Voll verdreht - Christopher Knorn - E-Book

Voll verdreht E-Book

Christopher Knorn

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Beschreibung

Der Diplom-Ingenieur für Luft- und Raumfahrttechnik, Christopher Knorn, wurde Mitte dreißig, aufgrund starker Schmerzen, unerwartet aus seinem gewohnten Leben gerissen. Seinen Traumjob in Raumfahrttechnik musste er an den Nagel hängen. Außerdem verschlechterte sich sein gesundheitlicher Zustand zunehmend. Der starke Gewichtsverlust mit dem daraus resultierenden Muskelabbau kostete ihn fast das Leben. Ein langer Weg der Ursachenforschung begann. Die Ärzte waren ratlos. Soll es das gewesen sein? Aufgrund seines jahrelangen Leidensdrucks und dem Interesse an der chinesischen Kampfkunst Kung Fu, entdeckte er die ganzheitliche Medizin, Kinesiologie sowie den Zugang zur traditionellen chinesischen Medizin (TCM); deren Ansätze weit über die klassischen schulmedizinischen Kenntnisse hinausreichen, was ihm das Leben retten sollte. Ein langer harter Weg des Lernens und der Selbstfindung begann. Es war sein persönlicher ''Fight in Balance''. Heute ist er wieder vollkommen gesund und hilft Menschen mit seinem Wissen, wo andere Instanzen bereits aufgegeben haben. Er setzt sich intensiv für eine Zusammenarbeit der Schulmedizin in Verbindung mit Naturheilkunde und den alternativen Heilmethoden ein. Das und vieles mehr beschreibt er in seinem Buch und zeigt damit den Leser*innen einen neuen Weg auf, der eine nachhaltige Gesundheit auszeichnet, sowie auch ein Zurückfinden ins Leben mit der nötigen Lebensqualität.

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Seitenzahl: 235

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhaltsverzeichnis

1. Vorwort

2. Geleitwort von Herrn Florian Kubitzek

3. Mein Leben auf der Überholspur

4. Der Startschuss

5. Der schiefe Gang – Alles nur Einbildung?

6. Mit der Knie-OP fing alles an

7. Ein gefährlicher Flug

8. Ein weiterer Warnschuss: „Hexenschuss“

9. Willkommen im Fitnessstudio

10. Mein schwerer Gang: Adieu Kung Fu

11. Der Supergau

12. Ein interessantes Gespräch im Schuhladen

13. Was bitte schön ist ganzheitliche Medizin???

14. Die Lesestunde ist eröffnet

15. Gut zu Fuß

16. Ein rettender Anruf

17. Herr Dr. Then – Gott sei Dank habe ich Sie getroffen

18. Schluss mit der Verdrahtung

19. Krankenhausaufenthalt

20. Endlich raus mit dem Backenzahn

21. Tai Chi Chuan – Ein Lebenstraum geht in Erfüllung

22. Die mentale Ebene

23. Auf die richtige Ernährung kommt es an

24. Den Schädel aufräumen

25. Den Zündschlüssel endgültig umgedreht – Jetzt kommt Bewegung ins Spiel

26. Qi Gong – Eine sagenhafte Medizin

27. Zahnherdforschung – Was ist das Herr Kubitzek???

28. Voll verdreht – Die Ursachen sind gefunden

29. Mein Lebenswandel – Ich werde jetzt Personaltrainer

30. Ab ins Kino und entspannen

31. Erleuchtungen – Das große Wiedersehen mit meinem Sifu

32. Meine Gesundheits-Prinzipien

33. Schulmedizinische und naturheilkundliche Disziplinen

34. Resümee

35. Ich sag‘ mal danke

36. Literaturverzeichnis

37. Abbildungsverzeichnis

Manchmal braucht es zuerst Tiefschläge…

…bis man endlich nachdenkt und etwas ändert.

1. Vorwort

Dieses Buch soll einen praktischen Leitfaden bieten, einerseits für Patienten mit langjährigen chronischen oftmals unerklärlichen Leiden, die ihre Ursachen finden möchten, andererseits für Menschen, die sich präventiv gesund halten möchten. Dazu wird in diesem Buch unter anderem beschrieben, wie man systematisch an die Suche seiner Schmerzen herangeht und richtige Ursachenforschung betreibt. Mir ist aufgefallen, dass viele Patienten gerne nach ihren Ursachen forschen möchten, allerdings das nötige Wissen dafür fehlt. Deswegen habe ich eine Struktur von Prinzipien entwickelt, wie man systematisch dem Leiden auf die Spur kommen kann oder aktiv Vorsorge leistet, damit es nicht so weit kommt.

Ich habe sehr lange Zeit von ganzheitlichen Ärzten nichts gewusst, geschweige denn mich mit Naturheilkunde befasst. Dies hätte mein Leiden drastisch verkürzt. Diese Wissenslücken möchte ich mit diesem Buch, im wahrsten Sinne des Wortes, „schließen“.

Dazu werde ich meinen sehr langen Leidensweg darstellen. Die praktischen Erfahrungen und das Wissen, das ich dabei sehr umständlich sammeln musste, um wieder gesund zu werden, sind hier in diesem Buch entsprechend eingebaut. Damit möchte ich den „unerklärlichen“ Schmerzen den Kampf ansagen.

Des Weiteren soll das Buch auch ein Appell an die Ärzteschaft, Krankenkassen und Pharmakonzerne sein, in Zukunft in allen Fachdisziplinen noch besser zusammenzuarbeiten zum Wohle der Patienten. Denn das geschieht, nach meiner Meinung, immer noch zu wenig. Dies musste ich leider selbst sehr schmerzlich erfahren. Doch auch wir Patienten sind gefragt unseren Körper besser wahrzunehmen und uns ein gewisses Grundwissen anzueignen, um selbst herauszufinden, was uns gut tut und was nicht. Das heißt, die Anpassung unseres eigenen Lebensstils müssen wir schon selbst durchführen, denn er ist der Schlüssel für unsere eigene Gesundheit. Jedoch hierzu später mehr.

Was ich mit diesem Buch nicht möchte, ist zu maßregeln. Was mich jedoch unglaublich wütend und verzweifelt gemacht hatte, dass viele Ärzte, mangels Fachkompetenz, die entsprechende Weiterleitung an ihre Kollegen vermeiden, aus welchen Gründen auch immer.

Vor allem die Lücke zwischen der Schulmedizin zu naturheilkundlichen Disziplinen und den ganzheitlich orientierten Ärzten scheint noch sehr schwierig, fast unüberwindbar zu sein und das sollte sich schnell ändern. Es darf nicht sein, dass der Patient buchstäblich „im Regen steht“, als „austherapiert“ erklärt wird, somit sich dann selbst ohne weitere Empfehlungen und Hilfestellung sich auf die Suche machen muss.

Das Wissen für den Leitfaden einer erfolgreichen Suche nach Hilfe, möchte ich mit diesem vorliegenden Buch vermitteln.

Ich ziehe bewusst an manchen Stellen Vergleiche, wie z.B. einen Vergleich zwischen Zusammenhängen von Zähnen und der Anatomie mit den anatomischen Zuglinien nach Thomas Myers und den Meridianen der Traditionellen Chinesischen Medizin. Damit möchte ich zu neuem Nachdenken anregen und auch neue Ideen einbringen. Dazu erzähle ich meine Geschichte so, wie sie tatsächlich passiert, erlebt bzw. empfunden wurde. Es wird an der einen oder anderen Stelle amüsante Anekdoten oder Fotos geben, um meine Geschichte zu belegen. Ebenfalls wird meine Lebensgeschichte durch meine behandelnden Ärzte, Heilpraktiker, Therapeuten und Trainer unterstützt und bestätigt, worauf ich wirklich sehr stolz und dankbar bin.

Nun lieber Leser wünsche ich Ihnen viel Vergnügen beim Lesen dieses Buches. Es ist wie ein Tagebuch aufgebaut. Sie werden wie durch einen Zeitstrahl durch meine Lebensgeschichte geführt, in welcher ich verschiedene Sachverhalte, unter anderem auch medizinische Punkte, in leicht verständlicher Sprache und auf humorvolle Weise eingebaut habe. Mir war wichtig, dass dieses Buch keine Aneinanderreihung von trockenen Fakten ist, sondern es soll mit Spaß Wissen aus der Praxis vermitteln. Ich kann Ihnen somit nur raten, sich einen Bleistift, Textmarker usw. zur Hand zu nehmen und sich bereits während des Lesens Notizen zu machen. Es wird sich lohnen, denn für genügend „Aha-Effekte“ habe ich gesorgt.

2. Geleitwort von Herrn Florian Kubitzek

Ich darf mich kurz vorstellen. Mein Name ist Florian Kubitzek und ich bin Mund-Kiefer-Gesichtschirurg, sowie Arzt für Naturheilverfahren mit Zusatzbezeichnung Chirotherapie.

In meiner Praxis in München Schwabing bringe ich die Ideen der sogenannten komplementären Medizin und Zahnmedizin in meine Tätigkeit als MKG-chirurgischer Facharzt ein. Wesentlicher Teilbereich ist hierbei die sogenannte Zahnherdforschung, welche ich im Vorstand der Deutschen Herdforschungsstiftung einer sogenannten NGO sprich gemeinnützigen Stiftung versuche auf ein wissenschaftliches Tableau zu heben. Ich hatte das große Glück von Frau Rosemarie Mieg das „Handwerk“ der ganzheitlichen Zahnheilkunde persönlich lernen zu dürfen. Dieses Wissen kommt meinen Patienten zu Gute, da damit in Ergänzung der traditionellen Schulmedizin die Ursachen vieler schwerer chronischer Krankheitsverläufe aufgedeckt und ggf. beseitigt werden können. Dieser Philosophie folgend lege ich in meiner Praxis größten Wert auf eine ganzheitliche Betrachtungsweise des menschlichen Körpers. Beispielsweise ist bei der Verwendung von zahntechnischen Werkstoffen eine vorherige Untersuchung auf individuelle Verträglichkeit unabdingbar und wird von mir sowohl labormedizinisch als auch nach naturheilkundlichen Protokollen ausgetestet.

Den Grund für die Wichtigkeit der ganzheitlichen Betrachtung und der Austestung der individuellen Verträglichkeit verwendeter zahnärztlicher Materialien möchte ich Ihnen anhand eines kurzen Patientenbeispiels aus meiner Praxis erklären:

„Herr NN“ litt seit vielen Jahren unter massiven Kopfschmerzen, ‚Schwindel und Sehstörungen. Nach Entfernung von entzündeten Zähnen und dem Austausch sowohl von unverträglichen Füllungsmaterialien waren die Beschwerden über Nacht verschwunden. Die Neuversorgung erfolgte mit für den Patienten verträglichen Füllungsmaterialien und Keramikimplantaten gemäß den Vorgaben der Biologischen Zahnheilkunde.

Anhand des obigen Beispiels wird sehr deutlich, weshalb man dringend auch in der Zahnmedizin eine ganzheitliche Betrachtung benötigt. Eine Zusammenführung und Symbiose von Schulmedizin und Naturheilkunde ist dringend anzustreben. Deswegen freut es mich sehr, Herrn Knorn als Patient kennen gelernt zu haben und diesen Ansatz der schulmedizinischen und naturheilkundlichen Zusammenführung mit diesem Buch unterstützen zu können.

München im Dezember 2022

Florian Kubitzek

Facharzt für Mund-, Kiefer und Gesichtschirurgie

3. Mein Leben auf der Überholspur

Seit ich denken kann, gab es für mich nur den „Fullpower-Mode“ mit Nachbrenner und das den ganzen Tag und sieben Tage die Woche. Das Wort Pause war ein Fremdwort für mich. Dazu beigetragen hat sicherlich auch meine Begeisterung für die Fliegerei, unterstützt durch den allseits bekannten Film „Top Gun“. Ich wollte auch immer so sein wie die Hauptfigur in diesem Film Pete Mitchell callsign Maverick. Ein Draufgänger sondergleichen. Eben immer nur auf der Überholspur unterwegs, ohne Rücksichtnahme auf den Körper. Es gab fast keine Autofahrt, bei der nicht der Top Gun Soundtrack lief und ich dadurch aufgepeitscht über die Straßen fetzte. Entspanntes Autofahren gab es nicht. Emotional war ich immer total aufgeladen. Aufregen im Straßenverkehr war an der Tagesordnung. Da reichte es schon aus, wenn ein Fahrer vor mir 90 km/h statt 100 km/h auf der Bundesstraße fuhr und mein Puls war schnell auf „180“. Kein Wunder bei meinem vollgepackten Stunden- bzw. Tages- plan. Da ging es teilweise um halbstündige Taktung und Koordination, um all meine täglichen Termine wahrnehmen und einhalten zu können. Einfach viel zu viele Aufgaben pro Tag. Somit war mein Adrenalin- und Cortisolspiegel immer am Anschlag und daher permanent im „roten Bereich“. Dies sollte sich allerdings später sehr hart rächen.

Auch bei meinen sportlichen Workouts, sei es Kung Fu, Jogging oder Mountainbiking, bin ich jedes Mal ans Limit gegangen und darüber hinaus. Pausen gab es so gut wie nie. Sport fand nahezu jeden Tag statt. Dabei sollte man wissen, dass selbst Leistungssportler nicht jeden Tag bei Ihren Sporteinheiten Vollgas geben und sich auch sogenannte „Lohnende Pausen“ gönnen. Naja, auch dieser Punkt sollte mich später einholen.

Beim Essen gab es auch keine Regeln. Angefangen bei den Essenszeiten. Als ich pünktlich mit 18 Jahren mein Auto bekam, ging es auch nachts um 23 Uhr zu einer beliebten Fastfood-Kette und das nicht nur einmal im Monat, eher zwei bis drei Mal. Auf lange Sicht eine Katastrophe. Als Sportler hätte ich es besser wissen müssen. Aber in jungen Jahren war mir das leider egal. Heute würde ich es natürlich anders handhaben.

Süßigkeiten haben mir leider auch immer sehr gut geschmeckt. Vor allem Kartoffelchips und weiße Schokolade, diese wurden in großen Mengen auch verkonsumiert. Auch nachts zu einem gemütlichen Kung Fu Film. Ebenfalls auf lange Sicht fatalerweise eine schlechte Entscheidung, da der Körper vor allem nachts die Zeit zur Entgiftung benötigt. Diese Möglichkeit habe ich ihm nicht gegeben, sondern im Gegenteil, ich vergiftete den Körper noch zusätzlich.

Zum Glück waren Rauchen und Alkohol kein Problem. Das Rauchen hatte bei mir nicht ansatzweise Interesse ausgelöst. Einmal im halben Jahr ein Gläschen Sekt auf Geburtstagsfeten oder Empfängen, das war es dann auch schon mit dem Alkohol.

Dafür hatte ich den großen Fleischkonsum für mich entdeckt. Dies sollte sich später in den Harnwerten bemerkbar machen und mir sehr schmerzhafte Gichtanfälle bescheren. Aber dazu später mehr.

Ja, auch die oberbayerische Küche kam nie zu kurz mit ihren Klassikern, Schweinebraten mit Knödel, Leberkäsesemmeln, Weißwürste usw. Dass die bayerische Küche sehr fett- und salzreich ist, war ebenfalls bekannt. Aber auch diese Tatsache wurde gekonnt ignoriert.

Im Studium waren die Leberkäsesemmeln sogar existenzbegleitend. Für eine ausgewogene Küche mit Gemüse und Obst fehlte das Interesse und somit die Priorität. Salat war ein Fremdwort und maximal „Deko“ auf dem Teller. Auch diese Einstellung sollte sich rächen.

Ganz kurz zusammengefasst. Meine Ernährung war eine absolute Katastrophe. Viel zu viel Fleisch, fast kein Gemüse oder Obst, ersatzweise Chips, Schokolade oder Süßgetränke mit und ohne Kohlensäure. Chaos auf der ganzen Strecke; aber ich war lernfähig.

Ach ja, da war doch noch das Thema Schlaf. Ausgerechnet in meiner schlimmsten Zeit, im Endstadium meines Luft- und Raumfahrttechnikstudiums und parallel zum Erwerb meines PPL-A Flugscheins für einmotorige Flugzeug, gönnte ich mir gerade einmal täglich 5 Stunden Schlaf. Das war dann auch nicht der gesunde Schlaf vor Mitternacht, sondern meistens kam ich vor 1 Uhr oder 2 Uhr früh nicht ins Bett. Dieser Zeitraum umfasste mehr als 2 Jahre, was dem Körper, zusätzlich zu den bereits geschilderten Essgewohnheiten, einen weiteren Stressfaktor bereitete. Typisch für ein Leben auf der Überholspur. Wenn ich also nicht auf dem Flugplatz stand, im Flugzeug saß oder in der Uni war, dann saß ich am Schreibtisch und lernte. teilweise 8 -14 Stunden täglich für das Studium. Der Geist bekam keine Pause. Dabei sind regelmäßigen Auszeiten essenziell, um sich erholen zu können. Der Körper beklagt sich über Genick- und Rückenschmerzen, die anfänglich ignoriert werden.

Worte wie „Pausen“, „Relaxen“ oder einfach einmal „nichts tun“, existierten nicht. Dem Körper etwas Gutes zu tun oder einfach auf seine Warnzeichen zu hören, gab es nicht. Massagen oder Yoga wurden als unnötig und als Zeichen von Schwäche interpretiert.

„Mein Körper braucht so etwas nicht.“. Er funktionierte ja auch immer gut bis zu meinem absoluten Systemcrash im Jahr 2019.

Das Schlimme ist, dass viele Menschen immer erst eine Vollbremsung benötigen, bevor ein Gang heruntergeschaltet wird, um auf die Anzeichen des Körpers von außen und innen zuhören. Diese innere Stimme verrät uns so viel. Doch wir haben es leider verlernt auf sie zu hören.

Wie wichtig sie wäre, zeigt sich gerade in unserer heutigen überdrehten und schnelllebigen Zeit. Dabei kann auch präventiv sehr viel für einen gesunden Körper und Geist getan werden.

Ich möchte Sie lieber Leser in den folgenden Kapiteln an die Hand nehmen, damit Ihnen meine Lebensgeschichte und deren Probleme erspart bleiben.

4. Der Startschuss

Es war im Februar 2000. Ich war in der 9. Klasse und 15 Jahre alt. Mit einer Grippe lag ich zu diesem Zeitpunkt im Bett. Auf den ersten Blick also nichts Ungewöhnliches.

Meine Mutter und mein Vater waren bei den Eltern meines besten Freundes auf einen Geburtstag eingeladen. Ich wäre gerne mitgegangen, denn es gab mein damaliges Leibgericht Wienerschnitzel mit Pommes. Aber dies war in meinem aktuellen erkälteten Zustand leider nicht möglich. Also lag ich mit Früchtetee und Zwieback im Bett zu Hause und schaute Fernsehen.

Auf einmal schoss ein fürchterlicher Krampf in meinen oberen Rücken, nahe des linken Schulterblattes. Diese Verkrampfung hielt für einige lange Minuten an. Ich dachte, der mächtige Schmerz sprengt mir die Wirbelsäule und hoffte nur, dass er bald enden würde.

Dann verschwand dieses Phänomen wie es gekommen war, es beschäftigte mich somit zunächst nicht länger.

Jetzt konzentrierte ich mich erst einmal auf meine nächste Klausur. Diese fand im Fach Chemie statt. Vor dieser Klausur hatte ich Angst, da ich wusste, sie würde besonders schwer werden. Außerdem baute ich noch weiteren Druck auf, um sehr gut abzuschließen. Ängste und Druck hielten schon die letzten Wochen an. Ich ahnte zu diesem Zeitpunkt nicht, dass diese Ursachen in Verbindung zu meinem Schulterblattschmerz stehen sollten. Denn was interessiert einen Teenager, ob Körper, Geist und Seele eine Einheit bilden,

Doch dazu später mehr.

Damit man sich die Position dieses Schmerzpunktes besser vorstellen kann, habe ich eine Skizze angefertigt.

Bild 4.1 Mein berühmter Punkt vom Schulterblattschmerz

Diesen Punkt sollte man sich gut merken. Er hatte mich fast in den Wahnsinn getrieben. Somit wird er im weiteren Verlauf dieses Buches noch eine sehr große Rolle spielen. Ich sage nur so viel: Es können sich sehr viele Ursachen in diesem Punkt ansammeln, die nicht nur biomechanischer Natur sind. Wie ich während meiner Ärzte-Odyssee feststellen musste, haben sehr viele Menschen mit diesem Punkt zu kämpfen. Warum dies so ist, werden wir im Verlaufe dieses Buches noch kennenlernen.

5. Der schiefe Gang – Alles nur Einbildung?

Eines Morgens auf dem Schulweg hatte ich selbst den Eindruck, dass mein Gang anscheinend schief geworden war.

Mein Körperschwerpunkt, welcher ca. 2 bis 3 cm unterhalb des Bauchnabels liegt, hatte sich insgesamt anscheinend nach links verschoben. Auf der nachfolgenden Skizze habe ich dieses Phänomen etwas übertrieben dargestellt.

Bild 5.1 Mein schiefer Gang

Diese Zusammenhänge erklärten auch einige Jahre später meine diagnostizierte Skoliose. Skoliose ist eine seitliche Verschiebung der Wirbelsäule nach links oder rechts. Mit diesem Problem müssen sich leider sehr viele Menschen vor allem auch großgewachsene auseinandersetzen.

Ich dachte damals, dass dieser schiefe Gang vielleicht nur Einbildung gewesen sei, doch leider sollte ich später eines Besseren belehrt werden. Einen heranwachsenden Teenager kümmert ein „schiefer Gang“ reichlich wenig, zumal er schmerzfrei funktioniert.

Also wanderte ich weiterhin fröhlich schief durch die Gegend.

Was ich jedoch hiermit zum Ausdruck bringen möchte, ist, dass unser Gang und auch unser Stand sehr signifikante Indikatoren für unseren gesamten Gesundheitszustand sind. Auch das werde ich in den späteren Kapiteln noch genauer erläutern.

Deswegen sollte man solche Symptome, wie z.B. einen schiefen Gang nicht auf die leichte Schulter nehmen, da hieraus Spätfolgen entstehen können, die es zu vermeiden gilt.

Selbst dadurch, dass wir uns bemühen unsere Füße gerade aufzusetzen, können wir auch präventiv gegen den berühmten Hallux Valgus – eine Fehlstellung der Großzehe - vorgehen.

Es ist die nötige Selbstdisziplin und eine rechtzeitige Ursachenforschung notwendig, die uns vor Spätfolgen bewahren. Daran kann jeder zu jedem Zeitpunkt arbeiten.

6. Mit der Knie-OP fing alles an

Im August 2010, also gut 10 Jahre später, nachdem mein schiefer Gang erstmals auffiel, musste ich an meinem linken Knie operiert werden. Damit fing meine Rückenodyssee an.

Ich spielte in diesem Sommer mit großer Intensität viel Basketball, mit meinem besten Freund, auf einem geteerten Hartplatz. Ich trug für diese Aktivität gerne Jogging-Schuhe, die bereits, im wahrsten Sinne des Wortes, abgelaufen waren. Eine absolute Herausforderung für Knie- und Fußgelenke.

Ein gründliches Aufwärmen sowie ein entsprechendes Muskelaufbau-Programm, um die nötige Power bereitzustellen, waren uns nicht bekannt. Diese Unwissenheit sollte sich Wochen später rächen. Eines Tages stand ich auf und konnte mein linkes Knie unter Belastung nicht mehr abwinkeln und das Treppensteigen schmerzte.

So etwas hatte ich noch nie gehabt!

Also fuhr ich zum nächsten Orthopäden, um mein linkes Knie untersuchen zu lassen. Er machte eine Röntgenaufnahme und es wurde ein Knorpelschaden diagnostiziert. Also ich hatte „Sand im Getriebe“. Dies verursacht unter Belastung Schmerzen. Der Orthopäde verordnete drei Hyaluronsäure-Spritzen; weiterhin sei Sport ohne Einschränkung möglich. Hier folgte ich jedoch dem gesunden Menschenverstand und entschied, dass ein beschädigter Knorpel nicht weiter unbedenklich Sport, wie Joggen oder Basketballspiel, akzeptiert.

Nach der 2. Spritze brach ich die Therapie ab und ging zum nächsten Orthopäden. Dieser wollte mich sofort mittels Arthroskopie behandeln. Er meinte:“ Sie wollen ja wieder rumspringen wie ein junges Reh, dies wird jedoch ohne OP nicht funktionieren.“ Ich willigte sofort ein, da ich möglichst schnell wieder fit werden wollte. Meine größte Sorge damals war, dass ich nicht mehr für den Kampfsport Kung Fu trainieren könne. Da das Basketballtraining in dieser Situation nicht mehr infrage kam, hatte ich mich davon schon schweren Herzens verabschieden müssen.

Also ließ ich mich drei Wochen später operieren. Ungefähr ein gutes Jahr zuvor war eines meiner musikalischen Idole Michael Jackson verstorben, an einer Überdosis des Narkotikums Propofol. Genau das gleiche Narkotikum setzte die Anästhesistin auch für die Knie-OP ein, was mir ein sonderbares Gefühl vermittelte. So erzählte ich die Geschichte von Michael Jackson’s Tod und dessen Ursache der Anästhesistin. Aber sie hatte es, wie

versprochen, im Griff und ich wachte wieder 1 Stunden später auf. Im Aufwachraum zog mir ein Pfleger noch die Kanüle aus dem Knie; der stechende Schmerz war nachhaltig. Mein schönes dickes Knie konnte ich jetzt gar nicht mehr abwinkeln, was aber der Norm entsprach, nach dieser Operation. Ich stellte mir einen Toilettengang vor in diesem Zustand. Jetzt wurden Gehhilfen erstmals meine Begleiter. Auch das erste Mal kam eine Zeit des unerträglichen Abwartens. Ich war in eine katastrophale Unselbstständigkeit zum Liegen und Nichtstun verurteilt. Nur lesen und schlafen befreiten mich von der inneren Unruhe. Meine größte Sorge galt dem Kung Fu Training, was ich wie in alter Manier, wieder aufnehmen wollte. In solch‘ stillen Momenten gehen einem viele Gedanken durch den Kopf, Ich war froh über aufmunternde Worte meiner damaligen Freundin und heutigen Ehefrau. Wir konnten per Telefon kommunizieren, da sie damals in der Nähe von Regensburg wohnte und ich sie auch nicht zu den Semesterferien besuchen konnte.

Endlich nach fast zwei Wochen konnte ich dann die Krücken zur Seite stellen und durch die Wohnung humpeln. Autofahren war leider noch längere Zeit nicht möglich. Mein Vater stand mir in dieser Phase glücklicherweise zur Seite.

Ein wichtiger Teil, das Reha-Programm wurde jetzt absolviert. Sinn und Zweck der Physiotherapie blieb mir damals verborgen Zudem dachte ich, ein Reha-Programm sei unnötig und der Körper würde sich selbst gut regenerieren können. Aber ich wurde kurzerhand eines Besseren belehrt. Mittels Massagen, Fahrradtraining und Gymnastikball musste die Elastizität des Gewebes am Knie wieder hergestellt werden, um es wieder vollständig abwinkeln zu können, damit die gesamte Mobilität wieder erreicht wird.

Mit Schmerzen und Ausdauer kam ich dem Ziel näher.

Es dauerte einige Wochen, bis zu meinem „Aha-Erlebnis“. In meiner letzten Physio-Stunde. betreute mich eine sehr erfahrene Physiotherapeutin. Sie begutachtete meinen Gang und meinte, ich müsse unbedingt darauf achten, beide Beine bzw. Knie gleichmäßig zu belasten, um in keine Schieflage mehr zu gelangen, denn die Spätfolgen sind prädestiniert. D.h. ich dürfe auf keinen Fall den Schongang beibehalten, der durch mein Humpeln entstand.

Leider schenkte ich diesem Ratschlag zu wenig Beachtung. Ein verhängnisvoller Fehler, wie sich später noch herausstellen sollte.

Etliche Wochen später schmerzte mein linkes Schulterblatt sehr heftig. Der Schmerz kam in Intervallen. Ich konnte damals keinen Zusammenhang zu meiner Vorgeschichte erkennen. Mit meinem heutigen Wissen ist mir klar, das richtige symmetrische Gehen ist die Basis für eine aufrechte und schmerzfreie Körperhaltung. Die Einheit der Bewegungsfunktionen des Körpers wird hier gut aufgezeigt.

Es war im Januar 2011. Nun endlich konnte ich mein Kung Fu Training wieder aufnehmen. Mein Sifu (Meister im Kung Fu) meinte klugerweise, ich solle langsam anfangen und das Training langsam steigern, beide Knie und Beine gleichmäßig belasten und keine Schonhaltung bei den Übungen einnehmen. Falls dies nicht möglich sei, wäre es besser zunächst auf bestimmte Übungen zu verzichten und diese dann später erst wieder mit einzubauen, wenn mein Trainingsstand weiter fortgeschritten wäre. Auch er kannte diesen ganzheitlichen Ansatz, was mir bis dahin völlig fremd war. Ich freute mich sehr, wieder die Kung-Fu-Schule besuchen zu können. Damit verschwanden auch meine Rückenprobleme und ich war sorgenfrei in dieser Zeit.

Doch der Stress sollte mich wieder einholen. Das Studium und meine gleichzeitige Pilotenausbildung hatten mich bald fest im Griff.

Dazu mehr im nächsten Kapitel.

7. Ein gefährlicher Flug

Es war ein warmer Frühlingstag im Mai 2011. Ich saß allein in der Cessna 172, um eine weitere Flugstunde zum Privatpiloten zu absolvieren. Ich stand schließlich kurz vor dem Abschluss. Meine Rückenschmerzen versuchte ich so gut wie möglich auszublenden. Am Vortag saß ich nachmittags noch am Schreibtisch und wiederholte theoretisches Wissen zur Navigation, da ich dieses Wissen in der Praxis auf meinen folgenden Flügen anwenden musste.

Plötzlich spürte ich einen heftigen Schmerz in der Brustwirbelsäule, der sich über den gesamten Brustkorb ausweitete. Was stimmte denn da nicht mit mir? Es war beängstigendes

Gefühl, denn diese Schmerzen fühlten sich an wie Stromschläge und am Tag darauf war ein weiterer Alleinflug vorgesehen.

Die Schmerzen endeten in Muskelkrämpfe, die sich nach etwas Ruhe erst zuhause besserten, dieser Flug war zunächst überstanden. An diesem Abend widmete ich mich, trotz dieser Schmerzerfahrung, wieder dem Kung Fu Training. Die Autofahrt dorthin war spannend, weil mich der Gedanke nicht losließ, wie ich das leisten kann, was ich mir vorgenommen hatte. Das Fliegen am nächsten Tag erfüllte mich mit Sorge. Im Training jedoch erging es mir erfreulicherweise besser als erwartet.

Nach einer unruhigen Nacht war ich am nächsten Morgen äußerst nervös. Nach einer schmerzhaften Autofahrt zum Flugplatz ging es zur Flugvorbereitung. Alles ging bis dahin so weit gut, da nur Platzrunden und Landungen ohne Begleitung zu üben waren. Im Notfall war so eine schnelle Landung möglich und kein alleiniger Überlandflug, der mir zusätzliche Anspannung auferlegt hätte. Nach dem Preflight-Check der Maschine (Vorflugkontrolle am Flugzeug auf technische Funktionstüchtigkeit) ging es los. Ich saß im Cockpit und rollte zur Startbahn. Nach der Startfreigabe gab ich Vollgas und hob ab, im Hinterkopf jedoch dieser Schmerz, der jetzt hoffentlich nicht auftauchten würde. Ab der dritten Platzrunde war er da, der peitschende Schmerz, diese schrecklichen Stromschläge über den linken Brustmuskel. Ich konnte das Steuerhorn kaum richtig festhalten. Der Schmerz flacht kurz ab, um in 5 minutigen Intervallen sich wieder zu steigern. Ich war froh, dass diese Flugstunde ohne Krämpfe überstanden war. Es war die vorerst letzte für die kommenden zwei Monate. Die Prüfungen für mein Luft- und Raumfahrttechnik Studium hatten jetzt Priorität und ich hoffte, dass dieses Phänomen bis dahin wieder verschwand, bis nach den Prüfungen, um dann wieder durchstarten zu können.

Ich suchte vorsichtshalber in den folgenden Tagen meinen Hausarzt auf. Er hatte jedoch keine fassbare Erklärung für diese Symptome. Auch sein Kollege wusste keinen Rat.

Prophylaktisch wurde eine Sonographie am Herz angeordnet. Das Ergebnis war erfreulicherweise ohne Befund. Die Symptome wurden jetzt, nach ärztlicher Meinung, am Rücken manifestiert.

Glücklicherweise war bis zu meiner Flugprüfung keine Attacke mehr aufgetreten. Die Angst jedoch davor flog leider immer unterschwellig mit. Da mein Wille die Fluglizenz zu erhalten größer war als meine Angstgefühle, kam ich zunächst gut zurecht. Was mir aber bewusst war, die Ursache muss gefunden werden.

Das Thema Angst wird noch eine große Rolle spielen Die physische Ebene kann dadurch in Schieflage geraten, der Körper reagiert u.a. dann auch mit heftigen Muskelanspannungen. All das musste ich erfahren in meinem Lernprozess. Doch dazu auch später mehr.

8. Ein weiterer Warnschuss: „Hexenschuss“

Einen wichtigen Warnschuss bekam ich im Sommer 2018. Hier zeigte mir mein Körper zum ersten Mal Grenzen auf, dass es so nicht mehr weiter gehen kann und ich endlich auf meine Schmerzsignale reagieren muss. Kurz nach der Fußballweltmeisterschaft hatte ich eine Ischialgie den sogenannten „Hexenschuss“. Eines Morgens, ich war noch zuhause, schoss ein starker Schmerz, beim Aufheben meiner Aktentasche, in meinen unteren Rücken. Ich fuhr vom Schmerz gekrümmt zur Arbeit. Am Ziel war es fast nicht mehr möglich aus dem Auto auszusteigen. Ich schleppte mich dennoch ins Büro zu meinem Arbeitsplatz auf den Bürostuhl. Ein großer Fehler. Als ich aufstehen wollte, war meine Lendenwirbelsäule so blockiert, dass ich vor Schmerz aufschrie. Johannes ein sehr fürsorglicher Kollege konnte mich äußerst behutsam dann doch zum Auto begleiten. Herzlichen Dank noch heute an dieser Stelle, lieber Johannes, für Deine Unterstützung. Danach folgten die schmerzhaftesten 20 Minuten Autofahrt meines Lebens. Ein Orthopäde diagnostizierte am gleichen Tag eine Ischialgie, erfreulicherweise wurde ein Bandscheibenvorfall ausgeschlossen. Wieder hatte ich noch einmal Glück gehabt. Eine Kortison-Spritze, das Mittel der Wahl, wurde verabreicht. Der Klassiker also. Der Schmerz ließ sich zunächst etwas zurückdrängen; es begannen jetzt drei sehr spannende Monate. In den folgenden Wochen gestaltete sich das Schlafen und vor allem das Aufstehen als richtige Horror-Tortur. Langes Sitzen war unmöglich. Also stand ich mehr oder weniger den ganzen Tag oder bin hin und her gelaufen. In Bewegung war der Schmerz am erträglichsten. Was half war außerdem Wärme. Meine Frau hatte ein Wärmekissen zum Umbinden besorgt, somit konnte ich den Schmerz tagsüber ertragen. Was ebenfalls hilfreich war, ein leichtes vorsichtiges Dehnen der Rückenmuskulatur, damit der Schmerzkreislauf wieder unterbrochen werden kann. Das zentrale Nervensystem kommt hier ins Spiel. Vor allem muss die Angst vor dem Schmerz überwunden werden, was eine längere Zeitspanne beansprucht sowie eine große Herausforderung darstellt. Hierbei kann erfahrungsgemäß Tai Chi und Qi Gong sehr unterstützend wirken. Diese sinnvollen Maßnahmen durfte ich dann bei meinem zweiten Heilversuch einer weiteren Ischialgie, im Januar 2022, jetzt allerdings ganz ohne Kortison, anwenden, da ich die verordneten Präventionsmaßnahmen völlig vernachlässigt hatte.

Doch nochmals zurück zu meinem „Hexenschuss“ von 2018. Das schlimmste Manöver war das Aufstehen am Morgen. Über Nacht zogen sich die Bauchmuskeln und die Lendenwirbelmuskulatur so fest zusammen, dass selbst das Umdrehen im Bett eine absolute Katastrophe war. Meine Zeitplanung war vollkommen aus dem Ruder gelaufen. Für das Aufstehen am Morgen, um mich in eine einigermaßen gerade Position zu bringen, benötigte ich tatsächlich, mit Hilfe eines Stuhls, über 1 Stunde. Zunächst richtete ich mich 15 Minuten lang auf, sodass ich zumindest schon auf dem Bett sitzen konnte. Dann hielt ich mich am Stuhl fest und zog mich langsam hoch. Nach weiteren 15 Minuten folgte der Versuch meine Hüften zu lockern. Das Stehen ohne Stütze war in den ersten Minuten nicht möglich, da die komplette Core-Muskulatur nach dem Schlafen verhärtet war. Auch der folgende Toilettengang war demnach sehr zeitintensiv. Ein Gehversuch von circa 45 Minuten, der daraufhin folgte, brachte meinen üblichen Zeitplan weiter durcheinander. Nach den ersten Schritten mit vorgestrecktem Bauch, lockerte sich langsam die Blockade und mein Körper kam in eine fast senkrechte Position. Jetzt waren leichte Dehnübungen möglich, die eine weitere Viertelstunde Zeit in Anspruch nahmen. Jetzt war das Anziehen möglich.

Dieses Prozedere dauerte 3 Wochen. Ich war jetzt für eine zweite Dosis Kortison gerne bereit, um endlich einen Heilfortschritt zu erzielen. Was ich noch nicht wusste, die Unterdrückung einer Entzündung ist keine Heilung. Ich wollte nur, mürbe durch die Schmerzen, eine Lösung finden. Aber der Orthopäde hatte mich überzeugt, dass eine zweite Spritze nichts nützen würde, wenn eine Muskulatur nach 3 Woche noch verkrampft sei. Es lägen andere Gründe vor, wie z.B. eine abgeschwächte und untrainierte Rumpfmuskulatur, um Abhilfe zu schaffen. Ich wollte nichts unversucht lassen und schaffte mir, nach seiner Empfehlung, ein Rudergerät an, damit meine Schmerzen im Rücken verschwinden. Dazu kam, dass auch meine Ängste arbeitsuntauglich zu werden, sehr dominant waren und die Schmerzintensität beeinflussten, was mir später bewusst sein wird.

Ich bestellte ein Rudergerät aus der Schweiz mit Wasserwiderstand. Der Vorteil beim Rudern ist, dass man 80% der gesamten Körpermuskulatur gleichzeitig trainiert.

Gleichzeitig trainierte ich im Zusammenspiel die Abduktoren und Adduktoren der Beine und die Muskulatur im Gesäß als Therapie beim Iliosakralgelenk-Syndrom. Dafür fanden fantastische Übungen eines