Versöhnung des Blutes - Ariel Tachna - E-Book

Versöhnung des Blutes E-Book

Ariel Tachna

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Beschreibung

Fortsetzung zu Konflikt des Blutes Buch 4 in der Serie - Blutspartnerschaft Der Krieg nähert sich seiner entscheidenden Phase und beide Seiten sind bis an ihre Grenzen gefordert. Da gelingt den dunklen Magiern ein vernichtender Schlag, denn sie nehmen Orlando St. Clair gefangen. Am Boden zerstört vor Sorge um seinen entführten Partner, muss Alain befürchten, dass auch Orlandos Befreiung aus den Klauen der dunklen Magier den Vampir nicht mehr retten kann, weil sein Herz und sein Verstand unheilbaren Schaden genommen haben. Christophe Lombard, der älteste und mächtigste Vampir von Paris, weiß, dass die Allianz an der Schwelle zur Niederlage steht. Er gibt seine selbstgewählte Isolation auf und schließt sich dem Kampf an. Alains abtrünniger Freund Eric Simonet, der zu den dunklen Magiern übergelaufen war, wird vor die Wahl gestellt zwischen Rache und Erlösung. Und Jean, durch Orlandos Schicksal in Wut und Zorn versetzt, muss sich der schwierigsten Entscheidung seiner Existenz stellen, während um ihn herum der alles entscheidende Kampf tobt. Werden sie mit ihren Entscheidungen die Allianz endgültig zerschlagen oder schaffen sie es doch noch, ihre Welt vor dem Untergang zu bewahren?

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Seitenzahl: 689

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Inhalt

Zusammenfassung

Widmung

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Epilog

Personenverzeichnis

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Biographie

Von Ariel Tachna

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Copyright

Versöhnung des Blutes

 

Von Ariel Tachna

Fortsetzung zu Konflikt des Blutes

Buch 4 in der Serie – Blutspartnerschaft

 

Der Krieg nähert sich seiner entscheidenden Phase und beide Seiten sind bis an ihre Grenzen gefordert. Da gelingt den dunklen Magiern ein vernichtender Schlag, denn sie nehmen Orlando St. Clair gefangen. Am Boden zerstört vor Sorge um seinen entführten Partner, muss Alain befürchten, dass auch Orlandos Befreiung aus den Klauen der dunklen Magier den Vampir nicht mehr retten kann, weil sein Herz und sein Verstand unheilbaren Schaden genommen haben.

Christophe Lombard, der älteste und mächtigste Vampir von Paris, weiß, dass die Allianz an der Schwelle zur Niederlage steht. Er gibt seine selbstgewählte Isolation auf und schließt sich dem Kampf an. Alains abtrünniger Freund Eric Simonet, der zu den dunklen Magiern übergelaufen war, wird vor die Wahl gestellt zwischen Rache und Erlösung. Und Jean, durch Orlandos Schicksal in Wut und Zorn versetzt, muss sich der schwierigsten Entscheidung seiner Existenz stellen, während um ihn herum der alles entscheidende Kampf tobt. Werden sie mit ihren Entscheidungen die Allianz endgültig zerschlagen oder schaffen sie es doch noch, ihre Welt vor dem Untergang zu bewahren?

Für meine Adoptivschwestern Nancy, Holly, Connie, Cat, Carol, Madeleine, Gwen und Julianne, die den Text wieder und wieder gelesen und Verbesserungsvorschläge gemacht haben. Ohne euch wäre dieser Traum nicht wahrgeworden.

1

 

 

THIERRY SAß am Küchentisch und beobachtete seinen Freund. Er war besorgt. Seit Orlandos Gefangennahme waren noch keine vierundzwanzig Stunden vergangen, aber Alain war körperlich und emotional vollkommen ausgezehrt und am Ende seiner Kräfte. Thierry hatte Angst davor, was mit Alain geschehen würde, sollten aus den Stunden Tage werden. Und noch mehr fürchtete er, dass daraus Wochen werden könnten, denn Orlando konnte nur von Alains Blut trinken und würde nicht so lange überleben.

In Thierrys Kopf überschlugen sich die Gedanken, und alle drehten sich um die eine Frage: Wie konnten sie Orlando so schnell wie möglich finden und befreien? Nachtpatrouillen waren bereits unterwegs und suchten nach ihm in den Verstecken Serriers, die Monique Leclerc, die Überläuferin, ihnen genannt hatte. Aber Monique war ehrlich genug gewesen und hatte sie gewarnt, dass niemand alle Adressen kannte. Serrier gab nur das Nötigste preis, sodass keiner seiner Leute alle Pläne und Verstecke verraten konnte, falls er gefangen genommen wurde oder desertierte. Thierry war sich nicht sicher, welches Gewicht sie Moniques Informationen beimessen konnten, aber im Moment war sie ihre beste Quelle. Die anderen dunklen Magier, die ihnen nach der Schlacht am Place Pigalle in die Hände gefallen waren, wussten entweder nichts, oder sie hatten mehr Angst vor Serrier, als vor dem Gefängnis. Thierry konnte ihnen keinen Vorwurf machen. Mit Ausnahme von Raymond hatte jeden, der in der Hoffnung auf ein mildes Urteil der Milice Informationen gab, im Gefängnis ein schrecklicher Tod ereilt. Auch die magischen Schutzschilde um ihre Zellen hatten das nicht verhindern können.

Hilflos sah Thierry zu, wie Alain den Stuhl zurückschob, aufstand und mit verzerrtem Gesicht in der Küche auf und ab lief wie ein Löwe im Käfig. „Du erschöpfst dich nur unnötig und wirst uns nicht helfen können, wenn wir Orlando erst gefunden haben“, schimpfte Thierry mit seinem Freund, obwohl er wusste, dass Alain nicht auf ihn hören würde.

Er hatte recht.

„Als ob du hier ruhig sitzen bleiben könntest, wenn sie Sebastien entführt hätten“, schnappte ihn Alain an.

„Nein, das könnte ich nicht“, gab Thierry zu. „Aber dann würdest du hier sitzen und mich ermahnen.“

„Ich sollte unterwegs sein und nach ihm suchen“, sagte Alain. „Ich habe die beste Chance, ihn zu fühlen, wenn ich in seiner Nähe bin.“

„Das mag sein“, erwiderte Thierry. „Aber du kannst nicht überall gleichzeitig sein. Es ist besser, du überlässt die Suche den Patrouillen. Ruh dich aus. Unsere Leute sind keine Anfänger. Sie kennen Serriers Tricks.“

Alain schüttelte den Kopf, aber Thierry ignorierte ihn. „Du hast seit Orlandos Gefangennahme nicht geschlafen, wenn man von den wenigen Stunden absieht, die ich dich in einen magischen Schlaf versetzt habe. Du kannst nicht so weitermachen. Orlando muss von dir trinken können, wenn wir ihn befreit haben.“ Thierry ließ keinen Zweifel daran, dass es sich nur um eine Frage der Zeit handeln konnte. Er wollte nicht darüber nachdenken, was aus seinem Freund und Orlando wurde, falls sie es nicht rechtzeitig schafften.

Alain sah ihn unglücklich an. „Du verstehst das nicht“, meinte er. „Er kann kein fremdes Blut trinken und sich deshalb nicht richtig erholen, wenn sie ihn foltern.“ Er suchte nach Worten, um seinen Gedanken und Gefühlen Ausdruck zu verleihen, aber sie entzogen sich jedem logischen Erklärungsversuch. „Er ist meine andere Hälfte, Thierry. Ich habe das Gefühl, als wäre meine Seele entzweigerissen worden. Wenn ich seine Schmerzen spüre, wird es noch schlimmer. Ich kann nicht schlafen, weil er keine Ruhe findet.“

Thierry fragte nicht, wie es in nur einem Monat soweit hatte kommen können. Er musste es nicht tun. Er hatte auch seinen Partner gefunden, selbst wenn er nicht Sebastiens Zeichen am Hals trug. Thierry konnte auch Sebastiens Gefühle nicht auf die gleiche Art wahrnehmen, wie Alain Orlandos Emotionen spürte, aber er wusste, dass er genauso den Verstand verlieren würde, sollte Sebastien plötzlich spurlos verschwinden. Doch zurzeit war der Vampir glücklicherweise nur in Orlandos Wohnung, um für Alain saubere Kleidung zu besorgen.

„Doch, ich verstehe es“, erwiderte Thierry leise und wurde rot. Es war so viel zwischen ihm und Sebastien geschehen, seit sie sich kennengelernt hatten. Und in der vorigen Nacht hatten sie sich das erste Mal geliebt.

Thierrys verlegenes Eingeständnis war so ungewöhnlich und passte so wenig zu seinem normalen Verhalten, dass es Alain aus seiner larmoyanten Stimmung riss. Es konnte die Sorge um Orlando nicht verdrängen, aber Thierry war seit dreißig Jahren sein bester Freund. Daher konnte Alain, trotz der Turbulenzen in seinem eigenen Leben, nicht einfach ignorieren, welche Veränderungen über Thierry hereingebrochen waren. „Die Partnerschaft mit Sebastien scheint dir gutzutun. Ich habe dich schon lange nicht mehr so glücklich erlebt.“

Thierry lief noch röter an. „Ich habe an dir und Orlando gesehen, wie aufregend es ist, von einem Vampir nicht nur gebissen zu werden, sondern ihn zu lieben. Aber ich hätte nie erwartet, wie wunderbar es ist, seine Zähne im Hals zu spüren, wenn wir … Sorry.“ Er unterbrach sich, als er den Ausdruck in Alains Gesicht sah. „Das sollte ich nicht sagen.“

„Das ist es nicht“, erwiderte Alain und konnte seine Gefühle nur mühsam unterdrücken. „Es ist nur … Wir haben nie … Orlando hat mich nie gebissen, wenn wir uns geliebt haben. Er hatte Angst, mich zu verletzen.“

„Merde“, fluchte Thierry leise. „Es tut mir leid, Alain. Ich sage heute immer nur das Falsche.“

„Dazu gibt es nichts zu sagen“, sagte Alain mit belegter Stimme. „Er hat mir seine Gründe erklärt und ich muss sie respektieren.“ Er wandte sich ab, um Thierry nicht zu zeigen, wie sehr ihn die unbedachte Bemerkung schmerzte. Aber er hätte sich denken können, dass er vor Thierry nichts verbergen konnte. Die warme Hand, die sich tröstend auf seine Schulter legte, zeigte es ihm.

„Wir holen ihn zurück“, versprach Thierry. „Und dann kannst du ihm das Gegenteil beweisen.“

„Das ist das Schlimmste daran“, krächzte Alain. „Ich glaube, er hatte seine Meinung schon geändert. Aber wir hatten keine Zeit mehr. Die Nachricht von dem Angriff auf dem Place Pigalle ist dazwischen gekommen. Alles hat sich nur noch darum gedreht, was wir dagegen unternehmen können. Und dann ist er entführt worden.“

„Dann habt ihr im Büro nicht …?“, fing Thierry an.

„Nein. Er hat von mir getrunken und mich dabei mit der Hand zum Orgasmus gebracht. Sich zu lieben ist etwas anderes“, erklärte Alain. „Als du gekommen bist, waren wir gerade fertig.“

„Es tut mir leid. Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich nicht so reingeplatzt“, entschuldigte sich Thierry.

Alain zuckte mit den Schultern, konnte seine Gefühle aber nicht verbergen. „Du konntest es nicht wissen, und selbst wenn … Es war der falsche Zeitpunkt. Außerdem war das Büro der falsche Ort für ein so intimes Erlebnis. Ich wünschte nur, wir hätten mehr Zeit gehabt.“

„Ihr werdet noch genug Zeit haben“, versprach Thierry. „Wir holen ihn zurück und beenden diesen Krieg. Dann habt ihr den Rest deines Lebens Zeit. Daran musst du fest glauben.“

„Wie kannst du das versprechen, wenn du mir nicht erlaubst, nach ihm zu suchen!“, rief Alain aufgebracht.

„Was könntest du denn mehr tun, als unsere Freunde?“, wollte Thierry wissen. „Sag mir nur eine Sache, für die wir dich brauchen und die wir nicht selbst erledigen können. Dann höre ich sofort auf, dich zu belästigen, und lasse dich gehen. Nur eine Sache, Alain!“

Alain öffnete den Mund und wollte antworten, aber ihm fiel nichts ein. Die Frustration stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Verdammt, Thierry! Ich halte es einfach nicht aus, hier untätig rumzusitzen.“

„Du wirst hier auch nicht untätig rumsitzen“, erwiderte Thierry entschlossen. „Sobald Sebastien zurückkommt, wirst du eine Dusche nehmen. Danach schläfst du einige Stunden, und wenn ich dich wieder dazu zwingen muss. Wenn ich es recht bedenke, hat die Dusche sogar Zeit bis morgen. Du musst schlafen, sonst bist du uns morgen auch keine große Hilfe. Orlando braucht einen starken Partner, kein Nervenbündel kurz vor dem körperlichen Zusammenbruch.“

„Leck mich …“, fauchte Alain ihn wütend an und ging zur Tür. „Woher willst du eigentlich wissen, was für mich gut ist? Du hast doch keine Ahnung. Dieses Mal nicht. Ich werde nicht hierbleiben, um mir deine abgedroschenen Phrasen anzuhören. Wenn du mir nicht helfen willst, ihn zu finden, dann gehe ich eben allein auf die Suche.“

Es waren verletzende Worte, selbst wenn man Alains psychischen Zustand in Betracht zog. Sie verletzten so sehr, dass Thierry nicht sofort reagieren konnte, weil er sich erst beruhigen musste, um nicht zurückzubrüllen und den Streit eskalieren zu lassen. Aber Alain schien gar keine Antwort zu erwarten. Er hatte auch ohne Thierrys Meinung noch genug zu sagen.

„Bist du etwa eifersüchtig?“, schnappte er seinen Freund an und drehte sich zu ihm um, als er die Tür erreichte. „Willst du mir deshalb nicht helfen? Oder wartest du nur darauf, dass Sebastien zurückkommt und du ihn ins Bett zerren kannst? Ist dir das wichtiger, als Orlando zu helfen?“

„Sag das nie wieder“, knurrte Thierry, der sein Temperament jetzt nicht mehr beherrschen konnte. „Du weißt genau, dass ich mir gestern Nacht und heute den ganzen Tag über den Arsch aufgerissen habe, um ihn zu finden. Aber ich bin erschöpft, und du bist auch hundemüde. Sebastien ist nur deshalb noch in besserer Verfassung, weil er ein Vampir ist. Wir können heute Nacht nichts mehr tun.“

„Was ist denn hier los?“, fragte Sebastien, der in diesem Augenblick zurückkam.

Alain drehte sich zu ihm um und blitzte ihn wütend an. Aber was immer er auch sagen wollte, es kam ihm nicht mehr über die Lippen. Thierry hatte den Stab gezogen und ihn in Schlaf versetzt. Sebastien reagierte sofort und fing Alain auf, bevor der Magier auf den Boden fallen konnte.

„Du hättest ihn einfach fallenlassen sollen“, knurrte Thierry. „Der undankbare Bastard.“

Sebastien sah ihn fragend an. „Was ist hier nur passiert?“, wiederholte er seine Frage, warf sich Alain über die Schulter und ging zum Gästezimmer. „Ich habe dich Alain gegenüber noch nie so erlebt.“

„Leg ihn erst aufs Bett, dann erzähle ich dir alles“, erwiderte Thierry, der Alains Anschuldigungen immer noch nicht überwunden hatte.

Im Gästezimmer legte Sebastien den Magier aufs Bett und zog ihm die Schuhe aus, um es ihm bequemer zu machen. Die Tasche mit der sauberen Kleidung, die er aus Orlandos Wohnung geholt hatte, stellte er neben dem Bett ab, wo Alain sie sofort finden konnte, wenn er wieder aufwachte. Dann ging Sebastien in die Küche zurück. „So. Jetzt will ich wissen, was passiert ist.“

Thierry seufzte. „Ich habe keine Ahnung. Wir haben uns unterhalten. Natürlich will er weiter nach Orlando suchen, obwohl er vollkommen platt ist. Und er hat nach dir – nach uns – gefragt. Ich hatte noch nie Geheimnisse vor ihm und habe ihm seine Fragen ehrlich beantwortet. Aber irgendwie muss ich einen Nerv getroffen haben. Er hat mich plötzlich angeschrien und mich beschuldigt, ich wollte ihn von Orlando fernhalten, weil ich eifersüchtig auf ihn wäre oder dich wieder ins Bett zerren wollte. Wie kommt er nur auf eine so absurde Idee?“

„Weil er nicht nachgedacht hat“, meinte Sebastien. „Er denkt überhaupt nicht mehr. Er hat vor Furcht und Angst den Verstand verloren. Stell dir vor, du müsstest untätig hier sitzen und zusehen, wie Serrier Alain foltert. Du wärst im gleichen Zimmer, aber du könntest nichts sagen und nichts dagegen unternehmen. Du könntest nur mit ihm leiden. Genau das erlebt Alain mit Orlando. Er kann es zwar nicht sehen, aber er spürt Orlandos Schmerzen, als wären es seine eigenen. Und er kann nichts dagegen tun. Er ist vollkommen hilflos. Deshalb sagt er Dinge, die er normalerweise nie sagen würde. Er kann es nicht verhindern. Alain leidet so sehr darunter, dass er nur noch um sich schlägt, egal, wen er dabei trifft. Und er hat keine Hemmungen, diesen Schmutz über dir auszuschütten, weil er im Unterbewussten genau weiß, dass eure Freundschaft es überleben wird.“

„Es waren nicht nur die Dinge, die er gesagt hat“, überlegte Thierry gelassen. Sebastiens Anwesenheit hatte ihn wieder beruhigt. „Es war der Hass in seiner Stimme. Als wollte er mich absichtlich verletzen.“

„Das wollte er wahrscheinlich auch“, gab Sebastien zu. „Auf eine verdrehte Art hat er sich nicht mehr so allein gefühlt, weil es dir auch schlecht ging.“ Sebastien holte tief Luft und dachte an den schwärzesten Tag seines Lebens zurück. „Als Thibault starb, habe ich mit der ganzen Welt gehadert. Die grausame Ironie am Aveu de Sang ist, dass der Avoué nicht umgewandelt werden kann. Sein Partner kann ihn nicht blutleer trinken. In den ersten Jahren unserer Liebe war mir dieses Problem nicht bewusst. Thibault war jung. Ich habe nicht darüber nachgedacht, dass er älter werden wird und sterben muss. Dann saß ich auf dem Bett und hielt meinen toten Avoué in den Armen. Das erste Mal seit sechzig Jahren war ich wieder allein. Vollkommen allein. Andere Vampire sind gekommen, um mit mir Totenwache zu halten. Ich wollte sie nicht sehen. Ich wollte mit meiner Trauer allein sein. Die Wut über Thibaults Tod hat mich von innen heraus aufgezehrt. Ich habe sie alle angebrüllt, um sie zu verjagen. Die meisten sind wieder gegangen. Nur eine Frau ist bei mir geblieben, hat meine Wut und meinen Hass über sich ergehen lassen, bis ich so erschöpft war, dass mir nichts mehr einfiel. Ich habe sie gefragt, warum sie sich das angetan hätte. Sie meinte, wenn ich es nicht losgeworden wäre, hätte es mich um den Verstand gebracht. Sie wollte nicht erleben, wie ein anderer Vampir aus Trauer verrückt wird. Ich habe sie nach dieser Nacht nie wieder gesehen. Sie ist gekommen, um mich zu trösten; danach ist sie wieder gegangen und hat meinen Schmerz mit sich fortgenommen.“

„Und was wird jetzt passieren?“

„Ich weiß es nicht“, gab Sebastien zu. „Alain ist kein Vampir, sondern die sterbliche Hälfte des Aveu de Sang. Ich kenne keinen Fall, in dem der menschliche Partner den Vampir verloren hat. Ich bin sicher, dass es schon passiert ist, aber ich habe noch nie davon gehört. Orlando ist noch nicht verloren. Er wird vermisst, aber er ist nicht verloren. Alain muss sich an seine Hoffnung klammern. Natürlich macht das die Sache nicht leichter für ihn, denn seine Trauer und seine Hoffnung liegen im Zwiespalt. Ich weiß einfach nicht, was passieren wird.“

„Könnte es sein, dass es noch einen anderen Weg gibt, Orlando zu finden? Einen Weg, der uns bisher entgangen ist?“, wollte Thierry wissen. „Alain kann ihn spüren. Können wir das irgendwie ausnutzen?“

„Vielleicht“, erwiderte Sebastien. „Wenn ich nachts nach Hause gekommen bin, wusste ich immer, ob Thibault da war oder nicht. Ich konnte ihn spüren, auch wenn er nicht zu hören oder zu sehen war. Alain sagt, dass er keine spezifische Richtung erkennen kann, aus der sie kommen und die ihm mehr über Orlandos Aufenthaltsort verraten könnte. Aber vielleicht kann man anhand der Intensität seiner Gefühle das Suchgebiet eingrenzen. Wir sollten es zumindest ausprobieren.“

„Wir könnten ein Raster über die Stadt legen und überprüfen, ob die Gefühle in bestimmten Quadranten stärker oder schwächer werden“, überlegte Thierry. „Je größer das Gebiet ist, das wir ausschließen können, umso mehr können wir unsere Suche auf die anderen Bereiche konzentrieren.“

„Und Alain wäre nicht mehr so frustriert, weil er auf diese Weise seinen Beitrag leisten kann.“

„Außerdem müsste er seine Verbindung zu Orlando, auch wenn er im Dienst ist, nicht blockieren, wie Marcel es von ihm verlangt hat“, fügte Thierry hinzu. „Es wird ihm helfen, mit seinen Schuldgefühlen fertig zu werden. Vielleicht kann er sich dann auch stärker auf seine Verbindung zu Orlando konzentrieren und uns bessere Hinweise geben.“

Sebastien nickte. „Du solltest jetzt aber die Zeit nutzen, um auch einige Stunden zu schlafen. Sobald dein Schlafzauber nachlässt, wird er wieder aufwachen. Dann hält ihn hier nichts mehr zurück, wie wir heute früh gesehen haben.“

Thierry lächelte traurig. „Ich habe eine stärkere Beschwörung benutzt als gestern. Aber du hast trotzdem recht.“ Er reichte Sebastien die Hand. „Ich kann mir gar nicht vorstellen, welche inneren Qualen er leiden muss.“ Er erschauderte. „Ich bin nicht eifersüchtig auf ihre Beziehung, und ich weiß, dass es ihn sehr schmerzt. Aber er hat recht gehabt. Ich bin froh, dass nicht du es bist, der entführt worden ist.“

Sebastien nahm Thierrys Hand und sie gingen zusammen ins Schlafzimmer. „Das ist eine vollkommen normale Reaktion. Mir ging es genauso, als Laurent getötet wurde. Ich würde es niemandem wünschen, aber ich war unfassbar erleichtert, dass es nicht dich getroffen hat.“

Sie kamen ins Schlafzimmer. Thierry drehte sich zu Sebastien um und zog ihn in die Arme. Sebastien erwiderte die Umarmung. Die Nähe gab ihnen neue Kraft und Zuversicht. Nach einigen Minuten zogen sie sich gegenseitig aus und gingen ins Bett. Sie legten sich auf die Seite und sahen sich an, bis Thierry die Augen zufielen und er einschlief.

 

 

ORLANDO WURDE von der Welle der Wut überrascht, die Alain ausstrahlte. Er konnte die Frustration, die Angst und die Trauer seines Avoué verstehen, aber diese Wut war neu und kam unerwartet. Orlandos Eckzähne wurden länger und seine Nackenhaare sträubten sich bei dem Gedanken, dass jemand seinen Geliebten so erzürnt hatte.

Er versuchte, Alain beruhigende und tröstende Gedanken zu schicken, wollte ihm versichern, dass es ihm gut ging und er ihn liebte. Aber er schien nicht zu Alain durchzudringen. Besorgt stand er auf und ging unruhig in dem kleinen Raum auf und ab. Er wusste nicht, was Alain in diesen Zustand versetzt hatte, konnte nicht zu ihm gehen und ihn in die Arme nehmen. Orlando spürte seine Hilflosigkeit wie einen drückenden Schmerz in der Brust, der ihm den Atem nahm. Wütend rüttelte er an der Tür seiner Zelle, aber das Schloss war so stark und unnachgiebig, wie bei seinem ersten Versuch.

So plötzlich die Wut gekommen war, so plötzlich verschwand sie auch wieder. Orlando wurde von Panik erfasst, bis er erkannte, dass Alain eingeschlafen war. Der Kontrast zwischen der Wut und der Ruhe, die der schlafende Alain ausstrahlte, kam Orlando seltsam vor. Dann erinnerte er sich daran, dass Alain ein Magier war und seine Freunde ebenfalls. Vermutlich hatten Marcel oder Thierry ihn mit einem Schlafzauber belegt, um ihn wieder zu beruhigen.

Orlando entspannte sich und kehrte zu der Pritsche zurück, die das einzige Möbelstück in der kleinen Zelle war. Die dünne Matratze war durchgelegen und die Metallfedern drückten unangenehm in den Rücken. Trotzdem – es hätte schlimmer sein können. Orlando hätte sich auch mit einem Steinfußboden zufriedengeben müssen.

Er sprang auf, als er hörte, dass sich der Schlüssel im Schloss drehte. Wer auch immer durch die Tür kam, Orlando wollte ihm aufrecht gegenübertreten. Er wollte sich die Möglichkeit nicht entgehen lassen, sich gegen seine Wärter wehren zu können. Die dunklen Magier hatten den Vorteil ihrer Magie, aber körperlich waren sie gegen Orlandos übernatürliche Kräfte machtlos.

In der Tür stand der große Magier, der früher Alains Freund gewesen war. Er hatte seinen Stab in der Hand. „Du bist Eric Simonet, nicht wahr?“, fragte Orlando, bevor der Magier ihn binden konnte.

Auf diese Frage war Eric nicht vorbereitet. „Wieso willst du das wissen?“, fragte er zurück.

„Alain hat mir von dir erzählt“, antwortete Orlando gelassen. „Er vermisst dich.“

Eric runzelte missmutig die Stirn. Darüber wollte er nicht reden. Es machte ihm seine Aufgabe nur noch schwerer. Besonders jetzt. „Das ist lange her“, knurrte er.

„Für dich vielleicht. Für Alain nicht.“

„Kennst du ihn gut?“, wollte Eric wissen. Dieser Vampir hatte auf dem Place Pigalle an Magniers Seite gekämpft, bevor sie ihn entführt hatten.

Orlando beantwortete Erics Frage nicht, weil er nicht lügen wollte. Aber er durfte auch nicht die Wahrheit sagen und dem dunklen Magier dadurch Informationen geben, die Serrier gegen die Milice einsetzen konnte.

Eric schien Orlandos Schweigen als Bestätigung seiner Vermutung zu deuten. „Ich bedauere nur eines“, sagte er zu dem Vampir. „Nämlich, dass er und Thierry mich jetzt hassen.“

„Das tun sie nicht!“, widersprach Orlando spontan. „Sie würden dich jederzeit wieder mit offenen Armen aufnehmen.“

„Dazu ist es zu spät. Serrier wartet auf dich.“

2

 

 

NACH SEINEM letzten Streit mit Angélique war David überzeugt davon, sich mit seinem Besuch im Sang Froid zum Narren zu machen. Auf dem Place Pigalle hatten sie Seite an Seite gekämpft. Ungeachtet ihrer persönlichen Differenzen hatte David seine Partnerin nicht im Stich lassen wollen. Aber diese Entschuldigung hatte er jetzt nicht. Es ging nicht um die Milice, nicht um die Allianz oder Angéliques Sicherheit. Es ging nur um dieses unerklärliche Gefühl, das David nicht mehr loswerden konnte. Und dieses Gefühl sagte ihm, dass Angélique ihn jetzt brauchte.

Ihr Geschäftsführer stellte ihm keine Fragen und führte ihn nur schweigend zu Angéliques Apartment, wo er ihn allein vor der Tür zurückließ. David hob die Hand, um anzuklopfen. Dann zögerte er. Er wusste nicht, wie sie auf sein unangekündigtes Erscheinen reagieren würde. Er war ihr Partner, aber Angélique sah ihn vermutlich nicht als Freund und schon gar nicht als Geliebten. David wäre beides gerne gewesen.

Er ließ die Hand fallen und öffnete leise die Tür. Als er die Wohnung betrat, sah er Angélique vor dem Fenster stehen. Sie war in einen warmen Schal gehüllt, hatte die Arme um sich geschlungen und starrte blind in den Nachthimmel. David wollte ihr Trost und Beistand anbieten, befürchtete aber, dass sie es falsch verstehen würde. Angélique hatte ihm vorgeworfen, dass er sie wegen ihrer Vergangenheit für eine schwache Frau hielt. Wenn er sie jetzt trösten wollte, würde sie es wieder als Angriff auf ihre Selbstständigkeit verstehen, weil er ihr damit unausgesprochen zeigte, dass sie mit ihren Problemen nicht allein fertig werden konnte. Damit würde David die Sache nur noch schlimmer machen. Trotzdem hatte er das unwiderstehliche Bedürfnis, sich um sie zu kümmern.

Angélique drehte sich zu ihm um, als sie seine Schritte hörte. Ihre dunklen Augen glänzten. David öffnete den Mund und wollte sie fragen, was passiert war. Aber bevor er auch nur ein Wort über die Lippen brachte, kam sie mit ausgestreckten Armen auf ihn zugelaufen. Er hatte sich nicht getraut, sie zu umarmen, aber jetzt nahm er ihr Angebot an. Angélique drückte sich an ihn und fing an zu weinen. Sie bebte am ganzen Leib. David streichelte ihr beruhigend über den Rücken.

Angélique ließ sich in Davids Armen gehen. Sie war nicht mehr allein mit ihrer Erinnerung an die tote Karine, die so fürchterlich zugerichtet worden war. Es war ihr egal, warum David ausgerechnet jetzt hier aufgetaucht war. Sie brauchte ihn und er war da. Nichts anderes zählte in diesem Augenblick für sie. David legte ihr seine starke Hand an den Kopf und presste ihn an seine Schulter. Dann streichelte er Angélique wieder und wieder sanft über die langen Haare, bis sie sich schließlich beruhigte.

Angélique entspannte sich in seinen Armen, aber David konnte spüren, dass sie innerlich immer noch aufgewühlt war. Er massierte ihr den verspannten Rücken und sah sich suchend um. „Du musst dich entspannen. Komm mit“, sagte er, als er die offene Tür entdeckte, die zu einem Flur führte.

Er führte sie durch den Flur und öffnete eine Tür nach der anderen, bis er das Badezimmer fand. Eine alte Zinkbadewanne stand an der Wand. David drehte das Wasser auf und streute eine großzügige Menge von dem Badesalz hinein, das er auf einem Regal über der Wanne fand. Dann drehte er sich wieder zu Angélique um und zog ihr den schweren Brokatschal von den Schultern. So unpersönlich wie möglich knöpfte er ihre Bluse auf. Die Hennamuster auf ihren Brüsten und ihrem Bauch zogen seinen Blick wie magisch an. Er widerstand der Versuchung, sie zu berühren, faltete die Bluse zusammen und legte sie auf einen Stuhl.

Angélique ließ es bewegungslos über sich ergehen, von David ausgezogen zu werden. Er sah ihr in die Augen, weil er befürchtete, dass sie unter Schock stand. Ihre Pupillen waren erweitert, aber das konnte auch an der schummrigen Beleuchtung liegen. David zog ihr den Rock aus und legte ihn auf die Bluse. Sie trug nur Slipper, deshalb öffnete er als nächstes ihren BH. Es fiel ihm nicht leicht, beim Anblick ihrer vollen Brüste seine körperliche Reaktion zu unterdrücken. Er zog ihr die Unterhose aus und steckte ihr mit einer Haarklammer die Haare hoch. Der schlanke Hals war nicht weniger verführerisch. David drehte sich zur Wanne um und kontrollierte die Wassertemperatur. Dann zog er ihr die Slipper von den Füßen und schob sie zur Wanne.

Angélique bewegte sich wie mechanisch. Sie setzte sich in das brusttiefe Wasser. David wollte das Badezimmer verlassen, um zu sehen, ob er einen Brandy oder etwas anderes finden konnte, das sie beruhigte. Die zarte Berührung ihrer Hand hielt ihn zurück. „Geh nicht“, flüsterte sie kaum hörbar. „Lass mich nicht allein.“

Er drehte sich sofort wieder um. Ihre leise, bittende Stimme war so anders, als alles, was er bisher von ihr gehört hatte. „Willst du mir erzählen, was passiert ist?“, fragte er sie.

„Nein“, erwiderte sie ehrlich und schloss die Augen, als Erinnerungen über sie hereinbrachen, die sie lieber vergessen hätte. Aber diese Albträume würden sie nie verlassen. Sie konnte sie nur zeitweise verdrängen, bis sie – wie heute – wieder zurückkamen und ihr die Ruhe raubten.

David akzeptierte ihre Weigerung und setzte sich neben der Wanne auf die Badematte. Er nahm ihre Hände und rieb ihr beruhigend mit dem Daumen über den Handrücken. Seine Finger folgten den Hennamustern auf ihrer Haut.

Angélique hielt die Augen fest geschlossen. Karines blutüberströmter Leichnam hatte Erinnerungen geweckt, die sie lange verdrängt hatte und die jetzt wieder an die Oberfläche kamen. Die meisten Gäste des Sultans waren zivilisierte Männer gewesen, die es sich mit dem Herrscher nicht verderben wollten. Der Aufseher der Sklaven, der sie ausgebildet hatte, war nicht so freundlich gewesen. Sie wusste sehr gut, wie es sich anfühlte, auf den Rücken oder die Knie gezwungen zu werden – wie es war, ohne Rücksicht auf die Schmerzen, die es ihr bereitete, benutzt zu werden. Der Aufseher hatte immer darauf geachtet, ihrem Körper keinen bleibenden Schaden zuzufügen. Aber er war fest entschlossen gewesen, ihren Willen zu brechen und aus ihr eine Sklavin zu machen, die nur noch für das Vergnügen ihres Herrn lebte. „Sie haben das arme Mädchen vergewaltigt, bevor sie sie umgebracht haben“, flüsterte sie heiser. Ein Schauer lief ihr über den Rücken, als sie an ihre ersten Tage als Sklavin zurückdachte. Nie hatte sie gewusst, wann und von wem sie das nächste Mal benutzt werden würde. Sie hatte diese Erlebnisse erst hinter sich lassen können, nachdem sie in den Harem des Sultans aufgenommen worden war. Dort hatte man ihr immer Zeit gegeben, sich auf ihren nächsten Liebhaber vorzubereiten. Sie war frei gewesen, sich ebenfalls ihre Freude zu suchen. Den Sklavenaufseher hatte sie mehr und mehr aus ihrem Gedächtnis verbannt, bis der Anblick von Karine alles wieder zurückgebracht hatte.

„Welches Mädchen?“, fragte David leise. Er war über die Ereignisse noch nicht informiert.

„Jeans … Freundin. Karine“, sagte Angélique, die nicht wusste, wie sie die junge Frau bezeichnen sollte. „Sie haben ihre Leiche heute früh vor meine Tür geworfen. Sie ist entsetzlich gefoltert und vergewaltigt worden, bevor …“ Ihr versagte die Stimme und sie konnte den Satz nicht zu Ende bringen.

„Denk nicht mehr darüber nach“, sagte David, obwohl er genau wusste, wie schwer dieser Ratschlag zu befolgen war. „Konzentriere dich ganz darauf, was du jetzt fühlst. Das warme Wasser tut dir gut, der Sandelholzduft des Badesalzes dringt in deine Haut ein und steigt dir in die Nase. Alles andere musst du vergessen.“

Nichts davon wirkte und lenkte sie von ihren düsteren Gedanken ab, bis auf eines – Davids zärtliche Berührungen. Sie drehte die Hand um und verschränkte ihre Finger mit seinen, zog ihn zu sich heran und drückte seine Hand an ihre Wange. Seine Finger streichelten sie sanft. Einer von ihnen fuhr ihr hinters Ohr und löste einen wohligen Schauer aus. Angélique stand auf. Das warme Wasser lief an ihrem Körper herab. Sie nahm ein Handtuch vom Regal und drückte es David in die Hand.

David nahm ihr das Handtuch ab. Angélique bückte sich, um das Wasser abzulassen, dann stellte sie sich wieder auf. Der Anblick ihres nackten Körpers ließ David vor Verlangen zittern, aber er verdrängte seine Bedürfnisse. Angélique konnte das jetzt nicht brauchen. Sie brauchte eine warme Umarmung, Fürsorge und Trost – auch wenn sie das wahrscheinlich weit von sich weisen würde. David schüttelte das Badetuch aus und wickelte es um sie, als sie aus der Wanne stieg. Ihre Haare waren feucht vom Wasserdampf. Sie kitzelten ihn unterm Kinn, als Angélique sich an ihn presste. Er drückte ihr einen zarten Kuss auf den Kopf und rieb über das weiche Handtuch, um sie abzutrocknen. Sie schmiegte sich an ihn und drückte sich seinen Händen entgegen.

„Bring mich ins Bett“, flüsterte sie. David konnte ihre Lippen an seinem Hals fühlen.

David hätte ihr Angebot nur zu gerne angenommen. Er legte ihr einen Finger unters Kinn, hob ihren Kopf und gab ihr einen zärtlichen Kuss. Sie presste sich an ihn, erwiderte den Kuss und leckte ihm einladend über die Lippen.

David gönnte sich diesen Kuss und überließ sich für einen kurzen, süßen Moment der Leidenschaft, die sie in ihm auslöste. Doch dann drückte er ihren Kopf an seine Schulter und stützte sich mit dem Kinn darauf ab. Sie rieb sich an ihn, aber er hielt sie fest und streichelte ihr beruhigend über den Rücken. „Du musst dich ausruhen“, sagte er. „Hast du seit dem Kampf gegen Serriers Magier auch nur eine Minute geschlafen?“

Angélique hob den Kopf und sah ihn mit blitzenden Augen an. „Sag mir nicht, was ich zu tun habe!“

„Schh“, sagte David leise und drückte ihren Kopf wieder an seine Schulter. „Ich will dir nichts vorschreiben“, versprach er ihr. „Aber ich habe gesehen, wie schlecht es dir ging. Du hast kaum reagiert, als ich gekommen bin. Du bist erschöpft und stehst wahrscheinlich unter Schock. Wenn wir jetzt Sex hätten, würden wir damit keinem von uns einen Gefallen erweisen. Es würde unsere Beziehung nur noch mehr verkomplizieren. Lass mich dich einfach nur in den Armen halten.“

Angélique trat einen Schritt zurück und löste ihre Haare. Es war eine aufreizende Geste, die sie im Harem gelernt hatte und die sie jetzt mit voller Absicht einsetzte. Sie hob die Arme und präsentierte ihm dabei ihre vollen Brüste, während die dunklen Locken ihr über die Schultern und den Rücken fielen. Einzelne Strähnen fielen nach vorne und verbargen ihre Brüste wieder vor seinem Blick. Angélique sah ihm tief in die Augen und schob sie über die Schultern nach hinten, um ihm wieder freie Sicht zu geben.

David riss sich von dem Anblick los, drehte sich um und ging durch den Flur ins Schlafzimmer. Er hatte ihr angeboten, bei ihr zu bleiben. Jetzt musste er nur noch die Kraft finden, ihren Verführungskünsten zu widerstehen. Er wollte nicht mit ihr zusammen sein, weil sie Trost brauchte. Er wollte begehrt werden.

Irritiert warf Angélique das Handtuch über den Rand der Badewanne, dann folgte sie ihm nackt durch den Flur. Er sollte ihr nicht widerstehen können. Nicht jetzt, wo sie sich endlich dazu entschlossen hatte, sich ihm hinzugeben. Aber er hatte ihre Wohnung nicht verlassen, sondern war ins Schlafzimmer gegangen. Noch gab Angélique das Spiel also nicht verloren. Wenn sie erst nackt mit ihm im Bett lag, würde sie ihre zweite Chance bekommen, ihn von seinen Skrupeln zu befreien.

Als sie ins Schlafzimmer kam, wühlte er in der Schublade mit ihrer Unterwäsche. Angélique konnte sich vorstellen, was er dort suchte. Sie musste lächeln. Seine Miene wurde mit jedem der durchscheinenden Negligés, die er aus der Schublade zog, grimmiger. „Wenn du nach etwas keuscherem suchst, um mir besser widerstehen zu können, muss ich dich enttäuschen“, meinte sie belustigt. „Meine Negligés sind nicht dazu da, mich zu verstecken. Ganz im Gegenteil.“

David äußerte sich nicht dazu, aber seine Miene sagte mehr als tausend Worte. Zu einem anderen Zeitpunkt hätte er gegen ihr Verhalten nichts einzuwenden gehabt, doch heute Nacht musste er sich beherrschen, und das machte sie ihm nicht gerade leicht. Er zog seinen Pullover und das T-Shirt aus. Dann warf er ihr das Hemd zu. „Zieh das an. Es sollte dich halbwegs bedecken.“

Angélique hob das T-Shirt ans Gesicht und atmete Davids starken, männlichen Geruch ein. Sie überlegte, ob sie seine Bitte aus grundsätzlichen Erwägungen abschlagen sollte, aber in seinem T-Shirt zu schlafen, war ein durchaus erregender Gedanke. Also zog sie es an und lächelte zufrieden, weil das kurze Hemd ihr kaum bis auf den Hintern reichte und den Rest von ihr unbedeckt ließ.

David seufzte resigniert, als er seinen Fehler erkannte. Ihre Brüste und die Hennamuster waren zwar nicht mehr zu sehen, aber das lenkte seinen Blick nur noch tiefer, auf ihre langen Beine und die schwarzen Locken, die sich dazwischen ringelten. Doch daran ließ sich nichts mehr ändern. Mit einer Geste deutete er ihr an, sich ins Bett zu legen. „Geh, leg dich hin.“

„Komm gar nicht erst auf die Idee, dich mit Jeans ins Bett zu legen“, warnte sie ihn, während sie unter die Decke schlüpfte und ihn erwartungsvoll beobachtete.

David kniff den Mund zusammen, zog sich aber bis auf die Unterhose aus. Das enge Kleidungsstück konnte seine Erregung nicht verbergen, aber Angélique war lange genug Kurtisane gewesen, um ihre Wirkung auf Männer zu kennen. Wenn ihr Verhalten heute Nacht typisch war, scheute sie auch nicht davor zurück, das gelegentlich zu ihrem Vorteil auszunutzen. David legte die Jeans auf einen Stuhl und kroch zu ihr ins Bett. Er rollte sich auf die Seite und zog Angélique an seine Brust. Er legte eine Hand auf ihre Hüfte und drückte sie mit dem anderen Arm fest an sich, sodass sie sich kaum noch bewegen konnte.

Angélique ließ es mit sich geschehen. Sie genoss die Berührungen seiner Hände auf ihrer Haut, auch wenn es nur darum ging, eine bequeme Schlafposition zu finden. Als David endlich zufrieden war und sich nicht mehr bewegte, schmiegte sie sich mit dem Rücken an ihn und rieb sich mit dem Hintern leicht an seinem steifen Schwanz. Es war ein befriedigendes Gefühl für sie, dass er ihren Reizen gegenüber offensichtlich doch nicht ganz immun war.

„Stillhalten“, grummelte David ihr ins Ohr. Er konnte selbst kaum still liegen, so sehr verlangte ihn danach, seine Skrupel über Bord zu werfen. „Du sollst dich ausruhen und entspannen.“

„Das ist leichter gesagt als getan, wenn mir dein Schwanz an den Rücken stupst“, scherzte sie heiser und hoffte, dass er sie demnächst an einer anderen Stelle stupsen würde. „Aber es gibt ein erfolgreiches Mittel gegen unsere Unruhe.“

David stützte sich auf den Ellbogen und sah ernst auf sie herab. „Du merkst wirklich nicht, wie widersprüchlich du dich mir gegenüber verhältst, nicht wahr? In der einen Minute willst du nicht wie eine Konkubine behandelt werden, in der nächsten versuchst du, mich zu verführen. Ich weiß nicht mehr, was du von mir erwartest und wie ich dich behandeln soll. Wenn ich nachgebe, beschuldigst du mich, dich nicht zu respektieren. Und trotzdem versuchst du, mich so weit zu bringen, obwohl ich mir alle Mühe gebe, dich wie ein Gentleman zu behandeln. Willst du das wirklich, Angélique? Willst du, dass ich mich auf dich rolle und dich für eine bedeutungslose körperliche Befriedigung benutze? Wenn das so ist, kannst du es bekommen. Ich bin auch nur ein Mann, und du könntest selbst einen Heiligen in Versuchung führen. Aber mir wäre es lieber, dich einfach nur trösten zu dürfen.“

Angélique sah ihn überrascht an. „Du willst einfach nur bei mir liegen und dich damit zufriedengeben, mich in den Armen zu halten und zu schlafen?“

David schnaubte. „Du hast mir nicht ein einziges Mal richtig zugehört, seit ich deine Wohnung betreten habe. Ja, Angélique. Ja, ich gebe mich damit zufrieden, weil du mich jetzt so brauchst. Ich bin kein Märtyrer. Ich bin sicher, dass ich dir früher oder später nachgebe, falls wir das öfter machen. Aber es wäre mir lieber, wenn das in einer Nacht passiert, in der wir es beide so wollen. Nicht in einer Nacht wie heute, die voller Spannungen und starker Emotionen ist.“ Er legte sich wieder hin und zog sie an sich. Dann fuhr er mit der Hand unter das T-Shirt und legte sie an ihren Bauch. „In einer Nacht, in der du dich für mich bemalt hast. Schlaf jetzt. Alles andere hat Zeit“, sagte er und küsste sie zärtlich in den Nacken.

Sie zitterte leicht, als er seine Hand auf ihren Bauch legte und davon sprach, dass sie sich für ihn bemalen sollte. Es wäre nicht nur für ihn ein Vergnügen, sondern auch für Angélique selbst. Sie war sich sicher, dass David ein sehr fürsorglicher Liebhaber war, der sich gut um sie kümmern würde. Das hatte er heute Nacht unzweifelhaft unter Beweis gestellt.

Angélique schmiegte sich noch enger an ihn. Seine Wärme verjagte die Kälte der Nacht und den Horror des Morgens. Sie hätte nie damit gerechnet, einzuschlafen – schon gar nicht so schnell. Nach den Ereignissen des Morgens und dem Begehren, das er in ihr geweckt hatte, war sie so angespannt, dass sie keinen Gedanken an Schlaf verschwendet hatte. David streichelte ihr beruhigend mit dem Daumen über den Bauch. Sein Atem ging so ruhig und gleichmäßig, dass sie ihn kaum spüren konnte. Angélique dachte noch daran, dass sie sich an dieses Gefühl gewöhnen könnte, da war sie auch schon eingeschlafen.

Wenn nach dem Kampf am Place Pigalle jemand zu David gesagt hätte, er würde diese Nacht mit Angélique im Bett verbringen, dann hätte er laut über diese absurde Idee gelacht. Und doch – hier war er. Ein Teil von ihm hatte sich von Anfang an gewünscht, hier zu sein. David hielt die schlafende Angélique in den Armen und dachte darüber nach, wie kompliziert ihre Persönlichkeit war. Es kam ihm fast vor, als würden zwei vollkommen unterschiedliche Frauen in ihr stecken. Die eine war stark, entschlossen und unabhängig – diese Seite zeigte sie der Welt –, die andere war überraschend verletzlich und empfindsam.

Sie würde ihn wahrscheinlich dafür hassen, diese Verletzlichkeit erlebt zu haben, die sie unter ihrer weltgewandten Fassade verbarg. Aber David gefiel diese Seite an ihr. Er hätte ihren Verführungsversuchen nicht widerstehen können, wenn sie sich ihm heute nicht so gezeigt hätte. David war froh darüber. Er war froh, sie einfach nur in den Armen zu halten und trösten zu können. Es war in ihrem Leben wahrscheinlich noch nicht oft vorgekommen, dass jemand einfach nur nett zu ihr sein wollte, ohne sexuelle Interessen zu haben. David stockte der Atem bei diesem Gedanken. Ihm wurde plötzlich bewusst, dass er sich nichts mehr wünschte, als dieser Mensch zu sein – dieser Mensch, der für sie da war und ihr die Dinge zeigte, die sie in ihrem Leben bisher verpasst hatte.

David musste sich ein Kichern verkneifen. Wenn Angélique das wüsste! Ein wütender Blick wäre das Mindeste, was ihn erwarten würde. Aber er musste es ihr ja nicht sagen. Es reichte, wenn er es ihr zeigte. David zog sie fester in die Arme. Es war erstaunlich, wie schnell sie sich entspannt hatte und eingeschlafen war. Lächelnd schloss er die Augen und schlief ebenfalls ein.

3

 

 

„ER WIRD vor Wut ausrasten, wenn er wieder aufwacht“, sagte Sebastien zu Thierry. Sie standen in Thierrys Gästezimmer vor dem Bett, in dem Alain lag und schlief.

„Wenn er sich genug erholt hat, kann er meinetwegen so wütend werden, wie er will“, erwiderte Thierry. „Dein Vorschlag ist gut. Aber er war gestern Abend zu erschöpft, um noch kreuz und quer durch die Stadt zu streifen. Nachdem er aus dem zweiten Schlafzauber aufgewacht ist, wird er sich genug erholt haben, um nicht nach einem halben Tag wieder umzukippen.“

„Es wird ihm trotzdem nicht gefallen. Es war schon schlimm genug, dass du ihn mit der ersten Beschwörung übertölpelt hast. Aber mitten in der Nacht ins Zimmer zu schleichen und ihn mit einen zweiten Schlafzauber zu belegen, wird ihn zur Weißglut treiben.“

Thierry zuckte mit den Schultern. „Er wird sich auch wieder abregen. Ich habe nur getan, was für ihn das Beste war.“

Sebastien war sich da nicht so sicher. Ihm war nicht aufgefallen, dass Thierry in der letzten Nacht in Alains Zimmer geschlichen war, um ihn ein zweites Mal in einen magischen Schlaf zu versetzen. Als Thierry dann zu ihm ins Bett zurückkam, war es zu spät gewesen, um es noch zu verhindern. Sebastien konnte verstehen, was Alain antrieb. Es war nicht nur die Liebe zu Orlando, es war auch der Aveu de Sang, eine magische Macht, die sich nur schwer beschreiben ließ, und die Orlando und Alain untrennbar miteinander verband. Alain würde toben, wenn er wieder aufwachte. Sebastien sehnte sich diesen Augenblick nicht gerade herbei.

„Lass uns in Erfahrung bringen, was letzte Nacht noch passiert ist“, sagte er zu Thierry. Alles andere konnte warten, bis Alain wieder wach war.

 

 

„GLÜCK GEHABT?“, fragte Thierry, als er und Sebastien zu Jean, Raymond und Marcel in den Salle des Cartes kamen. Er war sich sicher, die Antwort auf seine Frage schon zu kennen, denn wenn die Suche nach Orlando Erfolg gehabt hätte, wären sie benachrichtigt worden.

Marcel schüttelte trübsinnig den Kopf. „Wir haben alle Gebäude durchsucht, von denen wir wussten, dass Serrier sie benutzt hat. Aber alles war leer und verlassen.“

„Wir haben vorher gewusst, dass wir nicht mit Erfolg rechnen können“, erinnerte sie Raymond. „Als ich mich vor zwei Jahren von Serrier abgesetzt habe, hat er auch alle Standort aufgegeben. Und dann wieder, wenn es uns gelungen ist, einen seiner Anhänger gefangen zu nehmen und, im Gegenzug zu einem milden Urteil, zu einer Aussage zu überreden. Bevor wir kommen, löst er sich in Luft auf und lässt nur leere Gebäude zurück.“

„Was unternehmen wir jetzt?“, wollte Jean wissen. „Wir können Orlando nicht einfach Serrier überlassen. Seit seiner Entführung sind schon mehr als dreißig Stunden vergangen. Wir wissen nicht, wann er das letzte Mal getrunken hat.“

„Kurz vor der Schlacht“, unterbrach ihn Thierry. „Ich weiß nicht, wie viel Zeit uns das gibt, aber er und Alain waren einige Minuten allein, bevor wir zum Place Pigalle aufgebrochen sind. In dieser Zeit hat Orlando getrunken.“ Thierrys Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als er daran dachte, was ihm Alain gestern erzählt hatte.

„Was bedeutet das für Orlando?“, fragte Raymond nach. „Wie lange dauert es, bis sein Zustand kritisch wird?“

Jean sah Sebastien fragend an. Er hasste es, auf Sebastien angewiesen zu sein, um Raymonds Frage zu beantworten. Aber Sebastien war ihre zuverlässigste Informationsquelle. Jean konnte sich nicht erlauben, ihn zu missachten, nur weil ihm nicht gefiel, wie Sebastien zu seinen Informationen gekommen war. Es ging um Orlandos Sicherheit.

„Weniger als einen Monat nach dem Aveu de Sang?“, überlegte Sebastien. Er versuchte, sich an alle Faktoren zu erinnern, die seine Beziehung zu Thibault beeinflusst hatten. Angesichts des angespannten Verhältnisses zwischen ihm und Jean wunderte es ihn, dass der Chef de la Cour ihn überhaupt nach seiner Meinung gefragt hatte. Seit Beginn der Allianz war es zwar etwas besser geworden, aber von einer Freundschaft zwischen ihnen konnte wahrlich nicht die Rede sein. „Ich weiß nicht, welchen Einfluss es hat, dass Alain ein Magier ist. Ich würde auf vier, höchstens fünf Tage tippen. Nicht viel länger, als ohne den Aveu de Sang. Aber wir müssen auch noch andere Umstände in Betracht ziehen.“ Er wollte Orlandos Vertrauen nicht brechen, doch es machte ihm Sorgen, dass der junge Vampir die Verbindung zu seinem Avoué nur teilweise vollzogen hatte. „Unterm Strich haben wir wahrscheinlich nicht mehr Zeit, als bei jedem anderen Vampir ohne Partner.“

„Putain de merde“, fluchte Jean. „Dann haben wir schon die Hälfte der Zeit verloren und wissen immer noch nicht, wo wir nach ihm suchen sollen.“

„Sebastien hat gestern Nacht eine Idee gehabt“, mischte sich Thierry ein. „Wir müssen nur auf Alain warten, bevor wir es versuchen können. Wir hoffen, dass die Verbindung zwischen ihm und Orlando uns helfen kann, das Gebiet, in dem wir suchen müssen, etwas einzugrenzen.“

„Alain hat doch gesagt, dass er die Richtung nicht feststellen kann, aus der er Orlando fühlt“, widersprach Jean.

„Das ist richtig. Aber wir vermuten, dass die Stärke ihrer Verbindung schwankt, je nachdem, wie weit sie voneinander entfernt sind“, erklärte Sebastien. „Das kann uns zwar nicht direkt zu Orlando führen, aber es kann uns helfen, besonders aussichtsreiche Gebiete der Stadt zu lokalisieren und dort konzentriert zu suchen. Je kleiner das Suchgebiet ist, umso wahrscheinlicher haben wir Erfolg.“

Jean runzelte die Stirn. „Es muss einen besseren Weg geben.“

„Dann findet ihn“, verlangte Marcel. „Raymond ist Wissenschaftler und du bist der Chef de la Cour von Paris. Ihr müsst doch Möglichkeiten finden können, die wir noch nicht in Betracht gezogen haben.“

„Ich habe Jean-Paul, den Antiquar, gebeten, nach Büchern Ausschau zu halten, die sich mit Vampiren befassen“, sagte Raymond. „Ich hatte noch nicht die Zeit, ihn aufzusuchen und nach dem Ergebnis seiner Suche zu fragen. Es ist ein Schuss ins Blaue, aber vielleicht hilft er uns weiter. Würde Monsieur Lombard uns erlauben, seine Bibliothek zu benutzen?“

„Wahrscheinlich schon, wenn es um Orlando geht“, meinte Jean. Monsieur Lombard war sehr beeindruckt darüber gewesen, dass Orlando einen Avoué genommen hatte. „Er scheint Orlando sehr zu mögen. Wir sollten zu ihm gehen und ihn fragen. Er wird tagsüber nicht an die Tür kommen, aber vielleicht ist Mireille zuhause und lässt uns ein.“

„Worauf wartet ihr noch?“, fragte Marcel. „Ihr habt meine Handynummer. Ruft sofort an, wenn ihr einen Hinweis findet, der uns weiterhilft.“

„Wie wäre es, wenn du dich auf die Suche nach Mireille machst?“, schlug Raymond vor, als er mit Jean den Salle des Cartes verließ. „Ich gehe derweil zu den Antiquaren und erkundige mich bei Jean-Paul, ob er etwas gefunden hat. Ich werde auch bei seinen Kollegen nachfragen. In einer Viertelstunde treffen wir uns wieder hier.“

Jean nickte und Raymond transportierte sich zum Ufer der Seine, wo die Bücherstände waren. Um diese Zeit hatten erst wenige geöffnet. Raymond stellte zu seiner Erleichterung fest, dass Jean-Paul dazu gehörte.

„Ah, Raymond! Ich habe mich schon gefragt, wann du endlich kommst“, begrüßte ihn der Antiquar lächelnd. „Ich habe einige Bücher für dich gefunden.“

„Das freut mich sehr“, sagte Raymond und erwiderte Jean-Pauls Lächeln. Mit großen Augen sah er zu, wie ein Buch nach dem anderen auf den Tisch gepackt wurde. Als Jean-Paul endlich fertig war, umfasste der Stapel zwanzig Bücher. Raymond konnte es kaum fassen. „Das ist ja unglaublich.“

Jean-Paul zuckte mit den Schultern. „Nachdem sich die Neuigkeit von der Allianz herumgesprochen hat, haben mir meine Kollegen immer mehr Bücher gebracht, weil sie dachten, du würdest dich dafür interessieren. Alles, um diesen Krieg zu gewinnen, oui?“ Er wurde wieder ernst. „Es betrifft nicht nur die Magier und die Vampire. Der Cousin meines Schwagers ist von einem Fluch der dunklen Magier getroffen worden. Er wird sich wieder erholen, aber die Ärzte sind sich nicht sicher, ob er seinen linken Arm jemals wieder gebrauchen kann.“

„Das tut mir leid“, erwiderte Raymond betroffen. „Wir tun unser Bestes.“

„Das weiß ich“, versicherte ihm Jean-Paul. „Niemand macht der Milice einen Vorwurf. Es war eindeutig dunkle Magie. Aber wir alle hoffen, dass dieser Krieg sobald wie möglich zu Ende ist. Und wenn ihr dazu mehr wissen müsst, helfen wir euch, die Informationen zu sammeln. Das ist schließlich unser Job.“

Raymond nickte. „Was schulde ich dir?“

„Einen baldigen Sieg“, verkündete Jean-Paul im Brustton der Überzeugung. „Nimm die Bücher und benutze sie gut, um diesen Krieg zu gewinnen. Dann sind wir quitt.“

„Das kann ich nicht annehmen!“, rief Raymond. „Die Bücher sind Hunderte von Euros wert. Das ist dein Lebensunterhalt. Du kannst nicht einfach so viel Geld verschenken.“

„Nur eines der Bücher ist von mir“, erwiderte Jean-Paul. „Eines stammt von Philippe, zwei Stände weiter. Ein anderes ist von Hugo, ein drittes von Pauline. Wir können es uns leisten, den Preis für ein einzelnes Buch zu verlieren. Was wir uns nicht leisten können, ist, diesen Krieg zu verlieren. Betrachte es als unseren Beitrag für eine gerechte Sache.“

„Vielen Dank“, sagte Raymond beeindruckt und schüttelte ungläubig den Kopf über so viel Großzügigkeit. „Wir werden diesen Krieg gewinnen. Die Lage hat sich geändert und Serrier kann nichts dagegen tun. Wir dürfen das Heft jetzt nicht mehr aus der Hand geben, bis er endgültig besiegt ist.“

„Gut. Jetzt verschwinde und finde die Antwort auf deine Fragen. Ich bin mir sicher, es muss eine wichtige Angelegenheit sein, die dich zu mir geführt hat.“

Raymond bedankte sich erneut, klemmte sich dann die Bücher unter den Arm und transportierte sich zurück ins Hauptquartier.

Jean machte sich auf die Suche nach Caroline und Mireille. Er wollte zunächst in Erfahrung bringen, ob die beiden Frauen heute früh im Dienst waren. Wenn nicht, musste er Carolines Adresse herausfinden, denn dort würde er wahrscheinlich Mireille antreffen. Die rothaarige Vampirin war sehr empfindsam. Nach den Ereignissen der vergangenen Nacht würde sie den Trost ihrer Partnerin brauchen.

Jean hatte Glück. Die beiden meldeten sich gerade zum Dienst zurück. Mireille sah ihn enttäuscht an, als er sie nach Monsieur Lombard fragte. „Er hat die Stadt verlassen, um seine jährliche Pilgerreise anzutreten“, erklärte sie ihm. „Er schließt das Haus ab, wenn er nicht anwesend ist. Ich habe keinen Schlüssel und ziehe für diese Zeit normalerweise in ein Hotel. In diesem Jahr bin ich natürlich bei Caroline.“

Jean fluchte wüst und hoffte, dass Raymond erfolgreicher war, sonst würden ihre Nachforschungen im Sande verlaufen, bevor sie richtig begonnen hatten.

„Es tut mir wirklich leid, Jean“, entschuldigte sich Mireille. „Ich würde dir gerne helfen.“

„Wann erwartest du ihn zurück?“

Mireille dachte nach. „Spätestens in zwei Nächten. Vielleicht schon morgen. Es kommt auf die Fahrpläne an und wann er eine günstige Zugverbindung hat, weil er nachts reisen muss.“

„Melde dich bitte sofort bei mir, wenn er wieder in der Stadt ist“, bat er sie. „Orlando hat nicht mehr viel Zeit und uns gehen die Ideen aus.“

Mireille nickte. Sie hoffte sehr, dass sie Orlando rechtzeitig retten konnten. Sie mochte sich nicht vorstellen, was der junge Vampir in Serriers Händen zu ertragen hatte.

Jean ging unruhig auf und ab. Glücklicherweise musste er nicht lange auf Raymond warten, der kurz darauf mit einem Stapel Bücher zurückkam. „Jean-Paul hat erstaunlich viele Bücher über Vampire gefunden“, bemerkte Raymond lächelnd. Als Jean nicht auf seine Mitteilung reagierte, legte er die Bücher auf den Tisch und drehte sich zu dem Vampir um. „Was ist los?“

„Wir können Monsieur Lombards Bibliothek frühestens morgen Nacht benutzen. Er hat die Stadt verlassen und Mireille keinen Schlüssel“, erklärte Jean. „Wir können mit meiner Bibliothek anfangen, aber ich habe viel weniger Bücher als er.“

„Na gut“, meinte Raymond. „Wir werden jetzt Marcel über unsere geänderten Pläne informieren. Dann gehen wir in deine Wohnung und fangen mit dem an, was wir haben. Falls ich etwas aus meiner eigenen Wohnung brauche, kann ich es jederzeit holen. Es ist ein Rückschlag, aber das heißt nicht, dass wir keine anderen Optionen haben.“

Jean atmete tief durch. Er musste seinen Pessimismus überwinden und durfte die Hoffnung auf Orlandos Rettung nicht aufgeben. „Lass uns gehen. Wir vergeuden Zeit, die Orlando nicht mehr hat.“

Als sie wieder in den Salle des Cartes kamen, traf gerade Jérôme Sabatie ein, der erst kürzlich befördert worden war und eine der neuen Einheiten befehligte. Er wirkte wütend und frustriert. Seine Augen blitzten zornig.

Bevor Raymond und Jean die Chance hatten, mit Marcel zu reden, stürmte Jérôme auf die Überläuferin, Monique Leclerc, zu. Die junge Magierin war während Jean und Raymonds kurzer Abwesenheit im Salle des Cartes eingetroffen.

„Salope!“, rief Jérôme und wollte sich auf sie stürzen, wurde aber von dem großen Vampir an ihrer Seite zurückgehalten. „Warum hast du das getan? Warum hast du uns in diese Falle geschickt?“

„Lass das“, knurrte Antonio grimmig. „Monique hat niemanden in eine Falle geschickt.“

„Und warum zum Teufel liegt dann einer meiner Leute in kritischem Zustand auf der Krankenstation?“, schrie Jérôme. „Sie haben nur auf uns gewartet!“

„Vielleicht ist das so“, stimmte Marcel dem jungen Magier bedächtig zu. „Aber nicht deshalb, weil sie euch wissentlich in eine Falle geschickt hat. Serrier ist so organisiert, dass er auf solche Möglichkeiten vorbereitet ist. Er schlägt zu, sobald er eine Gelegenheit wittert. Er weiß, dass wir nach Orlando suchen, seit Monique zu uns gekommen ist. Es ist nur logisch, dass er bei seinem Rückzug einige Fallen zurückgelassen hat. In einigen Gebäuden sind es nur Beschwörungen. Doch das schließt nicht aus, dass er in anderen auch Einheiten stationiert hat, die auf uns warten.“

„Oder sie hat uns nur überalterte Informationen gegeben, um uns einzulullen, bis die richtige Falle zuschnappt“, widersprach Jérôme.

„Blut lügt nicht“, wies ihn Antonio zurecht.

„Blut vielleicht nicht, aber Menschen“, schnappte Jérôme ihn an. „Sie ist deine Partnerin. Natürlich willst du sie auf unserer Seite sehen. Du würdest alles mitmachen, damit Marcel sie akzeptiert.“

„Das reicht jetzt, Jérôme“, mischte Thierry sich ein. Er zog den jungen Leutnant von Monique und ihrem Partner weg. „Ich verstehe deinen Ärger. Er ist nur normal, weil einer deiner Leute verwundet worden ist. Aber deine Anschuldigungen bringen uns nicht weiter. Antonio ist nicht der einzige Vampir, der für Moniques Aufrichtigkeit gebürgt hat. Der andere Vampir hat eine Partnerin in der Milice. Er hätte uns nicht verheimlicht, wenn Monique in ein Komplott mit Serrier verstrickt wäre.“

„Menschen wechseln ihren Standpunkt und die Seiten“, warf Raymond ruhig ein. „Manchmal entscheiden sie sich falsch und versuchen, diesen Fehler wiedergutzumachen, nachdem sie ihn erkannt haben. Vor einem Monat hast du mich noch genauso angesehen, wie du jetzt Monique ansiehst. Du hast mir ebenfalls doppeltes Spiel vorgeworfen. Denkst du das jetzt immer noch?“

Jérôme musste zugeben, seine Meinung geändert zu haben. „Dann solltest du Monique dasselbe zugestehen“, riet ihm Raymond. „Du solltest jetzt Marcel einen vernünftigen Bericht geben und dich dann um deinen Freund kümmern. Das ist sinnvoller, als die einzige heiße Spur in Frage zu stellen, die wir im Moment haben.“

Beschämt drehte Jérôme sich zu Marcel um und begann mit seinem Bericht. Sie hatten in der Nähe des Montparnasse ein Gebäude durchsucht. Es war eine der wenigen Adressen auf der Rive Gauche, die Monique ihnen hatte nennen können. Jérômes Einheit hatte nur ein leeres Haus vorgefunden, das noch durch Abwehrzauber gesichert war, aber ansonsten nicht verteidigt wurde. Sie waren in das Gebäude eingedrungen, um es methodisch zu durchsuchen. Jérôme versicherte Marcel mehrmals, dass sie es gewissenhaft nach magischer Aura überprüft, aber keine vorgefunden hätten. Trotzdem wurden sie auf dem Rückweg von den oberen Etagen von einer Horde dunkler Magier empfangen, die sie sofort angriff. Die dunklen Magier benutzten gefährliche und schmerzhafte Flüche, setzten aber keine Abbatoires ein.

„Das hat er also schon erkannt“, meinte Raymond nachdenklich. Er fügte nicht hinzu, dass Serrier offensichtlich Flüche an Orlando testete, um herauszufinden, welche gegen Vampire wirkten. Jean machte sich auch so schon genug Sorgen um seinen jungen Freund. Außerdem war er vermutlich selbst schon zu dieser Schlussfolgerung gelangt und Raymond wollte nicht noch Öl ins Feuer gießen.

Jérômes Einheit hatte sich wieder ins Freie gekämpft, aber Mathieu Gastineau war von einem Fluch in den Rücken getroffen worden, der seine Wirbelsäule durchtrennt und beinahe sein Herz zum Stillstand gebracht hatte. „Die Mediziner sind zurückhaltend zuversichtlich, dass er es überlebt“, beendete Jérôme seinen Bericht. „Aber sie wissen nicht, ob er jemals wieder gehen kann.“

„Hat er einen Partner?“, unterbrach ihn Monique leise.

„Was interessiert dich das?“, fauchte Jérôme.

„Serrier hat mich auch mit Flüchen gefoltert, weil er mich für eine Verräterin hielt. Antonios Biss hat meine Schmerzen gelindert. Vielleicht kann der Partner deines Freundes ihm auch helfen, weil seine Verwundung ebenfalls magisch verursacht ist“, erklärte Monique ihm ruhig.

„Es hat mir nach dem Rite d’équilibrage auch geholfen“, warf Thierry ein, der die Anspannung im Raum etwas mindern wollte. „Es ist einen Versuch wert, Jérôme. Es lindert zumindest seine Schmerzen, selbst wenn es ihn nicht heilen kann. Das allein ist schon eine Hilfe. Warum machst du dich nicht auf die Suche nach seiner Partnerin und schlägst es ihr vor? Sie ist wahrscheinlich an seinem Krankenbett und weicht ihm nicht von der Seite.“

Marcel schüttelte erstaunt den Kopf, als Jérôme ohne ein weiteres Wort den Raum verließ. „Es gibt so viel, was wir über diese Partnerschaften noch nicht wissen“, überlegte er laut. „Bisher hat jede neue Entwicklung zu unserem Vorteil gearbeitet, aber wer weiß, wie lange das noch der Fall ist.“

„Sollte Monsieur Lombard recht behalten, wird es so bleiben“, meinte Jean. „Die Natur des Vampirs verhindert normalerweise, dass er Menschen verletzt, die ihm viel bedeuten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir ausgerechnet in diesen magischen Partnerschaften gegen unseren Instinkt handeln sollten.“

„Lass uns hoffen, dass du recht hast“, stimmte Marcel ihm zu. „Warum bist du eigentlich noch hier? Ich dachte, ihr wollt zu Monsieur Lombard?“

Raymond brachte ihn auf den Stand der Dinge und sagte ihm, dass sie zu Jean gehen wollten, um die alten Bücher zu studieren. „Könnte mir jemand den Gefallen tun, Jean zu transportieren?“

Thierry bot sich an und Raymond verschwand aus dem Raum. Kurz darauf leuchtete sein Name auf der Karte in der Rue d’Anjou auf. Jean nickt Thierry zu und wurde von dem Magier ebenfalls in seine Wohnung transportiert.

„Ich kann euch keine genaue Adresse nennen, weil ich sie nicht kenne“, sagte Monique leise, als wieder Ruhe eingekehrt war. „Aber ich habe zufällig gehört, wie Serrier mit Simonet und Jonnet über einen Ort nördlich von St. Denis gesprochen hat. Abgesehen von diesen beiden vertraut er nur Aguiraud und diesem Bastard Blanchet. Falls er wirklich alle anderen Stützpunkte aufgegeben hat, liegt dort vielleicht ihr neues Hauptquartier. Es ist ein großes Gebiet, aber irgendwo müssen wir anfangen.“

„Sobald Alain eintrifft, beginnen wir mit der Suche. Wir fangen in der Innenstadt an und arbeiten uns nach Norden vor“, entschied Thierry. „Falls Sebastiens Vermutung zutrifft, können wir so das Areal einschränken, das Alain überprüfen muss.“

„Thierry, du verdammtes Arschloch! Wo steckst du?“

Sebastien zog grinsend eine Augenbraue hoch. „Er ist soeben eingetroffen.“

4

 

 

ALAIN HOLTE aus und Thierry duckte sich im letzten Augenblick, um dem Schlag zu entgehen. Sebastien ließ es zu, verhinderte aber einen zweiten Versuch Alains, indem er den wütenden Magier in einen Klammergriff nahm. „Das reicht“, sagte er ruhig, während Alain sich gegen ihn wehrte, aber gegen die Stärke des Vampirs nichts ausrichten konnte, ohne Magie einzusetzen. „Richte deinen Zorn auf diejenigen, die ihn sich verdient haben. Nicht auf Thierry.“

„Habt ihr etwas gefunden?“, wollte Alain sofort wissen. Der hoffnungsvolle Klang seiner Stimme brach Sebastien fast das Herz.

„Noch nicht. Aber jetzt ist es an dir, nach Orlando zu suchen. Und dazu musst du dich erst beruhigen, damit du deine Magie unter Kontrolle behältst“, erklärte Thierry ungerührt. „Du warst erschöpft und hast Schlaf gebraucht. Ich habe dafür gesorgt, dass du ihn bekommst. Ende der Geschichte.“

Soweit es Alain betraf, war das noch lange nicht das Ende der Geschichte. Aber im Moment gab es in der Tat wichtigere Dinge. Er schüttelte Sebastiens Arm ab. „Ich schlage ihn nicht wieder. Verdient hätte er es allerdings.“