Vegas, Schnuckie! - Michael Meyn - E-Book

Vegas, Schnuckie! E-Book

Michael Meyn

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Beschreibung

Deutsch Amerikanische Satire. Warum ähnelt amerikanische Schädlingsbekämpfung einem Giftgasangriff apokalyptischen Ausmaßes? Warum ist es schön, doof zu sein? Was passiert wenn Merkur im rechten Winkel zur "fucking" Wasserleitung steht? Warum lösen "German freaky dellen" einen Massenauflauf aus? Und warum ist BINGO für Amerikaner das Non-Plus-Ultra? Was tun, wenn sich urplötzlich auf deinem Bildschirm ein Popupfenster von "Geiles Pärchen" öffnet? Diese und andere Fragen beantworten die wunderbaren Grotesken und Katastrophengeschichten von Michael Meyn.

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Seitenzahl: 97

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Vegas,

Schnuckie!

 

M i c h a e l  M e y n

Copyright © 2007 by Michael Meyn, USA, Las Vegas

www.michael‐meyn.com

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise –

nur mit Genehmigung des Autors wiedergegeben werden.

Gestaltung: Karsten Sturm - Chichili Agency

Foto: fotolia.de

copyright und Satz ebook by chichili 2014

EPUB ISBN 978-3-95865-454-9

MOBI ISBN 978-3-95865-455-6

Inhaltsverzeichnis

#What´s up? – Was ist oben?

#Der Kakerlakenschlappen

#Von der hohen Kunst der Doofheit

#Makelloser Körper

#Traumfrau

#Leute, geht zuhause kacken!

#Schnuckie, mein Ei tickt!

#Wenn Merkur im rechten Winkel zur fucking

#Wasserleitung steht

#Frikadellenkrieg in Las Vegas

#Essgewohnheiten

#Humor ist, wenn man trotzdem furzt

#Nimmersatt

#Man kann sich nicht alles merken

#Der kleine Schisser

#Lasterhafter Zeitvertreib (Teil I)

#Lasterhafter Zeitvertreib (Teil II

#Spaß vor der Kamera

#Splitternackt um Mitternacht

#Geklaute Lache

#Thanksgiving bei Mike

#Ein lustiger Mord zur Weihnachtszeit

#Hallo?! Wir warten auf´s Christkind!

#Schönen Dank auch!

What´s up? – Was ist oben?

Eine meiner größten Sorgen ist, dass ich ‐ je länger ich hier in den Staaten wohne – irgendwann einmal amerikanisiertes Deutsch sprechen könnte. Oder noch schlimmer: ich höre mich an wie Siegfried und Roy. Gerade Siegfried kann man überhaupt nicht mehr verstehen, weder auf englisch noch auf deutsch. Mein ehemaliger Arbeitgeber pflegte mit ihm gelegentlich in den Urlaub zu fahren, und seinen Berichten zufolge haben sie sich vorwiegend per Handzeichen unterhalten.

Das finde ich sehr traurig.

Naja, selbst wenn ich bald nur noch Babel‐Fish‐Deutsch beherrschen sollte, meine Geschichten würden davon nicht betroffen sein. ‐ Moment mal eben, ich habe eine Augenlasche irgendwo unter meinem linken Augenball festsitzen. Bin gleich wieder da...

So, es geht wieder. Allerdings habe ich jetzt total den Zug des Gedankens verloren. Wodrum wollte ich schreiben? Es muss diese wahnsinnige Hitze sein. Alles vergisst man. Mir machen die inzwischen hochsommerlichen Temperaturen schwer zu schaffen. Ich leide nun schon seit einiger Zeit unter starker Migräne. Ein stechender Schmerz, direkt hinter meinem Vorderkopf.

Es fährt mich verrückt.

Bei dem Weg, mir tun seit einem knappen Jahr die Kniekappen weh, das ist nicht mehr schön. Irgendeine Entzündung oder so. Beim letzten Arztbesuch sagte dieser: „It will go away. You just have to be patient“ Smartarsch! Bin ich doch schon. Und zwar bei ihm! Er speiste mich mit einer Präskription für irgendeine Droge ab und trat mich mehr oder weniger raus. Von den Drogen war ich zu gesteinigt, um zu arbeiten, darum warf ich sie schnell in die Müllkanne.

Vielleicht liegt´s auch an meinem Obergewicht, dass der Heilprozess so kriechend voran geht. Dort ist ein Grund warum manche mich Balou nennen. Wenn Leute Bilder von mir nehmen, sauge ich schon immer den Bauch ein oder stelle mich ganz weit weg von der Kamera. Auf die Skala gehe ich schon lange nicht mehr. Ja, ich weiß, ich sollte sehen, was ich esse. Zumindest die Creme könnte ich aus dem Kaffee lassen. Und weniger roten Wein trinken. Es schreibt sich auch viel besser, wenn man nicht getrunken ist, besonders wenn man mit nur zwei Fingers auf dem Schlüsselbrett tippt.

Ach, jetzt wurschtelt mein Rippchen auch noch mit dem Vakuumreiniger unter meinem Schreibtisch herum. Kann sie das nicht erst mal im Bettraum machen oder die Blumen wässern? Wie soll man da fokussieren? ‐ Mir ist es immer noch nicht eingefallen. War es wirklich Siegfried und Roy oder sollte dies nur ein steppender Stein zum eigentlichen Thema sein? Es wird schon zu mir kommen.

Letztes Wochenende waren wir an der Titanic‐Exhibition im Hotel Tropicana. Unser Auto hatte einen flachen Reifen, daher mussten wir mit dem Bus reiten. Der Ritt war ziemlich anstrengend (die Luftkondition im Bus arbeitete nicht), aber es hatte sich gelohnt. Große Exhibition! Sehr extragewöhnlich. Und für Nevada Residenten gab´s sogar einen Preisnachlass. Ich musste nur meine Treiberlizenz zeigen. In Amerika identifizieren sich alle mit ihrer Treiberlizenz, so wie ihr in Germanyland mit eurem persönlichen Ausweis. So klein wie eine Kreditkarte und passt perfekt ins Portmo... Portoma... Portman... in den Beutel mit Geld. Nach der Exhibition sind wir dann mit dem Taxi nach Hause geritten. War gar nicht so teuer. 15 Dollar, plus drei Dollar Hinweis für den Treiber.

Ich gehe wahnsinnig. Ich kann zum Verrecken nicht mehr daran denken wodrum ich schreiben wollte. Ich weiß jemand, dem kommen die besten Ideen, wenn er sich die Zähne bürstet. Soll ich das mal einen Versuch geben? Ich bürste mir meine Zähne ja immer in der Schauer. Ich weiß sonst niemand, der das macht. Es ist eine eigene Art von mir.

Ich könnte auch ein wenig mehr über meine Akzentangst schreiben, wobei ich da zuerst einen ordentlichen Gehirnsturm machen müsste. Das würde mich bestimmt eine gute Stunde nehmen. Aber wenn ich real da drum denke, wovor sollte ich das machen? Da ist nichts falsch mit meinem Deutsch. Nach allem, mein Rippchen und ich sprechen deutsch am Zuhause. Da ist kein Weg, dass euch Lesern mein schlechtes Deutsch anfällt. Dervor haue ich mich dadrüber nicht ab. Ich nehm´s einfach und sorge mich nicht. – Mutter aller Ärsche, schon wieder eine Augenlasche!

Ich werde zurück sein...

Der Kakerlakenschlappen

Wer in Amerika lebt, muss sich mit einer Tatsache abfinden: hier gibt´s Kakerlaken. Sie sind einfach überall, daran lässt sich nichts ändern. Ganz gleich, wie oft man den Exterminater ruft, welcher dann giftige Chemikalien in der gesamten Wohnung versprüht, die lästigen Schaben lassen sich nicht vertreiben. Sie kommen, sie bleiben, sie treiben mein Rippchen in den Wahnsinn.

Im Grunde habe ich mich schon längst an sie (die Kakerlaken, aber an mein Rippchen selbstverständlich auch) gewöhnt. ‐ Ich habe eine zeitlang in New York gelebt; da war es noch viel schlimmer. Die Kakerlaken krabbelten sogar im Bett herum. Damals konnte ich damit noch nicht so gut umgehen, weshalb ich meist am Küchentisch schlief, den Kopf in beide Hände gestützt. Auch ließ ich immer Licht brennen, weil ich feststellte, dass sich das Ungeziefer besonders gern in der Dunkelheit verbreitete.

Da geht es uns hier in Las Vegas schon viel besser. Eigentlich haben wir nur zwei Problemzonen in der Wohnung: die Küche und das Badezimmer. Während ich die Küche als Ziel noch nachvollziehen kann, verstehe ich nicht, was eine Schabe so interessant an einem Badezimmer findet. Oder heißen die Biester etwa Kackelaken?

Dann würd´s ja wieder Sinn machen. Jedenfalls knirscht es gelegentlich schon mal unter den Füßen, wenn ich mich nachts zur Toilette begebe. Eine gewöhnliche Kakerlake in Las Vegas ist im Schnitt zwischen drei Zentimeter und zwei Meter lang. Bei Sichtung eines großen Exemplars macht man erst mal einen eingeschüchterten Schritt nach hinten, ehe man mit dem Schlappen drauf haut. Mein Rippchen ist in der Beziehung ein echter Killer. Sie hat ein geschultes Auge für Feindbewegungen in der Wohnung. Pro Stunde erlegt sie locker 50 Schaben mit ihrem Kakerlakenschlappen, und jede Exekution wird von einem angewiderten „Bäh!“ begleitet. Sie hasst Kakerlaken, und zwar so sehr, dass sie beim Draufhauen all ihre Kräfte mobilisiert. Wer da versehentlich in ihren Ausholbereich gerät, muss mit schlimmen Verletzungen rechnen. Das Problem der unerwünschten Mitbewohner hat in letzter Zeit leider etwas Überhand genommen. Es hat den Anschein, als würden sie in neue Gebiete vordringen, beispielsweise in die Kaffeetasse, ins Abendessen oder auf meine linke Hand, während ich dies schreibe. Alles Bereiche, wo der Kakerlakenschlappen eher Schaden anrichten würde. Letzte Woche riss meinem Rippchen darum der Geduldsfaden. Hocherzürnt stürmte sie rüber in die Hausverwaltung und ließ die Managerin wissen, dass wir ausziehen würden, sollte man das Kakerlakenproblem nicht endlich in den Griff kriegen.

„You´re not going anywhere!“, prophezeite die Managerin und drückte auf einen geheimen Knopf unter ihrer Schreibtischplatte. Kurz darauf betrat ein düster dreinblickender Mann das Büro und baute sich vor meinem Rippchen auf. Sie wollte gerade mit ihrem Kakerlakenschlappen zuschlagen, als die Managerin in verschwörerischem Ton verkündete:

„May I introduce you to Rocky... our George W. of pest control! He will take care of all your problems.“

Mein Rippchen machte zunächst einen höflichen Knicks und ging dann sofort in einen ehrfürchtigen Kniefall über.

„Thank you, mighty Rocky! Thank you so much!“

Rocky kam noch am selben Abend bei uns vorbei, um den Ernst der Lage zu prüfen. Nachdenklich schritt er durch unsere Wohnung, inspizierte sämtliche Zimmer, inklusive einer Besenkammer, die mir bis dahin noch nie aufgefallen war, und machte sich Notizen in einem kleinen Büchlein. Kitschig fand ich, dass er dabei ununterbrochen die Melodie zu Eye of the Tiger summte. Kurzzeitig war er mal komplett verschwunden, was in Anbetracht unserer relativ kleinen Wohnung ein ziemlich beeindruckendes Phänomen darstellte.

Abschließend gab uns Rocky zu verstehen, dass wir es hier nicht mit gewöhnlichen Kakerlaken zu tun hätten. Wir seien Opfer der so genannten „German roaches“, hartnäckige Schaben, die sich ihren Namen dadurch verdient haben, dass, wenn sie erst mal irgendwo einmarschiert waren...

Rocky war sich sicher, die German Invasion erfolgreich abwehren zu können.

„Give me one week and the bugs will be gone.“

An strategisch wichtigen Punkten stellte er peanutbutter traps auf, kleine Plastikfallen, gefüllt mit vergifteter Erdnussbutter. Zudem sprühte er ein top secret Schädlingsbekämpfungsmittel in der Wohnung aus. Dann verabschiedete er sich mit den Worten „I´ll see you in one week.“

Das war am letzten Mittwoch. Einen Tag später stieg ich mit starken Kopfschmerzen aus dem Bett. Hinzu kamen Schwindelgefühle, arg juckender Ausschlag am ganzen Körper und leichter Zahnausfall. Meinem Rippchen musste es ähnlich ergangen sein; sie lag bewusstlos an der Türschwelle zum Badezimmer, den Kakerlakenschlappen mit beiden Händen fest umklammert.

„Sei ehrlich Schnuckie“, fragte ich sie, als sie wieder zu sich kam. „Du hast dich an der Erdnussbutter versucht, stimmt´s?“

„Quatsch!“, fauchte sie mit blutigem Zahnfleisch.“Das ist das verdammte Zeug, was hier gesprüht wurde.“

Dies erschien auch mir einleuchtend. Rocky hatte nicht wie ein Iraker ausgesehen, sonst hätte ich wohl endlich gewusst, wohin die Massenvernichtungswaffen verschwunden waren. Ich riss alle Fenster auf, in der Hoffnung, etwas frische Luft würde uns jetzt gut tun.

„Deine Augen sind ganz geschwollen!“

„Macht nix, Schnuckie“, beruhigte ich sie. „Ich sehe eh alles verschwommen.“

Völlig entkräftet ließ ich mich wieder ins Bett fallen. Das letzte was ich hörte war der an eine Wand geknallte Kakerlakenschlappen, gefolgt von einem angewiderten „Bäh!“ Dann fiel ich ins Koma.

Bald ist die Woche rum. Diesem Rocky werde ich was erzählen! Die German Invasion ist weiterhin in vollem Gange. Und nun haben wir auch noch vor unserer Haustür ein paar Schwarze Witwen entdeckt. Da traut sich selbst mein Rippchen mit ihrem Kakerlakenschlappen nicht ran.

Wir spielen mit dem Gedanken, eine Hausratversicherung abzuschließen und die Wohnung dann einfach abzufackeln.

Von der hohen Kunst der Doofheit

Es ist noch nicht lange her, da gab ich mutig zu: Ich bin gerne doof. Es stört mich auch nicht, wenn mir Leute einen begrenzten Intellekt vorwerfen, weil ich eh nicht wüsste, wie sich ein unbegrenzter Intellekt vortäuschen ließe. Dieses Kunststück überlasse ich gerne meinen Kritikern.

Das war leider nicht immer so. Früher glaubte ich, es sei wichtig viel bzw. alles zu wissen. Da weiß man gar nicht, wo man anfangen soll. Vielleicht bei der Literatur? Schon mal versucht Martin Heidegger zu lesen? Ich spreche jetzt wirklich nur vom Lesen, nicht mal vom Verstehen seiner Texte. Da fliegen einem Sätze wie diese um die Ohren:

„Als Seinkönnen vermag das Dasein die Möglichkeitdes Todes nicht zu überholen. Der Tod ist die Möglichkeitder schlechthinnigen Daseinsunmöglichkeit.So enthüllt sich der Tod als die eigenste, unbezügliche,unüberholbare Möglichkeit.“

What?! Jemand wie Sartre hatte sich so was auf der geistigen Zunge zergehen und zum Existentialismus inspirieren lassen. Keine Bange, über das Gewesensein von Sartre und seinen schlechthinbezüglichen Unüberholbarkeitsabsichten weiß ich nix.