Vom Raubtierkapitalismus zur Planwirtschaft? - Hermann Kutzer - E-Book

Vom Raubtierkapitalismus zur Planwirtschaft? E-Book

Hermann Kutzer

4,8

Beschreibung

Der bekannte Finanzjournalist liefert ein Manifest im wahrsten Sinne des Wortes: Ausgehend von den Booms und Krisen der letzten Jahrzehnte fordert er ein Umdenken in Richtung öko-sozialer Marktwirtschaft - wohlgemerkt weder eine Abkehr von der Marktwirtschaft noch von den Finanzmärkten. Der Schlusssatz: "Alles wird gut."

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© Copyright 2012:

Börsenmedien AG, Kulmbach

Gestaltung und Satz: Johanna Wack, Börsenmedien AG

Lektorat: Egbert Neumüller

ISBN Buch: 978-3-942888-95-0

ISBN E-Book: 978-3-864700-23-1

Alle Rechte der Verbreitung, auch die des auszugsweisen Nachdrucks,

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der

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sind im Internet über http://dnb.d-nb.de; abrufbar.

Börsenmedien AG

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Tel: +49 9221 9051-0 • Fax: +49 9221 9051-4444

E-Mail: [email protected]

www.boersenbuchverlag.de

Inhalt

Einleitung

Tschernobyl, Big Bang und Wall Street

Mit Nadelstreifen und Diplomatenkoffer

Marktwirtschaftliche Aufbruchstimmung

Die 90er – das Geld regiert

Die Renaissance der Aktie in Deutschland

T-Aktie, Infineon und EM.TV – der Anfang vom Ende

Die zwei Geschwindigkeiten von Wirtschaft und Politik

Eine neue öko-soziale Marktwirtschaft

1.

Einleitung

Das Fragezeichen im Titel ist kein Ausdruck von Feigheit. Es soll auch keine Prognose mit Vorbehalt sein. Es bekräftigt vielmehr eine Gefahr, vor der ich angesichts der jüngsten Entwicklungen warnen möchte. Verkürzt gesagt: Nach einer langen Ära der De-Regulierung sind wir mittlerweile in eine Phase der Re-Regulierung eingetreten. Und es gibt Anlass zur Sorge, dass diese in eine Über-Regulierung einmünden könnte. Dann wäre es nur noch ein relativ kleiner Schritt bis zur Planwirtschaft.

Mir geht es darum, aufzuzeigen, dass ein ganz ungewöhnliches Vierteljahrhundert hinter uns liegt – mit geradezu revolutionären Neuerungen an den Finanzmärkten selbst sowie in ihrem wirtschaftlichen und politischen Umfeld, und das in Wellenbewegungen. Zunächst praktizierte die Politik Reformwillen, aus Marktsicht aber relativ spät, sodass die Märkte den Fortschritt bestimmten. Das drängte in der Folge den Staat in den Hintergrund, die Kommerzialisierung wurde hemmungs- und grenzenlos. Und heute meldet sich der Gesetzgeber mit starken Argumenten als ordnende Hand zurück.

Gut 25 Jahre der „Ungs“ haben die Welt verändert (ursprünglich hatte ich einen Buchtitel wie „Das Ende der Ungs“ im Sinn). Gemeint sind Deregulierung, Internationalisierung und Globalisierung, entscheidend gefördert durch die Digitalisierung und Vernetzung. Ich konnte diese Trends aktiv begleiten und mir Mitte der 80er-Jahre nicht vorstellen, wohin die neue Freiheit der Marktwirtschaft und die Emanzipation der Finanzwirtschaft führen würden. Anfängliche Skepsis der Marktteilnehmer – auch bei mir – wich damals rasch einer Aufbruchstimmung mit Zügen der Begeisterung.

Die „Ungs“, zum Teil modifiziert oder mit anderem Vorzeichen, werden uns weiter begleiten. Worauf es jetzt ankommt, ist eine neue Balance von Möglichkeiten und Verantwortlichkeiten, ist die Rückbesinnung auf verloren gegangene Werte wie Ethik und Moral, ist eine Hinwendung zu mehr Gerechtigkeit sowie die Förderung von Nachhaltigkeit.

Ich betrachte diesen Themenkomplex mit den Augen des langjährigen Finanzmarktbeobachters und konkurriere ausdrücklich nicht mit volkswirtschaftlichen Analysen. Für mich sind die (Finanz-)Krisen seit der Jahrtausendwende der Ausdruck von extremer Instabilität und Vertrauensverlust. Dem muss eine neue marktwirtschaftliche Ordnung begegnen, die Attribute wie „ökologisch“ und „sozial“ wirklich verdient. Dazu gehört, dass das Zusammenspiel zwischen Markt und Staat neu definiert wird.

Wir brauchen keine den Wettbewerb und die Eigeninitiative lähmende Planwirtschaft, sondern eine weiterentwickelte Marktwirtschaft mit funktionstüchtigen und effizient überwachten Finanzmärkten, denen die Investoren wieder vertrauen können.

2.

Tschernobyl, Big Bang und Wall Street

„Es geht nur um die Kohlen, Junge, alles andere ist völlig unwichtig!“ Was Michael Douglas in seiner Oscar-prämierten Rolle als skrupelloser Spekulant Gordon Gekko dem ehrgeizigen jungen Börsenmakler Bud Fox (Charlie Sheen) zuruft, klingt wie die komprimierte Beschreibung einer neuen Ära. Oliver Stones „Wall Street“ ist mehr als ein gut gemachter, inhaltlich dichter und hervorragend besetzter Streifen, der nicht zufällig im Crash-Jahr 1987 produziert wurde. Mit dem Abstand eines Vierteljahrhunderts, das – auch – von sich vermehrenden Finanzkrisen und -skandalen gekennzeichnet war, gewinnt „Wall Street“ noch an historischer Qualität (2010 ist ein zweiter Teil in die Kinos gekommen). Gekkos Botschaft, der nach eigenem Bekenntnis „Kapitalismus vom Feinsten“ lebt: Gier ist gut, Gier ist richtig, Gier ist gesund. Als er den Wankelmut seines Schülers spürt, versucht ihn der Lehrer aufzurütteln: „Du bist doch nicht so naiv und glaubst, dass wir in einer Demokratie leben. Das ist die freie Marktwirtschaft, und du bist ein Teil davon!“