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Die gesellschaftlichen Entwicklungen in der heutigen Welt machen deutlich, wie wichtig es ist, die Grundrechte der europäischen Demokratie für den selbstbestimmten Menschen vorbehaltlos zu verteidigen. Die Verteidigung der Grundrechte beginnt mit der Frage nach dem objektiven Sinn des Lebens. Viele der aktuellen deutschen Philosophen bestreiten, dass es einen objektiven Sinn des Lebens gibt. Für Naturwissenschaftler hingegen ist das Leben keineswegs zufällig entstanden. Nach ihrem Wissensstand hat eine Superintelligenz - man könnte sie auch den Gott des Seins nennen - ganz bewusst die Naturgesetze geschaffen und so fein aufeinander abgestimmt, dass sich zwangsläufig aus toter Materie lebende Organismen mit eigenem Bewusstsein und einer eigenen Intelligenz entwickeln haben. Ohne Intelligenz gibt es kein Leben. Leben ist Intelligenz. Diese Intelligenz bedeutet beim Menschen - soll sie die von der Natur vorgegebenen Funktionen voll erfüllen - die Fähigkeit zum eigenen, zum selbständigen Denken und Handeln, wie es auch in den Menschenrechten formuliert ist. Insoweit haben die Menschenrechte universale Geltung. Gleichwohl finden die Selbstbestimmungsrechte des Menschen in aller Welt immer weniger Anerkennung. Und selbst bei uns in unserer Demokratie sind sie bedrohter denn je. Die größte Gefahr geht von den neuen Informationstechnologien aus. Unter dem Vorwand, eine neue, eine schönere Welt zu schaffen, in der die generative Künstliche Intelligenz alles für den Menschen übernimmt - selbst das Denken -, werden wir fremdgesteuert, verlieren unser eigenes schöpferisches Potential und unsere Urteilsfähigkeit. Eine ebenso große Gefahr für den selbstbestimmten Menschen und die Demokratie sind die Religionen, die sich auf den Koran stützen. Viele der Glaubenssätze des Koran widersprechen fundamental den Grundrechten, die die existentielle Grundlage unserer demokratischen Gesellschaft bilden.
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Seitenzahl: 904
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Dieses Buch widme ich meinem Schwiegervater, Prof. Dr. Felix Zymalkowski, mit dem ich in den 60er Jahren viele interessante Diskussionen zu diesem und anderen Themen hatte.
Das Buch widme ich auch meiner lieben Frau Brigitte, meiner Biggi, die sich unzählige Male anhören musste: das habe ich auch in meinem Buch beschrieben.
Vorwort
Kapitel 1:
Der objektive Sinn des Lebens, die Entwicklung der Intelligenz
Intelligenz der belebten Natur
Intelligenz bei Tieren
Orientierungssinn
Medizinisches Wissen
Herstellen von Werkzeugen
Kooperation
Sozialverhalten
Emotionen
Gleichgeschlechtliche Partnerschaften
Wohnungs- und Städtebau
Schmerzempfindung
Evolution durch Intelligenz
Intelligenz bei Pflanzen, Pilzen und Zellen
Soziales Verhalten bei Pflanzen
Kein Leben ohne Intelligenz
Demut vor der zur Perfektion entwickelten Natur
Die Intelligenz und der freie Wille
Künstliche Intelligenz
Fremde Intelligenz im Universum
Die Gaia-These, das Universum als Superintelligenz
Künstliche Intelligenz, der menschliche Geist, die menschliche Seele
Künstliche Intelligenz und das Ende der Erde
Kapitel 2:
Der selbstbestimmte Mensch
Der selbstbestimmte Mensch und die Demokratie
Der selbstbestimmte Mensch und der freie Wille
Die Christliche Kirche als Staatsreligion
Die Bauernaufstände
Die Zeit der Aufklärung – mit Wissen gegen den religiösen Glauben
Das Aufkommen der Demokratie
Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation
Das Selbstbestimmungsrecht des Menschen
Volksbegehren und Volksentscheid
Bürgerräte
Freiheit und Bildung
Kritisches Denken
Pflicht zur Bildung
Die Grenzen der Freiheit
Meinungsfreiheit und Lügen
Cancel Culture
Verbote und Gebote des Staates
Schöne neue Welt
Verlust der Kreativität
Kapitel 3:
Die Künstliche Intelligenz
Künstliche Intelligenz und Moral
Regeln für die Entwicklung und den Einsatz der Künstlichen Intelligenz
Positive Aspekte der KI
Das Gehirn in der Petrischale
Die Künstliche Intelligenz und die Gentechnik
Gene Drive
Millionen Jahre Entwicklung der biologischen Intelligenz
Künstliche Intelligenz und eigene Rechtspersönlichkeit
Negative Aspekte der Künstlichen Intelligenz
Algorithmen
Arbeitsplatzabbau
Gesichtserkennungstechniken
Pegasus
Überwachung von Mitarbeitern
Brainhacking
Avatare
Virtual und Augmented Reality
Digitalisierung der Gedanken
ChatGPT
ChatGPT und die sozialen Werte
Die negativen Aspekte der ChatGPT
Künstliche Intelligenz als Herrscher der Gesellschaft
Die Auswirkungen der KI auf den selbstbestimmten Menschen und die Demokratie
Virtuelle statt reale Welt.
Kampf zwischen künstlicher und biologischer Intelligenz
Amish People, Ludditen, Daoisten
Kapitel 4:
Der Islam – eine friedliche oder Gewalt geneigte Religion?
Bedeutung des Begriffes »Islam«
Die zwei Seiten des Koran.
Gewalt bei der Entstehung des Islam
Gewalt bei der Nachfolge des Propheten
Gewalt bei der Verbreitung des koranischen Glaubens
Gewalt im Koran
Gewalt in Form der Apostasie
Fatwas, Todesfatwas
Ehrenmorde
Gewalt in den islamischen Ländern
Islamische Terrorgruppen
Islamischer Terror in den westlichen demokratisch orientierten Ländern
Gewalt durch Salafisten
Entwicklungsaussichten des Islam in der demokratischen Welt
Kapitel 5:
Der Koran und das Grundgesetz
Das Recht auf Wahrung der Würde des Menschen
Das Recht auf freie Entfaltung der eigenen Persönlichkeit (Art 2 Absatz 1 GG)
Das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit
Die Gleichberechtigung von Mann und Frau
Das Recht auf Glaubens- und Meinungsfreiheit
Das Gewaltmonopol des Staates
Viele Glaubenssätze nicht mit der Verfassung vereinbar
Religionsfreiheit nur in den Grenzen der Verfassung
Der Koran in der Praxis
Widersprüche im Koran
Zur kulturellen Überlegenheit des Islam
Der Islam und die Integration in die demokratische Gesellschaft
Der Koran und die Toleranz
Die christlichen Kirchen
Schlussfolgerungen
Verfassungskonforme Auslegung des Koran
Kommentierter Koran
Kapitel 6:
Das muslimische Kopftuch in der Demokratie
Das muslimische Kopftuch in der nationalen Rechtsprechung
Das Bundesverfassungsgericht
Urteil vom 16. Mai 1995 – 1 BvR 1087/91
Urteil vom 24. September 2003 – BvR 1436/02
Beschluss vom 27. Januar 2015 – 1 BvR 471/10)
Beschluss vom 27. Juni 2017 - (2 BvR 1333/17)
Beschluss vom 14. Januar 2020 – 2 BvR 1333/17
Kopftuch tragende Betreuerinnen in Kindergärten
Neue Gesetze zur Neutralitätspflicht des Staates
Gerichtshof der Europäischen Union
Urteile vom 14. März. 2017, C – 157/15 und C – 188/15
Urteil vom 15. Juli 2021 C – 804/18 und C – 341/19
Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte
Das muslimische Kopftuch in den islamischen Ländern
Afghanistan, Iran und die Türkei
Die Bedeutung des muslimischen Kopftuches und anderer Verschleierungen in Deutschland
Kopftuch als Ausdruck der Freiheit?
Kopftuch als Schutz gegen Sexualisierung in der Mode
Das Kopftuch als politisches Symbol auch in der Demokratie
Schlussfolgerungen
Abbau der Demokratie durch Parallelgesellschaften und radikale Parteien.
Gleichbehandlung von Weltanschauung und Religion
Religiöse muslimische Symbole in den EU Ländern
Verschleierungsverbote in Deutschland
Verschleierungsverbote nur bundeseinheitlich regeln
Keine Gleichsetzung von Kopftuch und anderen religiösen Zeichen wie Kruzifix und Kippa
Der Muezzin-Ruf
Beten von Muslimen in öffentlichen Räumen
Kapitel 7:
Ethikunterricht
Der Islam und die demokratischen Werte
Bekenntnisorientierter Islamunterricht
Moscheeschulen, soziale Netzwerke im Internet
Der Islam in europäischen Ländern
Frankreich
Spanien
Belgien
Änderung des Grundgesetzes
Ethikunterricht..
Vermittlung demokratischer Werte schon im Kindergarten
Freiheit in der Kindererziehung
Kritisches Denken in der Demokratie
Chinas »Eine-Welt-Ordnung«
Gemeinsinn
Bereitschaft zum Kompromiss.
Hass, Hetze und Gewalt in der Demokratie
Gewalt bei Kindern
Respekt vor dem anderen, sachbezogene Diskussionen
»We’ ve learnt that quiet isn’t always peace« Amanda Gorman bei der Amtseinführung von Präsident Biden im Jahre 2021
Man kann es sich kaum vorstellen, noch in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts waren viele Menschen in der westlichen Welt überzeugt, dass nur der Mensch über eine Intelligenz verfügt. Intelligente Verhalten von Tieren wurden als Instinkte abgetan, die vererbt wurden. Erst in den letzten Jahrzehnten des neuen Jahrhunderts haben sich immer mehr Wissenschaftler mit dem Verhalten von Tieren befasst und festgestellt, dass es überall in der Tierwelt intelligentes Verhalten gibt. Inzwischen haben Wissenschaftler auch bei Pflanzen und Pilzen intelligentes Verhalten erkannt.
Es gibt inzwischen Wissenschaftler, die sogar in einem der kleinsten Bausteine des Lebens, der Zelle, intelligentes Verhalten sehen. Brian Ford hat 2010 in der Zeitschrift »New Scientist« die These aufgestellt, dass Zellen nicht nur Bausteine für größere Organismen sind, sondern über nahezu alle Funktionen solcher Organismen verfügen, Zellen seien eigenständige intelligente Lebewesen.
Im 21. Jahrhundert ist endlich auch in den westlichen Kulturen die Einsicht eingekehrt, dass Intelligenz keineswegs ein Alleinstellungsmerkmal des Menschen ist.
Faktenbasiertes Wissen hat dazu geführt, die Vorstellung von der Erde als Mittelpunkt des Universums zu erschüttern. Ein neu entwickeltes Fernrohr hatte den Anfang gemacht und nachgewiesen, dass die Erde nicht der Mittelpunkt der Welt ist. Während die Religionen die Menschen Jahrtausende zwangen und auch noch heute zwingen zu glauben, die Welt sei in 7 Tagen von Gott geschaffen worden, haben die Wissenschaften nachgewiesen, dass dem nicht so war. Religionen lassen sich selbst in unseren Zeiten nicht durch eindeutige wissenschaftliche Erkenntnisse erschüttern. Sie lehnen nach wie vor die Urknall - und die Evolutionstheorie ab. Die Natur lässt sich aber nicht verleugnen oder gar verbieten. Sie handelt unerbittlich nach ihren eigenen Gesetzen. Der offensichtlichste Beweis sind die Naturkatastrophen, die Folge des vom Menschengemachten Klimawandels sind.
In unserer Zeit werden wissenschaftliche Erkenntnisse über die Entstehung der Welt dank neuer Techniken zudem auch immer schneller über den Haufen geworfen. Vor kaum einhundert Jahren ist die These entwickelt worden, das Universums sei durch einen Urknall entstanden. Heute erschüttern Wissenschaftler die These vom Urknall schon wieder. Sie behaupten, die beiden technisch modernsten Teleskope Hubble und James Webb hätten Daten geliefert, die die These vom Urknall zu widerlegen scheinen.
Was aber besonders interessant ist: die Wissenschaftler glauben auch, aus den Daten der beiden Teleskope herauslesen zu können, dass sogar die dunkle Energie im Universum Intelligenz besitzt.
Die Vorstellung ist vollständig neu, aber faszinierend, wonach es überall im Universum Intelligenz gibt: bei den Lebewesen auf der Erde, in der Natur auf der Erde insgesamt und sogar im Universum. Steckt eine Superintelligenz dahinter, die alles geschaffen hat? Man kann diese Superintelligenz, die das Universum geschaffen hat, diesen Gott des Seins auch als Gott des Lebens bezeichnen, als Gott, der Leben schaffen und erhalten, nicht zerstören will.
Wie falsch war doch die europäische Vorstellung, dass Intelligenz nur beim Menschen vorkommt.
Aber mit der späten Erkenntnis, dass es überall in der Natur Intelligenz gibt, ist es nicht getan. Es drängt sich die Frage auf, warum die Natur auf die Entwicklung der Intelligenz setzt. Man muss sich fragen, warum seit dem Urknall – wenn wir bei der bisher noch geltenden These von der Entstehung des Universums ausgehen – eine Entwicklung eingesetzt hat, die bis heute anhält. Die Entwicklung hätte doch mit dem Urknall stehen bleiben können, ohne Leben zu entwickeln.
Aktuelle Philosophen in Deutschland meinen, es gebe keinen objektiven Sinn des Lebens. Jeder Mensch könne sich aber einen eigenen, subjektiven Sinn des Lebens geben, etwa in der Beschäftigung mit Kunst.
Für viele Wissenschaftler aber ist klar, dass die Entwicklung des Lebens keineswegs zufällig ist. Sie haben die für die Entstehung des Lebens erforderlichen chemischen Zutaten überall im Universum nachgewiesen. Die vielen schwarzen Löcher im All sollen dafür verantwortlich sein, dass die chemischen Zutaten auch relativ gleichmäßig im ganzen All verteilt sind. Andere sind der Meinung, dass die chemischen Zutaten für das Leben schon allein auf der Erde in den schwarzen, bzw. den weißen Rauchern auf dem Boden der Ozeane zu finden sind. Für die Wissenschaftler ist jedenfalls klar, dass dank der Naturgesetze die Entstehung des Lebens und damit der Intelligenz zwangsläufig gewesen ist. Erst die Intelligenz schafft Leben. Ist womöglich die Entwicklung der Intelligenz der objektive Sinn des Lebens? Welche Schlussfolgerungen lassen sich für den Menschen daraus ziehen?
In der Tat liefert die Natur viele Hinweise dafür, dass es objektiver Sinn des Lebens ist, Intelligenz zu entwickeln. Dank seiner Sprache und dank seiner Fingerfertigkeiten ist die Entwicklung der Intelligenz beim Menschen am weitesten fortgeschritten. Mit seinen physischen Fähigkeiten konnte der Mensch sein Wissen an andere Menschen und an künftige Generationen weitergeben. Dies ermöglicht dem Menschen, frei zu denken und frei zu handeln. Mit anderen Worten: auf Grund seiner Intelligenz stehen dem Menschen die Freiheitsrechte zu, die in den Menschenrechten formuliert sind. Insoweit haben diese Rechte natürlicherweise universale Geltung.
Aristoteles erkannte als Erster, dass die Intelligenz den Menschen in die Lage versetzt, über sein Schicksal selbständig zu entscheiden. Die Idee vom selbstbestimmten Menschen war geboren. Mit der Idee vom selbstbestimmten Menschen entwickelte sich in Griechenland auch die Idee von der Demokratie. Die Zeit der Herrschaft von Perikles (493 bis 429 v. Chr.) wird als das goldene Zeitalter der Demokratie bezeichnet. Reste demokratischer Strukturen fanden sich später noch in der Römischen Republik und im frühen Mittelalter in den italienischen Stadtstaaten.
Das Aufkommen der Ein-Gott-Religion des Christentums vor 2000 Jahren setzte allerdings Entwicklungen in Gang, die Europa über viele Jahrhunderte hinweg bis heute beschäftigen sollten.
Die frühe Römische Republik hatte sich dadurch auszeichnet, dass jeder Bürger frei war, seine eigenen Götter anzubeten. Der christliche Glaube allerdings war zunächst verboten. Dies änderte sich entscheidend, als im Imperium Romanum Kaiser Constantin im Jahre 313 die christliche Religion anerkannte. Der christliche Gott soll ihm in der Nacht vor der Schlacht an der Milvischen Brücke erschienen sein und ihm mit den Worten „Unter diesem Kreuz wirst Du siegen“ erlaubt haben, das Kreuz in die Schlacht zu tragen. Kaiser Theodosius I. siegte und erklärte schließlich im Jahre 380 die christliche Religion zur Staatsreligion. Von da an wurden die »Ungläubigen«, die Heretiker, verfolgt. Die Inquisition der katholischen Kirche forderte über die Jahrhunderte hinweg viele Tausende, die Glaubenskriege in Europa Millionen von Opfern.
Gegen den Zwang, nur das zu glauben, was die christliche Glaubenslehre vorgab, wehrten sich im Laufe der folgenden Jahrhunderte immer mehr Menschen, die sachlich, logisch denken konnten. Die Zeit der Aufklärung brachte den großen Bruch zwischen der Kirche und der Gesellschaft. Die Menschen waren nicht mehr bereit, sich von den christlichen Religionen zwingen zu lassen, Dinge zu glauben, die sich in der Wirklichkeit nicht beweisen ließen. Hiergegen wehrten sich insbesondere Denis Diderot und Jean-Baptiste d’Alembert in Frankreich mit ihrer berühmten Enzyklopädie. In diesem vielbändigen, 1751 erstmals erschienenem Werk trugen sie das damals bekannte Wissen der Menschheit zusammen. Schon vor dieser Enzyklopädie hatte Francis Bacon 1620 in England ein Werk begonnen, das alles auf Vernunft basierte Wissen zusammentragen sollte. 1768 setzte die erstmals erschienene Encyclopedia Britannica die Ideen Bacons fort.
Viele Philosophen wie Voltaire, Immanuel Kant und Jean- Jaques Rousseau griffen zudem die Ideen von Aristoteles auf und forderten eine Gesellschaft, in der der Mensch selbstbestimmt leben kann und nicht Regeln der Religion folgen muss. Immanuel Kant (1724-1804) forderte 1784 alle Menschen auf: »Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen«.
Der französischen Revolution hat die Menschheit es zu verdanken, dass die Idee einer demokratischen Gesellschaft verwirklicht wurde, einer Gesellschaft, die auf Wissen statt auf Glauben aufbaut und in der der Mensch endlich die Freiheitsrechte erhält, die er braucht, um sein Leben selbstbestimmt gestalten zu können: frei denken und frei danach handeln zu können.
Neben den Individualrechten hat aber die Verfassung von 1791 zusätzlich mit dem Begriff der »Fraternité« auch die Berücksichtigung der Interessen der Gemeinschaft eingefordert.
Die in den USA 1787 beschlossene Verfassung entsprach damals nicht und entspricht auch heute nicht vollständig den Erwartungen der europäischen Aufklärung. Die US-Verfassung baut auf den absoluten Schutz der Rechte des Individuums, sie stellt die uneingeschränkte Freiheit des Einzelnen über alles. Dies erklärt, wenn aktuelle Politiker wie Bernie Sanders, die sich für sozial gerechte Regelungen einsetzen, gleich als Kommunisten verunglimpft werden.
Und selbst das Verbreiten von Lügen gehört auch heute noch in den USA zu den persönlichen Freiheitsrechten, wie der reichste Mann der USA und Eigentümer der Plattform X, Elon Musk, nicht aufhört, zu betonen und wie der ehemalige Präsident der USA, Donald Trump ständig praktiziert.
Die US-Demokratie ist keine Demokratie im europäisch verstandenen Sinne. Sie lässt sich eher mit einer Wild-West-Gesellschaft vergleichen, in der der Stärkere sich nehmen kann, was und wie er will – mit dem Unterschied, dass im Gegensatz zur alten in der modernen Wild-West-Gesellschaft die Justiz dem Stärkeren auch noch hilft, das Zusammengeraffte zu behalten. Dort können Milliardäre sogar den Staat übernehmen, selbst wenn sie nicht vom Volk gewählt sind. Wie anders ist es doch im chinesischen Gesellschaftssystem. Auch dort kann man Milliardär werden. Hält sich aber der Milliardär nicht an die von der Kommunistischen Partei vorgegebene Politik, kann er sehr schnell sein Vermögen wieder verlieren. Und in Russland fliegt man als Oligarch aus dem Fenster, wenn man Zweifel an der Politik des russischen Präsidenten äußert.
Die US-Verfassung schützt ausschließlich individuelle Interessen, Gemeinwohlaspekte sind ihr fremd. Die Interessen der Gemeinschaft hängen im Einzelfall von den persönlichen Zielen des gewählten Präsidenten ab wie zum Beispiel bei Franklin D. Roosevelt, der von 1932 bis 1945 regierte und vor allem mit seinem New Deal das Land durch die Weltwirtschaftskrise führte, oder von Jimmy Carter, dem 39. Präsidenten der USA, der sich wie kaum ein anderer Präsident für die Einhaltung der Menschenrechte und die soziale Gerechtigkeit auch noch nach seiner Zeit als Präsident eingesetzt hat. Nicht zu vergessen ist Barack Obama, der in seiner Regierungszeit 2009 bis 2017 mit seinem Obamacare eine bezahlbare medizinische Grundversorgung der Bevölkerung durchsetzte.
Unter dem Eindruck der verheerenden beiden Weltkriege sind 1948 die Freiheitsrechte des einzelnen Menschen, wie sie die USA und die französische Revolution proklamiert haben, in der UN-Menschenrechtscharta formuliert worden. Bei der Gründung der Bundesrepublik Deutschland haben sie in Form der Grundrechte Eingang in das Grundgesetz gefunden.
240 Jahre nach der französischen Revolution gibt es jedoch immer mehr Länder, die die universale Geltung der Menschenrechts nicht anerkennen. Nur rund 7,8 Prozent der Menschen leben im 21. Jahrhundert in einer vollständigen Demokratie. Hingegen lebt fast die Hälfte der Menschheit in Diktaturen bzw. in Ländern, die die Demokratie ablehnen. So wichtig die Individualrechte für den einzelnen Menschen sind, so wichtig ist es auch, die Interessen der Gemeinschaft, in der der Mensch lebt, zu berücksichtigen.
Als die Menschenrechte beschlossen wurden, lebten etwa zweieinhalb Milliarden Menschen auf der Welt, heute sind es über 8 Milliarden, bald sollen es über 10 Milliarden Menschen sein. Die Zahlen allein zeigen, dass die Beschaffung und Verwaltung der Ressourcen für so viele Menschen nicht allein privaten Individuen überlassen sein kann, sondern der Staat regelnd eingreifen muss. In den europäischen demokratischen Ländern geschieht dies auf der Basis der in den Verfassungen niedergelegten Sozialaspekte.
In der übrigen Welt lehnt vor allem die 2001 gegründete und inzwischen auf zehn Mitglieder angewachsene Schanghaier »Organisation für Zusammenarbeit« (SOZ) die Geltung des Völkerrechts und der Menschenrechte ausdrücklich ab. Dies sei nur ein vom Westen der übrigen Welt aufgezwungenes Konzept. Erklärtes Ziel dieser Organisation ist es, die wirtschaftliche Zusammenarbeit zu stärken und dabei eine neue »Weltordnung« zu schaffen, in der die Menschenrechte nicht gelten. Mitglieder der SOZ sind neben China auch Russland, Pakistan, Iran, Indien, Weißrussland, Kirgistan, Tadschikistan, Usbekistan auch Weißrussland, alles Autokratien und Diktaturen.
In diesen Ländern sind die Rechte des Einzelnen vollkommen den Zielen der Machthaber unterstellt. Diese mögen wie in Russland und Weißrussland einfach nur machtpolitischer Natur sein. In anderen Ländern wie in Iran geht es – zumindest vordergründig – ausschließlich um die Durchsetzung religiöser Ansichten. Die islamischen Länder erkennen die UN-Menschenrechte nur insoweit an, als sie weder dem Koran, noch der Scharia widersprechen.
In China, der größten Gesellschaft der Welt, gesteht die chinesische Verfassung ihren Bürgern nur ein Minimum an Existenzrecht zu, nämlich lediglich das Recht auf Wohnraum, auf Arbeit und Gesundheit. Sie räumt im Gegensatz zu den demokratischen Verfassungen den Interessen des Gemeinwohls absoluten Vorrang vor den individuellen Interessen ein. Verletzungen individueller Rechte durch den Staat sind legitim, wenn diese dem Gemeinwohl dienen. – deutlich zu wenig für einen selbstbestimmten Menschen nach europäischer Vorstellung.
China hat angekündigt, bis 2049 eine neue Weltordnung schaffen, in der Menschenrechte und Demokratie keine Rolle mehr spielen. Wie das aussehen wird, hat die Kommunistische Führung Chinas schon ausführlich in ihrem Dokument Nr. 9 im Jahre 2013 beschrieben. Demokratische Elemente wie freie Wahlen, Gewaltenteilung oder Meinungsfreiheit – und Pressefreiheit sowie die Versammlungsfreiheit werden ausdrücklich abgelehnt. Abgelehnt werden auch die Menschenrechte, soweit sie den Interessen des Gemeinwohls widersprechen. Diese Interessen werden zwar von der kommunistischen Partei definiert, folgen aber dem zweieinhalb tausend Jahre alten konfuzianischen Gedanken, wonach die Herrschenden dem Wohl der Bürger verpflichtet sind. Hierzu gehört nicht nur die Hebung des Lebensstandards, sondern auch der Umweltschutz. Das aktuelle Gegenbeispiel sind die USA, in denen der gewählte Präsident, Donald Trump, schon wieder aus dem Klimaschutzabkommen von Paris ausgestiegen ist
Eine besondere Gefahr für die westlichen Demokratien liegt darin, dass sich die in der SOZ zusammengeschlossenen Länder nicht mehr damit begnügen, ihre eigenen Herrschaftsräume nach ihrer Vorstellung zu gestalten. In der Absicht, eine neue Weltordnung durchzusetzen, führen sie heute schon einen Cyberkrieg gegen die westlichen demokratischen Staaten und untergraben mit allen technischen Möglichkeiten des Internets die demokratischen Strukturen der westlichen Länder. Den schlimmsten physischen Angriff auf den Demokratiegedanken führt zur Zeit der russische Diktator Putin, der unter Missachtung aller völkerrechtlicher Regeln einen regelrechten Vernichtungskrieg gegen die Ukraine führt.
Nur weil viele Länder die universale Geltung der Menschenrechte ablehnen, heißt dies aber noch lange nicht, dass sie nicht doch existieren und von den Menschen auch eingefordert werden. Wie die Vorfälle am Tian-anmen-Platz in Peking, am Maidan-Platz in Kiew, die Regenschirmproteste in Hongkong und die Proteste 2023 der Frauen im Iran gegen den Kopftuchzwang zeigen, gibt es natürlich auch in den weltanschaulich und religiös gesteuerten Gesellschaften Menschen, die immer wieder ihre Naturrechte der Meinungs- und Handlungsfreiheiten, die Menschenrechte, für sich einfordern. Der 2011 erstmals in Tunesien ausgebrochene sog. arabische Frühling war die Forderung vieler Menschen in den arabischen Staaten nach demokratischen Freiheitsrechten. Und – was wenig gesehen wird – auch die stetig steigenden Flüchtlingszahlen, die das UN-Flüchtlingswerk UNHCR jedes Jahr veröffentlicht, belegen, dass weltweit immer mehr Menschen ihr Selbstbestimmungsrecht bedroht fühlen und keinen anderen Ausweg mehr sehen als zu flüchten. 2023 stieg die Zahl der Flüchtlinge auf die Rekordzahl von über 117 Millionen. Bezeichnenderweise kommen sehr viele der Flüchtlinge aus islamisch religiös geführten Ländern wie Afghanistan, Iran, Pakistan, Syrien und Sudan.
Die europäische Demokratie ist ohne Zweifel die beste aller Gesellschaftsformen für den selbstbestimmten Menschen. Sie lässt ihm alle Freiheiten, ein Leben auf der Basis der Grundrechte. zu verwirklichen. Wer aber das Selbstbestimmungsrecht der Bürger einschränkt, zerstört zugleich die Demokratie.
Die Demokratie der westlichen Länder ist – wie hier geschildert – jedoch nicht nur von außen bedroht. Auch im Innern der demokratischen Länder – dazu gehört Deutschland – gibt es Entwicklungen, die die Demokratie im höchsten Maße gefährden.
In Deutschland missbrauchen immer mehr Bürger wie die Reichsbürger, die »Kaiserreichsgruppe« und die »Selbstverwalter«, ihre demokratischen Freiheiten, missachten nach ihrem Gutdünken die Regeln des Staates und bestreiten sogar dessen Existenzberechtigung. Diese Entwicklungen lassen sich allerdings noch einigermaßen leicht mit strafrechtlichen Mitteln bekämpfen.
Schwieriger zu begegnen ist dem Frust vieler Bürger gegenüber einer Politik, die immer weniger ihren Interessen zu folgen scheint. Um das zu ändern, bräuchte es jedoch über einen längeren Zeitraum eine gute Politik, die den Interessen der Bürger besser entspricht. Einmal verfestigte Meinungen sind beharrlich und lassen sich nicht so leicht umkehren und die Bürger davon abbringen, sich rechts- bzw linksradikalen Bewegungen anzuschließen.
Diese politischen Entwicklungen ließen sich schneller und besser beherrschen, wenn den Bürgern mehr Mitwirkung bei den politischen Entscheidungen eingeräumt würden. Die Schweiz mag hier als gutes Beispiel dienen. Sie räumt ihren Bürgern ein Mitspracherecht nicht nur bei Wahlen ein, die alle paar Jahre stattfinden. Sie gewährt ihren Bürgern mit den Volksbegehren und Volksentscheiden auch dann jederzeit ein Mitspracherecht, wenn Bürger eine bestimmte politische Entscheidung haben oder korrigieren machen wollen. Es sind diese direktdemokratischen Instrumente, die dazu geführt haben, dass die Schweiz bisher noch keine starken rechts- oder linksradikalen Bewegungen kennt. Es mag bedauerlich sein, dass anlässlich der 75-Jahr-Feier des Grundgesetzes keine Stimmen laut geworden sind, die eine entsprechende Ergänzung unserer Verfassung gefordert hätten. Direktdemokratische Instrumente würden den Bürgern wieder das Gefühl geben, mitbestimmen zu können, nicht nur fremdbestimmt zu sein.
Gefährlicher noch für die Existenz der Demokratie sind andere Entwicklungen, die dem Menschen das von der Natur gewollte, in der Demokratie garantierte Selbstbestimmungsrecht wegnehmen wollen.
In den letzten Jahrzehnten hat die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz rasant und unkontrolliert zugenommen. Viele sehen in ihr nur positive Seiten. In der Tat kann die Künstliche Intelligenz in nahezu allen Bereichen menschlicher Aktivitäten Leistungen verbessern und sogar ersetzen.
Weitaus gefährlicher für die Demokratie und den selbstbestimmten Menschen sind jedoch die negativen Aspekte der Künstlichen Intelligenz. Einer der berühmtesten Denker unserer Zeit, Stephen Hawking, äußerte schon vor einiger Zeit die Befürchtung, dass mit der Künstlichen Intelligenz das Ende der Menschheit eingeläutet sein könnte. Die Künstliche Intelligenz werde die Privatheit und die Selbständigkeit des Menschen vernichten. Selbst der britische Informatiker Geoffrey Hinton, der die Künstliche Intelligenz mitentwickelt hat, befürchtet, sie könne außer Kontrolle geraten.
Ohne Zweifel wird die Künstliche Intelligenz schon deshalb das Selbstbestimmungsrecht des Menschen einschränken, weil sie den Menschen Ergebnisse bringt, die sie aus Bequemlichkeit gerne akzeptieren und nicht bereit sein werden, mit eigener Kreativität und eigenem Wissen zu hinterfragen. Der Mensch verschenkt fahrlässig sein Recht auf Selbstbestimmung.
Wissenschaftler haben schon seit einiger Zeit festgestellt, dass sich die Intelligenz des Menschen nicht mehr steigert, sondern sogar abnimmt. Intellektuelle Fähigkeiten müssen wie Sport oder Musik trainiert werden. Wer mit ChatGPT arbeitet, lässt auf Dauer seine intellektuellen Fähigkeiten verkommen. Das eigene Urteilsvermögen geht verloren. Die Menschen werden in kurzer Zeit nicht einmal mehr merken, dass sie fremdbestimmt sind. Dies ist nur eine der negativen Seiten der KI.
Die größte Gefahr der KI liegt darin, dass mit ihr Fake News und Deepfakes produziert werden können, die die Menschen täuschen und sie so nach Belieben manipulieren. Dies zerstört das Selbstbestimmungsrecht des Menschen. Das in einer Demokratie erforderliche Vertrauen in das Bild, in das Wort des anderen geht verloren. Eine unvoreingenommene sachliche Diskussion, wie sie die Demokratie fordert, wird nicht mehr möglich sein.
Geradezu tödlich für die Demokratie und ihre Freiheitsrechte sind schließlich die neuen, KI-generierten Überwachungstechniken, mit denen jedes repressive Gesellschaftssystem seine Bürger umfassend überwachen und Demokratieaktivitäten rechtzeitig unterbinden kann. China hat schon mit seinem Überwachungsnetzwerk Tianwang über 600 Millionen Kameras installiert. Und der islamische Staat Iran lässt sich gerade von China mit 15 Millionen Überwachungskameras ausstatten, um die Frauen zu erfassen, die gegen die Pflicht zum Kopftuchtragen rebellieren. Georges Orwell’s Vorstellungen vom perfekten Überwachungsstaat sind Wirklichkeit geworden.
Neben der Künstlichen Intelligenz bedrohen auch die auf dem Koran basierenden Religionen den selbstbestimmten Menschen.
Wie noch zu zeigen sein wird, sind viele Glaubenssätze des Koran eindeutig nicht mit den Grundrechten unserer Verfassung vereinbar. Der Koran gibt nicht nur spirituelle Anweisungen, sondern schreibt den Gläubigen auch umfassende Verhaltensweisen für das säkulare Leben vor, die im Widerspruch zu den Anforderungen des Grundgesetzes und im Widerspruch zur Natur des selbstbestimmten Menschen stehen.
Unsere europäische Demokratie ist erst nach vielen Jahrhunderten mühsam gegen den religiösen Glauben von Papst und Kaiser erkämpft worden. Deshalb stimmt es umso nachdenklicher, dass unsere Gesellschaft die Demokratie schon Anfang des 21. Jahrhundert wieder in Gefahr bringt, indem sie aus falsch verstandener Freiheit und Toleranz eine Religion zulässt, deren koranischen Glaubenssätze vielfach nicht mit den Anforderungen des Grundgesetzes kompatibel sind.
Wenn seitens der Muslime immer wieder behauptet wird, der Islam sei eine Religion der Vernunft und des Friedens, sei ohne Hass und Hetze, dann glauben das die toleranten Bürger in unserem Lande auch gerne. Diese Aussagen treffen aber nicht zu und sind angesichts der gewaltigen Kraft des religiösen Glaubens gefährlich für unsere demokratische Gesellschaft.
Allzu leicht lassen sich mit religiösen Kräften die Grundrechte der Würde der Menschen, der freien Entfaltung der Persönlichkeit, der Gleichberechtigung von Mann und Frau und der Meinungsfreiheit zerstören. Der Staat schaut geradezu teilnahmslos einer Entwicklung zu, die jüngst sogar zu der Forderung von Muslimen nach Errichtung eines Kalifats in Deutschland geführt haben.
Für mich als demokratisch gesinnten Bürger ist es unerträglich, dass der Staat weder das geschriebene Wort des Koran, noch die Realität in den islamischen Ländern ernst nimmt und meint, den koranischen Religionen jede demokratische Freiheit einräumen zu müssen.
Anscheinend glaubt der Staat, wenn er nur genügend tolerant ist, würde dies zu einem westlichen, der Demokratie angepassten Islam führen. Die Entwicklungen in den Nachbarländern zeigen, dass dies nicht zu erwarten ist. Es gibt sicher viele Bürger muslimischen Glaubens, die sich ganz bewusst an die demokratischen Regeln halten wollen. Aber trotz jahrzehntelanger Versuche haben es die europäischen Muslime nicht geschafft, eine koranische Religion zu entwickeln, die mit den Regeln der Demokratie vereinbar ist. Die im Januar 2019 in Köln veranstaltete II. Konferenz europäischer Muslime hat einem europäischen demokratischen Islam eine eindeutige Absage erteilt.
Wer sich ernsthaft für die Demokratie einsetzt, der muss einfach zur Kenntnis nehmen, dass in keinem der 57 islamischen Ländern, die in der Organization of Islamic Conference (OIC) zusammengeschlossen sind, demokratische Verhältnisse herrschen. Die Praxis in den islamischen Ländern ist gelebter Koran.
Mit der uneingeschränkten Zulassung der auf dem Koran basierenden Religionen untergraben wir unsere eigene Demokratie. Das darf und muss auch nicht sein. Wie keine andere Verfassung in der westlichen Welt gibt das Grundgesetz dem Staat umfassende Möglichkeiten, Angriffe auf die demokratischen Grundrechte zu verhindern. Dennoch lässt der Staat – selbst unter Verletzung seiner eigenen Neutralitätspflicht – eine Religion zu, die nicht den Werten der Demokratie entspricht.
Mein Buch soll in der aktuellen Diskussion um unsere Demokratie Argumentationshilfen geben, denn die meisten Bürger wissen nicht, was der Koran von seinen Gläubigen fordert. Und viele muslimische Mitbürger kennen auch nicht die wirklichen Anforderungen der Demokratie.
Auch wenn die Aussichten für den selbstbestimmten Menschen und die Demokratie nicht rosig erscheinen, will ich versuchen nachzuweisen, dass die Demokratie eine logische Folge der Entwicklung der Natur und wert ist, verteidigt zu werden. Ich will nachweisen, dass der objektive Sinn des Lebens in der Entwicklung der Intelligenz liegt und dies beim Menschen dazu geführt hat, dass er selbstbestimmt ist. Folgerichtig müssen ihm deshalb auch die Handlungsrechte zustehen, die in den Menschenrechten formuliert sind. Insofern haben diese Rechte von Natur aus universale Bedeutung.
Ich habe ganz bewusst davon abgesehen, mich gendergemäß auszudrücken. Der Kulturkampf der gendergerechten Sprache ist noch lange nicht entschieden. Abgesehen davon, dass ich nicht in einem Wort ein »Sternchen«, einen »Doppelpunkt« oder einfach nur eine Pause aussprechen kann und schon gar nicht einen Unterstrich, halte ich es nur für eine weitere Diskriminierung, wenn ich plötzlich »Lehrer in« oder Kolleg innen mit kurzer Pause sagen muss. Wer ist denn »Kolleg«? Fühlen sich die Frauen wirklich besser, wenn sie mit dem Anhängsel »innen« bezeichnet werden?
Vielleicht könnte tatsächlich ein Ausweg darin bestehen, dass wir im Deutschen überhaupt die Geschlechtereinteilung abschaffen. Die Engländer machen das ja schon seither und kommen damit gut zurecht. Man könnte ja für die Artikel »der«, »die« und »das« das neutrale »de« nehmen. Es wäre für die deutsche Sprache zwar schade, wenn sie von ihren vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten einen großen Teil verlieren würde, aber es würde vielleicht den Genderleuten helfen, zumal die Zahl der Geschlechtsidentitäten mit LGBTQIA+ offensichtlich noch nicht abgeschlossen ist.
Angesichts der Probleme mit den Geschlechterangaben bei den Vornamen wäre es durchaus auch hilfreich, das noch aus der Hitlerzeit bestehende Namensrecht unter demokratischen Aspekten zu überarbeiten. Warum muss das Geschlecht immer noch angegeben werden? Es gibt Länder wie die USA, in denen der Name geschlechtsneutral sein kann. Man denke nur an die Schauspielerinnen Halle Berry und Brooke Shields. Beide Vornamen sind auch wie zum Beispiel Blake, Freedom, Venice oder Believe gewiss keine typischen Mädchennamen. Aber Halle und Brücke ließen sich auch in Deutschland gut verwenden. Zu weit würde es allerdings gehen, einen Sohn X AE XII zu nennen, wie das Elon Musk in seiner diktatorischen Art mit einem seiner Söhne gemacht hat.
Ich bin vor allem aus einem anderen Grund gegen das Gendering. Es führt zu einer gesellschaftlich schädlichen Entwicklung. Sie schafft neue Identitäten. Das aber spaltet die demokratische Gesellschaft. Es sollte doch ausreichend sein, dass die Genderleute mit all ihren Facetten in der Demokratie anerkannt sind. Nur in Ländern mit einer demokratischen Ausrichtung – und vielfach in buddhistisch geprägten Ländern – ist es selbstverständlich, dass die Fakten der Natur anerkannt werden. Es ist schön, einen Satz wie diesen zu hören, den ein junger, von der Ausweisung bedrohter Syrer sagte: »Ich habe mich noch nie so frei und zu Hause gefühlt wie in Deutschland«.
Es ist zuzugeben, dass auch viele in einer Demokratie lebende Bürger dies immer noch nicht erkannt haben. Es passt nicht zum Wesen der Demokratie, dass queere Menschen auch in Demokratien häufig nicht so leben können, wie sie geboren werden. So viele haben immer noch das Bedürfnis, sich mit Hormonbehandlungen oder durch Operationen zu dem Menschen zu machen, den sie sein wollen. In einer echten funktionierenden Demokratie sollte dies überflüssig sein.
Umso erschreckender ist die Entwicklung, die sich in den USA abzeichnet. Der gewählte Präsident Donald Trump hat alle 15.000 Transgender Soldaten aus der US-Armee entlassen. Und noch viel schlimmer: er hat ein von seinem Vorgänger eingeführtes Gesetz abgeschafft, das die Diskriminierung auf Grund sexueller Orientierung und Geschlechtsidentitäten an US-Schulen verbietet.
In Gesellschaften, die religiös oder ideologisch gesteuert sind, akzeptiert man nur solche Menschen, die den Vorstellungen der Religion bzw der Weltanschauung entsprechen. Queere Menschen passen nicht in diese Menschenbilder. Anders als in demokratischen Ländern sind sie als Genvariation in diesen Ländern wie in Russland, China und in islamischen Ländern deshalb auch tabuisiert. In zwölf Ländern droht ihnen sogar die Todesstrafe wie zum Beispiel in Saudi-Arabien.
Eine Tatsache lässt sich jedoch nicht leugnen: in allen Gesellschaften dieser Welt gibt es queere Menschen. Dies ist lediglich eine Folge Arbeitsweise der Natur.
Genvariationen sind keine Fehlentwicklung, ein Unfall der Natur, sondern sind von ihr bewusst entwickelt worden, um die Überlebenschancen einer Art auch im Falle von plötzlichen Umweltveränderungen zu erhöhen. Würden immer die gleichen Gene vererbt, würden veränderte Umweltbedingungen möglicherweise ganze Tier- und Pflanzenfamilien mit einem Schlage aussterben lassen.
Kann man, was naturbedingt ist, in einer menschlichen Gesellschaft verbieten? Kann man bestrafen oder gar verbieten, dass ein Mensch existiert, wie ihn die Natur geschaffen hat? Das geht nur mit weltanschaulichen oder religiösen Moralvorstellungen, nicht in demokratischen Gesellschaften. Ein gutes Beispiel ist Japan. Ein Gericht auf Bezirksebene hat jetzt im Juni 2023 die Nichtanerkennung von gleichgeschlechtlichen Beziehungen als verfassungswidrig, als nicht demokratisch, eingestuft. Nur in demokratisch gestalteten Gesellschaften können die LGBTQ-Gemeinden ihre demokratische Selbstbestimmungsrechte voll in Anspruch nehmen. Ein erschütterndes Gegenbeispiel ist Russland, wo ein Gericht gerade die LGBT-Bewegung verboten hat.
Die Angehörigen hätten sich zu einer »Bewegung« zusammengeschlossen, die zu sozialem und religiösen Unfrieden aufstachele. Als ob die geschlechtliche Ausrichtung dieser Menschen nur eine politische Angelegenheit sei!
Genvariationen, wie sie bei queeren Menschen vorkommen, sind weder Geisteshaltungen – vom Woke Mind Virus befallen, wie Elon Musk es von seiner Tochter Vivian behauptet –, noch sind sie Krankheiten. Sie sind naturbedingt und können in einer Demokratie wie die Naturgesetze nicht geleugnet werden. Sie haben ein natürliches Existenzrecht.
Anmerkung:
Es finden sich in diesem Buch keine Quellenangaben und keine Fußnoten. Sie würden meine Geschichte trocken, geradezu wissenschaftlich machen. Der Gedankenfluss sollte nicht gestört werden. Ich kann aber versichern, dass ich mich redlich darum bemüht habe, Fakten wahrheitsgemäß zu berichten. Ich gehe davon aus, dass heutzutage jeder Internetanschluss hat und notfalls alle Stichworte in meinem Buch googeln und überprüfen kann.
Für den hier angestellten Vergleich des Grundgesetzes mit dem Koran wurde die im Goldmann-Verlag erschienene Fassung »Der Koran – das heilige Buch des Islam« von 1959 genommen.
Die hieraus in diesem Buch zitierten Koranstellen sind bei einem Vergleich mit der List-Ausgabe des »Edlen Qur’an« von 2015 korrekt übersetzt worden.
Vermutlich seit der Mensch denken kann, fragt er nach dem Sinn des Lebens. Auch heute noch ist es die wohl wichtigste Frage der Menschheit. Jeder fragt sich, warum bin ich da, welchen Sinn hat mein Leben? Wenn man sich intensiver mit der Frage befasst, fällt auf, dass alle – auch die großen Philosophen wie Platon, Aristoteles, Kant, Heidegger usw. – sich bei der Frage nach dem Sinn des Lebens immer darauf beschränken, den Sinn aus der Sicht des menschlichen Lebens zu erklären. Sie alle gehen offensichtlich davon aus, dass der Mensch außerhalb der Natur oder sogar über ihr steht. Dies mag eine Folge des christlichen Glaubens sein, der das abendländische Denken Jahrhunderte lang geprägt hat.
Viele kamen deshalb zu dem naheliegenden Schluss, dass der Sinn des menschlichen Lebens in der Aufgabe liegt, Gott zu dienen. Für andere liegt der Sinn des Lebens in der Suche nach dem Glück. Sie sind in guter Gesellschaft, denn auch Aristoteles und Thomas von Aquin sahen im Glück das letzte Ziel des Menschen. Viele sehen auch in der Sicherung der menschlichen Existenz durch Fortpflanzung den wahren Sinn des Lebens. Und schließlich gibt es viele Menschen, für die das menschliche Leben »a priori« keinen Sinn hat.
Albert Einstein ist die Frage nach dem Zweck des eigenen Daseins und der anderen Geschöpfe dieser Welt ebenfalls als sinnlos erschienen. Diese Einstellung verkennt die Neugier, den unwiderstehlichen Drang der menschlichen Intelligenz, alles zu erforschen und alles zu verstehen und letztlich auch die Frage nach dem Sinn des Lebens zu klären.
Auch wenn die Wissenschaftler bisher nicht sagen können, wer oder was die Existenz des Universums in Gang gesetzt hat – ein Gott, eine Superintelligenz – und auch die Frage nicht beantwortet ist, ob, wann und wie alles wieder enden wird, muss man jedenfalls heute doch von der Annahme ausgehen, dass – jedenfalls nach unserem bisherigen Wissen aus dem 20. Jahrhundert – das Universum mit dem Urknall seinen Anfang genommen hat. Und seither hat sich die Welt des Wissens – wie die Wissenschaftler überzeugend nachgewiesen haben – ständig verändert. Dies muss geradezu verpflichten, nach dem Sinn dieser Entwicklung, dem – wie ich meine – dem objektiven Sinn des Lebens, zu forschen.
Die Behauptung, die Entwicklung des Lebens sei rein zufällig geschehen, einen objektiven Sinn des Lebens gebe es nicht, verträgt sich nicht mit der Tatsache, dass die nachgewiesenen Entwicklungen der Welt nach dem Urknall bis heute streng nach den Regeln der fein aufeinander abgestimmten Naturgesetze abgelaufen sind. Und diese Regeln waren nach einhelliger Meinung der Wissenschaftler auch schon im Augenblick des Urknalls vorhanden. Deshalb ist für die Wissenschaftler klar, dass die Entstehung des Lebens keineswegs zufällig ist.
Sicherlich kann man sich darauf beschränken, ausschließlich nach dem Sinn des menschlichen Lebens zu forschen. Allerdings muss man sich dann klar darüber sein, dass dies nur ein Teilaspekt der großen Sinnfrage sein und deshalb nur zu einem subjektiven Sinn des Lebens führen kann. Die Fixierung auf den Menschen zeigt sich gerade in der Zielsetzung des Projekts »Zoonomia«, mit dem Wissenschaftler belegen wollen, welche Gene den Menschen so einmalig machen. Die Wissenschaftler haben die genetischen Merkmale von 240 Säugetierarten aus dem Wasser, vom Lande und in der Luft untersucht, um herauszufinden, welche der Merkmale für den Menschen einzigartig sind. Beim Vergleich mit den Affen, den nächsten Verwandten des Menschen, hat man festgestellt, dass die größten Unterschiede zwischen beiden Arten in der Weise liegen, wie die neurologischen Gene reguliert sind. Interessanterweise liegen die Unterschiede hauptsächlich in der Hirnleistung und in der Kognition, mit anderen Worten: in der Intelligenz.
Wer bei der Frage nach dem Sinn des Lebens sich auf das menschliche Leben beschränkt, übersieht, dass das Leben in vielfältigsten Formen in der Natur vorhanden ist. Die Natur ist Leben. Und Leben ist Intelligenz. Also muss man bei der Frage nach dem Sinn des Lebens nicht nur die Menschen, sondern auch die Tiere, die Pflanzen und die Pilze in die Betrachtung einbeziehen. Nur so lässt sich möglicherweise ein Sinn, ein »objektiver« Sinn des Lebens, erkennen.
Das Weltbild des Menschen hängt immer von den technischen Fertigkeiten ab, über die der Mensch in der jeweiligen Zeit verfügt. Man denke nur an Nikolaus Kopernikus (1473-1543), der wie auch später Galileo Galilei (1564 bis 1641) behauptete, dass nicht die Erde Mittelpunkt der Welt war, wie es die Kirche behauptete, sondern die Sonne. Mit verbesserten Fernrohren hatten sie erkannt, dass sich die Erde um die Sonne dreht und nicht umgekehrt. Und noch ein Beispiel: erst 1808 entdeckte John Dalton, dass die Welt aus Atomen zusammengesetzt ist.
Unser aktuelles Bild vom Universum ist geprägt von den Erkenntnissen von Wissenschaftlern des 20. Jahrhunderts wie Albert Einstein (1879-1955), Edwin Hubble (1889-1953) und George Lemaître (1884-1966).Nach der Theorie des letzteren ist die Welt durch einen Urknall entstanden. Diese etwa hundert Jahre alte, allgemein anerkannte Theorie scheint nunmehr von den Daten widerlegt zu werden, die die beiden Weltraumteleskope Hubble und James Webb bisher geliefert haben. Eines scheinen die beiden Teleskope jedoch zu belegen: das Universum treibt auf sein Ende zu. Es ist deshalb durchaus logisch anzunehmen, wo ein Ende ist, muss es auch einen Anfang geben. Solange daher noch keine neue, allgemein anerkannte Theorie über die Entstehung der Welt begründet ist, sollte daher weiterhin von der Theorie des Urknalls ausgegangen werden.
Die meisten Wissenschaftler nehmen an, dass im Zeitpunkt des Urknalls nur anorganische Materie vorhanden war. Manche Wissenschaftler gehen allerdings davon aus, dass es im Zeitpunkt des Urknalls auch schon organische Materie gegeben hat. Dies ist aber nicht herrschende Meinung.
Die durch den Urknall entstandene anorganische Materie hätte ohne jede Veränderung bis in alle Ewigkeit weiter bestehen können. Um die Existenz einer solchen toten Materie hätte sich kein Mensch Gedanken machen müssen. Die Frage der Fortpflanzung und der Existenzsicherung als Sinn des Lebens hätte sich nicht gestellt. Aber warum setzte vom Urknall an eine lange Entwicklung ein, die – auf der Erde – zunächst organische Materie und später die belebten Natur hervorbrachte?
Es drängt sich zwingend die Frage auf, warum hat es diese Entwicklung von der anorganischen Materie hin zur belebten Natur gegeben? Die Menschheit tut sich schwer, diese Frage sinnvoll zu beantworten.
Hinter der ständigen Entwicklung und Veränderung der Welt seit dem Urknall muss es einen besonderen, einen objektiven Sinn geben, aus lebloser Materie Leben entstehen zu lassen.
Man könnte natürlich annehmen, dass unsere Existenz rein zufällig ist und keinen besonderen Sinn hat. Aber warum ist eine unbestreitbar nachgewiesene Entwicklung in Gang gesetzt worden? Wer hat sie in Gang gesetzt?
Das Wissen über die Milliarden Jahre lange Entwicklung der Natur hatten die Menschen im Europa der christlichen Zeit lange nicht. Man muss ganz nüchtern feststellen, dass die christlichen Religionen Jahrhunderte lang ganz bewusst die europäische Menschheit daran gehindert haben, sich ein realistisches Bild vom Zustand des Seins, des Universums, und seiner ständigen Veränderungen zu machen. So wusste bis vor kurzem die Menschheit auch noch nicht, dass das Universum schon eine sehr lange Zeit der Entwicklung hinter sich hat. Zu Zeiten Karls des Großen herrschte noch die Vorstellung, die Erde sei 6000 Jahre alt und würde bald untergehen. Erst Ende des 19. Jahrhunderts glaubte man, die Erde sei zwischen 3 Millionen und 2,4 Milliarden Jahre alt. Sogar noch 1910 gab es Schätzungen, wonach die Erde lediglich 55 Millionen Jahre alt war.
Erst im Laufe des 20. Jahrhundert erkannte die Wissenschaft, dass das Universum seit dem Urknall 13,82 Milliarden Jahre, unsere Milchstraße seit 10 Milliarden Jahre und unsere Erde immerhin seit 4,6 Milliarden Jahre existieren und nachgewiesenermaßen eine ziemlich lange Entwicklung durchgemacht haben. Und dennoch glauben die Kreationisten in den USA immer noch, dass die Erde erst seit 10 000 Jahren besteht.
Noch in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts war die Ansicht verbreitet, dass die Lebewesen außer dem Menschen keine Intelligenz besaßen. Was bei Tieren als Zeichen von Intelligenz beobachtet wurde, wurde gerne als Instinkt abgetan.
Der Glaube daran, dass der Mensch über der Natur steht und es nur um den Sinn seiner Existenz geht, wurde in der abendländischen Kultur durch die christliche Religion bestärkt. 2000 Jahre lang wurde den Gläubigen eingetrichtert, der Mensch sei die Krone der Schöpfung, das Maß aller Dinge (macht Euch die Erde untertan!). Vor allem hielt uns die christliche Schöpfungsgeschichte vom logischen Denken ab. Danach soll die existierende Welt in sieben Tagen geschaffen worden sein. Auch der Mensch, so wie er heute gebaut ist, sei von Gott schon so geschaffen worden. Während im alten Griechenland noch die berühmten Ärzte Herophilos (330-255 v. Chr.) und Erasistratos (305-250 v. Ch.) frei von religiösen Beschränkungen anatomische Forschungen am Menschen betrieben und wegweisende Erkenntnisse gewannen, verbot die christliche Kirche wissenschaftliche Untersuchungen am lebendigen, aber auch am toten Menschen. Was Gott geschaffen hatte, durfte nicht angezweifelt werden, dies war Blasphemie. Das hat zum Beispiel Leonardo da Vinci (1475-1564) nicht davon abgehalten, nachts auf die Friedhöfe zu gehen, um anatomische Forschungen an Leichen durchzuführen. Auch Michelangelo Buonarotti (1452-1519) hat sich intensiv mit der Anatomie des menschlichen Körpers befasst.
Unbeirrt von den Erkenntnissen der Wissenschaften halten auch heute noch die Kreationisten, die Evangelikalen in den USA und in anderen Ländern der Welt an ihrem biblischen Glauben fest.
Bei den Evangelikalen in den USA ist dies einigermaßen erstaunlich, sind doch die ersten Funde von Saurierknochen in den USA gemacht und ihr sehr hohes Alter bestimmt worden. Und dennoch haben die sogenannten Kreationisten in den USA einen gewaltigen Einfluss auf die US-amerikanische demokratische Gesellschaft. Man stelle sich vor: 1925 wurde ein Lehrer in Downtown, Tennessee, angeklagt und verurteilt, weil er entgegen einem gesetzlichen Verbot die Evolutionstheorie von Darwin in der Schule lehrte.
Aber die Geschichte ist längst nicht vorbei. Seit 2012 gibt es in Tennessee wieder ein Gesetz, das die Lehrer dazu anhält, die christliche Schöpfungsgeschichte zu lehren. Ungläubig muss man auch hören, dass der von Präsident Trump eingesetzte Wohnungsbauminister, Caron, behauptete, Charles Darwin sei mit seiner Evolutionstheorie vom Teufel gelenkt gewesen. Und übrigens: in der Türkei ist die Evolutionstheorie 2017 mit der Begründung aus dem Lehrplan der Schulen gestrichen worden, sie sei zu kompliziert für die türkischen Schüler.
Es ist nur allzu verständlich, dass in unseren aufgeklärten Tagen des 21. Jahrhunderts viele Wissenschaftler mit ihrem »March for Science« noch einmal auf die Straße gehen mussten, um für die Anerkennung der Wissenschaft zu demonstrieren.
Uns Europäern kam zweitausend Jahre lang dank der christlichen Religion die Möglichkeit einer Unterscheidung zwischen einem objektiven und subjektiven Sinn des Lebens gar nicht erst in den Sinn. Der Mensch war einfach der Mittelpunkt der Betrachtung und Gott das Ziel. In den koranischen Religionen ist es übrigens nicht anders.
In anderen Kulturen war dies durchaus nicht der Fall. Im asiatischen Teil dieser Welt sahen die Religionen und Philosophien seit jeher den Menschen nur als Teil der Natur. Nach der im 4. Jahrhundert vor Christus in China entwickelten Philosophie des Daoismus ist der Kosmos auch im ständigen Wandel begriffen. Die Natur verändert sich ständig. Der Buddhismus zum Beispiel sieht in der menschlichen Existenz eine einzige Konstante: den ständigen Wandel. Auch nach der Vorstellung des Daoismus folgt die Entwicklung der Natur eigenen Wegen und lässt sich nicht durch menschliches Handeln verändern. Dies gilt auch heute noch. Der Klimawandel, den wir zur Zeit erleben, ist zwar durch menschliches Handeln verursacht, aber die Natur reagiert darauf konsequent mit ihren Naturgesetzen.
Auch im Europa der vorchristliche Zeit hatten die alten Griechen durch die Beobachtung der Natur erkannt, dass sich die Dinge ständig verändern und nicht schon von Anfang der Entstehung der Erde vorhanden waren. Der griechische Philosoph Heraklit ( 535475 v. Chr.) verglich das Sein des Lebens mit einem Fluss. Seine Aussage »panta rhei« (alles fließt) ist heute noch berühmt. Ähnlich der asiatischen Philosophen wollte er damit sagen, dass das Leben ein ewiger Wandel ist. Auch die Vorstellung von Aristoteles, wonach die Welt ohne Anfang war und ohne Ende ist, widersprach der christlichen Schöpfungsgeschichte, nach der Gott alles Sein in sieben Tagen geschaffen hat.
Insgesamt widersprachen viele Erkenntnisse der alten Griechen dem christlichen Glauben. Folgerichtig verbot die Kirche die Schriften der griechischen Philosophen wie Aristoteles und Platons und ließ sie vernichten. Wenige Werke der griechischen Philosophen sind nur deshalb erhalten geblieben, weil sie vor ihrer Vernichtung auf unbekannten Wegen in den oströmischen Bereich verbracht worden waren und auch später unter islamischer Herrschaft nicht gleich vernichtet worden sind. So kam es, dass der muslimische Philosoph, Ibn Rushd (1126-1198) die Werke des griechischen Philosophen Aristoteles interpretieren konnte und in Europa großes Ansehen als Interpret von Aristoteles erlangte. Das Pech des »Kommentators«, wie er anerkennend in Europa genannt wurde, war, dass er sich von der Philosophie des Aristoteles überzeugen ließ und in der Logik die einzige Möglichkeit des Menschen sah, selbstbestimmt sein Leben zu gestalten und zum Glück zu gelangen. Seine Auffassung von der Logik widersprach natürlich auch den Lehren des Koran. Als dies die herrschenden Muslime nach einiger Zeit erkannten, wurde er bestraft und ins Exil geschickt.
Die Feststellung, dass die Natur ihren eigenen Regeln folgt, gilt heute noch, auch und vor allem in Zeiten des vom Menschen verursachten Klimawandels. Mit der Verschmutzung der Luft, des Bodens und des Wassers mag zwar die weitere Entwicklung der Natur aufgehalten, in andere Bahnen gelenkt und zumindest teilweise vollständig zerstört werden. Die nach der Klimakatastrophe und dem Verschwinden des Menschen verbleibende Natur wird sich nach denselben Regeln wie vor dem menschlichen Einfluss weiterentwickeln. Allerdings wird sie sich mit den giftigen Hinterlassenschaften der Menschheit schwer tun und nicht mehr ersetzen können, was der Mensch unwiederbringlich zerstört hat. Aber eines ist klar: die Natur wird letztlich nach ihren eigenen Regeln mit dem weiterleben, was der Mensch übrig gelassen hat. Die schöne, vielfältige Welt, in der wir aufgewachsen sind, wird jedenfalls – so traurig es ist – nicht mehr so aussehen, wir wir sie kennen. Arten von Tieren, die derzeit durch das menschliche Handeln verschwinden, werden für immer ausgestorben, für immer verloren sein.
Die Suche nach dem objektiven Sinn des Lebens muss am Beginn des Seins anknüpfen.
Bahnbrechend für die Frage nach dem Beginn des Universums war die von dem Priester George Lemaitre in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelte Urknalltheorie. Danach ist das Universum vor etwa 13,8 Milliarden Jahren durch die Explosion eines Uratoms, dem Urknall, entstanden. Die messbare Ausdehnung des Universum und die erst vor kurzem entdeckte Hintergrundstrahlung scheinen dies zu belegen. Übrigens hatte schon 1225 der englische Gelehrte Robert Grosseteste die Idee eines Urknalls beschrieben.
Die Urknalltheorie ist in der Wissenschaft inzwischen durchgängig anerkannt, auch wenn seit einiger Zeit manche Wissenschaftler dies bestreiten und auf der Basis der Quantenphysik die Vorstellung von Multiversen entwickelt haben. Anders als die Urknalltheorie basiert die Vorstellung der Quantenphysiker nicht nur auf Materie, sondern zusätzlich auf einem allgemeinen Bewusstsein. Nach ihrer Auffassung ist die Erde nur durch das Bewusstsein existent. Erst, wenn die Welt gemessen wird, ist sie existent. Zudem können nach dieser Theorie die Menschen niemals auch nur eines der anderen Universen sehen. Hier driften die Wissenschaftler ins Nebulöse, ins Religiöse ab. Diese Theorie soll daher in der Betrachtung außen vor gelassen werden.
Bisher wird allgemein angenommen, dass kurz nach dem Urknall lediglich anorganische Materie vorhanden war. Dann hat sich nach den, von wem auch immer – man könnte diese Kraft auch Gott des Seins nennen – vorgegebenen und im Zeitpunkt des Urknalls schon existenten Naturgesetzen im Laufe der Milliarden Jahre organische Materie gebildet. Die Bibel hat insoweit recht, als sie bei Johannes sagt: »Am Anfang war das Wort«. Zutreffender wäre es allerdings gewesen, das entsprechende griechische Wort mit »Logik« zu übersetzen. Dieser Begriff würde genau das erfassen, was wir heutzutage unter den Naturgesetzen verstehen.
Die Wissenschaft nimmt an, dass die Naturgesetze eine Planckzeit nach dem Urknall – in Sekunden ausgedrückt: 43 Nullen nach dem Komma – wirksam geworden und seit dieser Zeit unverändert geblieben sind. Allerdings behauptet James Lovelock, dass die Naturgesetze schon vor dem Urknall da gewesen sein müssen. Denn der Urknall sei auch schon nach diesen Regeln abgelaufen. So kann man es auch sehen.
Nicht zu erklären war zunächst, wie aus einer anorganischen organische Materie werden kann.
Erst der berühmte Versuch von 1952, bei dem die Forscher Stanley Miller und Harold Urley eine künstliche »Ursuppe« mit Blitzen behandelt und nach kurzer Zeit Aminosäuren und Zuckermoleküle erzeugt hatten, hat gezeigt, wie leicht die Umwandlung von anorganischer zu organischer Materie möglich ist. Und 2016 hat der Forscher Thomas Carell nachgewiesen, dass unter Urzeitbedingungen auch alle wichtigen Bauteile der Ribonukleinsäure (RNA) entstehen konnten. RNA sind lebenswichtige Moleküle, die nicht nur Informationen speichern, sondern auch kopieren können. Die Entstehung organischen Materials ist durchaus möglich, wenn zwischen metallhaltigem Gestein und einer Salzlösung eine elektrische Spannung entsteht. Mithilfe dieser Energie könnten sich dann in einer mehrstufigen Reaktion organische Verbindungen gebildet haben. Dies könne überall da, wo vulkanisches Gestein von Salzlake umgeben sei, geschehen. Man hat übrigens auch auf dem Mars schon organisches Material gefunden.
Auf der Erde könnten organische Verbindungen in den Meeren entstanden sein. Sogenannte schwarze Raucher in der eiskalten und dunklen Tiefsee sind aller Wahrscheinlichkeit nach der Ursprung des Lebens auf der Erde. Wie man erst seit kurzem weiß, gibt es in Tausenden von Metern Tiefe viele dieser Raucher. Aus den schwarzen Rauchern strömt bis zu 400 Grad heißes Wasser, das viele Mineralstoffe enthält. Erst kürzlich hat man entdeckt, dass hier große Ökosysteme existieren, in denen viele Arten von Tieren wie Muscheln, Röhrenwürmer, Krebstiere und Fische leben. Sie leben nicht – wie auf der Erdoberfläche – auf der Basis von Photosynthese, sondern auf der Basis von Chemosynthese. Andere Wissenschaftler vermuten den Ursprung des Lebens eher bei den weißen Rauchern, weil sie niedrigere Temperaturen als die schwarzen Raucher haben. Es ist schon fast erstaunlich, dass erst jetzt in unserer Zeit Wissenschaftler des Forschungsschiffes »Falkor« unter den hydrothermalen Quellen des ostpazifischen Meeresbodens ein besonderes Ökosystem, eine bisher unbekannte Tierwelt, entdeckt haben.
Die Wissenschaftler finden auch immer mehr Belege dafür, dass das Leben aus dem All auf die Erde gekommen ist. Nach ihren Erkenntnissen bildeten sich schon 200 bis 400 Millionen Jahre nach dem Urknall die ersten großen Sterne, in denen sich dank des dort herrschenden Innendrucks alle für das Leben notwendigen Elemente entwickelten. In der Frühzeit des Universums explodierten diese Sterne häufiger als heute. Die schwarzen Löcher sollen dafür gesorgt haben, dass die für das Leben notwendigen Elemente in das Weltall geschleudert wurden. Deren Verteilung im All ist überraschenderweise in allen Räumen des Alls ziemlich gleich – selbst im leeren Weltraum. Über unzählige Meteoriten und kohleartige Chondrite vor allem in der Anfangszeit der Erde sind dann diese lebensnotwendigen Elemente aus dem All auf die Erde gelangt.
Vermutlich sind beide Thesen, ob Leben aus dem Erdinnern oder aus dem Weltall gekommen ist, zutreffend. Jedenfalls ist klar, dass das Leben nicht zufällig entstanden ist, sondern sich ganz eindeutig auf der Basis der Naturgesetze entwickelt hat.
Die Vorstellungskraft des normalen Menschen reicht nicht aus, sich die Dauer der Entwicklung des Seins vom Urknall an und insbesondere auf der Erde vorzustellen.
Verständlicher wird die Länge der Entwicklung, wenn man sich die bisher für die Erde abgelaufene Zeit von 4,6 Milliarden Jahren als einen Tag vorstellt. Auf dieser Skala vermuten die Wissenschaftler das erste Leben gegen 4.10 Uhr, und um 13.02 Uhr die erste Photosynthese. Ziemlich spät, um 21.30 Uhr, treten die ersten Wirbeltiere in Erscheinung. Die Saurier tauchen gegen 23 Uhr auf – und der Mensch erst eine Sekunde vor Mitternacht, vielleicht eine Sekunde eher, wenn auch »Ardi« aus der äthiopischen Region Afar zu den Vorläufern des Menschen gezählt wird. Welch ungeheure Entwicklung hatte bis dahin schon stattgefunden! Diese kann man nicht einfach unter den Tisch fallen lassen. Und zu denken, die gesamte Entwicklung habe nur dazu gedient, den Menschen zu erzeugen und ihn zur Krone der Schöpfung zu machen, ist allenfalls religiös zu verstehen, aber nicht logisch zu begründen.
Es gibt Forscher, die die Auffassung vertreten, dass die Erde schon rund 400 Millionen Jahre nach ihrer Entstehung mit Lebewesen besiedelt war.
Die ältesten Lebensspuren auf der Erde sollen mit 3,7 Milliarden Jahren in Kanada gefunden worden sein.
Auch LUCA, der genmäßig gemeinsame Vorfahre aller Lebewesen, Pflanzen, Pilzen usw. soll schon vor rund 3,6 Mrd. Jahren gelebt haben.
In Kanada haben Forscher vor kurzer Zeit versteinerte Schwämme gefunden, die über 900 Millionen Jahre alt sind. Schon in der präkambrischen Zeit gab es also Lebewesen. Es gab sogar – wenn auch im geringen Maße – schon Lebewesen, die beweglich waren wie zum Beispiel die Trilobiten oder die rund dreißig Zentimeter langen Würmer Yilingia spiciformis, die in China gefunden worden sind.
Vor allem muss auch der Schleimpilz fusarium polycephalum erwähnt werden, der kein Pilz, sondern ein eigenes Lebewesen, ein Einzeller ist und schon seit einer Milliarde Jahren die Erde bewohnt. Er hat kein Gehirn, keinen Mund, Darm, keine Augen und keine Beine. Und dennoch verfügt der Schleimpilz über eindrucksvolle kognitive Fähigkeiten. Die Schleimpilze können die Situation, in der sie sich befinden, erkennen, sie in Erinnerung behalten und bei ähnlichen Situationen entsprechend reagieren. Sie können sich an Situationen anpassen, sie können sie vermeiden. Sie sind lernfähig. Auch Pflanzen können, ohne ein Gehirn zu haben, kognitive Fähigkeiten besitzen. Andere Lebewesen wie die Oktopusse hingegen haben sogar neun Gehirne.
Es würde nicht von besonderer Klugheit zeugen, diese frühen Entwicklungen der kognitiven Fähigkeiten der Lebewesen – weit vor dem Auftauchen des Menschen – zu übersehen. Sie müssen ihren Sinn gehabt haben.
Manche Forscher, vor allem diejenigen, die die Theorie der Panspermie vertreten, nehmen an, dass im Zeitpunkt des Urknalls sogar auch schon in geringem Maße organische Materie dabei war. Darauf kommt es aber nicht an. Jeglicher Hinweis allerdings dafür, dass in welcher Form auch immer im Zeitpunkt es Urknalls schon Intelligenz vorhanden war, fehlt aber. Deswegen ist es zulässig, sich die Entwicklung der Welt so vorzustellen, dass in einer ersten Stufe durch den Urknall anorganische Materie geschaffen wurde, die in einer zweiten Stufe in organische Materie umgewandelt wurde und auf deren Basis sich in einer dritten Entwicklungsstufe die belebte Natur und damit die Intelligenz gebildet hat. Und diese Intelligenz nimmt in der gesamten Welt stetig zu.
Lebende Organismen gibt es also schon seit sehr langer Zeit auf der Erde. Die Gattung Mensch gibt es erdgeschichtlich erst seit sehr kurzer Zeit. Erst vor rund 6 bis 7 Millionen Jahren spaltete sich die Linie des Homo Sapiens von den gemeinsamen Vorfahren mit den Affen ab.
Die berühmte Lucy, Vorläufer des heutigen Menschen, hatte noch ein ziemlich kleines Gehirn. Und die bis 2015 noch nicht bekannte Frühmenschenart »Homo Naledi« hatte nicht einmal die Hälfte der Gehirnmasse des modernen Menschen. Da war das Gehirn des Neandertalers schon deutlich größer. Das Gehirn des heutigen Menschen ist zwar nicht viel größer als das des Neandertalers, hat aber eine andere Struktur, nämlich mehr Gehirnfalten. Dies hat die kognitiven Fähigkeiten des Menschen erhöht.
Man muss feststellen: Schon lange, bevor es den Homo sapiens gegeben hat, lange, bevor es die Religionen gegeben hat, hat es eine unendlich lange Entwicklung der Materie dieser Erde gegeben, war Intelligenz existent. Haie, Schildkröten, und andere Lebewesen existieren schon zum Teil seit über 60, 70, 100 Millionen Jahren und noch länger. Sie alle haben sich in dieser Zeit perfekt an ihre Umwelt angepasst. Übrigens auch die unscheinbaren, unsere Häuser mit bewohnenden Silberfischchen sollen schon seit über 300 Millionen Jahren auf der Erde leben. Nicht zu vergessen sind die Pflanzen, die sogar schon eine halbe Milliarde Jahre lange Entwicklung hinter sich haben. Alle diese Entwicklungen müssen von Anfang an eine Zielsetzung, einen Sinn, eben den objektiven Sinn des Lebens, gehabt haben.
Evolutionsbiologen haben herausgefunden, dass es vor rund 540 Millionen Jahren auf der Erde eine entscheidende Wende in der Entwicklung der Lebewesen und – ich meine – der Intelligenz gegeben haben muss. Es gab bis dahin schon tierische Organismen wie Schwämme und Pilze. Diese waren aber sesshaft, fest verankert auf ihren Untergründen. Plötzlich – in der »kambrische Explosion« genannten Zeit – gab es einen radikalen Wandel. Die Tiere wurden beweglich, sie bildeten Fühler, Augen, Kopf, Schwanz und Beine. Wozu brauchten die Lebewesen Augen und Beine, wenn nicht mit dem Ziel, die Umgebung zu erkennen und sich neue Nahrungsquellen erschließen zu wollen oder vielleicht vor Fressfeinden wie den Trilobiten davon zu laufen? Wozu hätte es eine solche Entwicklung geben sollen, wenn nicht damals eine schon vorhandene Intelligenz dies gefordert hätte?
Interessant ist in diesem Zusammenhang das Zeitalter der Dinosaurier. Man weiß inzwischen, dass sie mindestens 250 Millionen Jahre auf der Erde gelebt haben. Wenn nicht zufällig ein verirrter Asteroid vor 66 Millionen Jahren die Erde getroffen und ihrer Existenz ein abruptes Ende bereitet hätte, könnten sie vielleicht noch viele Millionen Jahre länger gelebt und verhindert haben, dass sich Lebewesen wie der Mensch auf der Erde hätten ausbreiten können.
In der Forschung haben sich die Wissenschaftler bisher darauf konzentriert, wo und wie die Saurier gelebt und was sie gefressen haben. Ob sie aber auch schon so intelligent wie die heutigen Lebewesen waren, ist wenig erforscht. Von den bisher entdeckten 34 000 Gattungen sind erst rund 600 erforscht worden. Waren die Saurier wirklich nur riesige Tötungs- und Fressmaschinen, wie das die Hollywood-Filme uns weismachen wollen, oder verfügten sie auch über Intelligenz?
In ihrer von der Religion gestützten Überheblichkeit haben die Menschen versucht, Intelligenz nur bei sich zu verorten. Noch bis in die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts wurde verbreitet bestritten, dass zum Beispiel Tiere auch über Intelligenz verfügten. Was bei Tieren nach Intelligenz aussah, wurde als Instinkt abgetan. Intelligenz schon bei den Sauriern zu suchen – das kam ihnen schon gar nicht in den Sinn. Seit einiger Zeit jedoch gibt es Forscher, die den Sauriern durchaus Intelligenz zumessen. Die Dinosaurier hatten schon Denkorgane, wenn auch kleine. Nachweise für die Substanz der Sauriergehirne gibt es nicht, aber man kann die Hohlräume in den Köpfen der Saurier bestimmen und daraus auf die Anzahl der Nervenzellen in diesen Hohlräumen schließen. So nimmt man an, dass das Gehirn des Tyrannosaurus Rex 250 Gramm wog. Aber die Struktur des Sauriers ähnelte denen der heutigen Vögel. Die Gehirne der heutigen Vögel haben eine viele dichtere Neuronenstruktur als die vieler anderer Lebewesen. Deshalb ist ihre Intelligenzleistung auch deutlich höher als es vom Umfang ihres Gehirns zu erwarten wäre. Übertragen auf die Dinosaurier bedeutet dies, dass ihre Intelligenzleistung erstaunlich gut gewesen sein muss. Jedoch: ist das alles? Man weiß, dass heutige Lebewesen unterschiedliche Gehirnstrukturen aufweisen. Die Neuronen der Krähengehirne sitzen viel enger zusammen als bei den Säugetieren. Dies bedeutet, dass Krähen viel schlauer sind als es der Umfang ihrer Gehirnmasse vermuten lassen würde.Vielleicht ist es bei den Sauriern ähnlich gewesen. Außerdem: hatten die Saurier nur ein Gehirn oder vielleicht zwei oder gar mehrere Gehirne? In unserer Zeit jedenfalls gibt es auch Lebewesen wie die Kraken, die sogar über neun Gehirne verfügen.
