Verzehrende Sehnsucht - Margaret Moore - E-Book

Verzehrende Sehnsucht E-Book

MARGARET MOORE

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Beschreibung

Lichterloh brennt Lady Rebeccas Herz, seit Sir Blaidd Morgan nach Throckton Castle gekommen ist! Dabei ist sie überzeugt, dass der Ritter des Königs ihre betörend schöne Schwester Laelia erobern möchte. Rebecca ahnt nicht, dass der gut aussehende Blaidd insgeheim nur Augen für sie hat - bis er sie eines Nachts voller Verlangen in die Arme reißt. Doch auf seine Liebeserklärung wartet Rebecca vergeblich. Denn ein geheimer Auftrag des Königs zwingt ihn, auch nach dieser erregenden nächtlichen Begegnung sein Herz zu bezähmen und zu schweigen…

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Seitenzahl: 375

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Margaret Moore

Verzehrende Sehnsucht

IMPRESSUM

HISTORICAL erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: 040/60 09 09-361 Fax: 040/60 09 09-469 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Thomas BeckmannRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2003 by Margaret Wilkins Originaltitel: „In The King’s Service“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe HISTORICALBand 206 - 2005 by CORA Verlag GmbH & Co. KG Hamburg Übersetzung: Günes Kale

Abbildungen: Hot Damn Stock

Veröffentlicht im ePub Format in 07/2015 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733760434

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:JULIA, BACCARA, BIANCA, ROMANA, TIFFANY, CORA CLASSICS

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1. Kapitel

Sir Blaidd Morgan brachte sein Pferd zum Stehen und wischte sich mit dem Rücken der behandschuhten Hand über die Nase. Zwar war er ein Ritter des Königreichs, Intimus von Henry III., ein Sieger von Turnieren und dem Vernehmen nach fähig, Frauen mit bloßen Worten zu betören, doch gegen das Wetter konnte er auch nichts ausrichten. Von der durchnässten Kapuze seines wollenen Umhangs triefte das Wasser. Seine Stiefel starrten vor Dreckspritzern. Aus dem Wald zu seiner Linken entsprang der durchdringende Geruch feuchter Blätter; zu seiner Rechten suchten einige Kühe auf einer Weide Schutz unter einer Eiche. Die Tiere sahen so elend aus, wie er sich fühlte. Durch den strömenden Regen hindurch konnte er zumindest ein Dorf ausmachen. Dahinter war eine Burganlage zu sehen.

"Das muss Throckton Castle sein, Gott sei Dank", sagte er zu seinem Knappen, der genauso durchnässt war wie er. "Ich hatte schon befürchtet, dass wir an der letzten Kreuzung die falsche Abzweigung gewählt haben und die Nacht hier im Wald verbringen müssen."

Sein Knappe zog sich die Kapuze seines Umhangs tiefer über das Haupt. "Ich dachte, ihr Waliser seid an Regen gewöhnt?"

"Das stimmt auch, Trev. Ich bin schlechtes Wetter gewohnt. Nicht zuletzt durch die Unterrichtsmethoden deines Vaters. Das heißt allerdings noch lange nicht, dass mir das gefällt."

Blaidds Vater und Sir Urien Fitzroy waren seit langer Zeit gute Freunde. Sir Urien hatte Blaidd in allen Kriegskünsten und im Kampf geschult und ihn bei Wind und Wetter bis aufs Äußerste gedrillt.

Der sechzehn Jahre alte Trevelyan Fitzroy nickte beim Anblick der in einiger Entfernung gelegenen Festung. "Ich wusste gar nicht, dass Lord Throckton ein besonders bedeutender und einflussreicher Mann ist. Aber der Größe seiner Burg nach zu urteilen, muss er wichtiger sein, als ich dachte."

"Es ist wirklich beeindruckend", räumte Blaidd ein.

Bei genauerer Betrachtung – soweit man es von diesem Aussichtspunkt durch den Regen hindurch erkennen konnte – schien es sich bei der Burg um einen massiven und weiträumigen Bau zu handeln. Blaidd kannte nicht viele Befestigungsanlagen, die dieser gleichkamen. Er fragte sich, ob King Henry überrascht wäre, wenn er ihm von dem Ausmaß von Lord Throcktons Befestigungen erzählte, oder ob er es schon wusste. Das würde jedenfalls den Argwohn des Königs erklären.

"Nicht jeder bedeutende Mann ist häufig Gast bei Hofe", meinte Blaidd und setzte seinen schwarzen Wallach Aderyn Du mit einem leichten Hackenschlag in Bewegung. "Unsere Väter sind auch selten da. Wie dem auch sei, wahrscheinlich können wir uns auf eine angenehme Ruhestätte für die Nacht freuen. Gott sei Dank."

"Glaubst du, dass Lady Laelia so schön ist, wie man hört?" fragte Trev.

Blaidd grinste seinen Begleiter brüderlich an. "Wahrscheinlich nicht, aber es schadet nichts, sie einmal genauer in Augenschein zu nehmen."

"Was? Jetzt sind wir den ganzen langen Weg hierher geritten – und du willst sie dir nur einmal anschauen?" fragte Trev fassungslos.

Blaidd dachte nicht im Traum daran, seinem Knappen den wahren Grund dafür zu nennen, warum Henry ihn hergeschickt hatte. Also grinste er breit. "Was sonst sollte ein galanter Ritter tun, als sich die Lady anzusehen? Die Kunde von Lady Laelias Schönheit hat mein Interesse geweckt. Daher habe ich beschlossen, dass es die Reise wert ist, herauszufinden, ob es wirklich stimmt. Meine Mutter ist am Rande der Verzweiflung wegen meines Junggesellentums. Sie befürchtet langsam, dass ich niemals eine Frau finden und immer ein unstetes Leben führen werde."

"Wenn Lady Laelia so schön ist, wie alle behaupten, wirst du sie dann heiraten?"

Blaidd brach in dröhnendes Gelächter aus. Sein tiefer Bass erhob sich laut über den Klang des Regens und das platschende Geräusch der Pferdehufe in den Schlammpfützen. "Schönheit ist nicht das Einzige, woran ein Mann denken sollte, wenn es um eine Ehe geht."

"Wahrscheinlich nicht", erwiderte Trev zögerlich.

"Mit Sicherheit nicht."

"Also? Du hast schon einmal darüber nachgedacht."

Aderyn Du machte vorsichtig einen Bogen um die große Pfütze auf dem mit Furchen durchzogenen Weg. "Natürlich", erwiderte Blaidd. "Aber ich habe bisher die richtige Frau nicht gefunden."

"Bist du auch deshalb mit so vielen Frauen zusammen gewesen?"

Blaidd warf dem Jüngling einen scheelen Blick zu. "Mit so vielen war ich gar nicht zusammen. Ich will nicht abstreiten, dass ich die Gesellschaft von Frauen sehr schätze. Aber ich bin auch nicht der überragende Liebhaber, wie es in den Gerüchten über mich immer wieder behauptet wird."

"Aber Gervais sagt …"

"Dein Bruder hat genauso wenig Kenntnis davon, wie ich meine Nächte verbringe, wie du."

Trev quittierte den Dämpfer mit Schweigen. Ohne ein Wort zu wechseln, ritten die beiden Männer über eine Steinbrücke, die ins Dorf führte. Blaidd war froh, dass er nicht reden musste. Ihm behagte es nicht, mit irgendjemandem über seine Beziehungen zu Frauen zu sprechen – und schon gar nicht mit einem sechzehnjährigen unerfahrenen Jungen.

Regen und Schmelzwasser hatten den Fluss an diesem Frühlingstag hoch anschwellen lassen. Das Wasser stieß schäumend und sprühend gegen die Pfeiler. Die Brücke war wohl proportioniert und eine Freude für das Auge. Eine derart feine Konstruktion hatte Blaidd so hoch im Norden und westlich von London nicht zu sehen erwartet.

Glücklicherweise begann der Regen nachzulassen. Jetzt konnte Blaidd den Zustand des Dorfes besser wahrnehmen. Es bestand aus mehreren Cottages; die Strohdachhäuser waren aus Rutenflechtwerk gebaut und mit Lehm verputzt. Läden und Stallungen umsäumten den Dorfanger. Viele der Stallungen hatten ein oberes Wohngeschoss.

Er hatte einige Dörfer in schlechterem Zustand gesehen, aber auch viele in besserem. Die Dorfkirche war unansehnlich, was ihn annehmen ließ, dass nur ein geringer Anteil von Lord Throcktons Einkommen aus dem Zehnten seiner Lehnsmänner wohltätigen Zwecken zufloss.

Der Dorfanger lag verlassen da. Doch Blaidd spürte trotzdem, dass sie beobachtet wurden. Zweifellos überlegten die Dorfbewohner, wer die beiden Männer wohl sein mochten und warum sie gekommen waren.

Blaidds Haltung, die Jahren der Übung entsprang, das Breitschwert an seiner Hüfte und die Ausstattung seines Rosses verrieten den erprobten Kämpfer. Die Begleitung eines Knappen und das Wappen auf seinem Schild machten deutlich, dass er ein Ritter war. Wer er genau war, würde aber für die Einwohner schwer herauszufinden sein.

Der Regen hatte endlich aufgehört. Die beiden näherten sich einem größeren Gebäude, das ein Gasthaus zu sein schien. Blaidd überlegte gerade, ob er eine Übernachtung in diesem Haus einer Nacht auf offener Straße vorziehen sollte, als eine liederlich wirkende, dunkelhaarige Frau an einem der Fenster im zweiten Stock auftauchte. Sie lehnte sich so weit heraus, dass ihre vollen Brüste zu sehen waren, die von ihrem Hemd kaum bedeckt wurden und jeden Moment entblößt zu werden drohten.

Sie grinste Blaidd unverschämt an. Dann stieß sie einen gellenden Pfiff aus. Im nächsten Augenblick erschienen an den anderen Fenstern einige weitere, ebenfalls liederlich wirkende Frauen und schauten hinaus.

"Ist das nicht ein feines, verwegenes Mannsbild?" fragte die Schwarzhaarige mit lauter Stimme. "Ich wette, dass er auch im Bett verwegen ist."

Die Frauen kicherten. Eine andere rief: "Sie haben schöne Waffen, mein Herr, da bin ich mir sicher. Ich würde sie mir gern von nahem angucken."

"Mir gefällt der hübsche Junge!" schrie eine andere und schaute Trev aufreizend an.

Blaidd warf einen Blick über die Schulter. Trevs Gesicht war dunkelrot. Er hielt die Augen starr nach vorne gerichtet. Blaidd unterdrückte ein amüsiertes Grinsen. Gleichzeitig hatte er Mitgefühl mit dem Jungen, der so offensichtlich zutiefst verlegen war.

"Entschuldigt, meine Damen", erwiderte Blaidd so höflich, als würde er mit der Königin von England sprechen. "Aber mein Knappe und ich können Eure charmanten und großzügigen Angebote leider nicht annehmen."

"Oh, hört ihn nur!" brüllte die Schwarzhaarige. "Ist das nicht die liebreizendste Stimme, die ihr je vernommen habt? Und er ist auch noch ein Waliser. Ich habe viel Gutes von ihnen gehört. Kommt nur her zu mir, mein Herr, und flüstert mir etwas Schmutziges ins Ohr. Das ist das Mindeste, was Ihr tun könnt, wenn Ihr schon nicht bleibt."

Blaidd legte sich die Hand aufs Herz und verneigte sich tief. "Ich kann leider nicht bleiben. Ich habe auf der Burg zu tun und darf darum nicht länger verweilen."

Er trieb Aderyn Du an. Doch bevor sie außer Sicht waren, trat eine junge Frau in die Tür, die wahrscheinlich kaum älter war als Trev. Sie hatte blondes, lockiges zerwühltes Haar, das relativ saubere Kleid lag eng an. Ihre Figur war gut geformt, und ihre Augen strahlten leuchtend grün. Sie hatte das Gesicht eines Engels, aber die Art, wie sie gegen den Türrahmen lehnte, und das verführerische Lächeln, das sie Blaidd zuwarf, verrieten ihm, dass sie das Spiel der Geschlechter durch und durch beherrschte. Er ritt weiter und seufzte. Der Verlust ihrer Unschuld tat ihm Leid, auch wenn er wusste, dass Armut vielen Frauen oft keine Wahl ließ.

Plötzlich bemerkte er, dass Trev ihm nicht mehr folgte, und er wandte sich um. Sein Knappe saß, ohne sich zu regen, auf seinem Pferd und starrte die junge Frau wie verzaubert an.

Blaidd fluchte. "Fitzroy!" rief er streng.

Blaidds laute, energische Stimme riss den jungen Mann aus seinen Träumen. Hastig gab Trev seinem Pferd die Sporen. Bald ritt er wieder an der Seite von Blaidd, und sie hielten auf das Torhaus der Burg zu.

"Sie ist eine Hure wie die anderen auch", stellte Blaidd fest.

"Das weiß ich. Ich bin kein Kind mehr", murmelte Trev, ohne ihn anzusehen. "Außerdem habe ich Ohren. Ich habe gehört, was sie gesagt haben."

"Dann weißt du auch bestimmt, dass du dieses Mädchen vergessen musst."

Trev errötete. "Ich habe Geld."

"Es geht nicht darum, ob du es dir leisten kannst oder nicht. Das ist kein passender Ort für dich. Abgesehen von den Flöhen und Wanzen würden viele dieser Frauen dich mit Vergnügen bestehlen. Und es ist traurig, aber wahr, dass die meisten von ihnen wahrscheinlich ansteckende Krankheiten haben. Ein kluger Mann hält sich deshalb von Huren fern."

"Du klingst schon genauso wie mein Vater."

"Danke für das Kompliment", erwiderte Blaidd leichthin. "Solange du in meinen Diensten stehst, bin ich verantwortlich für dich. Wenn dein Vater herausfände, dass ich dich in ein Freudenhaus gehen ließe, würde ihn vermutlich der Schlag treffen – aber er würde es noch fertig bringen, mir das Genick zu brechen, bevor er das Zeitliche segnet. Das werde ich auf keinen Fall riskieren."

"Bist du jemals in einem Freudenhaus gewesen?"

Blaidd war froh, dass er diese Frage ehrlich beantworten konnte. "Das habe ich nie gewollt und auch niemals nötig gehabt."

Glücklicherweise erreichten sie das Torhaus von Throckton Castle, so dass die Unterhaltung endete. Er hatte hier etwas Wichtiges zu erledigen – etwas, das in Wirklichkeit nichts mit Lady Laelia und ihren Reizen zu tun hatte –, und außerdem wollte er in solchen Angelegenheiten nicht den Tutor für Trevelyan spielen.

Blaidd betrachtete das erhobene Fallgatter, ein riesiges hölzernes Gitter mit spitzen Enden. Wachposten patrouillierten auf dem Mauergang darüber. Am anderen Ende des Torhauses befand sich ein zweites geschlossenes Tor, das in den Außenhof führte. Es war aus dickem Eichenholz gefertigt und mit Messing verziert.

Blaidd nahm die Kapuze ab, ritt unter dem Fallgitter hindurch in das Torhaus und passierte das Mörderloch. Eine unheimliche Erfindung! Wenn Feinde in die Falle zwischen Fallgitter und zweitem Tor gerieten, konnten die Verteidiger kochend heißes Öl hinuntergießen oder Steine durch das Loch werfen. Blaidd fröstelte. Nicht wegen der Kälte oder weil er durchnässt war vom Regen. Nein! Er hatte ein einziges Mal durch Zufall miterlebt, dass ein Kind versehentlich mit heißem Schafstalg verbrüht worden war. Nach diesem Erlebnis reichte allein der Gedanke aus, dass etwas von oben auf ihn geschüttet werden konnte, um Albträume zu verursachen.

Als er am Innentor angekommen war, brachte er sein Pferd zum Stehen und stieg ab. Trev folgte seinem Beispiel, und Blaidd übergab ihm Adery Dus Zügel.

Bevor Blaidd einen Gruß rufen konnte, öffnete sich in der rechten Hälfte der Tür ein Fenster. Die Wachposten auf der Mauer hatten die Torwärter unten zweifellos davon unterrichtet, dass sie Besuch bekommen würden.

In der Fensteröffnung tauchte ein schmales Gesicht auf, in das eine grobe braune Kapuze hing. Die strahlend blauen Augen dieses Torwächters sahen Blaidd so anklagend an, als wollten sie ihn von vornherein des Betrugs bezichtigen. "Wer seid Ihr, und was wollt Ihr?" fragte die Gestalt mit leicht heiserer Stimme.

"Das ist eine Frau!" Trev dachte zwar, dass er flüsterte, doch er war so laut, dass man ihn auch am Tor hören konnte.

Nachdem seine Überraschung verflogen war, tat Blaidd, was er immer machte, wenn er auf eine Frau traf: Er lächelte. "Ich wusste nicht, dass Lord Throckton Amazonen beschäftigt."

Sie machte einen Gesichtsausdruck, als würde sie ihn verachten. Die blauen Augen musterten ihn eingehend von Kopf bis Fuß, glitten über seine Kapuze, den wollenen Umhang und das Lederwams, den Schwertgurt und die Reithosen bis hin zu den Sohlen seiner schwarzen Stiefel. Dann schien sich der Gesichtsausdruck in Anerkennung zu wandeln – beim Anblick von Aderyn Du.

Blaidd versteifte sich unwillkürlich. Aderyn Du war unbestreitbar ein feines Tier, aber er war es überhaupt nicht gewohnt, dass der Anblick seines Pferdes mehr Gunst hervorrief als sein eigener.

Dann wandte sich die Frau wieder an Blaidd. "Ich habe Euch gefragt, wer Ihr seid und was Ihr wollt", wiederholte sie mit fester Stimme.

"Das hier ist Sir Blaidd Morgan", erklärte Trev atemlos. Er schien es nicht fassen zu können, dass sie seinen Herrn nicht kannte. Er meinte, dass alle Welt von seinem kühnen Ritter schon gehört haben musste.

Blaidd wusste, dass nicht jeder mit seinem Namen etwas anfangen konnte. Es war durchaus möglich, dass sein Ruhm bisher noch nicht so hoch in den Norden gedrungen war.

"Wie mein Knappe schon gesagt hat, ich bin Sir Blaidd Morgan", erwiderte er ruhig. "Ich bin gekommen, um Lord Throckton einen freundlichen Besuch abzustatten, wenn Ihr uns durch dieses Tor lasst."

Die Frau rümpfte die Nase. "Ihr seid gekommen, weil Ihr um Lady Laelia freien wollt, wie so viele Männer vor Euch. Nun, dann viel Glück."

"Ich hoffe sehr, dass ich Glück habe, wenn Lady Laelia es wert ist, umworben zu werden."

"Soso, Ihr scheint nicht unter falscher Bescheidenheit zu leiden, Ritter", antwortete die Frau. "Es wird interessant sein zu beobachten, wie es einem Waliser ergeht. Ihr seid doch Waliser, oder etwa nicht?"

Trev war empört. "Lässt du sie so mit dir reden? Müssen wir hier wie Bettler vor der Tür stehen und darum bitten, eingelassen zu werden?"

Blaidd lächelte unverdrossen weiter und wandte den Blick nicht vom Gesicht der Frau ab. "Da sie das Tor hütet, lasse ich sie so mit mir sprechen, wie sie will. Und wenn sie es so will, werde ich warten", meinte er zu Trev.

Die Frau lachte mit dunkler Stimme spöttisch auf. "Manieren habt Ihr wenigstens, Waliser", sagte sie. "Tretet ein und seid willkommen."

Sie schlug das Fenster zu. Blaidd und Trev hörten, wie ein schwerer Riegel zurückgeschoben wurde.

"Das wurde auch höchste Zeit", stieß Trev ungehalten aus. "Bei Gott, Blaidd, das war der rüdeste …"

"Einerlei, Trev. Wir sind ohne ausdrückliche Einladung hier, also können wir uns auch nicht beschweren, wenn unser Empfang weniger als warm ist."

"Ich hoffe, Lord Throckton ist höflicher als seine Torwächterin."

"Dessen bin ich mir sicher. Es ist die Pflicht eines jeden Edelmanns, einem anderen Edelmann gegenüber gastfreundlich zu sein."

Sein Knappe schwieg. Blaidd konnte geradezu körperlich spüren, wie verärgert Trev war.

Um der Wahrheit die Ehre zu geben – er war ebenfalls ein wenig über die unverschämte Art der Frau verärgert. Aber er verfügte über viel Erfahrung mit despektierlichem Verhalten. Sein Vater war nicht von edler Geburt. Und er hatte erst einige Turniere und die Freundschaft des Königs gewinnen müssen, bevor er wirklich bei Hofe akzeptiert worden war.

Auch wenn dieser Empfang ungewohnt für ihn war, ließ Blaidd sich trotzdem nicht so schnell kränken. Was die Frau anbetraf, war er neugierig, ihr Gesicht vollkommen zu sehen. Wenn es nur halb so faszinierend war wie diese leuchtend blauen Augen, dann würde sein Aufenthalt sich hier interessanter gestalten als angenommen.

Obwohl Blaidd den eigentlichen Grund seines Besuchs nicht aus den Augen verlieren durfte.

Langsam öffneten sich die Tore. Blaidd betrat mit Trev einen großen, grasbewachsenen Außenhof. Dahinter befand sich die Mauer, die die Burg umgab und an deren Ecken Türme standen.

Mehrere bewaffnete Wärter – alles Männer – hatten sich neben dem Torhaus postiert. Die Frau mit den blauen Augen trug einen langen braunen Umhang und wartete am Tor. Vermutlich hatte sie selbst den Riegel zurückgeschoben. Ihr Gesicht war schmal, ihre Haut blass, die blauen Augen wirkten beinahe zu groß für das Gesicht. Doch sie hatte feine Züge, und als Blaidd ihre Lippen betrachtete, musste er sofort ans Küssen denken.

"Ich hoffe, Sie vergeben mir, Sir", sagte sie zynisch und verneigte sich tief. "Wir haben hier so selten Besuch von des Königs Speichelleckern, dass ich misstrauisch war."

Speichellecker? Jetzt war Blaidd nicht mehr bereit, ihre Frechheiten zu entschuldigen; strahlend blaue Augen hin oder her. Und wenn es ums Küssen ging, dann würde er lieber Alderyn Du küssen als diese ungehobelte Frau.

"Sir Blaidd ist kein Speichellecker!" rief Trev entrüstet. "Er ist ein Freund von König Henry."

"Trev, bitte, lass mich mit diesen Untergebenen reden", meinte Blaidd und schlenderte langsam auf die Frau zu, bis er dicht vor ihr stand.

Sie versteifte sich, als Blaidd sie von oben bis unten musterte.

"Wie ist dein Name, Weib?" fragte er täuschend ruhig, bevor er sie mit einem Lächeln bedachte, das Gegner im bewaffneten Kampf zu fürchten gelernt hatten.

Sie hob widerspenstig und trotzig das Kinn. "Becca."

"Sag mir, Becca, sprichst du immer auf diese Art mit Höherstehenden?"

"Gewöhnlich spreche ich mit niemandem, der glaubt, er stehe höher als ich."

Sie war ohne jeden Zweifel das unverschämteste Weib, das ihm je begegnet war. "Wenn dies das Willkommen ist, das Edelleute auf Throckton Castle erwarten dürfen, ist es kein Wunder, dass dein Herr am Königshof keinen guten Ruf genießt."

Der unverschämte Blick der Frau flackerte – aber nur für einen winzigen Moment. "Wenn das so ist, bestätigt mir das nur, was ich vom englischen Hof halte."

"Was weißt du vom englischen Hof?"

Ihre Augen wurden groß. Er sah, dass sie unschuldiges Erstaunen vortäuschte. "Ich habe nie behauptet, dass ich etwas über den englischen Hof weiß, Sir. Ich sagte, dass es nur bestätigt, was ich davon halte."

Sie verbeugte sich wieder, diesmal mit unerwarteter Anmut. "Es tut mir Leid, wenn ich Euch gekränkt habe, Sir Blaidd."

Er legte den Kopf schief und betrachtete sie prüfend. Ihre veränderte Haltung schien ihn in keiner Weise zu beeindrucken. "Wirklich?"

"Wenn das, was ich gesagt habe, Lord Throckton Ärger machen sollte, dann ja."

Dann lächelte sie mit so einem liebreizenden Gesichtsausdruck, dass Blaidd war, als würde im Winter eine Rose erblühen. "Aber wenn Ihr meint, dass ich ein unverschämtes Weib bin, das bestraft werden sollte, dann tut es mir kein bisschen Leid."

Ihr Lächeln hatte eine umwerfende Wirkung auf Blaidd: Sein Ärger schmolz dahin. "Vielleicht werde ich Gnade vor Recht ergehen lassen und Lord Throckton nichts von seiner unverschämten Torhüterin erzählen."

"Auch wenn Ihr es tätet – vielleicht würde es ihn gar nicht überraschen?" Ihr Lächeln erstarb, aber sie klang in keiner Weise besorgt.

Dann zog sie den Umhang enger um ihre zarte Erscheinung. "Habt Ihr keine Eile, die liebreizende Lady Laelia kennen zu lernen?" Sie schenkte ihm ein weiteres Lächeln. "Ich glaube, Ihr könntet tatsächlich ihre Gunst erringen. Wer weiß?"

"Nun, da ich offenbar deine Anerkennung errungen habe, betrachte ich mich nahezu als verlobt."

Sie wurde ernst. "Ihr mögt bisher nicht viel Konkurrenz im Leben gehabt haben, Sir Blaidd Morgan aus Wales, aber in dieser Angelegenheit werdet Ihr sie haben. Ich wünsche Euch Glück, wenn Ihr glaubt, dass Lady Laelia und ihre Mitgift Euch glücklich machen werden."

Er stellte ihr die nächste Frage, ohne einen Moment lang nachzudenken: "Werde ich dich auch drinnen sehen?"

"Ich hoffe nicht", antwortete sie auf eine Weise, die keinen Zweifel daran aufkommen ließ, dass sie das auch so meinte.

Die Wärter unterdrückten ein Lachen.

Sir Blaidd Morgan genoss es, wenn Menschen mit ihm lachten, vor allen Dingen Frauen. Doch er hasste es, ausgelacht zu werden. Und es waren Jahre vergangen, seitdem jemand das zuletzt gewagt hatte.

Er drehte sich wortlos um, marschierte auf Aldery Du zu und schwang sich in den Sattel. "Lass uns gehen, Trev", knurrte er wütend.

Sein Knappe gehorchte auf der Stelle. "Glaubst du, dass sie wirklich eine Torwächterin ist?" fragte er, als sie in den Hof einritten.

"Wer auch immer sie ist", antwortete Blaidd grimmig, "ich glaube, sie ist nicht ganz richtig im Kopf, und ich hoffe, dass ich sie nie wieder sehe."

Als Sir Blaidd Morgan sich entfernte, schweifte Beccas Blick erst zu den Wachleuten und dann zu dem großen grauhaarigen Mann in Rüstung, der sie anführte. "Der arme Mann. Ich glaube nicht, dass er so einen Empfang erwartet hat."

Die Männer brachen in Gelächter aus.

"Genug", befahl der Oberbefehlshaber, obwohl er selbst Schwierigkeiten hatte, sich das Lachen zu verkneifen. "Zurück an die Arbeit."

Die Männer gingen wieder auf ihre Posten. Dobbin gesellte sich zu Becca, die sich nun in dem Raum am Tor befand, in dem die Männer sich aufhielten, wenn sie nicht patrouillierten oder schliefen. Die schlichten Steinwände waren so kahl wie der abgenutzte, zerkratzte Tisch. Zwei Stühle stellten die einzigen Sitzplätze dar. Auf dem Regal befanden sich Dinge zum Reinigen von Metall und Leder, eine Arbeit, die oft hier ausgeführt wurde. Der Duft der Reinigungsmittel erfüllte den Raum, der von einem Feuer erwärmt wurde.

Becca und Dobbin hängten ihre nassen Umhänge an die Haken neben der Tür und setzten sich auf die Stühle nahe dem kleinen Ofen.

Dobbin streckte die Beine aus und seufzte. "Ich bin langsam zu alt, um lange draußen im Regen zu stehen", murmelte er. Seine Aussprache verriet, dass er seine Kindheit in den Tälern von Yorkshire verbracht hatte.

"Du hättest doch drinnen bleiben können?"

"Zu riskant."

"Sie hätten uns wohl kaum angegriffen."

Dobbin musterte sie. "Aber ich weiß nicht, was du sonst noch gesagt hättest, wenn ich nicht da gewesen wäre."

Sie lächelte. Er hatte schon ganz Recht. Sie wäre vielleicht noch unverschämter zu dem Ritter gewesen. Einem der vielen, die hergekommen waren, um zu sehen, ob die Schönheit von Laelia Throckton ihrem Ruf auch wirklich Ehre machte. Und um sie zu werben, wenn es denn so war.

"Großer Kerl für einen Waliser", meinte Dobbin. "Sitzt gut auf dem Pferd. Ein Mann mit solchen Schultern und Beinen ist wahrscheinlich ein guter Kämpfer."

"Ich schätze, dass er auf Turnieren meist gewinnt", erwiderte Becca und breitete ihre feuchten Röcke aus, damit sie schneller trockneten. Ihr Schlüsselring, der am Gürtel befestigt war, klimperte bei jeder Bewegung.

"Er sieht auch gut aus, selbst mit diesen langen Haaren. Ich habe noch nie einen Edelmann gesehen, der seine Haare bis zu den Schultern trägt. Wie ein Wilder."

"Vielleicht tragen alle Waliser das Haar so."

"Das kann ich nicht bestätigen", entgegnete Dobbin, "und ich habe einige von ihnen auf Turnieren getroffen."

Becca versetzte ihm einen Schlag auf die Schulter. "Ich werde ihn fragen, soll ich?"

Dobbin fiel beinahe vom Stuhl. "Besser nicht. Er schien vorhin zornig genug zu sein – als wenn er dich erwürgen wollte. Ich dachte schon, er würde es versuchen, als er sich so vor dir aufbaute."

Becca fiel wieder ein, dass ihr Herzschlag fast aus dem Takt geraten war, als der attraktive Ritter mit diesem unglaublichen Körper auf sie zugegangen war. Mit einem Gesichtsausdruck, als ob … als ob …

Nun, sie hatte noch nie erlebt, dass ein Mann mit dieser Miene auf sie zugegangen war. "Nun gut, dann eben nicht. Dann werde ich ihn eben nicht fragen." Sie grinste Dobbin an. "Seinem Lächeln nach zu urteilen, würde es mich nicht überraschen, wenn er glaubt, dass er Laelia im Sturm erobern wird."

"Ich hoffe nur, dass unser Lord nicht ärgerlich wird, wenn er hört, was du zu einem Ritter von King Henrys Hof gesagt hast."

"Vermutlich wird er sich ärgern." Becca senkte das Kinn und ahmte den Herrscher von Throckton Castle nach. "Beachtet sie gar nicht, Sir Blaidd. Sie ist flatterhaft und närrisch – eben eine Frau, das ist alles."

Dobbin schüttelte den Kopf. "Passt lieber auf, Mylady, oder Ihr werdet es noch mit Eurem Vater zu weit treiben – und was wird dann aus Ihnen?"

2. Kapitel

Blaidd wartete in der großen Halle auf Lord Throckton, während Trev das Gepäck in das Gemach brachte, das sie teilen würden. Er stand mit dem Rücken zur wuchtigen Feuerstelle. Die Wärme war so wohltuend, dass er sich am liebsten geräkelt hätte.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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