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Via Gottardo - ein Wegweiser zu einem zufriedenen Leben und liebevollen Beziehungen. Welcher Mann wünscht sich das nicht? Hannes ist Unternehmer, Exmann, Vater, Liebespartner, Freund und Kamerad. Er ist engagiert, aktiv, dauergestresst, koffeinsüchtig, müde und leer. Nach jahrelanger Unzufriedenheit begibt er sich auf die Suche nach neuen Wegen. Auf einer Wanderung mitten durch die Schweiz, lernt er seine persönlichen Stärken und Schwächen, seine wahren Bedürfnisse und tiefen Sehnsüchte kennen. Unterwegs auf alten Pfaden und Wegen, die durch Schluchten und Täler führen, welche vor Jahr hunderten noch unbezwingbar waren, überwindet er seine Angst vor den eigenen Gefühlen und Emotionen. Um sich ein Leben in Leichtigkeit und Freude zu erschaffen.
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Seitenzahl: 170
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Alles beginnt mit einem Entscheid –
Layout & Gemälde Titelbild:
Noël Mühlberg
Einleitung
Zur Autorin
Männer und Resilienz
1. Tag: Koblenz – Eglisau
2. Tag: Eglisau – Kloten
Du und dein Selbstbild
3. Tag: Kloten – Horgen
4. Tag: Horgen – Zug
Du und dein Körper
5. Tag: Zug – Luzern
6. Tag : Luzern – Altdorf
Du und dein Rucksack
7. Tag: Altdorf – Wassen
8. Tag: Wassen – Andermatt
9. Tag: Andermatt – Gotthard
10. Tag: Gotthard
Du und dein Job
11. Tag: Gotthard – Airolo
12. Tag: Airolo – Rodi
13. Tag: Rodi – Lavorgo
Du und dein soziales Umfeld
14. Tag: Lavorgo – Biasca
15. Tag: Biasca – Bellinzona
16. Tag: Bellinzona – Tesserete
Du und deine Liebesbeziehung
17. Tag: Tesserete – Lugano
18. Tag: Lugano – Morcote
Du und deine Inseln
19. Tag: Morcote – Mendrisio
20. Tag: Mendrisio – Chiasso
21. Tag: Chiasso – Koblenz
Deine Reise geht weiter
Zur Weiterreise – eine Zusammenfassung
Weiterführende Literatur
Danke
Eigentlich ist es ganz einfach: Um glücklich zu sein, musst du wissen was dich glücklich macht. Es gibt kein Leben ohne Krisen! Immer wieder werden wir herausgefordert durch Ereignisse, die uns aus dem Gewohnten reissen. Umzüge, Stress oder Langeweile im Job, Unzufriedenheit in der Beziehung, Trennungen, Jobverluste, Krankheiten, Unfälle oder gar ein Todes fall. Solche Ereignisse können uns ratlos, verzweifelt oder ohnmächtig zurücklassen. Wie können wir lernen, besser damit umzugehen? Wie können wir unsere Gedanken ins Positive lenken? Wie können wir in unsere Kraft kommen?
Die Lösung liegt darin, dass, wenn wir uns selbst besser kennenlernen und unsere Gefühle bewusst wahrnehmen, wir unseren inneren Kompass finden können, welcher uns den Weg weist. Dieses Buch soll dir als Reiseführer auf deinem Weg zur dir selbst dienen und dir Anregungen vermitteln, an denen du dich in Krisenzeiten orientieren kannst und die dich zur Auseinandersetzung mit dir selbst ermutigen möchten.
Zum Buch
Dies ist ein Buch für Männer, welche auf eine Entdeckungsreise zu sich selbst gehen möchten. Aufgeteilt in sieben Themenbereiche kannst du deine eigenen Stärken kennenlernen sowie deine Ressourcen und persönlichen Strategien erkennen. Finde heraus, was dich glücklich und zufrieden macht. Lerne deine Gedanken positiv zu beeinflussen. Werde wieder zum Erfinder und Forscher!
Das Buch enthält einen fiktiven Reise- und Erlebnisbericht von Hannes, welcher sich während einer dreiwöchigen Reise durch die Schweiz auf eine Reise zu seiner Resilienz begibt. Emina Winter, Resilienztrainerin und Reiseleiterin, führt ihn und zwei weitere Männer, John und Alex, in diesen 21 Tagen in das Thema der Resilienz und Persönlichkeitsentwicklung ein. Die Figuren der Reisenden sind frei erfunden und repräsentieren die typischen Charaktereigenschaften der Leserzielgruppe dieses Buches.
Zur Reise
Sei als Leser der folgenden Seiten Zeuge davon, was Hannes zusammen mit John und Alex in den 21 Tagen auf der Wanderung von Koblenz nach Chiasso erlebt. Unterwegs haben sie Zeit, sich mit sich und dem Thema Resilienz auseinanderzusetzen und ihre eigene Resilienz zu entwickeln und zu trainieren. Dabei lässt uns Hannes an seinem Erleben, seinen Erkenntnissen, seinen Gefühlen und Gedanken teilhaben.
Zur Route
Bei der beschriebenen Route handelt es sich um eine nationale Wanderroute, die «Via Gottardo». Die Hauptroute folgt der zu Beginn des 13. Jahrhunderts erschlossenen Route, welcher Händler und Kaufleute von Norden Richtung Süden gefolgt sind, um von Nordeuropa in den Süden nach Mailand zu gelangen. Der Gotthardpass ist noch heute Herzstück und Höhepunkt dieser Wanderung. Unterwegs begegnen die Wanderer immer wieder Zeugen einer Jahrhunderte alten Weggeschichte, alten Landstrassen und Saumwegen, Zollhäusern und Wegkapellen.
Zur Theorie
Thematisch eingebettet im fiktiven Reisebericht vermittelt dieses Buch theoretisches Wissen aus den neusten Studien zu Resilienz und Neurowissenschaft. So hast du die Möglichkeit, dich zu Hause selbständig zu diesen Themen weiterzubilden und deine eigene Resilienz zu entwickeln und zu trainieren.
Zum Ziel
Du kannst mit diesem Buch deine Resilienz stärken, dich besser kennenlernen und neue Wege zu einem glücklichen Leben gehen. Ich möchte dir dazu Mut machen, dich inspirieren und motivieren. Es gibt sie, die Lösungen, die dich zu einem zufriedenen Leben führen.
Ich wurde 1967 in der Schweiz geboren. Aufgewachsen mit zwei älteren Brüdern in einem Aargauer Dorf liebte ich es schon in meiner Kindheit, draussen zu spielen und Zeit in der Natur zu verbringen. In meinem Elternhaus durfte ich meinen Entdeckergeist und meine Neugierde ausleben und genoss viele Freiheiten. Meinen eigenen beiden Kindern durfte ich viel davon mitgeben und beobachte mit Freude wie sie ihre eigenen Wege gehen und mich an ihrem Leben teilhaben lassen. Voller Leidenschaft engagierte ich mich als Gemeinderätin aktiv am Dorfgeschehen und bildete mich beruflich in den Bereichen Gesundheit, Resilienz und Konfliktmanagement weiter. Als Verantwortliche für Betriebliches Gesundheitsmanagement und Diversity einer Fachhochschule konnte ich weitere wertvolle Erfahrungen in diesen Bereichen sammeln. Dieses Wissen darf ich nun in meinem Buch weitergeben. Seit 2021 unterstütze ich Männer, die sich persönlich weiterent wickeln und ein glücklicheres Leben und eine liebevolle Liebesbeziehung führen möchten. Meine Freizeit verbringe ich gerne draussen bei Wanderungen und sportlichen Aktivitäten. Ich liebe es gute Gespräche zu führen oder spannende Romane und Sachbücher zu lesen.
Mein Weg
Nachdem ich in meinem Leben bereits einige Herausforderungen gemeistert hatte, erlebte ich Ende vierzig eine der schwierigsten Zeiten meines Lebens. In jedem meiner Lebensbereiche war es damals kompliziert und schwierig. Trotzdem verlor ich meinen Optimismus, den Glauben an bessere Zeiten sowie das Vertrauen in mich und ins Leben selbst nicht.
Ich begann mich für Psychologie zu interessieren, las dutzende Ratgeber und ausserdem fast alles zum Thema «Männer», was ich finden konnte. Ich wollte Männer besser verstehen. Ich dachte, dies sei der Weg zu einer harmonischen Liebesbeziehung. Bis mir klar wurde, dass ich zuerst mich verstehen muss, um glücklich zu sein. Um zu verstehen, weshalb ich schon immer über eine ausgeprägte Resilienz und Lebensfreude verfügte, begann ich im Jahr 2019 eine Ausbildung zur diplomierten Resilienztrainerin. Meine eigene Erfahrung und mein Wissen möchte ich nun weitergeben und allen interessierten Menschen Mut machen, ihren eigenen Weg zu gehen.
Meine Vision
Viele Männer fühlen sich leer und ausgebrannt. So manche stehen nahe an einem Burnout, sind kurz davor, ihre Partnerin zu verlieren, den Job hinzuschmeissen oder haben sich gar schon gewünscht, gar nicht mehr auf dieser Welt zu sein.
Diese Männer möchte ich inspirieren und motivieren, all das zu verändern, was für sie nicht mehr stimmt. Ich möchte sie einladen, auf eine Entdeckungsreise zu sich selbst zu gehen und auf spielerische Weise ihr eigenes, grossartiges Potenzial wieder zu entdecken. Damit sie ihre Lebensfreude und ein tiefes Glücksgefühl immer öfter spüren. Dies soll ihnen mehr Wohlbefinden und Lockerheit in ihr Leben zu bringen. Zufriedenheit und seelische Gesundheit ist ein Prozess, der mit den richtigen Tools und Resilienztechniken immer wieder selbst hergestellt werden kann.
Warum schreibt eine Frau ein Buch für Männer?
Als kleines Mädchen beneidete ich die Jungs. Ich fand, dass sie ein viel spannenderes Leben als Mädchen hätten. Sie durften wild sein, sich schmutzig machen, mussten nie Röcke tragen und nicht lieb und artig sein. Das wollte ich auch. Inzwischen geniesse ich es, Frau zu sein. Ich kann und darf alles sein, was ich möchte. Mutige, starke und unabhängige Frauen haben in den letzten Jahrzehnten erreicht, dass wir Frauen heute in fast allen Bereichen gleichberechtigt und gleichgestellt sind. Doch wie sieht es für Männer aus? Wie hat sich das gesellschaftliche Männerbild verändert? Für viele Männer ist es schwierig geworden, dem zeitgemässen Männerbild gerecht zu werden. Welches Rollenbild nehmen Männer in dieser Gesellschaft ein? Was wird von ihnen erwartet? Sollen sie nun stark oder sensibel sein? Gefühle zeigen oder doch eher machohaft auftreten? Was wünschen sich die Frauen denn nun genau? Sind Kindergärtner oder Krankenpfleger richtige Männer? Muss jeder Mann auch ein Heimwerker sein? Männer sind beim gesundheitlichen Risikoverhalten und bei Stresserkrankungen Spitzenreiter. Auch die Selbstmordrate von Männern ist fast doppelt so hoch wie diejenige der Frauen. Das kann mit dem Selbstbild von Männern zusammenhängen, dass sie keine Schwäche zeigen dürfen und alles im Griff haben müssen. Leider haben viele Männer verlernt, über ihre Gefühle zu sprechen, fühlen sich einsam und mit ihren Problemen allein gelassen. Als Frau möchte ich den Männern Mut machen, über ihre Emotionen zu sprechen. Schwäche zuzulassen und Hilfe anzunehmen. Authentisch zu sein und ihr Herz zu öffnen.
In jedem Mann steckt ein Held! Männer sind Weltmeister im Ziele setzen und diese zu erreichen. Männer sind Forscher, Beschützer, Träumer und Erfinder. Sie kraxeln auf die höchsten Berge, fliegen zum Mond, sind gute Kumpels und grosse Vorbilder. Sie sind verständnisvolle Ehemänner und wunderbare Väter. Sie sind, wie Herbert Grönemeyer in seinem Lied «Männer» singt, einfach unersetzlich.
Männer lieben es, sich mit anderen zu messen. In der Schule wollen sie der schnellste Sprinter, der beste Schüler oder der komischste Witzbold sein. Sie wollen das tollste Mädchen erobern, das coolste Auto besitzen, den bestbezahlten Job bekleiden. Männer wollen erfolgreich sein: im Job, im Fussball, beim Sport. Was auch immer sie wollen und wofür sie sich auch entscheiden – eine Familie gründen, die eigene Firma aufbauen, ein Haus bauen, eine Bar eröffnen, ein Abenteuer bestehen – wenn sie wissen was sie wollen, rennen sie los. Sie gehen ihren Weg und verfolgen hartnäckig und ausdauernd ihr Ziel.
Die meisten Männer haben bereits als kleine Jungs gelernt zu kämpfen. Doch viele von ihnen haben unterwegs Methoden und Strategien entwickelt, um ihre tiefen Gefühle von Verletzlichkeit und Enttäuschung zu ignorieren. Ohne diese unangenehmen Gefühle gelangen sie oft leichter an ihr Ziel.
Männer sind Lösungsfinder. Sie wissen fast immer Rat und haben kreative Ideen. Sie sind innovativ und erfinderisch.
Damit zeigen sie ihr Interesse für ihre Mitmenschen. Je näher ihnen jemand steht, desto mehr Zeit investieren sie, um Lösun gen für diese Person zu finden. Je mehr sie jemanden mögen, desto motivierter engagieren sie sich für diese Person. Doch wenn es darum geht, Lösungen für ihr eigenes Glück zu finden, sind sie oft ratlos.
Wie können Männer Lösungen für sich finden?
Immer mehr Männer fühlen sich allein und leiden unter dem Gefühl von Einsamkeit. Oft können sie ihren Gefühlen keinen Ausdruck verleihen. Viele reden nicht darüber, ignorieren ihren Schmerz und unterdrücken ihre Gefühle. Eine Strategie, welche oft über viele Jahre gut funktioniert. Doch irgendwann spüren sie, dass sie auf diese Weise nicht mehr weitermachen können und wollen.
Wenn du an diesem Punkt angelangt bist, ist es Zeit, herauszufinden, was du möchtest. Es ist Zeit, dich selbst kennenzulernen, zu erkennen, wer du bist und wo du hinwillst. Warum bist du auf dieser Welt?
Die Welt braucht Männer, die ihren eigenen Weg gehen. Authentische und starke Männer, die ihre Hoffnungen und Wünsche wiederentdecken. Alle Männer sollten wieder anfangen zu träumen und zu wünschen.
Es wird Zeit, dass Frauen und Männer ein neues Miteinander entdecken. Es ist an der Zeit, unsere Welt mit glücklichen Männern, ihren grossartigen Ideen, Erfindungen und Aktivitäten zu bereichern. Die Zeit ist auch gekommen, den Humor wieder zu erwecken!
Resilienz
Resilienz meint unsere psychische Widerstandskraft. Also die Kraft, die uns hilft, mit schwierigen Lebenssituationen, persönlichen Herausforderungen wie Stress oder Konflikte besser umzugehen. Aus der Resilienzforschung wissen wir, dass wir diese Kraft, unsere inneren Stärken und Ressourcen, trainieren und stärken können.
Um herauszufinden, was du brauchst, um ein zufriedenes und erfülltes Leben zu führen, musst du dich kennen. Du kannst ausprobieren, was zu dir passt und was dir guttut. Spüren, wo deine Interessen und Stärken liegen. Neues entdecken und schauen, was dir Spass macht. Denn am besten und einfachsten lernen wir, wenn wir es mit Freude tun.
Du kannst mit kleinen Schritten anfangen, dich selbst wahrzunehmen. Lass dich auf das Abenteuer Leben ein. Erforsche, was alles in dir steckt, was du so lange tief vergraben hast. Orientiere dich an der Freude und spüre, was dir wirklich Spass macht. Erkenne deine Strategien und deine Ressourcen, die dich dabei unterstützen. Formuliere deine persönlichen Ziele, lege Erfolgskriterien fest und finde Möglichkeiten, dich ganz neu zu erfahren. Fang an, dein Leben so zu gestalten, dass es für dich stimmig ist. Entdecke die Kraft in dir.
Komm mit auf unsere Expedition. Zusammen mit Hannes, John und Alex begeben wir uns, mit Unterstützung der Expeditionsleiterin Emina, auf die Suche. Entdecke die Lust am Lernen neu. Lerne dein Leben und deine Strategien zu verstehen, einen Sinn zu erkennen und fang wieder an, zu hoffen und zu träumen. Wenn wir verstehen, warum wir etwas tun und was wir über uns und unser Umfeld glauben, können wir die Verhaltensmuster dahinter erkennen. Wir haben die Kraft, uns weiterzuentwickeln, zu lernen, was wir brauchen, damit wir zufrieden sind. Bei dieser Reise erfährst du, welche empirisch nachgewiesenen Interventionen dich dabei unterstützen authentisch, stark und glücklich zu leben.
«Koblenz Dorf», informiert die Stimme aus dem Lautsprecher, was mich aufhorchen lässt und die Aufmerksamkeit weg von meinem Handy lenkt. Ich wollte mir doch im Zug Gedanken zu meiner bevorstehenden Wanderung machen, zu welcher ich mich vor einigen Wochen spontan angemeldet habe. Immerhin habe ich die wichtigsten Mails noch beantworten können. Ich aktiviere rasch den Abwesenheitsassistenten – zum ersten Mal, seit ich mich vor über 10 Jahren selbstständig gemacht habe. Dann stecke ich mein Handy in das Aussenfach meines neuen, blauen Rucksacks. Drei Wochen ohne meine Partnerin, ohne Kinderwochenende, ohne Arbeit. Ob dieser Entscheid richtig war?
Nun ja, jetzt ist es zu spät, sich dazu Gedanken zu machen.
An einem Vortrag über Resilienz, welchen wir für unsere Mitarbeitenden angeboten haben, lernte ich die Referentin, Emina Winter, kennen. Beim Apéro erzählte sie mir, dass sie diesen Sommer eine Resilienz-Wanderung mit Männern durch die Schweiz anbieten würde. Ihre Begeisterung für dieses Unterfangen hat mich ermuntert mitzumachen. Sie sprüht vor Lebensfreude, was mich vom ersten Moment in den Bann zog. Irgendwie spürte ich schon lange, dass ich endlich etwas für mich machen muss. Schon vor einigen Jahren war ich kurz vor einem Burnout. Manchmal, wenn ich nachts wach lag, fragte ich mich, ob ich nicht mehr vom Leben erwarten dürfe. Damals hatte ich mich von meinem Hausarzt überreden lassen, einen Psychologen aufzusuchen. Die Gespräche hatten mir gutgetan, trotzdem fühlte ich mich als Versager. Ich wollte es allein schaffen. Niemand wusste davon, ich schämte mich.
Ich habe einfach viel zu viel gearbeitet, hetzte von einem Kunden zum nächsten. Dazu kamen die Erwartungen meiner Exfrau Sandra. Ständig sollte ich für die Kinder da sein. Meine Kinder sind mir das Wichtigste, darum versuchte ich, alles unter einen Hut zu bringen. Und genügend Geld sollte ich ja auch noch nach Hause bringen. Ich hatte keine Energie mehr, mich auf endlose Diskussionen einzulassen. Der dauernde Druck und die Schuldgefühle hatten mich fast erdrückt.
Inzwischen hat sich viel geändert in meinem Leben. Trotzdem habe ich das Gefühl, wieder am selben Punkt zu stehen. Nun gut, gleich werde ich meine beiden Wegbegleiter, Alex und John, am Treffpunkt in Koblenz kennenlernen. Emina Winter leitet diese «Expedition». Auf ihrer Website steht einiges über ihre persönliche Geschichte und ihre eigenen Herausforderungen. Sie hat einen bemerkenswerten Weg und eine enorme persönliche Entwicklung hinter sich. Was für eine Offenheit, so ehrlich zu ihrer Lebenserfahrung zu stehen! Ich bewundere ihre Stärke und ihren Mut. Davor habe ich grossen Respekt und es motiviert mich, für mein eigenes Glück ebenfalls endlich Verantwortung zu übernehmen. Ich hoffe, in diesen drei Wochen, meinen persönlichen Weg zu mehr Lebensfreude und Leichtigkeit zu finden…
Vom Bahnhof Koblenz Dorf ist es nicht weit zum vereinbarten Treffpunkt an der Schiffanlagestelle am Rhein. Die anderen sind schon da. Ich ärgere mich, dass ich nicht den früheren Zug genommen habe. Mein Ärger verfliegt jedoch in dem Moment, als ich in die strahlenden Augen von Emina blicke. Sie stellt uns einander vor. John und Alex machen einen sympathischen Eindruck, trotzdem wäre ich gerne mit Emina allein losgewandert. Für mich hätte es keine weiteren Teilnehmer und keine männliche Begleitung gebraucht.
«Herzlich willkommen, Alex, John und Hannes. Ich freue mich sehr darauf, euch auf unserer Wanderung kennenzulernen. Unterwegs führe ich euch in meine Herzensthemen, Resilienz und Persönlichkeitsentwicklung, ein. Ich verspreche euch, dass ihr körperlich und mental gestärkt, reich an Erfahrungen, mit vielen neuen Ideen in Chiasso ankommen werdet», begrüsst uns Emina herzlich.
Kurz zu mir: Als Männercoach biete ich neben solchen Reisen hauptsächlich Online-Trainings an. Zusätzlich spreche ich regelmässig an Events und geniesse es, wenn ich einen Saal voller Menschen inspirieren und motivieren kann. Alex und John haben mich ja bereits über Facebook kennengelernt. Da habe ich eine Männergruppe gegründet und biete kostenlose Workshops und Livestreams zu diversen Themen an.» Emina strahlt uns voller Vorfreude an und ergänzt lachend: «Privat habe ich zwei erwachsene Kinder und lebe mit meinem Lebenspartner am wunderschönen Vierwaldstättersee. Alles Weitere über mich erzähle ich euch unterwegs. Wir wandern nun einfach mal los. Unterwegs haben wir viel Zeit, uns kennenzulernen.»
Das leuchtende Blau am Himmel, das kräftige Grün der Bäume und das idyllische Rheinufer haben eine beruhigende Wirkung auf mich. John geht neben mir auf dem Kiesweg. Interessiert lasse ich mich auf ein Gespräch mit ihm ein. Er erzählt mir, dass er 48 Jahre alt ist. «Weisst du, ich bin seit über 20 Jahren mit meiner Frau, Esther verheiratet. Wir haben einen Sohn im Teenageralter. Er ist seit diesem Jahr im Internat, im Lyceum Alpinum in Zuoz.» John erzählt mir, dass er mit seinem Leben zufrieden sei und er bis vor kurzem dachte, seine Frau sei es ebenfalls. Doch sie befasse sich bereits seit einiger Zeit mit dem Gedanken, sich von ihm zu trennen. Ihr zuliebe komme er nun auf diese Wanderung mit. Sie hätte ihm diese Reise vorgeschlagen. «Etwas Bewegung in der Natur könne mir ja auch nicht schaden, hat sie mir gesagt. Damit wollte sie mich motivieren. Ich komme einfach mit, weil ich sie nicht verlieren möchte. Was soll ich denn ohne sie machen, wir arbeiten ja auch zusammen», erzählt mir John mit ruhiger Stimme. An den Resilienzthemen sei er eigentlich nicht speziell interessiert. Für ihn sei es einfach ein Abenteuer mit dem Ziel, die Schweiz zu Fuss zu durchqueren. Danach habe er etwas zu erzählen. Ausserdem hoffe er, dass Esther ihn vermissen und sich die Gedanken einer Trennung aus dem Kopf schlagen würde.
Während ich ihm so zuhöre, geniesse ich die wunderschöne Landschaft. Wie ruhig der Rhein dahinfliesst. Dem Gespräch kann ich eher schlecht folgen, denn ich verstehe nicht so recht was sein Anliegen ist. Ob John tatsächlich so zufrieden mit seinem Leben ist, wie er vorgibt? Irgendwie wirkt er auf mich angespannt.
Alex ist ganz anders, er nimmt einen in den Bann. Wir laufen einige Kilometer nebeneinander. Er spricht schnell und laut. Erzählt gerade heraus, was er in seinem Leben schon alles erlebt hat. «Mir kommen oft die genialsten Ideen, während sich andere an Sitzungen stundenlang den Kopf zerbrechen und hin und her diskutieren», erzählt er grossspurig. «Bei mir ist es wie eine Eingebung. Ich habe dauernd grossartige Ideen», prahlt Alex, während wir gerade die malerische Aussicht auf eine Insel bewundern. Er scheint als IT-Berater beruflich sehr erfolgreich zu sein. Doch vor einigen Jahren habe er ein Burnout gehabt, erzählt er weiter: «Ich konnte eines Morgens einfach nicht mehr aufstehen. Meine damalige Freundin hat mich dann in der Klinik kurzerhand abgeladen. Sie kam mit dieser Situation einfach nicht klar.» Ruhig und gedankenverloren fährt er fort: «Da wir nicht zusammengewohnt haben, wollte sie ihr Leben weiterleben wie bisher. Allerdings ohne mich! Das hat mich psychisch zusätzlich belastet.»