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Die vollständige Genesung von einer psychischen Erkrankung ist möglich, wenn Denken, Handeln und Fühlen ganz und gar übereinstimmen. In seinem neuen Buch "Vom Grenzgänger zum Freien Menschen" beschreibt Eckhard Neuhoff diese befreiende Erkenntnis als allmählichen Prozess der Gewahrwerdung und des immer stärkeren Erlebens seiner eigenen Ressourcen und Stärken innerhalb eines Zeitraums von etwa zwei Jahren. Die unmittelbare Folge dieser Entdeckung sind für ihn das Erleben von wirklicher Freiheit, sowie einer vollkommen freilassenden und vollständig in den Alltag integrierbaren Spiritualität. Auf diese Weise wurden das tagtägliche, bewusste Praktizieren von Freiheit und Spiritualität, in Form von tiefer Dankbarkeit gegenüber allem, was er erlebt, für Neuhoff zum Schlüssel für seinen Genesungsweg und für sein inneres Wachstum.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 127
Veröffentlichungsjahr: 2019
WIDMUNG
Dieses Buch ist zwei besonderen Menschen gewidmet:
Meiner Schwester Gisela (1950 – 2017), die meine ersten Schritte auf diesem neuen Weg mit viel Liebe und Freude begleitet hat.
Meiner großen Liebe Petra, die mich und mein Leben auf so großartige und wundervolle Weise bereichert und die ein wesentlicher Bestandteil dieses neuen Weges ist.
Danksagung
Zwei Menschen möchte ich an dieser Stelle besonderen Dank aussprechen, ohne die ich dieses Buch niemals hätte so schreiben und gestalten können:
Danke, Petra: für deine immerwährende Unterstützung, dein Interesse und deine Ermutigung. Und für deine liebevoll kritischen Korrekturen und Ideen beim Schreiben des Buches.
Danke, Sarah: für deine engagierte technische und gestalterische Unterstützung beim Buchcover.
Vorwort
Was Genesung für mich bedeutet
Das Erleben von Nachhaltigkeit
Loslassen und Bewahren
Hochsensibilität- Eine ganz neue Perspektive
Denken und Fühlen
Vom Umgang mit Angst
Sprache und Genesung
Authentizität, Glaubwürdigkeit und Lüge
Dankbarkeit üben und erfahren
Gelassenheit und Entwicklung
Liebe, Selbstliebe und Genesung
Allein und Miteinander
Die zwei Seiten der Medaille
In allem das Gute sehen können
Freiheit und Spiritualität
Die eigene Bestimmung finden
Meditation – Mein Weg zur Selbsterkenntnis
Neue Gewohnheiten ausbilden
Blick nach Innen
Rückblick und Ausblick
Als ich im Frühjahr 2016 mein Buch „Grenzgänger. Autobiografische Fragmente und der Versuch ihrer Zuordnung“ verfasste, lebte ich seit über zwanzig Jahren mit einer psychischen Erkrankung, in Form von schweren Depressionen. Damals konnte ich noch nicht erahnen, welch überraschende Auswirkungen das Schreiben meines ersten Buches auf mich und meine seelische Entwicklung haben würde. Denn auch, wenn das Schreiben an sich mir schon länger große Freude bereitete, und ich das sehr deutliche Gefühl hatte, damit etwas für mich sehr Wichtiges und Heilsames zu vollbringen, war es ein dennoch äußerst schmerzhafter und mühseliger Prozess, mich noch einmal ganz bewusst meinen erlittenen Traumata zu stellen und mir mein, nach „gesellschaftlichen“ Maßstäben, (was immer das auch genau bedeuten mag), gescheitertes Leben erneut vor Augen zu führen.
Im Vergleich dazu fiel es mir ausgesprochen leicht, dieses neue Buch zu schreiben. Denn es handelt im Gegensatz zu „Grenzgänger“ fast ausschließlich von Erfolgen in der Therapie und neugewonnenen, freiheitlichen Erkenntnissen, die mir dazu verholfen haben, meine psychische Erkrankung endgültig hinter mir lassen zu können. Ja, ich habe dieses Buch innerlich zutiefst erleichtert und befreit, als seelisch gesunder Mensch schreiben dürfen und bin darüber sehr glücklich!
Die Idee, andere Menschen mit einem neuen Buch an meinem Genesungsweg teilhaben zu lassen, entstand ursprünglich vor über einem Jahr. Binnen weniger Wochen entstand eine erste Version dieses Buches, die aber mit dem jetzigen Werk nicht mehr viel gemeinsam hat. Dann, im Rahmen eines von mir gehaltenen Vortrages im Frühjahr 2017, berichtete ich von einzelnen Genesungsschritten, die ich im Laufe der Zeit gegangen war.
Etliche dieser Schritte, so erkannte ich sowohl während der Vorbereitung auf den Vortrag, als auch beim anschließenden Gespräch mit den Zuhörern, waren mir selbst erst im Nachhinein bewusst geworden.
Umso wichtiger erschien es mir nun, mir diese Schritte und die daraus gewonnenen Erkenntnisse noch einmal deutlich vor Augen zu führen und sie so niederzuschreiben, dass sie für jeden offenen und vorurteilsfreien Menschen nachvollziehbar, plausibel und anwendbar sein können. Dabei ist es jedoch äußerst wichtig für Sie als Leser zu verstehen, dass jeder Genesungsweg vollkommen individuell ist und ich hier lediglich meine ganz subjektiven Erfahrungen und Erkenntnisse zur Verfügung stelle, ohne den Anspruch zu erheben, dass mein Weg der einzig richtige und wahre sei. Also verstehen Sie meine Schilderungen bitte nur als Anregungen und vollkommen freilassende Denkimpulse, mit denen Sie sich auch gerne kritisch beschäftigen dürfen.
Es ist meine Hoffnung und mein aufrichtiger Wunsch, dass dieses Buch allen offenen und interessierten Menschen eine Hilfe dabei sein möge, mit Mut, innerer Stärke und Freude ihren eigenen Genesungsweg zu suchen, zu finden und ihn zu beschreiten: in der Gewissheit, dass Genesung kein abstraktes Fernziel sein muss, sondern in jedem Moment des Lebens entstehen und wachsen kann!
Im Frühjahr 2019
Eckhard Neuhoff
Insbesondere chronische psychische Erkrankungen werden häufig als unabänderliches Schicksal angesehen, dem man sich in Ergebenheit zu fügen hat. Und selbst von Ärzten und Therapeuten werden einem allzu oft nur eine allmähliche Linderung und Abmilderung der Symptome in Aussicht gestellt, aber fast nie die vollständige Genesung.
Mit solch starken und äußerst wirksamen Zuschreibungen belastet, musste auch ich zunächst sehr mühsam und schmerzvoll lernen, meine Depressionen als gegeben hinzunehmen. Und das, ohne zunächst eine Idee davon entwickeln zu können, wie sich die scheinbare Endgültigkeit meiner Erkrankung womöglich hinterfragen ließe.
Während der über zwanzig Jahre, die ich mit meinen Depressionen verbringen musste, war Genesung also gemäß dessen, was ich über psychische Erkrankungen zu wissen meinte, lediglich ein für mich weit entferntes, dennoch zutiefst ersehntes, aber nicht wirklich greifbares Abstraktum, von dem ich mir kein konkretes Bild machen konnte.
Ständig dachte, erlebte und fühlte ich, dass ich krank sei und widmete meinen vermeintlich so bedrohlichen Krankheitssymptomen in Form von Müdigkeit, innerer Leere, Traurigkeit und dem so bedrückenden wie dominanten Gefühl, nicht in dieses Leben hineinzupassen, sehr viel Aufmerksamkeit. Anstatt diese Symptome, wie zu einem viel späteren Zeitpunkt, einfach mit Gelassenheit zur Kenntnis zu nehmen. Durchweg erlebte ich mich als einsam, unscheinbar und von allen Menschen missverstanden.
Dabei gab es bereits damals durchaus immer wieder kurze Momente, in denen ich mich besser fühlte, innerlich leichter und tatkräftiger. Und manchmal gelang es mir sogar, diese lichte Stimmung auszunutzen, um beispielweise meine Wohnung aufzuräumen oder um Freunde zu treffen.
Wenn ich dann am Abend auf den Tag zurückblickte, bemerkte ich sogar Zufriedenheit ob des Geleisteten und verspürte einen Anflug von Glücksgefühlen. Jedoch besaßen diese spärlichen, lichten Momente noch keinerlei Nachhaltigkeit. Und so verschwanden sie genauso schnell wieder aus meinem Gedächtnis, wie sie gekommen waren.
Es verstrichen etliche Jahre, ohne dass ich eine deutlich wahrnehmbare, oder gar dauerhafte Veränderung in meinem Leben verspürte.
Erst im Verlauf meiner letzten Therapie, die ich aus blanker Verzweiflung darüber begonnen hatte, dass ich das erste Mal überhaupt meinem Leben ernsthaft ein Ende bereiten wollte, war ich wirklich bereit für Veränderungen.
Im Nachhinein betrachtet, war es womöglich sogar absolut sinn-voll, diesen absoluten Tiefpunkt so schmerzhaft deutlich erleben, um meine Kräfte endlich zielgerichtet mobilisieren zu können. Denn erst aus dieser verzweifelten Situation heraus war ich innerlich bereit dazu, mich mit einer mir bisher gänzlich unbekannten und äußerst starken Zielstrebigkeit und Ernsthaftigkeit auf eine neue Therapie einzulassen. Ich fasste den klaren Entschluss, mit Hilfe dieser Therapie mein Leben von Grund auf zu ändern.
Doch die ersten Monate waren wirklich hart. Es schien fast so, als ob meine sämtlichen Unzulänglichkeiten, meine Ängste und auch mein innerer Widerstand gegen jedwede Veränderung, sich gegen mich verschworen hätten. Es fiel mir unglaublich schwer, mich der Gruppe gegenüber wirklich zu öffnen. Und ich lehnte zunächst aus purem Trotz, sowie aus einer tiefen inneren Verletztheit heraus, vehement jeden noch so gut gemeinten Rat ab, der von den anderen Gruppenmitgliedern kam.
Erst als meine Verzweiflung und meine Ratlosigkeit so groß wurden, dass ich nicht mehr weiter wusste und ich die Therapie schon enttäuscht abbrechen wollte, gelang es mir, meine inneren Blockaden zu überwinden. Ich öffnete mich den Menschen in der Gruppe vollständig und ohne jeden Vorbehalt. Schließlich hatte ich nichts mehr zu verlieren!
Und es geschah ein Wunder: Anstatt Ablehnung und Unverständnis zu ernten, was meinem bisherigen Erwartungshorizont entsprochen hätte, erfuhr ich zu meiner großen Überraschung und Freude so viel Verständnis, Mitgefühl und sogar Bewunderung für meinen Mut, mich vollständig zu öffnen, dass nach und nach meine Ängste verschwanden und an ihre Stelle ein unbeschreibliches Glücksgefühl, sowie eine große innere Erleichterung traten.
Was war geschehen? Heute weiß ich, dass dort eine Gesetzmäßigkeit am Werk war, die ich erst Monate später als das „Gesetz der Anziehung“ kennenlernen sollte. Dieses Gesetz besagt unter anderem, dass Gleiches von Gleichem angezogen wird und, dass jeder Herzenswunsch den ich habe, durch den unbedingten Glauben an seine bereits erfolgte Erfüllung, im Verbund mit tief empfundener Dankbarkeit, auch verlässlich in Erfüllung geht.
Während der vielen Jahre meiner Erkrankung waren mein Denken, Fühlen und Handeln fast ausschließlich auf diese Krankheit ausgerichtet gewesen. Gemäß dem Gesetz der Anziehung, zogen meine hoffnungslosen und düsteren Gedanken noch mehr Hoffnungslosigkeit und Dunkelheit, als eine sich selbst erfüllende Prophezeiung, in mein Leben hinein. Ich war in einem Strudel von Düsternis gefangen, aus dem mir ein Entkommen unmöglich erschien.
Als ich dann während der Therapie immer mehr positive Erfahrungen machen durfte, wandelte sich allmählich auch meine Blickrichtung: Ich fühlte Freude, Hoffnung und Glück über diese wunderbare Therapiegemeinschaft und richtete, zunächst unwillkürlich, mein Denken auf diese Erfahrungen aus. Dementsprechend wurde ich belohnt: Immer mehr optimistische Gedanken breiteten sich in meinem Kopf aus und ersetzten nach und nach, mit immer größerer Nachhaltigkeit, die negative Gedankenspirale der letzten Jahrzehnte.
Ich fühlte und erlebte eine deutliche Verbesserung meines Gemütszustandes und vermochte sogar, mir ein erstes, zaghaftes Bild von meiner Zukunft zu machen, in der ich ausschließlich meine Stärken und Neigungen ausleben wollte. Vermutlich wäre diese Verbesserung meines Gemütszustandes, wie schon so oft in der Vergangenheit, nicht von Dauer gewesen, wenn ich nicht schon während der Therapie damit hätte beginnen können, meinen Denk- und Verhaltensweisen mehr Aufmerksamkeit zu widmen.
Durch Petra, meine große Liebe, erfuhr ich gegen Ende meiner Therapie erstmals vom Gesetz der Anziehung und fing, zunächst sehr skeptisch damit an, mich mit diesem Gesetz ausführlicher zu beschäftigen.
Mit zunehmender Begeisterung las ich das Buch „The Secret“ der australischen Autorin Rhonda Byrne, das sich mit allen Facetten dieses Gesetzes beschäftigt und anhand sehr lebensnaher Beispiele seine praktischen Anwendungsmöglichkeiten im Alltag erläutert. Ich werde später noch einmal gesondert auf ausgewählte Aspekte dieses Gesetzes eingehen.
Binnen kurzer Zeit begriff ich, welche Auswirkungen mein Denken auf meinen Gemütszustand und meine Gesundheit haben kann: Denke ich mich krank, so bin ich krank. Denke ich mich gesund, dann bin ich es auch. Ich entschied mich bewusst dafür gesund zu sein, fühlte mich gesund und war es.
Was niedergeschrieben so unglaublich einfach klingt und bei Ihnen womöglich Skepsis hervorrufen wird, geschah natürlich nicht binnen weniger Augenblicke. In Wirklichkeit war dieses Umdenken ein langsamer und zu Beginn unmerklicher Bewusstseinswandel, der aus meiner heutigen Sicht bereits vor gut zwanzig Jahren mit dem allmählichen und zeitweilig auch mich erleichternden Begreifen meiner allerersten Diagnose, seinen zögerlichen Anfang nahm, und der auch jetzt noch immer andauert. Es war der Beginn einer langen, zunächst unbewussten Reise, hin zu meiner Genesung.
Somit hat sich Genesung für mich als ein bisweilen überaus mühseliger Weg herausgestellt. Er nahm seinen mir bewussten Anfang in dem Augenblick, als ich meine Erkrankung nach vielen Jahren des Stillstandes, der Ratlosigkeit und des dagegen Ankämpfens, erstmals überhaupt zu akzeptieren und anzunehmen vermochte.
Gegen etwas anzukämpfen, kostet ungeheuer viel Kraft. Wenn ich mich aber stattdessen dazu entschließe, das was im Moment ist, als gegeben hinzunehmen, um das Bestmögliche daraus zu machen, also für etwas eintrete: dann werden diese Kräfte frei.
Mit Hilfe dieser freigewordenen Kräfte vermochte ich den Entschluss zu fassen, genesen zu wollen. Und auch, wenn dieser Entschluss über die Jahre zwischenzeitlich immer wieder ins Wanken und in Vergessenheit geriet, war damit der erste Schritt vollzogen, mich besser verstehen zu wollen und mich damit auch ganz allmählich so annehmen zu können, wie ich in meiner Gesamtheit nun einmal bin.
Je mehr Bewusstsein ich dafür entwickeln konnte, dass meine Erkrankung nur ein Aspekt meiner Persönlichkeit ist, und ich erleben konnte, dass selbst innerhalb dieser Erkrankung, allen Schwierigkeiten zum Trotz, auch Veränderung und Entwicklung möglich sind, umso deutlicher hatte ich mein Ziel, genesen zu wollen, vor Augen. Immer besser konnte ich mir verbildlichen, wie es konkret aussehen und sich anfühlen könnte, tatsächlich gesund zu sein. Man nennt dies Visualisierung.
Je besser ich mich fühlte, umso weniger bedeutsam und bedrohlich erschienen mir plötzlich auch die einzelnen vermeintlichen Krankheitssymptome. Ich sah sie nicht länger als Ausdruck einer Erkrankung, sondern als ganz normale und alltägliche, menschliche Gemütszustände, die selbstverständlich auch wieder vorübergehen. Als ich dann in den letzten Monaten immer mehr die schier unglaubliche Kraft meines Denkens erleben durfte und zu erkennen vermochte, dass es ausschließlich an mir liegt, gesund sein zu wollen, fiel mir die Entscheidung leicht.
Ich begriff Stück für Stück, dass Gesundheit eine bewusste Entscheidung ist, die ich an jedem Tag aufs Neue zu treffen habe und, dass ich aktiv etwas dafür tun muss, um diesen wunderbaren Zustand nicht nur zu halten, sondern ihn auch fortwährend zu verbessern und zu festigen. Ich begriff Genesung schlussendlich als einen Prozess, dessen Intensität und Erlebbarkeit davon abhängt, wie bewusst und innerlich bereit ich mich ihm zuwende.
Ein äußerst wichtiger Schritt auf meinem Genesungsweg war und ist es nach wie vor, Nachhaltigkeit in restlos allem, was ich denke, fühle und tue, wirklich zu spüren und zu erleben.
Wenn ich beispielsweise früher nach einer Therapiesitzung hoffnungsvoll glaubte, eine wichtige Erkenntnis in Bezug auf mich und meine Erkrankung gewonnen zu haben, dann entpuppte sich diese Erkenntnis in den meisten Fällen als äußerst flüchtig. Und sie verschwand so schnell, wie sie zu mir gekommen war; zusammen mit dem damals so trügerischen Gefühl der Hoffnung.
In fast allen Bereichen meines Lebens verspürte ich während der Zeit meiner Erkrankung einen großen Mangel an Nachhaltigkeit. So erwiesen sich auch meine Liebesbeziehungen als nicht sonderlich haltbar, genauso wie mein Durchhaltevermögen in sämtlichen Lebenslagen.
Selbst wenn ich mit großer Begeisterung etwas Neues ausprobieren wollte, war diese Begeisterung ganz schnell verflogen und ich verfiel wieder in meinen alten Trott.
Zunächst betrachtete ich sowohl mein fehlendes Durchhaltevermögen, als auch die Flüchtigkeit von Ideen und Visionen für mein Leben, als einen unabänderlichen Charakterzug von mir - ganz so, wie meine verstorbene Mutter es mir immer eingeredet hatte. Es war ein fest in Stein gehauener Glaubenssatz, mit ironischer Weise überaus großer Nachhaltigkeit.
Erst während der letzten Jahre begann eine zunächst unmerkliche Veränderung: Mit großer Begeisterung und Entschlossenheit begann ich 2011 damit, Texte und Gedichte für meinen Blog, damals noch unter dem Namen: „Gedankenwelt eines Psychos“, heute „Entwicklungsstufen“, zu verfassen. Und wider mein Erwarten hielt diese Begeisterung selbst in Zeiten an, in denen ich wegen meiner Depressionen nicht zu viel Aktivität imstande war.
Mit einem Mal fühlte ich eine tiefe Verpflichtung mir gegenüber, dieses Projekt gegen jeden inneren Widerstand fortzuführen. Durch das regelmäßige Schreiben war unversehens ein Samenkorn in mich gelegt worden, das allmählich Wurzeln geschlagen hatte und deutlich spürbar zu wachsen begann, als ich im Jahr 2016 mit meinem Buchprojekt „Grenzgänger“ befasst war. Noch während des gesamten Zeitraums, in dem ich an diesem Buch arbeitete, war ich mir nicht sicher, ob ich es würde zuende bringen können.
Umso größer waren dann mein Stolz und meine Zufriedenheit, als ich das erste gedruckte Exemplar in meinen Händen hielt. Es war mir tatsächlich gelungen, etwas zuende zu bringen!
Zur gleichen Zeit bemerkte ich zu meiner großen Überraschung und Freude auch in anderen Bereichen meines Lebens eine Veränderung: Ich erlebte fortwährende Entwicklung und Fortschritte in der Therapie. Dieses Mal aber keinesfalls flüchtig und vorübergehend, sondern nachhaltig. Ich stellte fest, dass es mir von Sitzung zu Sitzung leichter fiel, mich zu öffnen und mich dabei gleichzeitig auch meinen Mitpatienten voller Empathie zuzuwenden.