Verräterische Zeilen - Patricia Vandenberg - E-Book

Verräterische Zeilen E-Book

Patricia Vandenberg

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Beschreibung

Nun gibt es eine Sonderausgabe – Dr. Norden Gold Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen. Hab' ganz umsonst Schiss gehabt. Das Geschäft scheint in letzter Zeit ganz gut zu laufen. Der alte, dicke Pechmann grinst sich zufrieden einen ab. Solang das so bleibt, sind Daddy und ich aus dem Schneider, schrieb Romina in ihrer krakeligen Schrift in ein Buch mit schwarzem festem Einband und roten Ecken. Während sie nachdenklich aus dem Fenster blickte und gedankenverloren auf dem Bleistift herumkaute, wurde sie von einem mühevollen Husten von nebenan aus den Gedanken gerissen. Seufzend klappte sie das Buch zu und steckte es zurück an seinen Platz zwischen ihre Wäsche. »Reg dich ab, Daddy, ich komm ja schon«, rief Romina ihrem Vater zu. Sie kannte diese Attacken nur zu gut, begleiteten sie sie doch schon seit vielen Jahren Tag und Nacht. »Ich kann nicht mehr. Hilf mir, mich aufzusetzen«, befahl ihr Vater keuchend. Seine Lippen waren blau angelaufen, und vor Anstrengung und Angst standen ihm die Schweißperlen auf der Stirn. »Kein Wunder. Die Luft ist ja zum Schneiden hier drin«, bemerkte Romina in ihrer saloppen, wenig gepflegten Sprache und ging zum Dachfenster, um es trotz des Regens draußen zu öffnen. »Was machst du jetzt schon wieder? Siehst du nicht, dass die Tapete nass wird?« »Willste hier drin ersticken?«, gab das Mädchen mit den glühenden braunen Augen und dem schwarz gelockten Haar ungerührt zurück.

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Dr. Norden Gold – 67 –

Verräterische Zeilen

Rominas geheimnisvolles Tagebuch

Patricia Vandenberg

Hab’ ganz umsonst Schiss gehabt. Das Geschäft scheint in letzter Zeit ganz gut zu laufen. Der alte, dicke Pechmann grinst sich zufrieden einen ab. Solang das so bleibt, sind Daddy und ich aus dem Schneider, schrieb Romina in ihrer krakeligen Schrift in ein Buch mit schwarzem festem Einband und roten Ecken.

Während sie nachdenklich aus dem Fenster blickte und gedankenverloren auf dem Bleistift herumkaute, wurde sie von einem mühevollen Husten von nebenan aus den Gedanken gerissen. Seufzend klappte sie das Buch zu und steckte es zurück an seinen Platz zwischen ihre Wäsche.

»Reg dich ab, Daddy, ich komm ja schon«, rief Romina ihrem Vater zu. Sie kannte diese Attacken nur zu gut, begleiteten sie sie doch schon seit vielen Jahren Tag und Nacht.

»Ich kann nicht mehr. Hilf mir, mich aufzusetzen«, befahl ihr Vater keuchend. Seine Lippen waren blau angelaufen, und vor Anstrengung und Angst standen ihm die Schweißperlen auf der Stirn.

»Kein Wunder. Die Luft ist ja zum Schneiden hier drin«, bemerkte Romina in ihrer saloppen, wenig gepflegten Sprache und ging zum Dachfenster, um es trotz des Regens draußen zu öffnen.

»Was machst du jetzt schon wieder? Siehst du nicht, dass die Tapete nass wird?«

»Willste hier drin ersticken?«, gab das Mädchen mit den glühenden braunen Augen und dem schwarz gelockten Haar ungerührt zurück. »Würd mich echt interessieren, wie Mama das so lang mit dir ausgehalten hat«, redete sie unbekümmert weiter, während sie den schweren Oberkörper ihres Vaters hochhievte und ihm den Rücken mit einem Kissen auspolsterte. »Den ganzen Tag muss man dich bedienen und sich auch noch dein Gemotze anhören.«

»Was redest du da? Du bist ja sowieso den ganzen Tag in der Arbeit. Deine Mutter hatte wenigstens Zeit für mich.«

»Damals biste wenigstens noch manchmal in die Tretmühle gegangen. Jetzt muss ich ganz alleine sehen, woher ich die Kohle für unseren Unterhalt bekomme. Haste darüber schon mal nachgedacht?«

Den nächsten Satz, der ihr auf den Lippen lag, schluckte Romina wohlweislich hinunter. Ihr Vater hatte schon schwer genug an seiner Krankheit zu tragen, als dass sie ihm das Herz auch noch mit Sorgen schwer machen musste.

Carlo warf seiner Tochter einen skeptischen Blick zu und seufzte dann schwer.

»Schon gut, ich weiß schon, was du alles für mich tust«, war alles, was ihm doch an Lob über die Lippen kam. Er war noch nie ein herzlicher Mensch gewesen, und die geheimnisvolle Krankheit, die an seinem Körper zehrte, verbitterte ihn mehr und mehr. »Trotzdem will ich nicht immer hier alleine sein.«

Von Anfang an an diesen ruppigen Umgangston gewöhnt, macht sich Romina nicht viel daraus. Sie warf einen prüfenden Blick zum Himmel.

»Vergiss es. Eine Krankenschwester können wir uns nicht leisten. Ich geh jetzt in die Arbeit und lass das Fenster offen. Wird schon bald zu regnen aufhören. Ertrinken wirste schon nicht. Bis heut abend.«

Ohne ihren Vater noch eines Blickes zu würdigen, verließ sie das schäbige Zimmerchen unter dem Dach. Im düsteren Flur warf sie sich eine alte Jacke über, um sich notdürftig vor dem Regen zu schützen und zog schließlich die Tür der ärmlichen Wohnung hinter sich zu. Seit einem Jahr fuhr sie täglich bis auf sonntags mit ihrem alten Fahrrad quer durch die Stadt zu dem Buchladen, in dem sie gemeinsam mit ein paar Kolleginnen Kartons auspackte, Bücher einsortierte und Bestellungen verpackte und zur Post brachte. Es war eine gute Arbeit, die ein wenig Abwechslung in ihr ärmliches Leben in der schäbigen Wohnung brachte, das sie gemeinsam mit ihrem kranken Vater führte.

*

Auf dem ein wenig zu hübschen, gut geschnittenen Gesicht von Benedict Lessing stand ein gelangweiltes Lächeln, als er den Vertrag, der vor ihm auf dem Schreibtisch lag, mit schwungvoller Unterschrift gegenzeichnete.

»So, damit wäre das Geschäft perfekt, Pechmann. Die Summe erhalten Sie wie vereinbart in bar von meiner Sekretärin. Damit gehört die Buchhandlung mitsamt der Stammkundendatei mir.«

Alois Pechmann starrte betreten auf den Vertrag.

»Sie halten sich doch an die Vereinbarung, neue Arbeit für die Mitarbeiter zu suchen?«, fragte er mit bangem Herzen. Die kleine Buchhandlung war mit den Jahren mehr und mehr zu einem Verlustgeschäft geworden. Angesichts der übermächtigen Konkurrenz war er bei dem Angebot von Benedict Lessing schließlich in die Knie gegangen.

Der blickte verständnislos drein, als wäre dieses Thema noch nie zuvor zur Sprache gekommen und schnippte auf diese Frage hin nur lässig mit den Fingern.

»Das Haus wird abgerissen. Ich habe bereits ein namhaftes Architekturbüro mit den Plänen für ein Wohn- und Geschäftshaus beauftragt. Den Mitarbeitern wird gekündigt. Unmöglich, für alle neue Jobs zu finden. Das habe ich Ihnen doch gesagt.«

Pechmann starrte eine Weile gedankenverloren vor sich hin. Obwohl die Aussage Lessings nicht der Wahrheit entsprach, hatte der alte Buchhändler nichts anderes erwartet. Dann nickte er langsam und seufzte tief. Er hatte sich an die für seine Verhältnisse beeindruckende Kaufsumme erinnert, und sein Gesichtsausdruck hellte sich auf.

»Die werden schon woanders unterkommen. Schließlich bin ich kein Wohlfahrtsverein. Mit dem Geld hier kann ich mir endlich ein kleines Häuschen im Grünen kaufen und von dem Rest in Ruhe leben. Vielen Dank, Herr Lessing. Sie haben mir sehr geholfen. Ach ja, hier ist die Diskette mit den Kundendaten.« Mit diesen Worten legte Alois Pechmann eine kleine Silberscheibe auf den Tisch und verdrängte im Übrigen den Verrat, den er eben an seinen treuen Mitarbeitern begangen hatte. Doch das war Nebensache. Schließlich musste jeder selbst für sein Glück sorgen.

*

Das erklärte Alois Pechmann auch seiner Mitarbeiterin Romina Kowalski, als er wenig später ins Lager der Buchhandlung kam.

»Was hätte ich tun sollen? Wir sind am Ende. Und ihr seid alle jung genug, um einen neuen Job zu finden«, versuchte er, der Nachricht den Schrecken zu nehmen.

Doch Romina war den Tränen nahe.

»Das kann nicht Ihr Ernst sein! Vor ein paar Tagen haben Sie groß rumposaunt, dass alles gut ist. Deshalb hab’ ich auch ein Angebot ausgeschlagen, das mir ein Kunde neulich gemacht hat. Er hätte einen Job für mich gehabt und nicht schlecht bezahlt.«

»Pech gehabt, Mädchen«, zuckte Pechmann nur mit den Schultern. »Ich geh dann jetzt mal. Verteil das hier an deine Kollegen. Jetzt ist hier Schluss.« Mit diesen Worten reichte Pechmann der verdutzten Romina ein Schreiben, das er bereits vorbereitet hatte. Darin kündigte er die Geschäftsaufgabe an und die folgenden Entlassungen. Noch ehe Romina den Text vollkommen überflogen hatte, hatte er schon seine Sachen zusammengerafft und verschwand aus der Tür.

»Mieser Dreckskerl!«, murmelte Romina, der alle Farbe aus dem Gesicht gewichen war. Ihre Freundin Luise, die eben das Lager betrat, sah sie verwundert an.

»Wo will Pechmann um diese Uhrzeit hin? Und wie redest du überhaupt von unserem Chef?«

»Wie er’s verdient hat«, zischte Romina, ohne Luise eines Blickes zu würdigen. Wortlos reichte sie ihr das Schreiben und stapfte mit verschränkten Armen wütend in dem kleinen Bürogebäude auf und ab.

»Er hat den Laden an den großen Benedict Lessing verkauft? Und jetzt?«, fragte Luise schließlich schockiert.

»Jetzt gehe ich und frag diesen Schnösel Lessing, was er vorhat. Ich will ihm nur raten, dass er uns weiterbeschäftigt. Sonst hat er nix zu lachen.«

»Kannst du dir vorstellen, dass er den Laden erhält?«

»Keine Ahnung. Aber was sollten wir sonst tun? Du kennst ja den momentanen Arbeitsmarkt. Es war schwierig genug, überhaupt eine Stelle zu finden.«

»Sagtest du nicht, der Behringer hätte dir was angeboten?«, erinnerte sich die blasse, schmale Luise mit leiser Stimme.

Aber davon wollte Romina nichts wissen.

»Der hat nur ’n Job für mich. Und was soll dann aus dir werden? Kannste mir das mal erzählen? Wir ham uns geschworen, zusammenzuhalten. Wenn wir’s nicht tun, sind wir in dieser skrupellosen Welt verloren«, erklärte Romina leidenschaftlich, und ihre dunklen Augen glühten feurig.

Gerührt legte die blonde Luise, die das genaue Gegenteil ihrer temperamentvollen Freundin war, die Arme um ihre Schultern. Sie hatte Tränen in den Augen, als sie flüsterte: »Ich wüsste nicht, was ich ohne dich täte.«

»Da würd’ dir schon was einfallen. Aber es muss ja nicht sein. Und jetzt geh ich zum Lessing. Wär doch gelacht, wenn ich den nicht von uns überzeugen könnte«, sprach Romina sich selbst Mut zu, ehe sie sich zum zweiten Mal an diesem Tag auf ihr Fahrrad schwang, um den weiten Weg durch die Stadt zu machen. Glücklicherweise hatte es inzwischen aufgehört zu regnen.

*

»Du kannst deinem Vater wirklich dankbar sein. Er muss großes Vertrauen in dich haben, dass er dich so jung zum Chef gemacht hat«, stellte der alte Geschäftsfreund Kurt Moss zum Abschied von Benedict Lessing fest. Er war in der Gegend unterwegs gewesen und hatte sich nach seinem Freund Benedict Lessing senior erkundigt.

Benedict lachte verächtlich.

»Von wegen Großmut! Mein alter Herr hatte schlicht keine Lust mehr, sich krumm zu arbeiten, und geht stattdessen«, erklärte er undankbar.

»Das würdest du wohl auch lieber tun, was?«, durchschaute der alte Moss den Sohn seines Freundes sofort. »Aber ohne Fleiß kein Preis. Auch du wirst dir deine Lorbeeren erst noch verdienen müssen.«

»Das tue ich schon, keine Sorge. Aber ich denke nicht daran, die nächsten fünfzig Jahre zu ackern, wie Paps es getan hat. Ich bin etwas geschickter und werde mich in spätestens fünf Jahren zur Ruhe setzen und von meinen Zinsen leben«, grinste Benedict überheblich, was seinem gut aussehenden Gesicht mit den schmalen blauen Augen einen unangenehmen Zug verlieh.

Kurt Moss zeigte sich unbeeindruckt.

»Hört, hört, wenn das nicht zu hochtrabende Pläne sind! Das klingt nach einer unsanften Landung in der Realität. Aber das soll nicht mein Problem sein. Grüß deinen Vater von mir«, verabschiedete sich der Rentner und verließ schließlich Benedicts Büro.

Der starrte dem alten Herrn ärgerlich nach. Er schätzte es nicht, wenn seine gute Stimmung verdorben wurde. Doch Benedict hatte nicht viel Zeit, sich zu ärgern. Gleich darauf klingelte nämlich das Telefon. Seine Freundin Simone war am Apparat.

»Schätzchen, ich habe für heute Abend Karten für My fair Lady besorgt. Holst du mich um neunzehn Uhr ab? Aber bitte mit dem Jaguar. Dein neuer Mercedes ist mir zu unkomfortabel.«

Als Benedict die herrschsüchtige Stimme seiner Freundin hörte, unterdrückte er ein Gähnen. Simone langweilte ihn ebenso wie im Grunde genommen sein ganzes Leben. Er war nur zu träge, die Liaison zu beenden. Außerdem hatte er durch Simone einen interessanten Zusatznutzen, auf den er nicht verzichten wollte. So antwortete er leidenschaftslos: »Ich werde Henri sagen, dass er dich abholen soll. Ich komme in der Pause nach.«

»Na schön. Dann begleitet mich mal wieder dein bester Freund. Auch gut«, gab sich Simone mit dieser Ankündigung zufrieden. »Übrigens habe ich vorhin mit meinem Vater telefoniert. Das Geschäft mit den Büchern ist über die Bühne gegangen. Klinger hat keinen Verdacht geschöpft, dass wir ihm Mängelexemplare angedreht haben. Er wird die Rechnung offiziell bezahlen. Den Rest der vereinbarten Summe erhältst du in bar abzüglich der Provision für meinen Vater, versteht sich.«

Angesichts dieser Ankündigung wurde Benedict hellhörig. Geld war das Einzige, von dem er nie genug bekam und wofür er alles tat.

»Wo ist Geldübergabe?«, fragte er, nicht ahnend, dass er inzwischen eine unerwünschte Zuhörerin bekommen hatte.

»Es wird am Bahnhof deponiert. Schließfach Nr. 1023. Den Schlüssel gebe ich dir heute Abend. Kannst du dir das merken?«

»Für wie vertrottelt hältst du mich eigentlich?«, fragte Benedict ungehalten nach. »Hauptbahnhof, Schließfach Nr. 1023«, wiederholte er ungeduldig und blickte aus dem Fenster in den wolkenverhangenen Himmel. »Bis heute Abend dann.«

»Vergiss mich nicht wieder«, forderte Simone ihren Freund auf, den sie inzwischen gut genug kannte.

»Aber nein. Wie könnte ich den Schlüssel vergessen?«, grinste Benedict und legte grußlos auf. »Na, so macht das Leben doch wieder ein bisschen mehr Spaß«, frohlockte er und drehte sich schwungvoll auf seinem Stuhl herum.

Da entdeckte er Romina. Sie hatte die ganze Zeit stumm in der Tür gestanden und geduldig darauf gewartet, dass der Chef die Unterhaltung beenden würde. Die Einzelheiten des Telefonats waren ihr nicht entgangen. Doch noch maß sie ihnen keine Bedeutung bei.

»Herr Lessing? Haben Sie ’nen Moment Zeit für mich?«, fragte sie, unbeeindruckt von seinem noblen Büro und seiner beeindruckenden Erscheinung.

Ungläubig starrte Benedict die junge Frau an, die in ihrer alten Jacke, den abgetragenen Jeans und den pechschwarzen, wild gelockten Haaren wie eine Zigeunerin anmutete.

»Wie bist du hier hereingekommen?«, fragte er ungehalten.

»Ganz einfach, durch die Tür.«

»Werd ja nicht frech. Wenn du zum Betteln hier bist, kannst du gleich wieder gehen«, schnaubte er unfreundlich. »Wer sich nicht selbst um sein Geld bemüht, hat es auch nicht verdient, dass ihm geholfen wird.«

Romina schnappte empört nach Luft.

»Was fällt dir eigentlich ein, du eingebildeter Schnösel? Ich bin hier, weil du mir und meiner Freundin den Job abgeknöpft hast«, vergaß sie angesichts ihrer Wut all die Worte, die sie sich auf der Fahrt hierher sorgfältig zurechtgelegt hatte.

Benedict unterdrückte ein amüsiertes Lächeln und schnalzte scheinbar missbilligend mit der Zunge.

»Na, na, was für eine ungehobelte Sprache in meinem schönen Büro? Wenn du dich mit mir unterhalten willst, solltest du dich schon etwas gewählter ausdrücken. Außerdem«, er betrachtete Rominas abgewetzte Jeans und die alte Jacke angewidert, »bevorzuge ich läusefreie Gesprächspartner.«

»Du verkleidete Kanalratte! Du geschniegeltes Papasöhnchen! Du Schleimbeutel, dir würde ich gerne mal im Dunkeln begegnen, um dir die Fresse zu polieren«, platzte es angesichts dieser Arroganz aus Romina heraus. Doch ihre wüsten Beschimpfungen hatten nicht den gewünschten Erfolg.

Benedict wollte sich ausschütten vor Lachen. Zum ersten Mal seit langer, langer Zeit amüsierte er sich köstlich.

»Hast du noch mehr von diesen Kraftausdrücken auf Lager? Scheint ein spannender Ort zu sein, wo du herkommst. Man sollte ein Buch daraus machen. Das würde sicher ein Verkaufsschlager werden.«

Romina war nicht dumm. Als sie merkte, dass ihre Beschimpfungen die beabsichtigte Wirkung verfehlten, holte sie tief Luft, um sich zu beruhigen.

»Nicht einen Tag würdest du’s in meiner Wohnung mit meinem kranken Daddy aushalten. Ich schwör’s dir«, versicherte sie mit unterdrücktem Grimm. »Aber weißte was? Wir sind erst am Anfang vom Ende. Und daran bist du schuld.«

Abwehrend und mit gespieltem Ernst im Gesicht hob Benedict die schlanken, gepflegten Hände mit den sorgfältig manikürten Fingern.

»Ich? Wieso ich? Ich bin dir noch nie im Leben begegnet. Daran könnte ich mich mit Sicherheit erinnern. Was also sollte ich mit deinem Schicksal zu tun haben?«

»Das wüssteste wohl gerne, was?«