftauchst.«

Ich hob eine Braue. »Das macht es nicht besser. Es macht dich nur zu einem extra großen Drecksack, weil du einen One-Night-Stand in deiner eigenen Wohnung hattest, eine Nacht bevor jemand bei dir einziehen sollte.«

»Wir können es schaffen ...«

»Nein, können wir nicht.« Ich war erschöpft und hatte die Nase gestrichen voll von seinem Mist. Ich packte meine Schachtel fester, um mich davon abzuhalten, sie ihm an den dummen Kopf zu werfen. »Ruf mich nie wieder an.«

Blakes Augen weiteten sich, und in seinen Zügen blitzte etwas auf, das an Angst oder Schmerz – vielleicht sogar beides – erinnerte. Dann breitete sich ein grässliches Grinsen auf seiner Miene aus. »Wenn du so frigide bist, dass du mich in zwei verdammten Monaten nicht ranlässt, darfst du dich nicht wundern, wenn ich nicht rumsitze und warte. Du kannst mich nicht mit deiner Pussy unter Kontrolle halten, wenn ich sie nie zu Gesicht bekommen habe.«

Ich öffnete den Mund, doch bevor ich etwas sagen konnte, stand das Biest von einem Mann hinter mir. Buchstäblich und sehr nah.

»Genug.«

Ich reckte den Hals, um zu ihm hoch zu sehen, aber sein bedrohlicher Blick lag auf Blake.

Blake wurde blass. Leider war er nicht klug genug, um still zu sein. »Wenn du dich mit ihr abgeben willst, bitte sehr. Aber erwarte nicht, dass ihr noch in diesem Jahrhundert Sex haben werdet.«

Ich hatte die schlechte Angewohnheit, impulsiv zu sein. Schlimmer noch, ich war vorlaut. Zu Hause hatte ich als Reaktion auf Savannah Mills’ Beleidigung, dass ich Abschaum sei, voreilig erklärt, ans MIT zu gehen, um etwas aus mir zu machen. Außerdem hatte ich vorausgesagt, dass sie in einer aussichtslosen Ehe mit dem Quarterback feststecken würde, der unweigerlich fett und kahl werden und sie mehrfach betrügen würde. Einerseits hatten mich diese Eigenschaften aufs MIT gebracht, vor allem weil ich gegenüber Savannah Mills Recht behalten wollte. Anderseits sollte ich sowohl an meiner Impulsivität als auch meinem vorlauten Mundwerk arbeiten. Allerdings nicht jetzt.

Mit einem kleinen Grinsen, senkte ich meine Stimme zu einem weichen, verführerischen Flüstern, das jede Telefonsex-Anbieterin eifersüchtig machen würde. »Genau da liegst du falsch. Ich werde mit ihm schlafen, bis sein verdammtes Bett unter uns zusammenbricht, und auch dann noch weitermachen. Zwei Monate sind eine lange Zeit für eine Frau, die nur ihren Vibrator hat und mit einem betrügerischen Arschloch zusammen ist.« Auch wenn meine fehlende Körpergröße sowie meine flachen Schuhe nicht mit dem Effekt der anderen Frau mithalten konnte, schlenderte ich auf die gegenüberliegende Wohnung zu. Ich hielt inne und schaute rechtzeitig über meine Schulter, um zu sehen, wie der fremde Kerl Blakes Tür geräuschvoll schloss.

Ich atmete tief ein und zittrig aus. »Tut mir leid, dass ich so gebrüllt habe. Dafür ist es noch viel zu früh am Morgen.«

»Nicht dir sollte es verdammt noch mal leidtun.« Seine Worte klangen tief und rau.

Sogar die Art, wie er flucht, ist cool.

Sein Akzent klingt fantastisch.

»Trotzdem tut es mir leid.« Mein Lächeln war aufgesetzt, als mir das Ausmaß des Geschehenen bewusst wurde.

Auf Wiedersehen, wunderschöne Wohnung mit dem geräumigen Wohnzimmer und der großen Badewanne. Hallo, Motels und Couchsurfing.

Als wüsste der Fremde, woran ich gerade dachte, deutete der Mann hinter mich zu seiner Wohnung. »Ich habe das ernst gemeint. Du solltest hierbleiben.«

Grandios. Zuerst verschwendete ich meine Zeit mit einem idiotischen Betrüger. Dann habe ich mich mit einer Zielscheibe auf dem Rücken einem Biest in den Weg gestellt. Ich weiß, wie man lebt.

Doch bei dem Gedanken schlug keiner meiner Warnsensoren an. Mein Gegenüber war ein Schrank von einem Kerl, jagte mir aber keine Angst ein. Das konnte nur bedeuten, dass sowohl mein Gefahrenradar als auch mein Männergeschmack für die Tonne waren.

»Danke«, sagte ich und trat von seiner Wohnungstür weg, damit er sein Leben weiterführen konnte. »Ich weiß die Hilfe zu schätzen, aber ich habe alles im Griff. Und nochmals Entschuldigung wegen des Lärms.«

»Kleines.« Er holte einen großen Koffer aus seiner Wohnung. »Ich werde für drei Wochen die Stadt verlassen. Ich habe eine Firma beauftragt, die sich um meinen Hund und meine Wohnung kümmert und mir einen Haufen Geld dafür berechnet. Wenn du hierbleibst und dich um diese Dinge kümmerst, würdest du mir einen großen Gefallen tun.«

Meine Meema hatte sich aufgeregt, als sie erfuhr, dass ich auf ein College in Boston gehen würde. Sie hatte gesagt, ich sei nicht stark genug, um in der Großstadt zu leben. Als Südstaatenmädchen war ich zu süß und vertrauensselig. Naiv. Ich hatte mir eingeredet, dass sie sich irrte und ihre Worte nur ihrer Sorge entstammten. Doch in diesem Moment wurde mir klar, dass sie wie immer Recht behalten hatte. Denn so wahnsinnig naiv es auch war, ich zog sein Angebot in Betracht. Drei Wochen würden mir Zeit geben, eine neue Wohnung zu finden. Und ein Teil von mir genoss die Vorstellung, wie sich Blake darüber ärgerte, wo ich mich aufhielt. Bei seinem Nachbarn auf der anderen Seite des Flurs.

Als der Fremde meine Unentschlossenheit bemerkte, zog er sein Portemonnaie aus seiner Gesäßtasche und reichte mir einen Führerschein. »Schick jemandem ein Foto davon. Haben sie die Wahl zwischen mir und dem Weichei von gegenüber, wäre ich der Erste, bei dem deine Leute auf der Matte stehen, wenn dir etwas zustößt.«

Wow, er hat Blake wirklich gut getroffen.

Ich betrachtete seinen Ausweis. Korrekte Adresse. Ein Bild, das gut aussah und nicht wie ein Fahndungsfoto oder eine Erinnerung an eine durchzechte Woche wirkte. Ein Geburtsdatum, das besagte, dass er im Mai zweiunddreißig geworden war. »Killian Nox. Ist das ein richtiger Name?«

»Aye.«

»Bist du Ire oder Schotte?«

»Aye«, wiederholte er.

Mit zusammengezogenen Brauen hakte ich erneut nach. »Eines davon oder beides?«

»Aye«, sagte er zum dritten Mal. Ich interpretierte das als ein Ja zu beidem.

Tu das nicht, Augusta Allan. Oder willst du, dass dein Tod über alle Nachrichtenkanäle verbreitet wird? Wie das bei besonders verrückten Kriminalfällen so üblich ist?

»Mein Handy ist im Auto«, murmelte ich und reichte ihm den Führerschein zurück. Während der gesamten Fahrt mit dem Aufzug nach unten wog ich das Für und Wider seines Angebots ab.

Vorteil: Ich werde einen Platz zum Leben haben.

Nachteil: Er könnte ein Mörder sein, der plant, mitten in der Nacht zurückzukommen, um mich zu töten.

Vorteil: Das Gebäude liegt in der Nähe des Campus.

Nachteil: Ermordet zu werden.

Vorteil: Blakes Leben drei Wochen lang unangenehm machen.

Nachteil: Ich mag keine Hunde ... Oh, und das mit dem Mord.

Ich entriegelte meine Beifahrertür und stellte die Schachtel auf den Sitz, bevor ich mir mein Handy schnappte. Gegen das Dach klopfend versuchte ich herauszufinden, was ich tun sollte.

Wäre ich ein normaler Mensch, hätte ich mich sofort in mein Auto gesetzt und wäre in den Sonnenuntergang gefahren. Stattdessen stand ich in der Nähe des Bordsteins und überlegte, ob diese Unterkunft das Risiko wert war, dass ein Biest von einem Mann Das Schweigen der Lämmer mit mir nachstellte. Ich bezweifelte, dass ich zu ein paar Favabohnen und einem guten Chianti schmecken würde. Außerdem wusste ich, dass Lotion meine Haut fettig machte, und dafür würde ich bestimmt mit einer Ladung kaltem Wasser bestraft werden.

Mir seinen Ausweis zu zeigen, hatte nichts zu bedeuten. Er könnte gefälscht sein. Oder vielleicht war es Killian Nox egal, ob die Leute wussten, wer er war, weil er in den Sonnenuntergang reiten würde – nachdem er mich wie in Dexter so geschickt umgebracht hatte, dass es ihm keiner nachweisen konnte.

Stell es dir wie ein Airbnb vor. Nur dass es umsonst ist, abzüglich der Betreuung des Hundemitbewohners.

Da ich keine anderen Optionen hatte, schloss ich meinen Wagen wieder ab. Zurück beim Gebäudeeingang drückte ich die Klingel für 7B und wartete, in der Hoffnung, dass Killian seine Meinung nicht geändert hatte. Einen Moment später ertönte ein leises Summen und Klicken, als die Tür entriegelt wurde. Als ich erneut mit dem Aufzug hinauffuhr, war ich nicht mehr so nervös wie zuvor. Zweifel und Panik hatten sich gelegt. Keine Ahnung, ob das ein Zeichen dafür war, dass ich die richtige Wahl getroffen hatte, oder ob es bedeutete, dass ich eine Idiotin mit den Instinkten eines toten Fisches war. Ich entschied mich für Ersteres.

Kaum erreichte ich den siebten Stock, zögerte ich nicht lange und stieg aus. Ich blickte zur Wohnung und erschrak, als ich Killian bemerkte. Mir zugewandt, lehnte er mit dem Rücken am Türrahmen.

»Du bist zurückgekommen«, merkte er an, und seine Miene verriet nichts darüber, ob er das gut fand oder nicht.

Ich zeigte ihm mein Telefon. »Ich habe dir doch gesagt, dass mein Handy im Auto liegt.«

»Aye, hast du. Ich habe nur angenommen, dass du dich zu ihm gesellen und wegfahren würdest.«

Ich verengte die Augen. »Hätte ich das tun sollen?«

»Nah.« Seine Lippen zogen sich an einer Seite nach oben. »Ich bin derjenige, der seinen Hund und seine Besitztümer bei einer Kleinen lässt, deren Namen ich nicht kenne. Was ist, wenn du mich ausraubst, sobald ich im Flugzeug bin?«

Ich straffte die Schulter. »Das würde ich nie ...«

»Ich will dich nur ärgern.«

»Oh. Und mein Name ist Gus. Gus Allan.«

»Gus?« Er schüttelte den Kopf. »Seltsamer Name für eine flah lass.«

»Eine was?«

»Eine emanzipierte Frau«, erklärte er.

»Mein richtiger Name ist Augusta, aber alle nennen mich Gus.« Ich kämpfte gegen den Drang an, zu Blakes Tür hinüberzublicken, da er sich immer geweigert hatte, mich Gus zu nennen. »Na ja, fast alle.«

»Gus also.« Er hielt seinen Ausweis zwischen Zeige- und Mittelfinger und bot ihn mir an, bevor er sich zurücklehnte.

Es erstaunte mich, dass für einen so massigen Kerl alle seine Bewegungen wohlüberlegt schienen. Er hatte seinen Körper vollkommen unter Kontrolle und stellte stets sicher, dass er mich nie bedrängte. Bis auf vorhin, als er mir den Rücken gestärkt hatte, war er auf Abstand geblieben. Und selbst da hatte er mich nie berührt. Er war nähergekommen, ja, aber er hatte mich nicht angefasst.

Wenn seine Gutmenschen-Art nur ein Schauspiel ist, werde ich stinksauer sein. Wahrscheinlich jedoch tot, was mich noch wütender machen würde.

Ich nahm ihm den Ausweis ab, knipste ein Foto und schickte es schnell an meine beste Freundin und ehemalige Mitbewohnerin Rosie.

Nicht einmal dreißig Sekunden später vibrierte mein Telefon mehrmals hintereinander.

Rosie:

Wer ist das?

Rosie:

Kennst du ihn?

Rosie:

OMG, ist das eine Tinder-Date-Sicherheitsnachricht?

Rosie:

Was ist mit Blake? Eigentlich ist mir das egal. Geh mit diesem Killian Nox nach Hause. Sogar sein Name ist großartig.

Rosie:

Ruf mich danach sofort an.

Rosie:

Aber im Ernst, geh mit diesem Mann nach Hause.

Ich überflog die Nachrichten und verdrehte die Augen.

»Alles in Ordnung?«, erkundigte sich Killian.

Als ich seinem Blick begegnete, spürte ich die Hitze, die in meine Wangen stieg. Ich nickte.

»Ich zeige dir die Wohnung.« Er trat ein und überließ mir die Entscheidung, ob ich ihm folgen wollte.

Entweder jetzt oder nie.

Airbnb. Gratis Aufenthalt.

Ich atmete tief ein, ging nach drinnen und verschluckte mich fast, als ich mit bereits voller Lunge nach Luft schnappte. »Es ist wunderschön«, hauchte ich.

Obwohl ich mit dem Grundriss vertraut war, da es derselbe war wie bei Blake, war der Einrichtungsstil so anders, dass wir uns unmöglich noch im selben Gebäude befinden konnten. Blakes Wohnung war in Schwarz, Weiß und Chrom gehalten und mit auffälligem Dekor ausgestattet.

Killians Wohnung hingegen war maskuliner. Seine Hartholzböden waren poliert, sauber und nicht von einem hässlichen weißen Teppich bedeckt, der tausende von Dollar gekostet hatte, obwohl er schmerzhaft kratzte. Durch zwei raumhohe Fenster konnte man einen Balkon sehen. Die Wände waren hellgrau und die Decke strahlend weiß, was mit den freigelegten dunklen Holzbalken im Kontrast stand. Seine Couch sah aus, als könnte sie mich vollständig verschlucken – die Kissen wirkten weich und auf eine gute Art eingelegen. Dunkle Regale aus Mahagoni säumten seine Seitenwände, jedes vollgepackt mit so vielen Büchern, dass einige horizontal gestapelt werden mussten.

Fast hätte ich erwartet, eine angezündete Zigarre, eine Karaffe mit Brandy und eine Frau im Negligé zu sehen. Da meine Quote für spärlich bekleidete Frauen an diesem Morgen bereits erfüllt worden war, stellte ich erleichtert fest, dass ich nicht erneut damit konfrontiert wurde.

Seine Küche hatte ebenfalls freigelegte Deckenbalken, allerdings Backsteinwände und dunkle Arbeitsflächen.

Es war eine so traumhafte Wohnung, dass ich das Gefühl hatte, ihn auszunutzen, indem ich nur mit meinen sehr fragwürdigen Hundesitterfähigkeiten als Bezahlung eine Weile hierblieb.

Ich warf dem Biest von Mann einen Blick zu. Tattoos zierten seine muskulösen Arme, und mindestens eines davon schlängelte sich von seinem Kragen bis zu seinem Hals. Dazu noch das zerzauste Haar und der Vollbart. Welchen Job übte er aus, bei dem er so aussehen und dennoch genug Geld verdiente, um sich ein solches Appartement zu leisten?

Meine Meema wäre mit dem gefürchteten Holzlöffel auf mich losgegangen, wenn sie gewusst hätte, dass ich so voreingenommen war. Nicht dass ich ihn hässlich fand – im Gegenteil –, er passte einfach nicht in das typische Bild eines Geschäftsmannes.

Meine Zeit mit Blake hat mein Gehirn verrotten lassen. Kleider machen Leute. Doch Blake ist der beste Beweis dafür, dass ein teurer Haarschnitt und ein glatt rasiertes Kinn noch keinen tollen Mann erschaffen.

Außerdem bin ich hier, um Killians Hund zu betreuen, nicht um zu bewerten, wie gut sich sein Hintern in diesen schwarzen Jeans macht.

»Wo ist dein treuer Vierbeiner?«, fragte ich, als mir dieser Gedanke in den Sinn kam.

Er gab einen kurzen Pfiff von sich, dem das schnelle Klicken von Krallen auf dem Boden folgte.

Ich drehte mich um und unterdrückte einen Aufschrei, als ein Ungetüm von Hund mit voller Wucht auf mich zurannte.

»Nolan«, sagte Killian in einem ruhigen Ton. Dieses eine Wort reichte aus, damit sich der Hund hinsetzte, wobei sein Hintern über den Boden rutschte.

Kilian flüsterte ihm ein paar lobende Worte zu, bevor er sich an mich wandte. »Das ist Nolan.«

Ich blickte auf das Tier hinunter. Sein Fell hatte fast die gleiche Farbe wie das Haar seines Besitzers. Es war auch beinahe so lang und genauso gut gepflegt. Glänzend und gewellt, besonders an den Schlappohren. Ohne nachzudenken, griff ich danach, um herauszufinden, ob es sich so weich anfühlte, wie es aussah. Rechtzeitig hielt ich inne, um Nolan erst die Gelegenheit zu geben, mich zu beschnuppern.

Das war aber überhaupt nicht nötig, denn sobald meine Hand in seine Nähe kam, wurde er wild und leckte mich abwechselnd ab oder rieb seinen Kopf an meinem Arm.

Ich zuckte bei seinem Übermut zurück; erschrocken und nervös, weil er mich nicht nur gut riechen, sondern offenbar auch gut schmecken konnte.

»Nolan«, sagte Killian, woraufhin der Hund sofort aufhörte und sich setzte. Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf mich. »Du magst keine Hunde.«

»Ich bin nicht an sie gewöhnt. Meine Großmutter war allergisch dagegen, also habe ich nicht viel Erfahrung.«

Killian drehte sich um, ging in die Küche und kam kurz darauf mit einem Hundekuchen zurück. Er reichte ihn mir. »Sag seinen Namen und halte ihm das Leckerli direkt vor die Nase.«

Mein Blick wanderte zu Nolan, dann zurück zu Killian. »Bist du verrückt? Ich verliere noch meine Finger.«

»Nein, Kleines. Vertrau mir.«

Den Rand des Kekses festhaltend, sagte ich Nolans Namen, bevor ich ihm den Snack zaghaft entgegenstreckte. Zu meiner Überraschung machte Nolan keine Anstalten, nach dem Leckerli zu schnappen. Er verfolgte meine Bewegung mit seinem Blick, rührte sich aber nicht.

»Jetzt lass es fallen und wiederhole seinen Namen«, forderte Killian mich auf.

Ich tat, wie geheißen, und der Hund stürzte sich mit der gleichen Begeisterung auf das Leckerli, die ich bei Schokolade an den Tag legte.

»Er ist gut erzogen«, murmelte ich. »Welche Rasse ist er?«

»Ein Irish Setter.« Killian streichelte über Nolans Kopf. »Wir Burschen müssen zusammenhalten.«

»Du kommst also aus Irland?«

»Geboren in Schottland, als kleiner Junge zog ich nach Irland, verbrachte aber Zeit an beiden Orten. Meine Ma war Irin, mein Dad Schotte. Ein paar Jahre nach seinem Tod übersiedelten wir in die USA.«

Ich hatte nicht erwartet, dass er so offen sein würde, aber ich war froh darüber. Seine Geschichte war interessant. Er war interessant.

Ich neigte den Kopf in Richtung Haustür. »Ist das der Ort, wo du hinreist? Nach Irland?«

»Aye, aber nicht, um die Familie zu besuchen. Geschäftlich.«

»Oh.« Erneut wunderte ich mich, womit er seinen Lebensunterhalt verdiente, beschloss aber, dass ich schon neugierig genug gewesen war.