Urkraft des Mondes - Jennie Appel - E-Book

Urkraft des Mondes E-Book

Jennie Appel

0,0
19,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Silbern schimmerndes Licht,das deinen Weg auch in der Dunkelheit erhelltund dich einlädt, deine Urkraft zu leben …Seit jeher fasziniert der Mond, lenkt nicht nur die Gezeiten der Meere sondern bestimmt auch die Rhythmen der Menschen. Dieses Buch der bekannten Autorin Jennie Appel führt mit berührenden und verbindenden Naturritualen durch die unterschiedlichen Zeitqualitäten des Jahres. Die Rituale verknüpfen Seelenthemen mit Mondphasen, stärken, reinigen, helfen Ballast loszulassen, Gegebenes anzunehmen und deine wirklichen Herzenswünsche zu manifestieren.Mensch, Erde und Mond im Einklang – Jahr für Jahr, Schritt für Schritt.Ein Buch wie eine samtene Umarmung, in der du immer weiterwachsen und strahlen kannst!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 301

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Alle Rituale, Zeremonien und Übungen wurden sorgfältig erprobt. Seit jeher dienten solche Praktiken dazu, den Kontakt zu den ureigenen Rhythmen wiederherzustellen. Sie ersetzen jedoch keine ärztliche/psychotherapeutische/heilpraktische Beratung, und solltest du dich in einer solchen Begleitung befinden und ggf. Medikamente einnehmen, bitte ich dich um eine vorherige Abklärung in diesem Zusammenhang, um eventuelle Kontraindikationen auszuschließen.

Sollte diese Publikation Links und Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Wie hat dir das Buch gefallen?

Teile gerne deine Meinung mit uns!

https://www.kamphausen.media/urkraft-des-mondes/t-9783958835788

© 2022 Aurum in Kamphausen Media GmbH, Bielefeld, [email protected], www.kamphausen.media

Lektorat: Susanne Klein, Hamburg, www.kleinebrise.net

Gesamtgestaltung und Satz: Tina Agard Grafik und Buchdesign, Esslingen am Neckar, www.tina-agard.de

Coverfoto: © Patrizia Stabile

Fotos im Buch: Jennie Appel & Dirk Grosser, privat / S. 103, 124 unten, 160 oben + unten, 215 Mitte © Patrizia Stabile / S. 138 © Julia Knöchel / Papier © istockphoto: jessicahyde / S. 196 oben © istockphoto: TKphotography64 / S. 196 Mitte © istockphoto: Rike_ Restliche Illustrationen aus Canva.

ISBN Print: 978-3-95883-578-8

ISBN eBook: 978-3-95883-579-5

1. Auflage 2022

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Funk, Fernsehen und sonstige Kommunikationsmittel, fotomechanische oder vertonte Wiedergabe sowie des auszugsweisen Nachdrucks vorbehalten. Die Verwendung dieses Buches ist für den privaten Gebrauch gedacht und nicht zur Gewinnerzielungsabsicht Dritter (in der Öffentlichkeit). Die Rechte an jeglicher öffentlichen Nutzung der Rituale liegen bei Verlag und Autorin. Holen Sie sich ggf. bitte die Nutzungsrechte ein.

Jennie Appel

URKRAFT DES MONDES

Naturrituale für ein Leben voller Hingabe

Für Lilly

meine geliebte erste Hündin, mit der ich ganz Wolfsfrau werden durfte

und für Dirk

der mich immer bestärkt, all das zu leben

INHALT

Vorwort von Luisa Carla Hartmann

Einleitung

MONDPHASEN UND GEZEITEN DER SEELE

Dem eigenen Rhythmus lauschen

Das Auge der Nacht und der Weg zurück zur Urkraft

Die Mondphasen

Das erste Viertel – Beginn eines neuen Zyklus

Das zweite Viertel – Zeit der Zuversicht mit dem zunehmenden Halbmond

Das dritte Viertel – Leuchtkraft auf dem Höhepunkt

Das vierte Viertel – Phase des Loslassens

Kurzrituale für die vier Mondphasen

Neumond

Zunehmender Mond

Vollmond

Abnehmender Mond

Immerwährendes Naturritual – die Medizinwanderung

Der weibliche Mondzyklus, die Menstruation

Weißer Mondzyklus

Roter Mondzyklus

Gezeiten der Seele – dein Mondzyklus

RITUALWISSEN

Was ist ein Ritual?

Rituale für verschiedene Anlässe

Voraussetzungen für die Durchführung eines Rituals

Die einzigartige Kraft des Naturrituals

Grundsätzliches zur Ritualvorbereitung und Öffnung des heiligen Raumes

DIE RITUALE IM JAHRESKREIS UND IN DER ZEITQUALITÄT DES JEWEILIGEN MONATS

Januar

Neumond: Initialzündung mit der Kraft der Natur

Vollmond: Rituelle Reinigung für dich (und deine Ahnenlinie)

Februar

Neumond: Königin im eigenen Land

Vollmond: Erwecke deine Bärinnenkraft

März

Neumond: Erwecke deine Natur – erwärme deinen Körper

Vollmond: Samen deines Herzens

April

Neumond: Verbinde dich mit der Großen Göttin

Vollmond: Raus aus dem Ahnengefängnis

Mai

Neumond: Heiliger Feuersprung

Vollmond: Ritual für dein Strahlen

Juni

Neumond: Tanze die Spirale des Lebens

Vollmond: Binde mit der Kraft der Spirale

Juli

Neumond: Finde ein Zuhause in dir und Geborgenheit im Schoß von Mutter Erde

Vollmond: Ganz und gar in deiner Mitte

August

Neumond: Trenne die Spreu vom Weizen

Vollmond: Zeremonie für die Göttin des Korns

September

Neumond: Wünsche mit den magischen Symbolen weiblicher Urkraft

Vollmond: Nähre deine Urkraft

Oktober

Neumond: Baue Brücken

Vollmond: Leihe dir die Augen der Spirits (Ahnen)

November

Neumond: Die Kraft der Elemente für deine Vision

Vollmond: Backe ein traditionelles Ahnenbrot (Seelenbrot)

Dezember

Neumond: Süße Früchte deiner Arbeit – ein Selbstwert-Ritual für dich

Vollmond: Meet your Monsters

Schlusswort

Literaturempfehlungen

Über die Autorin

VORWORT

Während ich als Astrologin versuche, die Sprache der Sterne zu entschlüsseln, sprechen die Spirits zu Jennie ganz direkt und ziemlich klar. Ein Blick in ihr Horoskop, und Astrologiekundigen wird offenbar, warum das so ist: Sie besitzt eine unfassbar starke Intuition und visionäre Kraft, gepaart mit extremer Sensibilität und dem Auftrag, ein Kanal für göttliches Wissen, für Heilwissen zu sein und damit die Welt zu transformieren. In ihren vergangenen Leben, so die astrologische Hypothese, war sie vermutlich „die alte Weise“, die – tief verbunden mit Mutter Erde – um deren Zyklen und Rhythmen wusste und sie mit großer Verantwortung und Bedacht zum Wohle aller einsetzte.

Immer wieder haben wir in unseren Gesprächen festgestellt, dass Jennie genau die Botschaften, die ich durch die Analyse der kosmischen Qualität herausgearbeitet, aber noch nicht veröffentlicht hatte, selbst schon klar und deutlich erhalten hatte. Für mich ist Jennie einfach unfassbar in tune with the stars – dem Himmel über uns, der Weisheit der Erde unter unseren Füßen und deren feinen Energien, die alles durchziehen.

Mir war bei unserer Begegnung sofort klar, dass ich sehr gerne mit Jennie zusammenarbeiten würde. Umso mehr freue ich mich jetzt, ein Vorwort zu diesem großartigen Buch mit so viel wertvollem Wissen schreiben zu dürfen.

In der jahrtausendealten Astrologie symbolisiert der Mond unsere Gefühle, unsere Seele, unser Unbewusstes und unsere tiefsten Bedürfnisse, aber auch alte emotionale Prägungen und frühe Bindungserfahrungen. Aus astrologischer Perspektive ist ein starker Kontakt zu deinem Mond – deinem Herzen und deiner Psyche – unglaublich wichtig. Hier findest du den Schlüssel zu dem, was dich nährt, was dir Geborgenheit schenkt. Die Arbeit mit dem Mond ist allerdings auch deshalb so wichtig, weil wir dadurch angeregt werden, alte, frühkindliche Schmerzthemen und emotionale Muster, die uns immer noch blockieren, Schritt für Schritt – im Einklang mit den kosmischen Zyklen der Natur – aufzuarbeiten und zu heilen. Der Mond ist zudem der Himmelskörper, der die Verbindung zwischen der Materie (der Erde) und dem Geist (der Sonne) herstellt, denn der Mond ist der Teil in uns, der mit Mutter Erde, dem Instinkthaften und den Rhythmen der Natur, verbunden ist. Daher kann uns die Arbeit mit dem Mond so gut dabei unterstützen, unsere tiefsten Herzenswünsche zu manifestieren und Selbstverwirklichung zu ermöglichen. Denn unsere Gefühle sind der Motor unseres Handelns, sie bringen uns dazu, die Veränderungen anzugehen, die wir uns schon lange wünschen, und unsere Absichten wirklich jeden Tag kraftvoll zu realisieren.

Ein erster wichtiger Schritt in diesem Prozess kann es sein, sich selbst und seine Gewohnheiten, Schemata, Seelenbedürfnisse und Gefühle durch Fragen zu reflektieren. Auch wenn ich selbst großer Fan von Bewusstwerdung durch intensives Nachdenken, Reflektieren, Reden und Verstehen bin, weiß ich, dass man sich doch manches Mal in seinen Gedanken zu verhaken droht. Hier ist die Arbeit mit den von Jennie erschaffenen Ritualen eine magische, wie praktische Anleitung, um aus den Gedankenkreisen auszubrechen und wieder mehr ins Erleben, Erfahren und Erfühlen zu kommen. So können sich dir plötzlich ganz neue Eingebungen, Ideen und Lösungen aufzeigen – schließlich haben wir dadurch die tiefe Weisheit von Mutter Erde an unsere Seite geholt. Wie schnell vergessen wir in unserem Alltag die Kraft und den Zauber, den uns die Natur jederzeit zur Unterstützung bereithält, auch wirklich auszuschöpfen. Stattdessen schneiden wir uns selbst von unserem Körper und der sinnlichen Erfahrung des Lebens ab und sind nur noch im Kopf unterwegs. „Urkraft des Mondes“ ist da ein wahrer Schatz, der uns eine große Vielfalt an Inspirationen und ganz konkrete Anleitungen für Rituale an die Hand gibt, wie wir mit dem Mond und den kosmischen Energien des Jahreskreises arbeiten können. So kommen wir aus dem Verstand ins Herz und in unseren Körper. Das ist übrigens auch aus psychologischer Sicht ein entscheidender Schritt, um zu heilen: Wenn wir von starken Gefühlen überschwemmt werden, ist die Arbeit mit ganzheitlichen Ritualen, bei denen wir bewusst atmen, riechen, tanzen, schmecken oder etwas ganz Praktisches mit viel Achtsamkeit tun, um unseren Emotionen Ausdruck zu verleihen, eine wundervolle Möglichkeit, uns zu erden und alte Verwundungen Schritt für Schritt zu integrieren oder sogar in weise, innere Begleiter zu verwandeln.

Beseelte Rituale können uns außerdem dabei helfen, unsere innere Stimme wieder klarer zu hören und unsere Intentionen noch mehr in uns zu verwurzeln. Zum einen holen wir dadurch Energien mit an Bord, die größer sind als wir selbst, und zum anderen verbinden wir dadurch auch unsere Absichten mit einer konkreten physischen Erfahrung beziehungsweise mit einem lebendigen Symbol von Mutter Gaia. All dies unterstützt uns darin, unsere Ideen wirklich runter auf die Erde zu holen.

Jennie hat mit ihrem Buch die Lücke geschlossen, die für mich immer so stark spürbar war: Sie hat für jeden Monat des Jahres umfassende Mondrituale erschaffen, mit denen wir uns auf die jeweilige Zeitqualität einschwingen und uns wieder stärker mit den kosmischen Rhythmen der Natur verbinden können. Das Arbeiten mit ihrer Ritualpraxis kann dir ganz spielerisch und doch tiefgreifend dabei helfen, die Kraft des Mondes – deine Gefühle – dafür zu nutzen, deine Seelenbedürfnisse zu spüren, deine Absichten zu verwirklichen und dich mit deiner Zauberkraft und deinem einzigartigen Seelenrhythmus zurückzuverbinden.

Luisa Carla Hartmann

Diplom-Psychologin und Astrologin

Berlin, Januar 2022

EINLEITUNG

Es war an einem Abend, als die Wolken wie lange Schleier über den Himmel wehten und hier und dort in orange-gelb-roten Flammen aufzugehen schienen, während es an anderen Stellen zartrosa und heimelig wirkte …

Zart und wild und verwunschen zugleich. Was in all dem bin ich?

So wanderte ich der langsam hereinbrechenden Nacht entgegen und fand meinen Platz zwischen Holunderbüschen und knorrigen Süntelbuchen, die schwarz zu glänzen schienen, inmitten der immergrünen Wiese mit ihren violetten Blüten und Moosteppichen. Um mich ganz zu finden, legte ich mich mit nacktem Bauch auf diesen uralten Untergrund aus Flechten, Moosen und Pflanzen, die immerzu vor Lebenskraft strotzen, und vergrub auch mein Gesicht darin. Ich wollte tief mit der Erde und mir selbst verbunden sein und mich wieder ganz und gar spüren. So lag ich eine ganze Weile.

Langsam wurde es heller in mir und auch um mich herum, denn der Mond ging auf und berührte alles mit seinem silbrigen Licht. Auch die Blätter glänzten silbrig und das Moos schien ein Muster zu tragen. Auf meinem Hinterkopf spürte ich ein sanftes Streicheln. Als ich den Kopf etwas anhob, blickte sie mich zwischen den Zweigen der Süntelbuchen an, dem verwunschenen Tor, das diese Bäume mit ihrem wilden Wuchs bildeten. Ihr rundes Gesicht strahlte mich liebevoll an.

„Du hast Zuflucht bei deiner Mutter gesucht und vergessen, dass ich einmal eins mit ihr war. Ich war leibhaftig Teil der Mutter Erde und bin daher auch Teil von dir. Doch etwas hat dazu geführt, dass ich mich entfernte, um besser nach dir sehen zu können. Seither wache ich nachts an deinem Bett und helfe dir, deine Träume zu verweben. Ich bin da und halte dich, wenn du unruhig oder traurig bist. Wie alle Großmütter nehme ich mir die Zeit, um dich zu wiegen, dir ein Schlaflied zu singen, dir in der Dunkelheit Mut und Zuversicht zu schenken, dir sanft übers Haar zu streicheln, wenn du döst oder dir resigniert die Decke über den Kopf ziehen magst. Ich habe die Kraft, Ozeane zu bewegen, und so bewege ich dich mit Leichtigkeit. Großvater Sonne steht jeden Morgen auf, ist tatkräftig am Werk, egal wie die Stimmungen des Wetters sind, und hört nie auf zu strahlen, bis er abends schlafen geht. Ich bin darin beständig, immer für dich da zu sein – was es auch sei, das dich bewegt. Doch in allem anderen bin ich flexibel, vielschichtig und voller Talente und mag dir gern aus all dieser Fülle die Wandelkraft schenken. Mancher mag denken, ich habe Launen und seltsame Phasen, doch ich bin ganz einfach all das – alles zu seiner eigenen Zeit. Nur so können wir die komplizierten Muster des Lebens weben und all unsere Träume mit hineinknüpfen. All das Weben ist ein Tanz der Wandlung. Mal lässt du den Faden locker, mal knüpfst du ihn fest, mal flechtest du Stränge zusammen, mal löst du Verstrickungen wieder auf. Nun sag, in welcher Kraft bist du heute? Welche Träume werden wir heute Nacht ins Leben weben?“

Ich hatte in den Armen von Mutter Erde Zuflucht vor dem Lärm der Welt gesucht und mich dankbar an sie gekuschelt. Dabei habe ich in die Arme von Großmutter Mond gefunden, die mich wiegte wie ein Neugeborenes und mir dabei all die alten Geschichten erzählte – von der Beständigkeit des Großvaters, der all die Launen akzeptierte, die sie auslebte, und dabei auch noch jederzeit warmherzig strahlte. Sie drückte mich an sich und erinnerte mich dabei an die Bärengöttin, die Urmutter, die alles weiß über das wilde, nackte, pure, sinnliche, rohe Leben. Einst war es die Bärenmutter gewesen, die mit ihrer vollen Urkraft in alle Frauen schlüpfte, um sie von innen heraus an alles zu erinnern, was wirklich nährend ist. Und schließlich erzählte sie mir auch von der Großen Mutter und all ihren Kindern, die sich verrannt hatten in den irdischen Labyrinthen aus Verpflichtungen, unerfüllten Wünschen, fremden Zielen und Konstrukten – statt ihre eigenen Gänge zu bauen, ihre eigenen Muster zu weben, ihre eigenen Träume zum Leben zu erwecken.

Großmutter Mond wiegte mich hin und her und versicherte mir, dass jedes Hin und Her meines Weges genauso wichtig für mich sei wie ihr Wiegen, das mich entspannte, tröstete und ermutigte. Sie zeigte mir, dass ich mich selbst liebevoll wiegen kann, wenn ich all mein Hin und Her umarme, und dass ich mich wohlfühlen kann in dieser Pendelbewegung, wenn ich alles als Teil meines Weges und Wesens akzeptiere.

Während sie mich wiegte und zu mir sprach, begann ein Summen in meinem Herzen und erfüllte mich bis in den Gebärmutterraum. Dieses Summen bekam eine ureigene Schwingung und bewegte sich in meinem Inneren, wurde Melodie, drängte nach oben in meine Kehle und schließlich hinaus. Ich öffnete meinen Mund und sang aus voller Kehle, vollem Herzen und der Tiefe meiner Gebärmutter das Lied meiner Seele.

Ich sang mich durch die Bewegungen meiner Seele, und während des Singens verstand mein ganzer Körper zutiefst und verankerte diese Weisheit in sich. Das Lied meiner Seele hat viele Strophen. Manche ähneln einem summenden Singsang, der beruhigend dahinplätschert, andere gleichen einem entspannenden Wiegenlied, doch es gibt auch jene Klänge, die archaisch tönen, und solche, die wie Hymnen voller Emphase sind …

Großmutter Mond wandte sich lächelnd an mich: „Nun weißt du es. Ich werde immer an deiner Seite sein und mit dir genau den Teil deines Liedes singen, der sich gerade jetzt in dir regt. Das ist meine Aufgabe. Und wenn es gebraucht wird, bringe ich die ganze Familie zusammen, damit sie alle dich unterstützen. Denn das tun wir Großmütter, wir halten alles zusammen.“ Sie umarmte mich noch einmal mit ihrem samtenen Licht und verschwand dann hinter dem Holunder.

Sie hatte sich mir als die Stammesmutter zu erkennen gegeben, die sie wahrhaftig ist. Sie hält die Fäden in der Hand und strickt mit ihnen weise. Sie hat ihre Abmachungen mit Großvater Sonne und ergänzt seine tatkräftige Beständigkeit mit ihrer Wandelkraft. Sie ist für ihre Kinder da, allen voran Mutter Erde – von der wir nicht wüssten, wie sie aussieht und ob oder wie Leben und Vegetation auf ihr möglich ist, wenn die Großmutter nicht wäre. Und in den herausforderndsten Zeiten kann sie Zuflucht bieten und immer mit genau der Energie unterstützen, die ihre Enkel gerade benötigen: entspannendes Wiegenlied und begeistertes Cheerleading, gutes Zureden, um mutig zu wachsen, und sanftes Trösten, um loszulassen. In ihr ist alles lebendig. Und mit ihr in tiefster Verbundenheit zu leben – in einer Verbundenheit, die weit über Bücher und Mondwissen oder passende Konsumgüter der heutigen Zeit hinausgeht –, bedeutet, dass auch ich in dieser tiefen Verbundenheit mit all diesem Lebendigen bin. Jede Phase wird mich dann zur richtigen Zeit erreichen, und bis dahin werde ich lernen, die Wellen zu surfen …

Ich bin keine Astrologin, die mit umfassendem Wissen zu den Tierkreiszeichen, Häusern und Planeten beeindrucken könnte, ich bin auch keine Astronomin oder gar Archäoastronomin oder (Astro-)Physikerin, die dir ihr geballtes Expertenwissen über die Gestirne weiterreicht. Warum schreibe ich also dieses Buch über die Urkraft des Mondes?

Seit vielen Jahren gehe ich den Weg der Erfahrungsmedizin, wie ich ein schamanisch und naturspirituell geprägtes Leben nenne. In meiner Jugend habe ich all mein Taschengeld in Bücher über altes Wissen gesteckt und mich dann immer weiter mit mythologischen wie psychologischen Themen beschäftigt, die mich faszinieren. Im Laufe der Zeit habe ich an unzähligen Seminaren und Ausbildungen in diesem Kontext teilgenommen. Ich habe gelesen, gelernt, vertieft, gelitten, geweint, gelacht, alleinige Visionssuchen an beängstigenden Orten bzw. in herausfordernden Umständen unternommen, heilige Kreise genossen und transformierende Initiationen … doch wirklich aufgegangen sind all diese Samen erst, als ich sie in den fruchtbaren Nährboden meines täglichen Lebens pflanzte, sie wahrhaft wässerte, versorgte und auch das „Unkraut“ jätete, das in all dem immer wieder auch seinen Weg in mein Lebensbeet fand. Mitunter habe ich auch meine Pflanze sorgsam ausgegraben und an einen anderen Standort gebracht. Es kostete unendlich viel Mut und war mit der Sorge verbunden, sie würde dort eingehen (wonach es eine lange Zeit auch aussah). Doch mit der immer innigeren Hinwendung zur Urweisheit der Natur streckten sich die Wurzeln tiefer ins Erdreich und die Äste tanzten mit dem Wind im Himmel, während der Stamm beständig wuchs. Die Äste fanden ihre Wege zum Licht, die Rinde wurde widerstandsfähiger gegen Witterungseinflüsse und die Säfte pulsierten lebendig im Inneren. Aus den Wunden bildeten sich Baumperlen und ließen mich immer mehr den Reichtum meines Lebens erkennen.

Ich kann meine Entwicklung und damit auch meinen Zugang zum Thema des Buches am besten mit diesem Naturgleichnis beschreiben, obwohl wohl die wenigsten von uns als Selbstversorger einen Garten hegen oder in der Landwirtschaft tätig sind. Doch die Natur um mich herum und in mir, alle Natur, ist für mich die größte und großartigste Lehrerin und ich verbringe viel Zeit mit ihr. Deshalb ist sie es auch, die meine Wortbilder malt. Wie oben beschrieben, habe ich einige Jahre des Lernens verbracht, dann habe ich dem Drängen meiner Freundinnen nachgegeben, kleine Kreise mit ihnen im Privaten abgehalten und irgendwann offene Kreise angeboten. Ich habe meinen Lehrer*innen assistiert, unzählige Einzelsitzungen gegeben (vor über fünf Jahren habe ich bei 5.000 aufgehört zu zählen) und mich langsam und stetig entfaltet. So habe ich mir die Zeit gegeben, in meine Aufgabe hineinzuwachsen. Erst nach sieben Jahren des Wirkens in dieser Phase begann ich Wissen weiterzugeben und mich so in die verantwortungsvolle Aufgabe des Lehrens hineinzuentfalten. Meine Kurse entstanden aus der jeweiligen Zeitqualität heraus für genau das, was gerade gebraucht war, und viele dieser Kurse gab ich deshalb nur ein einziges Mal (auch wenn das Konzept nach wie vor steht und wundervoll ist). In all dem gab ich äußeren Umständen keine Macht über mich und widerstand dem Druck, der in der Gesellschaft und im Außen herrschte. So gab ich mir immer die Zeit und den Raum, um zu wachsen und zu integrieren, was ich gelernt hatte, und um dies dann zu vertiefen und weiterzugeben, wenn es einen wirklichen Ruf gab. Manchmal hieß dies auch, komplett in die Stille und Innenschau zu gehen, wenn ich zum Beispiel trauerte oder Visionen empfing. Dann war meine Praxis über Wochen geschlossen, und keine Anfrage und kein Geld der Welt hätten dies ändern können, weil ich wusste, dass ich für die Arbeit in dieser Phase gar nicht in meiner Kraft gewesen wäre. Und das schreibe ich ganz bewusst, denn ich hätte in diesen Zeiten durchaus Geld für Miete und so weiter gebrauchen können, wie alle anderen auch. Doch letztlich ist Geld nichts als bedrucktes Papier mit einem Wert, den wir ihm einst gegeben haben, oder zeigt sich gar nur in Zahlen auf einem nicht gegenständlichen Konto. Aufgrund meines schamanischen Weltbilds ziehe ich die Kraft nicht aus bedrucktem Papier, sondern werde vielmehr mit Lebenskraft beschenkt, wenn ich mir zum Beispiel erlaube, nachts im warmen Sommerregen zu tanzen oder tagelang an einem Fluss zu wandern, der zum Meer fließt; wenn ich unter dem Sternenhimmel liege und die Sterne bitte, mich an mein eigenes Funkeln zu erinnern, oder mit Gleichgesinnten um ein Feuer sitze und heiliges Kreiswissen austausche. Pure Lebenskraft liegt in so vielem, dass es den Rahmen sprengen würde, alles aufzuzählen (und es wäre ohnehin für dich etwas anderes als für mich), doch vor allem liegt sie darin, dass ich mich als Enkelin von Großmutter Mond an meine Zyklen erinnere und sie wahrhaft lebe. Denn gerade uns Frauen laden die Phasen des Mondes zu einem Einklang mit der Natur, einem Einklang mit uns selbst ein.

Urkraft des Mondes entfaltet sich aus meiner Sicht individuell in uns allen und ganz besonders dann, wenn wir alle bekannten Systeme fallen lassen und stattdessen ganz direkt diese Verbindung erspüren. Wenn wir uns Zeit, Raum und Hingabe an den Mond erlauben und uns darauf einlassen, dass er die Meere in uns bewegt, bringt er uns direkt zur Quelle – zu der Quelle, die voller Intuition, Inspiration und Leidenschaft in uns selbst sprudelt.

All das teile ich mit dir aus einem Beweggrund: Ich möchte dich mit diesem Buch von ganzem Herzen ermutigen, deinen ureigenen Rhythmus zu finden und dann von ihm getragen durchs Leben zu tanzen!

Denn ich wünsche dir, dass du zu deinem Urwissen zurückfindest und ihm vertraust, sodass es dich auch trägt, wenn alles theoretische Wissen fehlen oder alle (elektronischen) Hilfsmittel wegfallen würden. Ganzheitliche Erfahrungen in der Natur und tief in dir selbst und ein Leben ganz in deinen Rhythmen können dich zu deiner Körper- und Ahnenweisheit zurückführen, die dich auch leiten, wenn der elektrische Strom ausfallen und Astro-Apps oder Webseiten verschwinden würden, die dir sagen, wann was in welchem Zeichen oder Planeten im Quadrat steht. Ich wünsche dir eine urweibliche, intuitive Wahrnehmung dessen, was ist, ohne dass du dafür (komplizierte) Berechnungen anstellen musst. Und schließlich wünsche ich dir auch den Mut und die Möglichkeiten, dein Leben danach auszurichten, Änderungen vorzunehmen und verwurzelt zu erblühen.

„Genau wie der Mond durchläuft auch das Leben Phasen – von unseren dunkelsten Momenten bis wir wieder hell erstrahlen. Wir lernen, sowohl die Dunkelheit als auch das Licht zu umarmen – wir tanzen durch jeden Zyklus zu den Rhythmen des Lebens.“

TARA ISIS GERRIS

Während wir als Menschheit begannen, uns immer strukturierter zu organisieren, damit auch Zeit effektiver und produktiver nutzen zu wollen und dies im Sinne von „weiter, höher, schneller“ bis heute voranzutreiben, vergaßen viele von uns gleichsam die Zyklen, die uns über Jahrtausende dienlich waren. Ich glaube zutiefst daran, dass wir uns nicht in einer Weise verändern sollten, um in eine (erkrankte) Gesellschaft zu passen, die „eben nun einmal so ist“ und dieses und jenes erfordert, denn dann gehen wir über unsere gesunden Grenzen hinweg. Wir benötigen dann all unsere Energie, um das zu bewältigen, was gefordert wird, und dies ist eben nicht (oder nicht immer) im Einklang mit den Träumen, die wir im Herzen tragen. Auch unsere Familien und andere Beziehungen können im Kleinen besser wachsen und gedeihen, wenn wir unsere Bedürfnisse aussprechen, unsere Träume ins Leben weben und anderen helfen, dies ebenso zu tun.

Sorge also auch du gut für dich, indem du deinen Zyklus lebst, egal wie seltsam dies anderen erscheinen mag. Sei gemeinsam mit anderen kreativ und finde Wege, auf denen alle Beteiligten ihre Zeiten und Räume nützen und füllen dürfen. So wirst du und werden wir alle zufriedener sein und Zeiten der Muße nicht nur im Urlaub erleben.1 Ich selbst habe dies in finanziell herausfordernden Studienzeiten, in sicherer Anstellung im öffentlichen Dienst, mit kleinen Kindern und auch mit Teenies, mit Klient*innen und Freund*innen, in meiner mittlerweile zwölfjährigen beruflichen Selbstständigkeit und nicht zuletzt auch in meiner Liebesbeziehung geübt und übe immer weiter, wenn es einmal hakt. Wir alle sind Meisterinnen, die üben (dürfen).

So lautet also die Antwort auf die Frage, warum ich dieses Buch schreibe: Weil all die Menschen, die ich über die Jahre begleiten durfte und die jeweils in unterschiedlichsten Lebensumständen waren, mir gezeigt haben, dass in absolut jedem Leben die Lebenskraft und Lebensfreude daraus entsprungen sind, dass sie sich erlaubten, ihre Rhythmen zu leben, und ich so oft gebeten wurde, dieses Wissen weiterzugeben. Doch gerade, weil wir oft in eingefahrenen Glaubenssätzen oder Verhaltensmustern, in bequemen oder geforderten Gewohnheiten und Selbst-/Fremdbildern feststecken, braucht es häufig eine Findungsphase, in der wir uns ohne Druck und mit viel Raum und Zeit entfalten können. Daher ermutige ich dich ebenso, dir diese Zeit zu nehmen, sie dir zu gönnen, und wenn du dich für einen rituellen Weg – zum Beispiel deine persönliche Jahres-Initiation mithilfe der Inspirationen in diesem Buch – entscheidest, dein ganzes Herz in dein Wirken hineinzulegen. Du wirst dabei ganz sicher immer mehr zurückbekommen, als du hineingegeben hast. Rituale und Zeremonien bündeln seit jeher Energien und helfen den Menschen, sich auszurichten und in Hingabe an das Numinose, an das Mysteriöse, das große Ganze im Leben gehalten zu sein. Bitte betrachte dabei alle Rituale in diesem Buch als völlig undogmatische Einladungen und ändere sie bei Bedarf direkt und kreativ für dich und deine aktuellen Bedürfnisse ab.

Vielleicht wirst du ein ganzes Jahr (oder sogar mehrere Jahre) mit diesem Buch erleben, und dennoch ist mein großer Wunsch für dich, dass du in deinem Herzen, Leib und ganzem Sein die Türen zu deiner Urkraft weit öffnest, dich auf dich selbst in deiner Urnatur einlässt, auf die Visionen und Botschaften der Spirits (oder wie immer du es nennst), und dadurch auch zu deinen ureigenen Ritualen und Zeremonien findest. Falls du Leiterin von Frauenkreisen oder energetisch/schamanisch Praktizierende bist oder davon losgelöst völlig andere Wirkräume in deinem Leben hast: Was du in dir selbst erspürst, entstehen lässt und „zur Welt bringst“, ist das, was nur du in deiner Einzigartigkeit mit den Menschen teilen kannst und worauf die Welt wartet.

Lass uns gemeinsam die Bärengöttin in deinem Leib aufwecken. Wir werden dabei von Großmutter Mond durch all unsere Phasen begleitet, und du kannst dabei ganz zu einem selbstbestimmten, kraftvollen und vor allem lebendigen Dasein zurückfinden.

1 Das heißt übrigens nicht, die Vergangenheit komplett wiederzubeleben, sondern es erfordert auch, uns an die Verhältnisse anzupassen, die sich zeigen.

MONDPHASEN UND GEZEITEN DER SEELE

DEM EIGENEN RHYTHMUS LAUSCHEN

„Es war eine Zeit, wo man den Mond nur empfinden wollte, jetzt will man ihn sehen.“ — JOHANN WOLFGANG VON GOETHE

Möglicherweise hast du schon vieles zum Mond und seinen Phasen gelesen und weißt auch darum, dass sie eng mit dem weiblichen Menstruationszyklus verbunden sind (und auch etymologisch miteinander verwandt sind). Doch da wir alle absolut einzigartige Wesen sind und diese Buntheit unser aller Leben ausmacht und bereichert, möchte ich dir gleich hier zu Beginn sagen: Nimm keines der bekannten Modelle einfach an. Stülpe sie dir nicht über oder zwänge dich hinein, sondern spüre tief in dir, was für dich stimmig ist.

Deine weibliche Urkraft2 nährst du, indem du Hingabe kultivierst und dir selbst und deinen Rhythmen (wieder) lauschst. Um einen Einstieg dazu zu finden, kannst du einfach jeden Morgen eine Hand auf dein Herz und eine auf deinen Unterleib legen und spüren, was zum jetzigen Zeitpunkt ansteht.

Unsere Ahnen berechneten nicht auf die Minute genau den Vollmond, wie wir es heute kennen, sondern lebten mit dem Mond. So konnte für sie durchaus mehr als eine Nacht lang Vollmond sein. Ich wünsche mir für dich, dass du zu deinem inneren Gespür zurückfindest. Du kannst dann aus dem Fenster sehen oder bei Spaziergängen zum Himmel hinaufschauen und „deinen“ Vollmond leben. Das, was du siehst, was du spürst, ist das, worum es geht. Denn alle Mondkalender und Empfehlungen dieser Welt können dir nicht die Aufgabe abnehmen, wirklich in Einklang mit dem großen Rhythmus des Lebens zu kommen, dich wirklich auf das einzulassen, was ist und durch dich wirken mag. Genaue Zeitpläne und Übersichten der einzelnen Phasen führen dich nicht in die Urkraft, sondern beschreiben sie im besten Fall. Für mich ist diese Urkraft des Mondes so wild und frei und damit einfach ein großer „Leitstern“, der mich spürbar zu meinem ganz eigenen Rhythmus bringt. Zudem führt dies zurück zu den Linien und an die Feuer der wilden Wolfsfrauen, der freien Frauen, und einer ganz und gar unabhängigen Souveränität und tiefen Eigenwahrnehmung, die ansonsten mitunter droht, verloren zu gehen.

DAS AUGE DER NACHT UND DER WEG ZURÜCK ZUR URKRAFT

„Im Wald der Monde schwamm ich wild mit den Wölfen und Sternen und küsste die tiefen Wunden der träumenden Nacht.“ —VICTORIA PETTELLA

Im Altertum gab es noch keine Uhren und Kalender, wie wir sie heute kennen. Man orientierte sich an Sonne und Mond, und ganz sicher beobachteten die Menschen schon in der Steinzeit aufmerksam das Firmament und die dortigen Ereignisse. In der Dordogne, am Abri Castanet, wurde beispielsweise ein ca. 38.000 Jahre alter Adlerknochen gefunden, der mit mehreren Sicheleinkerbungen verziert ist. Man geht davon aus, dass dies eine der ältesten Darstellungen der Mondphasen sein könnte. Ebenfalls in der Dordogne ist auf einem etwa 42 cm hohen und ca. 25.000 Jahre alten Kalksteinrelief eine nackte Frau zu erkennen, die sogenannte Venus von Laussel. Ihre linke Hand liegt auf ihrem Bauch und in der rechten Hand hält sie einen sichelförmigen Gegenstand mit dreizehn Einkerbungen. Sie wird aufgrund ihrer Körperformen als schwanger und der Gegenstand in ihrer Hand als Horn eines Tieres (und damit eines bis heute in vielen Kulturen auf den Mond verweisendes Symbol) interpretiert. Stell auch du dir also gern (analog zu diesem Beispiel) vor, wie du jeden Morgen eine Hand auf deinen Bauch legst und die andere Hand sich mit jener von Großmutter Mond trifft. Hand in Hand mit ihr und verbunden mit deinem intuitiven (Ge-)Bärmutter-Wissen könnte sich dann dein Tag gestalten. Vielleicht magst du diese Geste eine Zeit lang ganz konkret für dich anwenden? Ich kann es dir von ganzem Herzen empfehlen.

Sehr wahrscheinlich erkannten schon Steinzeitfrauen, wie ähnlich sich der Mondzyklus und der Menstruationszyklus sind, und ließen ihre Beobachtungen in magische Fruchtbarkeitsrituale einfließen. Zahlreiche weitere archäologische Funde bezeugen, wie der Mond das Denken, Wirken und damit auch das Überleben der Menschen seit Tausenden von Jahren überall auf der Welt prägt. Auch in Darstellungen des Weltenbaumes in verschiedenen Kulturen findet sich eine Mondsymbolik.3 Als klarster Beleg für die symbolische Bedeutung der Gestirne gilt die ca. 3.800 Jahre alte Himmelsscheibe von Nebra, dem ältesten erhaltenen Lunisolarkalender nördlich der Alpen. Die Spiralen, Kreise und Sichelformen der Megalithanlage Knowth in Irland führten ebenfalls zu den Mutmaßungen, dass es sich hier um Abbildungen des Mondes handelt. Diese Darstellungen weisen Übereinstimmungen mit sehr viel später erstellten Mondkarten aus anderen Regionen auf, obwohl man vor ca. 5.000 Jahren mit bloßem Auge kaum den Mond und seine Oberflächenstruktur hätte erkennen können. Und auch bei der Amphore von Herzberg wird vermutet, dass es sich dabei um einen bronzezeitlichen Mondkalender handelt – und dies sind nur ausgewählte Beispiele aus unzähligen weltweiten Funden.

Der Zyklus des Mondes hat unser Verständnis von Zeit seit jeher so bestimmt wie nichts sonst. In der Geschichte der Menschheit ist der solare Kalender verhältnismäßig jung, und vermutlich wurde erst durch Ackerbau, Viehzucht und der damit einhergehenden Sesshaftigkeit der Lauf der Sonne für unsere Vorfahren immer wichtiger.4 Gaius Julius Cäsar führte im Jahre 45 v. Chr. einen hellenistisch-ägyptischen Kalender ein, der auf einem hybriden Modell aus Mond- und Sonnenkalender (lunisolar) fußte und ein Schaltjahr festlegte, um nominales und jahreszeitliches Jahr in Übereinstimmung zu bringen.5 Das Sonnenjahr hat 365 Tage (in einem Schaltjahr 366 Tage) und das Mondjahr 354 Tage, ist also elf bzw. zwölf Tage kürzer. Jedes Sonnenjahr beinhaltet entsprechend zwölf bzw. dreizehn Mondzyklen. Bevor er diesen julianischen Kalender einführte, waren insbesondere auf dem eurasischen Kontinent üblicherweise die Jahre (auch) nach dem Mond bestimmt worden. Sogenannte „gebundene Mondkalender“ der Germanen wurden nachweislich bis zum 7. Jahrhundert in England und bis zum 11. Jahrhundert in Skandinavien verwendet. Papst Gregor XIII. schaffte schließlich 1582 den „gottlosen“ Mondkalender gänzlich ab, um der Sonne (und damit dem Symbol des wiederauferstandenen Christus) und letztlich sich selbst als Namensgeber des neuen Kalenders einen gebührenden Platz in der Welt zu verschaffen, den er bekanntlich bis heute innehat. In großen Teilen Europas haben wir also erst seit nicht einmal 500 Jahren einen Sonnenkalender, den sogenannten gregorianischen Kalender. In Gamla Uppsala, dem einstigen Zentrum des schwedischen Königreiches, verwendete man sogar noch im 17. Jahrhundert einen lunisolaren Kalender. Die Hopi in Nordamerika nutzten einen solchen bis in die 1870er-Jahre, um ihre traditionelle Landwirtschaft unter den erschwerten Bedingungen der Wüste weiterhin zu ermöglichen. So trug der Mond in vielerlei Hinsicht zum (Über-)Leben auf Erden bei.

Der Mond hat als „Auge der Nacht“6 weltweit in den Menschen starke Empfindungen ausgelöst, und die Mythen und Märchen zeugen davon. Tiere wie Hase, Hund und Krebs, dazu auch Gesichter, der „Mann im Mond“, eine Göttin mit Haarpracht – so vieles nahm man bei der Betrachtung des Mondes wahr, und der Fantasie waren kaum Grenzen gesetzt bei den Überlegungen, wie jene Wesen dort wohl hingekommen sind. Häufig findet sich ein direkter Bezug zu Fruchtbarkeit bringendem Segen, und damit lagen die Ahnen gar nicht so falsch, denn es ist fraglich, ob es ohne den Mond überhaupt Leben auf Erden geben würde bzw. wie dieses Leben ohne den Mond aussähe. Er galt als ein Tor in andere Welten, was die kreisrunden Mauerdurchgänge namens „Mondtore“ in manchen buddhistischen Klöstern bis heute zeigen, und er bot von Beginn an sakralen Ereignissen eine Kulisse sowie überwältigendes Erleben. In vielen Kulturen ist er anerkannt als magische Schwelle in andere Wirklichkeiten, wurde als Initiationsmoment genutzt, in weiblicher Form als Fruchtbarkeitsgöttin verehrt, und selbst in der Bibel, im 1. Buch Mose, als „kleines Licht, das die Nacht regiert“ bezeichnet. So können auch wir den Mond als unterstützenden Verbündeten voller Dankbarkeit nutzen, da er uns beständig hilft, Schwellen zu übertreten und schamanisch in andere Welten zu reisen und die dort gemachten Erfahrungen in unsere Alltagswelt zu überführen. Auch im rituellen Wirken gehen wir (bis heute) durch solche Tore hindurch und erhalten selbst in Umständen, in denen wir nicht ganz klarsehen können oder uns manches dunkel und verworren erscheint, eine erweiterte Sicht auf uns und die Entfaltung unsers Lebens.

Am 26. Juli 1609 entstand die erste bekannte Mondlandkarte, der einige weitere folgten. Da diese Karten weder den Zweck erfüllten, territoriale Ansprüche geltend zu machen, noch als Reiseführer vor Ort dienlich sein konnten, halfen sie letztlich der Wissenschaft, Aberglauben zu bekämpfen und auch die uralten Mythen zu untergraben. Zumindest eines ist aus dem lunaren Kalender bis heute geblieben: Ein Tag beginnt um Mitternacht, also mitten in der Nacht. Die immens große Rolle, die der Mond über Tausende von Jahren für den Menschen weltweit innehatte, und auch die Kraft, die er als Taktgeber einfließen ließ, wurde durch die Abschaffung dieses Kalenders und den Verlust der dazugehörigen Mythen deutlich geschmälert.

Ich möchte hier keineswegs die Wissenschaft negieren, doch ist mir daran gelegen, im Verlaufe dieses Buches die alten Namen und Energien unserer Monde (Monate) wieder etwas mehr in den Fokus zu setzen und damit bewusst zu machen, wie viel Weisheit, landwirtschaftlicher Nutzen, gesellschaftliches Leben, heilige Initiation und anerkannte Urkraft darin lagen. Auch wenn die Namen und die Zeiteinteilung sich veränderten, so sind wir in unseren Körpern doch noch viel archaischer und tiefer mit den ursprünglichen Rhythmen von Mond und Erde verbunden, als uns oft bewusst ist. Der Mond gibt uns mit seinen sich beständig wiederholenden Bewegungen Sicherheit und Halt im Leben und unterstützt dabei gleichzeitig unsere eigene Bewegung. Durch diese Beständigkeit der immer wiederkehrenden Zyklen, in denen alles enthalten ist, sowie durch die besondere Position, die der Mond im Sonnensystem innehat (und durch die Leben auf Erden möglich wurde), ist er mit seiner Energie ein großartiger Verbündeter, um Leben zu erschaffen und zu kreieren bzw. zu manifestieren. Nicht umsonst werden alle Mondgöttinnen stets mit Fruchtbarkeit und Wachstum assoziiert. Auch wenn große Angst vor der Macht, die Frauen innewohnt, herrschte und einiges an Unterdrückung, Schmerz und Leid geschah und noch immer geschieht, können wir wieder Zugang zu dieser Urkraft in uns finden. Der Takt des Mondes mit seinen vier Phasen und zwei Bewegungen kann sich so wieder mit unserem Herzschlag verbinden und findet damit seinen Einklang mit dem Herzen der Mutter Erde. Eingebunden in die ewigen Zyklen allen Lebens erblühen wir ganz natürlich als die, die wir wirklich sind, und gehen wieder den Weg weiser, wilder Weiblichkeit.

DIE MONDPHASEN