Viva la Vagina! - Nina Brochmann - E-Book

Viva la Vagina! E-Book

Nina Brochmann

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Beschreibung

Genial genital – alles über den weiblichen Körper, Sex und Gesundheit Es lebe die Vagina! Sie ist ein ebenso fabelhaftes wie sensibles Organ. Wie viel gibt es zu entdecken, zu staunen – und zu genießen! Denn wie wir uns selbst kennen und spüren, beeinflusst grundlegend unsere Gefühle, Stimmungen und unser generelles Wohlbefinden. Kein Rumgerede über die »Muschi«, keine falsche Scham und auch kein medizinisches Kauderwelsch: Die jungen Ärztinnen Nina Brochmann und Ellen Støkken Dahl erklären in diesem Buch direkt, unverkrampft und mit dem nötigen Fachwissen alles über die entscheidenden Themen: die Klitoris – nur die Spitze des Eisbergs; PMS – das Potentielle Mordsyndrom oder mögliche Sorgen im Intimbereich. Aus ihrer Erfahrung als Sexualberaterinnen und aus ihrem Klinikalltag wurde ihnen eines klar: Höchste Zeit, uns besser mit der Vagina vertraut zu machen. Viva la Vagina!

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Seitenzahl: 525

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Nina Brochmann | Ellen Støkken Dahl

Viva la Vagina!

Alles über das weibliche Geschlecht

Aus dem Norwegischen von Ina Kronenberger und Nora Pröfrock

Hanne Sigbjørnsen

FISCHER E-Books

Inhalt

VorwortDer GenitalbereichDie Vulva – Der sichtbare TeilWunderwerk VaginaDie Klitoris – Nur die Spitze des EisbergsBlutige JungfräulichkeitDas zweite LochHaarige TippsDie inneren Geschlechtsorgane – Verborgene SchätzeDie Frage des GeschlechtsDas genetische Geschlecht – Ein KochbuchDas biologische Geschlecht – Körper und GeschlechtsorganeDas psychologische Geschlecht – eine Frage der IdentitätKurze ZusammenfassungAusfluss, Monatsblutung und andere SäfteVaginaldusche und DiscomausDie Menstruation – Warum wir nicht verblutenFleckenfreies Sofa! Über Binden, Tampons und MenstruationstassenPMS – Potentielles MordsyndromDer ewige Kreislauf – Hormone und der MenstruationszyklusHormone – Die Stoffe, die den Kahn steuernDer Menstruationszyklus – 28 Tage, immer wieder von vorn!Wann kann man eigentlich schwanger werden?SexDas erste MalWie soll da nur jemand reinpassen?Tipps und TricksAnalsexEin ganz gewöhnliches SexlebenWenn die Lust verschwindetThe Big ODie OrgasmusbibelEmpfängnisverhütungHormonelle VerhütungHormonelle Verhütung mit ÖstrogenWie verhindern Kombinationspräparate eine Schwangerschaft?Hormonelle Verhütung ohne ÖstrogenVerhütung ohne HormoneKondomKleine KondomschuleNatürliche Methoden – Ermittlung der fruchtbaren TageKupferspiraleNotfallverhütung – Wenn Panik aufkommtPanikpille Typ 1: LevonorgestrelPanikpille Typ 2: UlipistralacetatKupferspiraleWas zu beachten istGibt es schlechtere und bessere Verhütungsmethoden?Die Sicherheit der VerhütungsmittelTemperaturmessung und SicherheitHormonelle Verhütung und MenstruationWie lässt sich die Menstruation verschieben?Mit Kombinationspräparaten gehen Sie folgendermaßen vor:Ohne Kombinationspräparate gehen Sie folgendermaßen vor:Die Pille optimal verwenden – So geht’sHormonelle Verhütung – Ist das nicht gefährlich?Was ist eine Nebenwirkung?Der Nocebo-EffektAlles hat ein RisikoDie gewöhnlichsten Nebenwirkungen hormoneller VerhütungDie selteneren NebenwirkungenBlutgerinnselSchlaganfall und HerzinfarktKrebsWas wir nicht sicher wissenErste mögliche Erklärung: Die Forschung ist zu schlechtZweite mögliche Erklärung: Die Macht des ZufallsZeit für eine Hormonentschlackung?Kleine Verteidigungsrede für die hormonelle VerhütungSchwangerschaftsabbruchGeltendes RechtZwei AbbruchmethodenTrouble im IntimbereichMenstruationsstörungen – Abweichungen von der RegelWenn die Regel ausbleibtSchmerzen!Unregelmäßige MenstruationZu viel Blut!Endometriose – Gebärmutterschleimhaut im CharterurlaubPolyzystisches Ovar-Syndrom – Die unbekannte FrauenkrankheitMyome – Perlen der GebärmutterVulvodynie – Unerklärliche Schmerzen im Bereich der VulvaTypisches Syndrom für Verbissene?VaginismusChlamydien, Tripper und entfernte VerwandteWie kann ich mich vor sexuell übertragbaren Infektionen schützen?Wann sollte ich mich testen lassen?Risiko und gefährlicher UrlaubssexHerpes – War’s das jetzt mit dem Sexleben?Heftiges Jucken und Fischgeruch – Unterleibsbeschwerden, die uns allen mal begegnenVaginale PilzinfektionenBakterielle VaginoseWenn das Wasserlassen weh tutTropf, tropf, tropf – Alles über BlasenschwächeHämorrhoiden und MariskenGebärmutterhalskrebs und wie man ihn vermeidetEin weiter Weg von Sex bis Krebs#KrebsvorsogeZellveränderungen bedeuten nicht unbedingt KrebsEine Impfung gegen KrebsDie Impfung ist sicher und wirksamFehlgeburt – Von Facebook zur WirklichkeitDie Uhr tickt – Wie lange kann man mit dem Kinderkriegen warten?GenitalverstümmelungSchnitt im Schritt – Warum wir die Vulva unters Messer legenNachwortBibliographie

Vorwort

Anfang 2015 gingen wir mit unserem Blog Underlivet (Unterleib) an den Start. Wir waren uns damals keineswegs sicher, ob überhaupt Bedarf an weiteren Beiträgen zur Sexualhygiene, zum weiblichen Körper und zur Sexualität bestand. Steht uns doch heutzutage mehr Stoff zum Thema Sex zur Verfügung als je zuvor. Schon früh haben Kinder und Jugendliche Zugang zum Internet und nutzen es entsprechend. Wer etwas wissen will, wendet sich schlicht an Dr. Google. Und haben wir nicht im Sexualkundeunterricht in der Schule längst alles Erforderliche gelernt?

Außerdem waren wir uns nicht sicher, wie wir das Ganze verpacken sollten. Noch eine weitere Sexkolumne? Noch zwei naive Medizinstudentinnen, die allen erzählen wollen, dass sie normal ticken und gesund sind?

Als der Blog an den Start ging, riefen wir uns gegenseitig an und jubelten über 700 Besucher auf der Seite. Bestimmt waren es vor allem Freunde und Verwandte. Heute, fast zwei Jahre später, können wir definitiv sagen, dass es da draußen in der Welt ein ungestilltes Bedürfnis gab. Wir haben unendlich viel positives Feedback erhalten, von Freunden wie von Fremden, und unsere Beiträge wurden mehr als 1,4 Millionen Mal angeklickt.

Anfangs hatten wir mit dem Blog vor allem Teenager im Blick, aber dann stellte sich heraus, dass der Leserkreis sehr breit gefächert ist. Täglich erreichen uns über die Seite Fragen von Menschen beiderlei Geschlechts und jeglichen Alters. Viele davon beziehen sich auf grundlegende Dinge, die wir für Lernstoff der Mittelstufe gehalten hatten. Andere Fragen machen deutlich, dass sich die Leser*innen vor allem absichern wollen, dass das, was sie erleben, »normal« ist, dass sie in Ordnung sind, so wie sie sind. Zu dieser Kategorie zählen leider hauptsächlich Frauen.

Ihnen ist dieses Buch gewidmet. Allen Frauen, die sich fragen, ob sie richtig funktionieren, ob sie richtig aussehen und ob sie richtig empfinden. Wir hoffen, die Lektüre kann ihnen die erforderliche Selbstsicherheit verleihen. Wir schreiben aber auch für alle, die stolz und zufrieden sind und nur etwas mehr über das unglaubliche Organ wissen wollen, das sie zwischen den Beinen haben. Der weibliche Genitalbereich ist äußerst spannend, und wir glauben, dass der Schlüssel für eine gute Sexualität zu einem Großteil im Wissen um die Funktionsweise unseres Körpers liegt.

 

Im Herbst 2016 konnten wir in der Zeitung von sexuellen Aufnahmeritualen neuer Oberstufenschüler*innen lesen.[1] Gnadenloser sozialer Druck, dazuzugehören und cool zu sein, hat dazu geführt, dass sich 16-jährige Mädchen gezwungen fühlten, eigene sexuelle Grenzen zu überschreiten, in manchen Fällen dermaßen krass, dass wir das Gelesene kaum glauben konnten. Dass 18-jährige Jungen es in Ordnung fanden, ihren sozialen Status als Paten für die neuen Schülerinnen auszunutzen, um von Elftklässlerinnen zu verlangen, dass sie zehn Jungen hintereinander einen blasen, ist absolut haarsträubend. Wie es in der Zeitung Verdens Gang (Der Lauf der Welt) heißt, ist dies eine Kultur, in der »der Grat zwischen freiwilligem Sex und sexuellen Übergriffen gefährlich schmal geworden ist«.[2] In den letzten Jahren erleben wir eine zunehmende Sexualisierung der Jugendkultur, insbesondere bei Mädchen. Es ist nicht leicht, in diesem Umfeld erwachsen zu werden. Leider ist Erwachsenwerden für viele gleichbedeutend mit unangenehmen sexuellen Erlebnissen, unter denen sie später im Leben leiden. Das sollte nicht so sein.

Entscheidungen, die Frauen bezüglich ihres Körpers und ihrer Sexualität treffen, fügen sich stets in einen größeren Kontext ein. Kulturelle, religiöse und politische Instanzen bilden den Rahmen für diese Entscheidungen, ob es um Verhütung, Abtreibung, Geschlechteridentität oder Sexualpraxis geht.

Wir wünschen uns, dass Frauen eigenständige Entscheidungen treffen können und dabei alle Fakten auf dem Tisch liegen, dass ihre Entscheidungen auf medizinischen Kenntnissen beruhen und nicht auf Klatsch und Tratsch, Missverständnissen und Angst. Fundiertes Wissen über die Funktionsweise des Körpers wird es Frauen erleichtern, in einem geschützten Rahmen eigene, selbstsichere Entscheidungen zu treffen. Die Sexualität gehört entmystifiziert, und wir müssen klarstellen, dass wir über unseren Körper selbst bestimmen. Wir hoffen, mit diesem Buch dazu beizutragen, dass mehr Frauen gutinformiert Entscheidungen treffen können, die zu ihnen und ihrer jeweiligen Situation passen.

 

Sie fragen sich jetzt vielleicht: Warum sollte ich ein medizinisches Buch lesen, das von zwei Studentinnen geschrieben wurde? Die beiden haben ja noch nicht einmal die Uni hinter sich gebracht! Wir haben uns diese Frage selbst mehrmals gestellt. Während unserer Arbeit an diesem Buch waren wir weder fertig ausgebildete Ärztinnen noch ausgewiesene Expertinnen, und entsprechend hatten wir beim Schreiben eine gehörige Portion Ehrfurcht.

 

Die deutsche Medizinstudentin Giulia Enders hat uns inspiriert. Sie hat mit ihrem Buch Darm mit Charme einen Riesenerfolg gelandet und erreicht, dass in Talkshows zur besten Sendezeit plötzlich über Themen wie Darm und Kacke diskutiert werden konnte. Der Titel unseres Buches (im Original Gleden med skjeden – Freude mit der Scheide) ist eine Huldigung an sie. Giulia Enders hat uns Mut gemacht. Sie hat gezeigt, wie Medizin verständlich und witzig verpackt werden kann, und vor allem, wie sich ohne Anflug von Scham über die intimsten Körperteile sprechen lässt.

Als Medizinstudentinnen haben wir nämlich einen Vorteil, den uns keiner nehmen kann: Wir sind neugierig, wir sind jung, und wir trauen uns, auch ganz »dumme« Fragen zu stellen – weil wir selbst oder unsere Freundinnen wissen wollen, was Sache ist. Unsere fachliche Reputation steht nicht auf dem Spiel, und wir bewegen uns noch nicht so lange in medizinischen Kreisen, dass wir vergessen hätten, wie man sich verständlich ausdrückt. Wir hoffen, dass auch andere junge Kolleg*innen ihre Ideen zu Papier bringen. Aufklärungsarbeit ist super!

Während der Arbeit an diesem Buch haben wir wiederholt festgestellt, dass wir manches völlig missverstanden hatten. Auch wir waren einigen Mythen um den weiblichen Genitalbereich aufgesessen. Davon gibt es nämlich ziemlich viele. Der Mythos des Jungfernhäutchens gehört wohl zu denen, die sich am hartnäckigsten halten, und er bringt weiterhin Mädchen auf der ganzen Welt in Gefahr. Trotzdem interessieren sich nur wenige Ärzte für diesen kleinen Körperteil. Manche von ihnen halten den Mythos sogar aufrecht, indem sie im Auftrag der Eltern die Vagina der Töchter untersuchen. Auf unserer Suche nach Antworten haben wir erlebt, wie Koryphäen der Gynäkologie unsere Fragen als uninteressant oder unwichtig abgetan haben. Das ist vollkommen unverständlich, wenn man weiß, welche Folgen falsche Vorstellungen über das Jungfernhäutchen für das Leben von Frauen haben können. In unserem Buch haben wir nach bestem Wissen und Gewissen versucht, die Wahrheit über das Hymen, wie wir das Jungfernhäutchen lieber nennen, zu erzählen.

Ein anderer Mythos besagt, hormonelle Verhütung sei unnatürlich und gefährlich. Das hat zur Folge, dass Tausende junger Mädchen unfreiwillig schwanger werden, weil sie lieber auf weniger sichere Verhütungsmethoden setzen. Wir können gut verstehen, dass bei dem Thema Verwirrung und Angst vor Nebenwirkungen aufkommen, und es tut uns sehr leid, dass manche Akteure des Gesundheitswesens solche Sorgen einfach beiseitewischen, ohne verständliche Erklärungen zu liefern. Darum haben wir beschlossen, dem Thema Verhütung viel Platz einzuräumen. Wir gehen die wichtigsten Studien zu möglichen Nebenwirkungen wie Stimmungsschwankungen und verminderter sexueller Lust durch. Wo Unsicherheit herrscht, sprechen wir offen darüber, aber wir versuchen vor allem zu beruhigen. Schwerwiegende Nebenwirkungen sind äußerst selten, und nur wenig deutet darauf hin, dass das Gros der Frauen, die hormonell verhüten, von Depressionen oder herabgesetzter sexueller Lust betroffen ist. Natürlich gibt es Ausnahmen, aber wir hoffen, dass Sie nach der Lektüre dieses Buchs unterscheiden können, was häufig auftritt und was eher selten ist.

Andere Mythen richten keinen direkten Schaden an, zeugen aber davon, dass die medizinische Forschung schon viel zu lange eine Männerdomäne ist. Wenn Freundinnen von uns darüber klagen, dass sie nie einen »vaginalen Orgasmus« bekommen, ist das ein Zeichen dafür, dass das Verständnis weiblicher Sexualität traditionell eher von männlichen Bedürfnissen geprägt ist. Es gibt keinen vaginalen Orgasmus im eigentlichen Sinne, sondern verschiedene Orgasmen, die auf unterschiedliche Weise ausgelöst werden können, aber alle gleich schön sind. Wir hoffen, dass sich keine Frau mehr minderwertig fühlen muss, nur weil sie eine andere Art der Stimulation benötigt als Penetration.

Das sind nur einige der vielen Themen, über die Sie hier etwas erfahren werden. Wir hoffen, Sie freuen sich auf eine aufregende Reise von der Vulva bis zum Eierstock. Dabei werden Sie hoffentlich viel Neues erfahren, genau wie wir während der Arbeit an diesem Buch. Das Wichtigste für uns ist, dass Sie nach der Lektüre etwas gelassener sein können. Der Körper ist nichts weiter als ein Körper. Wir alle haben einen, und im Laufe des Lebens beschert er uns Freuden und stellt uns vor Herausforderungen. Seien Sie stolz auf das, was Ihr Körper kann, und seien Sie geduldig, wenn ihm mal etwas Mühe bereitet.

 

Zum Schluss sei es uns gestattet, uns noch bei ein paar ausgewählten Menschen zu bedanken. Marius Johansen hat im Manuskript die medizinische Qualitätssicherung übernommen und einen phantastischen Job gemacht, ganz abgesehen davon, dass er ein toller Mensch und Arzt ist. Wir hoffen, dass dies nicht unser letztes gemeinsames Projekt ist. Andere wunderbare Fachleute haben ihr spezielles Fachwissen beigesteuert. Ein Dankeschön an Kjartan Moe, Trond Diseth, Kari Ormstad, Sveinung W. Sørbye, Jorun Thørring, Anne Lise Helgesen, Anders Røyneberg, Eszter Vanky, Berit Austveg und Reidun Førde für Gespräche, Durchsicht und Kommentare. Ein weiterer Dank geht außerdem an die Ärzte der medizinischen Fakultät der Universität Oslo, die uns, ohne es zu wissen, in ihren Vorlesungen oder in geduldigen Pausengesprächen Antworten auf unsere Fragen gegeben haben. Betont werden sollte noch, dass wir für eventuelle Fehler im Buch selbst verantwortlich sind und dafür geradestehen.

Auch möchten wir uns bei aktuellen und ehemaligen Kolleg*innen der Medizinischen Sexualaufklärung Oslo, der Stiftung SUSS-Telefon, dem Informationszentrum Sex und Gesellschaft und der Olafia-Klinik bedanken, die für ein ansprechendes und stimulierendes Lernumfeld gesorgt haben. Darüber hinaus sind wir allen lieben Freund*innen und Kolleg*innen dankbar, die gelesen, diskutiert und uns Bescheid gegeben haben, wenn wir uns in unverständliche Erklärungen verstiegen hatten. Liebe Thea Elnan, Kaja Voss, Emilie Nordskar, Karen Skadsheim – ohne euch wäre das Buch lange nicht so gut geworden und unser Leben sehr viel langweiliger gewesen.

Wir danken auch den Leserinnen unseres Blogs und allen, die Beiträge zum Thema geliefert, kluge Fragen gestellt und uns von Tag eins an unterstützt haben. Für sie haben wir dieses Buch geschrieben. Danken möchten wir auch Bjørn Skomakerstuen, dem ersten Blogverantwortlichen der Online-Zeitung Nettavisen, der einen schützenden Flügel über uns gebreitet hat und uns mit seiner großen Begeisterung für all unsere Texte ganz verlegen gemacht hat.

Ein besonderer Dank gilt unserer Lektorin Nazneen Khan-østrem bei Aschehoug. Sie hat phantastische Arbeit geleistet und uns wunderbare Ratschläge gegeben. Es hat uns stets Freude bereitet, mit ihr zu diskutieren, egal ob über Menstruation oder Punkrock. Sie hinter uns zu wissen, hat uns sehr beruhigt. Vielen Dank auch an Hanne Sigbjørnsen, genannt TegneHanne, die die besten Illustrationen angefertigt hat, die wir uns nur vorstellen konnten. Eine so lustige Krankenschwester mit im Team zu haben war ein Geschenk.

Und schließlich sind da noch unsere Familien.

 

Nina: Die Fertigstellung dieses Buches fiel zeitlich mehr oder weniger mit Mads’ Geburt zusammen. Ohne Fredrik, den geduldigsten und fürsorglichsten Partner, den man sich nur wünschen kann, wäre das nicht möglich gewesen. Du hast in dieser fordernden Zeit definitiv deinen Mann gestanden. Mads, du bist mein Sonnenschein und wirst es bestimmt total peinlich finden, wenn du Mamas Buch irgendwann lesen solltest. Ich will versuchen, am Esstisch nicht allzu viel über Muschis zu reden. Mama, Papa und Helch – ihr seid die beste Familie, die man sich nur wünschen kann.

 

Ellen: Ein großes Dankeschön an Mama, Papa und Helge, ihr seid die beste Familie der Welt und habt euch geduldig meine unendlich langen und zum Teil erbitterten Monologe über das Hymen, über Vulvaschmerzen, Herpes und anderes unangenehmes Zeugs angehört – manchmal auch an öffentlichen und ganz und gar unpassenden Orten. Vielen Dank auch an Opa, der uns mit dem Aufklärungspapst Karl Evang verglichen hat. Ich habe euch unendlich lieb! Am meisten will ich Henning danken, für mehr, als ich hier schreiben kann.

 

Viel Spaß beim Lesen!

Nina und Ellen

Oslo, den 15. November 2016

Der Genitalbereich

Das Genital ist vermutlich unser intimster Körperteil. Ab dem Moment, da wir uns durch Mutters Vagina nach draußen kämpfen und zum ersten Mal das Licht der Welt erblicken, ist es unser ständiger Begleiter. Im Kindergarten werden die entsprechenden Stellen bei Mädchen und Jungen eifrig verglichen. Dann beginnt die Pubertät, und mit ihr wachsen uns die ersten dunklen Härchen im Schritt. Wir Frauen erinnern uns alle an unsere erste Regelblutung, ob sie uns mit Stolz erfüllt hat oder mit Entsetzen. Vielleicht haben wir angefangen zu onanieren und zum ersten Mal erfahren, wie sich unser Körper vor Wonne windet. Dann folgt das sexuelle Debüt mit allem, was es an Verletzlichkeit, Neugier und Spaß mit sich bringt. Wer Kinder hat, konnte bereits die großen Veränderungen erleben, die unser Bauch durchmacht, und all die Wunder, die er vollbringt. Der Genitalbereich ist ein Teil von uns. Es wird Zeit, dass wir ihn besser kennenlernen!

Die Vulva – Der sichtbare Teil

Stellen Sie sich einmal nackt vor den Spiegel und studieren Sie sich selbst. Der Genitalbereich beginnt gleich unterhalb des Bauchs an einer Stelle mit viel Fettgewebe, das den vorderen Teil des Hüftknochens, das Schambein, bedeckt. Diese weiche Stelle nennt man Venushügel, während der Pubertät sprießen darauf Schamhaare. Manche Frauen haben an der Stelle ein dickeres Fettpolster als andere, so dass sich der Teil ein wenig vorwölbt, ein echtes »Schnittbrötchen« halt. Andere haben einen flacheren Venushügel, wir könnten ihn entsprechend »Pfannkuchen« nennen. Wir wollen natürlich niemanden diskriminieren, wenn wir Begriffe aus der Welt der Backwaren entlehnen …

Wenn Sie den Blick nun den Venushügel hinunterwandern lassen, kommen Sie an eine Stelle, die wir Vulva nennen, die aber auch Muschi, Feige, Ritze, Fotze, Möse und so weiter genannt wird. Vulva mag nicht das geläufigste Wort sein, aber was Frauen bei einem Blick zwischen ihre Beine vorfinden, ist nun einmal eine Vulva.

Viele Frauen glauben, der sichtbare Teil des weiblichen Genitals heiße Vagina. »Auf meiner Vagina wachsen Haare«, sagen sie, oder »was hast du für eine schöne Vagina«, aber der Begriff ist eigentlich falsch. Die Vagina hat keine Haare, und man kann sie auch nicht ohne weiteres sehen, schön ist sie allerdings tatsächlich. Mit Vagina bezeichnen wir nur einen Teil unseres Genitals, genauer gesagt den Muskelschlauch, der bei penetrierendem Sex oder bei der Geburt zum Einsatz kommt, also den Schlauch, der zur Gebärmutter führt. Ein anderes Wort für Vagina lautet Scheide, beide Begriffe sind austauschbar. Der richtige Wortgebrauch ist uns deshalb so wichtig, weil das weibliche Genital sehr viel mehr ist als nur die Vagina, so faszinierend diese auch sein mag. Die meisten, die von einer Vagina reden, meinen die Vulva, und mit der Vulva beginnen wir die Beschreibung des phantastischen Geschlechtsteils der Frau.

Die Vulva ist wie eine Blüte aufgebaut, die zwei Schichten an Kronblättern hat. Und ob Sie es glauben oder nicht, wir haben uns die Blumenmetapher nicht selbst ausgedacht. Beim Betrachten der Vulva bietet es sich an, außen anzufangen und sie nach und nach »aufzublättern«.

Die Kronblätter oder Schamlippen haben die Aufgabe, die empfindsamen inneren Teile zu beschützen. Die äußeren Schamlippen, die dicker sind als die inneren, enthalten Fettgewebe und funktionieren quasi wie ein Airbag oder Stoßdämpfer. Sie können so groß sein, dass sie die inneren Schamlippen bedecken, bisweilen sind sie aber auch sehr klein. Bei manchen Frauen sind nur zwei kleine Hautwölbungen zu erkennen, die die restliche Vulva seitlich einrahmen.

Die äußeren Schamlippen bestehen an der Oberfläche aus ganz normaler Haut. Genau wie am restlichen Körper ist die Haut auch hier voller Talgdrüsen, Schweißdrüsen und Haarfollikel. Neben den Härchen, die eine feine Sache sind, können Frauen an den äußeren Schamlippen auch Pickel und Ekzeme bekommen, was nicht ganz so nett ist. Haut ist halt Haut.

Die inneren Schamlippen sind oft länger als die äußeren, das muss aber nicht so sein. Sie können stark knittrig oder faltig sein wie der Tüllrock einer Prinzessin. Wenn wir uns selbst im Spiegel betrachten, ist es durchaus möglich, dass die inneren Schamlippen unter den äußeren hervorragen. Manche von uns müssen die äußeren Schamlippen aber auch zur Seite drücken, um die inneren sehen zu können.

Im Gegensatz zu den äußeren Schamlippen mit ihrem Fettgewebe sind die inneren Schamlippen dünner und sehr empfindsam – zwar nicht so empfindsam wie die Klitoris, unsere sensibelste Körperstelle, aber sie sind voller Nervenenden, und deshalb kann es sich sehr angenehm anfühlen, wenn wir sie berühren.

Die inneren Schamlippen sind nicht in gewöhnliche Haut gehüllt. Sie sind vielmehr von einer Schleimhaut bedeckt, wie wir sie schon von anderen Körperstellen her kennen, zum Beispiel vom Augapfel oder vom Mund. Genau wie diese Stellen sind sie demnach von einer schützenden feuchtigkeitsspendenden Schleimschicht überzogen. Gewöhnliche Haut hat zuoberst eine Schicht aus abgestorbenen Hautzellen, eine Art Decke aus toten Verwandten, der eine Schutzfunktion zukommt. Normale Haut fühlt sich in trockenem Zustand wohl. Schleimhäute hingegen haben keine Schutzschicht aus abgestorbenen Hautzellen und sind daher weniger gewappnet gegen Verschleiß. Lange innere Schamlippen werden beispielsweise schnell wund, wenn sie an zu engen Hosen reiben. Im Gegensatz zu normaler Haut fühlen Schleimhäute sich in feuchtem Zustand am wohlsten. Auf ihnen wachsen keine Haare, weshalb die Vulva innerhalb der äußeren Schamlippen auch frei von Haaren ist.

 

Schieben wir die inneren Schamlippen auseinander, kommen wir zum sogenannten Vestibulum. Das Wort Vestibulum kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Vestibül, also Eingangshalle oder Vorhalle. Gemeint ist der Raum zwischen der Eingangstür eines Gebäudes und seinem Inneren. Wer gern ins Theater oder in die Oper geht, isst im Vestibül einen Kuchen oder trinkt dort in der Pause einen Sekt. Es ist der prächtige Eingangsbereich mit Säulen und weichen roten Samtteppichen. Im Vestibulum der Frau gibt es zwar keine nennenswerten Säulen, es ist aber definitiv ein Eingangsbereich. Hier befinden sich zwei Löchlein, die Harnröhren- und die Scheidenöffnung. Die Harnröhrenöffnung befindet sich zwischen der Klitoris, die ganz vorne liegt, wo sich die inneren Schamlippen treffen, und der Vagina, die dichter am Anus sitzt.

Die wenigsten von uns haben ein bewusstes Verhältnis zu ihrer Harnröhrenöffnung, obwohl wir sie alle mehrmals täglich benutzen. Manche glauben sogar, dass es für den Urin kein eigenes Löchlein gibt, sondern dass wir wie Männer ein Loch für zwei Dinge haben – in ihrem Fall für Sperma und Urin. Das stimmt aber nicht. Die Harnröhre hat ihre eigene Öffnung. Wir pinkeln nicht mit der Vagina, was man schnell mal glauben kann, selbst wenn man schon jede Menge weibliche Geschlechtsteile gesehen hat. Die Harnröhrenöffnung ist mitunter schwer zu finden, selbst mit einem Spiegel. Die Harnröhre ist ganz winzig, und oft ist ihre Mündung von vielen Hautfältchen umgeben, doch wer suchet, der findet.

Wunderwerk Vagina

Im Gegensatz zur kleinen Harnröhrenöffnung ist die größere Scheidenöffnung sehr leicht aufzuspüren. Die Vagina ist ein dünner Muskelschlauch von sieben bis zehn Zentimetern Länge, der von der Vulva hinauf zur Gebärmutter führt. Normalerweise ist dieser Schlauch zusammengepresst, so dass Rückwand und Vorderwand aufeinanderliegen. Mitunter deshalb sind wir wasserdicht. Das muss man sich mal vorstellen!

Bei sexueller Erregung weitet sich die Vagina und kann sich in alle Richtungen dehnen. Sie hat etwas von einem Faltenrock. Fühlen Sie mal nach, dann merken Sie, wie runzlig sie ist.

Die Muskeln, die die Vagina umgeben, bilden die sogenannte Beckenbodenmuskulatur und sind sehr kräftig, was Sie spüren können, wenn Sie sich einen Finger in die Vagina stecken und dann zudrücken. Wie andere Muskeln auch werden sie stärker, wenn man sie trainiert.

Die Innenseite der Scheidenwand ist von einer feuchten Schleimhaut überzogen. Der Großteil der Feuchtigkeit wird nicht von Drüsen erzeugt, sondern dringt vom Körperinneren direkt durch die Scheidenwand. In der Scheidenwand selbst gibt es keine Drüsen, nur von den Gebärmutterhalsdrüsen stammt etwas Sekret. Die Vagina ist immer feucht, aber bei sexueller Erregung wird sie noch feuchter. Wird der Genitalbereich insgesamt stärker durchblutet, dringt verstärkt Flüssigkeit durch die Scheidenwand. Die steigende Blutzufuhr im Unterleib können wir am Anschwellen der Klitoris und der inneren Schamlippen erkennen. Die Flüssigkeit, die sich bei sexueller Erregung bildet, verringert beim Onanieren oder beim Geschlechtsverkehr die Reibung in der Vagina. Weniger Reibung bedeutet weniger Verletzungen der Scheidenwand, die beim Sex stark beansprucht wird. Es ist nicht ungewöhnlich, nach dem Sex aus kleinen Rissen in der Scheidenwand zu bluten, oft fühlen sich Frauen dann ein wenig wund. Zum Glück ist das vollkommen ungefährlich. Die Scheidenwand hat einen phantastischen Selbstreparaturservice.

Zusätzlich zur Feuchtigkeit, die durch die Scheidenwand dringt, kommt etwas Schleim aus zwei Drüsen im Vestibulum, die sich beiderseits der Scheidenöffnung kurz vorm Po befinden. Diese Drüsen heißen Bartholin-Drüsen nach dem dänischen Anatomen Casper Bartholin und werden auch Scheidenvorhofdrüsen genannt. Sie sondern ein Sekret ab, das die Scheidenöffnung geschmeidig macht. Die Bartholin-Drüsen sind oval und etwa erbsengroß, und sie können Probleme machen. Ist das kleine Röhrchen, durch das sie ihren Schleim absondern, verstopft, kann eine Zyste entstehen. Sie fühlt sich an wie ein kleiner harter Klumpen auf der einen Seite der Vulva, eine Art Kugel. Wenn sich eine solche Zyste entzündet, kann das eine ziemlich schmerzhafte Angelegenheit werden, aber das Problem lässt sich durch einen kleinen chirurgischen Eingriff lösen. Bei der Frage, wie wichtig die Bartholin-Drüsen für das Befeuchten der Scheide sind, gehen die Meinungen auseinander.[3] Frauen, denen aufgrund von Problemen mit Zysten oder Entzündungen die Drüsen entfernt werden, bekommen bei sexueller Erregung trotzdem genug Feuchtigkeit ab.

 

An der vorderen Scheidenwand, Richtung Blase, befindet sich ein Punkt, der in den Sexkolumnen von Frauenzeitschriften sehr beliebt ist. Die Rede ist vom G-Punkt. Die Region wurde nach ihrem Entdecker, dem deutschen Gynäkologen Ernst Gräfenberg, benannt. Obwohl Wissenschaftler seit den 1940er Jahren nach dem G-Punkt suchen und über ihn forschen, ist er noch immer höchst umstritten. Tatsächlich sind sich die Wissenschaftler nicht sicher, woraus er besteht, und es ist auch nicht bewiesen, dass es ihn überhaupt gibt.

Der G-Punkt wird als besonders empfindsamer Punkt in der Vagina mancher Frauen beschrieben, und einige behaupten, dass sie allein durch Stimulation des G-Punktes zum Orgasmus kommen können. Er soll sich im Inneren der Vagina an der vorderen Scheidenwand befinden und dadurch stimuliert werden, dass man mit dem Finger eine »Komm-her-Bewegung« macht. Stellen Sie sich eine Disney-Hexe vor, die Sie zu sich locken will, dann haben Sie die richtige Bewegung. Manche Frauen behaupten, dass sich die Stimulierung des G-Punktes toller oder anders anfühlt als das Berühren anderer Stellen in der Vagina. Wie Sie vielleicht schon gemerkt haben, ist die Vagina an sich nicht besonders empfindsam, wenn man sie mit der Vulva und insbesondere der Klitoris vergleicht. Die Scheidenöffnung ist am sensibelsten, tiefer drin lässt die Empfindsamkeit nach.

In den Medien ist oft vom G-Punkt die Rede, als wäre er eine anatomische Struktur. Vor allem Sexkolumnen, Selbsthilfebücher über Sex oder Erfahrungsberichte von Frauen über Sex und ihren Genitalbereich können diesen Eindruck vermitteln. Ein britischer Übersichtsartikel aus dem Jahre 2012, der Forschungsergebnisse zum G-Punkt als separate Region in der Vagina unter die Lupe nimmt, kommt zu dem Schluss, dass das Beweismaterial äußerst dünn ist. Der Großteil der Forschung zum G-Punkt erfolgt über Fragebögen, in denen Frauen selbst den G-Punkt beschreiben. Der erwähnte Artikel zeigt auch, dass Frauen, die an den G-Punkt glauben, die entsprechende Stelle oft gar nicht so leicht ausfindig machen können. Außerdem berichten die Verfasser, dass Studien, die sich auf Bildaufnahmen stützen, keine entsprechende separate Struktur ausmachen konnten, die einen Orgasmus oder sexuelle Erregung bei Frauen auslösen kann, mit Ausnahme der Klitoris.[4]

Eine Hypothese zum G-Punkt besagt nämlich, dass er keine eigene materielle Struktur ist, sondern schlicht ein tieferliegender innerer Teil der Klitoris, der beim Sex direkt durch die Scheidenwand hindurch stimuliert wird. Eine Gruppe von Wissenschaftlern veröffentlichte 2010 eine Studie, in der die vordere Scheidenwand einer Frau untersucht wurde, während sie mit ihrem Partner Vaginalsex hatte. Mit Hilfe von Ultraschallaufnahmen verfolgten die Wissenschaftler den Akt und suchten nach dem G-Punkt. Sie fanden ihn nicht, kamen aber zu dem Schluss, dass der innere Teil der Klitoris so dicht an der vorderen Scheidenwand liegt, dass die Klitoris die Lösung für das G-Punkt-Rätsel sein könnte.[5]

Eine andere Möglichkeit könnte sein, dass der G-Punkt mit einer Ansammlung von Drüsen zu tun hat, die sich ebenfalls in der vorderen Scheidenwand befinden. Sie heißen Skene-Drüsen bzw. Paraurethraldrüsen und sind das weibliche Pendant zur Prostata, einer Drüse, die einen Teil der männlichen Harnröhre umgibt. Die Skene-Drüsen werden mit weiblichen Ejakulationen oder Spritzorgasmen in Verbindung gebracht. Es gibt Studien, denen zufolge der G-Punkt beim Spritzorgasmus eine wichtige Rolle spielt,[6] aber vorläufig ist das reine Theorie. Wir wissen zwar, dass manche Frauen einen Spritzorgasmus erleben können, aber wir wissen nicht, ob es den G-Punkt tatsächlich gibt.

Es ist schon seltsam, dass etwas so Zugängliches wie die Scheidenwand mit so viel Mystik umgeben ist. Vor allem, da so ausgiebig über den G-Punkt geschrieben wird. Wir warten gespannt auf weitere Qualitätsforschung zum weiblichen Körper.

Die Klitoris – Nur die Spitze des Eisbergs

Vielleicht haben Sie gerade gestutzt, als wir von den inneren Teilen der Klitoris gesprochen haben. Was für innere Teile? Das, was wir normalerweise als Klitoris bezeichnen, ist in etwa so groß wie eine Rosine und befindet sich ganz vorne an der Vulva, dort wo die inneren Schamlippen aufeinandertreffen. Aber eigentlich ist dieser kleine Knopf nur die Spitze des Eisbergs! In den Tiefen des Unterleibs versteckt sich ein Organ, das alles übertrifft, was man sich nur vorstellen kann.

Obwohl Anatomen seit Mitte des 19. Jahrhunderts wissen, dass es sich bei der Klitoris vor allem um ein unterirdisches Organ handelt[a], ist das noch längst nicht ins allgemeine Bewusstsein vorgedrungen. Während der männliche Penis in anatomischen Atlanten und Lehrbüchern detailliert beschrieben wird, ist die Klitoris nach wie vor eine Kuriosität. Noch im Jahr 1948 beschlossen die Verfasser des renommierten Anatomieatlas Grey’s Anatomy, die Klitoris nicht namentlich zu erwähnen. Die männlich dominierte Medizinwelt hatte kein besonderes Interesse daran, die Klitoris weiterzuerforschen. Noch immer besteht Uneinigkeit darüber, was genau zur Klitoris gehört und wie sie funktioniert. In medizinischen Zusammenhängen ist das schon ungewöhnlich.

Wie wir heute wissen, ist das, was die meisten Menschen als Klitoris bezeichnen, nur ein winziger Bruchteil eines großen Organs, das sich im Körperinneren bis ins Becken erstreckt und zu beiden Seiten der Vulva verläuft.[7] Mit Hilfe einer Röntgenbrille könnten wir sehen, dass der Klitori skomplex wie ein auf den Kopf gestelltes Y angeordnet ist. Das Rosinchen, das Klitoriseichel oder Klitoriskopf genannt wird, befindet sich ganz oben. Es kann zwischen 0,5 und 3,5 Zentimeter lang sein, wirkt aber kleiner, weil es teilweise oder ganz von einer kleinen Haube bedeckt ist.[8] Der Klitoriskopf ist der einzige sichtbare Teil der Klitoris. Dann kommt der Schaft, der wie ein Bumerang in den Körper hineinragt, bevor er sich in zwei Schenkel teilt, die beiderseits der Vulva verlaufen, unter den Schamlippen verborgen.

In jedem Schenkel befindet sich ein Schwellkörper, Corpus cavernosum, der sich bei sexueller Erregung mit Blut füllt und anschwillt. Entlang dieser Schenkel, also im Vestibulum – der Gegend zwischen den inneren Schamlippen –, befinden sich zwei weitere Schwellkörper, Bulbi vestibuli, die die Scheidenöffnung und die Harnröhrenöffnung umgeben.

Wer im Biologieunterricht besonders gut aufgepasst hat, bei dem klingelt jetzt vielleicht was. War nicht beim Penis die Rede von Eichel, Schaft und Schwellkörper? Die Hauptquelle weiblicher Lust, die Klitoris, ist ein verborgenes Geheimnis und steht in starkem Kontrast zu dem, gelinde gesagt, augenfälligen erigierten Penis. Es mag daher überraschend anmuten, dass Klitoris und Penis zwei Versionen des gleichen Organs sind.

Bis etwa zur zwölften Schwangerschaftswoche haben Jungen- und Mädchenembryonen einen identischen Genitalbereich, der von einer Art Mini-Penis (oder Giga-Klitoris!), genannt Genitalhöcker oder Tuberculum genitale, dominiert wird. Er hat das Potential, sich sowohl zu einem weiblichen als auch zu einem männlichen Geschlechtsorgan zu entwickeln. Da Penis wie auch Klitoris aus ein und derselben Grundstruktur hervorgehen, gibt es zwischen den beiden Organen viele Ähnlichkeiten hinsichtlich Form und Funktion.

Der Peniskopf ist eigentlich nichts anderes als der Klitoriskopf, weshalb auch beide denselben Namen haben: Eichel. Die Eichel ist bei Männern wie bei Frauen die empfindsamste Stelle des ganzen Körpers und enthält geschätzt mehr als 8000 sensorische Nervenenden. Ein sensorischer Nerv empfängt Informationen bezüglich Druck und Berührung und sendet Signale an das Gehirn, wo die Information entweder als schmerzhafte oder angenehme Empfindung interpretiert wird. Je mehr Nervenenden, desto nuancierter und stärker sind die Signale, die das Gehirn erhält. Tatsächlich ist die Klitoriseichel viel sensibler als der Peniskopf, denn hier konzentrieren sich die Nervenenden auf einer viel kleineren Fläche, ja, die Konzentration ist ganze fünfzigmal höher![9]

Leider verleitet die Einordnung der Klitoris als Lustknopf manche Männer anscheinend zu der Annahme, jede Art von Druck sei gut. Wenn ein bisschen sanftes Drücken nicht das gewünschte Resultat erzielt, drücken sie einfach öfter und fester, aber so funktioniert die Klitoris nicht. Da sie so reich an Nervenenden ist, wird schon die geringste Variation in der Berührung wahrgenommen. Das sorgt für ungeahnte Möglichkeiten der Stimulation und der Lust, aber es hat auch zur Folge, dass der Übergang zu Schmerz oder schlicht zu Taubheit fließend ist. Langanhaltendes festes Drücken kann bewirken, dass die Nervenenden keine Signale mehr an das Gehirn schicken. Der Klitorisknopf wird »stummgeschaltet«, dann braucht die Klitoris erst einmal Ruhe, bevor sie wieder gesprächsbereit ist. Für die Klitoris gilt also dasselbe wie beim Flirten: Prescht man zu sehr vor, geht es oft in die Hose.

Wenn sich die Schwellkörper des Mannes mit Blut füllen, wird der Penis steif. Warum sollte das bei den Schwellkörpern der Frau anders sein? Bei sexueller Erregung kann der Klitoriskomplex so sehr anschwellen, dass sich seine Größe verdoppelt,[10] eine wahrlich beeindruckende Erektion. Da die Klitorisschenkel und die Bulbi vestibuli unter den Schamlippen rund um die Harnröhren- und Vaginalöffnung angeordnet sind, kann die Vulva bei Erregung größer aussehen. Aufgrund des angesammelten Bluts nehmen das Vestibulum und die inneren Schamlippen eine dunklere rotlila Färbung an.

Doch das war’s noch nicht mit den Ähnlichkeiten. Männer brüsten sich gern mit ihrer Morgenlatte und nächtlichen Erektionen, aber wir Frauen kennen etwas Vergleichbares. In einer Studie an der Universität Florida wurden in den 1970er Jahren zwei Frauen mit großen Kitzlern untersucht und mit Männern verglichen. Man fand heraus, dass die Frauen im Schlaf ebenso viele nächtliche »Erektionen« hatten wie die Männer.[11] Eine andere Studie beobachtete, dass Frauen bis zu achtmal pro Nacht eine »Erektion« hatten, über eine Zeit von zusammengenommen einer Stunde und zwanzig Minuten![12]

Wie wir sehen, wurden viele Aspekte der Klitoris im Biologieunterricht nie durchgenommen. Das stolze Organ wurde viel zu lange übersehen, geringgeschätzt und versteckt. Erst wenn man weiß, wie viel Raum die Klitoris im Körper einnimmt und wie sie alle Teile des Genitalbereichs umschließt, versteht man, mit was für einem phantastischen Lustapparat wir ausgestattet sind.

Blutige Jungfräulichkeit

Jahrtausendelang waren die verschiedensten Kulturen extrem auf die Jungfräulichkeit fixiert. Nicht bei Männern, sondern bei Frauen. Ein Mann kann weder Hure noch Madonna, rein oder unrein sein, sehr wohl aber die Frau: »Zum Glück« kann man an einer blutenden Vagina in der Hochzeitsnacht erkennen, was für eine Frau sie in Wahrheit ist.

»Pop her cherry«, sagen viele. Als könnte eine Frau, die bisher noch keinen Sex hatte, wie eine Champagnerflasche zum Knallen gebracht werden, als wäre ihre Vagina vor und nach dem sexuellen Debüt vergleichbar mit einer Flasche Moët & Chandon mit und ohne Korken. Wie Sie dem Tonfall hier unschwer entnehmen können, trifft das mitnichten zu.

Das Konzept der Jungfräulichkeit durchzieht die gesamte Popkultur. Für die Vampirin Jessica in True Blood ist jeder Beischlaf wie der erste, sie blutet jedes Mal erneut. Der Zweifel umrankt Königin Margaery Tyrell in Game of Thrones. Ist sie nach der Hochzeit mit König Nummer drei wirklich noch rein?

Auch die Klassiker widmen sich dem Thema Jungfräulichkeit und Blut. »Verdammt«, hätte Kristin Lavranstochter sagen können, als wir den Film über sie im Norwegischunterricht sahen und ihr das Blut an den Beinen herunterlief. Stattdessen sagte sie irgendwas in Richtung »Wer will schon eine Blume, der jemand die Kronblätter ausgerissen hat?« Sie weinte bitterlich in den Armen ihres Liebhabers Erlend, der nicht zu weinen brauchte. Als Mann hatte Erlend keine Tugend zu verlieren.

Die Vorstellung von der Frau als unschuldige Blume, der, wenn man sie entjungfert, gleichsam die Blüte abgerissen wird, findet sich auch in der medizinischen Sprache wieder. Das Blut, das beim ersten Sex fließen soll, wird als Defloration bezeichnet, was eine zutiefst altmodische Vorstellung widerspiegelt.[13] Fast könnte es so aussehen, als hätten Männer quer durch verschiedene Kulturen und Epochen die Köpfe zusammengesteckt und nach Methoden gesucht, um die Sexualität der Frau und ihre Selbstbestimmung über den eigenen Körper zu begrenzen und zu kontrollieren.

Sie merken schon, über das Jungfernhäutchen, dieses sagenumwobene Teil in der Scheidenöffnung, das nach wie vor Frauen auf der ganzen Welt aufgrund antiquierter Traditionen und Fehlinformationen die Ehre oder sogar das Leben kostet, müssen wir reden. Es ist unglaublich, dass in diesem Punkt immer noch ein Unterschied zwischen Frauen und Männern gemacht wird. Dass so etwas Schönes und Positives wie Sex für Frauen den Untergang bedeutet, während es für Männer keinerlei Konsequenzen hat. Wenn die Vorstellung vom Jungfernhäutchen und dem dazugehörigen Blut zu allem Überfluss noch auf Mythen basiert, ist das Ganze einfach nur ärgerlich.

Das Jungfernhäutchen wird traditionell als eine Art Keuschheitssiegel dargestellt, das dem Mythos nach beim ersten Geschlechtsverkehr reißen und bluten soll, und zwar nur dann. Das Blut galt lange als Beweis für die Jungfräulichkeit, und dieser Beweis war für die Menschen so wichtig, dass das blutbefleckte Laken nach der Hochzeitsnacht üblicherweise zum Trocknen aufgehängt wurde, damit alle Nachbarn sehen konnten, dass alles seine Richtigkeit hatte.

Der Mythos des Jungfernhäutchens besagt: Blutet die Frau nach dem Geschlechtsakt, weiß man, dass sie vorher noch keinen Sex hatte. Blutet sie nicht, hatte sie welchen. Aber dieser Mythos ist wie so viele andere schlicht falsch.

Schon das Wort Jungfernhäutchen trägt dazu bei, den Glauben an diese Ammenmärchen aufrechtzuerhalten. Bei »Häutchen« stellt man sich vielleicht eine Art Folie vor, die reißt, sobald man hineinsticht. Paff! Aber wer von uns den eigenen Genitalbereich schon einmal in einem Spiegel betrachtet hat, weiß, dass es in der Vagina kein Stück Frischhaltefolie gibt, selbst dann nicht, wenn wir bisher keinen Sex hatten. Wir sollten jetzt aber auf keinen Fall einen Mythos durch einen anderen ersetzen. In letzter Zeit hören wir häufig Äußerungen wie: »Das Jungfernhäutchen gibt es gar nicht.« Es stimmt zwar, dass es kein Siegel gibt, das die Vagina verschließt, aber das heißt nicht, dass da gar keine anatomische Struktur wäre, der wir das Missverständnis verdanken.

 

Gleich hinter der Scheidenöffnung befindet sich eine ringförmige Schleimhautfalte, die sich wie ein Kranz um die Scheidenwand legt. Ebendieser kleine Kranz wird traditionell Jungfernhäutchen, Scheidenklappe, maiden head oder dergleichen genannt. Wir nennen ihn Hymen. Andere sprechen von Scheidenkranz, entscheiden Sie selbst, wie Sie ihn nennen wollen. Jungfernhäutchen, Scheidenkranz und Hymen bedeuten alle dasselbe, aber Jungfernhäutchen ist als Begriff so irreführend, dass man ihn besser meidet.

Alle Frauen kommen mit einem Hymen zur Welt, was nicht heißt, dass es irgendeinen Nutzen hat. Das Hymen ist das weibliche Pendant zur männlichen Brustwarze. Es hat keine Funktion, sondern ist lediglich ein Überbleibsel aus dem Embryonalstadium.

Das Hymen hat sowohl eine Tiefen- als auch eine Breitendimension, es ist keinesfalls dünn wie eine Folie, sondern dick und robust. Vor der Pubertät ist es normalerweise gleichmäßig geformt, wie ein Donut mit einem Loch in der Mitte. Dann hat das Hormonorchester des Körpers seinen Auftritt, und wie so viele andere Körperteile verändert sich dadurch auch das Hymen. Nach der Pubertät nimmt es oft die Form eines Halbmonds an. Hinten, dicht am Anus, ist es am breitesten, es schmiegt sich immer noch wie ein Kranz an die Scheidenwand, nur ist das Loch in der Mitte jetzt größer.[14] So weit zumindest die Theorie. In Wirklichkeit gibt es die unterschiedlichsten Ausführungen.

Die meisten Mädchen haben ein kreisförmiges Hymen mit einem Loch in der Mitte, aber nicht immer ist es ebenmäßig und glatt. Oft ist das Hymen faltig und zerknautscht, was aber kein Zeichen für sexuelle Aktivität ist. Bei manchen zieht sich ein schmaler Teil des Hymens quer über die Scheidenöffnung, so dass es eher wie ein »ø« aussieht und nicht wie ein »o«. Bei anderen ähnelt das Hymen einem Sieb mit vielen kleinen Löchern anstelle eines großen in der Mitte. Wieder andere Hymen sehen aus, als hätten sie kleine Fransen an der Scheidenwand, und nur die wenigsten Mädchen haben ein Hymen, das den gesamten Scheideneingang bedeckt. Diese Mädchen haben häufig ein steifes, festes Hymen, eine Variante, die für Probleme sorgt, denn das Menstruationsblut muss ja irgendwo raus! Wer ein solches Hymen hat, wird das Problem oft erst bei der ersten Monatsblutung entdecken. Wenn das Blut in der Vagina eingeschlossen ist, können heftige Schmerzen die Folge sein, dann ist oft eine Operation erforderlich. Diese seltene Variante kommt dem Mythos vom Hymen als Siegel am nächsten.[15]

Bis auf die wenigen festen Exemplare, die den Scheideneingang komplett verdecken, ist das Hymen flexibel und dehnbar, egal welche Form es hat. Dennoch ist das Hymen die engste Stelle in der Vagina. Die Vagina hat die Fähigkeit, sich extrem zu weiten und wieder zusammenzuziehen, schließlich kommen auf diesem Weg auch Babys heraus. Das Hymen kann sich ebenfalls weiten, aber es ist nicht gesagt, dass sein Dehnvermögen für eine Penetration ausreicht. Das Hymen ist vergleichbar mit einem Gummiband, das sich bis zu einem gewissen Grad dehnen lässt, aber reißt, wenn man es zu sehr spannt.

Beim ersten Vaginalsex wird das Hymen mit der restlichen Scheide gedehnt. Bei vielen Frauen ist das Hymen so flexibel, dass es keine Probleme gibt, aber bei manchen kann das Hymen reißen und leicht bluten. Mit anderen Worten: Manche bluten beim ersten Sex, andere nicht. Das hängt von der Elastizität des Hymen ab. Bei Frauen mit einem besonders geformten Hymen, zum Beispiel einem ø-förmigen, bei dem sich ein Teil quer über die Scheidenöffnung zieht, muss dieser Teil häufig erst reißen, um Platz für einen Penis oder einen Finger zu schaffen.

Wie viele Frauen beim ersten Sex tatsächlich vom Hymen bluten, ist schwer zu sagen. Es gibt einige Statistiken, aber die Zahlen variieren. Zwei Studien zufolge, die wir uns angeschaut haben, bluten 40 bzw. 56 Prozent aller Frauen, die zum ersten Mal freiwillig Vaginalsex haben. Das sind bei weitem nicht alle, aber doch ein großer Teil.[16]

Diese Studien basieren auf den eigenen Angaben von Frauen zum ersten Geschlechtsverkehr. Wir können daher nicht mit Sicherheit sagen, ob tatsächlich das Hymen geblutet hat, auch wenn es die engste Stelle der Vagina ist, oder ob das Blut nicht woanders herkam. Wie im Kapitel über die Vagina bereits erwähnt, ist es möglich und auch üblich, dass es zu kleinen blutenden Rissen in der Scheidenwand kommt, wenn es beim Sex etwas heftiger zuging, die Frau nicht ausreichend feucht war oder wenn sie vor Nervosität die Muskeln im Unterleib angespannt hat. Das kann beim ersten Sex und auch danach noch passieren.

 

Ein zweiter wichtiger Bestandteil des Mythos vom Jungfernhäutchen betrifft den Keuschheitstest. Der Keuschheitstest geht von der Annahme aus, dass man dem Genital einer Frau ansehen kann, ob sie schon einmal Beischlaf hatte oder nicht. Die Jungfrau Maria soll angeblich einem Keuschheitstest unterzogen worden sein. Das Gleiche gilt für Jeanne d’Arc sowie eine Reihe von Frauen aus konservativen Milieus der jüngeren Zeit.

Hin und wieder hören wir von norwegischen Ärzten, die immer noch Keuschheitstests an jungen Frauen vornehmen, weil die Eltern einen Beweis für die Unberührtheit ihrer Tochter fordern[17] – dabei werden diese Tests von rechtsmedizinischen Experten als medizinisch irrelevant angesehen.[18] Wir haben auch schon von verängstigten jungen Frauen gehört, die sich vor den Konsequenzen einer ausbleibenden Blutung in der Hochzeitsnacht fürchten und sich ihre Jungfräulichkeit vorsorglich ärztlich attestieren lassen.

Es hat sich jedoch herausgestellt, dass das Hymen vor und nach dem ersten Sex normalerweise keinen Unterschied aufweist.[19] Das zeigt die Absurdität des Keuschheitstests. Und obwohl das Hymen beim Geschlechtsakt verletzt werden kann, wenn es einer starken Dehnung ausgesetzt wird, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass die Verletzung dauerhafte Spuren hinterlässt. Wie sich gezeigt hat, wächst das Hymen in vielen Fällen ohne sichtbare Narben wieder zusammen.[20]

Ein Großteil der Forschung zum Hymen und zu Hymenveränderungen nach dem ersten Sex stammt aus Untersuchungen von Frauen und Mädchen, die sexuellen Übergriffen ausgesetzt waren. Ein norwegischer Übersichtsartikel gibt an, dass Merkmale, die man bei kleinen Mädchen früher als auffällige Hymenveränderungen gedeutet hat, zum Beispiel eine große Öffnung[21] oder schmale Ränder, heute als unspezifische Befunde gelten und keineswegs als Beweise für sexuelle Übergriffe.[22] Man findet diese Hymenvarianten auch bei Mädchen, die nicht sexuell missbraucht wurden. Die Verfasser des Artikels legen aber Wert auf den Hinweis, dass fehlende Befunde als Beweis nicht ausreichend sind, um sexuelle Übergriffe zu widerlegen.

Ob eine Frau Sex hatte oder nicht, lässt sich durch einen Blick zwischen ihre Beine im Grunde gar nicht sagen. Das Hymen ist nicht nur Frauen vorbehalten, die noch keinen Sex hatten, und es gibt keine Hymenvariante für Frauen mit Sexerfahrung und eine andere für »Jungfrauen«. Wie andere Körperteile auch weist das Hymen im Aussehen individuelle Variationen auf. Sorry, Keuschheitstests funktionieren nicht.

Leider ist dieses Wissen über das Hymen noch nicht ins allgemeine Bewusstsein vorgedrungen. Noch immer lassen sich Frauen auf chirurgische Eingriffe, sogenannte Hymenrekonstruktionen, ein, um eine Blutung in der Hochzeitsnacht zu garantieren. In Norwegen führte die Privatklinik Volvat in Oslo bis 2006 solche Eingriffe durch.[23] Die Klinik stellte die Hymenoplastik ein, nachdem sie vom Rat für Medizinethik eine Beurteilung dieser Praxis erbeten hatte. Der Rat erhob Einwände, weil der Eingriff das Problem nicht an der Wurzel packe, die nämlich in der Kultur liege.[24]

Die Hymenoplastik existiert aber noch immer. Im Internet kann man sich für 30 Dollar falsche Häutchen mit Theaterblut besorgen, die einer Frau Folgendes garantieren: »You can kiss your deep dark secret goodbye«, damit sie beruhigt heiraten kann.[25] Ägyptische Politiker regten 2009 übrigens an, den Import des Produkts zu verbieten.[26]

Warum greifen wir zu solchen Lösungen, anstatt darüber zu informieren, dass eine fehlende Blutung keine fehlende Jungfräulichkeit bedeutet? Und warum legen manche von uns so großen Wert auf einen Beweis dafür, dass Frauen bis zur Hochzeit »unberührt« geblieben sind? Der Hymenblutung darf nicht mehr so eine große Bedeutung zukommen, Keuschheitstests sind endgültig abzuschaffen, vor allem aber müssen wir weg von der Vorstellung, dass Jungfräulichkeit an sich wichtig ist.

Das Problem ist, dass man nicht so leicht an fundierte Informationen über das Hymen herankommt und dass es schwierig ist, das Richtige vom weniger Richtigen oder gar vom Unrichtigen zu unterscheiden. Auf unserer Suche nach Informationen über das Hymen fanden wir nicht viel, was verständlich aufbereitet, den meisten Menschen zuglänglich und gleichzeitig korrekt war. Wir haben eine Menge Forschungsliteratur vorgefunden, aber in den meistgenutzten gynäkologischen Lehrwerken unseres Medizinstudiums wird das Hymen nur am Rande erwähnt, und selbst dort werden die Mythen teilweise kolportiert. Noch immer sitzen wir auf einem Berg von Fragen. Es ist haarsträubend, dass sich Mediziner bisher so wenig für eine Struktur interessiert haben, die für moderne Frauen schlimmstenfalls den Verlust der Ehre oder gar den Tod bedeuten kann. Noch ärgerlicher ist, dass die vorhandenen Informationen nicht zu denen vordringen, die sie benötigen. Hier wartet auf uns alle eine große Aufgabe. Packen wir sie an!

Das zweite Loch

Wo die Sonne niemals scheint, sagen wir und meinen das Loch im Po. Dieses braune schrumpelige Loch gerät oft ins Hintertreffen, wenn vom weiblichen Genitalbereich die Rede ist, aber die Grenze zwischen Vagina und Po besteht nur aus einer dünnen Wand. Die enge Nachbarschaft hat zur Folge, dass das Poloch unweigerlich mit der Vagina, der Vulva und dem sexuellen Selbstbild vieler Frauen verknüpft ist.

Das Poloch, auch Anus genannt, ist ein beeindruckender Muskelring, der Exkremente dort festhält, wo sie hingehören, bis wir bereit sind, uns ihrer zu entledigen. Diese Aufgabe ist ganz offensichtlich seit undenklichen Zeiten wichtig, denn der Körper hat uns nicht nur mit einem, sondern mit zwei aufeinanderfolgenden Schließmuskeln ausgestattet. Versagt der eine, bleibt uns noch eine Sicherheitsschleuse.

Der innere Schließmuskel wird vom sogenannten vegetativen Nervensystem gesteuert. Das ist der Teil des Nervensystems, über den wir keine Kontrolle haben. Wenn der Körper merkt, dass sich der Enddarm langsam mit Stuhlgang füllt, erhält der innere Schließmuskel das Signal zu erschlaffen. Das ist der Stuhlreflex, er macht sich als dringendes Bedürfnis bemerkbar, schnellstmöglich die nächste Toilette aufzusuchen.

Hätten wir nur diesen primitiven Reflex, würden wir andauernd kacken, wie kleine Kinder, aber der Mensch ist nun einmal ein soziales Wesen. Der äußere Schließmuskel – den man spüren kann, wenn man einen Finger in den After steckt und dann fest zudrückt – ist der eigentliche Chef. Er lässt sich bewusst steuern und sorgt dafür, dass wir uns so lange zurückhalten können, bis die Umstände etwas Privatheit zulassen. Wenn wir es uns lange genug verkneifen, versteht der Körper, was los ist, und die Urinstinkte sehen ein, dass sie verloren haben. Der Stuhl zieht sich diskret wieder in den Darm zurück und wartet geduldig auf eine bessere Gelegenheit. Das Kackfenster, wie wir es gern nennen, bleibt nun für eine Weile geschlossen.

Der Anus ist die »dunkle« Ecke des Unterleibs, aber zum Glück hat er mehr zu bieten als nur Kacke. Der Bereich im und um den Anus steckt voller Nervenenden, die darauf warten, stimuliert zu werden. Für manche Menschen erweitert sich das Sexleben um eine Dimension, wenn der Po mit einbezogen wird. Den anderen reicht es vielleicht, einmal darüber nachzudenken, was für ein tolles System der Anus im Grunde ist, und ihm hin und wieder ein paar warme Gedanken zu schicken.

Haarige Tipps

Eine Frau hat untenrum Haare. Zumindest von Natur aus. In der Pubertät sprießen auf dem Venushügel und den Schamlippen plötzlich die ersten dunklen Härchen. Langsam breiten sie sich aus und vermehren sich, bis wir ein dichtes dreieckiges Haarpolster haben, das bis zum Anus und oft noch bis zur Innenseite der Oberschenkel reicht, über die berühmte Bikinilinie hinaus.

Ästhetische Ideale bezüglich einer haarlosen oder gutfrisierten Vulva haben sich in den letzten Jahren durchgesetzt und bereiten vielen Menschen Sorgen und Unterleibsprobleme. Viele fürchten, dass das Entfernen der Haare zu dichterem Haarwuchs, dunkleren Haaren oder sogar zu schnellerem Haarwachstum führt. Jahrelang hatten wir selbst panische Angst davor, die Bikinilinie könnte unkontrolliert in alle Richtungen wachsen, wenn wir zu unvorsichtig mit dem Rasiermesser wären. Entsprechend hat sich so mancher Teenager Papas Rasiermesser geschnappt und fleißig den Flaum auf der Oberlippe rasiert, in der Hoffnung, ein männlicher Schnurrbart würde auftauchen und die Pickel überdecken. Zum Glück für uns, aber zum Leidwesen des Teenagers ist das alles jedoch Unsinn.

Wie viele Körperhaare jemand bekommt und wann sie anfangen zu wachsen, ist genetisch bedingt und von Hormonen gesteuert.[27] Bei der Geburt sind alle Haarfollikel bereits angelegt, insgesamt etwa 5 Millionen. Manche davon, beispielsweise die im Intimbereich oder unter den Armen, sind besonders hormonsensitiv. In der Pubertät explodieren im Körper die Sexualhormone, wodurch die hormonsensitiven Haarfollikel größer werden und dickere, dunklere Haare hervorbringen. Die Verteilung hormonsensitiver Haarfollikel variiert von Mensch zu Mensch, je nach genetischer Anlage, und erklärt, warum manche Männer ein dichtes Fell auf dem Rücken haben, während bei anderen kaum ein Haar auf dem Brustkorb auszumachen ist. Obwohl es sich so anfühlt, bekommt man also während der Pubertät nicht mehr Haare, die feinen Flaumhärchen verwandeln sich lediglich in »erwachsene« Haare. Dass viele glauben, Rasieren würde das Haarwachstum anregen, liegt einfach nur daran, dass sie mit dem Rasieren anfangen, während sich das Haarwachstum gerade ändert.

Manche haben auch das Gefühl, durch das Rasieren würden die Haare dicker und steifer werden und schneller wachsen. Auch das ist nicht möglich, selbst wenn es sich wirklich so anfühlen kann, wenn man sich am nächsten Tag über die rasierten Stellen streicht und sie ganz stachelig sind. Unsere Haare bestehen überwiegend aus toter Materie. Im Grunde ist alles, was man auf der Haut sieht, totes Protein, nur in den Haarfollikeln gibt es Leben. Was mit den Haaren passiert, bekommen die Haarfollikel nicht mit, auch nicht, wenn die Haare gekappt werden. In der wirklichen Welt produzieren Haarfollikel ihre Haare im selben Tempo weiter wie zuvor, nicht ahnend, dass diese erbarmungslos abgemäht werden.

Außerdem entscheidet die Größe der Haarfollikel darüber, wie dick die Haare werden. Man kann sich noch so oft rasieren, an der Größe der Follikel ändert das nichts. Die Haare können beim Nachwachsen allerdings steifer wirken, weil sie kürzer sind. Normale Haare, die in aller Ruhe wachsen dürfen, werden zur Spitze hin immer dünner, weshalb sie sich weicher anfühlen. Beim Rasieren schneiden wir die Haare am dicksten Punkt ab – an der Hautoberfläche. Wenn sie dann nachwachsen, bleibt die Spitze natürlich noch ein Weilchen dick.[28]

 

Man kann seinen Haarwuchs verfluchen (oder preisen), aber die Körperbehaarung und ihre Verteilung sind genetisch vorgegeben. Ob wir etwas gegen das Haarwachstum unternehmen, ist unsere eigene Entscheidung. Unsere Körperhaare haben eindeutig eine Funktion, sie sind aber nicht so wichtig, dass man von ihrer Entfernung abraten müsste. Allerdings sollte man sich darüber im Klaren sein, dass Haare unsere sexuelle Empfindsamkeit erhöhen. Wenn unser Partner sanft über unsere Schamhaare streicht, schicken die gebogenen Härchen Signale an die Follikel, die wiederum eine Nachricht an das Nervensystem senden.[29] Follikel sind der Teil der Haut, in dem sich viele Nervenenden befinden. Ohne Haare büßt man daher auch einen Teil des sinnlichen Erlebnisses ein.

Im Laufe der Geschichte haben sich bei beiden Geschlechtern verschiedene Formen der Haarentfernung etabliert. Heutzutage kann man sich rasieren, wachsen, epilieren oder eine Enthaarungscreme benutzen, um nur die zeitlich begrenzten Lösungen zu nennen. Für die meisten ist die Wahl der Methode Geschmacksache, aber es gibt ein paar Unterschiede.[30]

Epilieren und Wachsen können zu dünnerem Haarwuchs führen, da die Haare dabei mitsamt Wurzel herausgerissen werden, was die Follikel mit der Zeit schädigt. Der Nachteil ist, dass dünnere Haare mehr Mühe haben, die Haut zu durchdringen, was zu eingewachsenen Haaren oder einer Follikelentzündung führen kann. Eine Enthaarungscreme hingegen »zerschmilzt« den Teil des Haars, der sich oberhalb der Haut befindet, indem sie auf chemische Weise die Proteinstruktur zerstört. Da der Follikel davon unberührt bleibt, hat man in der Folge oft weniger Probleme mit eingewachsenen Haaren als bei den anderen Methoden.

Das größte Problem der Haarentfernung hat viele Namen, zum Beispiel razor bumps, eingewachsene Haare oder Pseudofolliculitis barbae.[31] Wenn man Haare entfernt, insbesondere gelockte, kann sich das nachwachsende Haar kringeln und in die Haut hineinwachsen. Das eingewachsene Haar wird vom Körper wie ein Fremdkörper behandelt und löst eine Entzündung des Haarbalgs aus, was sich in kleinen Pickeln äußert. Wenn man Pech hat oder an den pickeligen Noppen kratzt, kann man sich zudem eine bakterielle Infektion einhandeln. Die Stelle kann dann weh tun und anschwellen, häufig bleibt eine Narbe zurück.

Tipps zur pickelfreien Haarentfernung florieren in den Medien. Allzu kritiklos übernehmen wir oft den Rat der Schönheitsexperten – schließlich ist es nicht so toll, wenn eine glattrasierte Vulva eingewachsene Haare und Pickel aufweist. Aber brauchen wir wirklich die Creme für fast 70 Euro, die man uns im Kosmetikstudio andrehen will? Oder den Gillette Venus ProSkin Sensitive mit seinen überteuerten Rasierklingen?

Das wäre hinausgeworfenes Geld. Wer große Probleme mit eingewachsenen Haaren und Follikelentzündungen hat, für den könnte sich eine Enthaarungscreme anbieten. Wer lieber epiliert, wachst oder rasiert, sollte auf die Hygiene achten und die entsprechenden Stellen vorher gründlich waschen. Entzünden sich die Follikel sehr leicht, hilft vielleicht ein Desinfektionsmittel oder eine Desinfektionssalbe nach der Haarentfernung. Diese Produkte gibt es rezeptfrei in der Apotheke, und sie sind weitaus billiger als die Spezialprodukte, die in hübschen Flakons in Kosmetikstudios verkauft werden.

Schließlich wollen wir noch betonen, dass man nicht versuchen sollte, ein eingewachsenes Haar oder eine Entzündung wie einen Pickel auszudrücken, dann könnten sich Narben bilden. Im schlimmsten Fall kann sich die Entzündung ausbreiten. Manche Infektionen werden so heftig, dass der Follikel am Ende die Größe einer Traube annimmt. In diesem Fall sollte man einen Arzt aufsuchen, der das Furunkel schonend entfernt und, falls nötig, ein Antibiotikum verschreibt.

Die fünf Gebote des Rasierens

Niemals gegen die Wuchsrichtung rasieren oder die Haut spannen. Dehnt man die Haut und rasiert gegen die Wuchsrichtung, bekommt man das glatteste und weichste Ergebnis, da man die Haare unter der Hautoberfläche abschneidet. Leider hat das zur Folge, dass die Haare leichter in die Haut einwachsen und dann eine Follikelentzündung hervorrufen.

 

Stets eine saubere und scharfe Rasierklinge benutzen, am besten eine neue. Es ist verlockend, Rasierklingen mehrmals zu verwenden, da sie so teuer sind, aber damit spart man an der falschen Stelle. Eine scharfe Klinge sorgt für einen glatten Schnitt, so dass das Haar leichter wieder herauswachsen kann, ohne sich in der Haut festzusetzen. Außerdem benötigt man weniger Kraft, so werden Reizungen und rote Pickel vermieden. Im Übrigen können einer benutzten Klinge Bakterien anhaften, die eine Follikelentzündung auslösen können.

 

(Billige) Rasiermesser mit einfacher Klinge benutzen. Rasiermesser kommen ständig in neuen fancy Versionen und zu immer höheren Preisen auf den Markt. Die Botschaft lautet oft »a closer shave«. Das Resultat ist – wer hätte das gedacht – mehr eingewachsene Haare, weil ein Rasiermesser mit mehreren Klingen die Haare unter der Hautoberfläche abschneidet. Außerdem verleitet der Preis viele dazu, die Klingen nicht oft genug zu wechseln, so dass sie stumpf werden und sich Bakterien daran festsetzen. Dann hat man nichts gewonnen. Rasiermesser für Männer sind oft billiger, es kann sich durchaus lohnen, die zu kaufen.

 

Ausreichend warmes Wasser verwenden. Eine Trockenrasur ist unbedingt zu vermeiden. Trockene Haare sind steif und somit schwerer abzuschneiden. Für ein gutes Resultat muss man mehr Kraft aufwenden, was zu stärkeren Hautreizungen und einer höheren Wahrscheinlichkeit für rote Pickel und Entzündungen führt. Eine warme Dusche macht die Haare weicher. Schaum hat denselben Effekt, wenn man ihn vorm Rasieren fünf Minuten einziehen lässt, aber nur wenig Wirkung, wenn man ihn so anwendet, wie die meisten es tun (schnell drauf, schnell runter).

 

Sanftes Peeling. Wenn man die gewünschte Stelle sanft in kreisenden Bewegungen wäscht, entweder mit einem Massagehandschuh oder einem Peeling, kann man eventuell eingewachsene Haare leichter befreien. Man sollte nicht zu hart zu Werke gehen, weil das zu weiteren Hautirritationen und Entzündungen führen kann.

 

Die inneren Geschlechtsorgane – Verborgene Schätze

Man vergisst leicht, dass die weiblichen Geschlechtsorgane nicht nur aus Vulva und Vagina bestehen, sondern dass sich unter den Haut-, Fett- und Muskelschichten ein ganzes Arsenal an weichen, versteckten Körperteilen befindet, unter anderem die inneren Geschlechtsorgane.

Beginnen wir mit der Reise ins Innere. Wer sich einen Finger in die Vagina steckt, stößt nach sieben bis zehn Zentimetern auf einen kleinen weichen Pfropfen, der die Konsistenz und Form einer Nasenspitze hat, nur etwas größer ist. Das ist der Gebärmutterhals oder Cervix, der Eingang zur Gebärmutter. Von der Vagina aus wirkt er wie eine abgeflachte Halbkugel. Auf den ersten Blick sieht er nicht aus wie ein Ein- oder Ausgang, aber mittendrin gibt es tatsächlich ein winziges Löchlein, den Muttermund. Das ist der Beginn eines sehr schmalen Gangs von zwei bis drei Zentimetern Länge, der uns ins Innere der Gebärmutter bringt. Durch diesen schmalen Gang gelangt die Menstruationsflüssigkeit nach draußen. Auch Ausfluss hat hier seinen Ursprung. In diesem engen Stück entsteht tatsächlich fast alles, was wir an Ausfluss erleben.

Viele Menschen glauben, der Weg von der Vagina in die Gebärmutter stünde weit offen. Wir bekommen oft die Frage: Kann der Penis gegen das Baby stoßen, wenn man während der Schwangerschaft Sex hat? Das mit dem Sex und der Gebärmutter beschäftigt viele. Wer den Roman Kafka am Strand von Haruki Murakami gelesen hat, konnte sich über den Abschnitt amüsieren, in dem eine Frau spürt, wie das Sperma gegen ihre Gebärmutterwände spritzt,[32] als würde der Penis während der Ejakulation in der Gebärmutter stecken. Ein Penis kann nicht bis zur Gebärmutter vordringen. Der Gebärmutterhals ist keine offene Schleuse, sondern verschlossen. Für die meisten Penisse ist die Vagina ohnehin tief genug, elastisch in Länge und Breite, wie sie ist. Es ist ganz einfach nicht nötig, dass irgendetwas tiefer eindringt.

Unser Eindruck ist, dass die meisten Frauen ihrem Gebärmutterhals nicht viel Aufmerksamkeit schenken, was keineswegs verwunderlich ist. Man sieht ihn schließlich nicht, und es ist auch nicht gesagt, dass man ihn schon einmal berührt hat oder von seiner Existenz weiß. Aber er hat alle Aufmerksamkeit verdient, die wir ihm geben können, denn hier geht es um unsere eigene Gesundheit. Der Gebärmutterhals ist die Stelle im Körper, an der junge Frauen eine der tödlichsten Krebsarten bekommen können. Außerdem machen sich dort viele Symptome für sexuell übertragbare Infektionen bemerkbar.

Der Gebärmutterhals ist wichtig, aber eigentlich ist er nur Teil eines größeren Organs, nämlich der Gebärmutter bzw. des Uterus. Die Gebärmutter ist normalerweise ein kleines Organ von der Größe einer Faust, das während einer Schwangerschaft aber sehr stark wächst. Schließlich muss sie groß genug sein, um einen (oder mehrere) Embryo(s) bis zur Geburt zu beherbergen. Bei erwachsenen Frauen vor den Wechseljahren ist die Gebärmutter etwa siebeneinhalb Zentimeter lang und wiegt nicht mehr als 70 Gramm. Am ehesten ähnelt sie einer auf den Kopf gestellten Birne, mit der Cervix als dem schmalen Teil, aus dem der Stiel wächst.

Bei den meisten Frauen ist die Gebärmutter zum Nabel hin nach vorne geneigt, so dass sie fast in einem 90