Verflucht verliebt - Gena Showalter - E-Book

Verflucht verliebt E-Book

Gena Showalter

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Beschreibung

Biss-Fans, aufgepasst - hier kommt die Fortsetzung des paranormalen Vampir-Love-Romans von Gena Showalter - in der ersten Woche auf Platz 6 der New York Times-Bestsellerliste!

Endlich hat der 16-jährige Aden Stone beste Freunde und das Mädchen seiner Träume. Aber wie lange noch? Die Hexen haben sie alle zum Tode verflucht!

Eigentlich will Aden nur eins: Zeit mit seiner Vampirprinzessin verbringen! Zärtlich will er Victoria halten, küssen - und muss hoffen, dass sie ihn nicht beißt. Denn obwohl er nach dem Sieg über den Vampirkönig Anspruch auf dessen Thron hat, ist Aden immer noch ein Mensch. Und er muss sich, seine Geliebte, seine beste Freundin Mary-Ann und Werwolf Riley vom Todesfluch der Hexen befreien! Nur dann können sie verhindern, dass die Wesen der Finsternis ihren Krieg in Crossroads austragen. Gemeinsam müssen die vier einen Gegenzauber finden. Doch ausgerechnet jetzt haben Mary-Ann und Riley eigene Sorgen …
Ob es Aden gelingt, Ordnung in das Chaos zu bringen, um sich und die anderen vor dem Tod zu retten?

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Seitenzahl: 595

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Alle Rechte, einschließlich das der vollständigen oder auszugsweisen Vervielfältigung, des Ab- oder Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten und bedürfen in jedem Fall der Zustimmung des Verlages.

Der Preis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.

Gena Showalter

Verflucht verliebt

Roman

Aus dem Amerikanischen von Peer Mavek

MIRA® TASCHENBÜCHER

erscheinen in der Harlequin Enterprises GmbH

Valentinskamp 24, 20354 Hamburg

Geschäftsführer: Thomas Beckmann

Copyright © 2012 by MIRA Taschenbuch

in der Harlequin Enterprises GmbH

Titel der nordamerikanischen Originalausgabe:

Unraveled

Copyright © 2010 by Gena Showalter

erschienen bei: Harlequin Teen, Toronto

Published by arrangement with

Harlequin Enterprises II B.V./S.àr.l.

Konzeption/Reihengestaltung: fredebold&partner gmbh, Köln

Umschlaggestaltung: pecher und soiron, Köln

Redaktion: Daniela Peter

Titelabbildung: Thinkstock / Getty Images, München; istock

Autorenfoto: © by Harlequin Enterprises S.A., Schweiz

Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

ISBN (eBook, PDF) 978-3-86278-157-7 ISBN (eBook, EPUB) 978-3-86278-156-0

www.mira-taschenbuch.de

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eBook-Herstellung und Auslieferung: readbox publishing, Dortmundwww.readbox.net

WIDMUNG

Auch dieses Buch ist für die wahren Haden, Seth, Chloe, Riley, Victoria, Nathan, Meagan, Parks, Lauren, Stephanie, Brittany und Brianna. Wie ihr seht, sind euren Figuren weder Hörner noch Schwänze gewachsen. Ich kann euch nicht versprechen, dass es nicht im nächsten Buch passiert, aber Tante GeeGee ist immer offen für Bestechung …

Dieses Buch ist auch für meine Autorenkollegen Jill Monroe, Kresley Cole und P. C. Cast. Ich weiß, ich weiß. Ihr lest ihre Namen in all meinen Widmungen. Aber ich kann euch versprechen, dass sie jedes Lob verdient haben. Das Autorenleben ist oft einsam, und diese drei talentierten Schönheiten erinnern mich daran, dass es eine Welt außerhalb meines Computers gibt – und dass in der Nähe eine Party nach mir ruft.

Dieses Buch ist auch für meine wunderbare Lektorin und liebe Freundin Margo Lipschultz. Für mich geht sie immer wieder weit über ihre Pflichten hinaus. Sie hat brillante Ideen, und ihretwegen bin ich eine bessere Autorin.

Und es ist für die Großartige, alias Natashya Wilson, ebenfalls eine wunderbare Lektorin, die immer zu mir hält. Die Frau ist einfach toll!

Es ist auch für Harlequin, die sich immer wieder auf meine (abgedrehten) Ideen einlassen. Für meine Familie, die mich immer unterstützt. Und für EUCH, meine Leser. Aus tiefstem Herzen: Danke.

Trotz allem, was ich oben geschrieben habe, ist dieses Buch – genau wie Unsterblich verliebt – vor allem mir selbst gewidmet. Warum? Weil es ein hartes Stück Arbeit war.

PROLOG

Aden Stone wälzte sich im Bett herum, bis seine Decke auf den Boden rutschte. Zu heiß. Er war schweißgebadet, seine Boxershorts, sein einziges Kleidungsstück, klebte an den Oberschenkeln. Zu viel. Sein Verstand … oh, sein armer, verwüsteter Verstand. So viele flackernde Bilder vermischten sich mit verzehrender Dunkelheit, entsetzlichem Chaos und brutalen Schmerzen.

Ich ertrage das … nicht mehr lange …Er war ein Mensch, aber durch seine Adern floss brennend heißes Vampirblut. Es war Blut, das Macht verlieh und ihm ermöglichte, durch die Augen des Spenders zu sehen, wenn auch nur für kurze Zeit. Das allein wäre nicht so schlimm gewesen, er hatte es auch schon einmal erlebt, aber in der vergangenen Nacht hatte er Blut von zwei verschiedenen Vampiren getrunken. Natürlich aus Versehen, aber das war seinem verwirrten Hirn egal.

Eine Quelle war seine Freundin, Prinzessin Victoria, gewesen; die andere Dmitri, ihr mittlerweile toter Verlobter.

Jetzt konkurrierten beide Blutsorten brutal um seine Aufmerksamkeit. Es war ein mörderisches Hin und Her. Keine große Sache, was? Im Laufe der Jahre hatte er gegen Zombies gekämpft, Zeitreisen unternommen und mit Geistern gesprochen, da sollte er über ein paar Konzentrationsprobleme doch lachen können. Tja, falsch. Er fühlte sich, als hätte er eine Flasche Säure getrunken und mit Glassplittern nachgespült. Das eine brannte, das andere zerfetzte ihn innerlich.

Und jetzt war er …

Wieder verschob sich seine Sicht.

„Oh Vater“, hörte er Victoria plötzlich flüstern.

Er zuckte zusammen. Sie hatte zwar geflüstert, aber zu laut. Seine Ohren waren eben so empfindlich wie der Rest seines Körpers.

Irgendwie gelang es ihm, sich durch die Schmerzen zu kämpfen und seinen Blick zu fokussieren. Grober Fehler. Zu hell. Die tiefe Finsternis um Dmitri war den strahlenden Farben von Victorias Umgebung gewichen. Jetzt sah Aden durch ihre Augen und konnte nicht einmal blinzeln.

„Du warst der stärkste Mann, der je gelebt hat“, sagte sie ernst, und Aden hatte das Gefühl, als würde er mit rauer Kehle diese Worte aussprechen. „Wie konntest du so schnell besiegt werden?“ Und wieso wusste ich nicht, was vor sich ging, dachte sie.

Sie, ihr Leibwächter Riley und ihre gemeinsame Freundin Mary Ann hatten Aden in der vorigen Nacht nach Hause gefahren. Victoria hatte bei ihm bleiben wollen, aber er hatte sie weggeschickt. Er wusste nicht, wie er auf das Blut von zwei Vampiren reagieren würde, und sie musste in dieser Zeit der Trauer bei ihrem Volk sein. Er hatte zu schlafen versucht, sich aber nur im Bett herumgewälzt, während sein Körper sich von den Schlägen erholte, die er ausgeteilt – und eingesteckt – hatte. Vor einer Stunde schließlich hatte das Hin-und-her-Gezerre angefangen. Zum Glück war Victoria gegangen. Es wäre ein echter Albtraum gewesen, sich selbst durch ihre Augen zu sehen, so jämmerlich, wie es ihm gerade ging, und zu wissen, was sie dachte.

Wenn Victoria an ihn dachte, sollte ihr dabei vor allem das Wort „unbesiegbar“ einfallen. Wenn das nicht ging, wäre er auch mit „heiß“ zufrieden. Auf alles andere konnte er verzichten. Er fand sie nämlich in jeder Hinsicht perfekt.

Perfekt und süß und wunderhübsch. Und sie gehörte zu ihm. Er sah sie im Geiste vor sich. Sie hatte langes dunkles Haar, das ihr bis auf die blassen Schultern fiel, blaue Augen, die wie Kristalle funkelten, und kirschrote Lippen. Kusslippen. Lippen zum Lecken.

Er hatte sie erst vor ein paar Wochen getroffen, doch er hatte das Gefühl, er würde sie schon ewig kennen. Auf eine verdrehte Art tat er das sogar. Zumindest seit sechs Monaten, denn er hatte eine Vorwarnung von einer der Seelen bekommen, die in seinem Kopf lebten. Als wären Vampire und Blut, das einem telepathische Fähigkeiten verlieh, noch nicht seltsam genug, teilte Aden sich den Kopf mit drei anderen menschlichen Seelen. Und mehr noch, jede Seele besaß eine übernatürliche Fähigkeit.

Julian konnte Tote auferstehen lassen.

Caleb konnte sich in andere Körper hineinversetzen.

Und Elijah konnte die Zukunft vorhersagen.

Durch Elijah hatte Aden schon gewusst, dass Victoria kommen würde, bevor sie in Crossroads, Oklahoma, eintraf. Früher hatte er die Stadt für die Hölle auf Erden gehalten, aber jetzt fand er sie großartig, auch wenn sich hier alle möglichen mythischen Wesen tummelten. Hexen, Kobolde, Elfen – allesamt Victorias Feinde – und natürlich Vampire. Ach ja, und Werwölfe, die Beschützer der Vampire.

Es war wirklich eine verrückter Haufen von Wesen. Aber wenn ein Mythos stimmte, war es irgendwie naheliegend, dass alle stimmten.

„Was mache ich nur mit …“, setzte Victoria an, und ihre Worte holten ihn zurück in die Gegenwart.

Er wollte wirklich gern hören, wie dieser Satz zu Ende ging. Aber bevor sie weitersprechen konnte, verschob sich seine Wahrnehmung. Schon wieder. Plötzlich umfing ihn Dunkelheit, sie verschlang ihn und unterbrach seine Verbindung zu Victoria. Wieder wälzte sich Aden auf dem Bett hin und her, Schmerzen durchzuckten ihn, bevor er Kontakt zu Dmitri, dem anderen Vampir, aufnahm. Dem toten Dmitri.

Aden wollte die Augen öffnen, um etwas zu sehen, irgendwas, aber seine Lider waren wie zugeklebt. Zwischen keuchenden Atemzügen roch er Erde und … Rauch? Ja, das war Rauch. Dicker, widerlicher Rauch, der in der Kehle kratzte. Er hustete immer wieder – oder hustete Dmitri? Lebte Dmitri noch? Oder reagierte Dmitris Körper nur, weil Adens Gedanken durch sein totes Hirn sirrten?

Aden versuchte, Dmitris Lippen zu bewegen, Wörter zu formen, jemanden auf sich aufmerksam zu machen, aber seine Lungen krampften sich zusammen, um nicht die aschehaltige Luft einzuatmen, und dann bekam er gar keine Luft mehr.

„Verbrennt ihn“, sagte jemand mit kalter Stimme. „Sorgen wir dafür, dass der Verräter auch tot bleibt.“

„Ist mir ein Vergnügen“, antwortete jemand anderer mit einem freudigen Unterton.

Im Dunkeln konnte Aden die Sprecher nicht sehen. Er wusste nicht, ob sie Menschen oder Vampire waren. Auch nicht, wo er war oder … Die Worte des ersten Mannes drangen schließlich bis zu ihm durch und vertrieben jeden anderen Gedanken. Verbrennen …

Nein. Nein, nein, nein. Nicht solange Aden hier war. Was, wenn er jede Flamme spürte?

Nein! versuchte er zu schreien. Wieder brachte er keinen Ton heraus.

Dmitris Körper wurde hochgehoben. Aden fühlte sich, als würde er an einem Drahtseil hängen, sein Kopf baumelte herab, Arme und Beine schlackerten. Die gefürchteten Flammen hörte er ganz in der Nähe prasseln. Hitze schlug ihm entgegen.

Nein!Er wollte um sich schlagen, sich wehren, aber der Körper rührte sich nicht. Nein!

Im nächsten Moment berührten ihn die Flammen. Und ja, er spürte sie. Die ersten strichen über seine Füße, dann ergriffen sie ihn und breiteten sich aus. Es waren Schmerzen, wie er sie noch nie gespürt hatte. Haut schmolz. Muskeln und Knochen wurden flüssig. Blut zersetzte sich. Großer Gott.

Immer noch versuchte er zu kämpfen, wegzulaufen, und immer noch gehorchte der leblose Körper seinen Befehlen nicht. Nein! Hilfe! Dann das Unmögliche, die Schmerzen wurden noch schlimmer … das schwelende Feuer fraß ihn Stückchen für Stückchen auf. Was würde passieren, wenn die Verbindung zu Dmitri bis zum Ende hielt? Was würde passieren, wenn er …

Lichtpunkte blitzten in der Dunkelheit auf, sie schwollen an und vereinten sich, bis er die Welt wieder durch Victorias Augen sah. Ein neuer Wechsel. Gott sei Dank. Er rang nach Luft und war regelrecht schweißgebadet. Obwohl er nun in einem anderen Körper steckte, peitschten immer noch Schmerzen von seinen Füßen zum Hirn – viel größere Schmerzen als von seinen eigenen Adern, die sich anfühlten, als seien sie mit Säure gefüllt. Am liebsten hätte er geschrien.

Er merkte, wie er zitterte. Nein, Victoria zitterte.

Ihm – ihr – legte sich eine sanfte warme Hand auf die Schulter. Sie blickte mit tränenverschleiertem Blick auf. Der Mond leuchtete am Himmel, und die Sterne funkelten. Einige Nachtvögel flogen kreischend über sie hinweg. Hatten sie Angst? Wahrscheinlich. Sie spürten wohl die Gefahr unter sich.

Victoria senkte den Blick, und Aden musterte die Vampire vor ihr. Sie waren groß, blass und gut aussehend. Lebendig. Die meisten waren nicht die Ungeheuer aus den Geschichten. Sie blieben einfach nur unter sich, und Menschen sahen sie als Nahrungsquelle, für die sie sich keine Gefühle leisten konnten.

Immerhin lebten Vampire jahrhundertelang, während Menschen schwach wurden und starben. So wie Aden bald sterben würde.

Elijah hatte seinen Tod schon vorausgesagt. Dass er diese Vorahnung hatte, war wirklich mies, aber noch mieser war die Art, auf die er sterben würde: durch ein scharfes Messer in seinem Herzen.

Er hatte immer inständig gehofft, dass sich seine Todesart auf wundersame Weise änderte. Bis jetzt. Denn ein Messer im Herzen war um Längen besser, als in einem Körper verbrannt zu werden, der nicht mal der eigene war. Und wann zum Teufel bekam er endlich mal eine Pause? Keine Qualen, keine Kämpfe gegen übernatürliche Wesen, kein Warten auf das Ende, nur Klassenarbeiten schwänzen und seine Freundin küssen.

Aden riss sich am Riemen, bevor er sich noch in eine unbezwingbare Wut hineinsteigerte. Hinter den Vampiren ragte das Herrenhaus in die Höhe, das sie bewohnten; unheimlich und voller Schatten, wie eine Mischung aus einem Geisterhaus und einer romanischen Kathedrale. Victoria hatte ihm erzählt, das Haus sei über hundert Jahre alt, und die Vampire hätten es sich vom Besitzer „geliehen“, als sie nach Oklahoma gekommen waren. Was heißen dürfte, dass der frühere Besitzer den Vampiren ein nettes Mittagsbüfett bereitet hatte – mit seinen Körperteilen.

„Er war stark, das stimmt“, sagte ein Mädchen, das so alt wie Victoria aussah. Ihr Haar hatte die Farbe von frisch gefallenem Schnee, ihre Augen waren grasgrün, und ihr Gesicht glich dem eines Engels. Sie trug ein schwarzes Gewand, das eine blasse Schulter frei ließ, also traditionelle Vampirkleidung, aber irgendwie wirkte sie fehl am Platz. Vielleicht weil sie gerade eine Kaugummiblase zum Platzen gebracht hatte.

„Ein großer König“, fügte ein weiteres Mädchen hinzu und legte Victoria eine Hand auf die andere Schulter. Auch ihr Haar war sehr hell, sie hatte kristallblaue Augen wie Victoria und dazu das Gesicht eines gefallenen Engels. Im Gegensatz zu den anderen Mädchen trug sie ein bauchfreies Top aus schwarzem Leder und eine schwarze Lederhose. Um die Hüften hatte sie sich Waffen geschnallt, und um ihre Handgelenke wand sich Stacheldraht. Und nein, der Stacheldraht war kein Tattoo.

„Ja“, antwortete Victoria leise. Meine lieben Schwestern.

Schwestern? Aden hatte von Victorias Schwestern gehört, sie aber nie getroffen. Während des Balls, mit dem die offizielle Auferstehung von Vlad dem Pfähler nach seinem hundertjährigen Schlaf gefeiert werden sollte, hatte man die beiden in ihren Zimmern eingesperrt. Aden fragte sich, ob auch Victorias Mutter da war. Sie hatte einem Menschen die Geheimnisse der Vampire verraten und war deshalb in Rumänien gefangen gewesen. Und zwar auf Vlads Befehl hin. Ein echt netter Typ, dieser Vlad.

Aden war ein Mensch, und er wusste viel mehr, als er sollte. Manche Vampire, zum Beispiel Victoria, konnten sich teleportieren, sie konnten nur durch ihre Gedanken an einen anderen Ort gelangen.

Und wenn die Nachricht, dass der Vampirkönig gestorben war, Rumänien erreicht hatte, war die Vampirmutter bestimmt schon im nächsten Moment in Crossroads eingetroffen.

„Aber er war ein mieser Vater, oder?“, meinte das Mädchen mit dem Kaugummi.

Die drei lächelten sich schief an.

„Allerdings“, sagte Victoria. „Unnachgiebig, anspruchsvoll. Brutal seinen Feinden gegenüber – und manchmal zu uns. Und trotzdem ist es schwer, sich zu verabschieden.“

Sie blickte auf Vlads verkohlte Überreste. Er war der erste Mensch, der sich je in einen Vampir verwandelt hatte. Zumindest der erste, von dem man wusste. Sein Körper war noch intakt, wenn auch bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Auf seinem haarlosen Schädel saß verrutscht eine Krone.

An den Fingern trug er mehrere Ringe, ein schwarzes Samttuch bedeckte Brust und Beine.

Seine Leiche lag noch dort, wo Dmitris Helfer sie hatten fallen lassen. Schrieb das Protokoll vor, dass man eine königliche Leiche nicht wegbringen durfte? Oder waren seine Untertanen nur zu geschockt, um ihn zu berühren?

Sie hatten ihren König in der Nacht verloren, in der sie ihn zurückbekommen sollten. Dmitri hatte Vlad kurz vor der Zeremonie getötet, indem er ihn verbrannte, und den Thron der Vampire für sich beansprucht. Dann hatte Aden Dmitri getötet, und jetzt sollte er selbst die Blutsauger anführen. Ausgerechnet Aden, ein Mensch; das war wirklich Irrsinn. Er würde einen schrecklichen König abgeben. Er wollte es nicht mal versuchen.

Er wollte Victoria. Nicht mehr, nicht weniger.

„Trotz unserer Gefühle bekommt er einen Ehrenplatz, selbst im Tod“, sagte Victoria. Sie blickte an ihren Schwestern vorbei auf die Vampire, die immer noch den Garten bevölkerten. „Sein Begräbnis …“

„… kann erst in ein paar Monaten stattfinden“, unterbrach ihre zweite Schwester.

Victoria blinzelte, einmal, zweimal, als wollte sie ihre Gedanken ordnen. „Wieso?“

„Er ist unser König. Er war immer unser König. Und er ist der Stärkste von uns allen. Was ist, wenn er unter dem ganzen Ruß noch lebt? Wir müssen abwarten und ihn beobachten. Um sicherzugehen.“

„Nein.“ Aden spürte, wie Victorias Haar über ihre Schulter strich, als sie heftig den Kopf schüttelte. „Das weckt in allen nur falsche Hoffnung.“

„Ein paar Monate sind zu lange, stimmt“, sagte die Kaugummi kauende Schwester. Sie hieß Stephanie, wenn er Victorias Gedanken richtig las. „Aber eine Weile zu warten, bevor wir ihn ganz verbrennen, wäre schon klug. Dann können sich alle an den Gedanken gewöhnen, einen Menschen als König zu haben. Schließen wir doch einen Kompromiss. Lasst uns … ich weiß nicht … einen Monat warten. Wir können ihn in die Krypta unter unseren Füßen legen.“

„Erstens ist die Krypta nur für unsere menschlichen Toten. Zweitens ist auch ein Monat zu lange“, sagte Victoria zähneknirschend. „Wenn wir überhaupt warten müssen …“ Sie zögerte, bis ihre Schwestern nickten. „… dann warten wir … einen halben Monat.“ Sie hätte lieber einen Tag oder zwei vorgeschlagen, aber ihr war klar, dass sie damit nur Widerspruch geerntet hätte. Und so konnte sich auch Aden an den Gedanken gewöhnen, König zu sein.

Ihre andere Schwester fuhr sich mit der Zunge über die extrem scharfen, extrem weißen Zähne. „Na gut, einverstanden. Wir warten vierzehn Tage. Und wir bahren ihn in der Krypta auf. Da können wir ihn einschließen, damit ihm nicht irgendwelche Rebellen noch mehr zusetzen.“

Victoria seufzte. „Ja, in Ordnung. Ihr habt meinem Vorschlag zugestimmt, also stimme ich eurem zu.“

„Wow. Wir mussten uns gar nicht prügeln, um uns zu einigen. Die Wachablösung hat schon was gebracht.“ Stephanie drückte ihren Schwestern die Schulter. „Aber zurück zu unserem alten Herrn. Wisst ihr, er hat Glück. Er ist hier gestorben, also bleibt er auch hier. Hätte er drüben in Rumänien ins Gras gebissen, würde die restliche Familie auf sein Grab spucken.“

Nach einem Moment betroffener Stille ging ein empörtes Getuschel durch die Menge.

„Was denn?“ Stephanie breitete ganz unschuldig die Arme aus. „Ihr denkt doch genau das Gleiche.“

Was für ein Glück, dass Victoria für die Beerdigung nicht in ihre Heimat reisen würde. Aden hätte sie nicht begleiten können, denn er lebte auf der D&M-Ranch, wo jede seiner Bewegungen beobachtet wurde. Die Ranch war ein Wohnheim für schwer erziehbare Jugendliche, man könnte auch sagen, für nirgendwo erwünschte Straftäter.

Er galt allgemein als schizophren, weil er mit den Seelen sprach, die in seinem Kopf lebten. Das hatte ihm ein Leben mit Medikamenten in psychiatrischen Anstalten eingebracht. Die Ranch war der letzte Versuch des Systems, ihn zu retten, und wenn er diese Chance vermasselte, würde man ihn einsperren. Tür zu, aus, vorbei. Willkommen in der Gummizelle für den Rest seines Lebens.

Er würde Victoria für immer verlieren.

„Halt den Mund, Stephanie, sonst sorge ich dafür. Vlad hat uns beigebracht, zu überleben, und er hat dafür gesorgt, dass die Menschen nichts von uns wissen. Zumindest die meisten nicht. Er hat eine Legende aus uns gemacht, einen Mythos. Und er hat unseren Feinden gezeigt, dass sie uns fürchten müssen. Schon dafür respektiere ich ihn.“ Die Schwester mit den blauen Augen – Lauren, sie hieß Lauren – legte den Kopf schief und wurde plötzlich nachdenklich. „So, und was machen wir mit dem Sterblichen, während unsere zwei Wochen Schonfrist verstreichen?“

„Mit Victorias … Aden?“ Stephanie runzelte die Stirn. „So heißt er doch, oder?“

„Haden Stone, die Leute nennen ihn Aden, ja“, antwortete Victoria. „Aber ich …“

„Wir folgen seinen Befehlen“, unterbrach sie eine Männerstimme. „Vielleicht ist es euch entgangen, aber er ist unser Herrscher.“ Die Stimme gehörte Riley, einem Werwolf und Victorias vertrauenswürdigstem Leibwächter. Er kam auf die Mädchen zu und sah Lauren finster an. „Sag Bescheid, wenn du das nicht verstehst, dann hole ich die Handpuppen raus. Er hat Dmitri getötet, also hat er das Sagen. Ende der Diskussion.“

Lauren erwiderte seinen Blick böse, ihre Zähne waren noch schärfer geworden. „Pass auf, wie du mit mir redest, Köter. Ich bin eine Prinzessin. Du bist nur die Aushilfe.“

Wieder ging ein Raunen durch die Menge.

Aden hatte die versammelten Vampire immer wieder aus dem Blick verloren, aber jetzt sah er sie genau vor sich, als Victoria sie beobachtete. Sie war bereit, einzuschreiten, falls jemand ihre Schwester angreifen sollte. Den Vampiren gefiel ganz offensichtlich nicht, dass Lauren den Wolf beleidigt hatte. Und Victoria auch nicht. Wölfe hatten Respekt verdient – viel mehr sogar, als für Vlad eingefordert wurde. Wölfe konnten …

Aden fluchte, als Victoria ihre Gedanken verscheuchte und sich auf das konzentrierte, was um sie herum geschah. Wölfe sollten wichtiger sein als Vampire? fragte er sich. Wichtiger als der Vampirherrscher? Warum?

Riley lachte amüsiert. „Man merkt dir deine Eifersucht an, Lore. An deiner Stelle würde ich mich vorsehen.“

Dieses Mal ignorierte Lauren ihn. Sie hatte den Blick ihrer kristallblauen Augen wieder auf Victoria gerichtet und meinte zickig: „Bring Aden morgen Abend her. Dann können ihn alle offiziellkennenlernen.“

Und ihn umbringen, bevor die vierzehn Tage verstrichen waren? „In Ordnung.“ Victoria nickte, ließ sich aber mit keiner Geste oder Silbe anmerken, wie unruhig sie plötzlich wurde. „Also gut. Morgen lernt ihr euren neuen König kennen. Bis dahin werden wir trauern.“

Nach diesem Rüffel war das Gespräch beendet.

Victoria betrachtete seufzend die Leiche ihres Vaters. Was hieß, dass auch Aden ihren Vater betrachtete. Er überlegte, wie der König wohl früher ausgesehen hatte. Er war groß und stark gewesen, keine Frage. Hatte er blaue Augen gehabt wie Victoria? Oder grüne wie Stephanie?

Vlads Finger krümmten sich zu einer Faust zusammen.

Aden war perplex; er war sicher, dass er sich die Bewegung nur eingebildet hatte. Es musste so sein, denn Victoria hatte sie offenbar nicht bemerkt, und er sah durch ihre Augen.

Dann streckten sich Vlads Finger.

Wieder wartete Aden gespannt, sein Herz hämmerte wie wild. Er hatte sich das nicht nur eingebildet, denn als er das noch dachte, zuckten die Finger bereits wieder, als wollten sie sich zur Faust ballen. Das war eine Bewegung, eine echte Bewegung, und das bedeutete Leben. Oder?

Warum hatte Victoria das nicht gesehen? Oder jemand anders? Vielleicht waren sie zu tief in ihrer Trauer versunken. Oder vielleicht stieß Vlads Körper nur die letzten Funken Lebenskraft aus. Auf jeden Fall musste er Victoria sagen, was er gesehen hatte.

Victoria,versuchte Aden mit ganzer Kraft, ihr seine Gedanken zu übermitteln.

Nichts. Keine Antwort.

Victoria!

Sie tätschelte Vlad den Arm, dann stand sie auf, um den stärksten Vampiren zu sagen, sie sollten ihn ins Haus tragen und für das Begräbnis vorbereiten. Offenbar hörte sie Aden nicht.

Und dann war es zu spät. Seine Welt verschob sich, orientierte sich neu, dann umschloss ihn wieder Dunkelheit. Nein, nicht Dunkelheit, sondern Licht, gleißendes Licht. Blauweiße Flammen bedeckten Dmitris Körper und damit auch Adens Körper, sie verbrannten ihn.

Dieses Mal schrie Aden.

Er schlug um sich.

Und er starb.

1. KAPITEL

Mary Ann Gray betrachtete sich in dem großen Spiegel in ihrem Zimmer. Make-up – unaufdringlich und nicht verschmiert. Dunkles Haar – glatt gekämmt, vielleicht sogar, sie wagte es kaum zu denken, seidig. Kleidung – ein faltenfreies Spitzenshirt und eine saubere enge Jeans. Schuhe – Wanderstiefel. Sie trug dicke rosafarbene Schnürsenkel statt den schlichten weißen, damit sie etwas weiblicher wirkten.

Also gut, sie war offiziell bereit.

Sie atmete tief durch, dann packte sie leicht zittrig ihre Bücher in ihren Rucksack, warf ihn über die Schulter und ging nach unten in die Küche. Dort wartete ihr Vater auf sie. Mit Frühstück, das sie würde essen müssen.

Ihr Magen protestierte schon. Sie würde so tun müssen, als ob sie aß, denn wahrscheinlich konnte sie keinen Bissen bei sich behalten. Dazu war sie einfach zu nervös.

Vom Wohnzimmer aus hörte sie Töpfe klappern, Wasser in die Spüle rauschen und einen Mann seufzen. Er klang niedergeschlagen.

Vor der letzten Ecke blieb sie stehen und lehnte sich gedankenverloren an die Wand. Vor ein paar Wochen hatten sie und ihr Vater neues Territorium betreten. Scheußliches, trügerisches Territorium. „Wir sind immer ehrlich miteinander“, hatte ihr Vater früher oft gesagt. Sogar ständig. Dabei hatte er ihr gleichzeitig Lügen über ihre leibliche Mutter aufgetischt. Die Frau, die sie großgezogen hatte, war gar nicht ihre Mutter gewesen, sondern ihre Tante.

Mary Anns leibliche Mutter hatte die Fähigkeit besessen, in die Vergangenheit zu reisen, in jüngere Versionen ihrer selbst. Aber er hatte ihr nicht geglaubt und sie für geistig labil gehalten. Sie konnte ihm auch nicht mehr das Gegenteil beweisen, weil sie gestorben war und auch ihr Geist Abschied genommen hatte. Mary Ann hatte sie für immer verloren.

Und das tat immer noch weh.

Mary Ann hatte einen Tag mit ihr verbringen können. Einen erstaunlichen, wunderbaren Tag, denn Eve, ihre Mutter, hatte zu den Seelen in Adens Kopf gehört. Und dann war Eve mit einem Mal verschwunden.

Ihr standen brennende Tränen in den Augen, als sie an ihren Abschied dachte, aber sie blinzelte sie weg. Sie durfte nicht weinen. Dann würde ihre Wimperntusche verlaufen, und sie würde aussehen wie ein Opfer häuslicher Gewalt, wenn Riley sie abholen kam.

Riley.

Mein Freund.Genau, sie würde an ihn denken und sich auf die Zukunft freuen, statt sich an die Vergangenheit zu klammern. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, während ihr Herz wild klopfte. Sie hatte ihn zuletzt auf dem Vampirball gesehen, als sein König ermordet und Aden zum neuen Herrscher der Vampire ernannt worden war. Nicht dass Aden diesen Titel haben wollte – oder die Verantwortung, die er mit sich brachte.

Gut, das war erst Samstag passiert. Aber wenn es um Riley ging, kamen ihr zwei Tage ohne ihn wie eine Ewigkeit vor. Normalerweise sah sie ihn jeden Tag in der Schule und an jedem Abend, wenn er sich in ihr Zimmer schlich.

Und ehrlich gesagt hatte sie noch nie jemanden so gemocht wie ihn. Vielleicht weil Riley einzigartig war. Er hatte Ausstrahlung, war klug, lieb (zu ihr) und fürsorglich. Und sexy. Schon diese Muskeln … Er war durchtrainiert, nachdem er jahrelang als Werwolf gerannt war und als Leibwächter der Vampire gekämpft hatte. Durch beides hatten sich unterschiedliche Seiten seiner Persönlichkeit entwickelt.

Als Leibwächter war er nüchtern und distanziert (zu allen außer ihr). Für einen so brutalen Job musste er das sein. Aber als Werwolf war er sanft, warm und kuschelig. Ich kann es kaum abwarten, mich wieder an ihn zu kuscheln, dachte sie und grinste noch breiter.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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