Verführerische Welt der Unsterblichkeit - Seleni Black - E-Book

Verführerische Welt der Unsterblichkeit E-Book

Seleni Black

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Beschreibung

Sie leben in der Nacht, denn der Mond ist ihr Kraftträger. Die Magie ihr ständiger Begleiter. Die Welt der Garun strotzt nur so von Gefahren, allem voran durch die Scharam. --------------------------------------------------------------------- Serafina kommt als junges Mädchen in die Stadt Durotar und schnell wird klar, dass sie etwas Besonderes ist. Nicht nur fällt ihr das Erlernen von Zaubersprüchen außergewöhnlich leicht. Nein, sie hegt auch den Wunsch, Kriegerin zu werden und setzt alles daran, das zu erreichen. Doch Mädchen, geschweigen denn Frauen, ist es untersagt, zu kämpfen. Serafina jedoch, widersetzt sich allen Regeln. Gerade als ihre Ausbildung beginnen soll, werden vier Jungen und sie entführt, was ihr gesamtes Gefühlsleben auf den Kopf stellt. Ohne es zu wissen, wird sie von dem Mann gerettet, der ihr späteres Leben verändern wird. Doch seit jener Nacht, hat sie sich verändert. Ihre Gefühle hält sie unter Verschluss und widmete sich dem Kampf gegen den Feind. Gemeinsam, mit ihren vier Blutsbrüdern. *** Silas beobachtet Serafina seit dem Tag ihrer Rettung. Er ist der festen Überzeugung, dass sie seine Seelengefährtin ist. Doch, wie soll er an sie herankommen? Sie wird von ihrer eigenen Stadt als wertvollstes Gut angesehen und ist somit immer im Auftrag ihrer Anführer unterwegs. Wie soll er sie nur erproben können? Doch das Schicksal meint es gut mit ihm und auch, wenn der Grund dafür ein tragischer ist, kommt Serafina in seine Stadt. Von da an setzt er alles daran, um zu erfahren, ob sie die Seine ist. Nur wie soll es weitergehen? Sie leben in unterschiedlichen Städten? Fragen über Fragen quälen ihn. Jedoch eines steht fest, er will sie und dass, um jeden Preis. ------------------------------------------------------------------------- Enthält explizite Erotik Szenen die nicht von Minderjährigen gelesen werden sollten. ------------------------------------------------------------------------- Dies ist ein Einzelband und in sich abgeschlossen. --------------------------------------------------------------------- Das Gesamte Buch entspricht 285 Taschenbuch Seiten.

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Copyright © 2021

Seleni Black

Kontakt: [email protected]

Covergestaltung: Copyright © 2021

Seleni Black

Coverbilder: Adobe Stock

Korrektur:

Annett Heidecke 2019

Katharina H. 2021

Beth B.H. 2021

 

Stand: August 2021

 

Deutsche Erste Auflage

 

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne Zustimmung der Autorin nachgedruckt oder anderweitig verwendet werden.

 

Die Ereignisse in diesem Buch sind frei erfunden. Die Namen, Charaktere, Orte und Ereignisse entsprechen der Fantasie der Autorin, oder wurden in einen fiktiven Kontext gesetzt und bilden nicht die Wirklichkeit ab. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen, tatsächlichen Ereignissen, Orten oder Organisationen sind rein zufällig.

 

 

 

Meine Geschichte begann wie viele andere. Ich war eine Waise, die weder wusste, woher sie kam, noch wer ihre Eltern waren. Dass ich anders war, hatte ich bereits sehr früh festgestellt, denn im Gegensatz zu den anderen Mädchen damals, wollte ich nicht einfach nur die Magie erlernen. Nein, mich hatte es schon immer zum Kampf hingezogen.

Wann immer ich die Jungs bei ihrem Training beobachten durfte, wäre ich am liebsten durch das Fenster, durch das wir sie beobachteten, gestiegen und hätte gerne mitgemacht. Doch es war uns Mädchen untersagt, Kontakt zu den Jungs aufzunehmen.

Im Volk der Garun wurden Mädchen und Jungen bis zu ihrem fünfzehnten Lebensjahr getrennt unterrichtet. So wollte man verhindern, dass Paare sich zu schnell zusammentaten und so die Gefahr bestand, dass Seelenpaare eine zu frühe Verbindung schlossen. Denn das würde bedeuten, dass sich ihre Kraft viel zu früh verband und so geschwächt wurde. Auch, sollten aus dieser Verbindung Kinder entstehen, so sagte die Erfahrung, wären diese zu schwach, um den Anforderungen des Volkes und der eventuellen Macht in sich, standzuhalten.

Es gab zwei Häuser, in denen Mädchen und Jungen untergebracht waren. Nur durch die wichtigsten Räume waren sie miteinander verbunden. So zum Beispiel im Unterrichtsraum der höheren Klassen, dort waren beide Klassenzimmer nur durch eine dicke Scheibe voneinander getrennt. So sollten sich beide Geschlechter schon einmal kennenlernen, was mir persönlich immer nur auf den Zeiger ging.

Dieses ständige angestarrt werden durch die Jungs hatte erst recht meine Aufsässigkeit angestachelt. So wurde ich schlussendlich ganz nach hinten gesetzt, von wo aus man mich nicht gut sehen konnte. Es sollte eine Strafe für mich sein, doch war es genau das, was ich wollte. Ich hatte meine Ruhe.

Freunde hatte ich noch nie so richtig gehabt, denn ich war Einzelgängerin und viele kamen nicht mit meiner Art klar. Ich war ehrlich und direkt. Außerdem störte es viele, dass ich sozusagen der Streber der Klasse war, denn jeder Zauber, den wir lernen sollten, fiel mir mehr als leicht.

Meist brauchte es nur ein oder zwei Versuche, bis ich einen Spruch beherrschte. Was vielen meiner Mitschülerinnen gar nicht gefiel. Somit war das Thema Freunde schon in frühester Kindheit für mich geklärt gewesen. Aber das machte mir nichts aus, auch wenn es Darius nicht gefiel, dass ich so oft allein war. Er hatte mich als Kind im Wald gefunden und seit diesem Tag war er mein Vormund. Manchmal glaubte ich, dass er es bereute. Aber nur manchmal!

 

***

 

Je älter ich wurde, desto mehr lehnte ich mich gegen die Regeln des Volkes auf, testete sehr oft meine Grenzen aus, was Darius nicht nur einmal in Erklärungsnöte vor den beiden Anführern der Stadt gebracht hatte.

Doch konnte man mich nie so streng dafür bestrafen, denn ich entwickelte mich schnell zu einer der besten Magierinnen des Volkes. Und so bekam ich immer mehr Zusprüche bei den Anführern, konnte meine Grenzen immer mehr erweitern, da ich kaum Strafen zu erwarten hatte. Was mir natürlich sehr gefiel.

Also machte ich weiter und weiter, bis ich endlich das erreichte, was ich wollte: Man gewährte mir das Training als Kriegerin. Unzählige Prüfungen musste ich ablegen, um zu beweisen, dass ich dieser Anforderung gewachsen war. Alle schaffte ich mit Bravour. Darius war der beste Kämpfer der Stadt und Ausbilder vieler Klassen.

Dennoch nahm er sich die Zeit, um mich persönlich auszubilden. Denn trotz der Zusage, wollte man mich nicht mit den Jungs zusammen trainieren lassen und in diesem Punkt gab niemand nach. Aber das war mir nur recht, solange ich das bekam, was ich wollte.

 

***

 

„Serafina, konzentrier dich endlich. Wie willst du da draußen überleben, wenn du ständig mit den Gedanken woanders bist.“

Wie immer war es Darius nicht genug, was ich leistete. Er trieb mich stets über meine Grenzen hinaus und nicht nur einmal brach ich vor Erschöpfung zusammen.

„Weiter, du bist noch lange nicht fertig für heute“, rief er mir zu, während ich Runde um Runde um den Trainingsplatz drehte.

Er wollte, dass ich schneller wurde, besser reagierte. Daher warf er regelmäßig Stoffbälle nach mir, um meine Reaktion zu testen. Meist fing ich sie, aber eben nicht alle und ich würde es nie zugeben, doch er hatte Recht, ich war oft nicht mit dem Kopf bei der Sache.

Immer weiter scheuchte er mich, warf immer mehr Bälle nach mir, bis ich auf einmal stehen blieb, da Duncan mit mehreren Jungs auf den Platz kam. Was war denn hier los?

„Darius, ich dachte, ihr seid heute auf dem anderen Platz?“, fragte der andere Ausbilder und Freund meines Vormundes.

„Nein, ich hatte doch den Plan ausgehängt“, erwiderte Darius genervt.

Ich sah die Jungs an und konnte sehen, dass vier etwas weiter hinten böse grinsten. Ah, da hatten wohl ein paar von ihnen den beiden Ausbildern einen Streich gespielt. Gut, was erwartete man auch von Vierzehnjährigen? Ich nicht allzu viel, das stand fest.

„Fina, wieso bist du stehen geblieben? Weiter!“

Darius warf einen weiteren Ball nach mir, dem ich schnell auswich und weiterlief.

„Bleibt auf dem Platz, sie wird heute nur laufen, so sollten wir uns nicht in die Quere kommen“, sagte Darius und ich grinste vor mich hin.

Zum ersten Mal würde ich die Jungs nicht nur durch eine Scheibe beobachten können. Ich musste nur aufpassen, dass ich Darius nicht aus den Augen ließ, denn mit Sicherheit würde er dafür sorgen, dass ich mit meinem Kopf bei der Sache blieb.

„Richtungswechsel“, rief er und wieder kam ein Ball geflogen, dem ich ausweichen sollte, um dann in die andere Richtung weiter zu laufen.

Ich rutschte unter dem Ball hindurch, da er zu schnell kam, um ihm noch so auszuweichen, fing mich ab und sprintete dann wieder los. Wenige Schritte war ich gekommen, da folgte schon der nächste Ball.

„Feuer“, kam die nächste Anweisung.

Ich schnippte mit den Fingern und wehrte den Ball mit einem eigenen Ball aus Feuer ab, lief dabei aber immer weiter. Zielgenauigkeit, sagte Darius immer, das war das Wichtigste, das ich beachten musste, auch wenn ich mich gerade bewegte.

„Wind“, war als Nächstes dran.

Also hob ich meine Hand und schon kam Wind aus meiner geöffneten Hand und wehrte den Ball gekonnt ab.

„Schneller Serafina, du musst noch schneller werden“, brüllte Darius mich an, also lief ich noch schneller.

Meine Lungen brannten, doch aufgeben war keine Option. Sollte ich es nicht schaffen, bis zu meinem fünfzehnten Lebensjahr genauso gut, wenn nicht noch besser als die Jungs zu werden, war alles umsonst. Denn, dann würden mich die Anführer nicht als Kriegerin anerkennen.

„Richtungswechsel“, kam die nächste Anweisung und wieder entging ich nur knapp dem Ball.

Mit einem Salto hechtete ich über darüber, kam zum Stehen, drehte mich in der Bewegung und rannte in die entgegengesetzte Richtung weiter.

„Gut, weiter. Den Nächsten fängst du.“

Wann der Nächste allerdings kam, sagte er mir nicht.

Ich hatte fast eine ganze Runde geschafft, als zwischen den Trainingsgeräten in der Mitte ein Ball auf mich zuschoss. Nur knapp schaffte ich es, ihn zu fangen. Da mal wieder mein Temperament mit mir durchging, feuerte ich ihn zurück, womit Darius nicht gerechnete und der Ball ihn somit an der Brust traf.

Einen Moment sah er mir perplex hinterher, dann nahm er schnell zwei Bälle in die Hand. Oh Mist! Ich blieb stehen und stellte mich ihm gegenüber. Der erste Ball kam, dann noch einer und noch einer. Zig Bälle flogen auf mich zu, jeden sollte ich abwehren oder fangen.

Ich beschwor Adlerauge und verschaffte mir dadurch einen Vorteil. Zuerst wehrte ich sie nur ab, doch als es immer mehr wurden, hob ich die Hände und feuerte den Schwall mit einem Schlag meiner Windkraft zurück, verschaffte mir dadurch Luft, um wieder reagieren zu können. Aber Darius ließ nicht nach, feuerte immer mehr Bälle in meine Richtung. Da reichte es mir. Einem Instinkt folgend, machte ich eine Bewegung nach vorne und auf einmal stand ich neben Darius und schrie ihn an: „Genug, es reicht mir!“

Er ließ den Arm sinken und nickte zustimmend. „Sehr gut. Nun warst du schnell genug. Für heute reicht es.“

Ich verstand gar nichts mehr. Was meinte er denn jetzt schon wieder mit: „Jetzt war ich schnell genug.“?

„Hol die Bälle und räum sie wieder ins Netz“, wies er mich an.

Gehorsam rief ich den Wind und holte so alle Bälle, die verstreut herumlagen. Als sie im Netz waren, band er es zu und wir verließen den Platz. Darius hatte es in der Tat geschafft, mich so abzulenken, dass ich die Jungs nicht ein einziges Mal beachtet hatte. Verdammt!

 

***

 

„Master Darius, was können wir für Euch tun?“

„Diese junge Dame hier neben mir hat eine Verletzung am Kopf, die man sich einmal anschauen sollte.“

Die in weiß gekleidete Frau sah mich freundlich lächelnd an. „Darf ich mir das ansehen?“

Misstrauisch sah ich zu Darius, der mir freundlich zunickte. Also nickte ich auch der Frau zu, die mich daraufhin zu einer Kabine brachte und die Vorhänge hinter mir schloss. Ich war nervös, da ich Darius nicht mehr sehen konnte, und das gefiel mir überhaupt nicht.

„So, wollen wir doch mal schauen, was wir für dich tun können. Wie alt bist du denn?“

Ich musste kurz überlegen. „Acht Jahre alt.“

„Oh, schon. Dann kommst du ja bereits in die erste Stufe der Ausbildung, das ist aber toll. Freust du dich?“

Etwas in mir amüsierte sich sehr über diese Aussage, nur wusste ich nicht, woher das Gefühl kam und warum es mich zum Grinsen brachte. „Hmm“, machte ich nur und ging nicht weiter darauf ein.

Vorsichtig wurden meine Haare zur Seite genommen, um meine Wunde zu sehen.

„Eine ganz schöne Beule hast du da. Ich werde aber nicht viel machen müssen. In ein paar Tagen sollte alles wieder verheilt sein. Ich lege einen leichten Heilzauber darüber und dann kannst du wieder gehen.“

Ein leichtes Prickeln lief über meine Kopfhaut, nichts Unangenehmes, fast schon beruhigend. Da wurde mit einem Mal der Vorhang aufgerissen und ich erschrak so sehr, dass ich die Hände hochriss und wie zur Abwehr gerade ausstreckte. Ein starker Wind kam auf und die Person, die gerade den kleinen Raum betreten wollte, wurde zurückgeworfen und landete in der gegenüberliegenden Kabine.

Vorsichtig legten sich zwei Hände auf meine Arme und drückten sie nach unten und sofort ließ der Wind nach.

„Ganz ruhig, Liebes, niemand tut dir hier etwas. Nimm deine Hände runter.“

Sanft, sehr sanft wurden meine Arme weiter nach unten gedrückt und das Gesicht der Schwester kam in mein Blickfeld.

„So ist es gut. Beruhige dich.“

Darius betrat meine Kabine und kam zu mir, sofort sprang ich auf und in seine Arme. Ohne Probleme fing er mich auf und drückte mich an sich. Ich zitterte, aus Angst oder aus Anstrengung, das konnte ich nicht sagen.

„Alles gut, Kleines. Ich habe dich.“

Die Schwester ging zu der Person, die sich langsam wieder aufgerappelt hatte, aber anstatt freundlich und nett zu dieser zu sein, wie bei mir, wurde sie sehr ernst und begann, diese Person ordentlich zurechtzuweisen.

„Was hast du dir nur dabei gedacht, einfach so hereinzuplatzen? Du bist selbst schuld an dem, was gerade passiert ist! Versorge deine Wunden und mach dich wieder an die Arbeit. Und das nächste Mal, fragst du, bevor du eine Kabine betrittst.“ Ohne dem Mädchen noch einen Blick zu schenken, kam sie zu uns zurück und schloss den Vorhang.

„Geht es wieder?“, fragte sie nun mit deutlich sanfterer Stimme.

Vorsichtig löste ich mich aus Darius Armen und nickte.

„Schön, wir sind im Grunde auch schon fertig. Aber wäre es möglich, dass ich mich noch kurz mit deinem…“ Sie schien nicht zu wissen, wie sie Darius betiteln sollte.

„Vormund. Ich bin Serafinas Vormund.“

Freundlich nickte die Schwester. „Wäre es für dich in Ordnung, wenn ich mir deinen Vormund für zwei Minuten ausleihe? Ich würde gerne etwas mit ihm besprechen.“

Zögernd nickte ich abermals und setzte mich zurück auf die Liege.

„Ich bin gleich wieder da, dann können wir gehen“, teilte mir Darius mit, bevor er der Schwester folgte.

 

***

 

Schweißgebadet wachte ich aus meinem Traum auf und war wie so oft erst einmal orientierungslos. Immer wieder hatte ich solche Träume. Ich erinnerte mich wiederholt an die Anfänge hier bei Darius und in dieser Stadt. Doch waren nie Erinnerungen von vor dieser Zeit dabei, was mich frustrierte.

 

Momentan wohnte ich noch bei Darius, doch freute ich mich schon auf die Zeit, in der ich alleine leben durfte. Nichts gegen ihn, doch die ständige Kontrolle machte mich wahnsinnig. Ich konnte die Wohnung nie verlassen, ohne dass er es mitbekam, was es mir schwer machte, überhaupt etwas zu erkunden. Selbst, wenn ich zum Unterricht musste, war er meistens mein Begleiter. Da ich hier und da gerne mal eine Stunde ausfallen ließ, um in die Bibliothek zu verschwinden, stellte er sicher, dass ich auch wirklich zum Unterricht ging.

Besonders gerne ließ ich den Unterricht in Verführungskünste aus. Ich sah einfach keinen Sinn darin, zu lernen, wie man einen Mann verführte oder ihm gar Lust bereitete. War es nicht Aufgabe beider Personen, das zu tun? Aber nein, meistens sollte das die Frau übernehmen und das stieß bei mir gewaltig auf.

Auch wenn ich zu diesem Thema etwas gefragt wurde, zog ich oft nur die Schultern hoch und gab zu verstehen, dass ich keine Lust hatte, zu antworten. Das brachte mir häufig Strafarbeiten ein, was es mir aber wert war, solange ich nicht bei dem Quatsch mitmachen musste.

 

***

 

Ein neues Schuljahr begann und somit würden wir mit den Jungs zusammen unterrichtet werden. Allerdings auf zwei Etagen. Mädchen unten, Jungs auf einer Galerie über uns. Es erinnerte mich irgendwie an einen Opernsaal, aber so war nicht viel Raum für Gegenwehr. Denn jede Verweigerung würde sich von nun an auf meine Abschlussbewertung auswirken.

Tja, so saß ich nun nach dem Training gehorsam auf einem der Stühle und sah nach vorne zu Bühne, auf der ein großes Bett stand. Na ganz toll! Sollte jetzt die Theorie in die Praxis umgesetzt werden?

Unsere Lehrer betraten die Bühne und sahen uns alle an.

„Aufgepasst Leute! Heute beginnt euer erster Praxisunterricht und wir wollen, dass ihr alles ganz genau beobachtet“, fing der Lehrer an.

Echt jetzt, darauf hatte ich nun so gar keine Lust. Genervt verschränkte ich die Arme vor der Brust. Die Mädchen vor mir fingen an zu kichern und die Jungs über uns grölten los. Ich saß wie immer in der letzten Reihe und war einfach nur genervt. Wieso sollte ich bitte so einen Mist lernen?

„Wir werden für den Anfang immer zwei von euch testen, um zu sehen, was ihr bereits gelernt habt. Für die Praxis nehmen wir dann erwachsene Freiwillige“, sagte die Lehrmeisterin Floranda und sah sich in der Runde um. Danach deutete sie auf eins der Mädchen vor mir und winkte sie zu sich heran. Sie war in diesem Unterricht die Beste bisher. War also klar, dass die Lehrerin sie als Erste drannahm.

Tarios, der Lehrer der Jungs, sah nach oben und zeigte auf einen der Obenstehenden. Dieser kam über die Treppe an der Seite nach unten und stellte sich neben seinen Lehrer.

„Ihr beiden werdet jetzt das umsetzen, was ihr bereits gelernt habt. Berühren ist erlaubt, aber über der Gürtellinie. Küssen und unter die Kleidung fassen, sind tabu. Fangt an.“

Ich fand das Ganze so lächerlich. Die beiden gingen aufeinander zu. Sie lächelte scheu, er zog nur den Mundwinkel hoch und spielte sich als großer Macho auf. Da mir nicht viel Ausweichmöglichkeit blieb, sah ich zwangsläufig zu, legte dabei aber meine Beine auf dem Stuhl vor mir ab.

Eine Bewegung seitlich über mir lenkte meine Aufmerksamkeit auf etwas, das in meine Richtung flog. Gerade noch rechtzeitig fing ich den Papierball, bevor er zu Boden fiel. Ich sah hoch und entdeckte die vier Jungs, die Darius und Duncan den Streich gespielt hatten.

Sie nickten mir zu und zeigten auf den Ball. Also wandte ich mich diesem zu und faltete ihn auseinander. Darauf stand in Krakelschrift:

 

Wenn du dich so langweilst, könnten wir doch mal versuchen, es besser zu machen.

 

Ich sah wieder nach oben und hob meinen Mittelfinger. Die Jungs grinsten mich einfach nur an. Das wollte ich nicht so auf mir sitzen lassen. Mit einem Stift schrieb ich meine Antwort.

 

Euch hätte ich schneller um den Finger gewickelt, als ihr schauen könntet.

 

Ich knüllte das Papier wieder zusammen und legte den Ball auf meine flache Hand, dann beschwor ich den Wind und schon schnellte die Kugel in die Richtung, in der die Jungs standen. Ein Glück, dass unsere Lehrer ganz auf die beiden auf der Bühne konzentriert waren.

Einer von ihnen fing den Ball und faltete ihn auseinander, er grinste breit und reichte den Zettel weiter an seine Freunde.

Währenddessen waren die zwei auf der Bühne gerade dabei, sich näher zu kommen. Doch bevor sie zu weit gehen konnten, unterbrachen sie die Lehrer, was beide aus ihrer Seifenblase holte.

Anfänger!

„Das war schon recht gut. Gibt es Freiwillige für eine weitere Runde?“

Einer der Jungs, mit denen ich geschrieben hatte, meldete sich und ich schluckte. Er würde doch nicht ernsthaft auf die Bühne wollen?

„Ich würde gerne, darf ich mir eine aussuchen?“, fragte der Kerl kackfrech und grinste dabei.

„Sicher“, bestätigte der Lehrer und sofort fiel der Blick des Jungen auf mich.

„Dann nehme ich sie.“ Sein Finger zeigte auf mich.

Scheiße.

„Das dürfte interessant werden“, sagte die Lehrerin.

Ergeben erhob ich mich und ging nach vorne, dabei wurde ich von den anderen Mädchen kichernd beobachtet, was solange ging, bis die Lehrerin sie ermahnte, ruhig zu sein. Grinsend kam der Kerl auf mich zu und stellte sich mir gegenüber hin.

„Gut ihr zwei, ihr kennt die Regeln. Beginnt.“

Ich hatte mehr als genug Filme gesehen und war mir der Theorie mehr als bewusst. Außerdem hatte ich Duncan schon mehrmals dabei beobachtet, wie er mit einer Frau zusammen war. Er wusste nichts davon, aber ich hatte ihn gesehen, immer wenn ich auf dem Weg zum Unterricht war und er in einer der Nischen mit einer der Single-Frauen rumgemacht hatte. Ja, auch bei uns gab es Singles, denn nicht immer fand man seinen Seelengefährten in derselben Stadt.

Doch viele trauten sich nicht, ihr sicheres Heim zu verlassen. Also blieben sie allein. Auch wurde nicht jeder Krieger oder eine Magierin. Nur die starken, in denen die Magie außergewöhnlich war, bekämpften unsere Feinde die Scharam. Sie nannten sich auch die Reinen, da bei ihnen nur die Stärksten überlebten. Schwach zählte bei den Scharam nicht. Entweder kämpfte man oder man erlebte den nächsten Tag nicht mehr.

Bei uns Garun war das anders. Diejenigen, die zu wenig Magie in sich hatten, um zaubern oder kämpfen zu können, arbeiteten in der Stadt als Händler, bestellten Felder oder arbeiteten in den Gebäuden und sorgten für Ordnung oder bedienten die Höhergestellten.

Ich sah den Kerl vor mir an, er wirkte siegessicher. Nun, den Zahn würde ich ihm ziehen. Auch wenn mir dieser Unterricht zuwider war, beherrschte ich ihn. Ich setzte mich in Bewegung. Er dachte ich würde direkt auf ihn zugehen, legte mir eine Hand auf die Hüfte, doch ich ging an ihm vorbei, strich mit meiner Hand über seine Schulter und weiter bis zu seinem Rücken. Hinter ihm blieb ich stehen, legte meine Hände auf seine Schulterblätter und beugte mich vor. Dabei ließ ich meine Hände tiefer gleiten, unter seinen Armen nach vorne und dann auf seine Brust. Ich schmiegte mich von hinten an ihn, ließ meine Lippen kurz über seinen Hals schweben, berührte ihn aber nicht damit. Meine Hände glitten an seiner Brust nach unten bis zu seiner Hüfte, dort ließ ich sie liegen, atmete einmal hörbar tief ein und bewegte mich dann dicht an ihn geschmiegt wieder nach vorne.

Als ich vor ihm stand, sah ich die Begierde in seinen Augen. Er legte mir die Hände auf die Hüften und zog mich näher an sich heran. Ich legte den Kopf schräg und ließ meine Hände an ihm nach oben wandern, bis sie auf seinen Schultern lagen. Anschließend beugte ich mich vor, bis meine Lippen neben seinem Ohr waren. „Sieg“, flüsterte ich und löste mich dann ruckartig von ihm und trat zwei Schritte zurück.

Völlig perplex blinzelte er, bis ihm wieder einfiel, wo er war und was die Aufgabe war. „Mist“, sagte er leise, grinste mich aber an.

„Teejay, ich würde sagen, sie hat dich ordentlich vorgeführt“, bemerkte der Lehrer der Jungs.

„Scheint so, ja. Aber das war es mir wert.“ Er zog die Schultern hoch und ging wieder zur Treppe und weiter nach oben.

Seine Freunde klopften ihm auf den Rücken und grinsten alle sehr breit dabei.

Ich ging wieder zu meinem Stuhl und setzte mich. Es hatte mir Spaß gemacht, doch würde ich das nicht unbedingt jedes Mal wieder machen wollen. Ein weiteres Paar sollte zeigen, was es konnte, doch das interessierte mich nun überhaupt nicht mehr. Gelangweilt sah ich auf meine Uhr am Handgelenk und hoffte, dass der Unterricht bald beendet war.

Eine Bewegung im Augenwinkel bereitete mich auf eine weitere Nachricht vor. Ohne hinzusehen, fing ich diese und faltete sie, ohne nach oben zu sehen auseinander.

 

Du bist so gut, wie du sagst. Wir alle sind schon sehr gespannt, was du uns beim nächsten Mal zeigst.

 

Das nächste Mal? Was sollte das denn jetzt schon wieder heißen? Hatten sich sie sich etwa abgesprochen, dass einer von ihnen mich knacken würde? Oh, nicht mit mir.

 

Egal, wer von euch mit mir da oben steht, jeden von euch werde ich vorführen!

 

Antwortete ich und schickte den Zettel wieder nach oben. Gelächter war zu hören und ich war mir ziemlich sicher, dass sie sich abklatschten.

 

Eine halbe Stunde später war der Unterricht beendet und ich war ehrlich gesagt heilfroh darüber. Für heute reichte es mir, in der Tat!

 

Zur gleichen Zeit in Tara.

 

Ich sah mich auf dem Übungsplatz um und nahm die neuen Rekruten in Augenschein. Innerlich verdrehte ich die Augen, da würde einiges an Arbeit auf mich zukommen. Wo wohl diese Bande von Jungs herkam?

Aber es nützte nichts, sie alle mussten ausgebildet werden, um den Fortbestand der Stadt zu sichern. Wenn es auch nur die Hälfte zu Wächtern schaffte, hätte ich schon Glück und ich müsste mir keine Sorgen machen. Mal schauen, wie viele am Ende der Nacht noch stehen würden.

Ich sah zu Jack rüber, der sich das Grinsen nicht verkneifen konnte. Kopfschüttelnd ging ich zu ihm. „Na, amüsierst du dich mein Freund?“, fragte ich ihn.

„Du kennst mich doch mein Junge, der ein oder andere von denen erinnert mich ein wenig an dich.“

Wir fingen an zu lachen, ja mein Anfang war, wie sollte ich sagen… recht holprig.

Ich war gerade mal zehn Jahre alt, als ich Jack das erste Mal begegnete, und heute waren wir, trotz des Altersunterschiedes die besten Freunde. Jack hatte eine Art Vaterrolle für mich übernommen. Zu dieser Zeit war Jack auch schon der Ausbilder und das war er bis heute. Außerdem war er der beste und erfolgreichste Krieger, den die Stadt hatte, neben mir.

Ich war schon immer ehrgeiziger, zielbewusster und mutiger als die anderen in meinem Alter. Daher hatte ich es sehr schnell, sehr weit gebracht und war mit gerade mal einundzwanzig Jahren der oberste Befehlshaber der Stadt geworden.

Normalerweise stand mir eine Magierin zu, die mit mir zusammen kämpfen würde. Aber ich wollte keine, zumindest hatte ich noch keine getroffen, mit der ich mir eine engere Zusammenarbeit hätte vorstellen können.

Ob es jemals eine geben würde, wusste ich noch nicht. Nur über eines war ich mir schon immer sicher, dass ich die Schwächeren beschützen wollte, seit ich als Kind mit ansehen musste, wie meine Eltern, meine Schwester und mein kleiner Bruder umgebracht wurden. Was meine Stadt anging, hatte ich das bis jetzt auch geschafft. Über ein Jahrhundert lang war sie nun sicher. Doch der Feind gewann immer mehr an Stärke und uns selbst gingen nach und nach die Leute aus.

„Na los, lass uns anfangen Junge, damit wir das für heute hinter uns bringen können“, wurde ich von meinem Mentor aus den Gedanken geholt.

Ich nickte ihm nur zu und stellte mich vor die neuen Anwärter. Einen lauten Pfiff ausstoßend, holte ich mir die Aufmerksamkeit der vor mir stehenden Gruppe. Die Neuen standen sofort still da und warteten auf das, was nun kommen würde.

„Ihr seid hier, weil ihr in meine Armee eintreten wollt?“, fragte ich sie. Daraufhin fingen sie an zu nicken, denn keiner traute sich, auch nur einen Ton zu sagen. „Dann müsst ihr mir erst einmal beweisen, dass ihr es wert seid, dass sowohl mein Freund Jack als auch ich unsere Zeit für euch opfern“, stellte ich klar. Jack trat an meine Seite, verschränkte die Arme vor seiner Brust und nickte zustimmend. „Ihr lauft jetzt so lange Runden um diesen Platz, bis Jack oder ich stopp sagen. Die ersten fünfzehn von euch, die schlappmachen, werden extra Aufgaben von uns bekommen. Je früher ihr aufgebt, desto mehr Aufgaben bekommt ihr am Ende. Die Letzten, die noch stehen, tja, sagen wir, die haben es leichter.“ Die hundert Neuen schauten mich nur mit großen Augen an, denn damit hatten sie nicht gerechnet.

„Bewegt euch gefälligst!“, brüllte Jack ihnen zu, da noch keiner Anstalten gemacht hatte, anzufangen.

Da kam Bewegung in den Haufen und sie begannen zu rennen.

Ich nickte Jack noch einmal zu und machte mich danach auf den Weg zu meinem Arbeitszimmer. Mein Freund wusste auch so, was zu tun war und auf mich warteten leider auch noch andere Aufgaben, die ich erledigen musste.

Das alles machte mir jedoch nichts aus, denn ich liebte meine Position. Meine Vorgänger waren beide in einem Kampf gefallen, sie waren einfach nicht gut genug. Ich dagegen war einer der besten Kämpfer des Landes. Das wurde mir zumindest immer gesagt. Ich gab nicht viel auf die Komplimente anderer, dieses anhimmeln hasste ich auf den Tod. Mir waren ehrliche Worte lieber als geheuchelte.

„Master Silas, ein Notfall im Süden. Man erbittet eure Hilfe, mehrere Kinder wurden entführt und laut den Informationen, die vorliegen, scheint man sie in ein Zwischenlager gebracht zu haben.“

Das war allerdings ein Notfall.

„Macht die Truppen fertig und findet den genauen Standort. In einer halben Stunde ist Abfahrt“, sagte ich und machte mich sofort auf den Weg in die Waffenkammer.

Wenn Kinder entführt wurden, blieb nie viel Zeit, um diese zurückzuholen. In nur wenigen Stunden waren die meisten Jungen tot, da sie zum Kämpfen gezwungen wurden und die Mädchen wurden durch Magie umgepolt. Ein Glück, dass man rechtzeitig reagiert hatte und um Hilfe rief. Doch dann stand besagte Stadt in meiner Schuld, sollte die Rettungsaktion klappen.

 

Genau eine halbe Stunde später waren wir abmarschbereit. Jack saß im Wagen neben mir und behielt die Umgebung im Auge. Rettungsaktionen führte ich lieber selbst, auch wenn das gegen die Regeln verstieß. Aber ich war der Führer und ich machte die Regeln für meine Stadt selbst, also konnte sich auch keiner darüber beschweren.

Wir mussten etwa zwei Stunden in Richtung Osten fahren, um unser Ziel zu erreichen. Das Gute war, wir hatten den Überraschungsmoment auf unserer Seite. Jetzt konnten wir nur noch hoffen, dass wir nicht zu spät kamen.

 

Als wir unser Ziel erreichten, stellten wir die Wagen etwas abseits hin und liefen den Rest des Weges zu Fuß. Es war ein altes Gebäude, das schon reichlich in die Jahre gekommen war, doch der Schein trog meist. Es konnte durchaus vorkommen, dass solche Gebäude mit einem Zauber belegt waren, um unauffällig zu wirken, aber im Inneren alles topmodern war.

Eine unserer Magierinnen trat vor und sah sich das genauer an. Sie winkte ab und bestätigte somit, dass das Haus ohne Zauber belegt war. Gut, dann musste sich alles im Keller abspielen.

Vorsichtig näherten wir uns und drangen dann ins Innere vor. Wir fanden eine Tür, die uns nach unten führte. Wir kamen nur sehr langsam voran, da wir nicht wussten, was uns erwartete. Es war schon seltsam, dass niemand den oberen Teil bewachte.

Unser Feind musste sich seiner Sache sehr sicher sein. Jack neben mir gab mir ein Zeichen, dass er und ein paar Männer nach rechts gehen würden. Ich nickte ihm zu und ging mit dem Rest in die andere Richtung.

Wir erreichten ein paar Zellen. Mit einem schnellen Blick durch die kleinen Sichtfenster versuchte ich herauszufinden, welche besetzt waren und welche leer. In den ersten drei war nichts. In der letzten fand ich vier Jungs, die ziemlich übel aussahen, aber noch lebten. Wir knackten das Schloss und holten sie da raus. Einer hielt mich am Arm fest, bevor er an mir vorbei geschoben wurde.

„Sie müssen sie retten, sie ist etwas Besonderes. Bitte, helfen Sie ihr!“

„Keine Sorge Junge, wir werden das Mädchen finden. Aber jetzt kümmere dich erst mal um dich selbst.“

Er schüttelte den Kopf. „Nein, meine Sorge gilt nur ihr. Wir sind überhaupt erst schuld, dass sie in diese Lage geraten ist.“

Das war ja interessant. Jeder der Vier weigerte sich, zu gehen, alle sahen mich durchdringend an.

„Ist gut, wir werden ihr helfen.“

Nickend ließen sie sich endlich nach draußen führen und ich machte mich auf die Suche nach dem Mädchen, das die Vier so in ihren Bann gezogen hatte. Ich wollte gerade weiter in den Gang gehen, in den Jack verschwunden war, als mehrere Schüsse erklangen. Schnell lief ich weiter und rannte fast in Jack hinein, der ein Mädchen auf dem Arm hielt. Sie sah ganz und gar nicht gut aus. Man hatte sie übel zugerichtet. So wie es aussah, hatte sie sich dabei heftig gewehrt, hatte aber nicht standhalten können. Mein Mentor drückte mir die leblose Gestalt in die Arme und schob mich den Gang zurück.

„Los, los, sie sind uns dicht auf den Fersen. Sie ist die Einzige, die überlebt hat.“

Schnell machten wir uns auf den Weg, um von hier zu verschwinden.

Da ich das Mädchen trug, setzte ich mich nach hinten ins Auto und ging in Deckung. Jack raste die Straßen mit halsbrecherischer Geschwindigkeit entlang und die Kugeln flogen nur so um uns herum. Ein Glück, dass wir die gepanzerten Fahrzeuge genommen hatten.

Das Mädchen in meinen Armen rührte sich und ich hob etwas den Kopf, um sie anzusehen. Sie konnte nur leicht ihre Augen öffnen, doch das, was ich sehen konnte, war unglaublich. Sie leuchteten blau, wie bei einem Krieger, der im Kampfmodus war. Das war doch völlig unmöglich, sie war ein Mädchen.

„Wie heißt du?“

Sie versuchte, etwas zu sagen, doch brachte sie kein Wort heraus.

„Schon gut, wir bringen dich nach Hause.“

Sie lächelte leicht.

Zu mindestens bildete ich mir das ein. Bevor sich ihre Augen wieder schlossen, sah ich, wie sie sich normalisierten und goldbraun wurden. Unglaublich, dieses Mädchen war mehr als faszinierend.

 

Wir erreichten Darotaris etwa drei Stunden vor Sonnenaufgang. Unsere Verfolger hatten etwa eine halbe Stunde vor der Grenze des Gebietes aufgegeben und so näherten wir uns nun etwas ruhiger der Stadt.

Sie war ein Mix aus vergangener Zeit und Moderne. Es gab hier, wie bei jeder anderen unserer Städte, eine ziemlich hohe Mauer. Im Inneren waren die Städte so groß, dass man einige Minuten brauchte, um von einem Ende zum anderen zu kommen. So etwas zu bewachen fiel niemandem leicht, doch wir schafften es, meistens jedenfalls.

Wir hupten, um anzuzeigen, dass wir da waren. Mehrere Wachen sahen von oben auf uns herab und wir gaben ihnen das Zeichen, dass wir Verbündete waren. Ein Wachmann kam durch das Tor zu uns und Jack ließ das Fenster herunter.

„Wir bringen eure Kinder zurück“, sagte er nur knapp und der Wachmann sah nach hinten zu mir.

Sofort gab er das Okay zum Durchlassen. „Die Anführer erwarten euch“, teilte uns der Mann noch mit und wir fuhren weiter.

Mehrere Minuten fuhren wir durch die Stadt, bis wir die Mauern des Schlosses erreichten. Dahinter spielte sich alles ab: Die Ausbildung der Kinder und die Führung der Stadt.

Hier ließ man uns sofort rein und wir parkten vor dem Gebäude, wo die Verletzten versorgt wurden. Es warteten bereits einige Magierinnen auf uns, die sich dem Heilen zugewandt hatten statt dem Kampf und ich legte das Mädchen auf eine der Tragen. Doch sie hatte sich in meinem Hemd festgekrallt und wollte es einfach nicht loslassen.

„Es tut mir leid, sie hat einen unglaublich festen Griff“, entschuldigte sich eine der Schwestern.

„Schon gut, sie hat einiges durchgemacht. Ich kann kurz mit reinkommen, wenn es hilft.“ Sie nickte mir zu und ich gab Jack das Zeichen, dass er hier warten sollte. Dieser bestätigte kurz und sah sich interessiert um. Ich selbst folgte der Trage und kurz darauf stand ich mitten in einem Untersuchungszimmer und sah dabei zu, wie man versuchte, das Mädchen zu behandeln. Sie war nur halb bei sich, aber sie wehrte sich mit allem, was sie hatte gegen die helfenden Hände.

„In Ordnung, so wird das nichts. Wir werden sie betäuben müssen.“ Nun trat die Frau ans Kopfende der Trage und legte beide Hände an den Kopf des Mädchens.

„Nicht, bitte“, schluchzte die Verletzte.

---ENDE DER LESEPROBE---