Verwurzelt und beflügelt - Daniela Weißbacher - E-Book

Verwurzelt und beflügelt E-Book

Daniela Weißbacher

4,9

  • Herausgeber: Freya
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2017
Beschreibung

Dieses Buch handelt von Kräuter- und Hausmittelanwendungen für die ganze Familie, von Gesundheit, Wohlbefinden und der Entfesselung der Selbstheilungskräfte, von Märchen und Geschichten, von Basteleien, vom Mitmachen und Selbstgemachtem, von Süßem und Saurem, Gekochtem, Getrocknetem und Gebackenem, von Spielen, Reimen, von Experimenten, Vergessenem, Überliefertem und Neuem, von Selbsthilfe, Selbstvertrauen und Eigenverantwortung, von Flausen im Kopf und Gedankengängen, von tiefen Wurzeln und unzähmbaren Flügeln.

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Seitenzahl: 340

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Für meineheiß geliebtenMonster

eISBN 978-3-99035-321-2

Alle Rechte vorbehalten

© 2017 Freya Verlag GmbH

Layout: freya_art, Christina Diwold

Lektorat: Dorothea Forster

Fotos und Illustrationen: Daniela Weißbacher

Weitere: Christina Diwold, Wolf Ruzicka

Shutterstock: © Dooder, HorenkO, micmacpics,

VictoriaMay, P-fotography, Natasha_Chetkova

printed in EU

Anmerkung: Alle in diesem Text enthaltenen Anregungen, Beschreibungen, Tipps und Rezepte wurden mit großer Sorgfalt zusammengestellt und getestet. Dennoch kann aufgrund unterschiedlicher Rohstoffe, Ausgangsbedingungen und individueller Fähigkeiten nicht garantiert werden, dass die Informationen auf Ihre Situation zutreffen. Daher kann keinerlei Haftung für etwaige Verletzungen, Verluste oder andere Schäden übernommen werden, die aus der Verwendung der in diesem Text angebotenen Informationen resultieren. Die Verfasserin gibt weder direkt noch indirekt medizinische Ratschläge, sie stellt keine Diagnosen und erteilt keine Verordnungen.

DanielaWeißbacher

VERWURZELTUND BEFLÜGELT

MIT KINDERN DURCH DIE WILDE NATUR

Inhalt

1

Die Frage nach dem Sinn dieses Buches

Anleitung zum Lesen des Buches

Über mich

Noni-Floh und Nunzius

2

Von Wurzeln und Flügeln

Werte

Selbstwert

Von Genies und Fähigkeiten

Die Gesellschaft

Die vier Werkzeuge der Entscheidung

Hausapotheke

Heilung

Zauber-Sprüche

3

Hausapotheke für unsere Kinder

1 Erkältungskrankheiten

Schnupfen

Husten

Fieber

Heiserkeit und Halsschmerzen

Ohrenschmerzen

Nasennebenhöhlenentzündung

2 Bauchschmerzen und Folgen

Bauchweh

Verstopfung

Durchfall

3 Verletzungen

Stumpfe Verletzungen

4 Sonstige Wehwehchen

Blasenentzündung

Bettnässen

Insektenstiche

Lippenherpes

Übelkeit

Schlaflosigkeit – Schlechte Träume

Wachstumsschmerzen

Alkoholische Auszüge und andere kindgerechte Auszugsarten

Ätherische Öle

Immunstärkung

Natürlich Antibiotika

To-do-Liste I

To-do-Liste II

To-do-Liste III

4

Gesunde Kinder-Küche

Von Löwenzahn-„Honig“ über Knuspermüsli bis Grippeschutzbärchis

5

Wilde Naturküche

Von Erfinderpalatschinken über Wildobstleckerei bis Knöterich im Schlafrock

6

Überlegenswert

Von der Erde und der Menschheit

Der Mensch als Zeitverschwender

Der Mensch als Geldverschwender

Die Geschichte der Erziehung

Von tanzenden Spaghettineuronen und dem Mond

Die Lebens-Zeitrechnung

Von allen möglichen und unmöglichen Reisen

Danke

Von Schule und Bildung

Macht euch die Erde untertan

7

Märchen und Geschichten

Nara und die Reise durch den Spiegel

Teil 1

Teil 2

Teil 3

Teil 4

Blumengeschichten

Interaktiv Märchen 1

Interaktiv Märchen 2

8

Naturexperimente

I Garten-Werkstatt

II Bastel-Werkstatt

III Upcycling-Werkstatt

IV Spiele- und Reime-Werkstatt

9

Anhang

Eine kleine Hausapotheke

Quellen/Lesenswert

A herzlich’s Danke und Vergelt’s Gott

Die Frage nach dem Sinn dieses Buches

Es ist ein Allrounder, für jede Altersstufe, der mit geballter Kraft gegen langweilige Stunden und verschnupfte Tage angeht. Mit Dutzenden Rezepten und Erzählungen. Ein Handbuch für Familien, die beides wollen: robuste Wurzeln und einen kräftigen Flügelschlag.

Es soll:

– spannende Einblicke in das Leben mit der Natur, ihren Heilkräften, ihrer Wildheit und ihrer Freiheit geben.

– uns zeigen, wie wir die Geschenke, die unsere Wiesen und Wälder für uns bereithalten, sinnvoll einsetzen können.

– als Werkzeug bei Wehwehchen und Erkrankungen des Alltags dienen.

– Themen wie Kräuteranwendungen einfach und leicht für den Hausgebrauch erklären.

– uns in unserer Eigenverantwortung und der Verantwortung unseren Kindern gegenüber stärken und uns stolz darauf machen, wie viel wir aus eigenen Kräften schaffen und bewegen können.

– uns zeigen, wie wir mit den einfachsten Mitteln die Gesundheit und das Wohlbefinden unserer Familien von Anfang an fördern oder unsere Selbstheilungskräfte wirken lassen können.

– uns die eigenen Wurzeln und Flügel spüren lassen und den Wurzeln und Flügeln unserer Kinder zum Wachstum verhelfen.

Dieses Buch soll uns die eigenen Wurzeln und Flügel spüren lassen!

Mein Buch handelt aber nicht nur von Kräuter- und Hausmittelanwendungen für die ganze Familie. Es handelt von Leben, Liebe, Lachen, von Fantasie und vom Neugierigsein, von Heilsamem, Kräftigendem und Nahrhaftem, von Selbsthilfe und Selbstvertrauen, von Flausen im Kopf und freien Gedankengängen. Deshalb verstecken sich zwischen heilsamen natürlichen Hausmitteln viele Bastelideen, Spiele, Abenteuer, Anleitungen zum Mitmachen, Selbermachen und Experimentieren, Süßes, Saures, Gekochtes und Gebackenes, Rezepte für Liebevolles, das man eine ganze Kindheit hindurch verwenden kann. Auch Märchen und Geschichten, die nicht nur am Krankenbett Spaß machen, und kurze Denkanstöße, die wachrütteln, manchmal erschüttern, Hoffnung und Zuversicht wecken, uns Mut machen und zu Taten schreiten lassen.

ANLEITUNG

ZUM LESEN DES BUCHES

Von den unzähligen Generationen vor uns haben wir in Summe ein jahrhundertelang erprobtes Wissen vererbt bekommen. Auch die Kenntnisse um die Heilkräfte und Schönheit unserer Natur. Eigentlich ist es unsere Aufgabe, eigene Erfahrungen und Ideen in dieses Erbe einfließen zu lassen. Dieses Wissen zu vermehren, zu verbessern, auf Hochglanz zu polieren und an die nächsten unzähligen Generationen weiterzugeben. Es ist auch ein recht schöner Gedanke, auf diese Weise ein Teil des Erbes für unsere Kinder zu werden.

Vergessen wir hingegen dieses Erbe und all die darin verborgenen, uralten Fähigkeiten, schneiden wir uns praktisch eigenhändig von unseren Wurzeln ab und stutzen unsere Flügel.

Wir besitzen sehr viele neue Erkenntnisse und Errungenschaften und verfallen leicht dem Glauben, das überlieferte Wissen würde uns nicht mehr nützlich sein, wir könnten es also beruhigt abstreifen wie einen ausgedienten Mantel. Dabei würden uns diese alten Kenntnisse unseren Alltag bestimmt im gleichen Maße erleichtern wie die Fortschritte unserer Zeit.

Lebendiges altes Wissen durchdringt uns und unsere Kinder mehr, als wir vermuten. Es verleiht uns Stabilität und macht uns gleichzeitig flexibel und wandelbar. Doch dieses Wissen ist nur so lange lebendig, solange es sich im Umlauf befindet und angewandt wird.

Es mag uns im ersten Moment vorkommen wie ein widersprüchlicher Balanceakt, den wir zwischen altem und neuem Wissen gehen müssen, aber in Wahrheit ist es wie ein Tanz zwischen den Möglichkeiten. Widersprüchliches löst sich bald in Luft auf, wenn man sieht, wie gut Altes mit Neuem harmoniert. Unsere Überlieferungen sind lebendig, energiegeladen, wandlungsfähig und zur Weiterentwicklung und Weitergabe gemacht. Denn Wissen ist etwas Wertvolles, das uns niemand wieder nehmen kann, auch unseren Kindern nicht, komme, was mag! Lasst uns also unsere Fähigkeiten und die unserer Großeltern voll auskosten und veredelt weitergeben.

Ein kleiner Hinweis: Absichtlich springe ich im gesamten Buch zwischen den Anreden hin und her. Denn einige Absätze (besonders die Hausmittel, Vorwörter und Nachdenktexte) sind an „dich“ (du) bzw. an „uns“ (wir) als Erwachsene gerichtet. In anderen Abschnitten (vor allem in denen zum Kochen, Basteln und Spielen) möchte ich bewusst „euch“ (ihr) als Erwachsene und Kinder oder als Familie ansprechen. Schließlich können Kinder mit diesen Kapiteln, im Vergleich zu einigen Teilen des Buches, in denen es um Kinderkrankheiten etc. geht, recht gut selbstständig oder auch mal alleine arbeiten.

ÜBER MICH

Meine Liebe zur Natur, aber auch für die Geschichten aus vergangenen Tagen wurde bereits sehr früh durch meine Großeltern geweckt. Der Aufbruch in Richtung Naturheilkräfte kam aber erst nach der Geburt meiner beiden Töchter. Denn plötzlich stand ich fast hilflos allen möglichen und unmöglichen Wehwehchen gegenüber. Unvermeidlich waren die vielen Besuche bei Kinder- und Hausärzten oder manches Mal im Krankenhaus.

Ich fühlte mich oft unsicher und ratlos. Gefühle, die ich gerne gegen Sicherheit, Instinkt und Erfahrung eingetauscht hätte.

Als wir unseren kleinen Hof übernehmen durften, vertiefte sich meine Suche nach Antworten. Ich fing an, mich intensiver meinen Kräutern zu widmen, die Zusammenhänge in der Natur selbst zu erfahren und barfuß zu lauschen, schmecken, tasten, riechen, sehen, kosten und fühlen.

Das Bedürfnis, selber Verantwortung für die Gesundheit meiner Familie zu übernehmen, brachte mich schließlich dazu, eine Ausbildung zur TEH-Praktikerin (Traditionelle Europäische Heilkunde) zu machen. Für meine Abschlussarbeit wählte ich das – für mich gerade wichtigste – Thema Kinderkrankheiten. Dabei wurden mit jedem neuen Rezept, das ich ausprobierte, meine Zweifel kleiner und meine Sicherheit größer. Ich war schwer beeindruckt von den ungeahnten Kräften, die in unserer Natur verborgen liegen! Kleine Erkrankungen, für die wir kurz vorher bestimmt noch einen Doktor um Rat gefragt hätten, konnten wir mit einem Mal selbst ausheilen. Seit dieser Zeit dreht sich mein Leben auch beruflich um die Natur und ich möchte es mir gar nicht mehr anders vorstellen.

Ich empfinde es als das größte Geschenk, dass so viele Menschen mit den unterschiedlichsten Ansichten und Erfahrungen meinen Weg kreuzen oder mich ein Stück begleiten. Dadurch kann ich viel lernen und mir wichtige Erkenntnisse aneignen. Fasziniert lauschte ich den mündlichen Überlieferungen und Erzählungen über unsere Kultur, übers Menschsein, über Pflanzen, Heil- und Hausmittel, altes Handwerk, Reisen in ferne Länder zu anderen Kulturen, deren Kräuter, Heilmethoden, Rebellionen und Götter.

NONI-FLOH UND NUNZIUS

DIESE BEIDEN MÄDCHEN WERDEN EUCH DURCH DAS BUCH BEGLEITEN.

Die fröhliche, clevere Blondine, die immer ein ausgelassenes Lied auf den Lippen und ein spannendes Buch in der Tasche hat, heißt Noni-Floh.

Die feurige, übermütige Rothaarige, die keinem Streich, aber auch keiner „Streich“eleinheit aus dem Weg gehen kann, wird Nunzius genannt.

Bei den vielen Rezepten in diesem Büchlein ist Ausprobieren gefragt. Wenn Noni-Floh oder Nunzius ein Rezept jedoch besonders am Herzen liegt oder sie etwas dazu zu sagen haben, werden sie ihren Senf dazugeben.

Die beschriebenen Rezepte und Heilmethoden sind bestimmt sehr wirksam, stärken das Vertrauen in uns selbst, aktivieren unsere verborgenen Selbstheilungskräfte und legen die Verantwortung für unsere Gesundheit wieder in unsere Hände. Die Rezepturen können zu Hause angewandt werden oder sind eine gute Unterstützung zur ärztlichen Therapie. Sie ersetzen aber keinen dringenden Arztbesuch!

Ich will es mir nicht anmaßen, Tipps für Säuglinge oder Kleinkinder zu geben, deshalb sind für die ganz Kleinen nur die Rezepte gedacht, die extra ausgewiesen sind. Alle anderen Rezepte sind für Kinder ab 4 Jahren, sofern nicht anders beschrieben, und können ebenfalls sehr gut bei Jugendlichen und Erwachsenen angewandt werden.

Die Anleitungen sind für die Selbermacher unter euch geschrieben. Leicht lassen sie sich je nach Bedarf auch ab- oder umändern. Und für alle nicht leidenschaftlichen Selbermacher gibt es viele der Produkte zu kaufen und zu bestellen. Zum Beispiel in der Apotheke deines Vertrauens oder in den TEH naturwerken (www.teh.at).

Wir werden euch durch das Buch begleiten und natürlich unseren Senf dazugeben!

Von Wurzeln und Flügeln

ODER DIE WURZEL-UND-FLÜGEL-LEHRE FÜR „ERZIEHUNGS“BERECHTIGTE

Kinder zu bekommen, das ist so eine Sache.

Es spielt keine Rolle, ob wir jahrelang warten müssen, bis sich unser sehnlicher Kinderwunsch erfüllt, wir im Grunde genug Zeit hatten, uns darauf vorzubereiten, oder das neue Leben einem kleinen „Zu-(„Un-) fall“ entspringt – wir also noch nicht dazukamen, uns mit diesem Thema zu beschäftigen.

Ist der Storch mit seinem Päckchen erst mal bei uns angekommen, bleibt nichts mehr, wie es einmal war.

Wir begegnen Gefühlen, die wir vorher gar nicht kannten. Sind müde, traurig, überrumpelt. Haben Beziehungsprobleme, Erziehungsprobleme, Zukunftssorgen. Bemerken, dass wir – die wir eigentlich keiner Fliege was zuleide tun – ja doch ganz schön laut werden können und nervös und rot im Gesicht. Dass wir – die wir unser Leben so gut geordnet und im Griff haben – doch völlig aus der Bahn geworfen werden können.

Und dann ist es so weit: Dein Kind blinzelt und lächelt dich an! Es blickt dich an mit seinen strahlenden, unschuldigen Augen, mit dem wunderschönsten Augenaufschlag der Welt und schenkt dir sein reines, zauberhaftes Lächeln. Alles ist vergessen, du bist trunken vor Liebe.

Du kannst dich gar nicht satt sehen an den kleinen Fingern und den kleinen Zehen, du schleichst dich nachts ins Kinderzimmer und betrachtest lächelnd deinen selig schlummernden Engel, lauschst seinem Atem, du legst dein Ohr auf seine Brust, um seinen Herzschlag zu hören, dein Kind inspiriert dich und gibt dir Hoffnung, mit ihm an deiner Seite fühlst du dich reich. Es ist ohne Frage das größte Geschenk, das du bekommen konntest, es hält dein Herz in seinen Händen. Nie zuvor hast du Gefühle solcher Intensität erlebt, du würdest für dein Kind durchs Feuer gehen.

Mich kannst du ausmalen!

Unsere Kinder – die Lieben unseres Lebens.

Die Liebe zwischen Eltern und Kindern ist das stärkste und ausgeprägteste Gefühl, das die Natur hervorbringt. Allein durch diese mächtige Liebe entstehen Geborgenheit und Vertrauen, welche Kinder heranwachsen und gedeihen lassen, welche sie Wurzeln schlagen lassen, die sie auch in stürmischen Zeiten auf dem Boden halten, und ihnen Flügel wachsen lassen, die sie mit einem kraftvollen Flügelschlag in den Horizont tragen.

Aber natürlich kommen auch die anderen Tage. Tage, an denen du sie am liebsten an der Supermarktkasse sitzen lassen oder an der Autobahnraststation abgeben würdest. Es ist ganz egal, wie viele Erziehungsratgeber wir vorher gelesen haben oder wie oft wir im Stillen über fremde Kinder gedacht haben: „Also das könnte mir mit meinen Kindern nie passieren!“ Jeder wird an seine Grenzen stoßen!

Meistens kommt es anders und zweitens als man denkt.

Doch das ist gut so. Solange wir nicht an unsere Grenzen stoßen, haben wir keinen Antrieb, um zu neuen Ufern aufzubrechen. Und wir vergessen nur allzu schnell, wie viel wir noch zu lernen haben – oder lernen dürfen. Kinder können uns auf jeden Fall vieles lehren. Und sie sind die Zukunft.

WERTE

JA, SIE BESTIMMEN DIE ZUKUNFT.

Genau deshalb bemühen wir uns, unseren Kindern Werte mit auf ihren Weg zu geben. Spätestens, wenn wir bemerken, dass unser Nachwuchs alle unsere Arten und Unarten nachzuahmen versucht, fangen unsere Köpfe zu rauchen an: „Was ist mir eigentlich wichtig und wie viel davon möchte ich an mein Kind weitergeben?“ Und spätestens wenn unsere Miniaturausgaben beginnen, sogar unsere merkwürdigen und ausgefallenen Wesenszüge zu spiegeln, überlegen wir, ob sich nicht ein paar unserer Charaktereigenschaften verstecken oder abgewöhnen lassen könnten.

Bei den vielen Gedanken, die sich mit der Werte-Weitergabe an unsere Kinder befassen, bleiben jedoch viel zu oft nur mehr jene Werte übrig, die unsere Gesellschaft vorschreibt.

Tu dies, lass jenes, reiß dich zusammen, was sollen denn die Leute von dir denken, dass du dich nicht schämst, du blamierst mich, schneller, weiter, mehr, ohne Fleiß kein Preis, …

Doch wer weiß, wie die Menschen ein paar Generationen später über uns denken?

Die Kinder der Zukunft lernen in ihren Schulen vielleicht etwas über „Die finstere Kapitalismuszeit“? Vielleicht finden die Menschen der Zukunft unsere heutigen Werte vollkommen grotesk? Vielleicht finden sie es seltsam und verrückt, wie wir von einer Arbeit zur nächsten hetzen, wie in einem Hamsterrad, und jeden der das nicht mindestens 40 Stunden in der Woche macht, als Versager belächeln. Mit dem so verdienten Geld Güter konsumieren, die wir in Wahrheit gar nicht brauchen, uns noch mehr Zeit kosten, uns wieder Arbeit bescheren, schnellstmöglich kaputtgehen und ganz nebenbei die Ressourcen der Erde aufsaugen und Menschen auf anderen Kontinenten ausbeuten. Vielleicht finden sie es habgierig, wie sich alles um mehr Geld dreht, um Wirtschaftswachstum, mehr Geld, schneller, höher, weiter, mehr Geld, … Wer weiß, wer weiß – wie unser Zeitalter einmal gesehen und benannt wird.

Neben diesem Wirtschaftswachstum vergessen wir oft ganz und gar auf die wirklich wichtigen Dinge des Lebens, wie Zeit mit unseren Kindern zu verbringen. Zeit, in der sie wichtige Werte übernehmen könnten, ohne sich die hektische Rastlosigkeit des 21.Jahrhunderts einzuverleiben. Viele von uns schwimmen jedoch anscheinend lieber mit diesem Strom, weil uns die Meinung der Gesellschaft so wichtig ist.

Albert Einstein sagte: „Wenige sind imstande, von den Vorurteilen der Umgebung abweichende Meinungen gelassen auszusprechen. Die meisten sind sogar unfähig, überhaupt zu solchen Meinungen zu gelangen.“

Wir haben unsere Meinungen, Werte und Vorurteile natürlich von Klein auf gelernt. Zuhause, in der Schule, in der Arbeit, im Fernsehen, vom Staat.

Aber warum nicht diese Werte auch über Bord werfen können?

Werte müssen – wie das Wort schon sagt – einen Wert für uns haben, fernab jeglicher Vorbestimmtheit durch wen auch immer.

Net alles, was an Wert hat,muaß a an Preis hob’n.Aber mach des amoi wem kloar!

WOLFGANG AMBROS – A Mensch mecht i bleib’n

SELBSTWERT

WAS AUS UNSEREN KINDERN EINMAL WIRD, WENN SIE GROSS SIND, DAS KÖNNEN WIR NUR BEDINGT BEEINFLUSSEN.

Wir können versuchen, sie vor Fehlern zu schützen, besonders vor denen, die wir selbst bereits begangen haben. Wir könnten sie ermuntern, das Leben zu leben, welches wir gerne leben würden. Wir könnten sogar versuchen, sie zu manipulieren oder in manchen Fällen ihren Willen zu brechen.

Auf keinen Fall garantiert uns das aber, dass unsere Kinder zu den Erwachsenen heranwachsen, die wir in Planung haben.

Das Einzige, was wir ihnen mit auf ihre Reise geben können und was sie dringend benötigen, das sind Wurzeln.

Und mit Wurzeln meine ich Liebe, Verständnis, Toleranz. Hände, die die ihren halten oder sie auffangen, aber nur, wenn sie es brauchen. Ohren, die hinhören, wenn sie uns etwas erzählen. Augen, die in die Tiefen ihrer Seele blicken.

Wir können ihnen einen offenen Geist und ein freies Herz auf ihre Reise mitschicken. Und vor allem Selbstwertgefühl, denn sie müssen nicht irgendwelchen Werten entsprechen, sondern ihren eigenen – ihren Selbstwert erkennen.

Der Sinn des Lebens besteht nicht darin,ein erfolgreicher Mensch zu sein, sondernein wertvoller.

Um es wieder mit den Worten von ALBERT EINSTEIN zu sagen

ICH DENKE:

Geben wir ihnen den Platz, an dem sie ihre Flügel ausbreiten können, und sie werden vollkommen sein.

Lassen wir doch unsere Kinder nach eigenen Werten und Zielen streben und versuchen wir nicht, sie zu biegen, um sie in die Gesellschaft einzugliedern.

Ich hörte einmal den Satz: „Wir Erwachsene haben ein Leben lang nach Vollkommenheit gestrebt und sind kläglich daran gescheitert. Deshalb sind wir versucht, die Vollkommenheit in unseren Kindern verwirklichen zu wollen. Wir setzen sie unter Druck, dort Erfolg aufzuweisen, wo wir selbst versagt haben.“

Kinder, die zwischen Liebe schenkenden Menschen aufwachsen dürfen, die einen Sinn für ihre Identität, Selbstwert und Selbstachtung mit auf ihren Weg bekommen und die mit einem Gefühl für ihren Platz auf der Erde und ihre Wurzeln groß werden, sind später nicht so gefährdet, sich die Flügel stutzen zu lassen oder gar anderen die Flügel zu stutzen.

VON GENIES UND FÄHIGKEITEN

SELBSTWERT KANN NUR ENTSTEHEN, WENN WIR OFFEN UND EHRLICH MIT UNSEREN KINDERN UMGEHEN.

Sie bemerken es sofort, wenn wir nur halbherzig hinhören oder hinsehen, wenn sie uns etwas (für sie in diesem Moment) furchtbar Wichtiges erzählen oder zeigen wollen. Leicht sind wir dazu verleitet, ein schnelles: „Ja, ja schön hast du das gemacht!“ auszusprechen, ohne wirklich hinzusehen.

Ich glaube, dass unsere Kinder wirklich viel Wert auf unsere Meinung legen. Wir können ruhig aussprechen, was uns gefällt und was nicht. Allerdings müssen wir ihnen vermitteln, dass es am wichtigsten ist, was sie selber darüber denken. Sie müssen ihren Selbstwert erkennen, um ihren Weg zu gehen und ihre Träume zu verwirklichen. Wir müssen sie mit ihren individuellen Fähigkeiten und Gaben anerkennen, fördern und unterstützen. Nicht jedes Kind ist supermusikalisch, gut in Rechnen, Zeichnen, Schreiben, Turnen. Zusätzlich noch fürsorglich, hilfsbereit, barmherzig und selbstlos. Das müssen sie auch nicht sein!

Und wieder schafft ALBERT EINSTEIN, es auf den Punkt zu bringen:

Jeder ist ein Genie! Aber wenn du einen Fisch danach beurteilst, ob er auf einen Baum klettern kann, wird er sein ganzes Leben glauben, dass er dumm ist.

Mich kannst du ausmalen!

DIE GESELLSCHAFT

Erziehung ist das Weitergeben der Werte und Erfahrungen, die wir selbst für wichtig erachten, an unsere nächste Generation – unsere Kinder. Genau deshalb müssen wir unsere Kinder „erziehen“.

Das hat aber nichts mit den aufgezwungenen Etiketten der Kindererziehung zu tun, denn die Grenzen sind dort, wo wir als Familie sie setzen. Wir müssen uns nicht an alle Regeln der Gesellschaft halten und auch kein schlechtes Gewissen haben, wenn wir nicht vor allen Gesetzen, die die Gesellschaft aufstellt, den Hut ziehen.

Ich zum Beispiel habe recht schnell wieder zu arbeiten begonnen, als meine Kinder noch klein waren, und war froh, dabei ab und zu aus dem Haus zu kommen. Das ist natürlich nichts Verwerfliches und es geht vielen Müttern so. Dennoch hatte ich an einigen Tagen ein schlechtes Gewissen, weil ich öfters vermeinte, erst wieder richtig atmen zu können und ich selbst zu sein, wenn ich außer Haus war.

Erst im Nachhinein habe ich bemerkt, dass ich nicht mit meinen Kindern überfordert gewesen bin, sondern mit den Anforderungen, die die Gesellschaft im Hinblick auf die Aufgaben bei der Kindererziehung an mich gestellt hat.

Traurig, weil wir es nicht schaffen, dem Idealbild der Eltern aus Fernsehwerbungen zu entsprechen, und zusätzlich verwirrt von allen möglichen Erziehungs- und Beziehungsratgebern werden wir zurückgelassen – schier unfähig, auch noch die „Nachts-schreien-lassen-oder-beruhigen-Frage“ zu beantworten.

DIE LÖWEN IN DER GESELLSCHAFT

Auf meinem Weg durchs Leben lernte ich beides kennen: Menschen, die mit viel zu viel Last auf den Schultern, Schranken und Steinen im Weg aufgewachsen sind, was natürlich tiefe Spuren in ihrem Leben hinterließ. Aber auch Menschen, die fast frei von den aufgezwungenen Vorlagen der Gesellschaft groß werden durften.

Sie konnten so aufwachsen, dass ihre Talente und Gaben gefördert wurden und sie zu großartigen, selbstständigen Individuen herangewachsen sind. Sie machen sich keinen Kopf darüber, was andere Menschen über sie denken. Trotzdem handeln sie nicht selbstverliebt und narzisstisch, sondern überlegt, hilfsbereit und aus ihrer Mitte heraus. Kritik nehmen sie dankbar an. Wenn ihnen diese Kritik als berechtigt erscheint, versuchen sie etwas zu ändern und daraus zu lernen, wenn nicht, verschwenden sie keine kostbare Zeit und Energie, über diese Kritik weiter nachzudenken. Sie leben ihre Träume und kein Berg ist ihnen zu hoch. Wenn sie scheitern, stehen sie auf und machen einfach weiter. Sie sind selbstbewusst und lebendig und strahlen es aus, sobald sie den Raum betreten. Sie haben Wurzeln und Flügel.

Natürlich kann man nicht aus allen möglichen Lebenslagen heraus diese erstrebenswerten Stärken entwickeln und den einen oder anderen Stein braucht man auch, um Stärke und Persönlichkeit zu formen. Dennoch profitieren die zarten Wurzeln und Flügel von einer guten Grundsubstanz. Steine, Mühen und Schranken, die einen Lebensweg säumen, kommen von ganz alleine.

Kinder brauchen Löweneltern.

Löwen mit ihrer Kraft und unerbittlichen Stärke, wenn sie für ihre Familie kämpfen, mit ihrer gütigen Schwäche innerhalb der Familie. Mit behutsamen Pranken die Kinder sanft zurechtweisen, ohne dabei die Krallen auszufahren. Mit kräftigem Rückgrat und liebevoller Wärme, grenzenloser Liebe und Achtsamkeit. Löwen, die hinter ihrem Nachwuchs stehen, aber sie dennoch ihre eigenen Wege finden und erforschen lassen. Genauso wie auch die Löwen selbst ihre eigenen Wege gehen, ihren Instinkten folgen. Sie schlagen Wege ein, die ihnen ihr Herz und ihre Seele weisen, und keine solchen, die eine Gesellschaft für sie festlegt.

Wir alle kennen Situationen, in denen unser Bauchgefühl brüllt wie eine Löwin. Ganz oft hören wir es dann, wenn wir gerne Nein sagen würden, aber dennoch Ja sagen, weil wir gelernt haben, uns so gut in die Gesellschaft einzufügen.

Aber diese Löwin kommt nicht von ungefähr. Und sie will gehört werden. Sie ist es, die uns hilft, unseren Kindern Wurzeln zu geben und ihre Flügel auszubreiten.

WIE SAGT MAN SO SCHÖN:

Einer Löwin ist egal, was die Antilopen hinter ihrem Rücken reden.

Uns könnt ihr ausmalen!

DIE VIER WERKZEUGE DER ENTSCHEIDUNG

Aus meiner Betrachtung legt uns das Leben vier Werkzeuge in die Hand, mit denen wir Entscheidungen treffen können:

Den Kopf, das Herz, den Instinkt und den Trieb.

Der Kopf

ist das Werkzeug unserer momentanen, kopflastigen Gegenwart. Wir würden unter dem Umfang und der Last unserer Köpfe zusammenbrechen, hätten unsere Gedanken und Sorgen Kalorien, die sich an Ort und Stelle festsetzten.

Die Köpfe unserer Kinder sind heute bereits bis zum Bersten gefüllt mit Informationen. Aus meiner Sicht trifft der Kopf kühle – oft schon kalte – und klare Entscheidungen. Bereitwillig weben unsere Gedanken zusätzlich ganze Teppiche aus Sorgen, die wir in unsere Entscheidungen mit einbeziehen – zum Beispiel Geldsorgen oder Zukunftssorgen.

Der Kopf, das Herz, der Instinkt und der Trieb sind die vier Werkzeuge der Entscheidung.

Das Herz

will in den meisten Fällen ganz etwas anderes oder das genaue Gegenteil vom Kopf. Gemeinsam sind sie manchmal wie Gut und Böse, die auf unseren Schultern sitzen und uns in unser Gewissen flüstern. In den meisten Fällen lassen wir den Kopf gewinnen, obwohl uns mehr Herz bestimmt nicht schaden würde. Aus dem Herzen heraus treffen wir Entscheidungen, die sanftmütig und weich sind. Oft gerade unseren Kindern gegenüber, manchmal auch deshalb, weil sie so herzzerreißend weinen oder einen erbarmungswürdigen Blick zu uns raufwerfen. Aus meiner Sicht trifft das Herz warme, liebevolle, aber auch leicht sentimentale – eben nicht durchdachte – Entscheidungen.

Der Instinkt

das Bauchgefühl, das Bauchhirn, das Gebrüll der Löwin oder die Intuition sind aus meiner Sicht gleichzusetzen. Alle unsere Entscheidungen, die wir instinktiv oder intuitiv treffen, machen sich als undefinierbares Gefühl im Bauch breit. Also wenn ich hier vom Instinkt schreibe, meine ich all jene Gefühle und das Wissen, die in unserem Inneren und unseren Zellen gespeichert sind. Der Instinkt ist das Werkzeug, das wir ganz unten in unserem Werkzeugkoffer versteckt haben. An dessen Existenz wir oft nicht mehr glauben. Aus dem Bauch heraus treffen wir Entscheidungen, die weder warm noch kalt, weder gut noch böse sind. Der Bauch sagt Ja zu Entscheidungen, die uns – unserem Inneren – als richtig erscheinen. Eben instinktiv und intuitiv. Zum Einsatz kommt er meist nur mehr in Situationen, in denen wir der Gefahr ins Auge blicken. Ohne zu zögern, entscheidet unser Instinkt den nächsten Schritt – flüchten, helfen oder kämpfen.

Unsere Bauchentscheidungen könnten die bedeutendsten unseres Lebens sein.

Unsere Bauchentscheidungen könnten die bedeutendsten unseres Lebens sein.

Der Trieb

bestimmt über unser Verlangen und unsere Begierde. Da eine Familie oftmals eine große Beziehungsprobe darstellt und nicht selten Eltern getrennte Wege gehen, spielt der Trieb auf dieser Ebene eine große Rolle. Auf die wir aber ansonsten nicht näher eingehen müssen – zumindest in diesem Buch, im wirklichen Leben kommen wir selten drum herum. Der Trieb trifft Entscheidungen, denen wir nur mit dem allergrößten Kraftaufwand entkommen können. Er trifft sie nicht ständig, wie der Kopf oder das Herz, aber wenn er sich zu Wort meldet, vergessen wir alles andere. Verlangen und Begierde erzeugen Gefühle, die uns schier am lebendigen Körper verbrennen lassen und uns den Atem rauben. Aus meiner Sicht leitet uns der Trieb zu Taten, die roh, animalisch und sehr auf die Gegenwart bezogen sind. Es sind – hinsichtlich unserer Zukunft – selten gute Entscheidungen, aber er entfesselt uns, macht uns lebendig und wild.

DER INSTINKT

Betrachtet man nun die drei ersten Werkzeuge, entscheiden die Menschen des Westens seit Jahren hauptsächlich mit dem Kopf. Das Herz probiert, sich zu wehren und lauter zu sprechen. Je lauter es spricht, desto angestrengter versuchen wir es zu verschließen.

Und unseren Instinkt – unser Bauchgefühl – überhören wir, wie schon erwähnt, gekonnt.

Dabei wäre unser Bauchgefühl das wichtigste unserer Werkzeuge. Es ist das einzige, das sich ausgesprochen gut mit allen anderen Werkzeugen kombinieren lässt. Unser Bauchgefühl kann Entscheidungen innerhalb von Sekunden-Bruchteilen treffen und wir können uns darauf verlassen. Warum also verwenden wir es so selten bis gar nicht?

Betrachtet man nun die drei ersten Werkzeuge, entscheiden die Menschen des Westens seit Jahren hauptsächlich mit dem Kopf.

Instinkt oder Intuition sind Dinge, die sich nicht wirklich erklären lassen. Dennoch kann niemand bestreiten, dieses Bauchgefühl zu kennen. Jeder hat schon unzählige Situationen erlebt, in denen es einfach da war. Ungefragt war es da. Wenn auch leise.

Doch wie alle anderen Sinne lässt sich auch unser Bauchgefühl – geben wir ihm noch einen weiteren Namen > unser 6. Sinn – trainieren. Menschen, die spontan erblinden, brauchen eine ganze Weile, um ihre anderen Sinne so zu schärfen, dass sie den Verlust des Sehsinns ausgleichen können. Genauso gut lässt sich unser 6. Sinn entwickeln.

Und zu welch großartigen Taten wären wir bereit, wenn wir auf einmal einen solchen Sinn hätten! Einen Sinn, der uns blitzschnell zur Verfügung steht und uns hilft, die besten Entscheidungen unseres Lebens zu treffen!

„Manche Menschen denken ständig. Die wahre Kunst des Denkens ist, sich des Denkens zu bedienen, wenn die Lebenssituation es erfordert. Statt vom Denken benutzt zu werden. Ständig.“

Aus dem Buch „Meuterei des Denkens“ von HANNES TREICHL.

Naturvölker haben eine völlig andere Einstellung zu – den in unserer Kultur bevorzugten – Kopfentscheidungen. Sie denken nur, wenn sie denken müssen, ansonsten sind ihre Köpfe frei und sie fühlen, was zu tun ist. Müssen sie Aufgaben bewältigen, wie die Besteigung eines Berges oder die Durchquerung eines Flusses, verwenden sie ihre Kräfte nicht, um tagelang an diese Aufgabe zu denken und die Gedanken in alle möglichen und unmöglichen Richtungen zu lenken. Sie gehen sparsam mit ihren Kräften um und setzen sie nur zur Erledigung der Aufgabe ein und nicht zum Zermartern ihrer Köpfe oder um schwarzzusehen.

Tagtäglich sehen wir, dass es keine einzige andere Spezies auf unserer Erde gibt, die nicht weiß, was gut für sie und ihre Gesundheit ist.

Denken wir nur an die Zugvögel, die ihre weite Reise jedes Jahr antreten, an Rehe und andere Wildtiere, die instinktiv je nach Bedürfnis bittere Pflanzen fressen oder sich an harzigen Bäumen reiben, um ihre Wunden zu schließen. An die Wanderung der Lachse, den Winterschlaf des Bären oder die durchorganisierten Ameisen- und Bienenstaaten.

Oder sehen wir uns unsere Kinder an. Vom ersten Tag an wissen sie, was zu tun ist, saugen, krabbeln, gehen. Ohne sich ewig ihre kleinen Köpfe zu zerbrechen, schreiten sie voran.

Kein Tier, das nicht weiß, wie es seine Jungen behandeln soll. Der Mensch jedoch grübelt darüber, Forscher und Psychologen beschäftigen sich jahrzehntelang mit diesem Thema.

Dabei sind unsere Zellen voll mit den Informationen und Erfahrungen, die die Menschheit seit ihrer Geburtsstunde sammelt. Seit es Menschen gibt, müssen sie sich an äußere Umstände gewöhnen, denn die Welt ist ein Ort ständiger Veränderung. Das ist Evolution, so entstehen Instinkte. Die Evolution macht keinen Unterschied, ob wir Zugvögel, Neandertaler oder moderne Menschen sind. In unseren Zellen ist die Information gespeichert, die unsere Nachkommen zum Überleben brauchen. Diese Zellen sind eine unendliche Ressource, auf die wir vertrauen können.

Jeder von uns braucht seinen Instinkt, die Intuition und ein gutes Bauchgefühl, auf das er sich verlassen kann.

Das Beste daran: Wir besitzen es schon! Es muss nur sein Mäusestimmchen gegen ein Löwenbrüllen eintauschen. Wir brauchen kein Flüstern im Bauch, sondern Rock’n’Roll!

BAUCHGEFÜHL

Jeder von uns kennt diese Situationen

– Die Mama sagt: „Spring nicht! Das ist zu hoch für dich!“ (Du könntest dich verletzen!)

Der Papa sagt: „Spring! Das schaffst du schon!“ (Du musst mutiger werden und brauchst Selbstvertrauen!)

– Die Oma meint: „Frische Milch von der Kuh ist das Beste für die Kleinen!“ (Du sollst mit dem aufwachsen, was uns die Natur gibt, und nicht mit „hergestellter“ Nahrung. Vielleicht löst sie noch Allergien aus!)

Die Mama sagt: „Die „Fläschchenmilch“ ist speziell für die Bedürfnisse der Kinder entwickelt, hat die besten Inhaltsstoffe und die Kleinen sollen gar keine Kuhmilch trinken!“ (Du sollst nur bekommen, was gut für dich ist und dir nicht schadet. Vielleicht löst Kuhmilch noch Allergien aus!)

– Einige Eltern waschen jedes Spielzeug, jeden Schnuller … sorgfältig ab, wenn es den Boden berührt hat. (Du sollst mit keinen Keimen oder Viren in Berührung kommen, nicht, dass du mir krank wirst!) Andere Kinder küssen ihre Haustiere, essen Blumen und hüpfen im „Dreck“ herum. (Du musst mit Bakterien in Berührung kommen, um dein Immunsystem zu entwickeln!)

Unsere Bauchentscheidungen könnten die bedeutendsten unseres Lebens sein.

Jeder von uns erlebt solche Situationen häufig. Situationen, in denen sich andere in unsere Erziehung einmischen. Situationen, in denen wir uns selbst kaum beherrschen können und uns bei anderen in die Erziehung einmischen wollen. Egal ob Generationenkonflikte, Uneinigkeiten der Eltern, vermeintlich „falsche Einstellungen“ der anderen Mütter am Spielplatz …

Fakt ist, dass sich jeder Tausende Gedanken über Kindererziehung macht und niemand seinen Kindern etwas Schlechtes will. Jeder hat andere Erfahrungen, andere Prioritäten und es gibt Hunderte verschiedene Lebenseinstellungen.

Noch dazu ist kein Kind wie das andere. Selbst wenn man fünf Kinder geboren hat, wird keines dem anderen gleichen.

Hör auf dein Bauchgefühl! Lass die Löwin in dir brüllen, jeder weiß, was das Richtige ist. Eltern wissen instinktiv, was das Beste für ihr Kind ist! Gebt ihnen Wurzeln, die Flügel wachsen ganz von selbst.

Hör auf dein Bauchgefühl! Lass die Löwin in dir brüllen, jeder weiß, was das Richtige ist.

TOLERANZ

Ebenso wichtig wie das Bauchgefühl ist die Toleranz.

Es gibt kein Regelbuch, in dem steht, dass jede Familie ihre Aufgaben auf die gleiche Weise lösen muss. Oder ihr Leben auf die gleiche Weise führen muss.

Solange kein Schaden für die Kinder entsteht – lebt eure Leben und lasst die anderen ihre Leben leben. Leben und leben lassen, statt fressen oder gefressen werden!

Es gibt kein Richtig oder Falsch, kein Gut oder Böse. Wir alle machen etwas richtig und falsch, sind gut und böse. Keiner kann perfekt sein und muss es auch nicht. Wir sind hier, um die besten Menschen zu sein, die wir sein können. Das bedeutet für jeden etwas anderes. Wir sollten uns bemühen, die Welt nicht schwarz und weiß zu sehen, sondern in all ihren unterschiedlichen Tönen.

Alles, was wir nicht kennen, was neu für uns ist, sehen wir erst mal als falsch an. Die ganze Menschheitsgeschichte lehrt uns aber etwas völlig anderes. Hätten alle „Andersdenker & Querdenker“ sofort aufgegeben, wenn sie einmal belächelt wurden, hätten wir heute kein fließendes Wasser, keinen elektrischen Strom, die Erde wäre noch eine Scheibe, der Himmel könnte uns jederzeit auf den Kopf fallen und vermutlich hätten wir noch nicht einmal Feuer in unseren Höhlen.

„Jede Zeit hat ihre Aufgabe unddurch die Lösung derselben rückt dieMenschheit weiter.“

sagte einst HARRY HEINE (deutscher Dichter 1797–1856)

Genau das gilt für die Gegenwart auch. Sehen wir nicht nur das Schlechte in der Welt und den Menschen, sondern geben wir unser Bestes, um unsere Aufgaben zu lösen und die Welt, unsere Erde mitsamt ihrer Natur, den Tieren, den Pflanzen, den Steinen, dem Wasser, der Magie, der Kraft, der Energie, den Märchen und schlussendlich den Menschen und ihren Menschenkindern zu erhalten und zu lieben. Um weiterzuschreiten und zu lernen. Durch Liebe und nicht durch Zerstörung.

Es gibt kein Regelbuch, in dem steht, dass jede Familie ihre Aufgaben auf die gleiche Weise lösen muss.

Hausapotheke

HEILUNG –

MIT VIEL ENERGIE …

Für unsere Kinder gibt es genauso wie für uns selber viele verschiedene Wege zur Heilung. Angefangen von Homöopathie über Osteopathie, Aromatherapie, Bachblüten, bis hin zur Bioresonanz etc.

Ich halte die Phytotherapie, also die Pflanzenheilkunde, zum Gesundwerden für besonders geeignet. Deshalb sind auch die Rezepte hier im Buch sehr pflanzenlastig. Was ich brauche, wächst vor der Haustüre oder ist nicht schwer zu bekommen. Trotzdem bin ich auch ein großer Fan von allen möglichen weiteren Heilmethoden.

Im Grund basiert ein Großteil der Heilungsprozesse auf einem Energieaustausch. Wenn ich beispielsweise im Stress bin und noch schnell, schnell ein Gericht auf den Tisch zaubern soll, weil meine Lieben bald von der Arbeit und der Schule nach Hause kommen, dann wird mein Gericht optisch wie geschmacklich gar nicht mit dem mithalten können, was ich an anderen Tagen voller Freude oder Neugier kochen durfte.

Viele nennen diesen Effekt, speziell beim Kochen, eine Prise Liebe – oder eben Energie. Sie kann, je nach Situation, positiv oder negativ sein. Und genauso verhält sich das in allen zwischenmenschlichen Situationen.

Wie oft betreten wir einen Raum und haben das Gefühl, die Luft schneiden zu können? Vermutlich wurde gerade gestritten.

Ich halte die Phytotherapie, also die Pflanzenheilkunde, zum Gesundwerden für besonders geeignet.

Oder wir gehen in ein Zimmer und fühlen uns sofort gut, vielleicht sogar wie zuhause? Wir lernen neue Personen kennen, die uns sofort sympathisch oder gar vertraut sind. Andere brauchen gar nichts zu sagen und wir fahren bereits unsere Krallen aus. Manchmal treten Menschen nur für wenige Stunden oder Minuten in unser Leben und bleiben uns für immer in Erinnerung. Ab und zu genügt ein kurzer Augenkontakt, um uns unwiderruflich mit jemandem zu verbinden. Besondere Menschen können uns furchtbare Lektionen erteilen und es fühlt sich trotzdem sinnvoll an, fast als ob wir vor langer Zeit unser Einverständnis dafür gegeben hätten. Denkzettel anderer sind nur halb so schlimm und wir können diese Personen mit Leichtigkeit aus unserem Leben streichen – es verbindet uns nichts. Streitgespräche oder schlechte Worte können uns tagelang runterziehen. Schöne Worte können uns noch Tage später ein Lächeln ins Gesicht zaubern.

Umarmungen können so tröstlich sein, dass wir die Welt um uns herum vergessen, oder so falsch, dass sie uns die Luft zum Atmen rauben.

Ein Streicheln über die Wange kann alle Anspannung von uns abfallen lassen. Wird dieses Streicheln nur ein wenig anders ausgeführt, fühlen wir uns zu einem armseligen Häufchen Elend degradiert. Eine Hand auf unserer Schulter kann so schwer wiegen, dass sie uns beinahe zu Boden drückt, oder so wohltuend und kräftigend sein, dass sie uns den Rücken stärkt.

Jemand kann uns die schönsten Worte sagen; wenn seine Körpersprache etwas anderes spricht, sind wir mit gutem Grund verunsichert. Ein anderer kann uns deuten, dass wir verschwinden sollen, aber es fühlt sich an, als ob er eigentlich nur in den Arm genommen werden möchte.

Das alles – und noch viel mehr, aber das ginge hier jetzt zu weit – ist für mich Energie. Situationen, die wir als schlecht empfinden, sind wahre Energieräuber. Die positiv empfundenen Situationen fungieren dagegen als Energiequelle.

Die Wissenschaft kann viele Wirkstoffe in den Pflanzen nachweisen, aber viel wichtiger als die beste wissenschaftliche Untersuchung der Welt ist es gerade bei unseren Kindern, Zeit und Energie zu verschenken. Liebe, wohltuende Worte und Wärme sind Güter, die uns im Überfluss zur Verfügung stehen. Lasst sie uns verschenken, sie werden nie verschwendet sein!

Liebe, wohltuende Worte und Wärme sind Güter, die uns im Überfluss zur Verfügung stehen. Lasst sie uns verschenken, sie werden nie verschwendet sein!

Die folgenden Rezepte können keinen Arztbesuch ersetzen. Aber wir können durch sie tätig und eigenständiger werden. Wir können lernen, wieder auf unser Gespür zu vertrauen, Verantwortung zu übernehmen und uns von der reinen Abhängigkeit der Pharmaindustrie zu befreien.

… UND VIEL LIEBE

Der schönste Platz auf Erden ist schlicht und einfach in den Armen eines geliebten Menschen. Nirgends sonst dürfen wir uns so sicher, so geborgen, so bedingungslos angenommen fühlen.

Berührungen sind für Neugeborene überlebenswichtig, aber auch für größere Kinder und uns Erwachsene sind sie so wichtig wie atmen, essen oder trinken.

Die Durchblutung steigt, der Blutdruck sinkt, die Ausschüttung von Stresshormonen wird reduziert, Immunsystem und Verdauung werden angekurbelt.

Die gleichzeitige Ausschüttung der Kuschel- und Berührungshormone ist für die Entwicklung unserer Kinder ganz entscheidend. Körperliche Nähe ist die Grundvoraussetzung für ein gesundes körperliches und seelisches Wachstum.

Liebevoller Umgang, Geborgenheit und Zuneigung sind die wichtigsten Faktoren, unsere Kinder glücklich aufwachsen zu lassen.

Liebevoller Umgang, Geborgenheit und Zuneigung sind die wichtigsten Faktoren, damit unsere Kinder glücklich aufwachsen.

Berührungen sind für jeden von uns das einfachste Glücksrezept. Lasst uns Umarmungen verschenken, und das nicht zu knapp. Ein gemütlicher, kuscheliger Schlechwettertag auf der Couch mit unseren Kindern und unseren Partnern oder eine liebevolle Zuwendung zu unseren Freunden ist sicher schon längst überfällig. Wann haben wir unsere Eltern das letzte Mal ganz fest gedrückt?

ZAUBER-SPRÜCHE

Rituale wie das Aufsagen kurzer Reime oder Gedichte oder das Singen von Liedern beruhigen die Kleinen durch unsere Stimme. Nicht zu vergessen ist die besänftigende Wirkung, die solche gemurmelten Zaubersprüche auf uns selber haben. Viele derartige Gedichte und Lieder werden schon seit Generationen weitergegeben und erinnern uns selbst an unsere Kindheit. Wer keine Trösterreime aus seiner Kindheit kennt, sollte dieses Ritual dringend einführen.

Heile, heile Segen,morgen gibt es Regen.Übermorgen kommt der Schnee,dann tut schon nichts mehr weh.

Au, au, Kindchen schau!Puste, puste, so ein Schreck,schon ist alles wieder weg.

Heile, heile Gänschen,das Kätzchen hat ein Schwänzchen.Heile, heile Mäusespeck,in hundert Jahrn ist alles weg.

Zum Ausmalen!

Hausapotheke für unsere Kinder

In Gesprächen mit Freunden und mit Müttern am Spielplatz, nach der Schule oder im Kindergarten fällt mir auf, dass viele Eltern ihren Kindern gerne mit einfachen Hausmitteln helfen würden. Das Wissen darüber ging jedoch im letzten Jahrhundert fast verloren. Zusätzlich verbrannte ein großer Teil dieser Kenntnisse bereit auf den Scheiterhaufen des Mittelalters.

Was früher gebräuchlich und natürlich war und von Generation zu Generation weitergegeben wurde, müssen wir uns heute erst wieder aneignen.

Zur Zeit unserer Großeltern gab es noch keine Apotheke um die nächste Ecke. Der Doktor konnte nicht einfach angerufen werden, denn Telefone standen nicht in jedem Haushalt (oder in jeder Handtasche) zur Verfügung, genauso wenig wie Autos. Und wer ein Auto hatte, konnte nur dorthin fahren, wo die Straßen bereits gebaut waren. In schwierigen Situationen hätten unsere Vorfahren sicher viel für einen Besuch beim Doktor oder in der Apotheke gegeben.

Wie dankbar waren sie (und sind wir alle noch!) über den Fortschritt der Medizin. Kinderkrankheiten, die früher tödlich ausgingen, wurden durch Impfungen und Antibiotika mit einem Mal fast harmlos.

Die Heilmittel vor der Haustüre wurden dagegen verworfen. Wer sie trotzdem noch benutzte, wurde schief angelächelt.

Doch sollten wir die alten Methoden der Krankheitsbekämpfung nicht einfach vergessen.

Das Pflanzenreich ist noch immer einer der wichtigsten Faktoren für unser Überleben auf der Erde.

Erst schön langsam erfahren wir die Folgewirkungen von übermäßigem Gebrauch und Missbrauch der „neuen Heilmittel“.

Wir müssen wieder lernen, uns – unseren Körper, unsere Seele, unsere Familie – selbst zu versorgen, und uns die Zeit gönnen, die dafür nötig ist.

Es gilt, einen guten Mittelweg oder ganzheitlichen Weg zu finden. Einen Weg, der den Beitrag, den wir selber zu unserer Gesundheit leisten können, und die Schulmedizin gut verbindet. Deshalb müssen wir wieder mehr auf unser Bauchgefühl vertrauen.

Auch wenn unsere Zwerglein krank sind, sollten wir wieder mehr auf unsere Intuition hören.

Es ist nicht gut, unsere Kinder wegen Kleinigkeiten mit Antibiotika vollstopfen zu lassen. Genauso nachteilig aber ist es, auf ärztliche Behandlung zu verzichten, wo sie dringend notwendig ist. Den eigenen gesunden Mittelweg soll jeder für sich selbst herausfinden.

1Erkältungskrankheiten

Die Krankheit, die uns alle am ehesten immer wieder