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Dieses Buch wendet sich an kreative und handwerklich begabte Menschen, die eigene Produkte fertigen und verkaufen möchten oder dies bereits tun und die Produktion optimieren möchten. Nachdem eine Produktidee geboren ist und die ersten Prototypen Begeisterung im Freundes- und Kollegenkreis erzeugt haben, steht der Heimwerker oder neudeutsch "Maker" vor der Entscheidung, wie und ob es kommerziell weitergehen soll. Hat man als Heimwerker einen Hauptberuf und private Verpflichtungen, ist das Risiko einer Start-up-Unternehmung häufig nicht tragbar und gewünscht. In diesem Falle bleibt die Option eines klassischen Kleingewerbes. Dazu sind zwei Transformationen nötig: Der Fertigungsprozesses wird von einem "Basteln" zum "Produzieren". Der Vertrieb und Verkauf wird von einem "Verkauf an Freunde gegen einen Obulus" zu einem "Auftritt als gewerblicher Verkäufer". Sobald sich dann erste Erfolge im Verkauf einstellen, muss die Produktion erhöht werden und die aufgebaute Serienfertigung muss optimiert werden. Dieses Buch unterstützt den ehemaligen "Maker" bei diesen Schritten: Im ersten Abschnitt werden zunächst die rechtlichen Rahmenbedingungen und die benötigte Verwaltung kurz angerissen. Der zweite Abschnitt beschreibt den Aufbau der betrieblichen Kernprozesse (Arbeitsvorbereitung, Produktion und Marketing/Verkauf/Versand) für ein produzierendes Kleingewerbe. Der letzte Abschnitt behandelt die Optimierung der Kernprozesse mit einem besonderen Fokus auf die Fertigung. Das Buch beschreibt im dritten Abschnitt zunächst die grundsätzliche Herangehensweise einer Produktionsoptimierung, die auf alle Fertigungsarten übertragbar ist. Nachfolgend wird die Anwendung der Optimierung in der Holzverarbeitung mit vielen Beispielen gezeigt. Die Prozesse und Maßnahmen sind auf eine "Mittelserienfertigung", d. h. eine Fertigungsrate von mehr als 20 Produkten pro Monat bzw. mehr als ein Produkt pro Tag, ausgerichtet.
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Seitenzahl: 78
Veröffentlichungsjahr: 2017
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Vom Maker zum Manufacturer
Aufbau und Optimierung einer kommerziellen Klein- bis Mittelserienfertigung.
Kai Altstaedt
Über den Autor:
Kai Altstaedt ist Informatiker und arbeitet hauptberuflich in der Fertigungsindustrie. Er lebt bei Hamburg, ist verheiratet und hat eine Tochter.
Holzarbeiten waren schon immer eins von Kai Altstaedts Hobbys. Mit der Entwicklung der Lambda-Ladestation wurde aus dem Hobby „Handwerken“ das Hobby „Firma“. Unter dem Namen “Lambdasign” fertigt und vertreibt er seit 2015 Ladestationen für Smartphones aus Massivholz. Der kommerzielle Erfolg der Ladestationen erforderte eine erhöhte Produktionsrate. Um neben Frau, Kind, Haus und Hund eine erhöhte Fertigungsrate umzusetzen, wurden deswegen industrielle Standardverfahren zur Reduktion der Produktionszeiten auf die Holzbearbeitung angewendet und über diesen Weg konnte die Fertigung der Ladestationen industrialisiert werden.
Impressum
Texte:
© Copyright by Kai Altstaedt
Umschlag:
© Copyright by Kai Altstaedt
Verlag:
Kai Altstaedt
Schäferkamp 8
22869 Schenefeld
Inhalt und Motivation
Dieses Buch wendet sich an kreative und handwerklich begabte Menschen, die eigene Produkte fertigen und verkaufen möchten oder dies bereits tun und die Produktion optimieren möchten.
Nachdem eine Produktidee geboren ist und die ersten Prototypen Begeisterung im Freundes- und Kollegenkreis erzeugt haben, steht der Heimwerker oder neudeutsch „Maker“ vor der Entscheidung, wie und ob es kommerziell weitergehen soll. Hat man als Heimwerker einen Hauptberuf und private Verpflichtungen, ist das Risiko einer Start-up-Unternehmung häufig nicht tragbar und gewünscht. In diesem Falle bleibt die Option eines klassischen Kleingewerbes. Dazu sind zwei Transformationen nötig: Der Fertigungsprozesses wird von einem „Basteln“ zum „Produzieren“. Der Vertrieb und Verkauf wird von einem „Verkauf an Freunde gegen einen Obulus“ zu einem „Auftritt als gewerblicher Verkäufer“. Sobald sich dann erste Erfolge im Verkauf einstellen, muss die Produktion erhöht werden und die aufgebaute Serienfertigung muss optimiert werden.
Dieses Buch unterstützt den ehemaligen „Maker“ bei diesen Schritten:
Im ersten Abschnitt werden zunächst die rechtlichen Rahmenbedingungen und die benötigte Verwaltung kurz angerissen. Der zweite Abschnitt beschreibt den Aufbau der betrieblichen Kernprozesse (Arbeitsvorbereitung, Produktion und Marketing/Verkauf/Versand) für ein produzierendes Kleingewerbe. Der letzte Abschnitt behandelt die Optimierung der Kernprozesse mit einem besonderen Fokus auf die Fertigung.
Das Buch beschreibt im dritten Abschnitt zunächst die grundsätzliche Herangehensweise einer Produktionsoptimierung, die auf alle Fertigungsarten übertragbar ist. Nachfolgend wird die Anwendung der Optimierung in der Holzverarbeitung mit vielen Beispielen gezeigt. Die Prozesse und Maßnahmen sind auf eine „Mittelserienfertigung“, d. h. eine Fertigungsrate von mehr als 20 Produkten pro Monat bzw. mehr als ein Produkt pro Tag, ausgerichtet.
Die Motivation zum Schreiben dieses Buches ist aus den vielen Rückfragen aus sozialen Medien in der „Maker“-Szene erwachsen. Ein Teil der Fragen bezog sich auf die Rahmenbedingungen, wie man „nebenbei“ ein Kleingewerbe betreiben kann. Der andere Teil der Fragen bezog sich auf die Methodik, wie man eine Serienfertigung aufbauen und so optimieren kann.
DanksagungMein ganzer Dank gilt meiner Frau, die zwar nichts mit meinem Hobby zu tun haben will, mir aber dennoch für all diese Aktivitäten den Rücken freihält.
Inhaltsverzeichnis
1. Rechtliche Rahmenbedingungen und Verwaltung
1.1 Gewerbliche Tätigkeit
1.2 Rechnungen stellen
1.3 Ausgaben festhalten
1.4 Versand
1.5 Softwarelizenzen
1.6 Buchhaltung und Ablage
1.7 Separation der Geldflüsse
2. Aufbau Kernprozesse
2.1 Arbeitsvorbereitung
2.2 Produktion
2.3 Verkauf, Marketing und Versand
2.4 Planung
3. Optimieren der Kernprozesse
3.1 Herangehensweise
3.2 Optimieren des Arbeitsablaufs
3.3 Optimierung der Fertigungsschritte
3.4 Optimierung des Designs
4. Fazit und Ausblick
5. Anhang: Beispiel einer Verwaltung mit einer Tabellenkalkulation
5.1 Verkäufe
5.2 Rechnungserstellung
5.3 Ausgaben
5.4 Statistik
5.5 Lagerbestand
6. Anhang: Kommentierte Werkzeug- und Lieferantenliste
6.1 Hardware
6.2 Software
6.3 Lieferanten
Es gibt im Internet diverse Quellen zum Thema „Existenzgründung“, welche Firmengründungen detailliert beschreiben. Diese richten sich jedoch in der Regel an Firmengründungen, die das Ziel einer Firma im Hauptberuf haben. Das ist für die primäre Zielgruppe dieses Buches häufig überdimensioniert. Wenn man „nur“ mit einem produzierenden Hobby ein wenig Geld verdienen möchte, stehen Business-Pläne und rechtliche Aspekte von Plattformen wie „Kickstarter“ im Hintergrund. Das Ziel soll hier lediglich sein, effizient und korrekt in einen überschaubaren kommerziellen Betrieb zu starten. Die im Folgenden beschriebenen Punkte sind eine aus der Erfahrung und Nachfragen geborene Liste der formalen Eckpunkte für diesen Anwendungsfall.
Wenn man Produkte mit einer kommerziellen Absicht, d. h. für einen Verkauf, herstellt, betreibt man ein Gewerbe und in Deutschland muss man dafür einen Gewerbeschein anmelden. Die Kosten für die Anmeldung sind dabei mit 15 bis 70 € (Stand 2017) überschaubar.
Wird dem Gewerbe neben einer Hauptbeschäftigung nachgegangen, muss diese Nebentätigkeit dem Arbeitgeber bekanntgegeben werden. Dies ist auch nötig, wenn es „eigentlich nur“ als Hobby betrieben wird. Durch die gewerbliche Absicht wird es zu „Arbeit“ und damit meldepflichtig. Das hat unter anderem auch versicherungstechnische Gründe: Dauert die Haupttätigkeit 8 h und wird und danach noch 3 h zu Hause gearbeitet, wird die gesetzliche Maximal-Arbeitszeit von 10 h pro Tag überschritten. Wenn einem dann ein Holzbrett auf den Fuß fällt, hat man ein Versicherungsproblem.
Bis zu einem Jahresumsatz von 17.500 € (Stand 2017) kann man gegenüber dem Gesetzgeber als „Kleingewerbetreibender“ auftreten. Die Klassifikation als „Kleingewerbetreibender“ bedeutet in der Folge einen kleineren bürokratischen Aufwand.
Für jeden Verkauf ist eine Rechnung zu stellen. Im Internet gibt es diverse Vorlagen für Rechnungen, die dafür benutzt werden können. Ein Vorteil des Status als Kleingewerbetreibender ist, dass man keine Umsatzsteuer ausweisen muss. Dies sollte auf der Rechnung explizit ausgewiesen sein. Beispieltext für das Ausweisen auf einer Rechnung: „Es wird gemäß §19 Abs. 1 Umsatzsteuergesetz keine Umsatzsteuer erhoben.“
Sobald man anfängt, gewerblich aktiv zu sein, sollte man jede und wirklich jede Ausgabe für das Gewerbe dokumentieren. Sei es ein Paket Druckerpapier vom Discounter oder ein Staubsaugerbeutel.
Am Ende eines Jahres müssen in der Steuererklärung die Einnahmen und Ausgaben ausgewiesen werden. Wenn 300 € eingenommen wurden und keine Ausgaben vorzuweisen sind, müssen die 300 € mit dem eigenen Steuersatz versteuert und der Gewinn somit mit dem Staat geteilt werden. Der Staubsaugerbeutel für 10 € bedeutet dann bei einem Steuersatz von 50 % satte 5 € mehr, die übrig bleiben. Von daher sollte man genau protokollieren, was man ausgibt, um zu dokumentieren, dass man nicht nur Gewinne abschöpft, sondern auch die Wirtschaft durch Investitionen ankurbelt.
Es ist sinnvoll auch gleich zu protokollieren, wo eingekauft wurde. Die Fahrten zum Baumarkt, Discounter etc. sind Wegstrecken, die bei der Steuererklärung angegeben werden können.
Produkte werden in der Regel für den Versand verpackt. Gemäß der Verpackungsverordnung (VerpackV) ist der Hersteller verpflichtet, für eine Rücknahme der Verpackung zu sorgen. Dies gilt auch für Kleingewerbetreibende. Die Erfüllung dieser Pflicht ist logistisch nicht trivial, aber findige Dienstleister haben diese Marktlücke erkannt und bieten hier entsprechende Produkte an. Wie bei dem Emissionshandel kann die Verpflichtung zur Entsorgung an einen Dritten übertragen werden. Im Internet sind diverse Anbieter zu finden, bei denen Rücknahmeleistungen wie z. B. „Rücknahme von 20 kg Pappe in 2017“ erworben werden können, so dass damit die Verpflichtung gemäß VerpackV erfüllt wird.
Einige Computerprogramme haben Lizenzmodelle, die eine kostenfreie Nutzung nur im Rahmen von nichtprofessioneller Tätigkeit erlauben oder die Anzahl der Installationen bei professioneller Nutzung anders behandeln. Es ist nur fair gegenüber dem Softwareproduzenten, durch dessen Software man Geld verdient, diesen auch für seinen Aufwand zu entlohnen.
Falls man im Eifer des Aufbaus vergessen hat, diesen Aspekt zu betrachten, sollte man aktiv werden. Durch die Nutzung sozialer Medien für das Marketing und den Verkauf ist das „Risiko“, unerwartet sehr bekannt zu werden, höher, als wenn man nur auf Weihnachtsmärkten oder im Freundeskreis verkauft. Wenn man dann bekannt geworden ist und auf den Bildern eine verwendete Software erkennbar ist, könnte die Lizenzabteilung des Herstellers aktiv werden.
Für Verwaltung eines kleinen Gewerbes müssen keine Buchhaltungsabteilungen aufgebaut werden. In der Regel sind zunächst zwei Ordner und eine Tabellenkalkulation ausreichend.
Zwei physische Ordner sollten gepflegt werden: „Einnahmen“ und „Ausgaben“. Jede gestellte Rechnung wird ausgedruckt und abgeheftet. Jede erhaltene und bezahlte Rechnung wird abgeheftet und die Ausgabe wird in der Tabellenkalkulation/Warenwirtschaft eingetragen. Auch Kassenbons vom Baumarkt gelten dabei als „Rechnung“ und werden als solche mit einer laufenden Nummer archiviert, d. h. auf ein Blatt Papier geklebt und im Rechnungsordner abgeheftet.
Für die Verwaltung der Geld- und Materialflüsse eines Kleingewerbes genügt in der Regel eine Tabellenkalkulation. Es sind im Wesentlichen nur Einnahmen durch Verkäufe, Ausgaben und der Warenbestand zu verwalten.
In “Anhang: Beispiel einer Verwaltung mit einer Tabellenkalkulation“ wird die Tabellenkalkulation vorgestellt, die der Autor für die Verwaltung entwickelt hat.
Ab einem gewissen Umsatz sollten die Geldflüsse des Gewerbes von den privaten Geldflüssen getrennt werden. Mit der Hausbank kann man dafür in der Regel eine günstige Lösung mit z. B. Unterkonten finden. Transaktionen, die vom privaten Konto erfolgen (z. B. das Kaufen von Briefmarken), können dann irgendwann mit einer Überweisung vom Geschäftskonto auf das Privatkonto sauber dokumentiert werden.
Da am Ende eines erfolgreichen Geschäftsjahres auch Steuern auf den Gewinn fällig werden, ist ein separates Konto auch eine gute Möglichkeit, das dafür fällige Geld zurückzulegen.
Für das Betreiben eines produzierenden Gewerbes sind einige grundsätzliche Tätigkeiten bzw. Betriebsprozesse identifizierbar. Wenn der Gewerbebetrieb aus einem Hobby wächst, ist der Betreiber der jeweiligen Prozesse am Anfang immer die gleiche Person. Wird der Gewerbebetrieb größer, werden diese Prozesse typischerweise auf verschiedene Personen verteilt.