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AT-II-Antagonisten oder Sartane gehören zu einer arzneilichen Wirkstoffklasse, die häufig zur Therapie der Volkskrankheit Bluthochdruck eingesetzt wird. Die ersten Vertreter dieser Wirkstoffklasse wurden Mitte der neunziger Jahre zugelassen und als Wirkstoffe mit sehr guter Verträglichkeit beschrieben. Aufgrund ihrer direkten Hemmung am AT-II-Rezeptor wird von den Sartanen angenommen, dass insbesondere die häufige Nebenwirkung Husten, die bei der älteren und gleich wirksamen Arzneistoffklasse der ACE-Hemmer auftritt, nicht vorkommt. Heike Heverhagen hat für den Zeitraum 2017 bis Anfang 2018 eine Recherche in der europäischen Nebenwirkungsdatenbank (Eudravigilance) zu gemeldeten Nebenwirkungen am Beispiel des Arzneistoffs Valsartan für die menschlichen Organsysteme durchgeführt und legt hier die Ergebnisse vor. Anhand der Funde in der Indikation Hypertonie, bei denen ein Zusammenhang zu Valsartan (unter Berücksichtigung der anderen eingenommenen gemeldeten Arzneimittel) möglich scheint, erfolgte ein Vergleich mit der aktuellen Fachinformation von Valsartan, um festzustellen, ob diese Nebenwirkung darin bereits für die Fachkreise veröffentlicht ist. Anderenfalls wurde untersucht, ob diese in den Fachinformationen von weiteren sechs häufig angewendeten AT-II-Antagonisten, der Datenbank des Arzneitelegramms bzw. in den Literaturdatenbanken Pubmed und Livivo im Zeitraum 1995–2016 gefunden werden können. Heverhagen arbeitet heraus, ob es sich um eine bisher nicht in diesen Quellen publizierte Nebenwirkung handelt bzw. ob es sich um einen Effekt handeln könnte, mit dem bei dem Einsatz eines jeden Vertreters dieser Wirkstoffklasse gerechnet werden muss. Zusätzlich werden die Nebenwirkungen der einbezogenen sieben Sartane verglichen mit Blick darauf, ob es bei einem oder mehreren Wirkstoffen ungewöhnliche Häufungen bezüglich spezieller Organsysteme gibt, die zu einer gesonderten Beurteilung eines oder mehrerer Wirkstoffe führen. Um eine Aussage zur Häufigkeit von Nebenwirkungen treffen zu können, werden die Angaben aus der Datenbank des Arzneitelegramms hinzugezogen.
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Seitenzahl: 132
Veröffentlichungsjahr: 2019
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Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
0. Zusammenfassung
1. Einleitung
2. Ziel- und Aufgabenstellung
3. Material und Methode
3.1 Vergleich der gemeldeten Verdachtsfälle an Nebenwirkungen pro Systemorganklasse für Candesartan, Eprosartan, Irbesartan, Losartan, Telmisartan, Valsartan und Olmesartan
3.2 Vorgehensweise bei der Auswertung der gefundenen Verdachtsfälle für Valsartan aus der Tabelle Line Listing
3.2.1 Suche nach Verdachtsfällen, die auf Valsartan und nicht auf die weiteren suspekten und interagierenden Arzneimittel zutreffen
3.2.2 Suche nach Verdachtsfällen, die auf Valsartan zutreffen könnten, aber in der aktuellen Fachinformation von Valsartan nicht enthalten sind
3.2.3 Vergleich der gefundenen Verdachtsfälle für Valsartan nach reaction groups (Systemorganklassen) mit den Fachinformationen der anderen zu betrachtenden Angiotensin-II-Antagonisten, den Häufigkeitskategorien des Arzneitelegramms und Ergänzung um diesbezügliche Funde aus der Literaturrecherche
4. Definitionen und Erläuterungen
4.1 Definition des Begriffes Nebenwirkung
4.2 Die EudraVigilance-Datenbank als ein Spontanmeldesystem
4.3 Begriff der Systemorganklassen
5. Darstellung der Ergebnisse
5.1 Hinweis auf ein Signal für gastrointestinale Nebenwirkungen des Wirkstoffes Olmesartan
5.2 Ergebnistabellen zum Wirkstoff Valsartan nach Systemorganklassen
5.2.1 Systemorganklasse Blut- und Lymphsystem
5.2.2 Systemorganklasse Herzerkrankungen
5.2.3 Systemorganklasse Kongenitale, familiäre und genetische Erkrankungen
5.2.4 Systemorganklasse Ohr und Labyrintherkrankungen
5.2.5 Systemorganklasse Endokrine Erkrankungen
5.2.6 Systemorganklasse Augenerkrankungen
5.2.7 Systemorganklasse Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes
5.2.8 Systemorganklasse Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
5.2.9 Systemorganklasse Leber- und Galleerkrankungen
5.2.10 Systemorganklasse Erkrankungen des Immunsystems
5.2.11 Systemorganklasse Infektionen und parasitäre Erkrankungen
5.2.12 Systemorganklasse Verletzung, Vergiftung und durch Eingriffe bedingte Komplikationen
5.2.13 Systemorganklasse Untersuchungen (Laborwerte)
5.2.14 Systemorganklasse Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen
5.2.15 Systemorganklasse Erkrankungen der Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen
5.2.16 Systemorganklasse Gutartige, bösartige und unspezifische Neubildungen (incl. Zysten und Polypen)
5.2.17 Systemorganklasse Erkrankungen des Nervensystems
5.2.18 Systemorganklasse Schwangerschaft, Wochenbett und perinatale Erkrankungen
5.2.19 Systemorganklasse Psychiatrische Erkrankungen
5.2.20 Systemorganklasse Nieren- und Harnwegserkrankungen
5.2.21 Systemorganklasse Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse
5.2.22 Systemorganklasse Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und des Mediastinums
5.2.23 Systemorganklasse Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes
5.2.24 Systemorganklasse Gefäßerkrankungen
6. Diskussion der Ergebnisse
6.1 Übersicht über die prozentuale Verteilung der in der EudraVigilance-Datenbank gemeldeten Verdachtsfälle an Nebenwirkungen pro Systemorganklasse und betrachteten Wirkstoff
6.2 Hinweis für ein Signal für gastrointestinale Nebenwirkungen des Wirkstoffes Olmesartan
6.3 Zusammenfassende Übersicht über verdächtige Reaktionen für den Wirkstoff Valsartan im Ergebnis der Recherche in der EudraVigilance-Datenbank nach Methodik 3.2.2 für alle Systemorganklassen
6.4 Ursachen möglicher Fehlinterpretationen am Beispiel Husteninzidenz Eprosartan
7. Schlussfolgerungen
Literaturverzeichnis
Anlage
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ACE-Hemmer
Angiotensin Converting Enzyme-Hemmer
AkdÄ
Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft
ANSM
Französische Regulierungsbehörde
AOK
Allgemeine Ortskrankenkasse
BfArM
Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte
CHARM
Candesartan in Heart failure
CHMP
Committee for Medicinal Products for Human Use
CK
Creatinkinase
cumm
mm³ bzw. µl
DDD
Defined Daily Dose
e. V. DHL
eingetragener Verein Deutsche Hochdruckliga
EEA
European Economic Area (Europäischer Wirtschaftsraum)
EG
Europäische Gemeinschaft
EMA
Europäische Arzneimittelagentur
embryotox.de
Internetportal des Pharmakovigilanz- und Beratungszentrums für Embryonaltoxikologie der Charité-Universitätsmedizin Berlin
ESC
European Society of Cardiology
ESH
European Society of Hypertension
et. al.
und andere
EU
Europäische Union
GKV
gesetzliche Krankenversicherung
HCT
Hydrochlorothiazid
ICH
International Conference on Harmonisation
ICSR Form
Individual Case Safety Reports (Erfassungsformular Nebenwirkungsmeldung)
IMS Health
börsennotiertes US-amerikanisches Unternehmen, das in der Marktforschung tätig war (seit Oktober 2016 „QuintilesIMS“)
incl.
inklusive
INN
International Nonproprietary Name (Internationaler Freiname)
Livivo
kostenfreies medizinisches Informationsportal
MedDRA
Medical Dictionary for Regulatory Activities
mmHg
Maßeinheit Millimeter Quecksilbersäule
NAVIGATOR
Nateglinide and Valsartan in Impaired Glucose Tolerance Outcomes Research
NON-EEA
außerhalb der EEA (außerhalb des europäischen Wirtschaftsraumes)
NOS
nicht weiter spezifiziert
Off-Label-Use
Anwendung außerhalb der Zulassung
p-Wert
Überschreitungswahrscheinlichkeit, Signifikanzwert; englisch p
PharMaAnalyst
frei zugängliche Datei des Wissenschaftlichen Institutes der AOK
PPI
Protonenpumpeninhibitoren
ProFESS
Prevention Regimen For Effectively avoiding Second Strokes
PSA
Prostataspezifisches Antigen
Pubmed
englischsprachige bibliographische Referenzdatenbank mit medizinischen Artikeln
RAAS
Renin-Angiotensin-Aldosteron-System
SANZ
Schweizer Arzneimittelnebenwirkungszentrale
TMD
Tagesmaximaldosis
Tsd.
Tausend
UAW
Unerwünschte Arzneimittelwirkung
US-amerikanisch
aus den USA stammend
USA
United States of America
VO
Verordnungen
WHO
World Health Organisation
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Im Ergebnis einer Recherche in der EudraVigilance-Datenbank resultieren (tagaktuelle) Ergebnisberichte zu Verdachtsfällen an Nebenwirkungen, die im Zusammenhang mit den Fachinformationen und Datenbanken wichtige Entscheidungshilfen für den Einsatz von Angiotensin-II-Antagonisten bieten können. Dabei sind Recherchen beispielsweise zu Systemorganklassen, verdächtigen Reaktionen, Altersgruppen und Reportergruppen möglich. Anhand einer exemplarischen Auswertung der Verdachtsfälle zu unerwünschten Arzneimittelwirkungen des Wirkstoffs Valsartan aus der EudraVigilance-Datenbank in der Indikation Hypertonie wurde festgestellt, dass die aktuelle Fachinformation von Valsartan Lücken bei den Angaben der Nebenwirkungen aufweist. Durch Vergleich mit den Angaben in den Fachinformationen der anderen betrachteten Angiotensin-II-Antagonisten wurde ermittelt, ob die für Valsartan neu gefundene Reaktion, die sich auch nicht aus den Nebenwirkungen der weiteren verdächtigen / interagierenden Arzneimitteln der Meldung erklärt, in der Arzneistoffklasse schon aufgetreten ist oder sogar gruppenspezifisch erscheint.
Aus der Zahl der durch Recherche in der EudraVigilance-Datenbank gefundenen Verdachtsfälle zu bestimmten Nebenwirkungen einer Systemorganklasse kann jedoch keine Häufigkeitseinstufung berechnet werden, da die Zahl der exponierten Patienten und die Zahl der unterbliebenen Meldungen nicht bekannt sind. Deswegen wird als weitere Datenquelle die Datenbank des Arzneitelegramms ausgewertet, deren Häufigkeitsangaben nicht nur aus inländischen, sondern auch aus US-amerikanischen Produktinformationen sowie Metaanalysen und Studien resultieren. Ergänzend werden Ergebnisse einer Literaturrecherche zu den Nebenwirkungen der Angiotensin-II-Antagonisten aus den Literaturdatenbanken Pubmed und Livivo aus dem Zeitraum 1995–2016 hinzugezogen.
Im Ergebnis kann festgestellt werden, dass aufgrund des Vergleichs der gesamten Zahl der Verdachtsfälle pro Systemorganklasse und Wirkstoff aus der EudraVigilance-Datenbank auch bei den anderen Angiotensin-II-Antagonisten Lücken vermutet werden müssen. Dieser Verdacht erhärtet sich noch durch die Auswertung der Häufigkeitseinstufung des Arzneitelegramms bei vielen Nebenwirkungen und durch Ergebnisse der Literaturrecherche.
Ein wichtiges Ergebnis ist die im Vergleich zu den anderen Angiotensin-II-Antagonisten auffallende 3- bis 5-fach größere Häufigkeit der Zahl der Verdachtsfälle für Sprue-ähnliche Enteropathien bei dem Wirkstoff Olmesartan. In Frankreich ergriff die nationale Regulierungsbehörde bereits 2016 Maßnahmen, so dass dort der Wirkstoff nicht mehr erstattungsfähig ist. Bei gleicher Wirksamkeit in der Arzneistoffklasse wird empfohlen, andere Angiotensin-II-Antagonisten einzusetzen.
Auffallend sind ebenfalls die spärlichen Angaben zu Nebenwirkungen bei dem Wirkstoff Eprosartan, die sich in der Auswertung nicht bestätigt hat. Beispielsweise ist die Husteninzidenz als Nebenwirkung bei Eprosartan mit bis zu 13 % (Angabe Datenbank Arzneitelegramm) häufiger als bei dem Durchschnitt der Arzneistoffklasse der ACE-Hemmer (10 %). Dies ist bedeutsam, da gerade Angiotensin-II-Antagonisten wegen ihrer niedrigeren Nebenwirkungsinzidenz (Husten) den ACE-Hemmern vorgezogen werden.
Für eine(n) Angehörige(n) der Heilberufe ist es erschwert, Vergleiche zwischen Vertretern der Angiotensin-II-Antagonisten anhand der Fachinformationen vorzunehmen, weil die Angaben zu Nebenwirkungen Lücken aufweisen, Sekundärliteratur erforderlich ist und Begriffe in verschiedenen Abschnitten der Fachinformation (Nebenwirkungen in Textform in den Abschnitten 4.4, 4.6 und 4.9) sowie auch mit verschiedenen Begrifflichkeiten erfolgen. Weitere Querverweise auf gruppenspezifische Effekte wären hilfreich, wie z. B. der Hinweis auf Nebenwirkungen, die bisher nur bei anderen Vertretern der Arzneistoffklasse vorgekommen sind, aber auch bei dem beschriebenen Angiotensin-II-Antagonisten denkbar wären (Beispiele: Anämie, Rhabdomyolyse).
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Nach einer Statistik der Deutschen Hochdruckliga e. V. DHL leiden 20 bis 30 Millionen der heute lebenden Bundesbürger unter Bluthochdruck (also fast jeder Dritte in Deutschland) (1). Bereits die Hälfte der 14- bis 17-jährigen Jungen und ein Viertel der 14- bis 17-jährigen Mädchen überschreiten die Erwachsenengrenzwerte für einen nicht optimalen Blutdruck von 120 / 80 mm Hg (2). Bluthochdruck ist jedoch behandelbar. Im Juni 2013 wurden die neuen European Society of Hypertension (ESH) / European Society of Cardiology (ESC)-Leitlinien zum Management der arteriellen Hypertonie publiziert (3). In den neuen Leitlinien wird der Blutdrucksenkung an sich die größte Bedeutung zugemessen, nicht die Art der Wirkstoffklasse, die dafür verwendet wird. Demzufolge sind die fünf großen Substanzklassen zur Behandlung der Hypertonie (Diuretika, Betablocker, Calciumantagonisten, ACE-Hemmer und Angiotensin-II-Antagonisten) alle gleichermaßen für die Initial- und Dauerbehandlung geeignet, sei es als Mono- oder Kombinationstherapie. Natürlich sollte dies unter Berücksichtigung von absoluten oder relativen Kontraindikationen und spezifischen Indikationen erfolgen. In die Therapieentscheidung einzubeziehen sind allerdings auch Faktoren wie Komedikationen (Interaktionsmöglichkeiten) und die Wahrscheinlichkeit sowie die Art von unerwünschten Nebenwirkungen, die bei der jeweiligen Substanzklasse auftreten können.
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In dieser Arbeit soll das Nebenwirkungsprofil von 7 Vertretern der Angiotensin-II-Antagonisten (Candesartan, Eprosartan, Irbesartan, Losartan, Telmisartan, Valsartan und Olmesartan), insbesondere am Beispiel von Valsartan, unter Einbeziehung der im Spontanmeldesystem EudraVigilance-Datenbank enthaltenen Verdachtsfälle, einer Auswertung der Datenbank des Arzneitelegramms zur Nebenwirkungshäufigkeit sowie einer Analyse von Fallberichten und Publikationen aus einer Literaturrecherche von 1995 bis 2016 analysiert werden.
Vertreter der Wirkstoffklasse der Angiotensin-II-Antagonisten befinden sich seit 1995 in Deutschland im Handel. In Studien zur Effektivität und Sicherheit der Angiotensin-II-Antagonisten werden lediglich Nebenwirkungen im Placebobereich attestiert (4). Seltene Nebenwirkungen können in den kontrollierten Studien, die zur Arzneimittelzulassung geführt haben, meist nicht vollständig beschrieben werden. Gründe liegen hier in der statistischen Aussagekraft und in der speziellen Patientenselektion im Rahmen klinischer Prüfungen, die nicht unbedingt repräsentativ für die zu behandelnde Bevölkerungsgruppe sind (5), (6). Jedoch können auch seltene Nebenwirkungen bedeutsam werden, wenn die Anwendungshäufigkeit in der Bevölkerung sehr groß ist. Beispielsweise würde eine sehr seltene Nebenwirkung, die im Verhältnis 1 : 100.000 auftritt, bei Einnahme des Wirkstoffes von 22 Millionen Patienten (8 Milliarden Tagesdosen geteilt durch 365 ergibt ca. 22 Millionen Tagesdosen) zu einem 22.000-fachen Auftreten dieser sehr seltenen Nebenwirkung führen. Das ist besonders bedeutsam, wenn die entsprechende Nebenwirkung als schwerwiegend eingestuft ist.
In der vorliegenden Arbeit soll ermittelt werden, ob es innerhalb der Arzneistoffklasse Angiotensin-II-Antagonisten Auffälligkeiten im Profil der Verdachtsfälle an Nebenwirkungen pro Systemorganklasse (Begriffserläuterung siehe Kapitel 4.3) zwischen den einzelnen Wirkstoffen gibt. Weiter soll exemplarisch zu Valsartan als Vertreter der Angiotensin-II-Antagonisten in der EudraVigilance-Datenbank recherchiert werden, ob es verdächtige Reaktionen gibt, die in der aktuellen Fachinformation von Valsartan (7) nicht enthalten sind. Danach wird geprüft, ob diese Verdachtsfälle in den Fachinformationen der anderen zu betrachtenden Angiotensin-II-Antagonisten enthalten sind (8), (9), (10), (11), (12), (13). Es soll diskutiert werden, ob es sich um einen gruppenspezifischen Effekt handeln könnte. Da aus der Zahl der gefundenen Meldungen in der EudraVigilance-Datenbank keine Häufigkeit der verdächtigen Reaktion geschlussfolgert werden kann, wird die Häufigkeitseinstufung aus der Datenbank des Arzneitelegramms zum Vergleich mit den Fachinformationen herangezogen. Funde aus der Literaturrecherche zu verdächtigen Reaktionen sollen die Ergebnisse ergänzen.
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Zur Orientierung wird der Verbrauch an Tagesdosen zu Lasten der GKV in Deutschland 2016 für jeden der genannten Angiotensin-II-Antagonisten mit Hilfe der öffentlich zugänglichen Datei „PharMaAnalyst“ des Wissenschaftlichen Institutes der AOK (14) dargestellt. Daraus ergibt sich, welcher Angiotensin-II-Antagonist wie häufig in Deutschland angewendet wird. Theoretisch könnten von dem am meisten angewendeten Angiotensin-II-Antagonisten auch die meisten Verdachtsfälle gemeldet sein. Deshalb werden die Zahl der gemeldeten Verdachtsfälle an Nebenwirkungen in der EudraVigilance-Datenbank kumulativ bis Ende Januar 2018 in dieser tabellarischen Übersicht aufgeführt. Da es sich um eine europäische Datenbank handelt, ist auch interessant, aus welchen Herkunftsländern die Meldungen stammen. Die Herkunft der Meldungen aus den Staaten des Europäischen Wirtschaftsraumes (EEA – European Ecomomic Area) und der Länder außerhalb des Europäischen Wirtschaftsraumes (NON – EEA Staaten) („Number of individual cases by EEA countries“ – Zahl der individuellen Fälle aus dem europäischen Wirtschaftsraum) wird ausgewertet. Eventuelle Zusammenhänge zu der gemeldeten Zahl an Verdachtsfällen für Nebenwirkungen werden erläutert.
Auf der Webseite des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte unter dem Begriff Arzneimittel, Pharmakovigilanz (15) findet sich der direkte Zugang zur Europäischen Datenbank zu Nebenwirkungen (EudraVigilance-Datenbank) (16). Für diese Datenbank existieren entsprechend dem Datenschutzgesetz Zugänge für Zulassungsinhaber, nationale Regulierungsbehörden, akademische Institutionen, die Gesundheitsberufe und die Öffentlichkeit, die WHO und medizinische Regulierungsbehörden außerhalb der EU. Für diese Arbeit wurde der Zugang für healthcare professionals (Gesundheitsberufe), patients (Patienten) and the general public (Öffentlichkeit) genutzt.
Recherchiert wird in der Datenbank mit Hilfe der Suchfunktion (17). Da nicht alle Angiotensin-II-Antagonisten zentral zugelassen sind, wird einheitlich nur über die INN-Bezeichnung („Suspected adverse drug reaction reports for Substances“) gesucht. Im Ergebnis dieses Schrittes „Suche“ erscheinen zu dem jeweiligen Wirkstoff die Reiter:
„Number of individual cases (by age group, by sex)“ (Zahl der individuellen Fälle (nach Alter, nach Geschlecht)),
„Number of individual cases received over time“ (Zahl der individuellen Fälle, die über die Zeit kumulativ gemeldet wurden),
„Number of individual cases by EEA countries“ (Zahl der individuellen Fälle aus dem europäischen Wirtschaftsraum),
„Number of individual cases by reaction groups (by sex, by age group, by seriousness, by reporter group, by geographic origin“ (Zahl der individuellen Fälle nach Systemorganklassen (nach Geschlecht, nach Altersgruppe, nach Schweregrad, nach der Qualifikation des Meldenden, nach geographischer Herkunft),
„Number of individual cases for a selected reaction group“ (Zahl der individuellen Fälle nach einer bestimmten Systemorganklasse),
„Number of individual cases for a selected reaction“ (Zahl der individuellen Fälle nach einer bestimmten Reaktion) und
„Line Listing“ (Auflistung gesammelter Verdachtsfälle nach ausgewählten Filterkriterien).
Die gewählten Filterkriterien für die Suche nach Verdachtsfällen für den Wirkstoff Valsartan und je Systemorganklasse werden in Tabelle 1 dargestellt.
Tabelle 1: Suchkriterien zur Recherche der Verdachtsfälle an Nebenwirkungen pro Systemorganklasse, Beispiel Systemorganklasse Blut- und Lymphsystem
Choose the filtering conditions to see the line listing of individual cases identified in EudraVigilance for VALSARTAN (up to Jan 2018)
Seriousness
None
Geographic origin
None
Reporter Group
None
Sex
None
Age Group
None
Reaction Groups
Blood and lymphatic disorders
Reported Suspected Reaction
None
Gateway Date
2018 bzw. 2017
Das Rechercheergebnis in Form der Tabellen (Line Listing) pro Systemorganklasse (reaction groups) listet die im Abfragezeitraum gemeldeten Verdachtsfälle in fortlaufenden Tabellenzeilen. Eine Tabellenzeile entspricht einem Verdachtsfall (siehe Einzelheiten und Benutzerhinweise) (18).
In einigen Fällen wurden bei der Auswertung inhaltliche Diskrepanzen zwischen den Inhalten der Tabellenzeilen und den jeweiligen angehängten Erfassungsformblättern (ICSR Form) festgestellt (im Erfassungsformular wurden z. B. keine Arzneistoffe aufgeführt, der recherchierte Wirkstoff Valsartan war nicht angegeben o. ä.). Da davon ausgegangen wird, dass die Erfassungsformblätter den Verdachtsfall authentisch widerspiegeln, wurden generell die Inhalte der Erfassungsformblätter zugrunde gelegt. Unter den gemeldeten Verdachtsfällen werden nur die ausgewählt, bei denen der Wirkstoff Valsartan in der Indikation Hypertonie angewendet wurde.
Es wurde eine Zwischenübersicht für jede der ausgewerteten reaction groups (Systemorganklassen) erstellt, in der enthalten sind bzw. ausgewertet wurden:
die laufende Nummer des (aus Line Listing) ausgewählten Erfassungsformulares (Kriterium: Valsartan bei Indikation Hypertonie),
die Schwere des Verdachtsfalles (schwerwiegend: ja / nein),
erfolgte eine Monotherapie mit dem Wirkstoff Valsartan: (ja / nein),
wurden weitere für die angegebene(n) verdächtige(n) Reaktion(en) in Frage kommenden Arzneimittel (verdächtig oder interagierend) angegeben: (Aufzählung) und
die Information, ob bei den weiteren Arzneimitteln bzw. Arzneistoffen, die neben Valsartan als verdächtig oder interagierend angewendet worden waren, in der aktuellsten zugehörigen Fachinformation, bei Arzneimitteln / Arzneistoffen aus Nicht-EU-Ländern in der Drugbase Datenbank bzw. der jeweiligen Fachinformation des Herkunftlandes oder in der Fachinformation eines in der EU analogen Wirkstoffes der gleichen Stoffgruppe die gemeldeten verdächtigen Reaktionen enthalten waren (ja / nein). Bei Verdachtsfällen zur Teratogenität/Fetotoxizität von Arzneistoffen wurde neben der Fachinformation die Datenbank embryotox.de benutzt.