Verhaltensauffällig - Katja Weidemann - E-Book

Verhaltensauffällig E-Book

Katja Weidemann

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Beschreibung

Verhaltensauffällig - Die ungesehen Ängste bei Kindern und die daraus entstehenden Verhaltensauffälligkeiten Dieses Buch richtet sich an Eltern, Lehrer, Ärzte, Therapeuten und alle Menschen, die mit Kindern leben oder arbeiten und die nach Lösungen und Hilfestellungen bei verhaltensauffälligen Kindern suchen. Kindern zu helfen ist eine sehr erfüllende Aufgabe. In diesem Buch erfahren die Lesenden viel über Beweggründe, warum Katja Weidemann Kindern helfen möchte, wie sie dabei vorgeht und die Kinder einbezieht. Sie hat eine eigene, international anerkannte Behandlungsmethode, die speziell auf die Bedürfnisse von Kindern ausgelegt ist, entwickelt. Auch die Kommunikationsformen und die verwendeten Techniken und Tools sind in kindgerechter Form umgesetzt. So werden nicht nur die Berührungsängste der kleinen Patienten abgebaut, sondern ein Verständnis für die Wichtigkeit bestimmter Vorgehensweisen und das Einhalten von Ernährungsvorgaben und Medikation aufgebaut. Kinder wenden ihre Methode gerne an, da sie ihnen Spaß und Freude bereitet. "Inwieweit beeinflussen psychische Konflikte das vegetative Nervensystem und der Darm das psychische Allgemeinbefinden des Kindes und seine Erkrankungen?" Diese Fragestellung war die Grundlage für ihre Evaluierung mit 15 Kindern, die ihre Erfahrungen mit der Behandlung eindrucksvoll bestätigt. Die Ergebnisse hat sie in dem Buch "Verhaltensauffällig" aufbereitet und mit Erfahrungsberichten der Eltern abgerundet.

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Seitenzahl: 84

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Inhaltsangabe

Die ungesehene Angst bei Kindern

Weshalb ich die Angst der Kinder so gut wahrnehmen kann

Mein beruflicher Werdegang und meine Erkenntnisse daraus

Die Liebe zu den Kindern

Mein eigenes Kinderbehandlungskonzept

Beispiel Schulungsunterlagen

Die Mithilfe der Kinder

Zwerge, die in den Kindern rumpeln und pumpeln

Die Zwergenfrau

Das Ergebnis meiner Arbeit

» Die Kinderstudie

» Vorwort

» Fragestellung

» Gliederung

» Einführung in das Thema

» Probanden

» Methoden

» Diagnostik

» Therapie

» Ernährung

» Ergebnisse

» Gesamtergebnisse der Studie

» Diskussion

Literatur /Quellenangaben

Erfahrungsberichte der Eltern

Glossar

Danksagungen

Über die Autorin

Die ungesehene Angst bei Kindern

Inwieweit beeinflussen Ängste und psychische Konflikte das vegetative Nervensystem?

Inwiefern beeinflusst der Darm das psychische Allgemeinbefinden des Kindes oder löst Erkrankungen aus?

Und in welchem Maße ist unser Gesellschaftssystem und unser Verständnis von Bildung und Erziehung an diesen Folgen beteiligt oder gar dafür verantwortlich? Können ungesehene Ängste als Ursache für Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern aufgedeckt und gelöst werden?

Unangenehme Ereignisse, starke Eindrücke, Belastendes oder Unverstandenes können bei Kindern Spuren hinterlassen, die sich über Stress im vegetativen Nervensystem und als körperliche Beschwerden früher oder später bemerkbar machen, auch in der Schule. So wirken physische und seelische Verletzungen bei Kindern, wie bei allen Menschen, auf Körper, Geist, Psyche und Emotionen. Emotionale Verletzungen sind wie „Wunden, die von außen niemand sieht“. Oftmals werden diese Situationen erst später bewusst verstanden, sind jedoch im Unterbewusstsein gespeichert und werden durch ähnliche traumatische Situationen unbewusst restimuliert. So tragen viele Kinder mehr unverarbeitete Gefühle in sich als sie verkraften oder verarbeiten können.

Es gibt vier Bausteine, auf denen das Kinderkonzept „Wunden heilen, die von außen niemand sieht“ aufgebaut ist:

» Ängste lösen

» seelische Konflikte erkennen und behandeln

» das Immunsystem stärken (das vornehmlich im Darm zu Hause ist)

» die Ernährung umstellen, entsprechend der Bedürfnisse des Körpers, um die Entzündung im Darm ausheilen zu lassen

Anhand dieses Konzepts kann ein Kind mit einem gestörten vegetativen Nervensystem wieder in seine Mitte kommen.

Und schließlich kann so die Heilung erfolgen, weil das Kinderkonzept ganzheitlich behandelt und dabei Körper, Geist, Psyche und Emotionen miteinbezieht.

“ Wir Erwachsenen machen uns oft keine Vorstellung vom Erleben der Kinder und ihrem Umgang mit Ängsten. So würden wir uns wundern, welche tiefen Ängste in Kindern schlummern und welche Lösungsstrategien sie aus ihrem kindlichen Erleben und ihrer Hilflosigkeit oder Not entwickeln. Mit diesem Buch werden Sie dafür sensibilisiert, Ihr Kind tiefer zu verstehen und die notwendige Heilung, auch durch fachliche Unterstützung, für Ihr Kind möglich zu machen. “

Weshalb ich die Angst der Kinder so gut wahrnehmen kann

An einem Dienstagmorgen erblickte ich das Licht der Welt und ich sollte Manfred heißen. Es gab da jedoch ein Problem: Ich war kein Junge und ich kam auch nicht allein auf die Welt. Ich brachte mir meine Zwillingsschwester mit.

Bei ihr und meiner Mutter konnte ich nicht lange bleiben, denn man brachte mich in die Kinderklinik, weil ich zu klein und zu dünn war und Anpassungsstörungen hatte.

Dort wurde ich, gerade einmal 36 Wochen alt, als hypotrophes Mangelzwillingsgeborenes mit 2000 g in ein Wärmebettchen gelegt und die nächsten Wochen versorgt. So lernte ich nicht als erstes die Liebe meiner Mutter und meines Vaters kennen, sondern die Angst.

Die Kinderklinik mit anderen Augen betrachtet

Vor 50 Jahren gab es noch keine offenen Besuchszeiten für Kinder wie wir sie heute kennen. Damals wurden die Kinder in der Kinderklinik den Eltern nur von der anderen Seite der Scheibe gezeigt, wenn sie sie besuchen wollten. Ich wurde als Baby gefüttert, gewickelt und in ein Bettchen gepackt. Aber ich war zutiefst einsam und alleine, es fehlten mir meine Mutter und meine Zwillingsschwester. Hierdurch entstand das erste große Trauma in meinem Leben.

Ich hatte das Glück, denn ich bekam als erwachsene Frau Zugriff auf meine Baby-Akte und konnte nun mit eigenen Augen sehen und nachlesen, wie viel Panik ich damals hatte: Ich wurde vor lauter Schreien sediert und setzte angstbedingt viel Stuhlgang ab. Dadurch erhielt mein Darm seine erste Störung.

Später im Kleinkindalter und in der Grundschule hatte ich mehr Furcht als meine Zwillingsschwester, da mir das Urvertrauen fehlte und ich mir dieses erst erarbeiten musste.

Meine Mutter erzählte mir immer, dass ich nicht in den Kindergarten wollte, der bei uns zu Hause direkt um die Ecke war, und dass ich auch nicht bereit war zu bleiben, wenn sie meine Schwester und mich morgens hinbrachte.

Oft schrie ich so lange, bis eine Kindergärtnerin mich nach Hause brachte. Und auch bei der Einschulung ließ ich meine Mutter nicht los.

Immer wieder meldete sich die Angst in meinem Leben. Doch niemand erkannte sie als solche.

Als ich 11 Jahre alt war, beschloss ich, Säuglingsschwester zu werden. Meine Beweggründe, weshalb und warum ich Kinderkrankenschwester werden wollte, waren mir damals noch nicht bewusst. Zu der Erkenntnis sollte ich erst Jahre später gelangen. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt nur eines: Ich wollte den kleinen Babys helfen und für sie da sein.

Mein beruflicher Werdegang und meine Erkenntnisse daraus

So begann ich am 1. April 1985 meine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester im Aachener Klinikum. Ich selbst war eines der Kinder in der Kinderklinik gewesen, die ich nun versorgen durfte. Und immer wieder begegnete mir bei den Kindern diese Angst, für die ich in höchstem Maße sensibel war und die ich so gut verstand.

Nach der Ausbildung zur Kinderkrankenschwester ging ich nach Heidelberg an die Uniklinik auf die Kinderintensivstation. Dort wurde ich zur Fachschwester für Kinderheilkunde und Intensivmedizin ausgebildet.

Es war eine wertvolle Zeit, in der mich das Leben sehr prägte. Ich gehörte mit zum Reanimationsteam der Kinderklinik, machte Erstversorgungen mit den Ärzten in den Geburtskliniken. Holte die Kinder nach großen Herzoperationen beatmet mit dem ärztlichen Team ab und flog auch mit dem Hubschrauber und mit dem Flugzeug Einsätze. Sogar nach Boston/Amerika ging es einmal, um dort mit dem Oberarzt ein beatmetes Kind abzuholen.

Ich versorgte Kinder, die an die Beatmungsmaschine und mehr als 10 Perfusoren angeschlossen waren. Oft kam noch eine Dialyse hinzu. Das erforderte meinerseits jedes Mal hohe Konzentration und einen klaren Kopf. Ich sah viel Schmerz und Leid bei den Kindern und deren Eltern.

Es ist nicht nur das Kind, das man betreut. Man begleitet auch die Eltern in ihrer Angst und Sorge um ihr Kind und kommt ihnen dabei sehr nah. Das Pflegepersonal ist für die Eltern eine wichtige emotionale Stütze, die sie in ihrer Not auch dringend brauchen.

Überall auf den Stationen bei diesen Kindern und ihren Eltern war die Angst ständiger Begleiter, vor allem bei den kleinen Patienten. Niemand kümmerte sich jedoch bewusst um diese Angst, um Spätschäden zu lindern oder gar zu vermeiden. Stattdessen sah man hier in erster Linie den Schmerz und die Erkrankung, was unter den Umständen normal und in gewisser Weise auch verständlich war. Denn dem Schmerz und der Erkrankung kam auf der Intensivstation nun einmal die höchste Priorität zu. Um alles Weitere konnte man sich zu einem späteren Zeitpunkt kümmern.

Das annehmen, was ist

Ich lernte, beobachtete, sah und hörte den Kindern zu. Auch durfte ich in der Leitungsfunktion am Aufbau der neuen kinderkardiologischen Intensivstation in Heidelberg an der Universitäts-Kinderklink mitwirken, sie führen und leiten.

Es gab in meinem Leben zu dieser Zeit nur noch schwerstkranke Kinder und den Tod. Es gehörte mit zu meiner Aufgabe, die verstorbenen Kinder in die Leichenhalle zu bringen. Es war so schwer, als junge Schwester ein Baby, das man lange Zeit versorgt und lieb gewonnen hatte, in ein Handtuch zu wickeln, dann in eine Decke zu legen, damit niemand den leblosen Körper sah, und auf dem Arm von der Station zu tragen.

Um anschließend mit dem Kind alleine im Aufzug zu stehen, den kleinen, kalten Körper im Arm zu halten und ihn dann in der Leichenhalle abzulegen und in ein kleines Kühlfach zu schieben. Dies waren mit die schwersten Momente in meinem Leben. Ich hatte diese Kinder lieb gewonnen. Ich wollte ihnen doch helfen, wollte, dass sie gesund werden. Aber das war nicht geschehen.

So streichelte ich jedem toten Kind in der Leichenhalle noch einmal über das kleine, kalte Gesicht und versprach dabei diesen Kindern, die ich im Tod begleitete, für sie mit weiterzuleben. Ich beschloss, bewusst und intensiv zu Leben und an meiner Vision festzuhalten, Kindern zu helfen und mich um ihre Angst zu kümmern. Ich wollte bei ihnen sein und sie dabei unterstützen, die Angst aufzulösen und ihre Symptome so zu lindern, dass es ihnen im Laufe ihres Genesungsprozesses besser ginge und sie nicht aufgeben würden. Eines Tages würde ich den Kindern mit meiner eigenen Vorstellung von Therapie helfen können.

Das Pflegepersonal im Krankenhaus

Es ist mir sehr wichtig, an dieser Stelle meinen großen Respekt und meine Wertschätzung für alle Kollegen und Kolleginnen in der Klinik auszudrücken – für alles, was sie für die Kinder tun. Es wird ihnen viel zu wenig gedankt. Die Eltern und Angehörigen können es in diesen schweren Momenten einfach nicht, da ihre Angst um ihr Kind zu groß ist und sie selbst in ihrem Leid gefangen sind.

Kaum einer jedoch sieht den Schmerz des Pflegepersonals, den auch sie für die Kinder empfinden, wenn sie Tag und Nacht an deren Bettchen stehen, und den sie oft mit nach Hause nehmen. Denn das Leid der Kinder und deren Eltern müssen auch sie erst einmal verarbeiten und oft in schlaflosen Nächten durchleben. Um dann am nächsten Morgen wieder mit neuem Mut, klarem Geist und offenem Herzen für die kleinen Wesen und die Eltern da zu sein. Nur wenige Menschen sehen die Sorge und Angst des Pflegepersonals um diese Kinder. Und irgendwann müssen die Pflegekräfte es zuwege bringen, diese Angst nicht mehr zu fühlen, um nicht selber dabei unterzugehen und ihre Arbeit mit allen Konsequenzen verkraften und ausführen zu können. Sie müssen auch weiterhin auf den Stationen ihre Arbeit machen, da sie dort in ihrer Funktion und mit ihrem ganzen Wissen und Können gebraucht werden.