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Dies ist die Fortsetzung von Verliebt in einen Superstar. Melli und Austin kommen frisch vermählt aus der Saisonpause nach Berlin zurück und bald merkt vor allem Melli, dass der gemeinsame Urlaub vorbei ist. Quälend langsam läuft für sie die Suche nach einem neuen Job. Und wenn da bloß nicht die Presse wäre, die an jeder Ecke, noch penetranter als zuvor, auf der Lauer liegt. Nach der gewonnenen Meisterschaft in der letzten Saison bleibt der Erwartungsdruck auf Austin als Import-Superstar groß und gemeinsame Zeit mit seiner Frau Melli eher rar. Als dann auch noch ein Schicksalsschlag Mellis Familie erschüttert und zu allem Überfluss auch noch Mellis Ex-Freund Dennis auftaucht, scheint das Chaos perfekt zu sein.
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Veröffentlichungsjahr: 2023
~ Anika Bischoff-Borrmann ~
Verheiratet mit einem Superstar
Eine Eishockeyliebesgeschichte
© 2023 Anika Bischoff-Borrmann Alle Rechte vorbehalten. ISBN: 9783734741548 Herstellung und Verlag: BoD - Books on Demand, Norderstedt
Prolog
~ Melli ~
Gedankenverloren wischte ich über den Bildschirm meines Mobiltelefons, durch meine Handy-Fotos. Durch unsere Hochzeitsfotos. Die Monate in den USA waren regelrecht verflogen. Zunächst quartierten wir uns bei Andy und Maria – Austins Eltern – in San Diego ein. Austin erholte sich vom Rest seiner Verletzungen, welche er sich während der Finalserie der Playoffs zugezogen hatte. Er hatte sich eine leichte Gehirnerschütterung und einen Nasenbeinbruch zugezogen. Dazu unzählige Hämatome, die in allen Farben seinen Körper schmückten und hatte obendrein auch einen Schneidezahn verloren. Die Zahnlücke blieb jedoch und ergänzte unbewusst seinen ganz eigenen Eishockeyspieler-Look. Er hatte sich vorerst gegen ein provisorisches Implantat entschieden, was er in der Freizeit hätte tragen können. Eishockeyspieler ließen sich ihre Zähne meist erst nach der Karriere wieder vollständig richten.
Nachdem er mir erfolglos zeigte, wie man im Meer surfte, begannen wir einige Orte der USA zu besuchen, die Austin liebte und mir zeigen wollte. Orte in Kalifornien, aber auch die berühmte Mall of America in Minnesota, eine Mall mit integriertem Freizeitpark. Dort fuhren wir tatsächlich mit einer Achterbahn. Wir waren am Salzsee im Bundesstaat Utah, wo wir auf wild lebende Bisons trafen. Schlussendlich besuchten wir Las Vegas und Reno. In Las Vegas feierten Austin und ich unsere Geburtstage. Wir waren zwei Sommerkinder und entschieden uns, ganz privat – nur wir zwei – nach Las Vegas zu fahren und uns ein wenig zu amüsieren. Austin wurde 26, ich wurde zwei Wochen später 31 Jahre. Nun denn, ich sprach ohnehin nicht gern über mein Alter. In Reno hatten wir geheiratet. Es war eine Spielerstadt, ähnlich wie Las Vegas. Jedoch war Reno kleiner und ruhiger als die touristisch sehr angesagte Stadt Las Vegas. Wir hatten eine kleine feierliche Runde. Austins Eltern waren dabei und auch seine schwangere Schwester Elisa und deren Freund Henry. Austin wollte es klein und beschaulich halten. Meine Familie war ohnehin in Deutschland und Austin und ich schätzten die Zeit ohne großen Rummel. Unsere Ringe waren traditionell in Gold gehalten, meinen Ring zierte noch ein kleiner Diamant im Brillantschliff. Es gab zwei Dinge, mit denen Austin mich umgehauen hatte. Eine Sache passierte in dem Moment der Liebeserklärung, während der Hochzeitszeremonie. Austin hatte nach einem Mikrofon gefragt. Musik wurde gestartet und er begann ein älteres Lied zu rappen. Ich kannte das Lied. Ich wusste jedoch nicht, dass Austin singen oder besser gesagt rappen konnte. Und die kurze Gesangseinlage als Liebeserklärung war nicht die einzige Überraschung. Er hatte sich tatsächlich den Song einer deutschen Rapgruppe ausgesucht. Ich hatte keine Ahnung, dass er mir etwas singen wollte und das auch noch auf Deutsch. Seine Familie sah seiner Gesangseinlage fröhlich zu, verstand aber kein Wort davon. Ich lächelte und heulte gleichermaßen.
Ich seh tausend Frauen, doch nicht eine mit Augen wie diese.
Die Welt ist hart, aber du gibst mir Vertrauen in die Liebe, yeah.
…
Bis wir uns küssten und liebten, so heiß und so deep.
Unsere Liebe wurde prophezeit in den Hieroglyphen.
Als du das erste Mal gesagt hast, du liebst mich.
Konnt ich mir vorstellen, wie das Paradies ist.
Egal was für ‘ne Frau, was für Hüften, was für Beine.
Ladies, keine Chance, es ist diese oder keine.
…
Und weil wir immer noch am Start sind und zusamm‘n gehör’n,
wie Lois Lane und Clark Kent, jap, möchte ich dir schwör’n,
dass ich immer stark bin, ich liebe dein Körper.
Um dich zu beschreiben fehl‘n selbst mir die Wörter.
Die Eine, die Eine oder keine …
Er hatte mir auf dem Hinflug in die USA bereits versichert, dass ich bei der Hochzeit weinen würde, doch das, was er dort ablieferte, etwas so Rührendes hätte ich nie erwartet. Nach der Zeremonie waren wir beide verheult. Und wir waren verheiratet. Wir waren tatsächlich Mann und Frau. Es war um die Jahreszeit im Sommer sehr heiß gewesen und so trug ich ein kurzes weißes Sommerkleid, während Austin sich für einen weißen Smoking entschieden hatte. Der weiße Anzug und dazu seine karamellfarbige Haut, er sah einfach so umwerfend aus. Danach ließen wir uns noch kurz auf dem Boulevard ablichten und schossen einige Fotos zusammen mit der Familie und gingen anschließend mit unseren Gästen zu Dennys. Einer beliebten Dinerkette in den USA und aßen amerikanisches Frühstück, bestehend aus Kaffee, Saft, Pfannkuchen mit Sirup, Würstchen und vielen Eiern. Und obendrein bestellten wir uns noch Kuchen. Ich glaube, ich war noch nie so satt. Ich hatte mir nie ausgemalt einmal zu heiraten. Bei meinem Ex-Freund Dennis hatte ich nie ein Bedürfnis danach gespürt. Dann traf ich Austin und meine Welt wurde nahezu erschüttert. Ich konnte mir keinen anderen an meiner Seite vorstellen. Als er mir einen Antrag kurz vor dem Ende der Playoffs machte, konnte ich nur ja sagen. Ich liebte ihn unheimlich. Wir zusammen und unsere Feier, alles war perfekt. Doch eine Überraschung ereignete sich schon vor der Hochzeit, als Austin mit mir eines Abends in San Diego am Strand spazieren ging. Die Sonne stand tief am Himmel und sollte jeden Moment untergehen. Er wollte mit mir über den Ehenamen sprechen. Was mich überraschte, hatte ich doch angenommen, dass ich ganz einfach seinen Nachnamen Carlos annehmen würde, doch da hatte ich die Rechnung ohne Austin gemacht. Der Mund hatte mir offen gestanden, die salzige Meeresluft konnte ich auf meiner Zunge schmecken, als er mir erzählte, was er sich überlegt hatte. Er wollte nicht, dass ich seinen Namen annahm. Er wollte meinen annehmen und seinen behalten. Er liebte mich so sehr und war so stolz mich zu heiraten, dass er meinen deutschen Nachnamen ebenso tragen wollte, ergo daraus einen Doppelnamen werden sollte. Austin Carlos-Brinkmann. Ich musste zugeben, ich war in dem Moment gerührt und geschockt gleichermaßen. Natürlich hatte ich Zweifel geäußert. Es schmeichelte mir natürlich, dass er meinen Nachnamen tragen wollte. Jedoch dachte ich auch an seine Karriere, doch er winkte sogleich ab. „Es ist mein Leben mit dir, und wenn ich Austin Carlos-Brinkmann heißen möchte, dann ist das so. Da ist es mir egal was die Familie, die Presse oder sonst wer darüber denkt“, hatte er klargestellt. Austin wusste ganz genau, was er wollte und das war nur eins von vielen Dingen, was ich an ihn liebte. Natürlich war ich einverstanden.
Die letzten Monate, die letzten Wochen mit Austin in den Vereinigten Staaten waren wie eine unvorstellbare Reise gewesen. Ich war mit einem Mann, den ich nur kurz kannte mit Verlobungsring am Finger mit in die Saisonpause in seine Heimat geflogen. Seine Schwester Elisa kannte ich von einem Besuch in Deutschland bereits. Austins Eltern kannte ich nur vom Videochat. In den USA war ich noch nie zuvor gewesen. Ich hatte Abenteuer gesucht und mit Austin diese auch gefunden. Ich mochte die Vereinigten Staaten, das tat ich wirklich. Ich mochte die Weite des Landes, die atemberaubende Natur, die freundlichen Menschen, ja, natürlich auch das viele und gute Essen, doch es gab noch eine Sache, die entschieden vorteilhaft war, seit wir hier waren. Austin wurde zwar als Superstar von der Presse betitelt, aber das galt nur in Deutschland, in Berlin. In den USA war er zwar kein unbekannter Spieler, aber er war auch keine Berühmtheit. Er war zwar ein Berliner Spieler mit Meistertitel auf der Karrierestatistik, aber kein NHL-Topscorer. Und das war es, was hier in den USA zählte. Die NHL wurde als die beste Liga der Welt bezeichnet. Oder bezeichnete sie sich sogar selbst so? Wir wurden hier von der Presse nicht belästigt. Vielleicht hatte uns in Reno jemand von der deutschen Presse abgelichtet, aber es war in dem Maße, dass es mir nicht aufgefallen war. Es war schön und ich genoss die Ruhe, die mir dieses Land bot. Doch ich freute mich auch auf Deutschland. Meine Familie erwartete uns bereits. Nachdem meinen Eltern klar wurde, dass es mir mit Austin ernst war und sie ihn auch in Deutschland kennenlernten, lief es viel besser zwischen mir und meinen Eltern. Vielleicht tat uns auch der Abstand zwischen zwei Kontinente gut. Und auch meine Freundin Herta - eine Freundin aus der Grundschulzeit - konnte es kaum erwarten mich wiederzusehen. Oder uns. Bisher hatte ich mit ihr per Video telefoniert, wo sogar Austin dabei gewesen war, damit Herta mich und Austin endlich mal – wenn auch nur per Video – live sehen konnte. Herta war Auslöser, dass ich damals einfach so – ohne Plan – mit zum Eishockeytraining gegangen war, um den Spielern bei ihrer Saisonvorbereitung zuzusehen. In der Trainingshalle hatte ich zufällig Austin kennengelernt. Ich hatte Herta - als ich nach Berlin zog - zufällig auf meiner damaligen Arbeitsstätte wiedergetroffen, wo ich in einer Kantine gearbeitet hatte. Diese Arbeit hatte ich nicht mehr. Mein fester Plan war es, mir in Deutschland wieder einen Job zu suchen.
Kapitel 1
~ Melli ~
Die Wetter-App meines Handys zeigte 35 Grad im Schatten. Stöhnend erhob ich mich, trat ans Fenster und blickte aufs Wasser. Das Meer strahlte türkis in der glänzenden Sonne und wie so oft gab es kaum Wellengang. Die letzten zwei Wochen vor dem Abflug nach Deutschland verbrachten Austin und ich in Clearwater Beach, Florida. Eine zauberhafte Küstenstadt, direkt am warmen Golfstrom. Der einzige Nachteil der Vereinigten Staaten war es, dass das Land so groß war, dass man quasi auf ein Auto angewiesen war. Ich hatte einen Führerschein, hatte jedoch damals das Auto an meinen Ex-Freund abgetreten und war ganz ohne Fahrzeug nach Berlin gezogen. In Berlin konnte man sich wunderbar ohne Auto bewegen. In den USA sah dies ganz anders aus. Die riesigen Straßen, die gigantischen Autobahnen, die großen Autos, es war nicht ganz einfach für mich. Wir hatten einen Mietwagen, einen Chrysler PT Cruiser in Silber für die Zeit in Florida gemietet und lebten in einem Hotelzimmer mit Meerblick. Der weiße Sandstrand lag direkt vor uns. Austin wollte eigentlich einen SUV mieten. Wie viele Amerikaner liebte er große Autos, doch ich bat ihn eindringlich, dass wir einen Wagen mieteten, in denen ich nicht ununterbrochen Blut und Wasser schwitzte, wenn ich am Steuer saß. In einer Woche ging es zurück nach Berlin, in wenigen Wochen begann bereits die neue Eishockeysaison in Deutschland. Die Monate waren aufregend und ruhig zugleich. Wir hatten die Zeit wirklich sehr genossen, ich fühlte mich in den USA sehr wohl.
Ich ging noch einmal ins Badezimmer, griff nach meiner Handtasche und nahm zwei Flaschen Vitamin Water aus dem Kühlschrank. Was gesünder klang als das Getränk wohl in Wirklichkeit war, aber es schmeckte saulecker. Ich verließ das Hotel und trat hinaus in die Garage. Eine unglaubliche Hitze kam mir entgegen, augenblicklich rann mir der Schweiß die Haut runter. Ich trug einfache Turnschuhe, eine kurze Jeanshose und ein lässiges weißes T-Shirt, mit der Aufschrift „salty hair - i don’t care“ und natürlich eine Sonnenbrille. Ohne diese war man hier blind. Ich hatte mir extra eine mit Sehstärke anfertigen lassen. Mein langes straßenköterbraunes Haar hatte ich mir zu einem Seitenzopf geflochten. Ich trug gern einen einfachen hohen Zopf, aber dies war beim Autofahren nur hinderlich. Die beste Zeit für den Bundestaat Florida war Herbst und Frühling, selbst dann waren es 30 Grad, aber im Hochsommer gab es hier keinen Tag unter 35 Grad, Tendenz eher höher. Mit einer piepsenden Fernsteuerung öffnete sich das Fahrzeug, ich nahm darin Platz und startete sofort den Motor, damit die Klimaanlage laufen konnte. Ich wählte im integriertem Navigationsgerät eine abgespeicherte Adresse aus. Es war eine Adresse in Tampa, die Großstadt in der Nähe. Dort befand sich die Dali Arena, eine Multifunktionshalle, welche nach dem berühmten Künstler Salvadore Dali benannt war. Es gab ebenso ein Museum des Künstlers in der Nähe. Die Dali Arena war die Heimstätte der örtlichen NHL-Mannschaft, die Heimstätte der Gewitterwolken. Genauer gesagt die Tampa Gewitterwolken. Die NHL-Saison war noch nicht gestartet, sie ging erst einen Monat nach der DEL los. Austin hatte - wie zuvor auch in Kalifornien - einen Personaltrainer und arbeitete mit ihm intensiv und konnte sogar das Eis der Spielstätte nutzen. Seine Gesundheitstests, die er für die neue Spielsaison benötigte, hatte er bereits absolviert, sodass wir lange in den USA bleiben konnten und erst gegen Ende des Monats nach Berlin zurückkehren würden. Die Arbeitsintensität, die Austin an den Tag legte, war nicht zu verachten. Er arbeitete hart. „Eishockeyspieler werden im Sommer gemacht“, hatte er mir mal erklärt. Ich verstand in etwa, was er meinte. Jeden zweiten Tag befand sich Austin mit seinem Trainer im Kraftraum oder auf dem Eis oder sie gingen schwimmen oder golfen. Trotz der vielen Trainingseinheiten hatte Austin so etwas wie einen geregelten Tagesablauf und da ich in den USA nicht arbeitete, konnten wir sehr viel Zeit miteinander verbringen, sobald sein Tagespensum vorbei war. Geregelte Arbeitszeiten und die viele Zweisamkeit waren Dinge, die ich liebte und die mir alsbald fehlen würden. Ich verließ Clearwater Beach und fuhr auf der Autobahn 19 in Richtung Norden. Obwohl ich mit dem Chrysler gut klarkam, schwitzte ich dennoch als ich über die Autobahn fuhr, obwohl diese nur wenige Spuren hatte und der Verkehr eher angenehm war. In den USA durfte man von allen Seiten überholen und die Spur wechseln, ich hatte immer meine Augen wachsam auf der Straße. Nach einer halben Stunde erreichte ich die Heimstätte der Gewitterwolken und parkte im nahegelegten Parkhaus, stellte den Motor ab, nahm einen Schluck Vitamin Water und stieg aus dem Fahrzeug. Sofort lief ich gegen eine Wand aus Hitze. Das Parkhaus war mit riesigen Fotoschildern der Topscorer der Gewitterwolken geschmückt. Die Vereinsfarben der Mannschaft waren blau und weiß und wirkten kühl und angenehm. Stolz blickten die Spieler in die Kamera. Mir fiel auf, dass kaum Werbung auf dem Trikot der Spieler zu erkennen war. Die Trikots der deutschen Mannschaften waren dagegen mit Werbung durch und durch bedruckt. Ich verließ das Parkhaus und lief nur wenige Meter zur Dali Arena, die Sonne brannte mir auf den Schädel. Ein gutaussehender Mann in kurzen, schwarzen Sportklamotten mit Sporttasche um die Schulter, Ray-Ban-Sonnenbrille und einer Kappe auf dem Kopf winkte mir zu. Die Kappe war mit Blitzen verziert. Ich nahm an, dass sie aus dem Fanshop der Gewitterwolken stammte. Seine karamellfarbige Haut sah immer aus, wie von der Sonne geküsst, sein breites Grinsen zeigte eine auffällige Zahnlücke. „Frau Brinkmann!“, begrüßte er mich auf Deutsch und fiel mir um den Hals. Seine Haut duftete frisch. „Hallo Herr Carlos-Brinkmann“, sagte ich, bevor er mich überschwänglich küsste. Wir waren so albern. „Geht es dir gut? Wie war der Verkehr?“, fragte er mich und traf mich mit seinem Grinsen bis ins Mark. Sein Deutsch war sehr gut geworden, obwohl wir nun schon eine Zeit lang in den Staaten waren. Als wir in die USA flogen hatten wir noch im Flugzeug eine Art Vereinbarung getroffen, dass wir miteinander ausschließlich Deutsch sprechen wollten. Das hatte sehr gut für uns funktioniert. Austins Deutsch rostete nicht ein, im Gegenteil, es wurde immer besser. „Die 19 war nicht voll, komm, ich schmelze hier gleich“, sagte ich und reichte ihm eine Flasche Vitamin Water, sogleich nahm er einen Schluck. Trotz Sonnenbrille auf der Nase hielt ich mir eine Handkante an die Stirn, was aber kaum etwas brachte. Es war einfach unfassbar sonnig und heiß. Im Parkhaus bezahlten wir zunächst das Parkticket. Vor dem Chrysler hielt er mir die Hand hin und ich reichte ihm die Autoschlüssel. Er liebte die amerikanischen Straßen und fuhr gern. Austin lud seine Tasche ins Auto. Stöhnend nahmen wir beide zeitgleich im Fahrzeug Platz und lachten los. „Wir werden alt, Glücksbringer“, griente er und sah mich an. Mit diesem Spitznamen neckte er mich gelegentlich. So wurde ich mal von der Presse betitelt. Austin mochte den Namen, er fand das passend. In seinen dunklen, braunen Augen verlor ich mich zu gern. „Ein altes verheiratetes Ehepaar“, fügte er hinzu. „Sprich bitte nur für dich!“, tadelte ich ihn liebevoll. Ich hatte keine Lust mich alt zu fühlen, nicht mal im Spaß. Er startete den Motor und die Lüftung blies uns sogleich heiße Luft ins Gesicht. Wir nahmen noch einen Schluck von unseren Getränken. Wenige Sekunden später trat kühle Luft ins Fahrzeug. Ohne Klimaanlage könnte man hier nicht existieren. „Wie war das Training? Warst du heute auf dem Eis oder im Gym?“ „Eis“, kommentierte Austin, während er das Fahrzeug langsam durch das Parkhaus lenkte. „Anstrengend war es“, sprach er weiter. „Armstrong macht mich noch kaputt!“ Shawn Armstrong hieß sein Personaltrainer aus Kalifornien. Austin hatte ihn für unsere letzten Tage in den USA sogar hierher nach Florida bestellt. Wie Superstars das so machten.
~ Austin Carlos-Brinkmann ~
Melli schob ihre Sonnenbrille für einen kurzen Augenblick ein Stück herunter, um mich eindringlich anzublicken. Ihre grünen Augen stachen sogleich in mein warmes Herz. Ihre Augen waren so schön wie grüne Diamanten. Sie hob fragend eine Augenbraue. Ich konzentrierte mich wieder auf die Straße, als wir aus dem Parkhaus herausfuhren. „Shawn scheucht mich um das verfluchte Eis als wäre ich Titelverteidiger beim olympischen Eisschnelllauf!“ Ich stöhnte auf. Eigentlich müsste ich mich den restlichen Tag tragen lassen. „Was hast du heute gemacht?“, wechselte ich das Thema und steuerte auf die Autobahn 60 und nahm die zweite Ausfahrt Richtung Clearwater. Die Straße führte nun kilometerweit geradeaus und war so schmal, dass sie wie eine Brücke wirkte, da links wie rechts nur unfassbar schönes türkisfarbenes Wasser war. Es war die Bucht rund um Tampa, die uns zu Füßen lag. In der Bucht waren viele Boote zu sehen und wenn man ganz genau hinsah, erblickte man immer mal wieder Delfinflossen. Die Tiere ließen sich gern in der Bucht blicken und tauchten dann elegant ab. Ich liebte diesen Bundesstaat. Ich war ein Kind Kaliforniens. Wir hatten in Südkalifornien sehr gutes Wetter, doch Florida war wie eine Überdosis, man konnte nur süchtig werden. Einziger Wermutstropfen war, dass ich in Clearwater nicht surfen konnte. Am Golfstrom gab es kaum Wellengang. Außer wenn ein Sturm aufbrach. Zum Surfen hätte man an die Ostküste Floridas fahren können, doch so viel Zeit hatten wir nicht mehr und wollten die Zeit, die uns blieb, vollends genießen und an einem Ort verbringen. Es gab genug Aktivitäten, die man hier genießen konnte. „Schwimmen“, antwortete Melli und reite sich mit ihrer Antwort in meine Gedanken ein. Es lag nah, wir hatten ein Hotel direkt am Meer bezogen und waren jeden Tag im Wasser. Und genossen die Zeit hier sehr, eine Mischung aus Flitterwochen und Saisonvorbereitung. „Fahren wir jetzt zur Mall?“, fragte sie. „Du hast mir noch versprochen – ich traue es mich kaum zu sagen – aufs Eis zu gehen.“ Melli neigte ihren Kopf und grinste schelmisch. Oh Schreck, stimmt.Passenderweise brannten meine Waden. „Und Kuchen wolltest du mit mir irgendwo essen.“ Alles was sie sagte gab es im Einkaufzentrum in Clearwater, welches in der Nähe lag. „Ja, du meinst die Cheesecake Factory. Ich habe Hunger, das machen wir sofort.“
Es dauerte nicht lange und wir waren bereits angekommen. Ich fuhr auf den hektargroßen Parkplatz und hatte Glück, dass wir einen Parkplatz in der Nähe des Seiteneingangs fanden. Die Cheesecake Factory konnte man schon von Weitem sehen. Das Lokal sah aus als wäre es ein ägyptischer Tempel. Wir schnappten uns unsere Getränkeflaschen und traten hinaus in die Hitze, die der riesige Feuerball am Himmel auf uns niederließ. Nur um kurze Zeit später das Lokal zu betreten, welches gefühlte 20 Grad kälter war als draußen. Ich sah den Schauer auf Mellis Haut und zog sie im kühlen Foyer ganz nah an mich heran. „Habe ich dich überhaupt schon geküsst?“, raunte ich in ihr Ohr. „Ja. Vorhin“, grinste sie und schloss die Augen, als ich mit den Lippen an ihrem Hals hing als wäre sie ein Eiswürfel. „Entschuldigung. Tisch für zwei Personen?“, unterbrach die Empfangskraft unser Rumgemache im hastigen Englisch. Schnell bejahte ich ihren Vorschlag und wir wurden quer durchs Restaurant zu einem Platz geführt. Das Sitzleder war kühl, als wir uns hinsetzten. Ich nahm meine Sonnenbrille ab. Melli wechselte zu ihrer normalen Brille.
~ Melli ~
So langsam akklimatisierte ich mich. Mann war das immer kühl in den Gebäuden. Austin versicherte mir aufgeregt, dass der Käsekuchen hier göttlich war. Die Speisekarte zeigte fast 40 verschiedene Käsekuchensorten. Was zum Teufel? Austin half mir bei der Auswahl und so bestellten wir zwei Kaffee, er nahm ein Stück Erdnussbutterkäsekuchen und ich wählte ein Stück Limettenkäsekuchen. Es dauerte nicht lange und unsere Bestellung wurde serviert. Ich traute kaum meinen Augen. Die Stücke sahen so perfekt aus als wurden sie gemalt. Während Austin seinen Kaffee umrührte und mich grinsend musterte, fragte ich mich, wie viel ich eigentlich in den letzten Monaten zugenommen hatte. Ich wollte es lieber nicht ganz genau wissen. Die Kuchen sahen nicht nur perfekt aus, sie schmeckten mega lecker. Austin hatte sein Ungetüm aus Erdnussbutter alsbald, ohne mit der Wimper zu zucken verschlungen. Während ich nur bei der Hälfte angekommen war und um mein Überleben kämpfte. Mein Kopf war schräg auf meinem Ellbogen aufgestützt. Das erinnerte mich an unser Hochzeitsessen. Ich war satt und wollte nie wieder essen. Austin rührte derweil in seiner Kaffeetasse herum und musterte mich grinsend. „Wie kannst du nur dieses Kuchenstück“, ich stockte. Es war ein Monstrum, kein Kuchenstück. „Aufessen?“, vervollständigte er meinen Satz und hob eine Augenbraue. „Wie viele Kalorien hat dieses Stück überhaupt?“ „Das willst du glaube ich nicht wissen.“ Ich nickte und hatte da so eine Ahnung. In den USA war die Kalorienzahl neben dem Gericht in der Speisekarte vermerkt, das war hier Gesetz. Dieses Schlachtschiff von Käsekuchenstück hatte über 1000 Kalorien. „Du weißt schon, dass ich kein Eishockeyspieler bin?“ Resignierend lehnte ich mich mit dem Rücken an und trank einen großen Schluck Kaffee, in der Hoffnung, dieser würde meinen Magen augenblicklich leerspülen.
~ Austin Carlos-Brinkmann ~
Grinsend griff ich nach meiner Gabel und schob mir einen Bissen von ihrem Stück in den Mund. Fruchtig süß und zugleich säuerlich, lecker. „Ich wollte dir das Lokal so gern zeigen“, erklärte ich kauend und legte den Kopf schief. Im nächsten Moment spürte ich ihre Hand, die meine berührte. Ich strich über ihre Finger, an denen sich zwei Ringe befanden. Einen silbernen Verlobungsring mit grünem Stein und einen goldenen Ehering, an dessen ein winziger Diamant im Licht der Deckenlampe glitzerte. Ich hatte gut reden. Als Eishockeyspieler konnte ich locker 5000 Kalorien zusätzlich vertragen. Natürlich nicht gerade aus Kuchen. Zurzeit spielte ich zwar noch nicht, konnte das jedoch gut in Muskelmasse verwandeln. Ich hatte drei Kilo in Muskelmasse zugenommen. Davon konnte man nicht genug bekommen, für die Offensive brachte sie nur Vorteile. „Ich habe bestimmt drei Kilo zugenommen!“, stöhnte Melli, als sie ihre Kaffeetasse sinken ließ. Als hätte sie meine Gedanken gelesen. „Ich auch!“, kommentierte ich und bat nach der Rechnung. Melli schob den Teller von sich weg, sie war offensichtlich fertig. Ich stibitzte mir die letzten zwei Happen. Lecker. „Wo denn bitte? Dein Körper, dein Bauch …“ „Ja?“ Ich hob eine Augenbraue und genoss bereits jetzt schon ihren Satzanfang. „Bei dir ist doch kein Gramm Fett.“ „Doch ein bisschen schon“, sagte ich und legte den Rechnungsbetrag plus Trinkgeld in eine schmale ledrige Klapptasche und reichte sie der Bedienung. „Ein bisschen Körperfett hat jeder, aber die drei Kilo habe ich an Muskeln aufgebaut.“ „Du Glücklicher.“ Melli seufzte auf. „Ja, aber das war verdammt harte Arbeit. Armstrong scheucht mich seit Monaten herum. Und auch wenn ich jetzt ein Stück Kuchen gegessen habe …“ „Nenn dieses Monstrum bloß nicht einfach nur Kuchen“, fügte sie stöhnend an. „Du weißt, dass ich mich auch mit Zucker zurückhalte. Armstrong hat neulich vor meinen Augen ein Erdnuss-Milchshake von Five Guys verdrückt.“ „Das ist gemein“, stellte sie fest. „Klar, er quält mich. Der Kerl ist irre! Er hat gesagt, er will damit meine Selbstbeherrschung testen. Ich glaube er denkt, ich sei eine Maschine oder will mich zu einer machen.“ Jetzt musste ich über meine eigenen Worte lachen. Wir brachen auf. Im Stehen nahm ich den letzten Schluck. „Und dennoch trainierst du mit ihm.“ „Ja.“ Ich stöhnte. „Ich lass nur ihn an meinen Körper ran. Er ist verrückt. Aber er ist der Beste.“ „Ich weiß, wem du noch an dich ranlässt.“ Sie grinste schelmisch. Ich spürte ihre Finger in meinem Nacken. Wie ich ihre Berührungen liebte. Ich zog sie näher zu mir heran. Sie duftete nach Sonnencreme und ihre Haut wirkte durch die stark eingestellte Restaurant-Klimaanlage leicht kühl. Seufzend vergrub ich mein Gesicht an ihrem Hals. Sie duftete wie ein nie endender Sommerurlaub. „Gehen wir jetzt zurück zum Hotel?“, fragte ich und ließ meine Lippen an ihrem Ohr nieder und genoss sichtlich den Schauer auf ihrer Haut, den ich erzeugte. Sie wusste doch genau, was ich jetzt wollte. „Nein“, sprach sie und untergrub damit meine lustvollen Gedanken. „Jetzt gehen wir Schlittschuhlaufen in der Mall.“
***
~ Melli ~
Meine Beine waren mit Gänsehaut gezeichnet. Schnell rubbelte ich mir mit den Händen über die Beine. Seit einer Stunde waren wir beide auf der Eisfläche in der Clearwater Mall. Ja, man konnte es kaum glauben. Draußen ließ die Sonne den Asphalt schmelzen, doch hier drinnen konnte man tatsächlich eislaufen. Und ich begann langsam aber sicher zu frieren. Zugegeben, eislaufen konnte ich weitaus besser als surfen, allerdings konnte man neben Austin als Normalo natürlich nur alt aussehen. Ich fuhr schüchtern von einer Bande zu anderen und war happy mich auf den Beinen zu halten. Und mir nicht den Hals zu brechen. Das Eis unter meinen Schlittschuhen kam mir sehr glatt vor. Nicht wie beim Rollschuhlaufen, das hier war weitaus schwieriger. Austin grinste auffällig mit seiner Zahnlücke in meine Richtung, drehte irgendwelche Kreise und fuhr dabei rückwärts, als wäre er bereits so geboren worden. Vorsichtig setzte ich einen Fuß vor den anderen und hörte ihn „das machst du gut“ rufen. „Weißt du was? Ich brauche keinen Manager!“ Doch das interessierte Superstar Austin nicht die Bohne und begann mich immer schneller zu umkreisen als wäre ich ein Boot und er der Hai, der mich umzingelte. Dabei wirbelte er Eisschnee in die Luft, der sich mit eisigen Winden auf meiner Haut niederschlug. Mir wurde noch kälter. Ich legte meinen Kopf schief und fixierte ihn mit einem finsteren Blick. Scharf kam er vor mir zum Stehen. Eisflöckchen wirbelten um unsere Köpfe. „Das reicht, mir ist kalt“, sagte ich entschlossen, doch er hörte mir nicht mehr zu. Ich sah ihn zur Bande gleiten, sein Mobiltelefon ans Ohr gedrückt.
~ Austin Carlos-Brinkmann ~
„Hey Bro!“ „Ja sag mal!“ „Was geht?!“ „Was geht bei dir frage ich mich?!“ Es war Jonas Meier, mein Kumpel, mein Mannschaftskollege von den Berliner Eisfüchsen. Ich hatte mit allen Jungs aus meiner Mannschaft ein gutes Verhältnis, doch mit Jonas verband mich ein Gefühl von Freundschaft. Wir hatten uns einige Wochen nicht mehr gesprochen und seit dem Beginn der Sommerpause nicht mehr gesehen. „Schön von dir zu hören!“, begrüßte ich ihn lachend. „Sag mal, dein Deutsch ist ja perfekt. Was ist denn los? Bist du nicht in den Staaten? Ich dachte schon, du könntest kein deutsches Wort mehr verstehen und schon gar nicht sprechen!“ „Doch, na klar bin ich in den Staaten.“ „Dann liegt das bestimmt an deiner Frau.“ Meine Frau. Ich drehte mich zu ihr um und sah ihr zu, wie sie konzentriert über das Eis fuhr, in Schneckentempo. „Da hast du recht.“ „Und was machst du gerade?“ „Ich bin mit Melli eislaufen in der Mall.“ „Du bekommst wohl nie genug was? Apropos Eis. Bist du in Form oder was? Ich dachte, du wärst längst wieder hier. Ich gehe gleich zum Krafttraining. Die Jungs und ich reißen uns den Arsch auf in der Folterkammer.“ Er meinte das Gym in der Eishalle. „Wann kommst du? Du kommst doch zurück?“, hörte ich ihn fragen. Ich beobachtete Melli, wie sie zur Bande fuhr und sich daran festklammerte. „Sicher! Und keine Sorge. Folterkammer habe ich hier auch seit Monaten. Ich habe einen Personaltrainer. Grüß die Jungs beim Arsch aufreißen. In einer Woche bin ich zurück.“ „Geil, na endlich! Wir haben schon Fotos gemacht für die Presseabteilung in unseren Trikots. Meinst du dein neuer Name passt überhaupt rauf?“ Ich hörte Jonas glucksen. Im Hintergrund babbelte ein Baby. Jonas war vor einigen Monaten Vater geworden. „Fotos auch schon? Ich bin ja bald da, hoffe ich doch, dass mein Name raufpasst. Wie geht es Leon? Höre ich ihn gerade?“ „Ja. Der isst, schläft und dazwischen babbelt er viel.“ „Wie der Vater so der Sohn.“ Jetzt gluckste ich. Wir lachten beide. Es tat so gut mit ihm herumzualbern. „Dein Deutsch ist so gut, ich kann es kaum fassen“, wiederholte er sich. „Danke Bro.“ „Ich will dich gar nicht länger aufhalten, wollte nur wissen, ob alles gut bei dir ist und wann du deinen Hintern wieder nach Berlin bringst und noch was. Der Club hat einen neuen Sponsor, hat wohl angebissen, als wir den Titel letzte Saison eingesackt haben.“ „Schön“, kommentierte ich. Ich wusste, dass das Budget für Eishockeyclubs nicht selbstverständlich war. Viele Clubs in den unteren Ligen kämpften nicht selten um ihre Existenz. In der ersten Eishockeyliga war das zwar entspannter, dennoch nicht selbstverständlich. Jeder Euro war willkommen. „Der Sponsor heißt Mr. Pox und ist ein Immobiliengigant aus China. Er und seine Frau haben ein paar Häuser an der Spree bauen lassen. Mr. Pox? Pocken? Ein übler Name. „Mrs. Pox ist scharf, wenn ich‘s mal so sagen darf. Neulich wollte sie uns alle kennenlernen und hat auch nach dir gefragt. Ich habe ihr gesagt, dass du bald wieder da bist. „Scharf?“ Jetzt lachte ich erst recht, als Jonas es für mich übersetzte, weil er dachte, ich hätte es sprachlich nicht verstanden. „Na ja, wie auch immer. Komm bald zurück. Wir freuen uns auf dich, unseren Neu-Deutschen.“ Wir lachten gemeinsam. „Und eins noch, Austin. Wie ist es eigentlich in den Staaten so mit der Presse?“ „Sehr entspannt, warum?“ Man kannte mich zwar in den Staaten, aber ich stand hier nicht unter Vertrag und war damit nicht interessant genug für die Landespresse. „Dann solltest du dich schon mal geistig darauf einstellen. Die Saison hat noch nicht mal angefangen, aber die Klatschpresse ist schon wieder da und auch die fragen schon nach dir. Lästiger als Mücken am Lagerfeuer.“ Als ich das Telefonat beendete, saß Melli bereits mit gewechselten Schuhen auf der Bank vor der Eisfläche. Die Arme hatte sie verschränkt, ich sah auf ihrer Haut deutlich eine Gänsehaut. „Das war Jonas, er vermisst mich schon. Ja ich weiß du frierst, komm wir gehen jetzt raus in die Höllenhitze“, sagte ich und verließ die Eisfläche.
Gegen Abend lagen wir frisch geduscht und fix und fertig in Handtüchern gehüllt auf dem weichen Hotelbett und lauschten den Klängen des Meeres und der Möwen. Wir hatten die Klimaanlage ausgeschalten und das Fenster zum Meer weit geöffnet. Warme, salzige Luft schwängerte den Raum. Die Sonne war bereit zum Untergehen. Vom Bett aus konnte man sehen, wie sich der Himmel in orange und rosa färbte. Mellis langes, braunes Haar klebte feucht an ihren Schultern. Das Handtuch hatte sie straff um ihren Körper gewickelt, sodass sich ihre Brüste hochdrückten und mein Blick an ihr haftete. „Was gibt’s Neues vom Club?“, fragte sie mich. „Jonas fragt wo ich bleibe und es gibt wohl einen neuen Sponsor.“ „Oh. Das ist gut. Wer ist es?“ Ich dachte an Pocken. „Mr. Pox, er betreibt Immobilien.“ „Pox?“, fragte sie. Zurecht. „Ja“, brummte ich und hatte damit begonnen die Wassertropfen aus ihren Haarsträhnen zu streifen.
~ Melli ~
Draußen wetterte eine Möwe. Alles fühlte sich so an, als wären wir im wärmsten Paradies zu Hause. Beim Schlittschuhlaufen in der Mall hatte ich gefroren, draußen dann wieder geschwitzt und nun lagen wir frisch geduscht auf dem Bett und genossen die Ruhe und das Gefühl nichts zu tun. „Bald geht es zurück“, dachte ich laut und lauschte dem Klang des Meeres. Austin strich über meinen Arm. „Ja“, brummte er und ich spürte seine Lippen auf meiner Haut. „Freust du dich auf die neue Saison?“, fragte ich. Mein Blick starrte weiterhin geradeaus. Draußen hatte sich der Himmel über dem Meer langsam rosa verfärbt. „Natürlich auf jeden Fall! Ich liebe das Leben hier, aber ich habe mich so gequält, Shawn Armstrong hat mich so gequält. Ich freue mich, wenn es langsam los geht. Und ich Jonas und die anderen wiedersehe.“ „Und du?“ „Ja schon“, seufzte ich. „Ich freue mich auf Herta und auch auf meine Eltern. Allerdings werde ich die viele freie Zeit mit dir auch vermissen.“ Erneut spürte ich Küsse auf meinem Arm. USA war für mich wie ein langer schöner Urlaub gewesen. Zurück in Berlin würde Austin wieder mit der Mannschaft aufs Eis gehen und viel arbeiten. Und nicht nur das. Ich würde mich auf Jobsuche begeben. Das konnte was werden. Mein Blick wechselte zu Austin, der neben mir mit nacktem Oberkörper lag, ein Handtuch um seine Hüften gewickelt. Seine Muskeln waren sichtbar definiert. Sein Bauch wies zwar kein Sixpack auf, aber es war durchaus ein ansehnliches Pack. Seine Brustmuskeln waren sichtbar durchtrainiert. Arsch und Waden konnten sich sowieso sehen lassen. Heiliger Bimbam. Er hatte kein Gramm Fett zu viel am Körper. Sein karamellfarbiger Hautton vollendete dieses Bild. Dafür, dass er Monate lang nicht mehr auf dem Profieis agiert hatte, sah man es ihm nicht im Geringsten an. Im Gegenteil. Er war durch und durch athletisch. Er hatte wirklich hart gearbeitet. „3 Kilo mehr? Hast du vorhin gesagt?“, hakte ich nach, während ich seinen Body abcheckte. Mein Mann war anziehend. Das war mir ohne Frage vom ersten Tag an klar. Allerdings grübelte ich, ob er ein neues Level an Anziehungskraft erreicht hatte. Er grinste schelmisch und spielte mit seiner Zungenspitze an seiner Zahnlücke. Mein Bauch meldete ein Kribbeln. Seine Lippen berührten mein Ohr. „Ja“, raunte er. Seine Stimme schien in mir zu vibrieren. Es war noch immer warm im Zimmer, trotzdem bildete sich ein Schauer auf meiner Haut. „Dann haben wir was gemeinsam“, seufzte ich. „Nur, dass du der durchtrainierte Superstar bist und ich eher Kategorie Käsekuchen.“ Etwas Besseres fiel mir spontan nicht ein. Austin blickte mir ins Gesicht und schaute dann an mir herunter. Langsam bewegten sich seine Finger über den Rand des Handtuchs an meinen Brüsten. Seine Küsse begannen an meinem Hals, langsam, sie waren warm auf meiner Haut. Aufgestützt auf seinen Händen wanderten seine Lippen weiter zu meinem Handtuch. Mir wurde verdammt warm und das lag nicht nur an dem floridianischen Klima. Oder der ausgeschalteten Klimaanlage. Meine Atmung beschleunigte sich. Jetzt küsste er behutsam meine Brüste, die dank des Handtuchs höher gedrückt wurden. „Danke“, hörte ich ihn an meinen Brüsten raunen. Wenn Austin Deutsch sprach – und das konnte er mittlerweile sehr gut – fand ich das schon anziehend. Doch wenn er auch noch auf Deutsch ächzte, und das mit den Lippen an meinem Körper, dann stieg mir die Hitze rekordverdächtig in den Körper. In meinen Unterleib. „Ist das alles, was du dazu sagst?“, hörte ich mich genussvoll seufzen.
~ Austin Carlos-Brinkmann ~
Ihr Handtuch war viel zu eng gewickelt. Jetzt nahm ich meine Hände zur Hilfe und lockerte die Straffung des Textils. Mein Handtuch dagegen hing bereits locker an meiner Hüfte. Ihre Brüste hatten nun Platz und kamen mir entgegen. Ihre Brustwarzen verrieten ihre Erregung. Ich konnte gar nicht anders, sofort wollte ich an ihnen knabbern. Zärtlich, nicht zu stark. Meine Zunge spielte mit ihren süßen Spitzen. Puh, war das heiß hier. Sie hatte mich ganz genau beäugt. Und ich wusste, dass ihr gefiel, was sie sah. Als ich ihre Hand an meinem harten Bauch spürte, zuckte ich kurz zusammen. Ihre Berührung war wie Strom durch meinen Körper. „Da habe ich Glück. Ich liebe Käsekuchen.“ Ich klappte das Handtuch von ihr auf, sie hob ihren Po leicht an und ich schleuderte es durchs Zimmer. Jetzt gehörte sie mir. Mit ihren grünen diamantähnlichen Augen, mit ihrem schönen weichen Körper. Der nun entblößt vor mir lag. Zum Teufel damit, dass sie angeblich zugenommen hatte. Meine Lippen wanderten zurück an ihrem Hals und ich ließ meine Hand langsam über ihren Bauch wandern. „Im Ernst, Austin. Ich bin kein Eishockeyspieler, ich werde nicht so schön muskulös, sondern nur Fett.“ Amüsiert grunzte ich auf. „Schön muskulös bin ich, ja? Das gefällt dir, oder? Fass mich an, Melli.“ Sie zögerte kein bisschen. Sofort spürte ich ihre Hand an meiner Erregung. Ich seufzte laut und atmete schwerer. „Austin“, stöhnte sie leise. Nun ließ ich meine Hand in ihren bereits feuchten Schoß gleiten. „Du bist wunderschön“, raunte ich. Doch sogleich wusste ich nicht mehr in welcher Sprache ich das gerade gesagt hatte. Ich küsste ihre Lippen. Erst zärtlich, dann fordernd. Unsere Zungen tanzten und erregten mich immer mehr. Ich bekam nicht genug von ihr. Sie machte mich unglaublich an. Ihre Hand krallte sich in meinen angespannten Brustmuskel. Das gefiel ihr doch. Meine Finger fühlten sich in ihrem warmen Schoß wie zu Hause. Sie atmete hörbar entspannt. Es ging nicht um mich. Ich wollte ihr ganz genau zeigen, wie sehr ich sie begehrte. Und obwohl wir es schon oft getan hatten, gab es noch immer Dinge zu entdecken. Ich ließ von ihren Lippen ab, knabberte erneut an ihren aufgerichteten Brustwarzen. Oh ja! Küsste ihren weichen Bauch, spürte wie sie meinen Kopf hielt und streichelte. Ihr Unterleib lag wundervoll, weich und einladend vor meinem Gesicht. Meine Erregung ließ sich nicht mehr in Worte fassen, als meine Zunge in ihren erregten Schoß glitt. Wir sprachen nicht, wir stöhnten nur noch. Ich konnte an nichts anderes mehr denken, außer daran, dass sie mich verrückt machte. Daran, dass ich sie weiter kosten wollte. Und nie wieder damit aufhören wollte. Ihr Unterleib bäumte sich höher, meine Hände hielten ihren schönen Arsch ganzfest. Wie konnte sie sich nur über ihr Gewicht beschweren, obwohl sie wunderschön war und obwohl sie wusste, wie verrückt ich nach ihr war. Ich liebkoste sie rhythmisch und wurde immer süchtiger nach ihr. Sie duftete nicht nur wie ein nie endender Sommerurlaub, sie schmeckte auch so. Hektische Atemgeräusche erfüllten den Raum. Die Möwen, das Meer, wir hörten nur noch uns. Auch ich stöhnte auf, jedoch ohne von ihr abzulassen. Ich spürte wie ihre Lust zu zucken begann. Ja … Sie atmete immer schneller, ihre Hände krallten sich nun in meinen Haaren fest. Während sie einen erlösenden Lustschrei ausstieß, versank draußen die leuchtende Sonne im Meer. Ich liebte sie. Ihre Hände. Ihren Körper. Ihre Lust, meine Lust. Das sie mich liebte. Uns. Nur Sekunden später kam ich nach ihr, ganz ohne weiteres Zutun. Einzig und allein dadurch, dass ich sie und ihre Lust mit meiner Zunge steuerte. „Ich liebe dich“, brummte ich. Diesmal wieder auf Deutsch.
Kapitel 2
~ Melli ~
Als meine Augen blinzelten hatte ich keinen Plan. Wo war ich? Wie spät war es? Ich riss meine Augen auf. Ein Blick neben mir zeigte einen schlafenden Austin. Draußen war es fast hell. Ein Blick auf mein Handy verriet mir ein Stück mehr Wahrheit. Es war fast fünf Uhr morgens. Wir waren gestern aus den USA zurückgekommen und in meine Wohnung – die mittlerweile unsere Wohnung war – gefahren. Austin hatte einen Zweitschlüssel zur Wohnung, während mein Wohnungsschlüssel noch bei Herta war. Ich hatte ihr diesen für die Zeit unserer Abwesenheit überlassen. Um nach dem Rechten zu sehen. Die Post stapelte sich in der Ecke. Der Kühlschrank war gefüllt. Wir hatten bereits vor der Rückreise online Lebensmittel bestellt, die gestern Abend geliefert wurden. Danach hatten wir nur eine Kleinigkeit gegessen und waren todmüde ins Bett gefallen. Ich schleppte mich zur Toilette und trottete danach sogleich wieder zurück und kuschelte mich zurück ins Bett. Innerlich seufzte ich. Wir waren tatsächlich zurück. Passenderweise begann es gerade draußen zu regnen. Wassertropfen fielen monoton aufs Fensterbrett.
***
~ Austin Carlos-Brinkmann ~
„Was? Du willst jetzt schon los?“ Ich blickte nach draußen und entschied mich dafür eine Trainingsjacke anzuziehen. Der Himmel hing voller Wolken und die Temperaturen waren zwar noch nicht herbstlich, aber nach dem floridianischen Wetter alles andere als sommerlich. „Ja. Ich will ins Büro und auch gleich Fotos machen lassen, die Jungs im Gym kurz wiedersehen und mein Auto gleich mitnehmen.“ Ein Fahrzeug würde mir für diese Saison vom Club gestellt werden. Was goldrichtig war. Jetzt lebte ich nicht mehr zentral am Checkpoint Charlie, sondern in Spandau bei Melli. Es war ihre Wohnung. Oder jetzt unsere gemeinsame Wohnung. Sie war klein, aber fein und reichte völlig aus. Ich fühlte mich von Anfang an sehr wohl. „Aber trainierst du auch mit?“, fragte sie und spielte an dem Anhänger ihrer Halskette. Ein kleines Herz mit Diamanten verziert. Ein Weihnachtsgeschenk von mir. „Nein. Heute noch nicht. In zwei Tagen. Triffst du dich mit Herta?“ Melli blies Luft durch die Backen. „Ich bin hundemüde“, sagte sie und klang erschöpft. Wir hatten beide mit dem Jetlag zu kämpfen. „Mein Taxi ist da“, sagte ich nach einem Blick auf mein Mobiltelefon und steckte es ein. Sie hob lustlos eine Hand zum Abschied, doch ich zog sie sogleich in meine Arme. Unsere Nasenspitzen berührten sich. Ihre war kalt. „Ich komme bald wieder.“ „Ich vermisse dich jetzt schon“, antwortete sie und wir küssten uns zum Abschied.